Die Kolumne der Anlegerschützer vom IVA
Das „alte Böse“ gibt‘s immer noch
Florian Beckermann. Unter diesem Titel könnte man eine Krimi-Serie führen oder eine Statistik. Diesmal wieder im Fokus: Vorstände und ihre Nebenbeschäftigungen wie Insiderhandel oder Bestechlichkeit. Als Aktionär wundert man sich zurecht: Wer macht das? Hohe Gagen reichen nicht? Aufsichtsräte seien gewarnt. Immer noch.
Diese Woche hatte drei Aufreger: Sinister liest sich das Projekt „Tango“ des Hugo-Boss Vorstandsvorsitzenden Daniel Grieder zusammen mit René Benko. Krone und News zitieren aus einem E-Mail-Verkehr zwischen beiden, wonach diese geplant haben sollen, die Kontrolle über die deutsche Modemarke zu erlangen. Lancierte Informationen über kursrelevante Ereignisse stehen ebenso in Rede. Die BaFin und die Staatsanwaltschaft in Deutschland ermitteln. Der Börsenkurs von Hugo Boss fiel seit Mitte 2023 um rund 50 % , zuletzt spontan rund 8 %.
Spektakulär geht es gerade beim bayrischen Freizeitfahrzeughersteller KnausTabbert zu (eine Aktie, die sich auch in Österreich einer gewissen Beliebtheit erfreut). Nach einer Razzia und der Inhaftierung von zwei Vorständen übernahm nun der Großaktionär Wim de Pundert die CEO- und CFO-Position. Die genannten Vorstände wurden mit sofortiger Wirkung entlassen. Sie sollen von Zulieferern Bestechungsgelder über 50.000 Euro angenommen haben. All dies bei Millionengehältern. Für alle genannten gilt natürlich die Unschuldsvermutung.
Der Skandal trifft das Unternehmen ungünstig: Der Campingsektor kämpft mit Problemen. Viele Händler haben hohe Lagerbestände, die finanziert werden müssen. Deshalb hält sich der Handel aktuell mit größeren Bestellungen zurück. Die Aktie verlor in den letzten sechs Wochen 56 % an Wert.
Quasi als Gegensignal verhängte die FMA eine noch nie da gewesene Strafhöhe gegen eine natürliche Person, Österreicher, Vorstand bei einem börsengelisteten, deutschen Unternehmen. Über Jahre hinweg beschäftigte sich dieser mit Insiderhandel in der klassischen Ausprägung. Im Zuge der Untersuchung gestand der Mann, dass er seine Kenntnis von nicht öffentlichen, kursrelevanten Informationen dazu genutzt hat, mit Aktien und Derivaten des Unternehmens zu handeln, bevor die Informationen mit Ad-hoc-Meldungen bekanntgegeben wurden. Insgesamt erzielte er durch die verbotenen Geschäfte einen Vorteil von 104.394,39 Euro in Form von Gewinnen sowie vermiedenen Verlusten. Dieser Vorteil wird von der FMA für verfallen erklärt und eingezogen. Zusätzlich wird für die Verstöße gegen die Bestimmungen von Insiderhandel eine Strafe in Höhe von 704.375 Euro fällig. Allein die siebenfache Strafhöhe des kriminell erlangten Vorteils sollte Abschreckung genug sein. Ein schwacher Trost für Aktionäre, deren Schäden weitaus größer sind. Die Frage nach dem „wie“ tangiert die Aufsichtsräte. Nicht nur in Bezug auf die Auswahl der geeigneten, integren Vorstände, sondern auch auf deren Tätigkeitsüberwachung. Die profane Gier kommt weiterhin in den höchsten Chefetagen vor. Aktionäre bestehen auf einem Null-Toleranz-Ansatz und einer glaubwürdigen lückenlosen Aufklärung – es ist ihr Geld. Aufsichtsräte sollten hier nicht nachlassen. Das gilt übrigens auch für „neues Böses“
Auf den Wandel der Weltwirtschaft setzen
Weshalb Demografie, Deglobalisierung und Dekarbonisierung die Zukunft bestimmen.
Raja Korinek. Die vergangenen Monate waren von reichlich Schlagzeilen rund um die US-Wahlen geprägt. Doch es gibt auch längerfristige Trends, die Anleger ebenso wenig außer Acht lassen sollten. Dazu zählt der britische Vermögensverwalter Schroders den sogenannten „3D Reset“. Gemeint sind die Themen Deglobalisierung, Demografie und Dekarbonisierung. „Die drei Trends haben unserer Ansicht nach massive langfristige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft“, erklärt Saida Eggerstedt, Head of Sustainable Credit bei Schroders, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.
Globalisierung neigt sich zu Ende
Doch weshalb setzen die Schroders-Profis bei diesen „3Ds“ an? Eggerstedt geht auf die Themen näher ein. „Nehmen Sie zum Beispiel die Deglobalisierung. Die jahrzehntelange Globalisierung neigt sich dem Ende zu, die Welt wird zunehmend protektionistischer. Daraus ergeben sich aber auch attraktive Investmentchancen, die näher an den heimischen Gefilden liegen. Mit Donald Trump als nächsten US-Präsidenten könnten sich die Tendenzen verstärken.“
Die Dekarbonisierung trage hingegen zu einer grundlegenden Disruption bei, da Länder weltweit den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben. „Wir befinden uns im Übergang von einer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hin zu umweltfreundlicheren Energiequellen“, konstatiert Eggerstedt. Sie meint, dass sich diese Entwicklung fortsetzen werde, nicht zuletzt da die Volkswirtschaften mit größeren physischen Schäden durch höhere Temperaturen und unbeständigeres Wetter konfrontiert werden.
Überalterung als Herausforderung
Auch der demografische Wandel sollte nicht unterschätzt werden. So sei vor allem in vielen Industrieländern eine Überalterung zu beobachten. „Während die Babyboomer in den Ruhestand treten, gibt es in vielen Ländern nicht genügend junge Menschen, die sie auf dem Arbeitsmarkt ersetzen können. Dieser Arbeitskräftemangel könnte erhebliche Auswirkungen auf Inflation und das Wirtschaftswachstum haben, da die Löhne steigen werden.“ Zugleich ergeben sich Chancen, etwa in der Robotik bzw. der Automatisierung.
Insgesamt gestalten die drei „Ds“ die Investmentlandschaft neu, lautet das klare Fazit. Die Chancen nutzt Eggerstedt entsprechend, etwa im „Schroder ISF Sustainable Euro Credit Fund“ (ISIN: LU2080995587). Die Anlagephilosophie konzentriere sich auf eine dynamische Anpassung an die 3D-Herausforderungen, wie es vonseiten Schroders heißt. Bei der Nachhaltigkeitsanalyse spielen obendrein soziale und ökologische Faktoren eine Rolle. Dass jüngst deutsche Bundesanleihen darin am höchsten gewichtet wurden, hat einen handfesten Grund. „Wir haben einen Teil des Kapitals in kurzlaufende grüne deutsche Staatsanleihen geparkt, damit neue Kaufchancen genutzt werden können, die sich in einem Markt ergeben, der die geopolitische Volatilität zu spüren bekommen dürfte.“
Deutsche Börse: ESG-Daten im Fokus
Und wie passen etwa Bonds der Deutschen Börse zu solch einem Fonds? Zum einen würden auch ältere Bevölkerungsgruppen dazu animiert, Vermögen aufzubauen. Zum anderen stelle die Deutsche Börse reichlich ESG-Daten zur Verfügung, womit Eggerstedt auch den Bogen zur Deglobalisierung spannt. Selbst in Bonds von BMW wird investiert. „Der Konzern hat die Kreislaufwirtschaft in die unternehmenseigene Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen, somit die Dekarbonisierung einschließlich indirekter Emissionsreduzierung.“ Die 3-D-Chancen sind somit sichtlich vielfältig. Kursschwankungen können jedoch auch bei diesen Fonds nicht ausgeschlossen werden.
Foto: AdobeStock / Emanuel
Unternehmensanleihen als Renditebringer
Metis Invest zielt darauf ab, den Corporate-Bond-Index zu schlagen.
Roman Steinbauer. Höhere Renditen im Vergleich zu öffentlichen Anleihen lässt Privatanleger verstärkt den Blick auf Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) richten.
Der Börsen-Kurier erkundete in einem Interview mit dem Geschäftsführer der Metis Invest GmbH, Bernhard Tollay (Foto; er managt die Veranlagungen in Zusammenarbeit mit Lukas Feiner), dessen aktuelle Markteinschätzungen und Ansätze zur Titel-Selektion. Die Profis der Metis verantworten als Tochtergesellschaft der Merkur Versicherung die Veranlagung der Gelder der gesamten Versicherungsgruppe. Metis verwaltet aktiv neben dem Versicherungsportfolio ebenso Corporate-Bond-Produkte und verschiedene Dachfonds.
Börsen-Kurier: Herr Tollay, festverzinsliche Finanzanlagen erfüllten heuer die Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden. Aber wo setzt sich Metis langfristig eine Latte? Wo liegen die Ziele in der Sparte der Unternehmensanleihen?
Bernhard Tollay: Für unsere Strategie und unseren Erfolg ziehen wir als Benchmark den „iBoxx Euro Corporate Bond Index“ (dieser wird vom Finanzdienstleister IHS Markit erstellt, Anm.) heran, der mehr als 3.500 Anleihen von über 850 Unternehmen beinhaltet. 2023 schlugen wir diese internationale Messlatte um einen ganzen Prozentpunkt. Heuer liegen wir eben-falls bereits 0,6 % darüber. Damit befinden wir uns erneut über unserer selbst gesetzten Vorgabe einer jährlichen Outperformance von 0,5 %.
Börsen-Kurier: Die Zinskonditionen stellen einen wesentlichen Parameter für den Anleihenmarkt dar. Welchen Trend erwartet Metis hier als Rahmenbedingung für das erste Halbjahr 2025?
Tollay: In den USA sehen wir nur noch ein bis zwei kleine Leitzinssenkungen nahen. Dann dürfte das Abwärtspotential aber ausgereizt sein. Denn nicht nur höhere Importzölle werden einen gewissen Preisdruck aufrechterhalten, sondern auch zu erwartende Steuererleichterungen dürften dort die Konjunktur befeuern. In Europa hingegen ist durch die angeschlagene Wirtschaftslage mehr Spielraum gegeben. Da hat die EZB bis Mitte kommenden Jahres noch Spielraum, um Herabsetzungen bis auf ein Niveau von etwa 2,25 % vorzunehmen.
Börsen-Kurier: Aus welchen Staaten werden vorrangig Schuldverschreibungen der Unternehmen gewählt?
Tollay: Bei der Titelauswahl werden Papiere weltweiter Gesellschaften berücksichtigt, die aber alle in Euro notieren. Also, falls attraktiv, wählen wir auch Emittenten aus Übersee bzw. nicht dem Euroraum zugehörigen Staaten. Da es eben Euro-Anleihen sind, gibt es daher kein Währungsrisiko.
Börsen-Kurier: Welche Sektoren halten Sie derzeit für attraktiv? Wird beispielsweise auch die Rohstoffsparte berücksichtigt?
Tollay: Momentan favorisieren wir den Bankensektor, es sind aber auch bereits große Vertreter aus der Immobilienbranche wie beispielsweise Vonovia wieder interessant. Die Rohstoff-Konglomerate erreichen nicht die erforderlichen Vorgaben zur Nachhaltigkeit. Zyklische Industriesektoren wie Stahlproduzenten befinden sich wiederum in einem zu schwierigen Umfeld.
Börsen-Kurier: Ist bezüglich der Titelauswahl, der Bonitäten oder der Laufzeiten ein interner Rahmen vorgegeben? Wie sieht generell das Risikoprofil aus?
Tollay: Üblicherweise werden bei Metis Bonds mit Laufzeiten zwischen zwei und 15 Jahren erworben. Dabei sollte das Emissionsvolumen der einzelnen Produkte zumindest bei 500 Millionen Euro liegen. Dazu überwiegend mit Investment-Grade-Bonität, also von AAA bis BBB. In einer Strategie finden auch nachrangige Anleihen Eingang. Bei dieser werden dann auch Papiere mit erhöhtem Risiko (High Yield) in geringem Ausmaß mitberücksichtigt. Neben dem Risikoprofil haben inzwischen aber auch die jeweiligen Prozesse zur Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert.
Foto: Marija Kanizaj
Wird Rüstung jetzt nachhaltig?
Investments in Waffen, Panzer & Co. könnten bald anders eingestuft werden.
Andreas Dolezal. Nachhaltige Finanzprodukte verfolgen eine Anlagestrategie, die (idealerweise nachweisbaren) Nutzen für Klima, Umwelt und Gesellschaft erzielen soll, und schließen dabei bestimmte Wirtschaftsbereiche kategorisch aus. Verpönte Investments sind unter anderem solche in Nuklearenergie, fossile Brennstoffe sowie Waffen und Rüstung. Trägt ein nachhaltiges Finanzprodukt, beispielsweise ein „grüner“” Investmentfonds, das Österreichische Umweltzeichen, müssen Investitionen in Hersteller konventioneller und kontroversieller Waffen ausgeschlossen werden.
Nach Atomstrom und Gas jetzt auch Waffen?
Wie „situationselastisch“ die Kriterien für nachhaltige Investitionen auf EU-Ebene ausgelegt werden, zeigt sich daran, dass im Rahmen der EU-Taxonomie auch Atomstrom und Erdgas unter bestimmten Voraussetzungen als nachhaltig gelten können. Andauernde Konflikte auf europäischem Boden, globale geopolitische Krisenherde und der damit einhergehende Bedarf an Rüstungs- und Verteidigungsgütern lassen nun eine neue kontroverse Diskussion aufkeimen: Sollen Investments in Waffen, Panzer & Co. als nachhaltig eingestuft werden?
Sogar der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie e.V. erkennt bei dieser Frage ein grundsätzliches Problem, und spricht in einem Forderungspapier an die deutsche Bundesregierung von „schwieriger Vereinbarkeit“. Einerseits versuche die Rüstungsindustrie im Sinne der Nachhaltigkeit Umwelteinflüsse und das Nutzen problematischer Rohstoffe zu minimieren. Andererseits müsse die „Verteidigungsfähigkeit, die Sicherheit der Einsatzkräfte und die Effektivität der Produkte immer im Vordergrund stehen“.
Kapitalbedarf der Rüstungsindustrie
Viele Jahre lang holten die Armeen ihre Militärfahrzeuge und -flugzeuge, Raketenabwehrsysteme und Schusswaffen nur zu Übungszwecken aus Garage, Hangar oder Spind. Verluste und Verbrauch waren gering, Bündnispartner und Nachbarstaaten mussten nicht mit Kriegsmaterial unterstützt werden. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 sind die Militärausgaben jedoch massiv gestiegen, jene der Nato-Staaten befinden sich Berichten zufolge sogar auf einem Allzeithoch.
Bereits am 15. Februar 2022 (also noch vor Beginn des Ukraine-Konflikts) betonte die EU-Kommission in einer Mitteilung über die europäische Verteidigung, dass im Rahmen der Initiativen für eine nachhaltige Finanzierung auch die europäische Verteidigungsindustrie ausreichenden Zugang zu Finanzmitteln und Investitionen benötigt. Im Dezember 2022 (also nach Monaten des Ukraine-Konflikts) anerkennt die Kommission die Notwendigkeit, dass insbesondere die Verteidigungsindustrie, die zur Sicherheit der europäischen Bürger beiträgt, ihren Zugang zu Finanzmitteln und Investitionen auch aus dem privaten Sektor sicherstellen muss.
Akzeptanz der Investoren
Erste (deutsche) Vertreter der Finanzbranche drängen darauf, dass nachhaltige Fonds auch in die Rüstungsindustrie investieren dürfen, wobei völkerrechtlich geächtete Waffen – wie Streubomben, Atomwaffen oder Landminen – auch weiterhin ausgeschlossen bleiben sollen. Selbst wenn die EU hier politisch zustimmt, werden viele Anleger – nicht nur nachhaltig orientierte – wohl dabeibleiben, dass Kriegsgüter aller Art nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar sind. Zu groß sind das verursachte Leid der Soldaten und vertriebenen Menschen sowie die enormen Schadstoffemissionen, die kriegerische Handlungen und der Wiederaufbau verursachen.
Foto: Pixabay / benjaminwgr0
Wirecard-KapMuG: Attacke auf Braun und EY
Deutsches Kapitalanleger-Musterverfahren gegen Wirecard hat begonnen.
Florian Beckermann. Es sind nicht wenige österreichische Aktionäre, die im Rahmen des Wirecard-Skandals zu Schaden gekommen sind. Allein die Wiener Rechtsanwaltskanzlei von Eric Breiteneder vertritt mehr als 2.500 mit einer Schadenssumme im dreistelligen Millionenbereich (wirecards-claims.com). Teilweise diese und andere Geschädigte haben nun das deutsche Kapitalanleger-Musterverfahren (KapMuG) begonnen. Ihre eventuell vorhandenen Schadensersatzansprüche werden im KapMuG-Verfahren am Beispiel eines Musterklägers verhandelt. Die Klagen von 8.500 früheren Wirecard-Aktionären sind hier gebündelt. Hinzu kommen weitere 19.000 Anleger, die sich an dieses Verfahren angehängt haben. Insgesamt geht es um finanzielle Forderungen in Höhe eines einstelligen Milliardenbetrags.
Seit vergangenen Freitag wird es in einer Event-Halle des ehemaligen Flughafens München-Riem ernst: Erste große Fragestellung an das Gericht ist zunächst, was das Verfahren juristisch feststellen soll. Hierüber gibt es naturgemäß Streit. Über 2.500 Anträge auf Feststellungsziele vernebeln die Lage.
Musterbeklagter in diesem Verfahren ist neben Ex-Wirecard-Vorstandschef Markus Braun unter anderem EY (Ernst & Young, Deutschland). Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen hatte viele Jahre die Geschäftszahlen des Aschheimer Dax-Konzerns geprüft und ein sogenanntes Testat ausgestellt. Ob ein solches Testat eine Kapitalmarktkommunikation darstellt und inwiefern EY deswegen überhaupt im Zuge des KapMuG-Verfahrens für eventuelle Schadensersatzforderungen herangezogen werden kann, ist offen. Mit dieser Frage wird sich der erste Zivilsenat des Gerichtes beschäftigen müssen. Eine Vielzahl von Aktionären hatte sich auf das Testat „verlassen“ und immer wieder wurde argumentiert, dass man ohne dieses nie investiert hätte. An dieser Stelle wurde die Causa durchaus emotional.
In der Verhandlung ließ das Gericht bereits durchblicken, dass es dazu noch keine feste Meinung hat. EY hat schon vor Beginn der mündlichen Verhandlung klargemacht, dass es Schadensersatz-Forderungen für unbegründet hält. Eine wegweisende Entscheidung ist zu erwarten.
Warum erst jetzt? Mitte 2023 waren in Deutschland die meisten Kläger mit der Verjährung konfrontiert. Erst nach dem relevanten Datum – exakt drei Jahre nach dem Zusammenbruch des Wirecard-Konzerns – war die Eröffnung eines solchen Verfahrens sinnvoll. Es gilt neben dem Strafverfahren gegen Braun und Co. als eines der wichtigsten Verfahren. Weitere Klagen sind hiervon jedoch nicht berührt.
Wie üblich zu Beginn der Verhandlung hat die Richterin zu einer gütlichen Einigung aufgerufen. Dies mag angesichts eines möglichen mehrjährigen Verfahrens gut gemeint sein. Einstweilen scheinen jedoch viele Anleger weiterhin erzürnt, ob der Causa Wirecard. Geschichten um den ehemaligen CFO und „Austro-Geheimagenten“ Jan Marsalek helfen wenig, die Gemüter zu beruhigen.
Erste Anzeichen einer Marktrotation: Worauf Anleger jetzt achten sollten
Ein Kommentar von Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group.
(26.11.) Nach den ersten Zinssenkunden durch die Federal Reserve (Fed) deutet vieles darauf hin, dass sich die langfristigen Wachstumstrends auf ein breiteres Spektrum von Unternehmen und Branchen auswirken könnten. Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, erläutert, wo er die ersten Anzeichen einer Marktrotation sieht und worauf sich Anleger in diesem neuen Umfeld fokussieren sollten.
„Die Zinsschritte der Fed folgen auf eine lange Periode der Dominanz der Magnificent Seven, einer Gruppe von Mega-Cap-Tech-Unternehmen, von denen sechs mit KI zu tun haben“, so Braun. Unabhängig davon, ob die Nachrichtenlage gut oder schlecht war, schienen die Aktienkurse dieser Unternehmen nur zu steigen.
Aktuell scheine es so, als würden sich die langfristigen Wachstumstrends auf ein breiteres Spektrum von Unternehmen und Branchen auswirken. „Die aktuelle Stimmung am Markt wirft für Anleger eine wichtige Frage auf: Wird eine Verschiebung der Marktführerschaft in den kommenden Jahren das dominierende Thema sein? Oder werden die Magnificent Seven weiterhin den Löwenanteil der Renditen erwirtschaften?“, fragt der Experte.
Erste Anzeichen einer Marktrotation
Bereits seit Längerem habe es Anzeichen für eine breitere Marktbeteiligung gegeben. Ein Blick auf wichtige stilistische und geografische Indizes zeige, dass im dritten Quartal Dividendenzahler, Value-Unternehmen und internationale Aktien den breiten S&P 500 übertroffen hätten. Und der MSCI EAFE Index, ein breiter Maßstab für die internationalen Aktienmärkte, sei weit weniger konzentriert als der US-Markt.
„Das Marktumfeld hat uns gesagt, dass nur einige wenige US-Mega-Cap-Unternehmen hohe Bewertungen verdienen“, erläutert Braun. „Es gibt jedoch viele Unternehmen in allen Branchen auf den internationalen Märkten, die über hervorragende Geschäftsbereiche, starke und zuverlässige Cashflows und Gewinnwachstumspotenzial verfügen. Ich denke, dass die Anleger beginnen, ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten zu erkennen.“
So habe beispielsweise der deutsche Softwareentwickler SAP, der als Verlierer galt, als US-Hyperscaler auf die Cloud setzten, inzwischen erfolgreich auf die Cloud umgestellt und sein Geschäft durch die Vereinfachung seiner Angebote ausgebaut. „Der Markt war skeptisch, ob SAP das durchziehen kann, aber das Unternehmen hat es geschafft und die Akzeptanz bei den Kunden ist explodiert“, resümiert Braun. „Manchmal sind es die grundlegenden Dinge, die den Unterschied ausmachen.“
Neben dem Technologiesektor würden auch Unternehmen wie der französische Triebwerkhersteller Safran von der weltweit steigenden Nachfrage nach Flugreisen profitieren. Das Unternehmen generiere auch wiederkehrende Einnahmequellen durch Service- und Wartungsverträge für Triebwerke.
Konzentration auf Erträge, Cashflow und Dividenden
„Ich denke, dass sich die Verlagerung weg von einem sehr engen US-Aktienmarkt fortsetzen wird“, betont Braun. „Ich gehe davon aus, dass sich die Anleger zunehmend auf Unternehmen konzentrieren werden, die mit langfristigen Wachstumsthemen verbunden sind, einen kurzfristigen freien Cashflow generieren und Dividenden ausschütten. Die US-Notenbank hat bereits begonnen, die Zinsen zu senken, daher könnten wir am Anfang einer neuen Dividendenkonzentration stehen.“
Das britische biopharmazeutische Unternehmen AstraZeneca habe beispielsweise stark in Forschung und Entwicklung investiert, um ein breites Spektrum von Medikamenten gegen Krebs-, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen zu entwickeln. Das Unternehmen könne auf eine jahrzehntelange Erfolgsbilanz bei der Zahlung und Erhöhung regelmäßiger Dividenden verweisen.
Auf der Suche nach den Marktführern von morgen
Werden die heutigen Tech-Giganten weiterhin dominieren, oder wird eine neue Gruppe von Unternehmen als Marktführer auf den Plan treten? „Die heutigen Tech-Giganten haben durchaus das Potenzial, weiter an der Spitze zu bleiben“, sagt Braun. „Aber auf kurze Sicht sind alle diese Unternehmen einem Bewertungsrisiko sowie einer Vielzahl von Geschäftsrisiken ausgesetzt.“ Deshalb sollte in Portfolios ein Gleichgewicht angestrebt werden und nach Chancen in einem breiten Spektrum von Sektoren, darunter Technologie, Gesundheitswesen und Industriewerte, gesucht werden.
„Die Marktführer von heute könnten auch die der Zukunft sein, doch das ist nicht garantiert“, betont Braun. Ein Blick auf die zehn größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung zu Beginn der letzten vier Jahrzehnte zeige, dass sie in den darauffolgenden zehn Jahren oft relativ bescheidene Renditen erzielt hätten. „Die heutigen Mega-Caps sind nicht unbedingt für den Untergang bestimmt“, resümiert der Experte. „Aber ich konzentriere mich darauf, die Marktführer von morgen zu entdecken.“
Austro-AGs solide in der Krise
Die Unternehmen zeigen sich trotz Rezession stabil in ihrer Verschuldung.
Christian Sec. Trotz der anhaltenden Herausforderungen durch hohe Zinsen und Lohnkosten haben die Unternehmen im Allgemeinen ihre Verschuldung unter Kontrolle. Jedoch dominiert daher auch die Vorsicht in den Betrieben, was sich auch in einer verminderten Investitionsbereitschaft niederschlägt. Laut einer WKO-Prognose werden die Bruttoanlageinvestitionen weiter zurückgehen. Nachdem diese Investitionen bereits 2023 um mehr als 3 % rückläufig waren, wird es in diesem Jahr zu einem weiteren Rückgang von 2,8 % kommen.
Bei Wienerberger hatte man trotz einer veritablen Baukrise in Europa, die den Periodengewinn des Unternehmens um 85 % dahinschmelzen ließ, in diesem Jahr große Lust verspürt, in Unternehmenskäufe zu investieren. So übernahm der Konzern in diesem Jahr unter anderem mit GrainPlastics einen führenden Anbieter von Drainage- und Kabelschutzlösungen in den Niederlanden, sowie einen US-Ziegelhersteller, um das Nordamerika-Geschäft auszubauen. Die Nettoverschuldung stieg demnach gleich um 55 % auf 1,88 Milliarden Euro. Trotz der hohen Finanzierungsaufwendungen erzielte das Unternehmen einen positiven Free-Cashflow, der dabei helfen soll, bis zum Ende des Jahres, die Nettoverschuldung auf 1,7 Milliarden Euro zu reduzieren, wie das Unternehmen in einer Präsentation der Zahlen zum dritten Quartal schreibt.
