Altersvorsorge ab 50 ist möglich
Im Gespräch mit dem Finanzplaner und Software-Entwickler Wolfgang Ellmaier.
Klaus Schweinegger. Nicht das Alter ist entscheidend, sondern der Zeithorizont der einzelnen Lebensziele, sagt Experte Wolfgang Ellmaier im Interview mit dem Börsen-Kurier. Die Altersgruppe „50plus“ ist aus seiner Sicht sehr vielfältig mit unterschiedlichen Ansprüchen und Wünschen.
Ellmaier hat federführend auch die Software „Well+“ zur strategischen Planung von Vermögen und finanziellen Zielen entwickelt. Ziel ist es, Beraterinnen und Berater bei der Erstellung von Vermögensplänen für Kunden zu unterstützen.
Börsen-Kurier: Zunächst eine Frage aus Ihrer Beratungspraxis: Was unterscheidet die Altersgruppe 50plus von jüngeren Kunden?
Wolfgang Ellmaier: Menschen ab 50 stehen oft vor entscheidenden Weichenstellungen: richtige Strukturierung des aktuellen Vermögens, Decken der möglichen Lücken, Optimierung der Steuersituation bezüglich des Vermögens, Pensionsvorbereitung, Vermögensübertragung und vieles mehr. Generell gibt es in dieser Altersgruppe oft große Lebensveränderungen. Familiär, beruflich, gesundheitlich. Es geht nicht nur ums das Thema Ansparen, sondern auch um Struktur, Sicherheit und Zielorientierung. Viele wollen als ersten Schritt einen Status Quo und in weiterer Folge eine genaue Liquiditätsentwicklung erfahren. Klarheit darüber, wie lange ihr Vermögen reicht, ob sie sich bestimmte Wünsche leisten können etc. Die Themen finanzielle Unabhängigkeit und finanzielle Freiheit werden oft thematisiert. Für manche ist auch das Thema der Vermögensweitergabe wichtig. Dafür braucht es aber ebenso als ersten Schritt einen Status Quo.
Börsen-Kurier: Und gibt es auch innerhalb dieser spannenden Zielgruppe auch Unterschiede gibt?
Ellmaier: Ja, „50plus“ ist sehr vielfältig. Uns geht es ja auch nicht um die Zeitspanne bis zum Pensionsantritt, sondern eigentlich immer um das ganze Leben. Und da gibt es fast immer noch einen sehr langen Zeithorizont. Die meisten Kunden stehen aber noch voll im Berufsleben, andere planen die Übergabe eines Betriebs, wieder andere haben geerbt oder denken schon intensiver über den Ruhestand nach. Es braucht in jeder Phase eine sehr gute Beratung. Es handelt sich immer um sehr interessante Projekte.
Börsen-Kurier: Losgelöst vom Alter der Kundinnen bzw. der Kunden: Welche Aspekte sind es, die die Menschen bei der persönlichen Finanzplanung beschäftigt?
Ellmaier: Die großen Themen sind Nutzen der Chancen der verschiedenen Assetklassen, Decken der Pensionslücke, Sicherheit, Liquidität, Steueroptimierung und Zielerreichung. Menschen wollen wissen, wo sie finanziell stehen – und was möglich ist. Unsere Aufgabe ist es, Struktur zu schaffen und Chancen aufzuzeigen.
Börsen-Kurier: Wie kann eine optimale Finanzplanung für 50plus aussehen und was sollte bei der Planung der Pensionsphase berücksichtigt werden?
Ellmaier: Zunächst braucht es eine ehrliche Bestandsaufnahme. Alle Assets mit Produktdetails wie Rendite, Risiko, Kosten, Steuern etc. werden erfasst und in einer Vermögensbilanz zusammengefasst. Private Einnahmen und Ausgaben und die Liquiditätsströme zwischen den Assets werden erfasst. Die Lebensziele werden in die Finanzwelt „übersetzt“ und dann simulieren wir (mit der Software Well+, Anm.) verschiedene Szenarien – z. B. Ansparungen, Marktszenarien, frühere oder spätere Pensionierung, Immobilienkauf oder -verkauf, Schenkungen usw. Wir liefern einen klaren Plan und zeigen die Auswirkungen jeder Entscheidung grafisch – das schafft Sicherheit und macht Optionen sichtbar.
Börsen-Kurier: In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf, welche Veranlagung für „50plus“ empfehlenswert ist? Der Zeithorizont ist ja ein gänzlich anderer als bei jungen Kunden.
Ellmaier: Nicht das Alter ist entscheidend, sondern der Zeithorizont der einzelnen Lebensziele. Wir strukturieren das Vermögen in Liquiditätsschichten: kurzfristige Rücklagen, mittelfristige Planungen, langfristiger Kapitalaufbau. Gerade der langfristige Teil darf wachstumsorientiert sein – sinnvoll abgestimmt auf Risiko, Steuern und Liquiditätsbedarf.
Und bei der Altersgruppe kann man sicher nicht vereinfacht davon ausgehen, dass immer nur wenig Zeit bis zum Pensionsantritt beispielsweise mit 65 zur Verfügung steht. Am Kapitalmarkt kann man lebenslang veranlagt sein und das Kapital exakt nach Plan verbrauchen. Der Rest kann veranlagt bleiben. Natürlich steuerlich optimiert. Das planen wir für unsere Kunden.
Börsen-Kurier: Welche Vorteile bietet eine professionelle Finanzberatung für den Kunden?
Ellmaier: Viele Menschen haben Vermögen, aber keinen Überblick. Wir liefern Struktur, zeigen Optimierungspotenziale auf – bei Steuern, Kosten, Risiko. Wir können mit unserer Software einen Plan erstellen, der realistisch, transparent und steuerlich fundiert ist. Gute Berater begleiten über alle Phasen des Lebens hinweg. Und zwar nicht als Produktverkäufer, sondern wirtschaftlich umfassend.
Börsen-Kurier: Und abschließend: Pensionsplanung ist sehr komplex. Wie kann sie dem Kunden nachvollziehbar erklärt werden?
Ellmaier: Wir visualisieren alle relevanten Faktoren – Einnahmen, Ausgaben, Rendite, Risiko, Steuern, Entnahmen, Ereignisse usw. – über die gesamte Lebensspanne. Mit einem Szenarien-Vergleich sehen Kunden sofort, wo das Optimierungspotenzial liegt. Komplexität wird greifbar – und Planen wird plötzlich einfach. Genau das ist unser Ziel.
Foto: well.co.at