Reichlich Rendite auf der Schiene
Bahn-Aktien glänzen mit stabilen Gewinnen, digitalen Innovationen und ökologischer Nachhaltigkeit.
Stefan Riedel, München. Mehr als 50 % hat die Vossloh-Aktie in den vergangenen zwei Monaten zugelegt. Für den deutschen Bahntechnikspezialisten ist ein solches Kursfeuerwerk eher ungewöhnlich. Die Euphorie der Anleger ausgelöst haben die Pläne der künftigen deutschen Bundesregierung, dass aus dem geplanten Sondervermögen milliardenschwere Investitionen in die Sanierung des Straßen-, Brücken- und Schienennetzes fließen werden. Mit seinen Weichensystemen, Betonschwellen und Hightech-Geräten für das Schleifen von Bahnschienen würde Vossloh von der Sanierung der deutschen Schienennetze profitieren.
Nachhaltiges Wachstum
Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sind Eisenbahnen ein Verkehrsmittel, mit dem sich stabile Renditen erzielen lassen. „Als eine der saubersten Formen der Fortbewegung bietet die Bahninfrastruktur ein langfristig attraktives Wachstumspotenzial“, ist Daniel Fauser überzeugt. Der Analyst bei Swisscanto zählt dazu die Segmente Gleisinfrastruktur, Signaltechnik und Rollmaterial einschließlich der Komponenten für die Digitalisierung.
Spannend aus Investorensicht sind für Fauser zum einen Unternehmen, die technologisch führend sind bei der Modernisierung von Frachtlokomotiven und bei digitalisierten Kontrollsystemen der Züge. Außerdem favorisiert er Firmen, die bei Bremssystemen und in der Signaltechnik top sind. „Neben der Attraktivität dieser Endmärkte spielt für uns eine wichtige Rolle, dass die Unternehmen eine solide Kapitaldisziplin haben, zugleich aber aus der eigenen Forschung und Entwicklung immer neue Produktinnovationen auf den Markt bringen.“
Nischenplayer und Blue Chips
Zulieferer für Bahn und Schiene auf dem Radar hat auch Alexander Funk von der Fondsboutique Rezoom Capital. Als Beispiel nennt er die US-Firma Wabtec, die Bremsen, Türsysteme und Klimaanlagen in ihrem Produktsortiment hat. Unter den Blue Chips in den Fondsportfolios von Rezoom sind europäische Konzerne wie Legrand oder Schneider Electric, die bei einzelnen Komponenten ihren technologischen Vorsprung und ihre Preissetzungsmacht ausspielen. Etwa beim Brandschutz oder der Elektrifizierung des Eisenbahnverkehrs. Die Zughersteller Alstom, Siemens, Bombardier und Stadler Rail sind ebenfalls im Anlage-Universum von Funk.
Firmen mit Software und Hardware für Betriebssteuerung, Ticketzahlungen und Fahrgastinformationen sind eine weitere Marktnische. Init Innovations deckt mit seinen Telematik-Lösungen alle Bereiche vom Ticketing und den Fahrgastinformation bis zur Betriebssteuerung ab. Mit mehr als 1.100 Kunden ist das Unternehmen aus Karlsruhe hier die weltweite Nummer Eins. Die britische Preisvergleichs- und Buchungsplattform Trainline verdient Geld, indem sie von den Bahnreisenden eine Buchungsgebühr für jedes verkaufte Ticket erhält. Zuletzt kam die Aktie unter Druck, weil die politischen Pläne zur Umstrukturierung des britischen Bahnsystems auch darauf abzielen, die Ticketwebseiten der Bahnbetreiber auf einer einzigen Plattform zu konsolidieren. Solange mögliche negative Auswirkungen auf das Geschäft von Trainline nicht geklärt sind, drängt sich der Einstieg nicht auf. Im Gegensatz dazu bieten Rücksetzer eine gute Chance, um die Vossloh-Aktie zu kaufen. Knorr-Bremse ist ein weiteres attraktives Langfristinvestment.
Geduld bei Giganten
Abwarten ist gerade bei den großen börsennotierten Bahnbetreibern angesagt, die vor allem in Nordamerika und Japan ansässig sind. Wie in gesamten Logistikbranche hängt auch das Geschäft von Eisenbahngesellschaften wie Union Pacific, CSX Corp oder Canadian National Railway an der konjunkturellen Entwicklung. Die Sorge vor stagnierenden Frachtraten ließ die Aktienkurse dieser Giganten zuletzt absacken. Zieht die Nachfrage wieder an, sind diese Konzerne auch wegen ihrer nachhaltigen Dividendenpolitik wieder einen Blick wert.
Foto: AdobeStock / Oleksiy Mark