Gasselsberger sieht Gründe für Aufschwung

Oberbank trotzt dem Pessimismus mit gutem Ergebnis und erhöht die Dividende.

Tibor Pásztory. „Ich habe mich nie auf Wirtschaftsforscher verlassen!“, stellt Oberbank CEO Franz Gasselsberger (Foto) im Gespräch mit Journalisten klar. „Ich spreche lieber mit meinen Kunden. Die wissen genauer, wie die Stimmung in der Wirtschaft läuft“, sagt der 66-Jährige, der nach eigenem Bekunden pro Woche zehn Bankkunden persönlich trifft.

Als Conclusio dieser persönlichen Kontakte erweist sich der langjährige Chef der Oberbank merkbar optimistischer, was die konjunkturelle Zukunft in unserem Land betrifft, als so manch anderer. Als Beweis führt er das bereits im abgelaufenen Jahr entspanntere Kreditrisiko sowie eine spürbare Kreditnachfrage bei der Oberbank an. „Selbst im Wohnbau sehen wir ein zartes Pflänzchen wachsen.“ In Zahlen ausgedrückt, bleibt bei der Oberbank die NPL(Non-Performing Loan)-Quote, also die Quote notleidender Kredite, stabil bei niedrigen 3,56 %. Im Privatkundengeschäft sei das Kreditrisikogeschäft über-haupt kein Thema, so der CEO.

Budgetdefizit
Weniger begeistert zeigt sich Gasselsberger von der schrittweisen Kenntnis des österreichischen Budgetdefizits – womit wir wieder beim Thema Wirtschaftsforscher wären. „Als börsennotierte Bank hätten wir in so einer Situation schon mehrfach Ad-hoc-Meldungen herausgeben müssen“, ärgert er sich und gibt zu verstehen, dass er sich nicht vorstellen könne, wie jemand über sein Budgetloch nicht Bescheid wüsste.

Die Österreichische Bundesregierung wird sich hier wohl einiges einfallen lassen müssen. Die angekündigte Bankenabgabe sei jeden-falls gegen die Abmachungen. Wie auch andere Bankenchefs, etwa Erste-CEO Peter Bosek, weist er darauf hin, dass das Thema seinerzeit durch eine einmalige Abschlagszahlung eigentlich erledigt worden sei. Im abgelaufenen Jahr habe die Oberbank 4 Millionen Euro berappt, für 2025 erwartet Gasselsberger gut 14 Millionen Euro.

Konjunkturoptimismus
Zurück zum Thema Konjunktur, nennt der CEO einige Hard Facts der Bank: Bei der Wohnbaufinanzierung sei die Vergabe 2024 gegenüber dem Jahr zuvor um 50 % gewachsen. Die Sparquote ist im Steigen begriffen. Heuer habe sie bei der Oberbank bereits 60 % des geplanten Jahresbudgets 2025 überschritten, da sich die Bevölkerung nicht mehr auf die staatliche Pension verlasse. Die betreuten Kundengelder seien um 5 % gestiegen und hätten die 40-Milliarden-Euro-Grenze überschritten. Auch das Firmenkundengeschäft sei in allen Formen der Investitionsfinanzierung um 5 % auf 17,1 Milliarden Euro gewachsen. Als CEO einer der größten Förderbanken Österreichs stellt Gasselsberger allerdings die klare Forderung an die Bundesregierung, mehr Planbarkeit bei der Umweltförderung zu gewährleisten.

Obgleich der Kernmarkt der Bank in Österreich, und hier wiederum besonders in Oberösterreich und Salzburg, liegt, setzt die Bank weiter klar auf Expansion, nach einer langen Phase in CEE und Süddeutschland nun auch in Nordrhein-Westfalen. „Beim Wirtschaftswachstum überholt CEE Österreich allerdings klar“, stellt Gasselsberger nüchtern fest. Trotzdem gäbe es auch hierzulan-de eindeutige positive Indikatoren bzw. Anlass zur Hoffnung.

Da wäre die Erwartung noch zweimaliger Zinssenkungen im heurigen Jahr. Selbst die erratische Politik Donald Trumps verursache Kollateralnutzen in Form eines Abebbens der EU-Regulierungswut. Das 500- Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket Deutschlands sei sogar als „Gamechanger“ zu sehen. 1 % Wachstum in Deutschland verursache 0,2 bis 0,4 % Wachstum in Österreich, so der CEO, der aber trotz positiven Denkens keinen präzisen Ausblick auf 2025 geben kann.

Immerhin: 2024 konnte das Rekordergebnis von 2023 von 5,37 Euro pro Aktie mehr oder weniger gehalten werden. Der Hauptversammlung soll daher eine Erhöhung der Dividende um 15 % auf 1,15 Euro pro Aktie vorgeschlagen werden.

Foto: Oberbank / Joachim Haslinger