Erhöhte Nettoverschuldung bei AT&S
Die Nettoverschuldung beim Leiterplattenhersteller AT&S erhöhte sich um 19 % auf rund 1,67 Milliarden Euro und damit auch der Nettoverschuldungsgrad auf 180,8 %. Nettoinvestitionen für unter anderem neue Anlagen führten dabei im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 zu einem negativen Free Cashflow. Die Investitionen des aktuellen Geschäftsjahrs betreffen überwiegend Investitionen in das im Aufbau befindliche Werk in Malaysia, die chinesischen Werke sowie Technologieupgrades in den übrigen Werken. Die Bruttozinsaufwendungen des Unternehmens lagen aufgrund höheren Finanzierungsvolumens und höherer Zinssätze aufgrund von Margin Step-Ups (höherer Risikoaufschlag durch Kreditinstitute) im ersten Halbjahr 2024/25 deutlich über dem Vorjahresniveau (+25,2 Millionen Euro). Gerade Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote – bei AT&S beträgt diese rund 20 % – haben aufgrund des höheren Fremdkapitalanteils einen höheren Zinsaufwand zu tragen. Erhöhungen von Zinsen wirken sich daher auf solche Unternehmen negativer aus als bei eigenkapitalstarken Firmen und vice versa.
Eine ähnliche Eigenkapitalquote (von rund 20 %) weist der Maschinenbauer Andritz auf. Dort führen jedoch die gestiegenen Zinsen sogar zu einem positiven Zinsergebnis. So profitiert Andritz von den gestiegenen Anlagezinsen auf der einen Seite, während das Unternehmen extern zu fixen Zinsen finanziert ist – jedoch der Zinsaufwand verhältnismäßig gering ist, da Investitionen überwiegend aus der Liquidität des Unternehmens finanziert werden.
Sparen gegen Schulden
Beim Holzfaserhersteller Lenzing, der in den ersten drei Quartalen ein leicht negatives Periodenergebnis erzielte, sank sogar die Nettoverschuldung um 12,5 % auf rund 1,5 Milliarden Euro. Mit dem bereits seit Ende 2022 eingeführten Kostensenkungsprogramm erwartet der Vorstand jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 100 Millionen Euro, wovon mehr als 50 % ab dem laufenden Geschäftsjahr 2024 wirksam sein werden, wie das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht schreibt.
Bei der Voestalpine wird im Halbjahresbericht die Nettofinanzverschuldung (zinstragende Verbindlichkeiten) ausgewiesen. Dieser Wert blieb im Jahresvergleich mit rund 2 Milliarden Euro konstant. Die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung in Prozent des Eigenkapitals) nahm im Jahresvergleich geringfügig von 26,9 auf 27,5 % per 30. September 2024 zu.
Foto: AdobeStock / Thanapipat mit KI
Beginnt eine neue „goldene“ Krypto-Ära?
Experten glauben, dass nach dem Bitcoin auch andere Währungen von Trump profitieren werden.
Patrick Baldia. Seit der US-Wahl Anfang November befindet sich der Bitcoin auf einem Höhenflug. Ende der vergangenen Woche notierte er auf der Handelsplattform Bitstamp auf einem neuen Rekordhoch von 99.400 USD. Auch die zweitwichtigste Kryptowährung Ether, die der Ethereum-Blockchain zugrundeliegt, hat seit dem Monatsbeginn deutliche Kursgewinne verzeichnet, notiert jedoch mit 3.227 USD, nach wie vor deutlich unter dem Allzeithoch von fast 4.878,26 USD vom November 2021. Damit nicht genug: Mehr und mehr zeichnete sich zuletzt ab, dass Cardano, eine weitere dezentralisierte Blockchain, Ethereum bald den Rang ablaufen könnte. So mancher Beobachter spricht sogar von einem neuen „Giganten im Krypto-Universum“.
Eines steht jedenfalls fest: Der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl hat in der Krypto-Szene eine neue Euphorie ausgelöst. „Stehen wir vor dem Beginn eines neuen Goldenen Krypto-Ära?“, stellen gar die Experten des Schweizer Asset Managers 21Shares in den Raum. Tatsächlich hat Trump viel getan, um sich während des Wahlkamps als Krypto-freundlich zu positionieren. So kündigte er etwa an, die USA zu einem neuen globalen Hub für Digitalwährungen machen zu wollen. Sogar vom Aufbau einer strategischen Bitcoin-Reserve war die Rede, ebenso wie von „klarerer“ Regulierung. Die Krypto-Community hoffte auch auf eine vorteilhaftere Besteuerung, was in den vergangenen Tagen von US-Medienberichten genährt wurde. Die Kapitalertragssteuer auf in den USA ausgegebene Kryptowährungen könnte gestrichen werden, hieß es da.
Mehr institutionelle Krypto-Anleger
Für Max Michielsen, Financial Product and Research Associate bei 21Shares, spricht einiges für das Anhalten des Aufwärtstrends des Bitcoins. Er verweist auf die stetig zunehmende institutionelle Adaptierung, die vor allem seit der Zulassung eines Spot-ETFs auf Bitcoin im Jänner merklich an Fahrt aufgenommen hatte. „Die Fonds haben seit Jänner mehr als 380.000 Bitcoin akkumuliert und damit um mehr als doppelt so viel, wie das jährliche Emissionsvolumen an neuen Bitcoin“, hält der Experte gegenüber dem Börsen-Kurier fest.
Auch glaube er, im Gegensatz zu anderen Beobachtern, dass das im Frühjahr erfolgte Halving (die Halbierung der Belohnung für das Schürfen von Bitcoin, was die Zahl der neu in Umlauf gebrachten Bitcoin reduziert, Anm.) noch nicht im Bitcoin-Kurs eingepreist sei. „Bis das eintritt, vergehen in der Regel um die sechs Monate“, so Michielsen, nur um im selben Atemzug hinzuzufügen: „Und mit jedem Halving dauert es noch länger.“ Ein weiterer Grund für seinen Optimismus: Die Zahl der langfristig orientierten Anleger und damit jener, die die Cyberwährung mehr als sechs Monate am Stück halten, nehme zu.
Dass Ethereum dem Bitcoin nach wie vor hinterherhinkt, obwohl das System mehr Praxisanwendungen aufweist – unter anderem wird die Transaktion von Vermögenswerten ermöglicht sowie von dezentralen Anwendungen, die auf Smart Contracts basieren – führt Michielsen vor allem auf den zu „forschungsorientierten Zugang“ zurück. Wenig hilfreich wären auch die „signifikant höheren“ Transaktionskosten.
Der 21Shares-Experte glaubt jedenfalls abschließend, dass im laufenden Bullenmarkt nach dem Bitcoin, auch Ether sowie in weiterer Folge andere Altcoins einen deutlichen Aufwind erfahren werden.
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Große Fische im Datenmeer
Warum KI im Gesundheitssektor die Großen bevorzugt. Ein Marktkommentar von Marcel Fritsch, Portfoliomanager bei Bellevue Asset Management.
(13.11.) Artificial Intelligence transformiert die Gesundheitsbranche – doch profitieren davon vorerst vor allem die Mega Caps. Sie haben die Ressourcen, die Daten und das Know-how, um aus dieser technologischen Revolution die größten Vorteile zu ziehen. Wie groß ist das Potenzial für den Sektor und wo liegen die Chancen für kleinere Akteure?
Die Macht der großen Datenmengen
Der Gesundheitssektor hat einen enormen Vorteil beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI): Er verfügt über riesige Datenmengen, die für innovative Anwendungen unerlässlich sind. Mit der wachsenden Integration von KI im Gesundheitswesen rücken große Pharma- und Biotechnologiekonzerne wie Eli Lilly, Novo Nordisk und Amgen zunehmend ins Rampenlicht. Die Wertschöpfung durch KI konzentriert sich derzeit stark auf die Mega und Large Caps, da diese neben den umfangreichen Datenbeständen auch über das nötige Kapital verfügen, um KI-Projekte maßgeblich voranzutreiben. Durch Kooperationen mit Tech-Giganten wie Microsoft und Nvidia steigern Unternehmen im Gesundheitssektor ihre KI-Kompetenzen und verkürzen Entwicklungszyklen erheblich. Diese Allianzen eröffnen neue Möglichkeiten für personalisierte Medizin und roboterunterstützte Behandlungen – Bereiche, in denen kleinere Akteure nur schwer Schritt halten können.
Artificial Intelligence als exklusiver Treiber des Marktvorteils
Die Dominanz US-amerikanischer Unternehmen im Bellevue-AI-Health-Portfolio ist teilweise auf die Entwicklung im Bereich künstliche Intelligenz zurückzuführen. Sie spiegelt die enorme Investitionskraft und die KI-freundliche Infrastruktur der USA wider.
Die USA investieren sechsmal mehr in medizinische Forschung als die drei größten europäischen Länder. Die meisten großen KI-Technologieanbieter – wie z.B. Nvidia, Microsoft und Qualcomm – sind zudem ebenfalls in den USA ansässig, was die Zusammenarbeit erleichtert und die Innovationskraft weiter antreibt.
Unternehmen wie Roche und Novartis zeigen, wie europäische Unternehmen im KI-Bereich mithalten können. Während Genentech (Roche) in Zusammenarbeit mit Nvidia auf Generative Artificial Intelligence (GenAI) setzt, um schneller zu diagnostizieren und Therapien zu entwickeln, hat Novartis bereits 2019 das AI Innovation Lab ins Leben gerufen. Damit verfolgt Novartis das Ziel, CAR-T-Zelltherapien für die Krebsimmuntherapie präziser zu gestalten und so personalisierte Behandlungen zu ermöglichen.
Schwellenländer bleiben außen vor – für den Moment
Spannend ist auch die Frage, wie sich KI-Investments in Schwellenländern entwickeln werden. Trotz der IT-Kompetenz in Indien, Brasilien und Teilen Afrikas finden sich in diesen Märkten kaum Unternehmen im Portfolio des Bellevue AI Health Fonds. Grund hierfür ist die zu geringe Marktkapitalisierung und ein niedriger Bellevue AI Affinity Score, der als Bewertungsskala für KI-Investitionen im Fonds dient. Eine Ausnahme ist QuantumPharm, ein auf KI und robotergestützte Arzneimittelentwicklung spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Shenzhen, das wir als vielversprechenden Vorreiter im Portfolio halten.
Schwellenländer könnten in der Zukunft jedoch eine Rolle spielen, insbesondere wenn die Eintrittsbarrieren durch fallende Technologiekosten sinken. Diese Entwicklung könnte mittelständischen Unternehmen Zugang zu Daten und KI-Technologien bieten und so die Basis für eine breitere Beteiligung am KI-getriebenen Gesundheitsmarkt schaffen.
KI-Entwicklung in Nischenmärkten
Im Bereich der Mid Caps sind folgende zwei Unternehmen interessant: Procept BioRobotics hat mit seiner Hydros-Roboterplattform für die Entfernung von Prostatagewebe einen entscheidenden Schritt gemacht. Die Plattform nutzt KI für die OP-Planung und verfügt über Einweg-Endoskop-Hardware, was zu schnelleren, sichereren und konsistenteren Ergebnissen führt – unabhängig von der Erfahrung des Chirurgen. Mit knapp 450 bereits installierten Robotern bietet Hydros durch die hohe Integration und vereinfachte Workflows ein enormes Potenzial für die breitere Marktakzeptanz. Dexcom erschließt mit seiner Produktinnovation ein neues Kundensegment im Bereich Diabetes. Mit dem kürzlich zugelassenen Stelo-Glukosesensor bietet das Unternehmen ein «Wearable» für Diabetiker, die kein Insulin benötigen. Dieser Sensor hilft, den Einfluss von Bewegung und Ernährung auf den Blutzuckerspiegel besser zu verstehen. Dexcom erweitert damit sein Angebot über insulinabhängige Patienten hinaus und bietet Lösungen, die eine breitere Nutzerbasis ansprechen.
Fazit: Alles bleibt beim Alten – oder doch nicht?
Der Gesundheitssektor ist wie kaum ein anderer prädestiniert für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Durch die Fülle an Daten, die hier täglich generiert wird, ergeben sich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für personalisierte Diagnostik, präzise Therapieentwicklungen und effiziente klinische Studien. Große Pharma- und Biotechunternehmen können diese Datenmenge mithilfe ihrer erheblichen Ressourcen und ihrer Erfahrung im Umgang mit sensiblen Gesundheitsinformationen optimal nutzen. KI ermöglicht es ihnen, komplexe Muster in großen Datensätzen zu erkennen und so die Effizienz ihrer Forschungs- und Entwicklungsprozesse deutlich zu steigern. Der Sektor wird so zum Beispiel durch KI getriebene medizinische Bildanalysen oder die Identifikation neuer Wirkstoffe revolutioniert.
Für kleinere Akteure mag es herausfordernd sein, diese Dynamik zu adaptieren, doch auch für sie ergeben sich Chancen – etwa durch Kooperationen und spezialisierte Nischenanwendungen, die das KI-Potenzial nutzen, ohne dass sie selbst große Datenmengen oder Ressourcen vorhalten müssen.
Wer von Donald Trump profitiert
Auswirkungen der Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten auf die Austro-AG.
Patrick Baldia. Für die einen kam es überraschend, für die anderen deuteten es die Aktien-, Renten-, aber auch die Krypto-Märkte im Vorfeld an. Die Rede ist vom neuerlichen Sieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Und bekanntlich wird nicht erst seit dem 6. November, dem Tag nach der Wahl, spekuliert, was das konkret für Wirtschaft und Börse bedeutet bzw. welche Branchen und Unternehmen profitieren könnten.
So viel steht jedenfalls fest: Trump war eindeutig der Kandidat der Börse. „Weil er erklärte, alles zu tun, um die US-Wirtschaft stark zu machen mit einer Kombination aus Deregulierung, Zöllen und Steuersenkungen“, sagt Alois Wögerbauer, Manager des „3 Banken Österreich-Fonds“ und Geschäftsführer der 3-Banken-Generali-Investment-Gesellschaft, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Unmittelbar nach der Wahl schossen die US-Indizes jedenfalls auf neue Rekordstände.
Geringes US-Exposure
Direkte Auswirkungen des Ausgangs der US-Wahl für österreichische Unternehmen sind für Wögerbauer jedenfalls nicht zu hoch einzuschätzen. „Man kann nicht von einem Gamechanger sprechen, der alles über den Haufen wirft“, sagt er. Auch Bernhard Haas, Manager des „RT Österreich Aktienfonds“ und des „Erste Stock Vienna“ glaubt, dass die Unternehmen an der Wiener Börse von der Präsidentschaft Trumps eher weniger profitieren werden. „Weil die meisten ein geringes US-Exposure aufweisen“, sagt der ESPA-Fondsmanager dem Börsen-Kurier.
Zu den heimischen börsennotierten Unternehmen mit starkem Exposure gehört Schoeller-Bleckmann (SBO). In den Tagen nach der Wahl legte die Aktie um starke 10,5 % zu. Die Erdölindustrie gilt als einer der größten Profiteure des Wahlausgangs. Wiederholt hatte Trump im Wahlkampf erklärt, die Förderung von Erdöl und Erdgas in den USA ausbauen zu wollen. Selbst am Tag nach dem Urnengang bekräftigte er seine Pläne. Was sein Großspender Elon Musk davon hält, sei dahingestellt. Die SBO erzielt jeden-falls rund zwei Drittel des Umsatzes in den USA. An den insgesamt acht Standorten vor Ort wird unter anderem die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Hochpräzisionskomponenten, Bohrmotoren, Rotary Steerable Tools und Well-Completion-Produkten abgedeckt.
Ein wichtiger Markt ist die USA auch für Palfinger. Der Salzburger Kranhersteller hat in den letzten Jahren viel in den Markt investiert und verfügt dort heute über vier Produktionsstandorte; 13 Standorte, die maßgeschneiderte Lösungen bieten; eine mobile Flotte von mehr als 100 Fahrzeugen; sowie ein Sales-&-Service-Netzwerk, das mehr als 1.000 Partner umfasst. Im Vorjahr wurde schließlich ein regionales Headquarter in Schaumburg, im Bundesstaat Illinois, eröffnet. Und dass 2023 für Palfinger ein Rekordjahr war, liegt auch an der starken Performance der Region Nordamerika (NAM), die für knapp 25 % der Umsatzerlöse verantwortlich zeichnete. „NAM erwies sich, dank der hohen Nachfrage nach Servicekranen, Hubarbeitsbühnen und Mitnahmestaplern als der wichtigste Wachstumsmarkt von Palfinger“, hieß es im Geschäftsbericht. Kurz: Ein Anziehen der US-Konjunktur (BIP-Wachstum 2023: 2,5 %) würde dies wohl nur bekräftigen.
Rosenbauer: vier US-Werke
Beim Feuerwehrausrüster wurde im Vorjahr 26 % des Konzernumsatzes in der „Area Americas“ erzielt, wobei die USA im Gegensatz zu den anderen Märkten der Region von einem beschleunigten Konjunkturwachstum profitierte, wie das Unternehmen berichtete. Rund 21 % der weltweit 4.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Betrieben werden vier Produktionsstandorte: zwei in Wyoming (Minnesota), einer in Sioux Falls (South Dakota) und einer in Freemont (Nebraska).
Bei der Voestalpine wurden im vergangenen Geschäftsjahr rund 14 % des Umsatzes in der Region USMCA (für „United States-Mexico-Canada-Agreement“, Anm.) eingefahren. Alleine in den USA unterhält sie rund 20 Standorte. Erst im Spätsommer wurde die Erweiterung der Produktionskapazitäten des Werkes im US-Bundesstaat Indiana bekanntgegeben. Dafür nimmt der Stahl- und Technologiekonzern rund 70 Millionen Euro in die Hand.
Die Voestalpine ist mit einem Eckpfeiler von Trumps Wirtschaftspolitik jedenfalls bestens vertraut: Bereits in der ersten Ära zwischen Jänner 2017 und Jänner 2021 war das Unternehmen von US-Zöllen betroffen. Nachdem nach einer ersten Runde weitere Strafzölle verhängt wurden – konkret auf Präzisionsstahlrohre -, wurden die Produktionskapazitäten vom Standort Lafayette (Georgia) schlichtweg nach Mexiko verlagert.
Schwächelnder US-Wohnbau
„Man hat in den USA gesehen, dass viele Unternehmen auf das Wahlergebnis gewartet haben und sich mit Investitionen zurückgehalten haben“, so Fondsmanager Haas. Dazu zählt auch Wienerberger. Der heimische Baustoffkonzern macht, wie in Europa, auch in den USA die schwächelnde Wohnbautätigkeit zu schaffen. So wurden in der größten Volkswirtschaft der Welt im Vorjahr um fast 12 % weniger Baugenehmigungen erteilt als im Jahr davor. Insgesamt verfügt man in den USA, die 20 % des Konzernumsatzes verantworten, um mehr als zehn Produktionsstätten. Dabei wird auf innovative Produkte und Systemlösungen in den Bereichen Vormauerziegel, Beton- und Kalksandsteinprodukte sowie Kunststoffrohre gesetzt.
Einen größeren Effekt auf die Wirtschaft als der Wahlausgang hat für Haas – in den USA und Europa – die Zinsthematik. „Die Frage ist, ob die Fed die Zinsen wirklich so weit senken kann, wie sie will?“, meint er. Schließlich würden höhere Staatsausgaben, wie von der Trump-Administration erwartet, auch die Inflation anheizen. Das werde am Markt kaum reflektiert. „Aber generell sollte das Umfeld für heimische Unternehmen mit fallenden Zinsen, zurückgehender Inflation und politischer Stabilität (in Deutschland) besser werden“, zeigt sich der Experte auch für den Wiener Marktplatz vorsichtig optimistisch.
Für Wögerbauer fehlen an der Wiener Börse insgesamt die internationalen Investoren. „Abseits der großen Unternehmen sind die handelbaren Umsätze sehr gering“, sagt er. Helfen würde der Wiener Börse eine Lösung des Ukraine-Konflikts. Vor allem viele US-Investoren würden sie aufgrund der geopolitischen Situation meiden. Der Fondsmanager gibt zu, dass er aktuell eher vorsichtig auf den Wiener Marktplatz eingestellt sei. Eine Tatsache führe die aktuelle Situation jedenfalls vor Augen: „Mehr denn je braucht man ein internationales Portfolio.“
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Wohnimmobilien vor Trendwende
Wie Anleger vom wieder wachsenden Markt profitieren können.
Marius Perger. Inflation, Zinsen, die KIM-Verordnung der Finanzmarktaufsicht, die Kreditbedingungen für Immobilienfinanzierungen regelt, und die aktuell längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg in Österreich haben die Immobilienbranche stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Börsen-Kurier hat mit Gunther Hingsammer, Vorstand der auf das Management direkter Immobilieninvestments spezialisierten IFA AG (im Bild links im Gespräch mit Marius Perger vom Börsen-Kurier), über Auswirkungen der aktuellen Situation auf Gesellschaft und Investoren, aber auch auf sein Unternehmen gesprochen.
Auch wenn im Markt manches schöngesprochen werde: Die ganze Branche sei vom toxischen Umfeld betroffen, de facto herrschte Stillstand am Immobilienmarkt. IFA sei allerdings dank des Fokus auf das Bauherrenmodell weniger betroffen und verkaufe weiterhin gut – heuer habe man bereits vier Projekte fertiggestellt und den Bau von fünf weiteren Projekten gestartet. Der Markt sei aber nicht mehr so käufergetrieben wie noch vor wenigen Jahren, Projekte würden sich jetzt länger in Platzierung befinden, so Hingsammer. Und Investoren würden nur noch bei Emittenten mit guter Bonität kaufen, was allerdings seinem Unternehmen mit einem Eigenkapital von mehr als 50 MioE und einer Eigenkapitalquote von rund 53 % in die Hände spiele.
Vorsichtig optimistisch zeigt sich Hingsammer für die nähere Zukunft: Der Rückgang der Baubewilligungen führe zur Verknappung des Angebots, gleichzeitig bestehe Nachfrage nach Wohnraum. Logische Konsequenz: „Die Preise werden steigen.“ Dazu komme, dass sich aufgrund sinkender Inflation und Zinsen bereits eine Trendwende abzeichne: „Die Wogen glätten sich, die Transaktionen steigen.“
KIM-VO: Shift vom Kauf- zum Mietmarkt
Zwar sei IFA nicht direkt von der KIM-Verordnung betroffen, da diese vor allem auf den klassischen Eigennutzer abziele. Sie beschäftige aber die ganze Branche, die Makrosituation treffe alle. Denn die KIM-Verordnung dränge Käufer in den Mietmarkt, der dadurch knapper werde. Hingsammer: „Die Mieten laufen jenen davon, die sich Eigentum nicht leisten können.“ Das treffe vor allem kleine Durchschnittsverdiener.
Dennoch sei die im Frühjahr angekündigte Wohnbauoffensive der Bundesregierung für die gesamte Branche und auch für IFA relevanter als das Auslaufen der KIM-Verordnung. Sie komme allerdings aufgrund bürokratischer Hürden und unterschiedlicher Maßnahmen und Förderprogramme in den einzelnen Bundesländern nur schleppend voran. Hingsammer wünscht sich eine Simplifizierung, denn der Wohnbau bleibe hinter dem Bedarf zurück, was das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage weiter verschärfe.
Leistbares Wohnen im Fokus
Bauherrenmodelle, wie sie von IFA angeboten werden, könnten einen sehr großen Beitrag dazu liefern, dass Wohnen leistbar sei. Als Public-Private-Partnership-Modelle ermöglichen sie es, mit privatem Geld geförderten Wohnraum zu schaffen. Allein aus dem Staatshaushalt sei es nämlich nicht möglich, der steigenden Nachfrage nachzukommen.
Bauherrenmodelle kämen daher sowohl der Gesellschaft als auch dem Staat zugute, nicht zuletzt aber natürlich auch den Investoren, die Förderungen und steuerliche Begünstigungen erhalten und von inflationsgeschützten Mieteinnahmen profitieren, betont Hingsammer. Darüber hinaus hätten sich die Bauherrenmodelle seit 40 Jahren als krisenresistent erwiesen und dank der konservativen Veranlagung auch in den vergangenen Jahren gut entwickelt.
Nicht zuletzt würden gerade in Wien das starke Bevölkerungswachstum und der Zuzug zu einer steigenden Nachfrage und damit zu steigenden Preisen führen. Einerseits sei deshalb die Umsetzung des Wohnbaupakets entscheidend, um eine stabilere Wohnsituation zu schaffen.
Andererseits werde mittelfristig auch die Immobilienwirtschaft davon profitieren, wenn sich erst einmal das toxische Umfeld bereinigt hat. Der Markt beginne sich bereits nach oben zu bewegen, weshalb es sich lohnen könnte, jetzt in einen wachsenden Markt zu investieren, so Hingsammer abschließend.
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EU-Aufbaufonds wohl nicht so grün wie behauptet
Europäischer Rechnungshof ortet „Greenwashing“ der Mitgliedstaaten bei Fördergeldern.
Andreas Dolezal. In einem Sonderbericht fällt der Europäische Rechnungshof EuRH ein wenig schmeichelhaftes Urteil zur Verwendung von EU-Fördergeldern durch die Mitgliedstaaten. Der tatsächliche Beitrag der 700 Milliarden Euro schweren Aufbau- und Resilienzfazilität „ARF“ – der wichtigsten Komponente des Corona-Aufbaufonds der EU – zur Klimapolitik und zum ökologischen Wandel ist unklar.
Mindestens 37 % der ARF-Mittel müssen für Klimamaßnahmen verwendet werden. Nach Angaben der EU-Kommission sind 275 Milliarden Euro – 42,5 % der ARF-Mittel – in die Förderung der EU-Klimaziele geflossen (Stand: Februar 2024). Die Prüfer warnen jedoch, dass diese Summe um mindestens 34,5 Milliarden Euro zu hoch veranschlagt sein könnte. Weitere Probleme gebe es auch bei den sogenannten Etappenzielen und Zielwerten für klimarelevante Maßnahmen, der Meldung des tatsächlich ausgegebenen Geldes sowie der Umweltfreundlichkeit der als „grün“ etikettierten Projekte. Nicht alle als „grün“ eingestuften Maßnahmen waren es auch.
Schwachpunkte festgestellt
Eines der Hauptziele der ARF ist es, Europas Klimaziele und den ökologischen Wandel in den EU-Ländern zu unterstützen. Anders als bei EU-Ausgaben sonst üblich, werden die Mittel aus der ARF nicht zur Deckung angefallener Ausgaben, sondern auf der Grundlage erreichter Etappenziele und Zielwerte ausgezahlt. Die Prüfer des EuRH stellten dabei mehrere Schwachpunkte fest. Unter anderem bestünden aufgrund dieses speziellen Finanzierungsmodells und der relativ kurzen Laufzeit der ARF Zweifel daran, ob all das Geld, das für den Schutz des Klimas eingeplant wurde, diesem Ziel auch tatsächlich dient.
