Geheimtipp Bangkok?
Thailands Aktien waren zuletzt massiv auf dem Vormarsch.
Roman Steinbauer. Am 13. September meldete die Nachrichtenagentur Reuters, Thailands staatlicher Mutual Fund „Vayupak“ werde sein Kapitalisierungsvolumen auf umgerechnet bis zu 4 Milliarden Euro ausdehnen. Ziel sei es, an der inländischen Börse Aktien zu erwerben. Bereits diesen Monat werden dazu der Öffentlichkeit neue Anteilscheine angeboten.
Aber nicht nur damit erklärt sich eine seit wenigen Wochen wieder zum Leben erweckte Börse in Bangkok. Neben der Ausweitung des (dem thailändischen Finanzministerium und staatlichen Agenturen unterstehenden) Fonds nahmen jüngst auch die politischen Spannungen ab und überzeugende Wirtschaftsdaten schlugen mit positiven Impulsen auf die thailändische Börse durch. Seit 15. August sprang der SET-Index in Bangkok von 1.290 um mehr als 11 % auf 1.436 Punkte am 18. September. Dies, nachdem die führenden Aktien bereits seit Beginn 2023 eine ausgeprägte Schwäche aufwiesen. Noch am 26. Juli berichtete der kanadische Finanzsender Business News Network (BNN) darüber, die Marktkapitalisierung der Börsen in Singapur und Kuala Lumpur habe jene Bangkoks übertroffen. Stellte doch der thailändische Handelsplatz bis 2022 unangefochten die Nr. 1 in Südostasien dar.
Zweistellige Kursgewinne
Ab Mitte des Vormonats drehte sich die Stimmung markant und die Nachfrage an Gesellschafteranteilen aus dem Siam-Staat sprang rasant an. Betreffend jene Wertpapiere, die an Europas Börsen Stuttgart bzw. Frankfurt notieren, kam mit steigenden Umsätzen in folgende Titel besonders viel Bewegung: Aktien der Kasikornbank zogen seit 20. August bis 18. September von 3,45 auf 4,08 Euro, Bangkok Bank von 3,45 auf 4,06 Euro nach oben. Papiere, der vom einstigen Premierminister Thaksin Shinawatra gegründeten Intouch Holdings (Mobilfunk und Satellitentechnik) prosperierten von 2,13 auf 2,36 Euro, jene des Agro-Unternehmens Sri Trang von 0,48 auf 0,57 Euro, während Siam Cement von 5,25 auf 6,30 Euro sprangen. Als Profiteur sehen Investoren ebenso PTT Global Chemical, die um satte 21 % auf 0,75 Euro kletterten. Einzig Valoren der Hana (Mikroelektronik) waren zuletzt erst ansatzweise auf Erholungskurs und stehen im Vergleichszeitraum um 2 % über dem Vorniveau.
Beeindruckendes Zahlenwerk
Nach einer seit Spätherbst 2022 bis zum heurigen Sommer permanent schrumpfenden Industrieproduktion überraschte das thailändische Amt für Industrieökonomie kürzlich die Märkte mit einem August-Wert von +1,8 %. Für denselben Monat wies die Bank of Thailand ein Plus der Privatinvestitionen von 6,0 % aus – ein Anstieg, der zuletzt im März 2012 übertroffen worden war. Begleitend dazu erholte sich die Devise. Der Baht (THB) legte binnen zweier Monate um mehr als 6 % auf 36,97 pro Euro zu. Laut Zentralbank kamen zudem die Währungsreserven im August mit 213 Milliarden Euro bis auf 6 % an den Spitzenwert von Jänner 2021 heran. Das Leitzinsniveau befindet sich seit zwölf Monaten bei 2,5 %, wobei Senkungen der Zentralbank nun als wahrscheinlich gelten. Erstaunlich zudem die eingezogene Preisstabilität: Lag die Inflation im September 2022 auf Jahresbasis noch bei 7,9 %, errechnete das Handelsministerium für den Vormonat gerade noch einen Anstieg um 0,35 % p.a., während die Arbeitslosigkeit mit 1 % nachrangig erscheint. Einen Makel im Zusammenhang mit dem Konsum stellt nur die Altersstruktur der Bevölkerung dar. Da der durchschnittliche Thailänder bereits 39,6 Jahre (2023) aufweist, kann von einer jungen Bevölkerung nicht mehr gesprochen werden.
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