Energiekonzern kürzt Investitionen

RWE fordert mehr Realismus bei der Energiewende.

Roman Steinbauer. Die Transformation in Richtung Erneuerbare Energien schritt bei den großen Strom-Anbietern seit Jahren – in unterschiedlichem Tempo – voran. Der stufenweise Ausstieg aus der Atomenergie stellte dabei vor allem die deutschen Gesellschaften vor zusätzliche Herausforderungen.

Unterdessen mahnen Entscheidungsträger führender Großkonzerne in Europa nicht nur aus Gründen der Wirtschaftsflaute zu mehr Vorsicht beim Tempo der Transformation. So berichtete das Handelsblatt in der Ausgabe von 21. März von einer Einforderung des RWE-Chefs Markus Krebber zu „mehr Realismus zur Energiewende“. Das Essener Unternehmen selbst werde die Investitionen in diesem Bereich bis 2030 deshalb von 55 auf 45 Milliarden Euro kürzen, wobei 10 Milliarden Euro bereits investiert seien. Krebber skizzierte bei der Vorlage der Jahreszahlen am 20. März (die Hauptversammlung findet am 30. April statt, Anm.) ein Umfeld, das zur Vorsicht mahne. So drohen nicht nur durch Zölle Unsicherheiten, sondern könnten auch eine zähe Inflation und steigende Zinsen als Belastungsfaktor bestehen bleiben.

Chancenreich, aber volatil, Analysten positiv gestimmt
Die Zeit, in der die RWE-Aktie als träges, aber „sturmsicheres“ Investment galt, sind längst vorbei. Der Prozess der Neuordnung im Sektor der Energiegewinnung lässt die Gewinnprognosen der Analysten weit auseinanderdriften. Der Einbruch des Ebitda um 26 % auf 5,7 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2024, der nicht nur auf gestiegene Kosten, sondern auch niedrigere Strom- und Gaspreise zurückzuführen war, verdeutlicht die neue Volatilität im Energiemarkt. Die Schwankungen der Aktiennotiz der RWE um bis zu 8 % binnen einer Woche sind unterdessen eher die Regel als die Ausnahme.

Anzumerken ist hingegen, dass sich der Wertpapierkurs nach den umfassenden Einbrüchen an den Finanzmärkten zu Anfang April vom Tiefpunkt rasch um mehr als 12 % überdurchschnittlich erholte. Analystenhäuser sehen ein weiteres Aufwärtspotenzial gegeben. Nach Angaben der Deutschen Presse Agentur beließ Jefferies die Einstufung für RWE vor den Zahlen zum ersten Quartal auf „buy“ mit einem Kursziel von 40 Euro, während JP Morgan am 10. April für das Papier einen Zielwert von 47,50 Euro mit dem Zusatz „übergewichten“ ausgab.

Die Aktionärsstruktur der RWE zeigt den starken Einfluss internationaler Investoren beim bedeutenden Energieversorger auf. So ist die Qatar Holding LLC mit 9,10 % der größte Einzelaktionär. Bereits dahinter folgt BlackRock Fund Advisors mit 5 %, vor Amundi Asset Management mit 3,1 % und der Government of Singapore Investment Corporation (GIC) mit 3 %.

Foto: RWE / Andre Laaks