„Die ARF ist eine enorme EU-weite Investition und dürfte, wenn sie richtig umgesetzt wird, die Verwirklichung der ehrgeizigen Klimaziele der EU erheblich beschleunigen“, so Joëlle Elvinger, das für den Bericht zuständige Mitglied des Rechnungshofs. „In den Aufbauplänen kommen jedoch in hohem Maße Schätzwerte zum Einsatz, es gibt Unterschiede zwischen Planung und Praxis und letztlich nur wenige Anhaltspunkte, wie viel Geld direkt in den ökologischen Wandel fließt.“
Die EuRH-Prüfer kritisieren, dass der Klimabeitrag der ARF-Maßnahmen in der Praxis nicht immer im Detail bestimmt wird. Zur Berechnung des Klimaanteils verwendet die EU-Kommission Klima-Koeffizienten: einen Koeffizienten von 100 % bei Maßnahmen mit erheblichem Beitrag, 40 % bei nicht unerheblichem, positivem Beitrag und 0 % bei neutralem oder unerheblichem Beitrag. Allerdings waren viele Maßnahmen nicht eindeutig abzugrenzen, und so stellten die Prüfer fest, dass der Klimabeitrag in einigen Fällen zu hoch angesetzt war.
Falsch verbucht
Außerdem sei festgestellt worden, dass einige als grün bezeichnete Projekte bei näherem Hinsehen gar keinen direkten Bezug zum ökologischen Wandel aufwiesen. So wurde beispielsweise der Klimabeitrag einer Maßnahme zur Verbesserung der Wasserversorgung mit 40 % angegeben. Tatsächlich seien die Mittel von einer Regierung für IT-Lösungen zur Digitalisierung des Versorgungssystems ausgegeben worden. Richtiger wäre es also gewesen, dafür einen Beitrag von 0 % zu verbuchen.
Die Prüfer stellten weiters fest, dass einige Maßnahmen nicht so ökologisch waren, wie es schien. Bei einem Projekt sei Wasser sogar regelrecht verschlammt worden. Es handelte sich um eine Pumpspeicheranlage, deren schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt im Vorfeld der Förderung nicht bewertet worden seien.
Ungenauigkeiten
Um die Klima-Ausgabenziele zu erreichen, gäben die EU-Länder in ihren Plänen Kostenschätzungen an, die jedoch nur vorab, aber nicht mehr nach erfolgter Umsetzung überprüft würden. Die tatsächlichen Kosten einer ARF-Maßnahme könnten erheblich von den Schätzungen abweichen. Die Ausgaben für Klimamaßnahmen würden folglich nicht abschließend erfasst.
Um solche Diskrepanzen zu vermeiden, empfehlen die EU-Prüfer, künftige Instrumente stärker mit den Klimazielen zu verknüpfen. Außerdem solle abschließend erfasst und öffentlich gemacht werden, wofür das Geld ausgegeben wurde.
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Emerging Markets: Unterschätzt und unterbewertet
Ein Kommentar von Ygal Sebban, Investment Director Emerging Market Equity, bei GAM Investments.
(11.11.) Warum in Schwellenländer (EM) investieren? Unserer Meinung nach gibt es starke säkulare und zyklische Faktoren, die sie attraktiv machen.
Die säkularen Faktoren sind in erster Linie auf die Demografie zurückzuführen. Schwellenländer haben eine wachsende Bevölkerung mit einer viel jüngeren Demografie im Vergleich zu den entwickelten Märkten (DM). So werden beispielsweise bis 2050 fast 28 Prozent der Bevölkerung in den DM über 65 Jahre alt sein, während es in den EM nur 15 Prozent sind. Die Verjüngung der Bevölkerung, die Verstädterung, die wachsende Mittelschicht und die steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen werden allesamt Faktoren sein, die den Konsum und damit das Wachstum fördern. In den Schwellenländern sollten die Finanzmärkte auch durch Reformprogramme, einschließlich der Rentenreformen, unterstützt werden.
Die Kreditqualität der Schwellenländer hat sich verbessert. Acht der zehn größten Schwellenländer verfügen derzeit über ein Investment-Grade-Rating, während es vor zwanzig Jahren nur vier von zehn waren. Die Staatsverschuldung der Schwellenländer im Verhältnis zum BIP liegt deutlich unter der Hälfte des Niveaus der Industrieländer.
Da wir möglicherweise vor einer Phase langsamen Wachstums am Ende eines Investitionszyklus stehen, dürfte sich das Wachstumsgefälle zwischen Schwellenländern und fortgeschrittenen Volkswirtschaften vergrößern. In einer Welt mit geringem Wachstum werden Anleger nach Wachstumschancen suchen, die in den Schwellenländern reichlich vorhanden sind.
Schwellenländer sind historisch günstig bewertet
Schwellenländer haben sich in den letzten zehn Jahren dramatisch schlechter entwickelt als ihre DM-Pendants. Derzeit befinden wir uns am unteren Ende einer Performance-Spanne, wenn wir den MSCI Emerging Markets Index (MSCI EM) mit dem S&P 500 vergleichen. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI EM und des S&P 500 werden Schwellenländeraktien mit einem Abschlag von mehr als 40 Prozent gegenüber DM-Aktien gehandelt. Das voraussichtliche 12-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt derzeit beim MSCI EM bei 12,6 gegenüber 21,2 beim S&P 500.
Darüber hinaus dürften die derzeit hohen Realzinsen in vielen Schwellenländern (z. B. Brasilien mit etwa 7,6 Prozent, Südafrika mit 6,2 Prozent, Mexiko mit 5,2 Prozent) die Währungen der Schwellenländer und damit die künftigen Renditen von Schwellenländeraktien unterstützen.
In den letzten 20 Jahren haben sich die Sektoren innerhalb der EM strukturell verändert. Heute spielen die Sektoren zyklische Konsumgüter und Technologie (zusammen etwa 37 Prozent des Index gegenüber nur 24 Prozent vor zwanzig Jahren) eine prominentere Rolle als in der Vergangenheit, weg vom traditionellen Schwerpunkt auf Energie und Rohstoffe (zusammen ein Gewicht von elf Prozent gegenüber 22 Prozent vor zwanzig Jahren).
Chancen in China
Die Chancen in China sind derzeit aufgrund der jüngsten koordinierten Maßnahmen in den Bereichen Geld- und Finanzpolitik, Immobilien und Aktienmärkte besonders attraktiv. Ende September kündigte China eine neue Zinssenkung, eine stärkere Fiskalpolitik mit der potenziellen Ausgabe weiterer zwei bis zehn Billionen RMB an Zentralstaatsanleihen und Maßnahmen zur Unterstützung des Immobilienmarktes durch Senkung der Hypothekenzinsen und Reduzierung der Anzahlungen an. Im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen wird China das Fiskalpaket bis zum oberen Ende ausschöpfen, um die negativen Auswirkungen höherer Zölle abzufedern.
Darüber hinaus haben die chinesischen Behörden den Aktienmarkt mit einem Swap in Höhe von 800 Milliarden RMB für Institutionen zum Kauf von Aktien und zur Unterstützung von Unternehmen bei Rückkäufen erheblich unterstützt. Dabei handelt es sich nicht um eine quantitative Lockerung, sondern um eine starke Maßnahme, bei der die People’s Bank of China (PBoC) einen Teil des Risikos übernimmt, indem sie Unternehmen und Institutionen Kredite zu günstigen Bedingungen gewährt. Dieser koordinierte Kraftaufwand ist ein wichtiger Impuls für die Wirtschaft und den Aktienmarkt, und wir erwarten, dass weitere Schritte folgen werden.
Wir sind zuversichtlich, dass China sein Wachstumsziel von fünf Prozent in diesem Jahr erreichen wird und dass es alles Notwendige tun wird, um das Wachstum zu stützen. Was die Unterstützung angeht, so deuten einige Analysen darauf hin, dass die jüngsten Maßnahmen das BIP-Wachstum um 40 Basispunkte steigern dürften. Dies mag zwar nicht wesentlich erscheinen, ist aber von Bedeutung. In der ersten Hälfte dieses Jahres hat die Finanzpolitik eine straffende Rolle für die Wirtschaft gespielt. In der zweiten Jahreshälfte hingegen ist der gegenteilige Effekt zu beobachten.
Ein möglicher Neubeginn
Viele Anleger haben China nach wie vor deutlich untergewichtet. Die China-Allokation in aktiven Fonds und Hedgefonds weltweit ist so niedrig wie nie zuvor. Ende August betrug die Allokation der Investmentfonds in chinesischen Aktien weltweit 5,1 Prozent. Privatanleger waren in der Zwischenzeit nur in sehr geringem Masse in China engagiert, da chinesische Aktien in den letzten Jahren deutlich zurückgeblieben sind. Seit der Ankündigung im September gab es jedoch ein starkes Interesse von Kleinanlegern an der Eröffnung neuer Maklerkonten, und einzelne Anleger haben bereits begonnen, chinesische Aktien zu kaufen. Privatanleger haben nur 6 Prozent ihres Finanzvermögens in Aktien investiert, gegenüber 46 Prozent in Bankeinlagen. Dies ist ein ermutigendes Signal, und wir glauben, dass hier noch mehr kommen wird.
Wichtige Themen
Unser Hauptthema in China sind zyklische Konsumgüter; es wird erwartet, dass der chinesische Verbraucher eine bedeutende Rolle in der makroökonomischen Landschaft spielen wird. Die Bewertung dieses Sektors sieht attraktiv aus, da er im Vergleich zum Markt keinen nennenswerten Aufschlag aufweist und sich am unteren Ende der historischen 5-Jahres-Spanne befindet – sowohl in Bezug auf das absolute als auch das relative KGV im Vergleich zum Index, wobei in den letzten zwei Jahren ein positiver Trend bei den Gewinnrevisionen zu beobachten war.
Der Verbrauch der privaten Haushalte macht in China etwa 38 Prozent des BIP aus, im Vergleich zu wesentlich höheren Werten in anderen Ländern (fast 70 Prozent in den USA, 50 Prozent in Deutschland, 60 Prozent in Indien usw.), und wir gehen davon aus, dass der Anteil des Verbrauchs am BIP in China in den kommenden Jahren zunehmen wird.
Innerhalb dieses Themas bevorzugen wir Unternehmen aus dem Reisebereich, da sie sowohl positive Trends als auch attraktive Bewertungen aufweisen. Uns gefallen auch viele Internetunternehmen, wie Plattformen und E-Commerce. Unternehmen wie Meituan, ein chinesisches Liefer- und Reiseunternehmen, oder Trip.com, ein Reisedienstleister, haben eine positive Gewinndynamik und attraktive Bewertungen. BYD, ein chinesisches Unternehmen für integrierte Elektrofahrzeuge, ist eine weitere interessante Geschichte. BYD und Tesla liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in Bezug auf den weltweiten Absatz von Elektrofahrzeugen, aber BYD produziert Fahrzeuge der untersten Preisklasse mit einem Preisnachlass von mehr als 50 Prozent gegenüber den Preisen von Tesla. Das Unternehmen wird derzeit mit dem 17-fachen KGV für 2025 gehandelt, verglichen mit dem 83-fachen von Tesla.
Der Blick auf Indien
Die Themen zyklische Konsumgüter und Technologie in Asien, die wir beide positiv bewerten, sind auch in Indien zu finden. Doch die Energiewende ist gleichfalls sehr wichtig, da sie derzeit 42 Prozent der Gesamtkapazität in Indien ausmacht und in den kommenden Jahren fast 70 Prozent erreichen soll. Im Zusammenhang mit der Energiewende bieten sich enorme Chancen. Ein Unternehmen, das wir in Indien sehr schätzen, ist Reliance Industries, bei dem das Geschäft mit erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle spielt. Wir erwarten einen bedeutenden Katalysator durch die Börsennotierung ihrer Telekommunikations- und Einzelhandelsgeschäfte in den kommenden Quartalen.
Trotz positiver Aussichten sind wir jedoch der Meinung, dass der indische Aktienmarkt im Allgemeinen teuer ist und wir demzufolge untergewichtet sind. Wir konzentrieren uns auf Bewertungsthemen, insbesondere auf Banken und Telekommunikationsunternehmen, die schnell wachsen und als digitale Banken für die Bevölkerung ohne Bankverbindung dienen. Wir konzentrieren uns auch auf IPOs in Indien. Wir beobachten IPOs genau und führen eine gründliche Due-Diligence-Prüfung durch, an der wir uns von Zeit zu Zeit beteiligen.
Ausblick
Schwellenländer sind untergewichtet und unterbewertet (12,6-faches Kurs-Gewinn-Verhältnis in den nächsten zwölf Monaten gegenüber dem 21,2-fachen des S&P 500), was sie unserer Meinung nach zu attraktiven Anlagen macht. Wir sehen starke säkulare Chancen auf der Basis günstiger Demografien, zukunftsweisender Reformen und gesunder Volkswirtschaften.
Die wichtigsten Themen, die wir derzeit in den Schwellenländern bevorzugen, sind Offshoring und Nearshoring (insbesondere bei Banken und Industrieimmobilien) in Vietnam und Thailand sowie führende und unterbewertete KI-Titel im asiatischen Technologiesektor.
Besonders gut gefällt uns auch der asiatische Verbrauchersektor mit vielen Möglichkeiten in China und im übrigen Asien. Chinesische Aktien sind derzeit günstig (der MSCI China Index wird derzeit mit dem 9,5-fachen der Gewinne des nächsten Jahres gehandelt). Die Gewinndynamik dürfte sich in den kommenden Quartalen verbessern, wenn die Auswirkungen der chinesischen Konjunkturmaßnahmen zum Tragen kommen. Die von uns favorisierten Unternehmen erwirtschaften hohe freie Cashflow-Renditen, was sie unserer Ansicht nach zu attraktiven Anlagen macht.
Das Hauptrisiko, das wir sehen, ist die Volatilität im Zusammenhang mit möglichen Zöllen unter einer Trump-Regierung. Höhere Zölle würden sich zwar negativ auf das Wachstum auswirken, vor allem in China, aber wir glauben, dass ein Großteil davon bereits in Aktien eingepreist ist. Wir betonen, dass der nach Marktkapitalisierung gewichtete Exportanteil am Umsatz im MSCI China Index im Jahr 2023 nur 4 Prozent betrug. Wir glauben auch, dass die negativen Auswirkungen höherer Zölle auf die Erträge durch zusätzliche Anreize seitens der chinesischen Regierung gemildert werden. In diesem Fall würden wir einen Rückgang an den Märkten als attraktiven Einstiegspunkt betrachten.
Dynamische Fitness-Aktien
Fünf für Sie ausgewählte Sportbekleidungs- und Fitness-Konzerne.
Michael Kordovsky. Die Marktgröße für Gesundheits- und Fitnessclubs wird von Mordor Intelligence für das Jahr 2023 weltweit auf rund 98 Milliarden US-Dollar und sollte bis 2028 um 12 % p.a. wachsen. Die Zunahme der Fettleibigkeit bei gleichzeitig steigendem Gesundheitsbewusstsein sind die Wachstumstreiber. Neben einzelnen börsennotierten Fitnessstudio-Ketten profitieren vor allem Hersteller von Sportbekleidung und Sportartikel vom Fitness-Trend, wobei nur Aktien weniger Unternehmen in punkto Qualität und Ertragskontinuität als mittel- bis langfristige Investments in Frage kommen.
Basisinvestment Planet Fitness
Selbst über die Pandemiezeit hinweg relativ stabil zeigte sich die US-Fitnessstudio-Kette Planet Fitness, die per Ende Juni 2024 mit 2.617 Standorten in den USA, Kanada, Mexiko, Australien und Panama Zugang zu günstigem Training ermöglicht. Die Zahl der Mitglieder wuchs von 1 Million im Jahr 2008 auf 19,7 Millionen im zweiten Quartal 2024. Rund 260 „Läden“ sind im Eigenbesitz. Die meisten Studios werden hingegen von Franchisenehmern betrieben. Die Franchise-Einnahmen haben sich von 2020 bis 2023 in etwa verdoppelt, während die Umsätze der eigenen Studios im gleichen Zeitraum sogar auf das 3,8-fache stiegen. Hinzukommen noch Handelsumsätze mit den Geräten, denn Franchisenehmer verpflichten sich, Ersatzanschaffungen über den Franchisegeber zu tätigen. In den ersten neun Monaten 2024 setzte sich der Wachstumstrend weiter fort. Umsatz und Gewinn pro Aktie stiegen um 7 bzw. 19,8 % und der Analystenschätzungskonsens von Zacks rechnet 2025 mit einem weiteren Gewinnwachstum pro Aktie von mehr als 16 %.
Interessant ist auch die Aktie des italienischen Herstellers von Sport- und Freizeitgeräten Technogym. Das Unternehmen, das Fitness-Studios ausstattet, zeigte während der Pandemie ein relativ hohes Maß an Widerstandsfähigkeit. Seit 1983 wuchsen die Umsätze des Unternehmens um 20 % p.a. und im Zeitraum 2016 bis 2023 stieg der Nettogewinn um ca. 8 % p.a. Im ersten Halbjahr 2024 konnte der um Sonderposten bereinigte Periodengewinn um 15,4 % gesteigert werden und Analysten rechnen von 2024 bis 2026 mit einer Steigerung des Gewinnes pro Aktie von 0,43 auf 0,56 E. Bei einem Kurs von 9,82 E wäre dies ein für 2026 geschätztes KGV von akzeptablen 17,5.
Sportbekleidung – Marken, die laufen
Eine zunehmende Monetarisierung von Qualität und Marke ist beim japanischen Hersteller von Sportschuhen und -bekleidung Asics zu beobachten, der zuletzt vor allem mit den Produktlinien Asics SportStyle (SportStyle-Schuhe mit innovativen Features) und Onitsuka Tiger (Retro-inspirierte Sneaker und Bekleidung) einen Wachstumsschub erlebte. Laut Analystenschätzungskonsens unter fi-nanzen.net sollte der Gewinn pro Aktie von 2024 bis 2028 um 11,4 % p.a. wachsen und das für 2026 geschätzte KGV liegt bei rund 23 (per 7.11.).
Adidas, das 2023 aufgrund einer ungünstigen Konstellation aus Beendigung der „Yeezy“-Partnerschaft und Überbeständen erstmals seit 1992 einen Nettoverlust erlitt, zeigte mit einem gelungenen Produktmix in den ersten neun Monaten 2024 bei einem Umsatzwachstum von 6,6 % auf 17,72 Milliarden Euro einen Anstieg des Gewinnes pro Aktie um 164,1 % auf 4,50 Euro. Laut Schätzungskonsens sollte von 2024 bis 2026 der Gewinn pro Aktie von 3,90 auf 11,21 Euro steigen, woraus bei einem Kurs von 224 Euro ein für 2026 geschätztes KGV von relativ günstigen 20 resultieren würde.
Mit Yoga- und Fitnessbekleidung auf der Gewinnerseite ist indessen Lululemon Athletica: Vom Geschäftsjahr 2013/14 bis zum Geschäftsjahr 2023/24 konnte das Unternehmen den Nettogewinn um 18,7 % p.a. steigern und für den Zeitraum 2024/25 bis 2028/29 rechnen Analysten mit einem Gewinnwachstum pro Aktie von 12,7 % p.a., weshalb ein für 2026 geschätztes KGV von rund 21 noch Luft nach oben zulässt.
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„Bäume lesen kein Wall Street Journal“
Forst-Investment: Attraktive Renditemöglichkeit mit relativ niedriger Vola.
Manfred Kainz. Die Finanzwelt und der Begriff grün: ein ambivalentes Verhältnis. Denn während Anleger auf nachhaltiges Geldanlegen nicht (mehr) so anzuspringen scheinen, wie die Proponenten erhofften, herrscht auf der Produkt- und Finanzierungsseite Fantasie: Green Asset Ratio, Green Bonds, „Grüne“ Konten und „Grüne“ Investmentfonds. Abgesehen davon: Woran denken wir spontan beim Wort grün? Vielleicht an Wiesen und Wälder? Da ist es aus Anlagesicht dann nicht mehr weit zu Forst-Investments.
„Forestry“ als Anlage war daher Thema beim Abend „Alternative Assetklassen in der Asset-Allocation“ bei der Steuerberatung TPA. Alternative Investments kennt man landläufig in anderen Zusammenhängen: Real Estate, Infrastructure Equity und Private Equity, holte Alexander George aus.
Er ist Head of Institutional Sales DACH bei MEAG Asset Management. Das Haus ist von München, New York und Hong Kong aus tätig und Teil des Netzwerkes der Munich Re Group und der Ergo Gruppe. MEAG hat 345 MrdE Investments unter Asset Management, davon 56 MrdE von privaten und externen Investoren.
Natural Capital
„Natural Capital“ sei ebenfalls eine milliardenschwere Alternative Assetklasse, so George. „Forestry-“, „Agriculture-“ und „Carbon-Investments“ seien besonders nachhaltigkeitssensitiv und für die Value-Generierung geeignet. Für eine langfristige Investmentstrategie, wie sie MEAG verfolgt, sei dies eine „stabile Säule“. Denn sie profitiere vom langfristigen globalen Makro-Trend und „Markttreiber“ Dekarbonisierung und nachhaltige Energiewende. Da liegen die Chancen in erneuerbaren Energieformen, Verschmutzungs- und Emissionsverringerung, Kreislaufwirtschaft, Ressourcensicherheit und Biodiversität.
Dementsprechend liege der Investmentfokus von Forst-Investments auf den nachhaltigen Trends: Beschleunigende Nachfrage nach Holz als Bau(stoff)-Substitut zur CO2-Verringerung und generell für holzbasierte Produkte für die wachsende Weltbevölkerung, sowie das aus diesem „Nachfrageschub“ erforderliche Waldressourcenmanagement. Dazu komme die neue multipolare Weltordnung: Verfügbarkeit von Holz und Waldflächen gewinnt in der zunehmenden Volatilität von globalen Versorgungsketten an Bedeutung. Und so zitiert George Mark Twain: „Buy land; they are not making it any more.“
Risk, Return, Vola
Wie die Marktanalyse zeige, generiere Forest Investment „attraktive Returns mit relativ niedriger Volatilität“, so der MEAG-Mann. Das Risk-Return-Profil sei sogar besser als von US- und Deutschen Staatsanleihen. Der Vergleich z.B. mit Global Stocks, US-Bonds und Real Estate zeige weiters, dass entsprechende Anlagen fast nicht mit den anderen Assetklassen korrelieren. Egal, was in der Welt passiere: „Trees do not read the Wall Street Journal.“ Das gebe „Forestry Investments“ aus Renditesicht „hohe Planbarkeit“.
Einnahmenströme
Bei der Anlageklasse geht es nicht um Rundholz allein: Es gibt eine Reihe von „Einnahmenströmen“, die den Wert und die Rendite eines Forst-Investment-Portfolios ausmachen bzw. erhöhen: Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern, Carbon/CO2-Zertifikate(handel), als Flächenanbieter für Infrastruktur (Waldgebiete eignen sich für Windkraftanlagen), Verarbeitungsketten und Biodiversität inklusive Qualitätsmanagement der Flächen und des Baumbestandes: Das alles bringe dem Asset Wald Wertzuwachs und Umwelt-„Impact“ im gewünschten Sinne.
Renditepotenzial
Was (seine) Renditeerwartungen für die Assetklasse „Natural Capital“ betrifft, „beginnt alles ab 5 % interessant zu werden“, so George auf Nachfrage des Börsen-Kurier. Diese betreffen den „reinen Wald“, aber die „Bandbreite“ für Renditen gehe bis 10 %; denn „additiv“ zur Fläche kommen die genannten anderen „Verwertungen“, die man ins Portfolio „miteinbauen“ kann, dazu. Wie eben das wachsende Energieversorgungspotenzial …
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Mehr Anleihen mit guter Bonität – und Gold!
Warum Anleger auf die Entwicklung der Kapitalmärkte reagieren sollten.
Marius Perger. Nicht sehr optimistisch für die Kapitalmärkte zeigt sich Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien der Steiermärkischen Sparkasse, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Zwar wachse die Wirtschaft in den USA mit 3 % konstant, dies sei aber wesentlich auf künstliches Government Spending zurückzuführen, während die Industrie zum Teil am Boden liege. Was die Inflation betrifft, dürfte ein weiterer Rückgang in den USA schwierig sein, gleichzeitig erwartet Eberan, dass die Ausweitung des bereits jetzt extremen Defizits weitergehen werde. Das bedeute aber, dass die Renditen steigen müssen, damit Treasuries verkäuflich bleiben, was wiederum zu hohem Druck auf das lange Laufzeitende führen müsse. Die zuletzt positive Entwicklung der Kapitalmärkte sei vor allem auf das „gesunde Wachstum“ der High-Tech-Titel zurückzuführen, auch sei an den US-Aktienmärkten sehr viel Fantasie vorweggenommen und die Bewertung mittler-weile hoch.
Nicht besser fällt Eberans Einschätzung der Situation in Europa aus: Der Rückgang der Teuerung in Richtung Inflationsziel sei auf die Rezession zurückzuführen und in der wichtigsten Volkswirtschaft Deutschland befinde sich die gesamte Industrie in einem schlimmen Zustand. Eberan: „Die Politik hat nicht gerade ein günstiges Umfeld für Wirtschaftswachstum geschaffen.“ Alles in allem stelle sich die Frage, ob es im nächsten Jahr an den Kapitalmärkten so weitergehen kann wie zuletzt: „Ich würde mich nicht wundern, wenn wir schwierige Jahre vor uns haben.“
Was das für Anleger bedeutet
Eberan empfiehlt seinen Kunden mit hohen Aktienquoten aktuell, diese zurückzufahren – und wenn Aktien, dann „ganz breit gestreut“. Man solle sich nicht zu stark auf US-Werte fokussieren, auch wenn diese aufgrund der Gewinndynamik immer Bedeutung haben. Allerdings sei der US-Dollar zu stark, das hohe Defizit werde à la longue der Währung schaden. Auch ein zu starker Branchenfokus sollte vermieden werden. US-Technologieaktien blieben aussichtsreich, in Europa wiederum sei der Gesundheitsbereich gut aufgestellt, auch Basiskonsumunternehmen seien interessant. Trotzdem sei eben Diversifikation über Branchen und Länder oberstes Gebot.
Andererseits sei das Anleihen-Thema wieder da, in balancierten Portfolios empfiehlt Eberan aktuell einen Anteil von 40 bis 45 %. Der Fokus müsse dabei auf guter Qualität liegen, zumindest also „Investment Grade“; schlechte Bonität habe keinen Sinn, denn „das Risiko habe ich im Aktienbereich“.
Nicht vergessen dürfe man in der Asset Allocation schließlich Gold. Angesichts der weltweiten Verschuldungskrise und als Absicherung gegen eine mögliche Dollar-Abwertung sollten derzeit mindes-tens 5 % in physischem Gold gehalten werden. Von Goldminenaktien rät Eberan dagegen ab, denn auch sie wären von einer möglichen Korrektur betroffen.
