Haben nachhaltige Investments noch eine Zukunft?

Sorgen rund um die grüne Energiewende hält man bei DNB AM für übertrieben.

Raja Korinek. Der Wahlsieg Donald Trumps hat deutliche Spuren an den Börsen hinterlassen. US-Technologietitel legten kräftig zu, während zahlreiche Aktien aus der erneuerbaren Energiebranche teils stark an Wert verloren. So liegt etwa beim dänischen Windkraftanlagenbauer Vestas Wind Systems das Minus auf drei Monate bei rund 33 % (per 11.12. auf Eurobasis), beim Konkurrenten Ørsted bei minus 13 %.

Und Trump hat bereits angekündigt, wieder verstärkt auf die Förderung fossiler Brennstoffe setzen zu wollen. Die Sorge ist groß, dass der Ausbau erneuerbarer Energien deshalb ins Hintertreffen geraten könnte.

Beide Unternehmen sind dabei Teil des „DNB Fund – Renewable Energy Fonds“ von DNB AM. Christian Bergholt Rom, leitender Portfoliomanager, geht auf die jüngste Sektor-Entwicklung im Gespräch mit dem Börsen-Kurier näher ein und meint, allein bei Ørsted seien zwei Faktoren zusammengekommen. „Bei Ørsted war der Zeitpunkt unglücklich. Einen Tag nach Veröffentlichung des Berichts zum 3. Quartal, der schwächer als der Marktkonsens ausfiel, kündigte Donald Trump obendrein an, den Ausbau des Offshore-Windsektors in den USA zu stoppen.“ Das dänische Unternehmen ist auch in der Region mit Offshore-Windprojekten tätig.

Windkraft mit reichlich Potenzial
Das Schlimmste könnte dem Experten zufolge aber ausgestanden sein. „Auf dem aktuellen Niveau preist die Aktie dabei ein begrenztes zukünftiges Wachstum ein, obwohl das Unternehmen genügend Projekte erhalten hat, um sein Ziel für 2030 zu erreichen.“ Für das Investitionsszenario seien keine neuen US-Projekte erforderlich. Überhaupt räumt Rom dem gesamten Sektor noch reichlich Potenzial ein und sagt, „die Offshore-Windindustrie befindet sich in den Kinderschuhen, und Offshore-Windenergie hat sich in Ländern, in denen die Branche wächst, als wettbewerbsfähig erwiesen“.

Als globaler Fonds wird etwa auch in Sunrun aus den USA investiert. Das Unternehmen sei als Marktführer bei der Installation und dem Besitz von Solaranlagen und Batteriespeichern für Wohngebäude in den USA gut positioniert, betont Rom. Doch was, wenn Trump womöglich den Inflation Reduction Act (IRA) stoppt? Das Gesetz wurde vom amtierenden US-Präsidenten Joe Biden 2022 initiiert, um vor allem die sogenannte „grüne Wende“ in den USA zu forcieren.

IRA wird bleiben
Rom rechnet nicht mit einer vollständigen Aufhebung. „Der Anteil der Investitionen und Arbeitsplätze, die durch den IRA geschaffen wurden, war in den republikanischen Bundesstaaten stärker spürbar, was dazu führte, dass sich mehrere Republikaner für den IRA ausgesprochen haben.“ Zudem hatte Trump Steuergutschriften für Investitionen in erneuerbare Energien in seiner vorigen Amtszeit verlängert. „Drittens ist grundsätzlich die Stromnachfrage in den USA in den vergangenen zwölf Monaten um 3 % gestiegen und dürfte etwa aufgrund der Nachfrage nach KI-Rechenzentren weiter steigen.“

Die weltweit führende Rolle beim Ausbau der „Erneuerbaren“ übernimmt jedoch China. Zwar gehe man davon aus, dass die westliche Welt angesichts geopolitischer Spannungen weiterhin an der Verlagerung von Aktivitäten in diese Sektoren arbeiten werde. Vor allem die EU möchte energieautarker werden. „China wird aber wahrscheinlich die Marktführerschaft beibehalten.“

Nebst dem Thema Energie gibt es im Übrigen zwei weitere Kernbereiche im genannten Fonds von DNB Asset Management: die Elektrifizierung und die Ressourceneffizienz.

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