Produkte, um das Risiko zu reduzieren

Der deutsche Bundesverband für strukturierte Wertpapiere widerlegt Vorurteile mit klaren Zahlen.

Raja Korinek. Das Nischendasein von Zertifikaten ist in Österreich längst vorbei. Allein im ersten Quartal 2025 wurde die Marke von 16 Milliarden Euro an Open Interest übersprungen, wie aus den Zahlen des Zertifikate Forum Austria (ZFA) hervorgeht. Open Interest ist der Fachjargon für die Gesamtzahl aller offenen Kontrakte. „Die Entwicklung unterstreicht, dass diese Produktgruppe beim Anleger längst angekommen ist“, konstatiert Frank Weingarts von Onemarkets/UniCredit – er ist Vorstandsvorsitzender des ZFA. Mit diesen Worten eröffnete Weingarts den 19. ZFA-Kongress am 3. Juni in Wien. (Der Börsen-Kurier ist Medienpartner.) Dabei sei das Produktangebot diversifiziert, jedoch blieben Produkte mit vollem Kapitalschutz am gefragtesten. Hier lag das Open Interest zu Quartalsende bei 4,26 Milliarden Euro.

Vorurteil Zockerpapiere
Auch in Deutschland hat das Volumen auf zuletzt knapp mehr als 100 Milliarden Euro weiter zugelegt, wie der Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW) berichtet. Auf seinem Vortrag „Fakten gegen Vermutungen – mehr Transparenz durch Risikoausweis des Gesamtmarkts“ räumte Christian Vollmuth, Geschäftsführender Vorstand des BSW, zudem mit Vorurteilen dazu auf, dass Zertifikate reine Zockerpapiere seien.

Vollmuth verwies auf die Vorhaben der alten Regierung. So hatte die einstige Ampelkoalition eine Reform der privaten Altersvorsorge geplant. Der damalige Finanzminister Christian Lindner plante insbesondere die Förderung eines privaten Altersvorsorgedepots. Dies sollte mit Wertpapieren befüllbar sein. Für Vollmuth hatte der Vorschlag jedoch ein großes Manko. So wären lediglich Fonds, Aktien und ETFs bis zur Risikoklasse 5 – laut Basisinformationsblatt (BIB) – in Frage gekommen. Zertifikate seien pauschal als zu riskant eingestuft worden, ein Umstand, den der BSW-Chef nicht nachvollziehen kann. „Zertifikate hatten es nicht auf die Positivliste geschafft. Dies sollte sich ändern, wenn das Thema Altersvorsorge von der neuen Regierung aufgenommen wird.“

Zusätzliche Risikokennzahlen
Die Entwicklung war Anlass genug, bei der Veröffentlichung der Marktvolumina nunmehr auch Risikokennzahlen für den gesamten Markt für strukturierte Wertpapiere und zusätzlich detailliert für sämtliche Produktkategorien offenzulegen. Die Angaben basieren auch auf der verbindlichen Risikoklassifizierung für Wertpapiere, sind somit im BIB festgehalten.

Das Ergebnis war eindeutig. Vollmuth meint, Zertifikate würden Großteils eher zur Risikoreduktion genutzt. So entfiel zum Stichtag 31. März von den 100,1 Milliarden Euro mehr als die Hälfte (50,7 %) auf die niedrigste Risikoklasse 1. Dies ließe sich etwa mit einem Investment in Euro-Geldmarkt-ETFs und Euro-Geldmarktfonds vergleichen. „Aktien europäischer Konzerne gehören Großteils den Risikoklassen 5 und 6 an, während Aktienfonds und Aktien-ETFs, die sich an breit gestreute internationale, regionale oder nationale Aktienindizes orientieren, wie den MSCI World oder den Euro Stoxx 50, zumeist den Risikoklassen 4 und 5 zugeordnet sind.“

Niedriges Durchschnittsrisiko
Vollmuth zieht ein klares Fazit. Er verweist auf das volumengewichtete durchschnittliche Risiko aller strukturierten Wertpapiere: Die Kennzahl entspricht einem SRI (Summary Risk Indicator) von 2,55. Und damit seien die Risiken mit strukturierten Wertpapieren geringer als viele vermuteten, fügt Vollmuth noch hinzu.

Foto: AdobeStock / wsf-f