Ab in den Hohen Norden

Klimafreundlich und anlegerfreundlich präsentieren sich die nordischen Börsen.

Christian Sec. Der Trend zur Investition in den Norden ist nicht nur auf das noch halbwegs erträgliche Klima zurückzuführen. Immerhin hat der OMX Copenhagen, der Leitindex der dänischen Börse, in den vergangenen fünf Jahren eine Gesamtperformance von fast +74 % erzielt. Auch der schwedische Leitindex mit +63 % (ohne Währungsbereinigung) performte in diesem Zeitraum deutlich besser als der ATX und der Dax.

Ein Grund, warum die nordischen Börsen die wirtschaftliche Schwäche in Europa besser bewältigten als viele andere europäische Börsen, liegt in der globalen Ausrichtung der skandinavischen Unternehmen, erklärt Johannes Rogy, Nordea-Vertriebschef für die CEE-Länder. Diese globale Ausrichtung führt dazu, dass Analysten ihren Fokus auf die Exportmärkte in Nordamerika und Asien legen. Ein weiteres Merkmal der nordischen Börsen ist ihre hohe Liquidität, so Kevin Legind-German von SEB International Asset Management gegenüber dem Börsen-Kurier, was auf die Reife des Aktienmarktes zurückzuführen ist. Ein wichtiger Unterschied betrifft auch die flacheren Hierarchien und dezentralen Strukturen in den skandinavischen Unternehmen, betont Legind-German. Besonders in innovationsgetriebenen Branchen bringt dies Vorteile, wie Studien zeigen.

Zykliker in Helsinki und Stockholm
Die vier Börsen (Stockholm, Helsinki, Kopenhagen, Oslo) weisen unterschiedliche Schwerpunkte auf. So sind die Handelsplätze in Stockholm und Helsinki stark von zyklischen Werten, wie der Industrie, geprägt, erläutert Legind-German. In Stockholm dominiert der Industriesektor, der 42 % des Leitindex OMX Stockholm 30 ausmacht, während er beim OMX Helsinki 28 % beträgt. Zu den Schwergewichten in Stockholm zählen Industriekonzerne wie Atlas Copco und Ericsson. Atlas Copco, ein Unternehmen, das Kompressoren und Vakuumpumpen für die Bauwirtschaft herstellt, verzeichnete einen Kursanstieg von 28 % in den letzten zwölf Monaten, wobei Asien der größte Absatzmarkt ist. In Helsinki sind Unternehmen wie der Aufzughersteller Kone und das unverwüstliche Nokia tonangebend. Der ehemalige Weltmarktführer bei Mobiltelefonen hat sich neu erfunden und ist nun ein bedeutender Anbieter von 5G-Netzinfrastrukturen für Telekommunikationsunternehmen, weltweit.

Pharmazie in Dänemark
An der Börse in Kopenhagen ist der Gesundheitssektor mit rund 37 % der stärkste Sektor, was sich gerade während der Covid-Krise im Jahr 2020 als vorteilhaft erwies und dazu führte, dass die Kopenhagener Börse in einem Jahr, in dem viele europäische Märkte wie der ATX negativ abschnitten, um fast 34 % zulegen konnte. Der mit Abstand größte Einzelwert in der dänischen Hauptstadt ist der Pharmariese Novo Nordisk, ein weltweit führender Insulinhersteller, dem das 2021 eingeführte Antidiabetikum Semaglutid ein hohes Umsatzwachstum bescherte. Der Umsatz des Unternehmens stieg 2023 im Vergleich zu 2021 um 65 %, die Forschungsausgaben im gleichen Zeitraum gar um 81 %. Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht und trug maßgeblich zur Überperformance des Index bei. Ein weiterer bedeutender Titel im dänischen Index ist Møller-Maersk, die größte Container-Reederei der Welt.

An der Börse in Oslo beherrscht der Energiesektor naturgemäß mit über einem Drittel der Marktkapitalisierung den norwegischen Leitindex. Der Erdgaskonzern Equinor ist der größte Einzelwert, wobei 67 % der Anteile vom norwegischen Staat gehalten werden. Anleger müssen das Risiko des hohen Rohstoff-Exposures an dieser Börse einkalkulieren. Mit einer Performance von rund 20 % in den letzten fünf Jahren liegt die Osloer Börse knapp vor dem OMX Helsinki mit +16 %.

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