Sorgen um Österreichs Wirtschaft
„Österreich hätte alle Voraussetzungen für eine erstklassige Wirtschaft“, betont Eberan. Unser Land könnte ein Pendant zur Schweiz sein, doch strukturelle Probleme, die Vielzahl an Interessengemeinschaften und Ineffizienzen würden dies verhindern. Dazu komme, dass die Politik zu stark „dogmatisiert“ sei und sich nicht an Strukturreformen traue: Skandinavien und die Schweiz seien hier bodenständiger und agierten mit mehr Hausverstand.
Eine kommende Regierung müsse zum Beispiel das Thema Subventionspolitik kritisch durchleuchten, man müsse herausfinden, was hier „schiefgelaufen“ ist. Ebenso seien Änderungen beim Gesundheitssystem umzusetzen, angesichts der aktuellen Situation müsste eine Selbstbeteiligung angedacht werden. Und im Bereich der Bildung gehe es um die Frage, warum Österreich im europäischen Vergleich so schwach abschneide.
Foto: Thomas Raggam
Die Strategievielfalt richtig nutzen
Selbst Märkte und Aktienkurse, die nicht vom Fleck kommen, bieten Zertifikate-Anlegern Chancen.
Raja Korinek. Das Interesse an Zertifikaten ist bei heimischen Anlegern zurück. Laut dem Zertifikate Forum Austria war der September von starker Aktivität geprägt. Das Handelsvolumen stieg im Vergleich zum August um 93,5 % auf 299,4 Millionen Euro. Das „Open Interest“, das gesamte von Privatanlegern investierte Volumen, wuchs auf 15,4 Milliarden Euro. Dabei machten sich die Nachwehen des turbulenten Börsen-Augusts bemerkbar. 100-%-Kapitalschutz-Produkte legten deutlich zu, wie aus dem Bericht hervorgeht. Hier wurde mit knapp 117 Millionen Euro das stärkste Handelsvolumen verzeichnet.
Doch Anleger können auch Chancen am Aktienmarkt mit einem Teilschutzprodukt nutzen. Wie der Name verrät, ist der Kapitalschutz begrenzt, dafür winken höhere Renditechancen. Solche Produkte können etwa im aktuellen Umfeld ihre Stärken ausspielen: „Trotz zahlreicher ökonomischer und geopolitischer Risiken notieren die Märkte auf historischen Hochs. Einige finanzwirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten wurden bereits im Zuge des langen Tiefzinsumfeldes außer Kraft gesetzt“, holt Heiko Geiger (Foto), Zertifikate-Experte bei der Bank Vontobel, im exklusiven Gespräch mit dem Börsen-Kurier, aus.
Kommt der Crash?
Deshalb seien zahlreiche Anleger skeptisch über die weitere Entwicklung der Märkte. „Die verschiedenen Markt-Szenarien reichen von Crash oder Rezession bis hin zu einem anhaltend hohem Niveau.“ Jedenfalls passten diverse volkswirtschaftliche Kennziffern nicht mehr zu dem Verhalten der Märkte, konstatiert Geiger. „Für solch ein Umfeld bieten Zertifikate zahlreiche Möglichkeiten.“ Beispielsweise können sich Anleger mit „Put-Optionen“ oder „Short-Produkten“ ihr Aktien- oder ETF-Portfolio für einen bestimmten Zeitraum und bis zu einem im Vorfeld definierten Niveau absichern. Denn mit solchen Hebelprodukten setzen Anleger auf fallende Märkte. Allerdings ist auch das Risiko eines Totalverlusts hoch, sollten die Märkte in die gegenläufige Richtung tendieren.
Obendrein bieten Renditeoptimierungsprodukte, zum Beispiel Aktienanleihen, die Möglichkeit, an weiteren Marktsteigerungen begrenzt zu partizipieren oder auf Seitwärtsmärkte zu setzen. Denn diesem Produkt liegt eine Aktie zugrunde, wobei gleich bei der Emission ein Basispreis festgesetzt wird. Anleger erhalten obendrein eine fixe Kuponzahlung. Notiert die Aktie zum Laufzeitende auf oder über dem anfangs festgesetzten Basispreis, erhalten Anleger das Nominale zurück. Liegt der Kurs hingegen unter dem Basispreis, bekommen Anleger die Aktien angedient. Diese kann man dann aber im Depot halten.
Neue Thementrends im Fokus
Neue Themen werden oftmals etwa mit Partizipationsprodukten abgedeckt. Wie sich dies von Themenfonds und -ETFs unterscheidet? „Wenn es neue Themen und Trends zu erschließen gibt, ist das Zertifikat am schnellsten im Markt. Fonds und ETFs benötigen in der Regel eine längere Vorlaufzeit. Somit gelingt Anlegern mit Hilfe von Zertifikaten ein viel schnellerer Einstieg in einen aktuellen Marktrend“, erklärt Geiger.
Doch es gibt weitere Unterschiede. Rechtlich handele es sich bei einem Themenzertifikat um eine Schuldverschreibung mit Emittentenrisiko, bei einem Fonds oder ETF hingegen um ein Sondervermögen. Bei der Bank Vontobel hat man sich übrigens jüngst den Themen Quantum Computing – mit dem „Solactive Quantum Computing Partizipationszertifikat“ – sowie Adipositas – mit dem Partizipationszertifikat auf den „Diabetes and Weight Management Basket“ – gewidmet.
Foto: Vontobel
Chancen abseits der Bond- und Aktienmärkte
Mit Zertifikaten können Privatanleger auch auf die Devisen- und Rohstoffmärkte setzen.
Raja Korinek. Der Staub nach dem Wahlsieg Donalds Trumps legt sich allmählich. In einer ersten Reaktion schnellten vor allem die US-Börsen nach oben. Die Erwartung ist groß, dass Trump Zölle anheben bzw. neue einheben könnte, ebenso wie die Annahme, dass davon dann zahlreiche US-Unternehmen profitieren könnten.
Auch auf den Devisenmärkten waren die Auswirkungen sichtbar. Am Mittwoch, dem 6. November, legte der US-Dollar zum Euro zwischenzeitlich um fast 2 % zu. Dabei hatten die Devisenmärkte bereits Wochen zuvor für Schlagzeilen gesorgt. Ende Juli legte der Yen erstmals seit langem zum Euro zu. Grund war die zweite Zinsanhebung der japanischen Notenbank in diesem Jahr auf rund 0,25 %.
Freilich, um auf solche Trends zu setzen, muss man kein Händler sein. So bieten Zertifikate Anlegern einen Zugang zu den globalen Devisenmärkten, die für Privatanleger meist nur schwer direkt zu erreichen seien und hohes Kapital erfordern, konstatiert Christian Glaser (Foto), Zertifikate-Experte bei der BNP Paribas, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.
Geringer Startbetrag
Glaser verweist auf einen weiteren Aspekt: „Weil der Startbetrag bei Zertifikaten gering ist, können Anleger die Höhe ihres Risikokapitals flexibel bestimmen.“ Doch wie können Anleger konkret vorgehen? Auch hier liefert der BNP-Paribas-Experte eine Antwort: Aufgrund der meist geringen Schwankungen auf den Devisenmärkten böten Hebelzertifikate interessante Möglichkeiten. „Damit kann überproportional an Kursbewegungen partizipiert werden, um höhere Gewinne – aber auch Verluste – zu realisieren.“
Eine weitere Besonderheit sticht ebenfalls hervor. So kann mit Hebelprodukten, einerlei ob Turbo- oder Faktorzertifikat, auf steigende sowie auf fallende Kurse gesetzt werden. Zur Erklärung: Bei Turbozertifikaten gibt es nebst dem Hebel auch eine Barriere. Wird sie berührt oder unterschritten (bzw. überschritten bei Short-Produkten), verfällt das Zertifikat. Bei Faktorzertifikaten gibt es keine Barriere. Dafür wird täglich die prozentuelle Preisveränderung mit einem konstanten Faktor berechnet. Bei länger seitwärtstendierenden oder fallenden Märkten summieren sich die Verluste, die prozentual wiederum nur schwer aufzuholen sind.
Glaser verweist auf einen weiteren Punkt: Neben klassischen Devisenpaaren kann etwa auch der „US Dollar-Index“ gehandelt werden. Der Index misst den Wert des US-Dollars mittels eines Korbs aus sechs Währungen. Dazu zählen Euro, Yen und kanadischer Dollar.
Rohstoffhandel mit Zertifikaten
Auch auf Rohstoffnotierungen kann mittels Zertifikaten gesetzt werden, sagt Glaser. Schließlich können viele Rohstoffe – wie Erdgas oder Kaffee – nur mit großem Aufwand direkt erworben und gelagert werden. Vor allem der Preis für Rohöl sorgte für Schlagzeilen, allein die Nordseemarke Brent gab vor wenigen Wochen kräftig nach. Die Erleichterung unter Öl-Spekulanten nach dem Militärschlag gegen den Iran war groß, dass dabei keine Ölraffinerien getroffen wurden.
Anleger müssen jedoch beachten, dass solche Zertifikate nicht direkt auf Rohstoffpreise setzen, sondern auf die künftig erwarteten Notierungen mittels sogenannten Futures. Sie sind eine Form Derivate und laufen regelmäßig ab – weshalb sie stets verlängert werden müssen. Aufgrund dieses Vorgangs kann es zu Abweichungen von den aktuellen Rohstoffpreisen kommen – nach oben sowie nach unten. Überhaupt können Rohstoffpreise teils stark schwanken.
Foto: BNP Paribas
Silber legt zu
Der Edelmetall- und Rohstoff-Report von Stabilitas: Silber ist bei Anlegern wieder gefragter.
(05.10.) Der Goldpreis notierte Ende Oktober bei 2.634,80 US-Dollar und lag damit um 4,1 Prozent niedriger als im Vormonat. Der Silberpreis beendete den Monat mit 32,66 US-Dollar und lag damit um 4,8 Prozent höher als im Vormonat. „Gold hat den Monat im Großen und Ganzen unverändert beendet. Das spekulativere Silber konnte hingegen deutlich zulegen. Insgesamt hat sich der Markt im Vorfeld der US-Wahlen seitwärts entwickelt. Die anhaltenden Zentralbankkäufe führen zu dem anhaltend hohen Niveau des Goldpreises“, sagt der Edelmetall-Experte Martin Siegel.
Die Preise für Platin und Palladium notierten zum Monatsende wie folgt: Platin lag bei 992 US-Dollar und notierte demnach um 1,1 Prozent höher als im Vormonat. Palladium schloss Ende Oktober mit 1.109 US-Dollar, ein Plus von10,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. „Der Palladiumpreis ist aufgrund von Sorgen des Marktes vor möglichen Lieferschwierigkeiten sprunghaft angestiegen“, so der Experte Siegel.
Der Nickelpreis lag zum Monatsende bei 15.529 US-Dollar und notierte damit um 8,7 Prozent niedriger als im Vormonat. Blei beendete den Monat mit 1.975 US-Dollar und lag damit um 3,7 Prozent niedriger als zuvor. Der Preis für Aluminium belief sich Ende Oktober auf 2.617 US-Dollar und lag damit um 0,3 Prozent höher als im Vormonat. Zink schloss bei 3.102 US-Dollar, also um 0,9 Prozent höher als Ende September. Der Preis für das Industriemetall Kupfer lag bei 9.973 US-Dollar und damit um 2,9 Prozent höher als im Vormonat. „Der Markt für Basismetalle verharrt in einer Seitwärtsbewegung. Die Kursschwankungen spiegeln den unsicheren Ausblick auf die weitere Weltwirtschaft wider – ohne klaren Trend“, meint Siegel.
Der Ölpreis schloss Ende Oktober bei 69,26 US-Dollar und notierte damit um 1,6Prozent höher als im Vormonat. „Die Öl- und Gasmäkrte blieben zum Ende des Monats Oktober von den Anlegern aufgrund der unsicheren Weltkonjunktur großenteils vernachlässigt“, sagt der Experte Siegel.
Freihandel statt Protektionismus
Ratifizierung des EU-Mercosur-Freihandelsabkommens könnte Brasiliens Wirtschaft nachhaltig stärken.
Christian Sec. Anfang Oktober sorgte eine unerwartete Nachricht für Bewegung an den Finanzmärkten in São Paulo: Die Ratingagentur Moody‘s hat erstmals seit acht Jahren das Länderrating Brasiliens auf Ba1 angehoben (der Börsen-Kurier berichtete). Trotz des Upgrades zahlt der Staat aber weiterhin hohe Zinsen an den Finanzmärkten. Die Renditen für brasilianische Staatsanleihen liegen für zehnjährige Bonds aktuell bei etwa 12,7 %.
Moody‘s begründete die Entscheidung mit dem Wirtschaftswachstum des Landes, das stärker als erwartet ausfiel. Seit 2021 ist das BIP jährlich um etwa 3 % gestiegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert bis 2029 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 2,5 % – eine höhere Rate als bei vielen EU-Staaten, wenn auch niedriger als bei den BRICS-Partnern Indien und China.
Material für grüne Transformation
Die Risiken für Investoren sind vielfältig. Die Unsicherheit über die Staatsverschuldung sorgt für Unruhe auf den Finanzmärkten, die neben den hohen Renditen für Staatsanleihen auch für hohe Wechselkursschwankungen sorgen. Der Wertverlust des Reals gegenüber dem US-Dollar beträgt allein in diesem Jahr bislang mehr als 17 %. Der Abwertungsdruck der Währung erhöht den Inflationsdruck und sorgte dafür, dass der Leitzins nach mehreren Senkungen im Juli erstmals wieder um 0,25 auf 10,75 % erhöht wurde. Die Abhängigkeit von Rohstoffen (auch wenn dies eine breite Kategorie ist) macht die Konjunktur des Landes auch abhängig von den Preisen auf den internationalen Rohstoffmärkten. Brasilien ist der viertgrößte Lebensmittelexporteur weltweit, ein wichtiger Exporteur von Erzen und Metallen und ein Nettoexporteur von Kraftstoffen wie Erdöl.
Von der „grünen Transformation“ könnte Brasilien profitieren. Die Vorkommen an Seltenen Erden, die für Windkraftanlagen, Elektrofahrzeuge und die Elektronikindustrie benötigt werden, sind hinter China die größten weltweit. Aktuell hinkt die Produktion zwar hinter dem Potenzial her, doch im Jahr 2024 nahm etwa die Serra-Verde-Mine im Bundesstaat Goiás die kommerzielle Produktion auf und plant, jährlich etwa 5.000 Tonnen Seltenerdoxid zu fördern. Experten gehen davon aus, dass Brasilien bis Ende des Jahrzehnts zwei bis drei weitere Minen in Betrieb nehmen wird und sich so zu einem der weltweit fünf größten Produzenten von Seltenen Erden entwickeln könnte.
Aufstieg in der Wertschöpfungskette
Der MSCI Brazil wird vom Bankensektor sowie von Rohstofftiteln dominiert. Vale z.B. ist eines der drei größten Bergbauunternehmen der Welt. Ein weiteres Schwergewicht des Index ist der teilstaatliche Erdölkonzern Petrobras (Anm. beide in Frankfurt handelbar). Aber auch wenn rund die Hälfte der brasilianischen Exporte aus dem Rohstoffsektor kommen, gibt es auch herausragende Beispiele für produzierende Unternehmen, die am Weltmarkt reüssieren. Darunter z. B. der Elektromotorenhersteller Weg, der rund die Hälfte des Unternehmensumsatzes von umgerechnet 6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr exportierte.
Gedrosselt wird die Entwicklung wettbewerbsfähiger Industrie nicht zuletzt durch eine protektionistische brasilianische Wirtschaftspolitik mit hohen Importzöllen, die auch Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen erschwert. Maschinen, elektronische Komponenten und Industriegüter sind mit hohen Tarifen belastet, was die Kosten für den Aufbau und Betrieb von Produktionsstätten erhöht. Für Brasilien wäre die Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Venezuela, Paraguay, Uruguay) daher eine große Chance.
91 % aller Zölle würden dabei fallen und Direktinvestitionen sowie der Austausch von Know-how würden angekurbelt werden. Wenn jedoch die EU weiterhin mit der Ratifizierung zögert, steht bereits China vor den Toren Brasiliens und wartet nur darauf in den Freihandel mit Brasilien zu treten.
Investitionsmöglichkeiten bieten börsengehandelte Fonds wie ETFs, die den MSCI Brazil Index abbilden, oder aktiv gemanagte Fonds wie der „DWS Invest Brazilian Equities“.
Foto: Pixabay / Gruetzen
Pensionsfinanzierung braucht mehrere Hebel
Fiskalratspräsident Christoph Badelt im Interview mit dem Börsen-Kurier.
Manfred Kainz. Eine mutige Pensionsreform? Sie war kein Thema in der türkis-blauen Regierungsära, und auch nicht in der schwarz-grünen Legislaturperiode. Jetzt erlebt Österreich wieder Verhandlungen zur Bildung eines Regierungsprogrammes. Was die Betreffenden zum Thema Alterssicherung bedenken sollten?
Im Gespräch mit dem Börsen-Kurier formulierte Christoph Badelt (Foto) ein paar Leitpflöcke. Der em. Univ.-Prof. für Wirtschafts- und Sozialpolitik und ehemalige Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts ist Vorsitzender des Produktivitätsrates sowie Präsident des Fiskalrates (der frühere „Staatsschuldenausschuss“). Dieses unabhängige Gremium hat ein breites gesetzlich festgelegtes Aufgabenspektrum zur Überwachung der Fiskaldisziplin: Von Analysen der Staatsverschuldung und der Budgetpolitik über finanzpolitische Vorschau bis zu Empfehlungen zur Fiskalpolitik und Budgetausrichtung.
Erhöhungen
Badelts gute Nachricht zuerst. Es ist nicht so, dass die Pensionen nicht zu finanzieren wären. Aber nun kommt sein Aber: Durch die demographische Entwicklung – also alternde Bevölkerung, mehr Pensionisten im Verhältnis zu Einzahlenden – steigen die Pensionsausgaben und das belastet die öffentlichen Haushalte zusehends. Das „Grundproblem“ ist also, dass unsere demographischen Gegebenheiten die Staatsfinanzen generell „belastend beeinflussen“.
Also was tun? Der Fiskalratspräsident ist da klar für mehrere Ansatzpunkte: Es brauche – erstens – eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. Das Argument, dass viele Menschen nicht aus dem Arbeitsleben in die Pension überwechseln würden, sieht er nicht als Gegenargument. Auch nicht das Argument, dass es reiche, das faktische Pensionsantrittsalter zu erhöhen, also an das gesetzliche heranzuführen. Das sei „keine Alternative“, sondern – zweitens – „auch notwendig“. Und die Meinung, Work-Life-Balance und Teilzeitarbeit reiche, weil man ohnehin „keine Pension bekommen wird“, sei falsch. Hingegen brauche es mehr Menschen in Beschäftigung.
Schrittweise
Wie eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters aussehen könnte? Badelt: „Maßvoll schrittweise und langfristig“ angelegt. Also beispielsweise: Etappenweise Erhöhung des Pensionsalters um zwei Jahre über einen Zeitraum von zehn Jahren. Früh angekündigt und beginnend in zwei Jahren: Verlängerung des Antrittszeitpunktes um zwei Monate pro Jahr.
Beitragserhöhungen sieht der Fiskalratschef „nicht als jetziges Thema“. Denn die Pensionsbeiträge seien jetzt schon hoch. Stattdessen sei eher bei „außertourlichen Pensionserhöhungen“, die das Versicherungsprinzip aufweichen, Einsparungsdisziplin nötig. Um Pensionsausgleichszulagen zu minimieren, gehe es darum, mehr Leute „in Beschäftigung zu bringen“ und zu halten.
Gesamtkonzept
Seit Jahrzehnten gibt es von vielen Seiten (etwa der Versicherungswirtschaft) Rufe nach fiskalischer Förderung, also steuerlichen Anreizen für die Altersvorsorge; beispielsweise Steuerbegünstigungen für Beiträge in die zweite und dritte Pensions-„Säulen“, Halbierung bis Abschaffung der Versicherungssteuer für Pensionsvorsorgeprodukte, und/oder KESt-Befreiung von Anlagedepots, die der Eigenvorsorge dienen. Badelt ist da zurückhaltend: Statt solcher „Einzelpositionen“ brauche es vielmehr ein „gesamthaftes Budgetkonsolidierungskonzept“. Und darauf aufbauend eine „völlige Umorientierung im Budget“. Heißt in Zahlen: Einsparungen von „jenseits von zehn Milliarden Euro jährlich“ – um „Geld frei zu schaufeln“ für die großen Investitionsbrocken „Gesundheit, Infrastrukturen, Technologie“. Die wiederum die für die Pensionsfinanzierung nötige Beschäftigung bringen würden.
Regierungsprogramm
Was sollte also in einem hoffentlich baldigen Regierungsprogramm stehen? Ein breit getragenes Programm brauche mehreres, so Badelt: Mehr Anreize, um das Pensionsalter in Beschäftigung zu erreichen; als auch Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. Aber das alles „sozial ausgewogen“. Und er gibt den Regierungsverhandlern mit: „Bei jeder Koalitionsverhandlung müssen sich alle in ihren Positionen bewegen. Sonst geht gar nichts.“
Foto: Lisi Niesner
Anhaltender Erfolgslauf der ETFs
Das organische Wachstum der Kategorie bleibt bis zuletzt ungebrochen.
Roman Steinbauer. Die Verkündung des Ergebnisses zum dritten Quartal der Fondsgesellschaft DWS am 16. Oktober bestätigte einmal mehr den Anlagetrend hin zu Exchange-Traded-Funds-Produkten (ETFs). So verzeichnete das zur Deutschen Bank gehörende Institut in diesem Anlagesegment Mittelzuflüsse im Ausmaß von 18,3 Milliarden Euro. Ein Betrag, der seit dem Börsengang der DWS im Jahre 2018 in einer Periode nicht mehr registriert wurde. Annualisiert erhöhte sich das verwaltete Vermögen damit um mehr als 3 % auf 963 Milliarden Euro. Ganz vorne befinden sich dabei börsennotierte Indexfonds, die die Wertentwicklung von Indizes abbilden und unter dem Titel XTrackers vermarktet werden.
Leicht verständliche ETFs nicht zu verdrängen
Am selben Tag publizierte das US-Finanzservice-Unternehmen Morningstar Entwicklungen zu der seit Jahren immer beliebteren Investmentsparte. Die Research-Abteilung der Gesellschaft aus Chicago, die in 29 Staaten operativ tätig ist, gibt die Datenlage zu den Geldströmen in ETFs vierteljährig bekannt. Trotz des allgemein bekannten Trends hin zu börsengehandelten Fonds verblüfft dennoch die anhaltende Dynamik der Umschichtungen.
So erreichte im September das globale Sektorvermögen 13,40 Billionen US-Dollar – eine Steigerung um 3,70 Billionen US-Dollar zum Vorjahr. 1,30 Billionen US-Dollar sind davon Zuflüsse, der andere Anteil an der Volumenerhöhung ist der Marktwertsteigerung zuzuschreiben.
Zwar werden stets komplexere und anspruchsvollere Varianten angeboten, doch ist unter Anlegern nach wie vor die Präferenz zu traditionellen Aktien- und Anleihe-Strategien auszumachen. Die Vorzüge der Vergleichbarkeit, der leichten Verständlichkeit und somit einer Transparenz ist naheliegend. Anders ist es kaum zu erklären, wonach im Jahr 2024 bisher 96 % der gesamten Mittelzuflüsse auf diese Kategorien entfielen. Im Detail weisen die Daten von Morningstar aber auch darauf hin, dass der Anteil der festverzinslichen Fonds an den Gesamtzuflüssen im zweiten und dritten Quartal gestiegen ist. Im dritten Quartal erfuhr die Bond-Kategorie sogar mit Netto-Einspeisungen von 112 Milliarden US-Dollar einen neuen Spitzenwert. Sylvester Flood, Senior Product Manager bei Morningstar Direct, betonte in diesem Zusammenhang den Umstand, dass seit Anfang 2024 das organische Wachstum der Gesamtzuflüsse (im Verhältnis zum Vermögen zu Beginn des Zeitraums) 13,5 % betrug.
Europas Markt im Kielwasser
Für den Alten Kontinent umriss bereits im Juli e-fundresearch.com den Trend und meldete ebenso neue Absatzrekorde. Es stützte sich zudem auf Berichte des unabhängigen ETF-Anbieters HANetf sowie den „ETF Flow Report“ der Fondsgesellschaft Amundi. Demnach summierten sich die europäischen Zuflüsse in ETFs, die dem EU-Regelwerk UCITS („Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“) unterliegen, im ersten Halbjahr 2024 auf 102 Milliarden Euro. Zu diesem Zeitpunkt entfielen somit bereits 76,6 Milliarden Euro auf Aktien- und 25,1 Milliarden Euro auf Anleihe-ETFs.
Als gefragteste Benchmark entpuppten sich einmal mehr die US-Aktienindizes, die ein Drittel der gesamten Aktien-ETF-Mittelzuflüsse ausmachten, gefolgt von Weltindizes. Doch bleiben Industrieländerindizes als Benchmark für Aktien ebenso weiterhin stark gefragt, die für ein Kapitalvolumen von 23,6 Milliarden Euro standen. Im Segment der Bonds dominieren wiederum Produkte für Staatsanleihen und den Geldmarkt unangefochten.
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In beständige Firmen investieren
Langfristiges Anlegen mit Aktien von Unternehmen mit über 100jähriger Geschichte.
Michael Kordovsky. Je länger ein Unternehmen schon besteht, desto mehr Krisen hat es überstanden. Eine lange Geschichte ist somit ein wesentlicher Indikator für Solidität. Doch isoliert betrachtet sollte sich auch darauf niemand verlassen. Die Pleite der alteingesessenen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 ist ein kritisches Beispiel. Deshalb sollte das betreffende Unternehmen neben einer mehr als 100-jährigen Geschichte auch rentabel arbeiten und auf jeden Fall schwarze Zahlen schreiben, in den vergangenen Jahren stabile Erträge erwirtschaftet und wenn möglich auch Zuwächse erzielt haben.
Eindeutig in diese Kategorie fällt die Allianz, deren Gewinn pro Aktie selbst in den Pandemiejahren gegenüber 2019 nur leicht zurückging und im Zeitraum 2019 bis 2023 sogar ein Gewinnwachstum von 2,9 % p.a. erwirtschaften konnte, während im ersten Halbjahr 2024 der Gewinn pro Aktie sogar um 17 % gesteigert werden konnte. Die Dividende des 1890 gegründeten
Finanzkonzerns konnte 2013 bis 2023 um 10 % p.a. gesteigert werden und auf Basis eines Kurses von 304,30 Euro liegt die Dividendenrendite bei 4,5 % und das für 2025 geschätzte KGV bei 11,3.
