Zwischendurch mal vorsichtig sein

Die Kunst, mit Zertifikaten ein Portfolio abzusichern.

Michael Kordovsky. Der Nasdaq-100-Index hat bereits am 10. Juli sein Hoch erreicht, ehe nach einer scharfen Korrektur wieder eine Gegenbewegung folgte. Der Dax zeigt bereits seit mehreren Monaten eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau, unterbrochen durch die Korrektur im August. Indessen mit einem Plus von fast 25 % im laufenden Jahr bereits sehr gut entwickelt hat sich der Goldpreis. Doch nach einer 0,5-%-Leitzinssenkung der Fed und weltweit zahlreichen geopolitischen Krisenherden könnte diesbezüglich schon viel im aktuellen Goldpreis eingepreist sein.

Gleichzeitig wird der Aktienmarkt ungemütlicher: Gewinnenttäuschungen bei größeren Unternehmen oder ungünstige Konjunkturdaten könnten die globalen Aktienmärkte bald erneut unter Druck setzen. Wenn aber die Unsicherheit steigt, ist es kostengünstiger, eine temporäre Portfolio-Absicherung durchzuführen, als ein ganzes Portfolio im Falle aktivierter Stopps umzuwälzen. Um Aktien- oder Goldbestände richtig abzusichern, können passende Hebelzertifikate eingesetzt werden, deren Vorteile in einer guten Skalierbarkeit von Ordergrößen und einer großen Auswahl nach Merkmalen wie Hebel und Abstand zur Knock-out-Schwelle liegen. Hinzukommen steuerliche Aspekte: Hebelzertifikate unterliegen als verbriefte Derivate mit eigener ISIN der KESt von 27,5 %, die auf österreichischen Depots automatisch abgeführt wird. Dem stehen Emittentenrisiko und Knock-out-Schwelle als Nachteile gegenüber. Wird Letztere erreicht, droht meist ein Totalverlust.

Die richtige Selektion
Bei der Absicherung lautet die wichtigste Frage: Mit welchem Index weist der abzusichernde Teil die höchste Korrelation (Gleichlauf der Wertentwicklung) auf? In nur seltenen Fällen sind ausschließlich ETFs auf Standard-Indizes wie Dax oder S&P 500 im Portfolio. Deshalb kommt hier eine Proxy-Hedge-Strategie auf Basis passender Aktien-Cluster ins Spiel: Letztere sind Gruppen von Aktien mit gleichen Merkmalsausprägungen wie zum Beispiel in Fonds oder Einzelaktiendepots enthaltene US-Standardwerte, die man beispielsweise mit einem Short-Hebelzertifikat auf den S&P 500 absichern könnte, oder europäische Aktien, für die Short-Hebelzertifikate auf den Euro Stoxx 50 in Frage kämen.

Ist das geklärt, erfolgt die konkrete Auswahl anhand von Hebel und Abstand zwischen Indexstand (oder Goldpreis) und Knock-out: Je kleiner Letzterer ist, desto größer sind in der Regel der Hebel und das Risiko. Je schwankungsintensiver (volatiler) der betreffende Index als Underlying für das Hebelzertifikat ist, desto niedriger sollte der Hebel und desto größer der Abstand zum Knock-out sein. Trotz eines kurzfristigen Absicherungshorizonts von maximal mehreren Wochen, sollte idealerweise der Abstand im Bereich der aktuellen Zwölf-Monats-Volatilität liegen.

Absicherung von Goldbeständen
Gleiches Schema gilt auch für Gold-Investments, insbesondere physische Goldbestände. Angenommen, diese liegen bei 10 Unzen, deren Wert auf Spotpreis-Basis insgesamt 25.875 USD bzw. 23.176 Euro beträgt. Die Volatilität des Goldpreises liegt bei 17 %. Als Beispiel käme der von der Société Générale emittierte Turbo-Unlimited-Short-Optionsschein mit der ISIN DE000SW80BM6, unbegrenzter Laufzeit (open end) und einem Hebel von 6,61 in Frage. Dieser weist per 19. September bei einem Goldpreis von 2.587,465 USD eine Knock-out-Schwelle von 2.976,281 USD auf. Das ist ein Abstand von rund 15 %. So stark müsste der Goldpreis steigen, damit es zum Knock-Out käme. Anleger, die damit Goldbestände im Wert von 23.200 Euro hedgen, müssen zur optimalen Absicherung (betreffendes Volumen von 23.200 Euro/Hebel von 6,61) 3.510 Euro einsetzen.

Risikomanagement und Glattstellung
Die Wertentwicklung der Hedge-Position sollte täglich verfolgt werden, und aufgrund der Gefahr eines Overnight-Gaps im Falle eines Short Squeeze sollte spätestens 5 % vor der Knock-out-Schwelle die Absicherungsposition glattgestellt werden. Geht es beim Hedge in die richtige Richtung und man gewinnt in etwa damit jenen Betrag, den man in diesem Fall mit den Goldbeständen verliert, dann sollte man ab einem bestimmten Punkt Kasse machen, vor allem dann, wenn Gold bereits überverkauft ist und eine technische Gegenreaktion zunehmend wahrscheinlicher wird. Letzteres kann anhand einschlägiger Indikatoren gut erkannt werden.

Foto: Adobe Stock / Onijdi