Der Staat als Kernaktionär

Vor- und Nachteile von Unternehmen mit staatlicher Beteiligung.

Michael Kordovsky. Der Staat als Kernaktionär kann in bestimmten Situationen und Branchen stabilisierend wirken. Allerdings besteht das Risiko, dass durch „Beamtenverwaltung“ ineffiziente Strukturen konserviert und Innovationen behindert werden. Marktverzerrungen und Ineffizienzen würden sich dann negativ auf den Aktienkurs auswirken. Aber wie sieht das bei den heimischen Firmen mit Staatsbeteiligung aus?

Ölwerte und Stromversorger
Je politisch sensibler gewisse Dienstleistungen und Produkte sind, desto mehr politisch gefärbt sind die strategischen Unternehmensentscheidungen, was anhand der OMV illustriert werden kann. Sie hat ihren langfristigen Erdgasliefervertrag mit Gazprom Export gekündigt und bezieht zukünftig Gas aus eigener Produktion in Norwegen und Österreich, von externen Produzenten und aus zusätzlichen langfristigen LNG-Volumina. Das Unternehmen wandelt sich zudem zu einem Anbieter für nachhaltige Chemikalien, Kraftstoffe und Energie. 31,5 % der Anteile hält die ÖBAG als Staatsholding, weitere 24,9 % die Abu Dhabi National Oil Company. Das Rating beträgt A3 bei Moody‘s und A- bei Fitch, was günstige Anleihen- und Kreditzinsen ermöglicht. Die große Stärke der OMV liegt in ihrer hohen Dividendenrendite, die selbst bei einem Rückgang von 5,05 auf 4,12 Euro/Aktie auf Basis eines Kurses von 37 Euro noch immer bei 11,1 % liegen würde. Dieser stehen allerdings zyklische Kursschwankungen gegenüber.

Energieversorger wie Verbund und EVN betonen immer mehr den Einsatz erneuerbarer Energiequellen. Mit dem Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-Strom vom Dezember 2022 wurden sie bezüglich der sogenannten „Überschusserlöse“ vom Staat kräftig zur Kasse gebeten. Doch der Staat ist gleichzeitig auch ein Sicherheitsfaktor: EVN ist zu 51 % im Besitz der NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH und 28,4 % halten die Wiener Stadtwerke (zu 100 % im Eigentum der Stadt). Moody‘s stuft die Bonität von EVN mit A1, Ausblick stabil ein. Die Mindest-Basisdividende soll ab dem Geschäftsjahr 2024/25 bei 0,82 Euro/Aktie liegen, was bei einem Kurs von 21,85 Euro einer Dividendenrendite von 3,75 % entspräche. Analysten rechnen allerdings laut Konsens unter finanzen.at für 2024/25 und 2025/26 mit 0,93 Euro/Aktie – und dies bei stabiler Ertragslage. Hingegen mit einer tendenziell rückläufigen Gewinnentwicklung bis 2028 rechnen Analysten beim Verbund, der sich zu 51 % im Besitz der Republik befindet und bei S&P und Moody‘s jeweils ein Rating von A+/stable bzw. A2/stable hat.

Post und Telekom Austria
Indessen nicht so stark im Fokus der Politik stehen die Telekom und die Post. Eine stabile Ertragslage sollte auch zukünftig hohe Dividenden ermöglichen. Seit 2006 schüttet die Österreichische Post regelmäßig Dividenden aus und auf Basis eines Kurses von 28,60 Euro liegt die aktuelle Dividendenrendite bei 6,2 %. Die ÖBAG hält 52,8 % der Aktien des Unternehmens, das für 2024 eine Ebit-Steigerung von mindestens 5 % auf etwas mehr als 200 Millionen Euro anpeilt.

Die Telekom steht zu je 60,2 bzw. 28,4 % im Besitz von America Movil, dem führenden Telekom-Unternehmen in Lateinamerika, und der ÖBAG, und liegt mit einer Kurssteigerung von mehr als 26 % in den vergangenen fünf Jahren im Peer-Group-Vergleich gut im Rennen. Hinzukommt eine attraktive Dividende von zuletzt 0,36 Euro/Aktie, was bei einem Kurs von 7,71 Euro einer Rendite von 4,67 % entspricht. Ebenso positiv: ein Fitch-Rating von A-/positiv und ein jeweils stabiles Rating von S&P und Moody‘s von je A- und A3.

Foto: Wiener Börse