Breit diversifizierte Konsumgüterhersteller
In die Kategorie „Quality“ fällt die 1806 von William Colgate als Hersteller parfümierter Seife gegründete Colgate Palmolive, die mitt-lerweile mit einem Weltmarktanteil bei Zahnpasta von 41,5 % im ersten Halbjahr 2024 klarer Marktführer ist. Der globale Marktanteil bei manuellen Zahnbürsten liegt bei 32,2 %. Hinzukommen eine Haustiernahrungs-Division (Hill‘s) und die Bereiche Putzmittel und Körperpflege. 45 % des Umsatzes erwirtschaftet Colgate in Emerging Markets. Bereits 129 Jahre in Folge schüttet das Unternehmen Dividenden aus und 61 Jahre in Folge konnten diese Zahlungen gesteigert werden. Von 2019 bis 2023 wuchs der Konzernumsatz kontinuierlich und in den vergangenen Jahren zeigte sich der Gewinn/Aktie relativ stabil. Laut Analystenschätzungen unter finanzen.net sollte der Gewinn pro Aktie von 2024 bis 2028 um 8,5 % p.a. wachsen, weshalb auf Basis des Kurses vom 18. Oktober ein für 2026 geschätztes KGV von 23,6 akzeptabel ist.
Ein ähnliches Unternehmen ist der im Jahr 1837 gegründete Haushaltswarenkonzern Procter & Gamble, bekannt für die führende Rasierklingen-Marke Gillette (Weltmarktanteil 2023: 60 %) sowie für Ariel, Always, Pampers, Braun, Old Spice, Wick oder Meister Proper. In den Geschäftsjahren 2019/20 bis 2023/24 wuchsen Umsatz und der um Sonderposten bereinigte Gewinn pro Aktie um jeweils 4,3 bzw. 6,5 % p.a. 2023/24 wiesen acht von zehn Produktkategorien ein organisches Umsatzwachstum auf. Mittlerweile schüttet das Unternehmen schon 134 Jahre in Folge eine Dividende aus, die es 68 Jahre in Folge steigern konnte. Für die beiden kommenden Geschäftsjahre rechnet der Analystenschätzungskonsens mit je 5,8 bzw. 6,5 % p.a. Gewinnwachstum/Aktie und das für 2025/26 geschätzte KGV liegt per 18. Oktober bei 23,1.
Nestle und L’Oreal
Über eine breite Basis an relativ soliden Einnahmequellen verfügt die bereits im Jahr 1866 gegründete Nestle, deren Gewinn pro Aktie in den Jahren 2018 bis 2023 um 4,7 % p.a. wuchs. Nestle ist hauptsächlich in den Sparten Getränkepulver und flüssige Getränke, Tiernahrung, Gesundheit, Fertignahrung und Zutaten, Milchprodukte und Speiseeis, Süßwaren und Wasser tätig. Das Unternehmen überzeugt mit Ertragskraft, denn der freie Cashflow konnte 2023 um mehr als 58 % gesteigert werden und machte somit bereits 11,2 % des Umsatzes aus.
Auch für die kommenden Jahre gehen Analysten von einem mittleren einstelligen Gewinnwachstum/Aktie aus. Das für 2026 geschätzte KGV ist mit 17,2 bereits im günstigen Bereich angesiedelt und die Dividendenrendite mit 3,5 % relativ attraktiv.
Der 1909 von Eugene Schueller in Paris gegründete Kosmetikhersteller L‘Oreal konnte den Gewinn/Aktie von 2014 bis 2023 um 9,5 % p.a. steigern und laut finanzen.net rechnen Analysten von 2024 bis 2028 mit weiteren Zuwächsen von 7,9 % p.a. Die Dividende pro Aktie hat der weltgrößte Kosmetikhersteller von 2019 bis 2023 von 3,85 auf 6,60 Euro gesteigert. Auf Basis eines Kurses von 372,75 Euro liegt das für 2026 geschätzte KGV bei noch akzeptablen 25.
Fazit
Wer nur mit wenigen ausgewählten Aktien vorsorgen möchte, findet in den genannten fünf Werten eine passende Mischung, denn die einzelnen Unternehmen stehen weltweit breit gestreut auf unterschiedlichen Standbeinen und generieren solide Einnahmen.
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Weltspartag: Anlass über Wissenslücken nachzudenken
Im Gespräch mit Finanzdienstleister-Obmann Hannes Dolzer über zeitgemäße Anlageformen.
Red. Anlässlich des Weltspartags an diesem Donnerstag appellieren Finanzexperten an die Konsumenten, ihre Spargewohnheiten zu überdenken und sich etwa über zeitgemäße Anlageformen wie ETFs (Exchange Traded Funds) zu informieren. Unser größtes Problem seien nach wie vor die teils großen Wissenslücken in Sachen Finanzen, sagt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbandes Finanzdienstleister, die in Folge zu wenig Menschen aktiv werden lassen. Dabei gelte es, zu handeln, um drohende Pensionslücken zu schließen.
Gerade bei den Themen Veranlagung und Kapitalmarkt haben die im Sommer veröffentlichten Ergebnisse des PISA-Tests 2022 zu Financial Literacy gezeigt, dass es unter den Schülerinnen und Schülern Wissenslücken gibt: Unsicherheiten findet man bei Anlageprodukten wie Aktien, die aber für den Aufbau von Vermögen wesentlich sind. Auch bei Themen wie Diversifikation und Zinseszins fehlt Wissen – und hält die Personen in Folge davon ab, sich mit der Vorsorge zu beschäftigen, weiß Dolzer.
Pensionslücke droht: Dringender Handlungsbedarf
Ein kritisches Thema ist die Pensionslücke, die viele in ihrer Altersvorsorge erwartet. Die de-mografische Entwicklung und die wachsende Lebenserwartung erhöhen schließlich den Druck auf die staatlichen Rentensysteme. Daher ist es entscheidend, frühzeitig private Vorsorge zu treffen und in Produkte zu investieren, die eine zusätzliche Einkommensquelle im Alter bieten können.
Stichwort Inflation: Sparbuch ein Risiko
Während das Sparbuch einst als sicherer Hafen für Ersparnisse galt, ist es kaum noch geeignet, das Vermögen effektiv zu vermehren. Die geringen Zinserträge reichen nicht aus, um die Inflation auszugleichen, was bedeutet, dass das gesparte Geld an Kaufkraft verliert. Um diesem Risiko zu begegnen, sollten Sparer über alternative Anlageformen nachdenken, die nicht nur Renditechancen bieten, sondern auch inflationsgeschützt sind. Eine Möglichkeit seien ETFs, über die man sich informieren sollte, rät Obmann Dolzer.
Was sind ETFs und welche Vorteile haben sie?
ETFs bieten Anlegern eine kostengünstige und flexible Möglichkeit, in eine Vielzahl von Märkten zu investieren. Sie kombinieren die Vorteile von Aktien und Fonds, indem sie die breite Diversifikation eines Fonds mit der Handelsflexibilität einer Aktie vereinen. Diese Eigenschaften machen ETFs zu einer attraktiven Option für alle, die langfristig Vermögen aufbauen und gleichzeitig Risiken streuen möchten.
Für Frauen gilt es besonders, aktiv zu werden
„Gender Pay Gap“, Teilzeitfalle, Pensionslücke, Altersarmut – all dies trifft Frauen in stärkerem Ausmaß als Männer. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb weisen Frauen (nicht nur in Österreich) ein Defizit in Sachen Finanzwissen auf. Hier gilt es, dringend gegenzusteuern „Finanzen sind Männersache – gegen dieses immer noch vorherrschende Denken müssen wir ganz klar angehen. Frauen sollten unbedingt in ihr Finanzwissen investieren, damit sie selbst über ihre Finanzen bestimmen können“, betont Dolzer. Ob klassische Medien, Finanzpodcast oder Finanzdienstleister: wichtig ist es, sich dem Thema Finanzen Stück für Stück anzunähern und die Scheu abzubauen. Diese resultiere oft aus Unwissenheit. Ziel sei es nicht, Finanzprofi zu werden, sondern selbstbestimmt finanzielle Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können.
Beratung auf Augenhöhe
Angesichts der Komplexität der Finanzmärkte ist es ratsam, sich an unabhängige Finanzdienstleister zu wenden, die eine Beratung auf Augenhöhe bieten, persönliche Ziele und Risikobereitschaft berücksichtigen. Unabhängige Beratung stellt sicher, dass Anleger fundierte Entscheidungen treffen. Der Weltspartag könnte ein aktueller Anlass sein, die Weichen für die Zukunft zu stellen. „Jetzt ist die Zeit, um die finanzielle Bildung zu vertiefen und proaktiv die Kontrolle über das eigene Vermögen zu übernehmen“, so Dolzer.
Foto: Frankl
Erste europäische Grätzel-Entwicklung in Holz
Wiener LeopoldQuartier zeigt, was im Holzbau alles möglich ist.
Rudolf Preyer. Quasi als „hölzernes Leuchtturmprojekt“ kann Europas erstes Quartier in Holzbauweise, das LeopoldQuartier am Donaukanal im zweiten Bezirk in Wien, bezeichnet werden. Konkret an der Adresse Obere Donaustraße 23-27 plant die UBM Development AG – ausgeführt von der Porr AG – ein 23.000 m2 großes Areal in Holz-Hybridbauweise für Wohnungen, City Apartments, Büros, gewerblich genutzte Flächen (Gastro usw.) und einen Kindergarten.
Der Holzbau in Österreich entwickelt sich schlagartig: Mittlerweile werden rund ein Viertel der Hochbau-Nutzflächen in Österreich in Holzbauweise – ein Verbundmaterial aus Fichte und Tanne aus heimischer Produktion im LeopoldQuartier beispielsweise – errichtet, 53 % davon im Wohnbereich.
Holz-Hybrid-Bauweise
„Insbesondere der Bedarf nach nachhaltig errichtetem Wohnraum für die ‚Städte von Morgen‘ kann mit Hilfe von Holz gut erfüllt werden“, sagt Porr-CEO Karl-Heinz Strauss, „der Baustoff ist rückbaubar im Sinne der Kreislaufwirtschaft.“ Denn jedes Jahr wachsen in Österreich 30 Mio m3 nach, von denen 90 % genutzt und verwertet werden. Das entspricht 2.000 Einfamilienhäusern pro Tag. Und es entsteht sozusagen ein zweiter Wald aus Häusern, der ebenfalls CO2 bindet.
„Menschen, die sich für das LeopoldQuartier entscheiden, liefern damit aktiv eine Antwort auf den Klimawandel“, ergänzt UBM-Vorstand Peter Schaller. Die tragende Struktur des 22.000 m2 Bürogebäudes wird ab dem ersten Obergeschoss bis ins letzte neunte Geschoss in einer Holz-Hybridbauweise, als Skelettbau aus Holzelementen und Stahlbeton-Fertigteilen, errichtet.
CO2 neutraler Betrieb
Das LeopoldQuartier Living mit seinen 253 Wohnungen und der Holz-Tragstruktur stellt laut Projektabteilung das größte aus Holz gebaute Wohnbau-Projekt Österreichs dar. Hierfür werden vorgefertigte Elemente aus insgesamt 3.800 m3 Holz zusammengefügt. Geplante Fertigstellung für die drei Wohngebäude ist Anfang 2026. Die Büros dürften freilich schon im Herbst nächsten Jahres bezogen werden können. Der Betrieb soll übrigens CO2 neutral sein.
Stichwort Nachhaltigkeit: Das Gesamtprojekt LeopoldQuartier wird mittels 200 geothermischer Erdsonden und drei Brunnenanlagen, ebenfalls von der Porr eingebracht, sowie Photovoltaik und Heiz-Kühlsegel in den Büros versorgt.
Die UBM möchte, wie auch auf Hauptversammlungen von Thomas G. Winkler immer wieder angekündigt, größte Entwicklerin von Holz-Hybrid-Bauten in Europa werden. Gleichsam treuer Wegbegleiter ist hierbei die Porr, die derzeit als eine der Vorreiterinnen im Holz- und Holzhybridbau in Österreich acht großvolumige Projekte errichtet. Darunter im Wiener Wohnungsbau neben dem LeopoldQuartier das Vis à Vis im Village im Dritten und das Brio nahe dem Hauptbahnhof, im Bürobau das Europäische Patentamt und im Gesundheitsbereich in Graz das Krankenhaus Elisabethinen.
„Böses Erwachen“ rechtzeitig vermeiden!
Niederösterreichs Finanzdienstleister warnen: Unterschätzte Herausforderung Unternehmensnachfolge.
Manfred Kainz. Unter dem positiven Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ sprach Wolfgang Willim, Geschäftsführer der SEWICO Consulting GmbH, bei der Fachgruppentagung von Niederösterreichs Finanzdienstleistern über die Nachfolgesituation und Übergabemöglichkeiten.
Viele Fehler
Genauso wichtig wie die „Dos“ bei einer Unternehmensauf- bzw. -weitergabe sind die „Don‘ts“: Nur im Bekanntenkreis und/oder in der eigenen Region nach einem Nachfolger zu suchen, statt den passenden Interessenten zu finden. Zu spät oder spät mit dem ganzen Nachfolgeprozedere zu beginnen. Kein Geld für gute Vorbereitung und Umsetzung ausgeben zu wollen. Die Nachfolge mit einem „selbstgestrickten“ zweitseitigen (Ver-)Kaufvertrag regeln zu wollen. Fallen bei Übertragungen und in der Gesamtrechtsnachfolge zu übersehen. Steuerrechtlich schmerzhaft hohe Summen unnötig zu zahlen, statt zu sparen (indem man ein steueroptimiertes Übertragungsmodell wählt). All diese Fehler lassen sich mit professioneller Vorbereitung verhindern.
Aber nur rund die Hälfte der Betroffenen nimmt professionelle externe Hilfe in Anspruch. Und auch nicht jeder Nachfolgefall wird dann positiv umgesetzt. „Da ist noch Luft nach oben“, so Willim im Gespräch. Als Idee gibt er mit, einen „Sprechtag“ oder eine „Ansprechstelle/Hotline“ zu Nachfolgefragen in der Fachgruppe einzuführen. Wo man spezielle Fragen und Themen der Berufsgruppe Finanzdienstleister behandeln kann (die sich ja von anderen Berufen sehr unterscheiden). Denn gute Vorbereitung einer Betriebsübergabe und professionelle Begleitung ist „Goldes wert“. Immerhin gehe es um das „Lebenswerk, das man nur einmal verkauft“, dessen Übergang in neue Hände ja nicht scheitern soll.
Recht zeitig
In der Praxis sei es aber so, dass nur knapp über ein Viertel aller Nachfolgen erfolgreich sind – also „befriedigend“ sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer – und ebenso für die Kunden. Bei nicht gelungenen Nachfolgen können in den ersten drei Jahren mehr als 50 % des Bestandes verloren gehen. Das könne ja nicht Ziel des Abgebers sein; auch wenn es ihm (aus welchem Grund auch immer: Alter, Pension, Gesundheit, neue Tätigkeit) „reicht“, wird er wohl nicht wollen, dass das von ihm Aufgebaute rasch zerfällt.
Rechtzeitig mit der Nachfolgeplanung zu beginnen, sei schon deshalb wichtig, weil es oft um die Umgründung in eine andere Rechtsform vor einem Unternehmensverkauf gehen kann, um eine steueroptimale Lösung zu erzielen. Denn wer will schon gerne 100.000 E zu viel an den Fiskus abliefern?
Rechtzeitigkeit brauche es aber schon, um sich neben dem Tagesgeschäft die Kernfrage zu beantworten: Worum geht es mir bei der Betriebsab- bzw. -übergabe? Um das zu erzielende Geld, also um den finanziellen „Bestbieter“? Um einen fließenden Übergang? Um gute Begleitung im Prozess? In der Praxis zeige sich: Wenn der Verkäufer bereit ist, noch eine Zeit lang mit dem Käufer Kundenpflege zu betreiben, ist das „wertvoll“ in dem Sinne, dass es sich positiv auf dem Kaufpreis auswirkt. Interessenten sind bereit mehr zu zahlen, wenn das Risiko gleich Kunden zu verlieren, klein ist.
Kaufwillige nützen
Der Berater sieht zunehmend Kaufwillige für Finanzdienstleister und betreuten Versicherungsbestand. Pro Fall gebe es rund drei Kaufwillige; und da gehe es dann darum, den am besten passenden auszuwählen. Qualität guter Kundenbeziehungen sei generell ein zentrales Kriterium für eine gute Übergabe. Wobei da nicht nur regionale Dienstleister Interesse zeigen, sondern (seit der Pandemie) auch immer mehr überregionale Anbieter wie Makler und Agenturen mit internationalen Investoren. Die „Postadresse“ des Finanzdienstleisters sei mit der Digitalisierung nicht mehr entscheidend. Denn Kunden sind zunehmend bereit, ihre Transaktionen elektronisch abzuwickeln – wenn die Qualität des Dienstleisters passt, sieht Willim.
Und bei entsprechendem Volumen, das heißt Umsatzgröße, und/oder Spezialisierung auf bestimmte (Finanzierungs-)Themen etwa im Gewerbebereich, gebe es auch Interessenten aus Großbritannien, Skandinavien, Schweiz und Deutschland. Die am österreichischen Markt Fuß fassen wollen, eine „regionale Tochter“ gründen und den Finanzdienstleiter als Plattform nützen wollen, um deren langfristige Kundenbindungen zu nützen. Oder, wenn sie schon Fuß gefasst haben, ihr Business ausweiten wollen: in weitere Regionen oder Geschäftsfelder (z. B.: Finanzierung von Projekten & Start Ups).
Bewusst sein
Die Voraussetzungen für eine optimale Nachfolge im Finanzdienstleistungssektor sind also gegeben. Trotzdem sei nur bei rund einem Drittel das Bewusstsein für professionelle Begleitung da, sieht Willem. Der Großteil „lässt es auf sich zu kommen“. Das kann ein „böses Erwachen bringen und viel (Steuer-)Geld kosten“. Sein Fazit: Frühzeitig überlegen, welche Möglichkeiten es gibt – statt überstürzt falsche Entscheidungen treffen.
Foto: AdobeStock / Teodor Lazarev
Steyr Motors plant Börsenlisting
Der Spezialmotorenhersteller will noch heuer an die Frankfurter Wertpapierbörse.
Tibor Pásztory. Mit dem Spezialmotorenhersteller Steyr Motors – nicht zu verwechseln mit Steyr Automotive – plant ein zweifellos interessantes, finanziell mittler-weile gut aufgestelltes oberösterreichisches Industrieunternehmen den Gang an die Börse, wobei es sich um die Frankfurter Wertpapierbörse und nicht um den Finanzplatz Wien handelt. Diese Entscheidung dürfte wohl der deutsche Finanzinvestor Mutares (ISIN: DE000A2NB650) getroffen haben, der – nach seinem Einstieg vor zwei Jahren in das sich damals in finanziellen Schwierigkeiten befindliche Unternehmen – dieses erstaunlich schnell zu einem Turnaround geführt hat. Mittlerweile verfüge das Unternehmen, so eine entsprechende Aussendung, über eine hohe Eigenkapitalquote und eine Netto-Cash-Position von 8,6 Millionen Euro und keine zinstragenden Bankverbindlichkeiten.
Tatsächlich ist der Umsatz des Unternehmens von 2022 auf 2023 um mehr als ein Drittel gestiegen. Die Ebit-Marge in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres lag bei 24 %. Als Jahresumsatz werden 41 bis 45 Millionen Euro bei einem bereinigten Ebit zwischen 9 und 11 Millionen Euro erwartet. Im Jahr 2025 will man Umsatz als auch Ebit um jeweils weitere 40 % steigern.
Hoher Auftragsbestand
Dieser Optimismus beruht auf einem Auftragsbestand per 30. September von 150 Millionen Euro. Der Umsatz stammt zu 60 % aus Europa. CEO Julian Cassutti dazu: „Steyr hat sich zu einem der weltweit führenden Anbieter von maßgeschneiderten Motoren in speziellen militärischen und zivilen Anwendungsbereichen entwickelt. Unsere patentierten, einsatzkritischen Motoren mit einem hohen Kraft-Leistungs-Verhältnis und Monoblock-Design sind stark nachgefragt, was sowohl das Umsatzwachstum als auch die Profitabilität der Steyr vorantreibt.“
Kernprodukt des Unternehmens ist den technikbegeisterten Lesern noch gut in Erinnerung befindliche M1-Monoblock-Motor, der hauptsächlich in militärischen Spezialfahrzeugen, Kampfpanzern, Booten oder als Hilfsmotor Verwendung findet. In seinen Grundzügen war er noch von der Steyr-Daimler-Puch AG entwickelt worden. Als niemand mehr an diesen Motor zu glauben schien, wurde er von einem Konsortium rund um den ehemaligen Verstaatlichtenminister und Bundespräsidentschaftskandidaten Rudolf Streicher übernommen. Sehr früh – zu früh – verfügte Steyr Motors auch über einen Hybridmotor.
Es folgten turbulente Jahre und einige Eigentümerwechsel, bis Ende 2022 der börsennotierte Finanzinvestor Mutares SE & Co. KGaA einstieg. Die global vertretene Private-Equity-Holding mit einem Jahresumsatz um die 6 Milliarden Euro erwirbt Unternehmen in Sondersituationen, die signifikante operative Verbesserungspotenziale aufweisen und nach einem Repositionierungs- und Stabilisierungsprozess wieder veräußert werden. Der Wind weht in vorliegendem Fall in Anbetracht weltweit steigender Rüstungsausgaben für Mutares jedenfalls günstig.
Das Listing im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse (Scale-Segment) sei der nächste logische Schritt auf dem weiteren Wachstumskurs, so Cassutti. In einem ersten Schritt werden im Rahmen einer Privatplatzierung bestehende, aber auch neue Aktien an institutionelle Investoren abgegeben, wobei Mutares Mehrheitsaktionär bleiben wird. Im Anschluss sollen die Steyr-Motors-Aktien noch in diesem Quartal in den börslichen Handel aufgenommen werden. Weitere Details werden noch bekanntgegeben.
Foto: Steyr Motors
Europas Grüner Deal bekommt Gegenwind
Der EU-Rechnungshof zerpflückt „grüne“ Pläne und Strategien der EU-Kommission.
Andreas Dolezal. Klimaneutralität bis 2050, dieses visionäre Ziel des Grünen Deals, wird von einer Flut an Plänen und Maßnahmen begleitet. Viele davon sollen ganz entscheidende Schlüsselelemente der grünen Transformation hin zu einer ebenso nachhaltigen wie wettbewerbsfähigen Wirtschaft sein. Der Europäische Rechnungshof (EuRH) kommt jedoch bei Prüfungen mehrfach zu desaströsen Ergebnissen. Eine ganze Reihe von hochgelobten Plänen kann in der Praxis nicht reüssieren.
Realitätsferne EU-Wasserstoff-Strategie
„Grüner“ Wasserstoff soll fossile Brennstoffe, insbesondere in der Stahl-, Zement- und Düngermittelindustrie, ersetzen und wesentlich zur CO2-Neutrlität beitragen. Bis 2030 ist geplant, in der EU 20 Millionen Tonnen Wasserstoff aus erneuerbarer Energie zu produzieren. Dieses Ziel sieht der EuRH, ebenso wie die prognostizierte Nachfrage, als unrealistisch an. Er empfiehlt der EU-Kommission die EU-Wasserstoff-Strategie dringend einem Realitäts-Check zu unterziehen.
Rechenfehler bei EU-Plastikmüllabgabe
Im Jänner 2021 führte die EU eine Abgabe von 80 Cent auf jedes Kilogramm Plastikmüll ein, das nicht recycelt, sondern verbrannt oder deponiert wird. Die Erlöse fließen direkt ins EU-Budget, im Jahr 2023 waren es 7,2 Milliarden Euro. Die Abgabe erhöht den Preis dafür, Plastikabfall nicht zu recyceln, und soll für weniger Kunststoffabfall führen. Der EuRH stellte dieser Idee ein schlechtes Zeugnis aus. Die Mitgliedstaaten seien nicht gut vorbereitet gewesen und die verwendeten Daten nicht ausreichend vergleichbar und zuverlässig. 2021 verrechneten sich die EU-Staaten um 1,4 Millionen Tonnen Plastikmüll und überwiesen 1,1 Milliarden Euro zu wenig nach Brüssel.
Ineffiziente Bio-Förderungen
Ökologische Landwirtschaft wird in der EU falsch gefördert, stellte der EuRH im vergangenen September fest. Von 2014 bis 2022 hat die EU 12 Milliarden Euro in die Bio-Landwirtschaft gepumpt, bis 2027 sind weitere 15 Milliarden Euro geplant. Der EuRH nennt das Ziel, 25 % der Agrarfläche auf biologische Landwirtschaft umzustellen, illusorisch. In der EU-Strategie für die Bio-Landwirtschaft fehlen wichtige Elemente wie quantifizierbare Ziele sowie ein Ansatz für das Messen von Fortschritten. Außerdem konnte der EuRH aufgrund unzureichender Datenlage die Auswirkungen der Politik nicht bewerten.
EU-Agrarpolitik nicht ehrgeizig genug
Nur eine Woche später rügt der EuRH, dass die EU-Agrarpolitik zwar stärker als früher auf Umwelt- und Klimaschutz abzielt, aber die nationalen Strategiepläne nicht spürbar „grüner“ geworden sind. Die Umweltfreundlichkeit lasse sich schwer messen und hänge von der Ausgestaltung freiwilliger Programme sowie deren Anklang bei den Landwirten ab. Gleichzeitig kritisiert der EuRH, dass als Reaktion auf die Bauernproteste Förderbedingungen teilweise gelockert wurden.
Kommission rudert zurück
Die EU-Entwaldungsverordnung sollte ab Ende Dezember 2024 angewendet werden. Gemäß dieser müssen Unternehmen garantieren, dass ihre Erzeugnisse „entwaldungsfrei“ produziert werden. Angesichts der weltweiten Kritik hat die Kommission Anfang Oktober überraschend mitgeteilt, dass sie die Anwendung auf Ende 2025 verschieben möchte. Sie nennt das „verstärkte Unterstützung für die Umsetzung, um auf Aufforderungen globaler Partner zu reagieren“. Im Klartext: Die weltweite Kritik ließ ihr keine andere Wahl.
Diese Beispiele zeigen, dass der Motor des Grünen Deals ins Stottern geraten ist. Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen rief im August 2024 sogar zum Ausbau der – lange Zeit verpönten – Atomenergie auf. Das Blatt scheint sich auch auf höchster politischer Ebene zu wenden.
Foto: Pixabay / ajaugsburg
Erste: Junge sind schon wertpapieraffiner
Viele mit Sparbetrag unzufrieden, noch mehr wollen Beratung.
Rudolf Preyer. Doch einigermaßen überraschend: Eine OECD-Studie hat die Österreicher zuletzt an die zweite Stelle punkto Finanzbildung gereiht. Das gibt uns aus aktuellem Anlass zu denken: Der Weltspartag steht vor der Tür (konkret am 31. Oktober) – traditionell Anlass zum Nachdenken und Nachfragen der Banken, so hat etwa auch die Erste Bank nun die „Sparstudie 2024“ (durchgeführt von Imas) vorgestellt.
