Unerwartete Börsentrends prägen den Herbst

Von China bis zu europäischen Unternehmensanleihen: Es gibt viele neue Trends.

Raja Korinek. Das aktuelle Börsenjahr wartete jüngst mit überraschenden Wendungen auf. Anfang August gerieten etwa japanische Aktien heftig unter Druck, nachdem sich die Bank of Japan am Tag zuvor zur zweiten Zinserhöhung im heurigen Jahr durchrang. Der Leitsatz liegt nunmehr bei rund 0,25 %. Wesentlich positiver waren Nachrichten aus China. Um der schwächelnden Konjunktur und dem kriselnden Immobilienmarkt unter die Arme zu greifen, senkte die chinesische Notenbank die Zinsen. Ende September wurde der Mindestreservesatz für Banken um 0,5-%-Punkte gesenkt, so dass der durchschnittliche Satz nun bei rund 6,6 % liegt.

Hält Chinas Trendwende an?
Den chinesischen Aktien verlieh der jüngste Schritt kräftigen Rückenwind. „Der Markt hat sich gut erholt“, blickt Bernhard Greifeneder, Chief Investment Officer von Amundi Austria, auf die Geschehnisse im Rahmen einer aktuellen Präsentation in Wien zurück. Der Börsen-Kurier war dabei. Doch damit dürfte längst nicht Schluss sein. Davon ist Vincent Denoiseux, Head of Investment Strategy bei Amundi ETF, überzeugt. Er meint, dass vor allem die A-Aktien von den Stimulus-Maßnahmen weiterhin profitieren könnten. Solche Titel werden an den Börsen Shanghai und Shenzhen in Renminbi gehandelt. Und werden zum Großteil von chinesischen Privatanlegern gekauft.

Noch mahnt Denoiseux aller-dings vor allzu viel Euphorie, die Maßnahmen müssten erst noch ihre Wirkung etwa am Immobilienmarkt entfalten. Dabei hatte der krisengebeutelte Sektor auch Folgen auf den Konsumsektor, da viele Chinesen in Immobilien als Vorsorge investiert haben. Die aktuellen Turbulenzen in der Branche haben viele Menschen stark verunsichert. Entsprechend ist auch die Zurückhaltung beim Konsum.

Ähnlich vorsichtig gibt man sich beim Schweizer Vermögensverwalter Swisscanto. Dort heißt es etwa, mit dem jüngsten Maßnahmenpaket der chinesischen Regierung und der Notenbank zur Stützung des Wachstums und des Immobilienmarkts haben zumindest die konjunkturellen Abwärtsrisiken für das Reich der Mitte wieder etwas abgenommen. Die zahlreichen Maßnahmen und tieferen Zinsen seien positiv, wenn auch sie weder auf den Immobilienmarkt noch auf den Konsum markante Auswirkungen haben dürften. Die längerfristigen Folgen bleiben somit abzuwarten.

Antizyklische Kaufchancen
Allerdings könnte das aktuelle Umfeld antizyklischen Anlegern wiederum eine Einstiegschance – etwa mit einem Indexfonds in die Region – bieten. So bildet der „Amundi MSCI China A UCITS ETF Acc“ den „MSCI China A Index“ nach. Dieser enthält die größten und umsatzstärksten chinesischen A-Aktien, zu denen der Branntweinhersteller Kweichow Moutai, der Batterieproduzenten CATL sowie der Versorger China Yangtze Power zählen.

Alternativ können Anleger mit dem „iShares China Large Cap UCITS ETF“ auf den „FTSE China 50 Index“ setzen. Darin enthalten sind die 50 größten und liquidesten chinesischen Aktien, die an der Börse in Hongkong notiert sind. Dazu zählen beispielsweise die Online-Plattform Alibaba, der Internetkonzern Tencent sowie der Onlinehändler Meituan.

Euro-Unternehmen im Fokus
Doch wie sieht es auf der Anleiheseite aus? Denoiseux verweist auf das steigende Interesse bei Unternehmensanleihen aus der Eurozone. „Die Anlageklasse verzeichnete zuletzt eine starke Trendwende.“ Grund sind freilich die Erwartungen weiterer Zinssenkungen. Das ist ein Treiber für die Kurse bestehender Bonds, die höher verzinst sind als neue Papiere nach der Senkung.

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