Was ein Frieden in der Ukraine Anlegern bringt

Aussicht auf Gespräche zwischen den USA und Russland sorgt für einen Paradigmenwechsel.

Raja Korinek. Diese Nachricht sorgte für reichlich Aufsehen: Am 12. Februar wurde bekannt, dass US-Präsident Donald Trump mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin telefoniert hatte, um ein Treffen – in Saudi-Arabien – zu vereinbaren.

Das Ziel ist klar, es geht um Friedensgespräche zur Ukraine. Dass die EU-Führungsspitze nicht eingeladen war, schlug in Europa ebenso hohe Wellen wie die Aussagen des US-Vizepräsidenten James David „JD“ Vance auf der jüngsten Münchner Sicherheitskonferenz. Dort forderte Vance Europa auf, mehr in die eigene Verteidigung zu investieren.

Märkte reagieren überwiegend positiv
Auf den Märkten kamen die Nachrichten jedenfalls gut an. Gleich mehrere Segmente zählen sichtlich zu den Gewinnern, wie der Börsen-Kurier recherchiert hat. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, wirft insbesondere einen Blick in den Osten Europas und hebt etwa den WIG Ukraine Index in Warschau hervor. „Dieser ist seit dem 5. Februar dieses Jahres um rund 35 % gestiegen und erreicht damit den höchsten Stand seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges.“

Zur Erklärung: Im Index sind Unternehmen gelistet, die ihren Sitz in der Ukraine haben und bzw. oder einen Großteil ihrer Umsätze ebendort erzielen. „Sollte es zu einer dauerhaften diplomatischen Lösung kommen, könnte dies auch den Aktienmärkten der osteuropäischen Anrainerstaaten positive Impulse geben.“ Selbst auf den ATX färbte die Aussicht positiv ab, ein Umstand, der nachvollziehbar ist. Schließlich sind zahlreiche Firmen eng mit Osteuropa verzahnt. Der Deutsche-Bank-Experte räumt jedoch auch ein, dass ein Scheitern möglicher Verhandlungen und eine weitere Eskalation nicht auszuschließen seien.

Verteidigung einmal mehr im Fokus
Die Aussicht auf höhere Verteidigungsausgaben in Europa nach der Münchner Sicherheitskonferenz beschert deutschen Rüstungskonzernen weiteren Rückenwind, so etwa den Aktien von Rheinmetall, Renk und Hensoldt. Selbst der Stahlhersteller ThyssenKrupp profitierte vor rund einer Woche von einem Kommentar von Jason Fairclough, Analyst bei der Bank of America. Darin verwies Fairclough auf den verborgenen Firmenwert der Rüstungssparte ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). TKMS baut unter anderem konventionelle U-Boote und entwickelt Über- und Unterwassertechnologien für die Marine.

Überlegungen zu einem möglichen Börsengang Ende 2025 oder Anfang 2026 stellte Thyssen bereits im November 2024 an. Erst vergangenen Dezember unterzeichneten sowohl Deutschlands als auch Norwegens Marine jeweils einen Vertrag für U-Boot-Bestellungen bei TKMS.

Bernd Meyer, Chefanlagestratege bei der Berenberg Bank, verweist auf weitere mögliche Gewinner. Er zählt dazu Maschinenbau- und Grundstoffunternehmen. „Sie könnten vom Wiederaufbau der Ukraine profitieren.“ Auch jene Firmen mit hohem Energiebedarf hebt Meyer positiv hervor.

Nicht alle Anlageklassen profitieren
Der Berenberg-Bankexperte verweist in diesem Zusammenhang auf den Ölpreis. „Die Möglichkeit einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Russland und damit einer Aufhebung der Sanktionen gegen Russland lastete zuletzt auf der europäischen Nordseemarke Brent-Rohöl.“ Auch die Entwicklungen am Devisenmarkt sollte man nicht übergehen. Meyer sieht Chancen einer Euro-Erholung zu Lasten des US-Dollars. Einzig, die Entwicklungen rund um neue Zölle sollten auch nicht unterschätzt werden, wobei abzuwarten bleibt, wie weitreichend sie ausfallen werden.

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