Aus den Daten geht hervor: „Jeder Zweite ist mit seinem Sparbetrag nicht zufrieden“, wie Erste Bank Österreich-Vorstandschefin Gerda Holzinger-Burgstaller (Foto) in einer Pressekonferenz feststellte. Gerade im jüngeren Segment ist das zu bemerken: Hier gaben 61 % an, sie würden gerne mehr sparen. Im Schnitt stagniert der monatliche Sparbetrag laut Umfrage derzeit bei 308 Euro (2023: 307 Euro; 2022: 301 Euro). Die große Mehrheit der Österreicher misst dem (Sicherheits-)Sparen jedenfalls hohen Stellenwert bei. Risikobereit seien demnach nur 22 % – wobei unter den jüngeren Befragten häufiger Risikobereitschaft zu beobachten sei, wie Privatkundenvorstand Maximilian Clary und Aldringen (Foto) sagte.
Die Sparklassiker stehen laut der Studie weiterhin hoch im Kurs. Ein Sparkonto nutzen 78 %, Bausparen immerhin noch 46 %. Letzteres hat im langjährigen Vergleich aber nachgelassen: 2014 lag der Anteil mit 65 % noch deutlich höher.
Die Jungen sind interessiert
Es ist insgesamt noch Luft nach oben: Zwei von drei Amerikanern besitzen Aktien, in Österreich ist das nur jeder Zehnte. Im Zehn-Jahres-Vergleich haben Wertpapiere jedoch an Zuspruch gewonnen (2014: 27 %; 2024: 36 %). Die jüngere Altersgruppe präsentiert sich sogar wertpapieraffiner: 44 % der 16- bis 29-Jährigen nutzen laut Umfrage Wertpapiere. Höher als vor zehn Jahren sind in der Umfrage auch die Werte für Lebensversicherung (von 40 auf 44 %) und staatlich geförderte Pensionsvorsorge (von 21 auf 27 %). Letzteres mag angesichts der Entwicklung der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) verwundern. Laut Clary und Aldringen umfasst der abgefragte Begriff nicht nur die PZV, sondern generell Formen der Vorsorge, die die Befragten als staatlich geförderte Pensionsvorsorge einordnen.
Diversifizierteres Portfolio
Was sich geändert zu haben scheint: Es wird diversifizierter veranlagt. 2014 wurden im Schnitt 2,6 verschiedene Spar- und Anlageformen genutzt, 2023 waren es 3,1 und aktuell 3,4. Der Erste-Vorstand erklärt das damit, dass die Zinsentwicklung der vergangenen Jahre für viele ein Weckruf gewesen sei, sich aktiv mit Alternativen zu beschäftigen. Allerdings attestieren sich nur 20 % einen sehr guten oder guten Wissensstand über Wertpapiere. Clary und Aldringen sieht darin eine „Aufgabe für die Beratung“ – was die Umfragedaten auch stützen: 82 % meinten in der Befragung, Beratung in Sachen Veranlagung sei unbedingt oder ziemlich notwendig. Der Privatkundenvorstand abschließend: „Wir gehen davon aus, dass die Zinsen weiter sinken werden.“ Dies werde sich auch in Angeboten der Erste wiederfinden. Und schließlich: Die Nachfrage nach Fixverzinsung sei aktuell gesunken. An die Adresse der künftigen Regierung gerichtet: die Behaltefrist bei Wertpapieren sei ein taugliches Mittel.
Foto: Erste Bank
Zinssenkungen haben begonnen
Wie weit werden sie gehen, und wie wird der Markt reagieren?
(14.10.) Aviva Investors, der global agierende Vermögensverwalter des britischen Versicherers Aviva plc nimmt den Beginn eines Zinssenkungszyklus wahr. Die Bank of England (BoE), die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (FED) wagen vorsichtige Zinssenkungen, die sich bis ins Jahr 2025 erstrecken könnten, so das Fazit des aktuellen House Views von Aviva Investors.
Der Vermögensverwalter weist darauf hin, dass der Zyklus synchron zu verlaufen scheint. Die Zentralbanken betonen jedoch, dass sie weiterhin datenabhängig sind – was zu einer gewissen Divergenz bis 2025 führen könnte.
Die politischen Entscheidungsträger agieren weiterhin vorsichtig und zurückhaltend, auch aufgrund anhaltender fiskalischer Unsicherheiten und geopolitischer Spannungen. Die Zinssätze der Industrieländer bleiben voraussichtlich restriktiv, bevor sie sich allmählich in Richtung „neutral“ bewegen. Ein negativer wirtschaftlicher Schock könnte nötig sein, um eine expansive Geldpolitik zu rechtfertigen.
Aviva Investors erwartet für 2024 einen leichten Rückgang des globalen Wachstums auf etwa 3,1 Prozent gegenüber 3,3 Prozent im Vorjahr und rechnet für 2025 mit einem stabilen Anstieg auf 3 Prozent. Die Realzinsen bleiben vorerst fest im positiven Bereich. Dies übt weiterhin einen gewissen Abwärtsdruck auf Investitionen und zinsempfindliche Sektoren wie den Wohnungsbau und den kreditfinanzierten Konsum aus.
Die globale, sanfte Landung verläuft recht heterogen, da die USA und Indien die anderen großen Volkswirtschaften überflügeln. Die USA dürften mit einem Wachstum von 2,6 Prozent etwas schneller wachsen als im vergangenen Jahr, und Indien dürfte dem Konsens zufolge um fast 7 Prozent zulegen. Beide Prognosen wurden im Laufe des Jahres ständig nach oben korrigiert, da sich die meisten Vorhersagen als zu pessimistisch erwiesen. Im nächsten Jahr wird viel von den Wahlen in den USA und deren Auswirkungen auf Steuern, Ausgaben und Regulierung abhängen.
Das Wachstum im Euroraum dürfte in diesem Jahr rund 1 Prozent erreichen und 2025 knapp unter 1,5 Prozent liegen, wobei es durch das schwache Wachstum in Deutschland gebremst wird, während Spanien und Griechenland überdurchschnittlich wachsen.
Das Vereinigte Königreich hat zwar politische Stabilität erlangt, steht jedoch vor Herausforderungen bei der Einführung neuer Steuer-, Ausgaben- und Regulierungsmaßnahmen. Die Bank of England wartet darauf, dass die hartnäckige Inflation nachlässt, nachdem das Inflationsziel von 2 Prozent vorübergehend erreicht wurde. Trotz positiver BIP-Überraschungen in letzter Zeit sind die Risiken weiterhin überwiegend nach unten gerichtet.
Für die Schwellenländer ist die sanfte Landung eine Erleichterung, da die Rohstoffpreise ihren Tiefpunkt und die Anleiherenditen ihren Höhepunkt erreicht haben, was ein günstigeres Umfeld schafft. Vornehmlich gilt dies nach den erheblichen Belastungen durch die verschiedenen Wahlergebnisse im vergangenen Jahr. Zölle, Sanktionen und Handelsbeschränkungen bleiben jedoch eine Bedrohung, vornehmlich falls Ex-US-Präsident Trump wiedergewählt wird und einige seiner extremeren Äußerungen umsetzt. Der makroökonomische Hintergrund ist jedoch insgesamt unterstützend, geprägt durch einen schwächeren Dollar, niedrigere Zinssätze und viele Länder, die von verbesserten Handelsbedingungen profitieren. Die Positionierung und Stimmung starten von sehr niedrigen Niveaus, insbesondere nach der Auflösung der Carry-Trade-Positionen in den Schwellenländern Mitte des Jahres, die Yen-Bären, Nikkei-Bullen und Volatilitätsverkäufer stark getroffen hat. Obwohl frühere Befürchtungen hinsichtlich der Marktfragilität bestätigt wurden, war die Episode schnell überwunden und führte nicht zu einer gravierenden Krise.
In Asien könnte Japans Wachstum 2024 nahe bei null liegen, was jedoch auf einige Basiseffekte aus dem Ende des Jahres 2023 zurückzuführen ist. Das zugrunde liegende Wachstum wird auf etwas über 1 Prozent geschätzt, und auch für 2025 wird ein stetiger Fortschritt erwartet, wodurch die Bank of Japan in der Lage sein wird, entgegen dem globalen Trend die Zinssätze weiter zu erhöhen. China hingegen befindet sich trotz der jüngsten Konjunkturmaßnahmen in einem strukturellen Abschwung und könnte nach dem Bemühen, in diesem Jahr ein Wachstum von 5 Prozent zu erreichen, im nächsten Jahr auf etwa 4 Prozent zurückfallen.
Im Hinblick auf die Vermögensallokation bleibt Aviva Investors optimistisch gegenüber Aktien. Der Vermögensverwalter erwartet jedoch erneute Volatilitätsschübe und hat seine Übergewichtung zugunsten der starken Wachstumstreiber in den USA und der attraktiven Bewertungen in Europa reduziert. Die Renditen von Staatsanleihen sind zwar niedriger, bieten jedoch Diversifizierungsvorteile für den Fall, dass sich die Wachstumsängste verstärken, da die Zentralbanken nun mehr Handlungsspielraum haben. In Bezug auf die Duration werden die USA und das Vereinigte Königreich bevorzugt, während Japan untergewichtet bleibt. Kredite haben sich stabil entwickelt, und vorausgesetzt, dass sich die Spreads innerhalb der Bandbreite bewegen, werden Hochzinsanleihen gegenüber Investment-Grade-Anleihen bevorzugt. Beide Anlageklassen sowie die Schwellenländer dürften jedoch ähnliche und ansprechende risikobereinigte Renditen erzielen.
Michael Grady, Leiter der Anlagestrategie und Chefvolkswirt bei Aviva Investors, erläutert: „Zu Beginn des letzten Quartals 2024 hat sich das Wachstum gut gehalten, und der Inflationsdruck hat nachgelassen, was dazu geführt hat, dass die wichtigsten Zentralbanken der Industrieländer den Startschuss für einen Zinssenkungszyklus gegeben haben. Wir erwarten in den nächsten sechs bis zwölf Monaten einen synchronisierten Zinssenkungszyklus in den bedeutendsten Märkten.
Kurz- bis mittelfristig sehen wir ein weitgehend stabiles Wachstum und – was wichtig ist – auch stabile Anleihespreads und Kreditkonditionen. Die Unternehmensgewinne haben die Talsohle durchschritten, und der Technologieboom, der zum großen Teil von der künstlichen Intelligenz angetrieben wird und auch die Biotechnologie, die Energiewende, die Elektrifizierung und den Verteidigungssektor umfasst, ist in vollem Gange.“
Insiderhandel sendet Warnsignale
Seit September trennen sich viele Führungskräfte weltweit von eigenen Aktien.
Roman Steinbauer. Die Rahmenbedingungen wirken für die Aktienmärkte günstig. Die Inflationsraten gehen zurück, relevante Notenbanken erfüllen bereits erwartete Zinssenkungen. Doch gibt es Hinweise, die Skepsis nähren. Führende Indizes sind unterdessen stolz oder ausreichend bewertet. So weist der S&P 500 ein KGV von 28, der Euro Stoxx 50 eines von 16 auf. Dazu stiegen die Ölnotizen im laufenden Monat wieder an.
An einem Nebenschauplatz drängt aber eine weitere Komponente ins Rampenlicht. Die Aktien-Abgabequote hochrangiger Mitarbeiter (sogenannte „Insider“; das bezieht sich in der Regel auf die Management-Ebene, Anm.) liegt seit Wochen weit über deren Kaufquote. Für professionelle Marktteilnehmer und Anlagestrategen stellt dies immerhin zumeist eine zusätzliche Entscheidungskomponente dar.
Von 1. bis 10. Oktober lag der US-Finanzdaten-Plattform GuruFocus nach die geglättete Kauf-/Verkaufs-Relation der Insider (Buy/Sell-Ratio) bei 0,28, nachdem der September-Wert 0,31 ergab. Dies signalisiert folglich, dass sich jüngst der Optimismus unter den Geschäftsführern weiter zurückzog und negative Aussichten die Oberhand gewannen. Diese ermittelte Buy/Sell-Ratio zeigt dabei den Gesamttrend an Zuversicht bzw. Pessimismus der Führungsebenen in den US-AGs an. So steht ein Wert von mehr als 1,00 für einen Überhang des Kaufvolumens, je mehr dar-unter liegend, umso höher der Verkaufsüberhang. Zumeist wird das Überspringen dieser neutralen Schwelle nach oben von Marktteilnehmern als Kaufsignal interpretiert. Auch werden die Daten des Insiderhandels nicht selten als Indikator herangezogen, um Boden- oder Top-Ausbildungen an den Aktienmärkten früh zu erkennen. An vorderster Front bezüglich einer Trennung von eigenen Anteilen durch das Management steht aktuell der prominente, favorisierte Tech-Gigant Nvidia. An den fünf Handelstagen bis zum 10. Oktober veräußerten die Entscheider rund 125.000 Anteilscheine, ein Monat zurückblickend 3 Millionen Stück, drei Monate vorlaufend wurden sogar 7 Millionen Aktien des eigenen Arbeitgebers abgestoßen. Käufe blieben vollends aus.
Einnahme einer zweiten Perspektive
Warum aber ist die Beobachtung der Insider-Trades wichtig: Führungskräfte verfügen über eine Langfrist-Betrachtung und eine exakte Einsicht zur Auftragsauslastung. Die Umsetzung deren Aktivitäten zu eigenen Aktien (soweit keine Sperrfrist bzw. „Lock-up“-Periode wirkt) ist danach bloß ein Ausdruck des „menschlichen“ Bestrebens, Gewinne zu maximieren. Selten korreliert aber die umfassende Buy/Sell-Ratio mit der Marktstimmung an den Finanzplätzen. Im Gegenteil: In äußersten Fällen kann er im Vergleich zu Sentiment-Indikatoren vollkommen konträr ausschlagen. Vielsagend ist der Umstand, dass US-Führungskräfte am 1. März 2020 (Zuspitzung der Corona-Krise) seit November 2008 mit einer Ratio von 1,85 am stärksten eigene Aktien erwarben.
Einfacher Datenzugang für Privatanleger
Da die US-Aktienmärkte nach wie vor den Trend vorgeben, verdienen die verpflichtenden Einreichungen der Führungsriege der Gesellschaften bei der Börsenaufsichtsbehörde SEC das größte Augenmerk. Im Zuge der „SEC Formular 4“-Meldungen haben Firmenmanager die Anzahl und den Preis gekaufter bzw. verkaufter Aktien (inklusive darauf basierender Derivate wie Optionen) binnen zweier Handelstage nach dem Transaktionstag den Behörden zu melden. Oft unterschätzt: Spätes-tens einen Tag darauf sind diese Handelstätigkeiten auf Kanälen wie nasdaq.com, finviz.com oder insidermonkey.com für Privatanleger (großteils kostenlos) ersichtlich.
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Gewerbeimmobilien: Ein Risiko für heimische Banken?
Tiefpunkt dürfte noch nicht erreicht sein, FMA sieht sich zum Handeln gezwungen.
Marius Perger. Nur 11 % der Teilnehmer an der Aufsichtskonferenz der FMA glauben, dass der Tiefpunkt bei den Preisen für Gewerbeimmobilien bereits überwunden ist. Das geht aus einer im Vorfeld der Veranstaltung durchgeführten Befragung hervor. Positiver sah das Daniel Tomanek, Direktor beim auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Dienstleister CBRE, in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Gewerbeimmobilien und Banken“. Er glaubt, dass das Tief bereits erreicht wurde, nun sollte es wieder bergauf gehen – „aber nicht so schnell, wie es in den letzten Jahren bergab gegangen ist“.
Bis 2027 rechnet er mit einem Renditerückgang um 10 bis 15 %, ob man jemals wieder Renditen wie 2022 sehen werde, sei ungewiss. Die größten Risiken erkennt Tomanek beim Einzelhandel, hohe Nachfrage gebe es bereits bei Wohnen und Büro, auch bei Hotels sei die Nachfrage gut, etwas schwächer dagegen bei Industrie und Logistik.
Finanzierungsstrukturen anpassen
Claudia Höller, für Risiko zuständiges Vorstandsmitglied der BKS Bank, sieht es als Hauptaufgabe, „in mühsamer Kleinarbeit“ mit Kunden zu versuchen, die Struktur der Finanzierungen an die heutige Normalzeit anzupassen. Man sei heute wieder dort, wo man vor der Niedrigzinsphase war, so würden Wohnungen heute auch erst wieder nach der Fertigstellung verkauft. Das sei eigentlich kein Krisenzeichen, allerdings würden die Finanzierungsstrukturen nicht dazu passen. Derzeit liege die NPE-Quote (notleidendes Obligo) in diesem Bereich bei 2,9 %. Diese werde zwar in Richtung 5 % steigen, was aber kein Grund sei, den Gewerbeimmobiliensektor abzuschreiben.
Christine Dornaus, bis vor kurzem bei der Wiener Städtischen Versicherung für Immobilien zuständig und jetzt Geschäftsführerin der Bundesimmobiliengesellschaft, ging auf das Geschäftsmodell der Hausherren ein: Für diese sei Schnelligkeit kein Thema, sie würden langfristig in Immobilien investieren und bei den Mieten nicht ans obere Ende des Preisbandes gehen, was langfristig zu besseren Erträgen und weniger Leerstand führe. Darüber hinaus seien sie eigenkapitalstark, was ihnen die Möglichkeit gebe, zuzukaufen: Hausherren würden weiter investieren, und das wirke stabilisierend. Auch bei einer steigenden Zinskurve sollte nichts passieren, und das gelte auch für Gewerbeimmobilien, so Dornaus.
Thema für FMA „ganz weit oben“
Birgit Niessner, Direktorin in der OeNB, betont, dass Gewerbeimmobilien zinssensitiv sind, einen Aufschwung erwartet sie erst 2025. Das Gewerbeimmobilienportfolio der Banken in Österreich sei „auffällig“, seit Ende 2022 seien die notleidenden Kredite in diesem Bereich massiv angestiegen, während sie bei anderen Krediten rückläufig waren. Und beim Anteil der Hypothekarkredite an Unternehmen an der Bilanzsumme liege Österreich in der EU an fünfter Stelle. „Wir müssen schauen, dass wir nicht in Richtung Risikoverschärfung gehen“, so Niessner.
Auf die Forderungen der Banken an Unternehmen aus Hochbau und Immobilienwirtschaft ging auch Ursula Hauser-Rethaller, FMA-Expertin für die Bankenaufsicht, ein. Es gebe hier eine hohe Konzentration bei österreichischen Banken, bei einem Drittel von ihnen würden diese Forderungen mehr als 20 % der Bilanzsumme ausmachen. Die FMA müsse auf solche Entwicklungen reagieren und Maßnahmen ergreifen. Erst vor wenigen Tagen habe das Finanzmarktstabilitätsgremium davor gewarnt, das Risiko bei der Finanzierung gewerblicher Immobilien zu unterschätzen, die FMA sei beauftragt worden, „sektorale Systemrisikopuffer“ einzuführen, um das Risiko zu dämpfen. Wenig Verständnis dafür zeigt aber Höller: Es sei unklar, was dieser Puffer für die Finanzstabilität bringen soll, die Kurzfristigkeit des Denkens müsse überwunden werden.
Für die FMA jedenfalls steht das Thema Gewerbeimmobilien „ganz weit oben“, betonte Moderator Michael Hysek, Bereichsleiter Bankenaufsicht, abschließend.
Foto: PIxabay / Gaimard
Was folgt auf das Kursfeuerwerk?
Chinas Aktien haben zuletzt deutliche Gewinne verbucht.
Patrick Baldia. Der chinesische Aktienmarkt stand seit der Wiederöffnung nach Corona nicht allzu weit oben in der Gunst der Anleger. Zumindest bis September dieses Jahres, als chinesische Aktien den zweitbesten Monat seit fünf Jahren hatten. So legte etwa der SSE Composite Index (Shanghai Stock Exchange Composite Index), der wichtigste Aktienindex des Landes, um fast 20 % zu. Und auch im Oktober hielt der Höhenflug bislang an. Die große Frage, die sich Anleger stellen: Ist das die lang ersehnte Wende am chinesischen Aktienmarkt oder ist weiter Vorsicht angebracht?
Ausgelöst hat das jüngste Kursfeuerwerk jedenfalls die Vorstellung eines umfassenden Konjunktur- und Finanzpakets der chinesischen Regierung am 24. September, das dem zurückgehenden Wirtschaftswachstum, der Krise am Immobilienmarkt und der Konsumflaute entgegenwirken soll. „Besonders bemerkenswert ist die angekündigte Möglichkeit, bis zu 142 Milliarden US-Dollar in die größten Staatsbanken Chinas zu injizieren“, meint Maurizio Porfiri, CIO der Maverix Securities AG. Nachsatz: „Dies könnte die Liquidität auf dem Markt erheblich verbessern und vor allem chinesische On-Shore-Aktien stützen.“
Im selben Atemzug räumt Porfiri allerdings ein, dass abzuwarten bleibe, ob die angekündigten Maßnahmen ausreichen würden, um ein signifikantes Wirtschaftswachstum zu erzielen. „Der Eingriff auf den Konsum dürfte begrenzt bleiben“, hält er fest. Daher sei eine deutlich umfangreichere fiskalische Unterstützung notwendig. Auch die Experten von PGIM Fixed Income glauben, dass die Konjunkturmaßnahmen wahrscheinlich nicht ausreichen werden, um das Wachstum nachhaltig zu beleben. „Die Auswirkungen eines weiteren Wachstumsrückgangs in China könnten weltweit zu spüren sein“, warnen sie.
Hilfe für den Immobilienmarkt
„Geldpolitische Unterstützung für den Immobilienmarkt und steuerliche Anreize für den Konsum zur Ankurbelung des Binnenwachstums sollten sicherstellen, dass die Rallye, die im September von einem niedrigen Niveau aus begann, in einen langfristigen Bullenmarkt mündet“, meint wiederum Nick Smithie, Head of Thematic Research beim britischen Asset Manager Redwheel. Er glaubt, dass hochrangige politische Entscheidungsträger Chinas schon bald detaillierte Maßnahmen zur Lockerung der Finanzpolitik vorlegen werden. Und auf die komme es an. Zu den bislang angekündigten Konjunkturmaßnahmen gehören jedenfalls unter anderem weitere Zinssenkungen, ein tieferer Mindestreservesatz, direkte Liquiditätsspritzen oder eine Lockerung der Beschränkungen für den Kauf von Zweitwohnungen.
Welche chinesischen Aktien bieten sich aktuell an? Besonders im Fokus stehen sollten laut Porfiri führende Namen wie Alibaba, Tencent Holdings, Meituan Class B und BYD. „Diese Unternehmen profitieren nicht nur von den internen Stimuli-Maßnahmen, sondern sind auch zentral für den langfristigen Aufschwung der chinesischen Wirtschaft positioniert“, sagt er. Für den Experten ebenfalls interessant: China Construction Bank Corp und Industrial & Commercial Bank of China. Sie könnten nämlich von der Kapitalinjektion in staatliche Banken profitieren.
Bei SYNCICAP Asset Management empfiehlt man wiederum, sich am chinesischen Aktienmarkt auf zwei Themen zu konzentrieren, die der Staat zu fördern beabsichtigt: „grüne Wirtschaft“ und „gesellschaftlicher Wohlstand“. Davon könnten die Bereiche „grüne Technologie“, Binnenkonsum und Gesundheitswesen profitieren.
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Kräftige Impulse an Südafrikas Börse
Der Finanzmarkt am Kap der Guten Hoffnung erfährt Zuversicht.
Roman Steinbauer. Der Verlust der absoluten Mehrheit der Regierungspartei ANC am 29. Mai bei den Wahlen zur Nationalversammlung führte bei Investoren kurzzeitig zu Skepsis bezüglich der Stabilität im Land. Durch die Bildung einer Regierung der „Nationalen Einheit“ um Präsident Cyril Ramaphosa schlug die Stimmung da-nach rasch positiv aus. Der breite und 99 % der Marktkapitalisierung abbildende JSE FTSE All Share Index an der Johannesburg Stock Exchange (JSE) kletterte von Mitte Juni bis Ende August um über 14 % auf einen Stand von über 87.000 Zählern. Seitdem setzte eine leichte Korrektur um 2 % ein.
Kursanstieg erfasst viele Sektoren
An deutschen Börsen gehandelte südafrikanische Aktien zeigen diese Stärke auf. Titel des Maschinenbauers Wilson Bayly Holmes zogen seit Sommerbeginn um
+36 % an, gefolgt von Astral Foods (+30 %). Zu Aufsteigern gesellten sich dazu die Standard Bank Group oder KAP Industrial, die ebenso um ein Drittel auf höherem Terrain liegen. Der Tourismus-Titel City Lodges und Transpaco (Verpackung) stiegen jeweils um mehr als 20 %.
Nicht profitieren konnten hingegen die Papiere des Zellstoff- und Papierproduzenten Sappi, dessen Kurs langfristig nicht von der Stelle kommt.
Durch die galoppierten Weltmarktpreise für Edelmetalle sind die überproportionalen Kursanstiege von teils mehr als 25 % entsprechender Minenförderer indes wenig überraschend. Doch setzten bei Anglogold Ashanti, Gold Fields oder Impala Platinum punktuell seit der Vorwoche zweistellige Korrekturen ein. Anders gelagert ist der Kursverlauf der Exxaro Resources (Energie, Kohle, Mineralien). Die Titel notieren derzeit mit 8,40 Euro bis zu 40 % unter den Spitzenwerten des Jahres 2022.
Im Tross einer Wirtschaftsdelegation bei einer Roadshow in London lud Bloomberg TV Südafrikas stellvertretenden Präsidenten Paul Mashatile Ende September in London ins Studio. Dieser machte vor allem Investitionen in die Frachtverkehrs-, Wasser- und Energiebranche schmackhaft. Er kündigte für 2025 Stimulationsmaßnahmen in die Infrastruktur und generell ein Wachstum des BIP auf 1,5 % (heuer wird 1 % erwartet) an.
Zum Teil starke Wirtschaftsdaten
Jüngste Zahlen relevanter Institutionen in Pretoria, wie jener des Statistikamtes, der Notenbank, der Nationalen Vereinigung der Autoproduzenten (Naamsa) sowie des Departments of Mineral Resources and Energy (DMRE) deuten auf gute Perspektiven.
Wurden die Leitzinssätze von September 2021 bis Mai 2023 in zehn Schritten von 3,50 auf 8,25 % drastisch angehoben, lockerte die Notenbank im September um 0,25 % erstmals wieder die Zügel. Unterstützend wirkte eine im August weiter gesunkene Inflation von 4,4 % p.a. (Vormonat 4,6 %). Die Handelsbilanz erreichte (nach einem Einbruch bis ins 1. Quartal 2024 hinein) wieder positives Terrain. Im August wurde mit umgerechnet 291 Millionen Euro den siebten Monat in Folge ein Überschuss ausgewiesen.
