Kräftige Impulse an Südafrikas Börse
Der Finanzmarkt am Kap der Guten Hoffnung erfährt Zuversicht.
Roman Steinbauer. Der Verlust der absoluten Mehrheit der Regierungspartei ANC am 29. Mai bei den Wahlen zur Nationalversammlung führte bei Investoren kurzzeitig zu Skepsis bezüglich der Stabilität im Land. Durch die Bildung einer Regierung der „Nationalen Einheit“ um Präsident Cyril Ramaphosa schlug die Stimmung da-nach rasch positiv aus. Der breite und 99 % der Marktkapitalisierung abbildende JSE FTSE All Share Index an der Johannesburg Stock Exchange (JSE) kletterte von Mitte Juni bis Ende August um über 14 % auf einen Stand von über 87.000 Zählern. Seitdem setzte eine leichte Korrektur um 2 % ein.
Kursanstieg erfasst viele Sektoren
An deutschen Börsen gehandelte südafrikanische Aktien zeigen diese Stärke auf. Titel des Maschinenbauers Wilson Bayly Holmes zogen seit Sommerbeginn um
+36 % an, gefolgt von Astral Foods (+30 %). Zu Aufsteigern gesellten sich dazu die Standard Bank Group oder KAP Industrial, die ebenso um ein Drittel auf höherem Terrain liegen. Der Tourismus-Titel City Lodges und Transpaco (Verpackung) stiegen jeweils um mehr als 20 %.
Nicht profitieren konnten hingegen die Papiere des Zellstoff- und Papierproduzenten Sappi, dessen Kurs langfristig nicht von der Stelle kommt.
Durch die galoppierten Weltmarktpreise für Edelmetalle sind die überproportionalen Kursanstiege von teils mehr als 25 % entsprechender Minenförderer indes wenig überraschend. Doch setzten bei Anglogold Ashanti, Gold Fields oder Impala Platinum punktuell seit der Vorwoche zweistellige Korrekturen ein. Anders gelagert ist der Kursverlauf der Exxaro Resources (Energie, Kohle, Mineralien). Die Titel notieren derzeit mit 8,40 Euro bis zu 40 % unter den Spitzenwerten des Jahres 2022.
Im Tross einer Wirtschaftsdelegation bei einer Roadshow in London lud Bloomberg TV Südafrikas stellvertretenden Präsidenten Paul Mashatile Ende September in London ins Studio. Dieser machte vor allem Investitionen in die Frachtverkehrs-, Wasser- und Energiebranche schmackhaft. Er kündigte für 2025 Stimulationsmaßnahmen in die Infrastruktur und generell ein Wachstum des BIP auf 1,5 % (heuer wird 1 % erwartet) an.
Zum Teil starke Wirtschaftsdaten
Jüngste Zahlen relevanter Institutionen in Pretoria, wie jener des Statistikamtes, der Notenbank, der Nationalen Vereinigung der Autoproduzenten (Naamsa) sowie des Departments of Mineral Resources and Energy (DMRE) deuten auf gute Perspektiven.
Wurden die Leitzinssätze von September 2021 bis Mai 2023 in zehn Schritten von 3,50 auf 8,25 % drastisch angehoben, lockerte die Notenbank im September um 0,25 % erstmals wieder die Zügel. Unterstützend wirkte eine im August weiter gesunkene Inflation von 4,4 % p.a. (Vormonat 4,6 %). Die Handelsbilanz erreichte (nach einem Einbruch bis ins 1. Quartal 2024 hinein) wieder positives Terrain. Im August wurde mit umgerechnet 291 Millionen Euro den siebten Monat in Folge ein Überschuss ausgewiesen.
Die Währungsreserven befanden sich mit Stand Ende September mit umgerechnet 3,30 Milliarden Euro auf einem Höchststand. Ein Aufwärtstrend ist zudem im Einzelhandel abzulesen. Nach Minuszeichen im Vorjahr wuchsen die Erlöse auch im Juli (+2,0 %). Wenig befriedigend verlaufen hingegen die Kfz-Absätze, die für September weiterhin einen Rückgang (-4,1 %) anzeigten.
Die für Südafrikas Ökonomie wichtige Minenproduktion erfuhr im Juli (-1,4 %) noch keine Expansion. Frappierend für europäische Verhältnisse stellt sich allerdings weiterhin die Arbeitslosenquote von 33 % der erwerbsfähigen Bevölkerung dar.
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