Europas Rüstungssektor im Visier der ETF-Emittenten

In gefragte Aktien der Branche mit entsprechenden Produkten investieren.

Roman Steinbauer. Ein zweiter eindrucksvoller Kursschub brachte Rüstungsaktien seit Jahreswechsel erneut in den Blickpunkt der Investoren. Schon während der fulminanten Entwicklung vom Sommer 2023 bis ins Frühjahr 2024 sahen Anleger bei den Aktiennotizen europäischer Vertreter dieser Kategorie teils eine Verdoppelung der Kursnotizen und darüber hinaus. Aufgrund hoher Bewertungen pendelte sich das Geschehen dann im Zuge einer seitwärts gerichteten Tendenz ein. Doch politische Maßnahmen verdeutlichten zuletzt erneut: Der europäische Verteidigungssektor wird von großen öffentlichen Investitionen profitieren; und die Perspektiven für eine langfristige Erweiterung der Geschäftsfelder und des Produktionsumfangs um Waffen, Rüstungsgüter und dazugehöriger Technologien wachsen weiter rasant.

Einerseits wird das Geschehen im Finanzsektor schon als „Superzyklus“ definiert, andererseits weisen aber einzelne Aktien der Branche zu den laufenden Geschäftsergebnissen schon stolze Bewertungen von bis zum 40-Fachen des Jahresgewinns auf. Entsprechende Auftragssteigerungen sind in den Kursen zum Teil längst eingepreist, weshalb das Segment mittlerweile einem hohen Risikoprofil zuzuordnen ist.

Eine Vorreiter-Rolle mit Trendfolger?
Die Etablierung neuer Offerte an ETF-Produkten, die auf die außergewöhnliche Performance der Rüstungsaktien abzielen, ist indes abzusehen. So präsentierte die global aktive und in New York ansässige Investmentgesellschaft WisdomTree, deren Anteilscheine selbst im S&P 600 aufscheinen, kürzlich zum Thema einen neuen ETF. Dabei wurden explizit europäische Hersteller bzw. Zulieferer für Endfertiger der Rüstungsindustrie und dem Militärbedarf berücksichtigt. Dieser, am 4. März aufgelegte, thesaurierende und in Euro ausgestattete „WisdomTree Europe Defence ETF“ bietet Anlegern die Möglichkeit, an einer weiteren Aufwärtsdynamik teilzunehmen. Das Produkt weist ein Fondsvolumen von 500 Millionen Euro auf und wird über die Tochtergesellschaft Irish Life Investment Managers betreut. Eine Notiz ist sowohl an deutschen Börsen als auch an den Handelsplätzen in London und Mailand gegeben. Derzeit vorwiegend in westeuropäischen Staaten zugelassen, kommt dabei die übliche EU-Richtlinie für Anlegerschutz innerhalb der Europäischen Union (UCITS – Undertakings for Collective Investments in Transverable Securities) zum Tragen. Eine Ablaufzeit ist dabei nicht vorgesehen (Open-End-Struktur). Laut Angaben des Fach-Portals JustETF liegt die Gesamtkostenquote (TER-Ratio) bei 0,40 %. Im deutschen elektronischen Handelssystem Gettex ergab sich in der Vorwoche beim „WisdomTree Europe Defence ETF“ ein Spread (Differenz zwischen dem An- und Verkaufskurs), der während der Börsen-Öffnungszeiten in einer attraktiven Spanne zwischen 0,02 und 0,15 % (bei Notizen um 26,50 Euro) lag. Ein konträres Produkt, das einer Short-Strategie (um auf fallende Notizen der beinhaltenden Titel zu setzen) nachkommt, ist indes derzeit nicht verfügbar.

Ethik als singuläre Anlegerbewertung
ETF-Emittenten verleihen angebotenen Produkten, die sich auf die Rüstungsindustrie beziehen, punktuell ein moralisch „saubereres“ Erscheinungsbild. So würden Unternehmen, die mit Waffen wie Streumunition, Minen oder chemischen und biologischen Einsatzobjekte zu tun haben bzw. nach internationalem Recht verboten sind, gemieden. Investoren und Anlegern obliegt es somit individuell, dies ethisch vertretbar oder ausreichend zu werten.

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