Die sichersten Austro-Aktien
Eine exklusive Auswertung der Erste Group liefert interessante Ergebnisse.
Michael Kordovsky. Exklusiv für den Börsen-Kurier analysiert Erste-Group-Chefanalyst Christoph Schultes das sogenannte „Beta“ der ATX-Prime-Werte der vergangenen zehn Jahre. Beta ist ein Maß für die Schwankungsbreite des Kurses von Finanztiteln im Vergleich zum Gesamtmarkt, also in unserem Fall der österreichischen Aktien zum ATX Prime. Daneben wurde auf die Performance geachtet, wobei diese als Total Return, also Kursgewinne plus Dividenden der letzten zehn Jahre, gemessen wurde. „Je weiter die Punkte unter der Regressionslinie liegen, desto sicherer sind die Werte unter der Berücksichtigung der Performance. (Anm.: Eine Regressionsanalyse stellt Betas mit Total Returns in Beziehung, wobei das Bestimmtheitsmaß in unseren Fällen erwartungsmäßig niedrig ausfällt.) Man kann sagen, dass Verbund und Strabag hier aufgrund ihres Total Returns am attraktivsten erscheinen, rückt man die Sicherheit in den Vordergrund wäre es der Flughafen Wien. Attraktiv sind unter diesem Aspekt auch noch EVN, Telekom Austria und CA Immo. Dieses Ergebnis ist, meiner Meinung nach, aussagekräftig, auch wenn der Zeithorizont hier eine besondere Rolle spielt“, erklärt Schultes gegenüber dem Börsen-Kurier. Die Top-Performer der Low-Beta-Aktien Verbund, Strabag und EVN brachten es in den vergangenen zehn Jahren (per 3. Juni) auf eine Performance von je 528, 496 bzw. 232 %.
Defensive Branchen und wenig Streubesitz
Schultes verweist auf einen wichtigen Zusammenhang: „Defensive Titel haben generell ein niedrigeres Beta als zyklische Aktien.“ „Ein Vorteil könnte auch ein geringer Streubesitz bzw. eine geringe Marktkapitalisierung sein, die die Handelbarkeit der Aktie einschränken, dies könnte z. B. Titel wie die Amag unterstützt haben.“ Die Amag ist dabei auch fundamental solide. Sie hat in den Jahren 2012 bis 2024 jedes Jahr ein positives Ergebnis nach Ertragssteuern erzielt und konnte in diesem Zeitraum den Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit in etwa auf gleichem Niveau halten. Was auf den Aktienkurs noch stützend wirken könnte, ist laut Meinung des Autors eine hohe Dividendenrendite. Bei einem Kurs von 24,50 Euro liegt die aktuelle bei 4,9 %.
Ranking über zehn Jahre
Per 3. Juni 2025 zeigt ein Beta Ranking der vergangenen zehn Jahre mit einem Beta von 0,35 Amag als Gewinner, wobei sich deren Total Return mit 14 % in Grenzen hielt. „Zweitsicherster“ und „Drittsicherster“ Wert sind Flughafen Wien und Agrana mit jeweils rund 0,41. Während Agrana mit -2 % keinen Total Return brachte kam Flughafen Wien auf ein Plus von 203 %. An weiterer Stelle kommt die Post (Beta: 0,42), deren Gesamtperformance mit 17 % eher mäßig ausfällt, da sich der Kurs vor ziemlich genau zehn Jahren auf dem Höchststand befand. Doch der nächstbeste Wert, die Telekom (Beta: 0,48), brachte es im Untersuchungszeitraum auf beachtliche 145 %. Und was ergibt die Betrachtung der Ertragshistorie? Von 2017 bis 2024 konnte Telekom den Gewinn/Aktie um 7,6 % p.a. steigern und die Dividendenausschüttung stieg von 0,20 auf 0,36 Euro. Verbund konnte von 2020 bis 2024 das Konzernergebnis von 631,4 auf 1.875,3 Millionen Euro erhöhen. Mit einem zweistelligen Ebit-Wachstum im gleichen Zeitraum überzeugt Strabag. Flughafen Wien hat mit Ausnahme des Pandemie-Jahres 2020 seit selbigem immer schwarze Zahlen geschrieben, und die aufgrund der bisherigen Beta-Historie vielversprechende Frequentis (Beta von 0,38) war in der Lage, von 2017 bis 2024 den Gewinn/Aktie um 10,6 % p.a. zu steigern, wobei lediglich das Jahr 2020 negativ war.
Foto: AdobeStock / Pixel Skull Design