Das Vermächtnis des Warren Buffett

Was hinter der herausragenden Performance von Berkshire Hathaway steckt.

Patrick Baldia. Früher oder später musste der Zeitpunkt wohl kommen: Investmentlegende Warren Buffett, auch bekannt als „das Orakel von Omaha“, zieht sich als Vorstandsvorsitzender von Berkshire Hathaway zurück. Zum Jahresende wird sein Vertrauter Greg Abel seine Nachfolge antreten. Damit geht eine Ära zu Ende. Aufgrund seines herausragenden Erfolgs – zwischen 1965 und Ende 2024 erzielte die Aktie der Investmentholding im Durchschnitt ein jährliches Plus von 20 % – hingen weltweit Millionen von Anlegern an seinen Lippen, strömten in Scharen zu den HVs und versuchten der Investmentphilosophie auf den Grund zu gehen.

Erstaunlicherweise haben sich bislang nur wenige rigorose wissenschaftliche Analysen mit der Strategie von Buffett bzw. Berkshire Hathaway auseinandergesetzt. Interessante Ergebnisse liefert etwa ein preisgekröntes wissenschaftliches Papier von Andrea Frazzini, David Kabiller und Lasse Heje Pedersen (alle drei Direktoren bei AQR Capital Management), das 2018 im Financial Analysts Journal erschien. In „Buffett‘s Alpha“ widerlegen sie die Kritik der Anhänger der Markteffizienztheorie, die behaupten Buffetts Erfolg sei einfach nur Glück.

Seinen Zugang beim Investieren erklärt Buffett schon im Berkshire-Hathaway-Geschäftsbericht des Jahres 1994: „Ben Graham hat mich gelehrt, dass es beim Investieren nicht notwendig ist, außergewöhnliche Dinge zu tun, um außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.“ Der US-Ökonom, der an der Columbia University unterrichtete und dort Buffetts Professor war, verfasste gemeinsam mit seinem Kollegen David Dodd „Die Geheimnisse der Wertpapieranalyse“ (Erstausgabe: 1934), das als Standardwerk des Value-Investing gilt.

Mix aus Value- und Growth-Ansatz
Doch es wäre zu einfach, das Erfolgsgeheimnis des „Orakels von Omaha“ allein auf die fundamentale Analyse von Unternehmen und die Suche nach unterbewerteten Aktien zu zurückzuführen, wie in „Buffett’s Alpha“ aufgezeigt wird. Demnach weist Buffetts Portfolio einige allgemeine Charakteristika auf: Investiert wird in Titel, die sicher, günstig und von hoher Qualität sind.

Kurz: Der Value- wird mit dem Growth-Ansatz kombiniert. Gleichzeitig habe Buffett über etliche Jahrzehnte seine Investments gehebelt und war dabei auch bereit, signifikante Risiken einzugehen sowie Phasen mit Verlusten und starken Korrekturen zu akzeptieren.

Stichwort Hebel: Finanziert wurde zum Teil günstig mit dem „Float“, also den liquiden Mitteln, die Versicherungen zwischen dem Eingang der Versicherungsprämien und der Auszahlung im Schadensfall zur Verfügung stehen, von nicht börsennotierten Playern im Portfolio. Dazu kommt ein weiterer Grund, wieso es wohl für Kleinanleger eine Utopie bleiben dürfte, Buffetts Philosophie eins zu eins nachzueifern: Die Investmentlegende hat mit dem „notwendigen Kleingeld“ investiert.

Sehr wohl können aber auch „normale“ Anleger von Buffetts Grundprinzip profitieren: Kaufe wenige sichere und hochqualitative Aktien zu einem attraktiven Preis und halte über viele Jahre an ihnen fest. Aber auch nicht für immer. Hilfreich sind sicher auch die Publikationen von Berkshire Hathaway. Im Bericht für das erste Quartal ist etwa zu erfahren, dass man zuletzt bei Constellation Brands, Domino‘s Pizza, Heico Corp, Occidental Petroleum, Pool Corp, Sirius XM und Verisign auf der Käuferseite war.

Verkauft oder reduziert wurden wiederum Bank of America, Capital One Financial, Charter Communications, Citigroup, Davita, Liberty Media Corp Series C, NU Holdings und T-Mobile.

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