„Bitcoin-Kurs könnte sich 2025 verdoppeln“

Experte empfiehlt einen Portfolio-Anteil von 2 bis 5 % als Stabilisator.

Patrick Baldia. Bernhard Wenger (Foto), Head of Northern Europe bei 21Shares, spricht im Börsen-Kurier-Interview über die weitere Reise des Bitcoins, die hohe Volatilität der Assetklasse und das Potenzial anderer Krypto-Assets.

Börsen-Kurier: Wie hoch ist der Anteil Donald Trumps am jüngsten Höhenflug des Bitcoins?
Bernhard Wenger: Natürlich hat der Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl einen großen Anteil am Höhenflug des Bitcoins seit Anfang November. Dahinter steckt aber viel mehr: Klar ist Trump Krypto-freundlich und positiv für den Bitcoin und andere Krypto-Assets. Aber aktuell ist das gesamte Umfeld Krypto-freundlich. So werden die Zinsen weiter sinken. Gleichzeitig geht die institutionelle Adaption des Bitcoins weiter voran, während viel Geld in Krypto-ETFs fließt. Schon vor dem Halving im April 2024 waren die Fonds erfolgreicher als viele erwartet haben. Das war auch ein Grund, dass der Bitcoin schon im März ein neues Rekordhoch erreicht hat.

Börsen-Kurier: Aus den USA waren in der Schlussphase des Wahlkampfes Signale auszumachen, die zum Gamechanger für Krypto-Assets werden könnten …
Wenger: In den USA sollte sich das Umfeld für den Krypto-Markt gründlich ändern. Zur Rede steht etwa der Aufbau einer strategischen Bitcoin-Reserve. Auch andere Länder wie Argentinien könnten auf den Zug aufspringen.

Börsen-Kurier: Wohin geht die weitere Reise des Bitcoin-Kurses?
Wenger: Krypto-Preisprognosen sind generell sehr schwierig. Interessant ist, dass wenn Bewegung in den Kryptomarkt kommt, dies sehr schnell geschieht, vor allem bei steigenden Preisen. Das ist wirklich eine Besonderheit der Assetklasse. Das Mitte Dezember erreichte neue Bitcoin-Rekordhoch von 107.000 USD dürfte jedenfalls nicht das Ende der Fahnenstange sein. Natürlich ist auch ein Rücksetzer auf 80.000 USD möglich. Das würde aber wohl nur dazu führen, dass neue Investoren einsteigen. Wir glauben, dass sich der Bitcoin-Kurs im Laufe des Jahres 2025 verdoppeln könnte.

Börsen-Kurier: Dass viele Anleger die Finger von Krypto-Assets lassen, liegt an ihrer hohen Volatilität. Wird Letztere die Assetklasse weiter begleiten?
Wenger: Dass die Volatilität am Krypto-Markt weiterhin hoch bleibt, ist sehr wahrscheinlich. Auch wenn sie über einen längeren Zeitraum abgenommen hat. Die weitere Entwicklung wird unter anderem auch stark davon abhängen, wie schnell Donald Trump seine Versprechen umsetzt.

Börsen-Kurier: Kritiker bemängeln, dass sich der Bitcoin wegen der hohen Volatilität und mangels stabiler Korrelationen nicht als Portfolio-Stabilisator eignet?
Wenger: Der Bitcoin eignet sich trotz gegenläufiger Behauptung sehr wohl als Portfolio-Stabilisator. Klar ist, dass bei Mega-Black-Swan-Events alle Assetklassen Verluste erleiden werden. Beispielsweise hat der Bitcoin während der US-Bankenkrise im Vorjahr gut performed.

In der richtigen Menge wird der Bitcoin und andere Kryptos ein Portfolio stabilisieren. Wir empfehlen einen Anteil von 2 bis 5 %.

Börsen-Kurier: Wie schaut es 2025 mit anderen Krypto-Assets aus?
Wenger: Eine weitere unserer Investmentthesen ist, dass die zweitgrößte Krypto-Währung Ethereum 2025 den Beginn einer Umsatzrenaissance erleben wird. Überdies: Die Layer-1-Kryptowährung Solana wird weiter Marktanteile von Ethereum erobern und ein Allzeithoch beim Total Value Locked (auch „Assets under Management“ bzw. AUM, Anm.) erreichen. Insgesamt entwickeln sich auch andere Krypto- bzw. Blockchain-Technologien weiter, was dazu führt, dass Geschäftsmodelle optimiert und vereinfacht sowie sicherer werden. Auch werden Stablecoins signifikant zunehmen, was wiederum zur Adaption und Stabilisierung weiter beiträgt.

Börsen-Kurier: Was für Pläne hat 21Shares im neuen Jahr?
Wenger: Wir als 21 Shares wollen Innovationsführer bleiben. Und wir werden 2025 weitere Produkte lancieren. Neue Entwicklungen wird es etwa auf der Indexseite geben. Wir wollen jedenfalls auch weiter stark Research-basiert bleiben. Wir bieten nichts an ohne klaren Use Case. 2025 sollte jeden-falls ein spannendes Jahr werden. In den USA werden weitere Krypto-ETFs zugelassen. Auch der eine oder andere Retailmarkt könnte sich neu öffnen. Zum Beispiel Großbritannien. Insgesamt ist das Umfeld für den Kryptomarkt aktuell so konstruktiv wie schon lange nicht.

Foto: 21Shares / amanda nicolic photography