Warum Wandelanleihen in den Fokus rücken

Chancen mit Aktien kombiniert mit einem Verlustpuffer: Die Eigenschaften sind wieder gefragt.

Raja Korinek. Die Volatilität hat auf den globalen Märkten jüngst wieder schlagartig zugenommen. Die US-Wirtschaftsdaten deuten auf eine Verlangsamung. Geopolitisch verschlimmert sich die Lage in der Ukraine sowie im Nahen Osten. Für Jan Viebig, CIO bei ODDO BHF, steht fest: „Typischerweise nimmt die Volatilität unmittelbar vor und zu Beginn einer militärischen Auseinandersetzung zu. Es sind vermehrt Kursausschläge nach unten, als auch nach oben zu beobachten, womit das Risiko an den Finanzmärkten steigt.“

Doch ganz sollte man sich von den Aktienmärkten nicht abwenden. „Sehr langfristig steigen Aktienkurse.“ Eine Möglichkeit, weiterhin auf einen Aufschwung zu setzen – mit einem Puffer nach unten – bieten Wandelanleihen.

Solche Papiere sind mit einem fixen Kupon ausgestattet, der geringer als bei „normalen“ Anleihen ist. Dafür sind sie zusätzlich mit einer Kaufoption ausgestattet. Sie berechtigt Anleger, das Papier während der Laufzeit in Aktien des Emittenten – zu einem fixen Wandlungskurs – zu wandeln. Je weiter der Aktienkurs darübersteigt, desto wertvoller wird die Kaufoption, somit die Wandelanleihe. Lösen Anleger dann nämlich die Kaufoption ein, kommen sie günstiger an die Aktie heran als mit einem Direktkauf. Hinzu kommt folgender Aspekt: Korrigieren die Aktienmärkte kräftig, verliert auch die Kaufoption an Wert. Im schlimmsten Fall kassieren Anleger den Kupon und können die Wandelanleihe bis Fälligkeit behalten.

Einzig, die wachsende Korrekturgefahr ist nicht das einzige Argument. Arnaud Brillois, Leiter des Global Convertibles-Teams bei Lazard AM, meint, die Aussichten auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft erhöhten die Chancen auf eine Zinssenkung im zweiten Halbjahr. Grundsätzlich profitieren Anleihen von solch einem Schritt. Dann sind bestehende Papiere besser verzinst als jene, die erst nach der Senkung begeben werden, und gewinnen an Wert.

Aufholpotenzial nicht unterschätzen
Zudem würden Wandelanleihen Brillois zufolge meist von mittelgroßen Emittenten aus dem Wachstumssegment emittiert werden. Für sie ist es eine interessante Finanzierungsmöglichkeit, da die Kuponzahlungen verhältnismäßig niedriger sind als bei normalen Anleihen und andererseits, weil Wandelanleihen oft kein Rating haben, wodurch Emissionen rascher und günstiger erfolgen. „Dennoch haben sich angesichts eines global hohen Zinsniveaus die Aktien dieser Unternehmen schlechter entwickelt als der breite Markt“, so der Lazard-Experte. Viele kleinere Wachstumsfirmen benötigen eine Menge Fremdkapital für ihre Wachstumspläne. Dieses wird im Lichte sinkender Zinsen wieder leistbarer. Brillois räumt entsprechenden Aktien – somit den Wandelanleihen – in solch einem Umfeld reichlich Potenzial ein.

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