Die Ruhe vor dem Sturm?
Immo-Preise: Angesichts erwarteter Preisanstiege sei aktuell ein guter Kaufzeitpunkt.
Patrick Baldia. Nach zwei schwierigen Vorjahren hat sich die Erholung am heimischen Wohnungsmarkt in den vergangenen Wochen fortgesetzt. Zwar scheinen die goldenen Zeiten wie vor den Zinserhöhungen im Sommer 2022 noch in weiter Ferne zu liegen, aber immer-hin berichten Marktbeobachter von deutlich gestiegener Nachfrage und einer zunehmenden Anzahl an Kaufabschlüssen. Das spiegelt sich natürlich auch in der Preisentwicklung wider. „Die Angebotspreise sind im 1. Quartal zumindest teilweise wieder moderat gestiegen und die Abschlusspreise nähern sich den geforderten Verkaufspreisen an“, heißt es in einer aktuellen Analyse des Immobiliendienstleisters EHL Wohnen.
Schaut man sich die Entwicklung des Angebots an, scheinen weitere Preisanstiege unvermeidlich. 2024 erreichte die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen mit 32.100 ein neues Rekordtief, wie die Statistik Austria kürzlich vermeldete. Bereits 2023 wurde der bis dahin niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010 gemessen (46.600 Wohnungen). „In den kommenden Jahren ist daher mit einem deutlichen Rückgang neuer Wohnungen auf dem Markt zu rechnen, und das bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl“, so Statistik-Austria-Geschäftsführer Tobias Thomas.
„Entwickelt sich die Nachfrage weiter wie zuletzt oder nimmt sie weiter zu, wovon wir ausgehen, wird das Angebot an Eigentumswohnungen ab dem Jahresende bzw. Anfang 2026 zurückgehen“, sagt Bernhard Reikersdorfer, Managing Partner Remax Austria, zum Börsen-Kurier. Die Folge: Spürbar anziehende Preise. Beim heimischen Marktführer geht man davon aus, dass das bereits im kommenden Jahr der Fall sein wird. Sein Fazit: „Aktuell ist sicher noch ein guter Zeitpunkt für einen Kauf.“
Auch die Experten der J&P Immobilienmakler GmbH machen aktuell einen guten Zeitpunkt aus, um eine Immobilie zu kaufen. „Die Neuflächenproduktion ist derzeit stark rückläufig – gleichzeitig sinken die Zinsen. Das erleichtert den Zugang zu Eigentum und schafft bessere Rahmenbedingungen für den Immobilienkauf“, so Geschäftsführer Wolfgang Schnopfhagen. Stichwort sinkende Zinsen. Laut dem Infina-Kreditindex haben sich die variablen Kreditzinsen allein im ersten Quartal 2025 von 3,874 auf 3,505 % verbilligt. 20-jährige Fixzinsbindungen verteuerten sich hingegen um 30 Basispunkte auf 3,828 %. Das ist zwar der höchste Stand seit dem vergangenen Juli, im längerfristigen Vergleich aber immer noch attraktiv. Daher empfehlen die Infina-Experten: Rasch handeln, um sich langfristig günstige Zinsen zu sichern.
Wo bezahlt man am meisten für eine Wohnung? Im Bundesländer-Ranking sind laut Remax-Immospiegel derzeit die durchschnittlichen Wohnungspreise in Vorarlberg am höchsten (Stand Ende 2024: 338.753 Euro), gefolgt von Tirol (313.224 Euro), Salzburg (313.509 Euro) und Wien (303.237 Euro). Unter den Landeshauptstädten sind Eigentumswohnungen in Bregenz am teuersten (357.155 Euro). Den zweiten Platz belegt Salzburg (339.050 Euro) vor Innsbruck (331.589 Euro), Linz (243.715 Euro) und Graz (196.085 Euro). Fast vollkommen in Wiener Hand ist wiederum das Preisranking nach Bezirken. Die Innere Stadt führt hier vor Kitzbühel, Döbling, Wieden und Mariahilf. Bei den durchschnittlichen Quadratmeterpreisen hat Wien mit 5.174 Euro die Nase vorn, gefolgt von Salzburg (5.013 Euro) und Vorarlberg (4.857 Euro). Am wenigsten kostet der Quadratmeter hingegen mit 3.408 bzw. 2.795 Euro in Niederösterreich und der Steiermark. Die teuersten Bundesländer: Vorarlberg, Salzburg, Tirol und Wien. Nach Bezirken führt die Wiener Innenstadt vor Kitzbühel und Wien-Döbling.
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