Unterbewertet trotz starker Kursanstiege?

In Goldminenaktien ist aktuell mehr Potenzial vergraben als an den Börsen im Ganzen.

Patrick Baldia. Der Höhenflug des Goldpreises hält weiter an. In der vergangenen Woche erreichte er mit 2.670,57 USD pro Feinunze einen neuen Höchststand. Damit konnten allein im September drei Allzeithochs erreicht werden. Seit Jahresbeginn war es sogar der 28. Rekord (!). Getrieben wurde das Edelmetall zuletzt vor allem von der Abwertung des US-Dollars und der Aussicht auf fallende Leitzinsen. Dazu kommt, dass die globalen Zentralbanken ihre Goldbestände deutlich aufgestockt haben, konkret um rund 483 Tonnen in den ersten sechs Monaten des Jahres. Auch das ist ein Rekord.

Was die weitere Entwicklung des Goldpreises betrifft, geben sich Experten optimistisch. Im aktuellen Goldreport von Raiffeisen Research sieht Analyst Aaron Alber das Edelmetall auf Jahressicht weiter von der globalen konjunkturellen Entwicklung, der Geldpolitik sowie geopolitischen Risiken gut unterstützt. „Temporäre Rücksetzer sollten angesichts der wei-terhin robusten Zentralbanknachfrage eher nur von kurzer Dauer sein“, meint er. Nachsatz: „Kurzfristig kann auch die Eigenschaft von Gold als Absicherungsinstrument gegen Aktienmarktrückschläge zu einer erhöhten Nachfrage nach dem Edelmetall führen.“

Während der Goldpreis von Rekord zu Rekord eilt, haben sich Goldminenaktien auch nicht gerade schlecht entwickelt. Im Gegenteil: Der „NYSE Arca Gold Bugs Index“ liegt seit Jahresbeginn mit rund 40 % im Plus. Zum Vergleich: Der Goldpreis hat seit Anfang Jänner um rund 25 % zugelegt. Dennoch halten Experten fest, dass die traditionell stark positive Korrelation zwischen Goldminenaktien und Goldpreis zuletzt nachgelassen hat. So haben sich etwa Goldaktien im August nicht besser geschlagen. „Das ist überraschend, wenn man bedenkt, dass Gold neue Höchststände erreicht hat und sich die Cashflow-Generierung und die Bewertungen dieser Unternehmen mit Sicherheit verbessert haben“, so Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle beim US-Asset Manager VanEck.

Rekord-Goldpreis nicht eingepreist
Die VanEck-Expertin glaubt, dass der Markt die Rekordpreise für das Edelmetall noch nicht eingepreist hat. Sie bringt aktuelle Analysten-Einschätzungen ins Spiel, die davon ausgehen, dass der Goldpreis, der sich in den Goldminenaktien widerspiegelt, im Durchschnitt einen Abschlag von etwa 23 % auf den aktuellen Spotpreis für Gold aufweist. Auch auf Basis einer Reihe von Bewertungskennzahlen für den Sektor würden die aktuellen Bewertungen auf historischen Tiefständen liegen.

„Der Goldpreis könnte sich auf dem aktuellen Niveau halten und möglicherweise steigen, wenn das Interesse von westlichen Anlegern, die die traditionellen Vorteile von Gold suchen, zunimmt“, so Casanova. Das könne auch dazu führen, dass Goldaktien wieder mehr Beachtung geschenkt wird. Erste Anzeichen für die von der Portfoliomanagerin erhoffte Wende gibt es bereits. So berichtete der World Gold Council zuletzt von zunehmenden Mittelzuflüssen in nordamerikanische und europäische Gold-ETFs.

Ein paar Ideen gefällig?
Die Analysten der Erste Group haben erst kürzlich die Empfehlung für Agnico-Eagle Mines von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft. Sie erwarten in den kommenden Quartalen positive Gewinnüberraschungen und ein Anhalten des Aufwärtstrends der Aktie. Die Experten von Raiffeisen Research empfehlen aktuell wiederum die Aktien von Barrick Gold zum Kauf. „Die geringe Verschuldung sowie moderate Bewertung und der Ausbau der profitablen Kupferproduktion sprechen für weiteres Aufwärtspotenzial“, so die Begründung. Und vielleicht auch eine Überlegung wert: Newmont Corporation oder Gold Fields.

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