Die Börsenhausse hat noch Potenzial

Der erste Zollschock ist laut Kepler Fonds KAG verdaut, Chancen mit Aktien sollten genutzt werden.

Raja Korinek. Der 2. April wird vielen Anlegern länger in Erinnerung bleiben. An jenem Tag, dem „Liberation Day“, verkündete US-Präsident Donald Trump weitere Zollanhebungen, ein Umstand, der größere Kursverluste an den globalen Märkten auslöste – selbst bei US-Staatsanleihen. Kurz darauf folgte immerhin ein 90tägiges Zollmoratorium. Uli Krämer, Leiter Portfoliomanagement bei der Kepler Fonds KAG, zieht im Gespräch mit dem Börsen-Kurier ein Fazit zu den Geschehnissen, und meint, die ärgsten Turbulenzen seien derzeit überstanden: „Dies erkennt man auch anhand diverser Indikatoren.“ So hat der Volatilitätsindex VIX inzwischen wieder stark korrigiert. Dieser Barometer misst die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 anhand von Optionspreisen. Zum Vergleich: Am 8. April schnellte der VIX kurz über die Marke von 52 Punkten. Zuletzt lag die Notierung (per 22. Mai) bei rund 20 Punkten.

Zwischenphase wird genutzt
Wie lange die aktuelle Beruhigung andauern wird, bleibt freilich abzuwarten. „Wir sind aktuell in einer Zwischenphase“, verweist Krämer auf die Befristung des Zollmoratoriums. Doch immerhin werde verhandelt. Mit Großbritannien wurde bereits ein Abkommen erzielt. „Dies war für die USA allerdings ein relativ einfaches Unterfangen, denn sie haben mit Großbritannien einen Handelsüberschuss.“ Auch in Richtung China habe es erste positive Signale gegeben.

Alles in allem stimmen die jüngsten Entwicklungen den Kepler-Experten zuversichtlich. Sollten die Verhandlungen insgesamt nicht allzu negativ verlaufen, dürften die Märkte sich stabilisieren. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir die jüngsten Tiefs noch einmal in nächster Zeit testen werden.“ Einzig, sollte die globale Wirtschaft in eine scharfe Rezession rutschen, würden auch die Märkte einmal mehr stark unter Druck geraten, konstatiert Krämer. „Damit rechnen wir aber nicht.“ Vor allem der private Konsum sei weiterhin stark – und ein wichtiger Treiber des US-BIP.

Solide Quartalszahlen
Auch die Berichtssaison für das erste Quartal 2025 ist voll im Gange. Mehr als 90 % der S&P-500-Unternehmen haben ihre Ergebnisse für das erste Quartal 2025 inzwischen veröffentlicht. In Europa sind es rund 75 % der Unternehmen im Stoxx Europe 600 Index, zeigt Josef Stadler, Portfoliomanager bei der Kathrein Privatbank, auf. „Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ergebnisse kaum von den Berichten der Vorquartale abweichen.“

Die Frage ist nun, wie es weitergehen dürfte. Aufgrund des unsicheren Umfelds hielten sich viele Unternehmen mit ihrem Ausblick zurück, wagten stattdessen lieber mögliche Szenarien. Dazu zählten etwa mögliche Entwicklungen bei den Lieferketten, sowie der Fähigkeit, höhere Preise an Konsumenten weiterzugeben.

Pessimismus als Kaufchance
Anleger sollten sich aber nicht verunsichern lassen, betont Krämer. Er meint, dass sich der Einstieg bei Aktien vor allem dann lohne, wenn die Stimmung besonders pessimistisch sei. Bei vielen Titeln könne man dann günstig zukaufen. Genau solch einen Schritt unternahm man bei der Kepler Fonds KAG Mitte März, etwa im „Kepler Vorsorge Mixfonds“. Aktuell sind knapp 63 % in Anleihen investiert, weitere 35 % in Aktien. Auch ein klein wenig Liquidität wird vorgehalten. Zu den größten Aktienpositionen zählen Apple, Microsoft und Nvidia. Im Bondsegment wird in erster Linie auf Staatsanleihen – etwa aus Frankreich und Italien – gesetzt, sowie auf Pfandbriefe.

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