Der Aufstieg Afrikas

Börsengewinne mit den Wachstumsmärkten der Zukunft.

Michael Kordovsky. Die afrikanischen Volkswirtschaften rücken immer stärker in den Fokus internationaler Investoren. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) wird Sub-Sahara-Afrika in den kommenden Jahren im Schnitt um rund 4 % pro Jahr wachsen – damit zählt die Region zu den dynamischsten Wirtschaftsräumen weltweit. Unter den Wachstumstreibern finden sich Megatrends wie eine rasch wachsende Bevölkerung, zunehmende Urbanisierung und eine breite Digitalisierung, die vor allem in der Fintech- und Telekommunikationsbranche Afrikas neue Potenziale eröffnet. Der S&P Africa 40 Index liegt per 14. Februar 2025 auf Jahressicht 18 % im Plus und der Stoxx Morocco TMI sogar 26 %.

Vielfalt statt Einheitsmarkt
Afrika ist kein homogenes Gebilde, sondern ein Kontinent mit 54 Staaten, unterschiedlichsten Regulierungen und stark variierenden Rohstoffvorkommen. Während ölreiche Nationen wie Nigeria wirtschaftliche Aufschwünge und Abschwünge oft an den Ölpreis koppeln müssen, profitieren Länder wie Kenia, Äthiopien oder Côte d‘Ivoire stärker von einem expandierenden Dienstleistungs- und Agrarsektor. Marokko wie-derum investiert in Solar- und Windkraft, um sich als grüner Energie-Hub zu positionieren.

Das Potenzial lässt sich an konkreten Zahlen ablesen: Laut IWF-Daten wuchs die Region Sub-Sahara-Afrika im Jahr 2023 bereits um 3,6 % und 2025 soll sich das BIP-Wachstum auf 4,2 % beschleunigen, gefolgt von mehr als 4,3 % von 2026 bis 2028. Côte d‘Ivoire, Ruanda oder Äthiopien verzeichneten in den letzten Jahren teils Wachstumsraten von mehr als

7 %. Gleichzeitig fördern Initiativen wie die African Continental Free Trade Area (AfCFTA) den innerkontinentalen Handel, indem sie Zollbarrieren abbauen und die Freizügigkeit von Personen und Gütern erleichtern. Außerdem haben chinesische Firmen und Finanzinstitute in zahlreichen afrikanischen Ländern die Infrastruktur modernisiert.

Neben Südafrika – traditionell die größte Volkswirtschaft mit dem am besten entwickelten Finanzmarkt und den Tourismushochburgen Ägypten, Marokko und Mauritius – rücken weitere Staaten ins Rampenlicht: Kenia punktet mit innovativen Fintech-Unternehmen (M-Pesa von Safaricom) und einem dynamischen Agrarsektor. In Äthiopien liegen – trotz politischer Spannungen – die Märkte für Telekommunikation und Textilproduktion im Aufwind, weil die Bevölkerung rasch wächst. Ghana wiederum versucht, sich von Gold- und Öleinnahmen unabhängiger zu machen und investiert in die Agrarindustrie.

Solche Diversifizierungspolitiken können attraktive Chancen eröffnen, sind aber keineswegs risikofrei: Fehlende Infrastruktur, Korruption oder schwankende Währungen können die Rendite schnell schmälern. Für eine breite Beteiligung an der Wertentwicklung vieler Länder hat daher ein Korb aus unterschiedlichen Märkten Sinn.

Boom an Afrikas Börsen
Auf dem Kontinent gibt es rund 30 Börsenplätze, die insgesamt diverse Anlagechancen bieten. Beson-ders im Blickpunkt stehen die Johannesburg Stock Exchange (JSE) in Südafrika – größte und liquideste Börse des Kontinents – sowie die Börsen in Lagos (Nigeria) und Nairobi (Kenia). Der FTSE/JSE All Share Index zeigte sich in den vergangenen Jahren robust, obwohl das Land mit diversen innenpolitischen Herausforderungen zu kämpfen hat. Per 31. Jänner liegt dessen Performance in den vergangenen fünf Jahren (in Heimatwährung) bei 84,7 %. bzw. 13,1 % p.a. Nigeria wiederum profitiert von der großen Bevölkerung und einem beachtlichen Konsummarkt, leidet aber unter Währungs- und Inflationsrisiken. Aus diesem Grund liegt in US-Dollar gerechnet der MSCI Nigeria Index per Ende Januar 2025 mit mehr als 64 % im Minus.

Hingegen nimmt man den „MSCI Frontier Markets Africa Index“ (US), der zwölf afrikanische Märkte abdeckt, dann liegt dieser auf Jahressicht (per 31.1.) um 17,6 % im Plus. Das ist nach einer längeren Durststrecke mit nur 0,5 % p.a. auf fünf Jahre ein Comeback. Seit 31. Mai 2002 liegt die Langzeitperformance bei 8,27 % p.a. Die Bewertungsniveaus sind mit einem KGV von 12 und einer Dividendenrendite von 3,90 % (per 31.1.2025) günstig. Der Index besteht zu rund 63 % aus Marokko, 15 % Kenia, 10 % Mauritius und rund 5 % Tunesien.

Fonds und ETFs für den Afrika-Boom
Um das Risiko zu streuen, setzen viele Anleger auf Fonds oder ETFs mit Schwerpunkt Afrika. Beispiele sind der „Amundi Pan Africa UCTIS ETF“: Dieser bildet den aus 30 Werten bestehenden SGI Pan Africa Index ab. Es geht um Unter-nehmen, die in Afrika aktiv sind. Am stärksten gewichtet sind per 31.1.2025 Südafrika (33,4 %), Marokko (24,5 %), Kanada (21,6 %) und Ägypten (9,1 %). Finanzwerte und Grundstoffe sind zusammen mit rund 72 % gewichtet.

Wer nur Südafrika abdecken möchte, wird im „iShares MSCI South Africa UCITS ETF“ fündig, der den „MSCI South Africa Capped Index“ abdeckt. Das Portfolio des ETF hat ein günstiges KGV von 13,6 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,83 (per 31.1.2025). Finanzwerte sind in diesem Index mit fast 39 % am stärksten gewichtet.

Eine ausgewogenere Ländergewichtung bei Südafrika-Schwerpunkt (38,2 %) bietet der „Robeco Afrika Fonds EUR E“, der nach Südafrika die Länder Ägypten, Nigeria und Kenia mit je 13,5 %; 11,4 % bzw. 8 % am stärksten gewichtet, gefolgt von Ghana, Mauritius und Botswana. Der Finanzsektor ist hier sogar mit 48,4 % (per 31.12.2024) vertreten.

Eine weitere Alternative ist der „DWS Invest Africa LC“, der die Länder Südafrika (36,5 %), Ägypten (32,5 %), Großbritannien (13,7 %) und Marokko (7,1 %) zuletzt am stärksten gewichtet hat.

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