„Bäume lesen kein Wall Street Journal“
Forst-Investment: Attraktive Renditemöglichkeit mit relativ niedriger Vola.
Manfred Kainz. Die Finanzwelt und der Begriff grün: ein ambivalentes Verhältnis. Denn während Anleger auf nachhaltiges Geldanlegen nicht (mehr) so anzuspringen scheinen, wie die Proponenten erhofften, herrscht auf der Produkt- und Finanzierungsseite Fantasie: Green Asset Ratio, Green Bonds, „Grüne“ Konten und „Grüne“ Investmentfonds. Abgesehen davon: Woran denken wir spontan beim Wort grün? Vielleicht an Wiesen und Wälder? Da ist es aus Anlagesicht dann nicht mehr weit zu Forst-Investments.
„Forestry“ als Anlage war daher Thema beim Abend „Alternative Assetklassen in der Asset-Allocation“ bei der Steuerberatung TPA. Alternative Investments kennt man landläufig in anderen Zusammenhängen: Real Estate, Infrastructure Equity und Private Equity, holte Alexander George aus.
Er ist Head of Institutional Sales DACH bei MEAG Asset Management. Das Haus ist von München, New York und Hong Kong aus tätig und Teil des Netzwerkes der Munich Re Group und der Ergo Gruppe. MEAG hat 345 MrdE Investments unter Asset Management, davon 56 MrdE von privaten und externen Investoren.
Natural Capital
„Natural Capital“ sei ebenfalls eine milliardenschwere Alternative Assetklasse, so George. „Forestry-“, „Agriculture-“ und „Carbon-Investments“ seien besonders nachhaltigkeitssensitiv und für die Value-Generierung geeignet. Für eine langfristige Investmentstrategie, wie sie MEAG verfolgt, sei dies eine „stabile Säule“. Denn sie profitiere vom langfristigen globalen Makro-Trend und „Markttreiber“ Dekarbonisierung und nachhaltige Energiewende. Da liegen die Chancen in erneuerbaren Energieformen, Verschmutzungs- und Emissionsverringerung, Kreislaufwirtschaft, Ressourcensicherheit und Biodiversität.
Dementsprechend liege der Investmentfokus von Forst-Investments auf den nachhaltigen Trends: Beschleunigende Nachfrage nach Holz als Bau(stoff)-Substitut zur CO2-Verringerung und generell für holzbasierte Produkte für die wachsende Weltbevölkerung, sowie das aus diesem „Nachfrageschub“ erforderliche Waldressourcenmanagement. Dazu komme die neue multipolare Weltordnung: Verfügbarkeit von Holz und Waldflächen gewinnt in der zunehmenden Volatilität von globalen Versorgungsketten an Bedeutung. Und so zitiert George Mark Twain: „Buy land; they are not making it any more.“
Risk, Return, Vola
Wie die Marktanalyse zeige, generiere Forest Investment „attraktive Returns mit relativ niedriger Volatilität“, so der MEAG-Mann. Das Risk-Return-Profil sei sogar besser als von US- und Deutschen Staatsanleihen. Der Vergleich z.B. mit Global Stocks, US-Bonds und Real Estate zeige weiters, dass entsprechende Anlagen fast nicht mit den anderen Assetklassen korrelieren. Egal, was in der Welt passiere: „Trees do not read the Wall Street Journal.“ Das gebe „Forestry Investments“ aus Renditesicht „hohe Planbarkeit“.
Einnahmenströme
Bei der Anlageklasse geht es nicht um Rundholz allein: Es gibt eine Reihe von „Einnahmenströmen“, die den Wert und die Rendite eines Forst-Investment-Portfolios ausmachen bzw. erhöhen: Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern, Carbon/CO2-Zertifikate(handel), als Flächenanbieter für Infrastruktur (Waldgebiete eignen sich für Windkraftanlagen), Verarbeitungsketten und Biodiversität inklusive Qualitätsmanagement der Flächen und des Baumbestandes: Das alles bringe dem Asset Wald Wertzuwachs und Umwelt-„Impact“ im gewünschten Sinne.
Renditepotenzial
Was (seine) Renditeerwartungen für die Assetklasse „Natural Capital“ betrifft, „beginnt alles ab 5 % interessant zu werden“, so George auf Nachfrage des Börsen-Kurier. Diese betreffen den „reinen Wald“, aber die „Bandbreite“ für Renditen gehe bis 10 %; denn „additiv“ zur Fläche kommen die genannten anderen „Verwertungen“, die man ins Portfolio „miteinbauen“ kann, dazu. Wie eben das wachsende Energieversorgungspotenzial …
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