Geht es im Jahr der Schlange aufwärts?

Am chinesischen Neujahrstag, dem 29. Jänner, beginnt das „Jahr der Schlange“.

Tibor Pásztory. Aus diesem Anlass machen wir uns Gedanken über die chinesische Wirtschaft. Das Verhältnis China-USA wirkt sich auch auf Europa aus und wird so zum Dreiecksverhältnis. Da-rüber hinaus hat China auch auf seinem Binnenmarkt mit Problemen zu kämpfen, insbesondere dem Immobilienmarkt und einer zurückhaltenden Konsumnachfrage.

Schon seit Jahren weist der Börsen-Kurier darauf hin, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen, auch nicht in China. Zweistellige Wachstumsraten p.a. kann es nicht ewig geben. Heute wäre die chinesische Regierung schon mit 5 % p.a. zufrieden. Der Börsen-Kurier steht mit dieser Meinung nicht alleine da: Auch Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher von Freedom24, der europäischen Tochtergesellschaft, der an der Nasdaq notierten internationalen Investmentgruppe Freedom Holding Corp., die weltweit rund 555.000 Kunden betreut und über eine Marktkapitalisierung von sieben Milliarden US-Dollar verfügt, fragt sich, ob im Jahr der Schlange ein Umschwung gelingt.

Hinlänglich bekannt sind die US-Strafzölle auf chinesische Produkte, die derzeit in aller Munde sind. Diese gibt es allerdings schon seit 2007. Auch die Covid-Pandemie hat Spuren hinterlassen. Viele während des Immobilienbooms gebauten Objekte stehen immer noch leer. Es existiert eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, und das Wohlstandsgefälle zwischen Stadt und Land steigt. Die Verschuldung der Regionalverwaltungen ist längst zum (öffentlich nicht zugegebenen) Problem geworden. Die Folge ist eine Beinahe-Deflation.

Was für 2025 positiv stimmt
Doch Selleslagh sieht auch Positives: „Jüngste Reformen haben ausländischen Investoren den Einstieg in chinesische A-Shares erleichtert, indem die Schwellenwerte für den Aktienbesitz gesenkt und die Behaltefrist verkürzt wurde.“ Dieser Schritt zeuge von der Entschlossenheit, den Markt zu öffnen und biete Möglichkeiten, ausländisches Kapital zu generieren. Darüber hinaus habe sich die chinesische Regierung der Ankurbelung des Konsums verschrieben, in deren Rahmen 10 Billionen Yuan (1,3 Billionen Euro) in lokale Infrastruktur und den Konsum fließen sollen.

Dies spricht dafür, dass China verstärkt auf seinen Binnenmarkt setzt, angesichts sinkender Nachfrage aus dem Ausland ist dies nachvollziehbar. Anlegern böten sich daher Chancen in Sektoren, die auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausgerichtet seien, insbesondere in den Bereichen Technologie, elektronischer Handel und grüne Industrie, meint Selleslagh, wobei das politische Umfeld nicht unbeachtet bleiben sollte. Es gehe daher um eine Balance zwischen vernünftigem Risikomanagement und Wachstumspotenzial.

Asiatische Alternativen
Dass Asien als globaler Konjunkturmotor fungiert, ist nichts Neues. Doch warum muss es immer China sein? Taiwan, führend in der Herstellung von Halbleitern, und der Industriegigant Südkorea sind sowieso in aller Munde. Indien hat China bei der Einwohnerzahl bekanntlich schon überholt und expandiert kräftig. Für die nächsten Jahre werden 6 bis 7 % Wirtschaftswachstum p.a. erwartet. Tech-Startups stehen immer mehr im Fokus internationaler Investoren.

Selleslagh sieht auch Potenzial in Indonesien („reich an Rohstoffen und aufgrund seiner Nickel-Reserven Schlüsselfaktor in der Lieferkette für E-Auto-Batterien“). Thailand wiederum verfüge über gut entwickelte Produktionsstätten im Bereich der Auto- und Elektronikindustrie. Auch der Tourismus-Sektor erhole sich gut.

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