Die Währungsreserven befanden sich mit Stand Ende September mit umgerechnet 3,30 Milliarden Euro auf einem Höchststand. Ein Aufwärtstrend ist zudem im Einzelhandel abzulesen. Nach Minuszeichen im Vorjahr wuchsen die Erlöse auch im Juli (+2,0 %). Wenig befriedigend verlaufen hingegen die Kfz-Absätze, die für September weiterhin einen Rückgang (-4,1 %) anzeigten.
Die für Südafrikas Ökonomie wichtige Minenproduktion erfuhr im Juli (-1,4 %) noch keine Expansion. Frappierend für europäische Verhältnisse stellt sich allerdings weiterhin die Arbeitslosenquote von 33 % der erwerbsfähigen Bevölkerung dar.
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Unerwartete Börsentrends prägen den Herbst
Von China bis zu europäischen Unternehmensanleihen: Es gibt viele neue Trends.
Raja Korinek. Das aktuelle Börsenjahr wartete jüngst mit überraschenden Wendungen auf. Anfang August gerieten etwa japanische Aktien heftig unter Druck, nachdem sich die Bank of Japan am Tag zuvor zur zweiten Zinserhöhung im heurigen Jahr durchrang. Der Leitsatz liegt nunmehr bei rund 0,25 %. Wesentlich positiver waren Nachrichten aus China. Um der schwächelnden Konjunktur und dem kriselnden Immobilienmarkt unter die Arme zu greifen, senkte die chinesische Notenbank die Zinsen. Ende September wurde der Mindestreservesatz für Banken um 0,5-%-Punkte gesenkt, so dass der durchschnittliche Satz nun bei rund 6,6 % liegt.
Hält Chinas Trendwende an?
Den chinesischen Aktien verlieh der jüngste Schritt kräftigen Rückenwind. „Der Markt hat sich gut erholt“, blickt Bernhard Greifeneder, Chief Investment Officer von Amundi Austria, auf die Geschehnisse im Rahmen einer aktuellen Präsentation in Wien zurück. Der Börsen-Kurier war dabei. Doch damit dürfte längst nicht Schluss sein. Davon ist Vincent Denoiseux, Head of Investment Strategy bei Amundi ETF, überzeugt. Er meint, dass vor allem die A-Aktien von den Stimulus-Maßnahmen weiterhin profitieren könnten. Solche Titel werden an den Börsen Shanghai und Shenzhen in Renminbi gehandelt. Und werden zum Großteil von chinesischen Privatanlegern gekauft.
Noch mahnt Denoiseux aller-dings vor allzu viel Euphorie, die Maßnahmen müssten erst noch ihre Wirkung etwa am Immobilienmarkt entfalten. Dabei hatte der krisengebeutelte Sektor auch Folgen auf den Konsumsektor, da viele Chinesen in Immobilien als Vorsorge investiert haben. Die aktuellen Turbulenzen in der Branche haben viele Menschen stark verunsichert. Entsprechend ist auch die Zurückhaltung beim Konsum.
Ähnlich vorsichtig gibt man sich beim Schweizer Vermögensverwalter Swisscanto. Dort heißt es etwa, mit dem jüngsten Maßnahmenpaket der chinesischen Regierung und der Notenbank zur Stützung des Wachstums und des Immobilienmarkts haben zumindest die konjunkturellen Abwärtsrisiken für das Reich der Mitte wieder etwas abgenommen. Die zahlreichen Maßnahmen und tieferen Zinsen seien positiv, wenn auch sie weder auf den Immobilienmarkt noch auf den Konsum markante Auswirkungen haben dürften. Die längerfristigen Folgen bleiben somit abzuwarten.
Antizyklische Kaufchancen
Allerdings könnte das aktuelle Umfeld antizyklischen Anlegern wiederum eine Einstiegschance – etwa mit einem Indexfonds in die Region – bieten. So bildet der „Amundi MSCI China A UCITS ETF Acc“ den „MSCI China A Index“ nach. Dieser enthält die größten und umsatzstärksten chinesischen A-Aktien, zu denen der Branntweinhersteller Kweichow Moutai, der Batterieproduzenten CATL sowie der Versorger China Yangtze Power zählen.
Alternativ können Anleger mit dem „iShares China Large Cap UCITS ETF“ auf den „FTSE China 50 Index“ setzen. Darin enthalten sind die 50 größten und liquidesten chinesischen Aktien, die an der Börse in Hongkong notiert sind. Dazu zählen beispielsweise die Online-Plattform Alibaba, der Internetkonzern Tencent sowie der Onlinehändler Meituan.
Euro-Unternehmen im Fokus
Doch wie sieht es auf der Anleiheseite aus? Denoiseux verweist auf das steigende Interesse bei Unternehmensanleihen aus der Eurozone. „Die Anlageklasse verzeichnete zuletzt eine starke Trendwende.“ Grund sind freilich die Erwartungen weiterer Zinssenkungen. Das ist ein Treiber für die Kurse bestehender Bonds, die höher verzinst sind als neue Papiere nach der Senkung.
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Warum UBM jetzt eine neue Anleihe begibt
CEO Thomas Winkler im Interview über Chancen, Liquidität und Strategie.
Marius Perger. Als „perfekten Sturm“ hat die UBM Development bereits 2022 die aktuelle Lage der Immobilienbranche charakterisiert und 2023 das Jahr im Geschäftsbericht als „annus horribilis“ bezeichnet. Doch der Tiefstpunkt könnte für die Immobilienwirtschaft bereits durchschritten sein, wie CEO Thomas Winkler im Gespräch mit dem Börsen-Kurier betont. Nicht umsonst sei „don’t be too late for 2028“ das inoffizielle Motto der heurigen „Expo Real“, der größten internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen im DACH-Raum.
Positiv stimmen Winkler die steigenden Verkaufszahlen im Wohnbau. Allerdings handle es sich offensichtlich ausschließlich um Individualkäufer, die davon ausgehen würden, „dass es nicht mehr billiger wird“. Ein Beispiel dafür sei das „Village im Dritten“, bei dem UBM an mehreren Teilprojekten beteiligt ist. Innerhalb von fünf Monaten habe man mehr als 50 % des ersten Baufelds verwerten können, Winkler spricht in diesem Zusammenhang von einem „Rückstaueffekt“. Anleger von Vorsorgewohnungen würden dagegen der-zeit noch weitgehend ausfallen, institutionelle Investoren seien sogar komplett vom Markt verschwunden, weil die Mietrenditen zu niedrig seien.
Optimistisch zeigt sich Winkler für das zweite Halbjahr, für das er den Verkauf von 150 bis 200 Wohnungen erwartet – allerdings auch aufgrund einer Ausnahmesituation bei einem Projekt in München, an dem UBM mit einem Drittel beteiligt ist. Dort habe Münchner Wohnen für Beschäftigte im Umfeld der Stadt München 124 Wohnungen (100-%-Sicht) gekauft. Aber auch sonst erkennt Winkler Anzeichen für einen Umschwung. Vor allem in Deutschland sei die Nachfrage nach Wohnungen der-zeit deutlich höher als das Angebot. Das Segment Gewerbe/Büro finde aber noch immer kaum Käufer, Grund sei, dass die Preise für institutionelle Investoren zu hoch erscheinen.
Ein zu teures Produkt
Wenn es zu einem bestehenden Preis keine Käufer gibt, müsse man überlegen, wie das Produkt billiger werden kann, sagt Winkler. Kosteneinsparungen sollten aufgrund von Notverkäufen und der allgemeinen Immobilienkrise vor allem beim Kauf von Grundstücken möglich sein. Und auch die Baukosten müssten sinken, denn zu-letzt sei es zu einer Entkoppelung der Baupreise vom Verbraucherpreisindex gekommen. Dies bedürfe einer Korrektur. Winkler: „Langfristig können die Baupreise nur mit der Inflation steigen.“ Ermöglicht werden sollte dies durch Vereinfachung, beispielsweise durch Flexibilität bei Raumhöhe, Raumtemperatur oder bestimmten Vorschriften, durch Standardisierung („mehr Fabrik, weniger Baustelle“) und Modularisierung („Fertigbadzellen als erster Schritt einer Entwicklung“). Weitere Einsparungen seien auch bei den Nebenkosten möglich.
Chancen wahren mit neuer Anleihe
Stolz zeigte sich UBM zuletzt im Halbjahressbericht über die hohe Liquidität. Diese betrug per 30. Juni mehr als 179 Millionen Euro, was gegenüber dem ersten Quartal einem Zuwachs von mehr als 50 Millionen Euro entsprach und auch mehr war als zu Ende des Vorjahres. Es mag deshalb überraschen, dass nun die Begebung einer neuen Anleihe erfolgt.
Man wolle das erste „Window of opportunity“ nutzen, erklärt Winkler dazu, denn ein billigerer Ankauf von Grundstücken funktioniere nur, wenn man Geld dafür hat. Darüber hinaus biete man den Anleihegläubigern der 2025 bzw. 2026 fälligen Anleihen den Umtausch in die neue Anleihe an. Ziel sei es, das Rückzahlungsprofil nach hinten zu verschieben und zusätzlich neues Geld zu bekommen. UBM habe in den letzten Jahren Anleihen im Volumen von 250 Millionen Euro aus eigener Kraft zurückgezahlt, auf Dauer würde das aber bedeuten, dass man als Unternehmen zu klein wird: Dank der neuen Anleihe müsse man den Erlös aus den Verkäufen nicht mehr für den Anleihen-Rückkauf vorhalten. Die Ankündigung, 2024 Liquidität gegenüber Profitabilität zu bevorzugen, werde man „gnadenlos umsetzen“, so Winkler.
Strategiewechsel war richtig
UBM hat in den vergangenen Jahren ja nicht nur mit der aktuellen Immobilienkrise, sondern in Corona-Zeiten mit dem Zusammenbruch des Tourismus zwei Mal einen „perfekten Sturm“ erlebt. Der damals vollzogene Strategiewechsel mit dem weitgehenden Ausstieg aus dem Hotelgeschäft erweise sich im Rückblick auch heute noch als richtig, sagt Winkler.
Zwar seien die Touristen zurück, doch der „Revenue per available room“ (Erlös pro verfügbarem Zimmer; eine wichtige Kennzahl in der Hotellerie, Anm.) sei nicht mit der Inflation gestiegen, in manchen Städten sei die Auslastung noch immer nicht auf dem Stand von 2019 und der Personalkostendruck sei enorm, weil das Personal nach der Pandemie nicht zurückgekommen ist. Dazu komme, dass es nach wie vor praktisch keine großen Hoteltransaktionen gebe und eine Besserung am Markt nicht wirklich in Sicht sei. „Hätten wir den Strategiewechsel nicht gemacht, dann hätten wir statt vier heute 16 schwer verkäufliche Hotels“, so Winkler.
Foto: UBM
Ein großes ethisches Dilemma
Die Rüstungsindustrie verzeichnet ein Kursfeuerwerk und kämpft um Anerkennung in der Fondsindustrie.
Christian Sec. 2023 wurden 2,44 Billionen US-Dollar (2020: 1,98 Billionen US-Dollar) für die Landesverteidigung weltweit ausgegeben. Sowohl in Europa als auch global steigen die Militärausgaben. Deutschland hat einen 100-Milliarden-Euro-Sonderfonds eingerichtet, um seine Streitkräfte zu modernisieren. Frankreich plant eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets um ein Drittel bis 2030.
Auch außerhalb von Europa sind ähnliche Trends zu beobachten. Japan und Südkorea haben ihre Verteidigungs-Etats deutlich aufgestockt, wobei der Anstieg in Japan im vergangenen Jahr bei 11% lag. Mit mehr als 900 Milliarden US-Dollar, was 42 % der weltweiten Militärausgaben entspricht, führen die USA die Liste der Verteidigungsausgaben an.
Der „MSCI World Aerospace und Defense Index“ erzielte in den letzten drei Jahren eine annualisierte Rendite von 16 %, während der MSCI World nur 6,9 % erreichte. Aktien großer US-Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin (+32 % YTD), General Dynamics (+16,46 % YTD) und Raytheon (+45,71 % YTD) verzeichnen erhebliche Kurssteigerungen.
Auch deutsche Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall profitieren von der starken Auftragslage. Rheinmetall erzielte im Juni den größten Auftrag in der Firmengeschichte mit der Lieferung von Artilleriemunition an die Bundeswehr im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro. Und noch immer ist Luft nach oben. Denn trotz der Rekordausgaben bleiben die meisten europäischen Nato-Mitglieder bei ihren Verteidigungsausgaben weiterhin hinter dem Nato-Ziel von 2 % des BIPs zurück.
Nachhaltige Rüstung
Immer mehr Stimmen fordern, die ehemals geächtete Rüstungsbranche in das ESG-Universum der Taxonomie aufzunehmen. Laut Kapitalmarktexperte Wolfgang Matejka wird sich die EU künftig intensiver mit der Definition des jeweiligen Geschäftsmodells befassen. Er glaubt, dass eine Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen sowie deren Interpretation im Kontext der Staaten, die sie einsetzen, wahrscheinlich ist.
Magdalena Kuper, Leiterin Nachhaltigkeit beim deutschen Fondsverband BVI, erklärte in einem Interview, dass gemäß den Mindeststandards der EU-Behörde ESMA, die im Mai 2024 definiert wurden, nur völkerrechtlich geächtete Waffen wie Streubomben sowie chemische und biologische Waffen in nachhaltigen Fonds verboten sind. Und auch die Kathrein Privatbank ist der Meinung, dass ESG-Standards und der Verteidigungssektor nicht zwingend unvereinbar sind, stellt aber die ethische Frage.
Eine Studie von Morningstar (2024) zeigt, dass 70 % der Artikel-8-Fonds und 90 % der Artikel-9-Fonds keine Beteiligungen an Waffenherstellern haben. Laut Kathrein Privatbank könnten sich diese strengen Investitionsrichtlinien ändern, da immer mehr Investoren erkennen, dass der Verteidigungssektor eine zentrale Rolle bei der Wahrung von Demokratie und Menschenrechten spielt. Und wie lange will man noch auf die Kursfeuerwerke der Branche verzichten?
Einige Finanzdienstleister, wie die schwedische Bank SEB, haben bereits ihre Investitionsrichtlinien gelockert und schließen den Verteidigungssektor nicht mehr grundsätzlich aus. Die starke Nachfrage nach Fonds mit Rüstungsschwerpunkt wird am „Future of Defence UCITS ETF“ (ISIN: IE000OJ5TQP4) deutlich, der erst im vergangenen Jahr aufgelegt wurde und in der Zwischenzeit ein Fondsvolumen von 356 Millionen Euro erreicht hat.
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Was jetzt für Wandelanleihen spricht
Experte Andrew Raab über Vor- und Nachteile der Assetklasse.
Marius Perger. Wandelanleihen bieten bekanntlich den Vorteil, dass Anleger von steigenden Kursen profitieren und so günstiger zu Aktien kommen, bei fallenden Kursen aber immer noch die Anleihe besitzen. Der Börsen-Kurier sprach mit Andrew Raab (Foto), Portfoliomanager und Analyst im Global Convertibles Team bei Lazard Asset Management, über Chancen und Risiken im aktuellen Umfeld.
Börsen-Kurier: Warum begeben Unternehmen überhaupt Wandelanleihen?
Andrew Raab: Ein Vorteil für Emittenten von Wandelanleihen sind niedrigere Zinskosten. Denn im Gegenzug für die eingebettete Option, die Wandelanleihe in Aktien des gleichen Unternehmens umzuwandeln, nehmen die Käufer von Wandelanleihen niedrigere Kuponsätze in Kauf. Es überrascht nicht, dass angesichts des im Vergleich zum letzten Jahrzehnt höheren Zinsniveaus die Emissionstätigkeit in dieser Assetklasse zugenommen hat. Emittenten können Wandelanleihen zudem nutzen, um ihre Anlegerbasis zu diversifizieren. Darüber hinaus betrachten einige Unternehmen Wandelanleihen als eine Art verzögertes Aktieninvestment, da Anleihen, die „im Geld“ sind, also deren Aktienkurs über dem Ausübungspreis der Wandlungsoption liegt, bei Fälligkeit in Aktien zurückgezahlt werden.
Börsen-Kurier: Und welche Risiken bestehen für Investoren?
Raab: Was die Risiken anbelangt, so handelt es sich bei Wandelanleihen um Unternehmensanleihen, was bedeutet, dass sie einem Durations- und Kreditrisiko ausgesetzt sind. Wandelanleihen sind auch in gewissem Maße aktiensensitiv. Die Stärke der Aktiensensitivität hängt davon ab, wo sich der aktuelle Aktienkurs im Verhältnis zum Ausübungspreis der eingebetteten Wandlungsoption befindet. Das macht die Sensitivität dynamisch und zu einem Hauptmerkmal der Anlageklasse. Anleger können auf diese Weise zu einem hohen Prozentsatz an steigenden Aktienmärkten teilhaben und haben gleichzeitig in Risk-off-Phasen einen wichtigen Schutz nach unten.
Börsen-Kurier: Welchen Einfluss haben das aktuelle konjunkturelle Umfeld und die Entwicklung der Zinsen auf Wandelanleihen? Sie schreiben, dass sich „antizyklisches Investieren“ jetzt lohnen könnte – was ist darunter zu verstehen und warum?
Raab: Ähnlich wie bei anderen Unternehmensanleihen dürften niedrigere Zinssätze aufgrund des Durationsrisikos den Anleihenwert einer Wandelanleihe erhöhen. Allerdings beeinflussen die Zinsen auch die zugrundeliegenden Aktien eines Wandelanleiheemittenten. Mid-Cap- und Wachstumsunternehmen (wichtige Emittenten von Wandelanleihen) wiesen in der Vergangenheit eine hohe Korrelation zu den Zinssätzen auf und könnten sich in der aktuellen Zinssenkungsphase überdurchschnittlich entwickeln, was sich positiv auf den Gesamtwert der Assetklasse auswirken würde.
Die Zinssätze werden gesenkt, da sich die Inflation ihrem Zielwert nähert. Dies ermöglicht es den Zentralbanken weltweit, ihre Bemühungen auf die Förderung von Wachstum und Beschäftigung zu konzentrieren und damit die Chance einer „sanften Landung“ zu erhöhen. Mit Wandelanleihen können Anleger an diesem „Goldilocks“-Szenario teilhaben, sind aber im Falle künftiger Wachstumsbedenken besser geschützt als mit einem reinen Aktieninvestment.
Börsen-Kurier: Im Vergleich mit Einzelaktien oder (gewöhnlichen) Corporate Bonds: Welche Vor- und Nachteile bieten Investments in Wandelanleihen derzeit?
Raab: Aufgrund ihrer Struktur verfügen Wandelanleihen über ein einzigartiges Auszahlungsprofil, das sich sowohl von traditionellen festverzinslichen Anlagen als auch von reinen Aktieninvestments unterscheidet. Wandelanleihen stellen in der Regel ein defensiveres Aktienengagement dar. Dies ist auch vor dem Hintergrund interessant, dass Wandelanleihen häufig von Mid-Cap- und Wachstumsunternehmen begeben werden, die traditionell eine höhere Volatilität aufweisen. Apropos Volatilität: Aufgrund der eingebetteten Wandlungsoption kann eine erhöhte Volatilität den Wert einer Wandelanleihe steigern.
In einem Anleiheportfolio erfüllen Wandelanleihen eine wichtige Diversifikationsfunktion, da etwa 60 % der Wandelanleiheemittenten ausschließlich Wandelanleihen ausgeben. Durch das hohe Engagement in den Sektoren Technologie, Biotechnologie und Nicht-Basiskonsumgüter tragen Wandelanleihen gleichzeitig zur Sektordiversifizierung bei. Und schließlich bieten Wandelanleihen ein defensiveres Credit-Profil als andere festverzinsliche Anlagen: Seit 2000 gab es bei Wandelanleihen im Durchschnitt 44 % weniger Ausfälle als bei Hochzinsanleihen. Trotz dieses defensiveren Profils werden Wandelanleihen derzeit mit einem erheblichen Creditspread-Aufschlag im Vergleich zu ähnlich bewerteten Nominalanleihen gehandelt.
Börsen-Kurier: Welche Möglichkeiten gibt es für Privatanleger, in Wandelanleihen zu investieren?
Raab: Für europäische Anleger erfolgt der Zugang zu Wandelanleihen in der Regel über UCITS-Fonds. In Anbetracht der technischen Aspekte der Assetklasse, der einzigartigen Anleihestrukturen und der individualisierten Prospekte bietet sich in der Regel ein aktiver Managementansatz für die Assetklasse an. Lazard verfügt über ein sehr erfahrenes Team von Portfoliomanagern, das sich voll und ganz auf Wandelanleihen spezialisiert hat und eine Reihe verschiedener Wandelanleihestrategien anbietet, um die Anlageziele der Kunden zu erreichen. Anleger können beispielweise in den Lazard Convertible Global Fund (ISIN: FR0000098683) investieren.
Foto: Lazard
Sparen ohne Komfortverlust
Oekostrom-Innovation: Tarife machen sich smarte Technik zu Nutze.
Marius Perger. Die Oekostrom AG, eine nicht börsenotierte Aktiengesellschaft, die sich selbst als „Bürgerbeteiligungsgesellschaft“ versteht und deren Aktien auf einer eigenen Online-Plattform handelbar sind, hat in der Vorwoche zwei neu entwickelte Produkte vorgestellt, mit denen Kunden Preisschwankungen bei Strom nützen und so sparen können.
Die Oekostrom sei immer wieder Vorreiter bei innovativen Produkten gewesen, betonte Vorstandssprecher Ulrich Streibl bei der Präsentation. So habe man die Genehmigung von Balkonkraftwerken in Österreich und die Stromkennzeichnung durchgesetzt. Mit der neuesten Innovation werde es Kunden nun möglich, ihren Stromverbrauch nach Preissignalen selbst zu steuern oder steuern zu lassen. Christian Steiner, Leiter des Innovationsmanagements, betonte, dass Strom meist verbraucht wird, wenn er nicht produziert wird, was zu großen Preisschwankungen führt. Dieses Ungleichgewicht könne man nützen, es stelle sich also die Frage, wann es gut ist, Strom zu verbrauchen.
Beim neuen Tarif „Oeko Spot+“ erhalten Oekostrom-Kunden zukünftig auf ihr Smartphone Informationen darüber, wann der Strompreis günstig ist. Das ermögliche es beispielsweise, Waschmaschinen oder Geschirrspüler so zu programmieren, dass Kosten gespart werden. Und bei der Option „Smart sparen“ werden Großgeräte wie Wärmepumpen oder E-Autos über Preissignale von der Oekostrom von außen gesteuert. Dabei werde aber gewährleistet, dass bei der Raumheizung Temperaturschwellen nicht unterschritten werden. Und bei E-Fahrzeugen wird der Ladevorgang zwar gestoppt, wenn der Strom teuer ist, gleichzeitig aber sichergestellt, dass der gewünschte Ladestatus zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht ist. Oberste Prämisse sei es gewesen, den Komfort der Kunden nicht einzuschränken: „Der Kunde soll nicht merken, was im Hintergrund passiert“, so Steiner.
Ein Jahr lang hat die Entwicklung der neuen Tarife gedauert, die gemeinsam mit dem Wiener Softwarespezialisten für Energieversorger Podero erfolgt ist. Herausforderung sei es vor allem gewesen, eine breite Abdeckung der am Markt befindlichen Geräte zu erlangen. Dabei gehe es darum, die Schnittstelle der Produkte zu steuern; es sei gelungen, mit allen namhaften Herstellern zu einer Lösung zu kommen.
Foto: oekostrom AG
Unterbewertet trotz starker Kursanstiege?
In Goldminenaktien ist aktuell mehr Potenzial vergraben als an den Börsen im Ganzen.
Patrick Baldia. Der Höhenflug des Goldpreises hält weiter an. In der vergangenen Woche erreichte er mit 2.670,57 USD pro Feinunze einen neuen Höchststand. Damit konnten allein im September drei Allzeithochs erreicht werden. Seit Jahresbeginn war es sogar der 28. Rekord (!). Getrieben wurde das Edelmetall zuletzt vor allem von der Abwertung des US-Dollars und der Aussicht auf fallende Leitzinsen. Dazu kommt, dass die globalen Zentralbanken ihre Goldbestände deutlich aufgestockt haben, konkret um rund 483 Tonnen in den ersten sechs Monaten des Jahres. Auch das ist ein Rekord.
Was die weitere Entwicklung des Goldpreises betrifft, geben sich Experten optimistisch. Im aktuellen Goldreport von Raiffeisen Research sieht Analyst Aaron Alber das Edelmetall auf Jahressicht weiter von der globalen konjunkturellen Entwicklung, der Geldpolitik sowie geopolitischen Risiken gut unterstützt. „Temporäre Rücksetzer sollten angesichts der wei-terhin robusten Zentralbanknachfrage eher nur von kurzer Dauer sein“, meint er. Nachsatz: „Kurzfristig kann auch die Eigenschaft von Gold als Absicherungsinstrument gegen Aktienmarktrückschläge zu einer erhöhten Nachfrage nach dem Edelmetall führen.“
Während der Goldpreis von Rekord zu Rekord eilt, haben sich Goldminenaktien auch nicht gerade schlecht entwickelt. Im Gegenteil: Der „NYSE Arca Gold Bugs Index“ liegt seit Jahresbeginn mit rund 40 % im Plus. Zum Vergleich: Der Goldpreis hat seit Anfang Jänner um rund 25 % zugelegt. Dennoch halten Experten fest, dass die traditionell stark positive Korrelation zwischen Goldminenaktien und Goldpreis zuletzt nachgelassen hat. So haben sich etwa Goldaktien im August nicht besser geschlagen. „Das ist überraschend, wenn man bedenkt, dass Gold neue Höchststände erreicht hat und sich die Cashflow-Generierung und die Bewertungen dieser Unternehmen mit Sicherheit verbessert haben“, so Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle beim US-Asset Manager VanEck.
Rekord-Goldpreis nicht eingepreist
Die VanEck-Expertin glaubt, dass der Markt die Rekordpreise für das Edelmetall noch nicht eingepreist hat. Sie bringt aktuelle Analysten-Einschätzungen ins Spiel, die davon ausgehen, dass der Goldpreis, der sich in den Goldminenaktien widerspiegelt, im Durchschnitt einen Abschlag von etwa 23 % auf den aktuellen Spotpreis für Gold aufweist. Auch auf Basis einer Reihe von Bewertungskennzahlen für den Sektor würden die aktuellen Bewertungen auf historischen Tiefständen liegen.
