Weshalb Europas Hochzinsmarkt Chancen bietet
Die Zinsen dürften weiter sinken, die Firmen-Bilanzen sind großteils solide, meinen Experten.
Raja Korinek. Der Start in das neue Börsenjahr wird von vielen Unsicherheiten geprägt, so etwa vom Amtsantritt Donald Trumps und seinen geplanten Zöllen. Werner Krämer, Geschäftsführer und Ökonom bei Lazard Asset Management (AM) Deutschland, lieferte eine Prognose im Rahmen der Präsentation „Mehrrendite mit High-Yield-Anleihen auch 2025?“. Der Börsen-Kurier war dabei.
Krämer verweist auf weitere Vorhaben Trumps, so etwa auf mögliche Steuersenkungen und die Frage der Gegenfinanzierung. Letzt-endlich könnte das Budgetdefizit damit steigen, dass ohnedies sehr hoch sei. Ebenso abzuwarten seien die Pläne zur geplanten Deregulierung etwa im Bankensektor, während der Energiesektor verstärkt gefördert werden soll.
Kurzfristiger Konjunkturaufwind
Zahlreiche der geplanten Maßnahmen dürften Krämer zufolge jedoch auch einen starken Impuls auf die US-Konjunktur haben – damit aber auch zu einer höheren Inflation sowie einem steigenden US-Dollar führen.
In Europa dürfte sich ein gegenteiliges Bild abzeichnen. Dort sollte dem Lazard-AM-Experten zufolge die Inflation sinken, auch da das Wirtschaftswachstum unter Druck geraten könnte. Die Folgen für die Geldpolitik? In den USA könnte die FED von weiteren Zinssenkungen zunächst absehen, in der Eurozone dürfte eine rückläufige Inflation der EZB Spielraum für weitere Senkungen eröffnen.
In diesem Zusammenhang lohnt sich der Blick auf die Bondmärkte diesseits des Atlantiks. Generell steigen die Kurse bestehender Anleihen in einem Umfeld sinkender Zinsen. Sie sind dann besser verzinst als jene Papiere, die nach der Senkung begeben werden.
Alexia Latorre, Fixed Income-Fondsmanagerin bei Lazard Frères Gestion, geht insbesondere auf den Markt für Euro-Hochzinsanleihen ein und meint, „trotz der bislang allgemein höheren Zinsen sind die Bilanzen bei Unternehmen aus dem High-Yield-Bereich grundsätzlich solide“. Und wie sieht es mit den Ausfallraten aus? Sie lagen zuletzt bei 3,6 % und dürften in gut zwölf Monaten auf rund 3 % sinken. Das sei eine ebenso solide Entwicklung.
Emissionen nehmen wieder zu
Latorre rechnet zudem mit steigenden Emissionen, wodurch sich die Liquidität verbessern werde. Noch vor wenigen Jahren hatten Emittenten sich aufgrund der gestiegenen Zinsen zurückgehalten. Obendrein waren einige Emittenten in das obere Bondsegment, dem Investment-Grade-Bereich aufgestiegen, da sich ihre Bonitäten verbessert hatten. Aufgrund des nunmehr niedrigeren Zinsniveaus und des steigenden Refinanzierungsbedarfs dürfte sich dieser Umstand ändern, konstatiert Latorre. Zudem sind die durchschnittlichen Laufzeiten überschaubar. Sie liegen bei rund vier bis fünf Jahren. Damit kommen Anleger umso rascher an ihr eingesetztes Kapital heran, ein Umstand, der gerade bei Schuldnern mit einer schwächeren Bonität von Vorteil ist.
Doch welche Chancen gibt es? Der „Wellington Euro High Yield Bond Fund“ investiert vor allem in Emittenten aus der Kommunikationsbranche, gefolgt von dem zyklischen Konsum- sowie den Bankensektor. Rund 16 % des Fondvermögens sind derzeit in UK-Emittenten investiert. Und die durchschnittliche Fondsrendite lag zuletzt bei 4,7 %.
Im „Lazard Euro Corp High Yield Fund“ werden Finanztitel außen vorgelassen. Am höchsten werden hingegen Telekom- und Gesundheitstitel gewichtet, gefolgt von Schuldnern aus der Grundstoffindustrie. Die durchschnittliche Rendite lag zuletzt bei rund 5,4 %. Bei beiden Produkten sind Verluste möglich.
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