Steyr Motors plant Börsenlisting
Der Spezialmotorenhersteller will noch heuer an die Frankfurter Wertpapierbörse.
Tibor Pásztory. Mit dem Spezialmotorenhersteller Steyr Motors – nicht zu verwechseln mit Steyr Automotive – plant ein zweifellos interessantes, finanziell mittler-weile gut aufgestelltes oberösterreichisches Industrieunternehmen den Gang an die Börse, wobei es sich um die Frankfurter Wertpapierbörse und nicht um den Finanzplatz Wien handelt. Diese Entscheidung dürfte wohl der deutsche Finanzinvestor Mutares (ISIN: DE000A2NB650) getroffen haben, der – nach seinem Einstieg vor zwei Jahren in das sich damals in finanziellen Schwierigkeiten befindliche Unternehmen – dieses erstaunlich schnell zu einem Turnaround geführt hat. Mittlerweile verfüge das Unternehmen, so eine entsprechende Aussendung, über eine hohe Eigenkapitalquote und eine Netto-Cash-Position von 8,6 Millionen Euro und keine zinstragenden Bankverbindlichkeiten.
Tatsächlich ist der Umsatz des Unternehmens von 2022 auf 2023 um mehr als ein Drittel gestiegen. Die Ebit-Marge in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres lag bei 24 %. Als Jahresumsatz werden 41 bis 45 Millionen Euro bei einem bereinigten Ebit zwischen 9 und 11 Millionen Euro erwartet. Im Jahr 2025 will man Umsatz als auch Ebit um jeweils weitere 40 % steigern.
Hoher Auftragsbestand
Dieser Optimismus beruht auf einem Auftragsbestand per 30. September von 150 Millionen Euro. Der Umsatz stammt zu 60 % aus Europa. CEO Julian Cassutti dazu: „Steyr hat sich zu einem der weltweit führenden Anbieter von maßgeschneiderten Motoren in speziellen militärischen und zivilen Anwendungsbereichen entwickelt. Unsere patentierten, einsatzkritischen Motoren mit einem hohen Kraft-Leistungs-Verhältnis und Monoblock-Design sind stark nachgefragt, was sowohl das Umsatzwachstum als auch die Profitabilität der Steyr vorantreibt.“
Kernprodukt des Unternehmens ist den technikbegeisterten Lesern noch gut in Erinnerung befindliche M1-Monoblock-Motor, der hauptsächlich in militärischen Spezialfahrzeugen, Kampfpanzern, Booten oder als Hilfsmotor Verwendung findet. In seinen Grundzügen war er noch von der Steyr-Daimler-Puch AG entwickelt worden. Als niemand mehr an diesen Motor zu glauben schien, wurde er von einem Konsortium rund um den ehemaligen Verstaatlichtenminister und Bundespräsidentschaftskandidaten Rudolf Streicher übernommen. Sehr früh – zu früh – verfügte Steyr Motors auch über einen Hybridmotor.
Es folgten turbulente Jahre und einige Eigentümerwechsel, bis Ende 2022 der börsennotierte Finanzinvestor Mutares SE & Co. KGaA einstieg. Die global vertretene Private-Equity-Holding mit einem Jahresumsatz um die 6 Milliarden Euro erwirbt Unternehmen in Sondersituationen, die signifikante operative Verbesserungspotenziale aufweisen und nach einem Repositionierungs- und Stabilisierungsprozess wieder veräußert werden. Der Wind weht in vorliegendem Fall in Anbetracht weltweit steigender Rüstungsausgaben für Mutares jedenfalls günstig.
Das Listing im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse (Scale-Segment) sei der nächste logische Schritt auf dem weiteren Wachstumskurs, so Cassutti. In einem ersten Schritt werden im Rahmen einer Privatplatzierung bestehende, aber auch neue Aktien an institutionelle Investoren abgegeben, wobei Mutares Mehrheitsaktionär bleiben wird. Im Anschluss sollen die Steyr-Motors-Aktien noch in diesem Quartal in den börslichen Handel aufgenommen werden. Weitere Details werden noch bekanntgegeben.
Foto: Steyr Motors