Anleihen als Alternative zu teuren Aktien

Experten halten 2025 eine Verschiebung von Aktien in Richtung Anleihen für durchaus denkbar.

Patrick Baldia. Hält die starke Performance der großen Aktienmärkte auch 2025 an? Kaum eine Frage dürfte Anleger derzeit wohl mehr beschäftigen. Zumindest in den ersten Wochen des neuen Jahres blieben etwa US-Aktien jedenfalls weiter gefragt. Dahinter steht für Experten das erwartete Gewinnwachstum von rund 14 % und die unternehmensfreundliche Wirtschaftspolitik des 47. US-Präsidenten Donald Trump. Die Rechnung ist relativ einfach: Sollten die angekündigten Steuererleichterungen kommen, dürften die Aktienkurse aufgrund der positiven Auswirkungen auf die Unternehmenskurse weiter steigen.

Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass das Sentiment der US-Aktieninvestoren trotz der vermeintlich positiven Ausgangslage keineswegs sehr optimistisch ist, wie die Analysten der Erste Group anmerken. So sei der Anteil an bullish eingestellten Anlegern zuletzt auf das „moderate Niveau“ von 35,1 % gesunken. „Sollte es bei den Fundamentaldaten oder der Stimmung zu einem abrupten Umschwung kommen, droht jedoch eine Anpassung der Bewertungen“, warnt auch Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers. Nachsatz: „Als eine der größten Überraschungen des Jahres 2025 ist eine rasche Verschiebung von Aktien in Richtung Anleihen durchaus denkbar.“

„Bei den derzeitigen Renditeniveaus stellen Anleihen eine echte Alternative zu den hohen Bewertungen des Aktienmarktes“, sagt Thomas Kirchmair, Head of Global Rates bei Swisscanto. Der Experte verweist darauf, dass in den vergangenen Wochen Befürchtungen über eine inflationäre Finanz- und Wirtschaftspolitik in den USA die weltweiten Renditen in die Höhe getrieben hätte. „Unseres Erachtens könnte dieser ‚Trump-Trade‘ dazu führen, dass es sich mittelfristig lohnt, auf dem aktuellen Niveau in den Markt einzusteigen und Zinsrisiken aufzubauen“, so Kirchmair.

Höhere Volatilität erwartet
Tilmann Galler
, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, erwartet, dass die größere Schuldenaufnahme in den USA zu höherer Volatilität bei Anleihen sorgen dürfte. Renditen und Kupons seien aber insgesamt hoch genug, um einen stärkeren Puffer bei möglichen Kulturschocks zu bekommen. Als „Stabilisator“ empfiehlt J.P.-Morgan-Experte Galler Anleihen aus dem qualitativ hochwertigen Bereich. Da die EZB die Zinsen deutlich mehr senken könne als die Fed, sieht er europäische Bonds klar besser unterstützt als Papiere aus den USA. „Allerdings muss man in Europa auch zwischen den einzelnen Ländern differenzieren“, erklärt Galler. So dürfte etwa die Lage in Frankreich schwierig bleiben, während Bundesanleihen ein sicherer Anker sein könnten.

Bei der Erste Asset Management sieht man auch Chancen bei Unternehmensanleihen. „Dass die Zinsen auch heuer weiter zurückgehen sollten, auch wenn viel-leicht nicht so schnell wie erwartet, ist sehr positiv für Corporate Bonds und vor allem für High- Yield-Papiere“, erklärt Produktmanager Mario Kaudela im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.

Um dies zu unterstreichen lanciert die Erste Asset Management zu Jahresbeginn mit dem „Erste Laufzeitfonds Hochzins 2028 II“ und dem „Erste Laufzeitfonds Hochzins 2030“ zwei neue einschlägige, in Euro denominierte, Fonds.

Die neuen Laufzeitfonds können jedenfalls bis zu 40 % in Investment-Grade-Anleihen investieren. Typischerweise werde der Anteil bei 20 bis 30 % liegen, so Kaudela. Auch das Investment-Grade-Segment sehe man positiv bzw. erwarte im Idealfall eine annähernd ähnliche Entwicklung für 2024 – allerdings bei höherer Volatilität. „Investment-Grade-Unternehmen profitieren ebenso wie High-Yield-Unternehmen von Zins-senkungen, aber der Effekt ist oft weniger ausgeprägt, da ihre Kreditkosten bereits relativ niedrig sind und sie längere Laufzeiten für ihre Anleihen haben.“

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