2025: das Jahr von Chinas Aktien?
Trotz vieler Herausforderungen sehen Experten Chancen für einen Aufschwung.
Patrick Baldia. Kommt es heuer, nach drei Jahren Bärenmarkt, zum langersehnten Comeback chinesischer Aktien? Zumindest mit Hinblick auf die chinesische Astrologie könnte die Ausgangslage dafür besser sein, steht doch das Jahr im Tierkreiszeichen der Schlange. Und das war in der Vergangenheit meist nicht vorteilhaft für die Börsen, wie auch Analysen belegen. Nur ein Beispiel: 1929, als es zum „Schwarzen Freitag“ kam, stand im Zeichen des Reptils.
Ivy Ng, CIO für die Region Asien-Pazifik der DWS, verweist darauf, dass Schlangen in der chinesischen Astrologie auch mit Weisheit, Anpassungsfähigkeit und strategischem Denken in Verbindung gebracht werden. „Schlangen sind für ihre Fähigkeit bekannt, sich mit Geduld und Präzision durch komplexes Gelände zu bewegen – Eigenschaften, die besonders relevant sind, wenn wir auf die Wirtschafts- und Kapitalmarktaussichten für China im Jahr 2025 schauen“, sagt sie.
Tatsächlich steht die chinesische Wirtschaft vor großen Herausforderungen. Dazu zählen der kriselnde Immobilienmarkt, hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Schuldenkrise der lokalen Regierungen. Ganz zu schweigen von einem möglichen neuen Handelskonflikt mit den USA. Laut aktuellem Stand sind chinesische Einfuhren in die USA mit Zöllen von 10 % belegt. Im Gegenzug hat China unter anderem auf Kohle, Flüssigerdgas und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA Zölle eingeführt. Beobachter befürchten, dass das ab dem zweiten Quartal negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum Chinas haben könnte.
Hoffnung auf Stimulus-Maßnahmen
Andererseits besteht die Hoffnung auf weitere fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung. Bereits im vergangenen Herbst haben u.a. Programme zur Ankurbelung von Konsum und Modernisierungsinvestitionen eine vorübergehende Rallye am Aktienmarkt ausgelöst. Peking habe Ende 2024 sehr deutlich signalisiert, dass die Toleranzschwelle für eine Schwäche der Wirtschaft und der Aktienkurse überschritten sei, und dass man alles tun werde, um den Abwärtstrend zu stoppen, meint etwa Stephen Li Jen, CEO von Eurizon SLJ Capital. Nachsatz: „Das wird wahrscheinlich auch 2025 der Fall sein.“
DWS-Expertin Ivy Ng erwartet, dass Chinas Aktienmärkte 2025 zunächst in einer engen Bandbreite handeln dürften. Für Entspannung sorgen könne im Laufe des Jahres ein Durchbruch im Handelskonflikt mit den USA. Bis dahin würden Anleger Vorsicht walten lassen. „Der entscheidende Faktor für die Stimmung an den Märkten wird die Veränderungsrate bei den Unternehmensgewinnen sein“, sagt sie.
Lohnt es sich für Anleger überhaupt, auf das „China-Risiko“ einzugehen? „Wie die USA ist China für Investoren einfach zu groß, um es direkt oder indirekt vollständig zu meiden“, hält Stephen Li Jen fest. Aktuell scheint jedenfalls ein China-Index oder -Fonds riskanter als Einzelaktien. Experten erinnern an die Größe und Vielseitigkeit des chinesischen Aktienmarktes und damit auch an unterschiedliche Bewertungen und Wachstumsaussichten der Branchen und Unternehmen.
Aussichtsreich scheinen Sektoren, die weniger von Export und Produktion abhängen, wie Dienstleistungen und Basiskonsumgüter. Auf der Rechnung haben Experten etwa die Tech-Werte Alibaba, Tencent Holdings Ltd. und Xiaomi. Interessant sei auch der weltgrößte E-Autohersteller BYD, der kürzlich eine neue Innovation im Bereich des autonomen Fahrens vorgestellt hat. Allein seit Mitte August hat das Papier um fast 70 % zugelegt. Positiv: Analysten erwarten mehrheitlich weitere Kursanstiege. Die ISINs der vorgestellten
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