Der „alte“ Kontinent erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Pictet Asset Management setzt auf die Renaissance europäischer Aktien.

Raja Korinek. Der Handelskrieg gewinnt an Fahrt. Inzwischen werden neue US-Zölle fast im Wochentakt ausgesprochen oder zumindest angedroht. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump entsprechende Maßnahmen in Höhe von 25 % auf Autoimporte verhängt, ein Umstand, der unmittelbar auf den Branchenaktien lastete. Manch eine Zollverordnung wird teils auch wieder zurückgenommen – oder aufgeschoben. „All solche Entwicklungen verunsichern Investoren“, konstatierte Adrian Pusz, Sales Manager bei Pictet Asset Management, anlässlich eines Vortrages in der vergangenen Woche in Wien. Der Börsen-Kurier war dabei.

Europa-Aktien im Aufwind
Die Folgen sind auf den Kapitalmärkten sichtbar. Europäische Aktien rückten zuletzt verstärkt in den Fokus. Allein der deutsche Leitindex Dax erreichte neue Rekordhochs und schloss am 27. März bei knapp 22.679 Punkten. Der Eurostoxx 50 erreichte die Marke von 5.381 Punkten.

Überhaupt kann Luca Paolini, Chefanlagestratege bei Pictet, europäischen Aktien so einiges abgewinnen. Er verweist auf die Aufteilung der Anlageklassen in seinem Haus und sagt, „wir haben europäische Aktien auf Übergewichten hochgestuft, da wirtschaftliche Indikatoren Anzeichen einer Verbesserung zeigen, die mit steigenden Gewinnerwartungen und erwarteten Zinssenkungen der EZB einhergehen“. Auch die zahlreichen Fiskalpakete allen voran aus Deutschland dürften Europas Unternehmen einen kräftigen Schub verleihen.

Schweiz bleibt ein sicherer Hafen
Eine Region sticht Paolini zufolge im aktuellen Umfeld besonders positiv hervor: „In Schweizer Aktien bleiben wir übergewichtet, da sie in einem von erhöhter Unsicherheit geprägten Marktumfeld unser bevorzugter defensiver Markt sind.“

Im Gegensatz dazu habe man US-amerikanische Aktien auf neutral herabgestuft. Der Grund liegt für Paolini auf der Hand. So böten die Unternehmensgewinne keinen Ausgleich mehr für die hohen Bewertungen. Tatsächlich wächst inzwischen insbesondere die Sorge, ob viele der US-Technologieaktien weiterhin ein starkes Wachstum bieten können, oder ob die Konkurrenz aus China etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz sowie die US-Handelszölle solche Sektor-Aktien aus den USA verstärkt belasten werden.

Und wie sieht es mit den Emerging Markets aus? Hier bleibt der Pictet-Experte positiv. Als Ausnahme verweist Paolini auf China. Nach wie vor schwächelt freilich die Konjunktur, während das Schuldendilemma am Immobiliensektor längst noch nicht gelöst ist.

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