Neue Börsenstars im Anflug?
Schwaches Jahr bisher, aber spannende Möglichkeiten für Anleger mit Newcomern.
Patrick Baldia. Nach einem eher ruhigen Jahr 2024, in dem laut EY die Zahl der weltweiten Börsengänge um rund 10 % zurückging, deutet sich auch 2025 bislang kein Wiederaufleben der IPO-Tätigkeit an. Vielmehr steht abermals ein Minus von rund 10 % zu Buche. Eine Trendwende deutet sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ab. Und das ist angesichts des herausfordernden, von Volatilität geprägten Börsenumfelds auch nicht weiter verwunderlich. Geopolitik und US-Zölle lassen grüßen. Das Fazit von Martina Geisler, Leiterin IPO und Partnerin bei EY Österreich: „Erfolgreiche Börsengänge hängen mehr denn je von überzeugenden Wachstumsstrategien, realistischer Bewertung und einer guten Vorbereitung auf die Kapitalmarkterwartungen ab.“
Aber auch wenn schon einmal mehr Unternehmen den Gang aufs Börsenparkett gewagt hatten, haben heuer dennoch interessante IPOs stattgefunden. Etwa im Mai an der Hongkonger Börse, als der chinesische Batteriehersteller CATL (Contemporary Amperex Technology) mit einem Emissionserlös von rund 4 Milliarden Euro für den bislang größten Börsengang 2025 sorgte. Vor zwei Wochen folgte das Nasdaq-Debüt des US-Fintechs Chime (Emissionserlös: 900 Millionen Euro). Und erst Anfang Juni hatte Circle an derselben Börse sein IPO mit einer Milliardenbewertung gefeiert. Spektakulär ist auch die Kursentwicklung seitdem: mehr als 500 %.
Interessante neue IPO-Gelegenheiten sollten sich für Anleger auch in der zweiten Jahreshälfte ergeben. Wie möglicherweise der chinesische Fast-Fashion-Gigant Shein, der nach einem gescheiterten Versuch in London 2024, in den kommenden Wochen sein Glück in Hongkong versuchen sollte. Für April hatte eigentlich Klarna seinen Börsenstart angekündigt. Nachdem der schwedische Zahlungsdienstleister allerdings im Mai für das 1. Quartal einen satten Nettoverlust in Höhe von fast 100 Millionen US-Dollar berichten musste, wurde der IPO offensichtlich vorübergehend verschoben.
Bitpanda doch nicht 2025?
Der aus österreichischer Sicht spektakulärste IPO des Jahres 2025 wäre wohl jener von Bitpanda. Der heimische Kryptobroker hatte bereits Ende der 2010er Jahre einen Börsengang „innerhalb der nächsten fünf Jahre“, in den Raum gestellt. Nicht wenige Beobachter hatten damit gerechnet, dass das nach dem Erhalt der MiCAR-Lizenz im März, die Bitpanda erlaubt, sein komplettes Angebot an Produkten und Dienstleistungen in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten anzubieten, noch heuer erfolgen könnte. Zum jetzigen Zeitpunkt schaut es jedenfalls nicht danach aus.
An der Wiener Börse hat bereits im Februar die Steyr Motor AG ihr Börsen-Debut begangen. Das oberösterreichische Unternehmen entwickelt Hochleistungsmotoren für militärische Spezialfahrzeuge und Boote, die auch als Hilfsaggregate für Kampfpanzer und Lokomotiven eingesetzt werden können. Anleger, die zum Eröffnungspreis von 14,90 Euro pro Aktie eingestiegen sind, können sich freuen: Kurz vor Redaktionsschluss notierten die Papiere bei rund 50 Euro.
Für diesen Dezember hat jedenfalls die Südtiroler Zeppelin Hotel Tech S.p.A., die sich auf Hotel Websites und KI-gestützte Online-Marketing-Kampagnen spezialisiert hat, ihr IPO am Wiener Marktplatz angekündigt. Börsenambitionen hat auch Neoh. Das Wiener Startup hat Süßigkeiten wie Schokoriegel, Waffeln oder Kekse entwickelt, die den Blutzuckerspiegel flach halten. Zucker wurde Großteils durch pflanzliche Ballaststoffe ersetzt.
Ein heißer heimischer IPO-Kandidat ist auch die Reploid Group AG. Das Unternehmen mit Sitz in Wels stellt Anlagen her in denen die Larven der Schwarzen Soldatenfliege organische Abfälle in hochwertige Proteine, Fette und Düngemittel verarbeiten.
Foto: Wiener Börse / Nik Pichler