Chancen am deutschen Markt
Investitionspaket weckt Kursfantasie. Auch Analysten sind positiv gestimmt.
Patrick Baldia. Kaum zu glauben: Nachdem der Dax Ende des Vorjahres erstmals die historische Marke von 20.000 Punkten überschritt, zeigte er auch in den ersten drei Monaten 2025 keinerlei Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil: Der deutsche Leitindex eilte zuletzt von Rekordstand zu Rekordstand, um am 18. März schließlich ein neues Allzeithoch von 23.476 Punkten zu erreichen. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass es nicht das letzte des Jahres bleiben wird – trotz der hohen Volatilitäten aufgrund der US-Zoll-Politik.
Was steckt aber hinter der Dax-Rallye? Denn eigentlich befindet sich die größte Volkswirtschaft Europas ja in der längsten Rezession ihrer Geschichte. Und auch die Prognosen für 2025 – das BIP soll nur um 0,2 % gegenüber 2024 liegen – sind nicht gerade Anlass für Euphorie. Die 40 großteils stark international ausgerichteten Konzerne zeigen sich davon wenig beeindruckt. Nur 2021 und 2022 sprudelten ihre Gewinne stärker als im Vorjahr. Vom laufenden Geschäftsjahr erwarten sich Experten weniger und hoffen auf positive Überraschungen. Hinter dem laufenden Dax-Höhenflug stehen zweifellos auch die Zinssenkungen der EZB seit dem Vorjahr. Heuer folgten bereits zwei weitere Zinsschritte. Zuletzt Anfang März auf 2,75 %.
Der wirkliche Gamechanger folgte ebenfalls Anfang März, als die Pläne für ein gigantisches Investitionspaket in Deutschland bekannt wurden, das schließlich vor zwei Wochen im deutschen Bundestag beschlossen wurde. Rund 500 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren in Infrastruktur, Verteidigung und Klimaschutz fließen. Die Analysten der Deutschen Bank sprechen von einer „spürbaren Konjunkturspritze“. „Ob es das Wirtschaftswachstum nachhaltig stärkt, wird davon abhängig sein, ob es in den kommenden Monaten auch mit angebotsorientierten Reformen unterstützt wird“, heißt es etwa in einem aktuellen Paper.
Rüstungsaktien im Hoch
Für Anleger eröffnen sich dadurch dennoch vielfältige Chancen mit den Aktien von Firmen, die in diesen Bereichen aktiv sind bzw. direkt oder indirekt von staatlichen Aufträgen profitieren. Zum Beispiel mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Die Aktie, die 2025 bislang um +120 % zulegte, war zwar bereits vor der Bekanntgabe des Pakets gut unterwegs, ihr wird aber von Analysten weiteres Kurspotenzial bescheinigt. Siemens Energy deckt wiederum die gesamte Energielandschaft ab. Auch Siemens würde von den steigenden Infrastrukturausgaben in Deutschland profitieren, so Erste Group Analyst Hans Engel, der die Aktie zum Kauf empfiehlt. Das Industrieunternehmen bietet unter anderem Mobilitätslösungen für den Schienen- und Straßenverkehr an. Zwei weitere Dax-Ideen: Beiersdorfer und Henkel. Beide Unternehmen stellen Klebstoffe her, die auch im Militärbereich, beispielsweise etwa in der Drohnentechnologie, zum Einsatz kommen.
Auch im MDax, TecDax und SDax, finden sich spannende Werte, die vom Milliardenpaket der deutschen Regierung profitieren könnten. Etwa die Bauunternehmen Bilfinger (Entwicklung seit Jahresbeginn: +50 %) und Hochtief (+30 %). Oder der Baustoffkonzern Heidelberg Materials (+45 %), der „wesentliche Baustoffe wie Zement, Zuschlagstoffe, Transportbeton und Asphalt liefert – Materialien, die für Neubau, Sanierungs- und Ausbauprojekte unverzichtbar sind“, so Gregor Koppensteiner, Analyst bei Raiffeisen Research. Nutznießer der Erneuerung der deutschen Bahninfrastruktur könnte wiederum der Spezialist für Bahntechnik Vossloh sein. Ebenso wie zwei Rüstungswerte: Renk, ein Hersteller von Antrieben von militärischen Fahrzeugen, hat seit Jahresbeginn ein Plus von +140 % zu Buche stehen. Beim Rüstungselektroniker Hensoldt sind es +100 %.
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