„Der Goldpreis könnte sich auf dem aktuellen Niveau halten und möglicherweise steigen, wenn das Interesse von westlichen Anlegern, die die traditionellen Vorteile von Gold suchen, zunimmt“, so Casanova. Das könne auch dazu führen, dass Goldaktien wieder mehr Beachtung geschenkt wird. Erste Anzeichen für die von der Portfoliomanagerin erhoffte Wende gibt es bereits. So berichtete der World Gold Council zuletzt von zunehmenden Mittelzuflüssen in nordamerikanische und europäische Gold-ETFs.
Ein paar Ideen gefällig?
Die Analysten der Erste Group haben erst kürzlich die Empfehlung für Agnico-Eagle Mines von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft. Sie erwarten in den kommenden Quartalen positive Gewinnüberraschungen und ein Anhalten des Aufwärtstrends der Aktie. Die Experten von Raiffeisen Research empfehlen aktuell wiederum die Aktien von Barrick Gold zum Kauf. „Die geringe Verschuldung sowie moderate Bewertung und der Ausbau der profitablen Kupferproduktion sprechen für weiteres Aufwärtspotenzial“, so die Begründung. Und vielleicht auch eine Überlegung wert: Newmont Corporation oder Gold Fields.
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Outperformer Banken und Versicherungen
Finanzwerte der Wiener Börse zeigen Stärke und das hat auch fundamentale Gründe.
Michael Kordovsky. Finanzwerte der Wiener Börse sind derzeit im Aufwind. Der ATX Financials, der sechs Banken- und Versicherungstitel enthält, lag in den vergangenen zwölf Monaten per 27. September mit 39,4 % im Plus, verglichen mit 14,9 % Plus des ATX Prime. Was steckt hinter dieser Stärke der Finanzwerte? Der Börsen-Kurier hat sich sechs interessante Titel dieser Gewinnerbranche genauer angesehen.
Bawag Group weiterhin aussichtsreich
Mit einem Plus von 45 % befindet sich die Bawag-Aktie seit Jahresbeginn auf Aufholjagd, und das hat triftige Gründe: Neben einer Steigerung der operativen Kernerträge um 4 % im ersten Halbjahr und des Nettogewinnes um 7 % auf 342,1 Millionen Euro sowie einer auffallend niedrigen Quote fauler Kredite (NPL-Ratio: 1,1 %) beflügeln zukünftige Ertragsperspektiven im Zuge jüngster Akquisitionen. Dazu CEO Anas Abuzaakouk im Juli: „Wir haben das zweite Quartal mit einem Überschusskapital in Höhe von 770 Millionen Euro abgeschlossen, das wir in zwei strategische Akquisitionen investieren. Im Februar haben wir einen Kaufvertrag zum Erwerb der niederländischen Knab Bank unterzeichnet, wovon ein Beitrag zum Ergebnis vor Steuern von mehr als 150 Millionen Euro im Jahr 2026 erwartet wird. Anfang Juli haben wir einen Kaufvertrag zum Erwerb des Consumer Lending Business von Barclays in Deutschland unterzeichnet, mit einem erwarteten Beitrag zum Ergebnis vor Steuern von mehr als 100 Millionen Euro im Jahr 2027.“
Analysten rechnen laut Konsens unter finanzen.at von 2024 bis 2027 mit einem Gewinnwachstum/Aktie von rund 12 % p.a., weshalb ein für 2025 geschätztes KGV von 7,2 (Kurs: 69,55 Euro) weiter Luft nach oben zulässt, zumal die Dividendenrendite bei 7,2 % liegt.
Oberbank als starke „Regionalbank“
Ein „Hidden Champion“ ist die Oberbank-Stammaktie, die in den vergangenen zehn Jahren (bis Ende Juni) mit einem Plus von 184 % um rund 183 %-Punkte besser als der Bankenindex „Stoxx Europe 600 Banks“ abschnitt. Im ersten Halbjahr 2024 erwirtschaftete der Konzern das zweitbeste Halbjahresergebnis und das beste operative Ergebnis der Geschichte. Das Firmenkundengeschäft verlief erfreulich. Die Märkte Tschechien und Ungarn trugen zum Kreditwachstum bei. Mittlerweile hat sich auch die Nachfrage nach Wohnbaukrediten belebt. Aller-dings ist der Periodenüberschuss vor Steuern um 7,2 % auf 258,7 Millionen Euro zurückgegangen, was mit dem Beitrag der Voestalpine zum Beteiligungsergebnis zusammenhängt, das sich – nach einem außergewöhnlichen Beitrag im Vorjahr – wieder „normalisierte“.
Bei einem Aktienkurs von 70 Euro liegt auf Basis eines annualisierten Ergebnisses pro Aktie von 5,71 Euro das für 2024 geschätzte KGV bei 12,3. Das ist gerechtfertigt, denn eine harte Kernkapitalquote von 18 % und Gesamtkapitalquote von 20,2 % zeugen von Qualität.
Erste Group und RBI günstig bewertet
Die Erste Group strebt nach einem starken ersten Halbjahr 2024, in dem bei einer Steigerung von Zinsüberschuss und Provisionsüberschuss um 3,5 bzw. 11,6 % das Betriebsergebnis um 10,6 % auf 2,97 Milliarden Euro anstieg, für 2024 eine Eigenkapitalverzinsung von 15 % an. Hinzukommen eine niedrige NPL-Ratio von 2,4 % und eine finale harte Kernkapitalquote von 15,5 %. Blickt man zurück auf den Zeitabschnitt 2019 bis 2023 so konnte der Buchwert/Aktie von 32,9 auf 45,6 % gesteigert werden, und für die Jahre 2025 und 2026 rechnen die Analysten mit einem stabilen Nettogewinn.
Auf Basis eines Kurses von 49 Euro liegt die Dividendenrendite bei 5,5 % und das für 2025 geschätzte KGV bei 7,3.
Der Aktienkurs der RBI geriet hingegen aufgrund des Russlandgeschäfts unter Druck, dessen Wegfall jetzt bereits weitgehend eingepreist sein könnte. Rückläufige Verwaltungsaufwendungen und weniger Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte ermöglichten der RBI im ersten Halbjahr eine Steigerung des Konzernergebnis um 7,3 % auf 1,32 Milliarden Euro. Mit einer harten Kernkapitalquote inkl. Ergebnisses von 17,3 % und einer Eigenmittelquote von 21,4 % ist die RBI in einer guten Ausgangsposition.
Selbst ausgehend von einem rückläufigen Ergebnis pro Aktie liegt bei einem Kurs von 18 Euro das für 2026 geschätzte KGV lediglich bei 3,2.
Uniqa und VIG mit Dividendenvorteil
Seit 2012 zahlt die Uniqa jedes Jahr eine Dividende aus, zuletzt im Juni waren es 0,57 Euro/Aktie, woraus bei einem Kurs von 7,45 Euro eine satte Dividendenrendite von 7,65 % resultiert. Die Chancen auf weiterhin hohe Dividendenzahlungen stehen gut: zweistellige Zuwächse in der Schaden- und Unfallversicherung und in der Krankenversicherung führten dazu, dass im ersten Halbjahr die verrechneten Prämien um 8,8 % auf 4,1 Milliarden Euro stiegen und sich das Ergebnis vor Steuern um 19 % auf 278 Millionen Euro verbesserte. Im ersten Halbjahr 2024 wurde die neue Gesellschaft „Uniqa Sustainable Business Solutions“ ins Leben gerufen, die Firmenkunden hilft, sich auch abseits der klassischen Versicherung vor ESG-Risiken zu schützen. Bleiben die Erträge – so wie die Analysten derzeit erwarten – auch in den kommenden Jahren auf hohem Niveau, dann besteht weiterhin Spielraum für großzügige Dividenden.
Bei der Vienna Insurance Group (VIG) ermöglichen ein breites Versicherungsportfolio in Zentral- und Osteuropa, ausgedehnte Vertriebsaktivitäten in Kombination mit einem konservativen Veranlagungs- und Rückversicherungsmanagement qualitatives Wachstum. Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die versicherungstechnischen Erträge um 10 % auf 5,91 Milliarden Euro bei einem Wachstum der verrechneten Prämien um 7,9 % auf 7,89 Milliarden Euro. Das Halbjahresergebnis pro Aktie stieg um 2,4 % auf 5,38 Euro. Verfolgt man die Dividendenhistorie zurück bis 2005, so gab es seit diesem Jahr jedes Jahr eine Dividendenzahlung. Zuletzt lag diese im heurigen Mai bei 1,40 Euro/Aktie, woraus bei einem Kurs von 29,85 Euro eine Dividendenrendite von 4,7 % resultiert. In den vergangenen fünf Jahren lag der Gesamtertrag der VIG-Aktie (bis 26.9.) bei 48,5 %.
Laut dem Analystenkonsens unter MarketScreener sollte von 2023 bis 2026 der Gewinn/Aktie von 4,31 auf 5,534 Euro wachsen, woraus ein für 2026 geschätztes KGV von nur noch 5,4 resultieren würde. Entsprechend trauen die Analysten der VIG bis 2026 im Schnitt eine Anhebung der Dividende von 1,40 (2023) bis 2,024 Euro zu.
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Schulen und Angst nehmen
So kann Künstliche Intelligenz in Versicherungen funktionieren.
Marius Perger. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) waren beim „Futurehub: Versicherungen“ des Konferenz- und Seminaranbieters imh GmbH zuletzt Thema einer Expertendiskussion. „Irrsinnige Power“ für Versicherer ortet Valerie Brugger, Head of Marketing, Innovation & Digital Sales bei der Wiener Städtischen, in der KI. Neue Geschäftsprozesse seien möglich, um Kunden besser und schneller servicieren zu können. Nötig sei es aber, bei Entscheidungen eine menschliche Kontrolle zwischenzuschalten, sagt Brugger: „Wir wollen Künstliche Intelligenz und Kunden nicht ohne einen Menschen durchschalten.“
Für Marguerita Sedrati-Müller von der Rechtsanwaltskanzlei Schönherr ist KI „mein Assistent, der ihr hilft, Aufgaben besser zu machen“. Und Thomas Üblacker, Chief Innovation Officer und Leiter IT bei der Partner Bank, streicht vor allem Denken, Lernen und Kreativität der Maschine hervor.
Wie man KI im Unternehmen einführen sollte
Zum Einsatz von KI in Unternehmen gebe es verschiedene Herangehensweisen, so Sedrati-Müller. Schlecht wäre es, KI „über alle Mitarbeiter d‘rüberzustülpen“ oder von ihrer Arbeitsweise abzubringen; man solle zuerst anschauen, wie Mitarbeiter arbeiten und was sie brauchen. Anschließend solle man herausfinden, welche Lösungen es gibt, Begeisterte im Unternehmen suchen, die Lust haben, etwas auszuprobieren und erst dann eine Anschaffung vornehmen.
Tests seien besonders wichtig, pflichtet ihr Brugger bei. Bei technologischen Innovationen wie KI sei es wichtig, eine Pilotphase zu starten und zu schauen, was funktioniert und was nicht funktioniert. Entscheidend sei es auch, Mitarbeiter zu schulen, um ihnen Angst zu nehmen.
Vergleich von Digitalisierung und KI
„Digitalisierung ist die Basis, damit KI arbeiten kann“, erläutert Üblacker; innerhalb der Digitalisierung ist KI dann ein Werkzeug. „Tatsächlich muss Digitalisierung zuerst passieren“, betont Sedrati-Müller. Durch die Digitalisierung sei es möglich, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten; Künstliche Intelligenz sei ein Teil davon. Üblacker ergänzt, dass Künstliche Intelligenz in Wirklichkeit auch eine Software ist.
Die Frage der Ethik
„KI und Ethik bzw. Moral stehen einander nicht im Weg“, ist Brugger überzeugt. Weil aber KI einerseits Wohlstand sichern und Arbeitsprozesse erleichtern kann, andererseits die Gefahr einer Entmenschlichung oder Entdemokratisierung bestehe, sei die KI-Regulierung der EU ein richtiger Schritt. Sedrati-Müller betont aber auch die große Verantwortung der Menschen angesichts der Horrorszenarien, was KI alles kann: „Ich hoffe, dass wir einen sorgsamen Umgang mit KI haben, ohne dass uns das jemand vorschreibt.“
Schon in naher Zukunft werde es aber gar keine Wahlmöglichkeit mehr geben, so Sedrati-Müller: „Irgendwann kommen wir an den Punkt, wo wir alle KI verwenden. Nein zu sagen, geht nicht mehr lang.“
Im Zusammenhang mit ethischen Fragen dürfe man auch nicht vergessen, welche Möglichkeiten KI beispielsweise im Bereich der Geldwäsche oder Terrorfinanzierung biete, betont Üblacker. Ohne KI stünden weniger Instrumente zur Verfügung.
Künstliche Intelligenz und die Mitarbeiter
Jede industrielle Revolution habe die Jobprofile verändert, so Üblacker. Natürlich würden manche Berufe wegfallen und es gebe eine „Grundangst“; andererseits würden aber auch neue Berufe entstehen. Brugger verweist dazu auf Studien, dass sich bis 2030 80 % der Berufsfelder neu erfinden werden; man sehe schon jetzt, dass Unternehmen auf der Suche nach bestimmten Spezialisten sind.
Sedrati-Müller empfiehlt deshalb, sehr viel Zeit in die Ausbildung der Mitarbeiter zu investieren. Nicht nur jungen, auch älteren Mitarbeitern solle man die Möglichkeit geben, entsprechende KI-Kompetenz zu erwerben. „Dann verschwindet auch die Angst, dass KI Jobs wegnimmt.“
Und schließlich würden auch neue Jobs geschaffen werden, so Sedrati-Müller. Denn es brauche Menschen, die anderen beibringen, wie man mit KI umgeht: „Das funktioniert nebenbei schlecht.“
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Bargeld hat bei Unternehmen im Euroraum mit 88 % die höchste Akzeptanzrate aller Zahlungsmittel
Neue EZB-Studie zur Zahlungsmittelpräferenz im Euroraum unterstreicht die Beliebtheit von Bargeld
(23.09.) Die aktuellen Ergebnisse der Unternehmensumfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigen, dass im Euroraum weiterhin Bargeld die höchste Annahmequote hat. Die repräsentativen Daten liefern Einblicke in die Bargeldnutzung und Zahlungsmittelpräferenz der Unternehmen. In Österreich präferieren 54 % der Klein- und Mittelbetriebe (KMUs) Bargeldzahlungen, im Euroraum-Durchschnitt sind es 30 %.
Die EZB ließ 2024 zum zweiten Mal eine im gesamten Euroraum repräsentative Unternehmensbefragung zur Bargeldnutzung und -annahme durchführen. Im Februar und März 2024 wurden 7.675 Unternehmen verschiedener Größenklassen aus unterschiedlichen Sektoren befragt. Dies ermöglicht einen präzisen Blick auf die Bargeldnutzung aus Unternehmensperspektive im Euroraum sowie auf aggregierte Trends der Nutzung und Präferenz verschiedener Zahlungsmittel.
Bargeld hat mit 88 % die höchste Akzeptanzrate als Zahlungsmittel in Unternehmen
Im Euroraum geben 88 % der Unternehmen an, dass sie Bargeld als Zahlungsmittel annehmen. Damit liegt die Akzeptanzrate knapp über jener der Zahlungskarten (85 %). Sowohl die Akzeptanzrate für Bargeld als auch für Zahlungskarten ist im Vergleich zu 2021 um jeweils 8 Prozentpunkte gesunken, gestiegen ist dafür insbesondere die Akzeptanz für mobile Zahlungen (von 30 % im Jahr 2021 auf 37 % 2024). Unterschieden nach Unternehmensgröße wird Bargeld am häufigsten in KMUs akzeptiert. Am höchsten ist die Bargeldakzeptanzrate in KMUs in Irland (96 %), Frankreich (94 %) und Italien (93 %), Österreich liegt mit 92 % knapp dahinter, aber über dem Euroraum-Durchschnitt von 89 %.
Bargeld wird bei zentralen Kriterien für die Zahlungsmittelwahl am positivsten wahrgenommen
Für 94 % der Unternehmen im Euroraum ist die Sicherheit eines Zahlungsmittels ein zentrales Kriterium für die Entscheidung, ob dieses in Transaktionen mit Konsumentinnen und Konsumenten akzeptiert wird. Die weiteren zentralen Kriterien für die Akzeptanz eines Zahlungsmittels sind die Verlässlichkeit und die Einfachheit der Handhabung, die für 92 % bzw. 90 % der Unternehmen im Euroraum-Durchschnitt wichtig bzw. sehr wichtig sind. Bei all diesen Kriterien wird Bargeld im Vergleich zu bargeldlosen Zahlungsmitteln als deutlich besser bewertet. Im Euroraum-Durchschnitt geben 47 % der Unternehmen an, dass Bargeld verlässlicher als eine Kartenzahlung ist, bei kontaktlosen Kartenzahlungen sind es sogar 52 %.
94 % der Unternehmen, die Bargeld akzeptieren, wollen dies auch zukünftig tun
Von jenen Unternehmen, die aktuell Bargeld als Zahlungsmittel akzeptieren, erwarten 94 % im Euroraum-Durchschnitt, dies auch zukünftig beizubehalten. Nur 4 % der Unternehmen erwarten diesbezüglich eine Änderung, insbesondere aufgrund der rückläufigen Nutzungsfrequenz von Bargeld durch Konsumentinnen und Konsumenten. 39 % jener Unternehmen, die im Euroraum Bargeld nicht als Zahlungsmittel akzeptieren, nennen als Begründung, dass dieses nicht ausreichend von Konsumentinnen und Konsumenten genutzt wird. Auch in Österreich wird diese Begründung von 44 % der ausschließlich bargeldlosen KMUs genannt – die Präferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten beeinflussen daher maßgebend das Zahlungsmittelverhalten der Unternehmen.
Erläuterung: Der Begriff „Unternehmen“ bezieht sich im Rahmen der EZB-Studie und in diesem Artikel auf Unternehmen aller Größenklassen im Euroraum, jedoch beschränkt auf den B2C-Bereich und die folgenden Sektoren: Einzelhandel, Beherbergung, Gastronomie und Freizeit. Die Studie bezieht sich somit auf jene Unternehmen, die in ihrem regulären Geschäftsbetrieb auch Bargeldzahlungen von Konsumentinnen und Konsumenten erhalten (bzw. erhalten können).
Die EZB-Zahlungsmittelstudie ist auf der Website der EZB verfügbar: https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/use_of_cash_by_companies_in_the_euro_area/html/index.en.html
Geheimtipp Bangkok?
Thailands Aktien waren zuletzt massiv auf dem Vormarsch.
Roman Steinbauer. Am 13. September meldete die Nachrichtenagentur Reuters, Thailands staatlicher Mutual Fund „Vayupak“ werde sein Kapitalisierungsvolumen auf umgerechnet bis zu 4 Milliarden Euro ausdehnen. Ziel sei es, an der inländischen Börse Aktien zu erwerben. Bereits diesen Monat werden dazu der Öffentlichkeit neue Anteilscheine angeboten.
Aber nicht nur damit erklärt sich eine seit wenigen Wochen wieder zum Leben erweckte Börse in Bangkok. Neben der Ausweitung des (dem thailändischen Finanzministerium und staatlichen Agenturen unterstehenden) Fonds nahmen jüngst auch die politischen Spannungen ab und überzeugende Wirtschaftsdaten schlugen mit positiven Impulsen auf die thailändische Börse durch. Seit 15. August sprang der SET-Index in Bangkok von 1.290 um mehr als 11 % auf 1.436 Punkte am 18. September. Dies, nachdem die führenden Aktien bereits seit Beginn 2023 eine ausgeprägte Schwäche aufwiesen. Noch am 26. Juli berichtete der kanadische Finanzsender Business News Network (BNN) darüber, die Marktkapitalisierung der Börsen in Singapur und Kuala Lumpur habe jene Bangkoks übertroffen. Stellte doch der thailändische Handelsplatz bis 2022 unangefochten die Nr. 1 in Südostasien dar.
Zweistellige Kursgewinne
Ab Mitte des Vormonats drehte sich die Stimmung markant und die Nachfrage an Gesellschafteranteilen aus dem Siam-Staat sprang rasant an. Betreffend jene Wertpapiere, die an Europas Börsen Stuttgart bzw. Frankfurt notieren, kam mit steigenden Umsätzen in folgende Titel besonders viel Bewegung: Aktien der Kasikornbank zogen seit 20. August bis 18. September von 3,45 auf 4,08 Euro, Bangkok Bank von 3,45 auf 4,06 Euro nach oben. Papiere, der vom einstigen Premierminister Thaksin Shinawatra gegründeten Intouch Holdings (Mobilfunk und Satellitentechnik) prosperierten von 2,13 auf 2,36 Euro, jene des Agro-Unternehmens Sri Trang von 0,48 auf 0,57 Euro, während Siam Cement von 5,25 auf 6,30 Euro sprangen. Als Profiteur sehen Investoren ebenso PTT Global Chemical, die um satte 21 % auf 0,75 Euro kletterten. Einzig Valoren der Hana (Mikroelektronik) waren zuletzt erst ansatzweise auf Erholungskurs und stehen im Vergleichszeitraum um 2 % über dem Vorniveau.
Beeindruckendes Zahlenwerk
Nach einer seit Spätherbst 2022 bis zum heurigen Sommer permanent schrumpfenden Industrieproduktion überraschte das thailändische Amt für Industrieökonomie kürzlich die Märkte mit einem August-Wert von +1,8 %. Für denselben Monat wies die Bank of Thailand ein Plus der Privatinvestitionen von 6,0 % aus – ein Anstieg, der zuletzt im März 2012 übertroffen worden war. Begleitend dazu erholte sich die Devise. Der Baht (THB) legte binnen zweier Monate um mehr als 6 % auf 36,97 pro Euro zu. Laut Zentralbank kamen zudem die Währungsreserven im August mit 213 Milliarden Euro bis auf 6 % an den Spitzenwert von Jänner 2021 heran. Das Leitzinsniveau befindet sich seit zwölf Monaten bei 2,5 %, wobei Senkungen der Zentralbank nun als wahrscheinlich gelten. Erstaunlich zudem die eingezogene Preisstabilität: Lag die Inflation im September 2022 auf Jahresbasis noch bei 7,9 %, errechnete das Handelsministerium für den Vormonat gerade noch einen Anstieg um 0,35 % p.a., während die Arbeitslosigkeit mit 1 % nachrangig erscheint. Einen Makel im Zusammenhang mit dem Konsum stellt nur die Altersstruktur der Bevölkerung dar. Da der durchschnittliche Thailänder bereits 39,6 Jahre (2023) aufweist, kann von einer jungen Bevölkerung nicht mehr gesprochen werden.
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Coface: „Bleibt alles anders?“
Der Kreditversicherer wiegt politische Chancen wie Risken einer unruhigen Zeit ab.
Tibor Pásztory. Der internationale Kreditversicherer Coface hielt letzte Woche in Schloss Schönbrunn seine jährliche Country Risk Conference ab, in deren Rahmen unter anderem der ehemalige Barack–Obama-Wahlkampfstratege Julius van de Laar Einblick in die Wahlkampfstrategien der beiden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump sowie Ausblick auf die wirtschaftlichen Folgen der nahenden Präsidentschaftswahlen gab.
Van de Laar ist eine in deutschen Medien durchaus bekannte Größe, die es versteht, auf eloquente Weise tiefe Kenntnisse der US-amerikanischen Innenpolitik zu vermitteln. In einer Zeit, die nicht nur Unsicherheit, sondern auch die eine oder andere lustige Abkürzung bringt (in vorliegendem Fall VUKA = Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität), nahm dabei der Begriff „perception“ (Wahrnehmung) ein. Tatsächlich, so van de Laar, der sich nicht gerade als Trump-Fan zu verstehen gab, wird dem republikanischen Kandidaten bescheinigt, ein wahrer Meister des Spiels mit der Wahrnehmung durch breite Wählerschichten zu sein, selbst dann, wenn diese mit der Realität nichts zu tun hätten. Die Frage, wer denn nun die höheren Siegeschancen hätte, Harris oder Trump, konnte und wollte freilich auch Van de Laar nicht beantworten, wenn-gleich alle derzeitigen Umfragen auf ein Aufholen der derzeitigen Vizepräsidentin hindeuteten, deren sichtbarste Schwäche ihre mangelnde Wirtschaftskompetenz zu sein scheint. Ein Schelm, dem hier nicht Bill Clintons legendärer Sager „It‘s the economy, stupid!“ einfällt! Dem Vortragenden fiel er jedenfalls ein …
Tatsächlich wurde bei Coface eine ausführliche Untersuchung der derzeitigen Wirtschaftslage der Vereinigten Staaten verfasst, die, um es vorwegzunehmen, zum Schluss kam, dass der Inflation Reduction Act (IRA) der – an sich gar nicht so erfolglosen – Präsidentschaft Joe Bidens nicht immun gegen die derzeitige Unsicherheit sei, wer denn die Wahl am 5. November gewinnen sollte. Ein Hochrisikothema sei dabei die Energiepolitik, da sich eine Trump Administration gegen den Ausbau von Windfarmen „from day one“, so Donald Trump, stellen würde. Dieses Kernstück des IRA umfasst schließlich über zehn Jahre gerechnet geplante klimarelevante Investitionen von 370 Milliarden US-Dollar (331,40 Milliarden Euro) sowie ein Kredit-volumen von 220 Milliarden US-Dollar (197,05 Milliarden Euro) für alternative Energieprojekte wie Windfarmen, Wasserstoff, Sonnenenergie und ähnliches.
Stattdessen plane Trump, so die Studie, eine strikte Unterstützung der Ölindustrie, spekulierend auf höhere Unabhängigkeit der US-Energieversorgung von anderen Staaten sowie auf ein Sinken der Ölpreise durch forciertere Ölförderung, wobei in den USA sowieso noch nie so viel Erdöl gefördert wurde wie 2024. Auch erwarte sich Trump so mehr Arbeitsplätze in Krisenregionen. Die im IRA enthaltenen geplanten Investitionen in alternative Energiequellen werden von der republikanischen Partei hingegen als unnötig, wenn nicht schädlich, gesehen. Ganz allgemein sei von republikanischer Seite ein „Downsizing“ von Bundeskompetenzen in Sachen Umwelt und Klima geplant. Das Sagen sollten stattdessen (lokale) Gerichte haben.
Diese Unsicherheit, so schließt der Bericht, habe bereits jetzt zu Verschiebungen und Absagen von IRA-Projekten geführt.
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Zwischendurch mal vorsichtig sein
Die Kunst, mit Zertifikaten ein Portfolio abzusichern.
Michael Kordovsky. Der Nasdaq-100-Index hat bereits am 10. Juli sein Hoch erreicht, ehe nach einer scharfen Korrektur wieder eine Gegenbewegung folgte. Der Dax zeigt bereits seit mehreren Monaten eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau, unterbrochen durch die Korrektur im August. Indessen mit einem Plus von fast 25 % im laufenden Jahr bereits sehr gut entwickelt hat sich der Goldpreis. Doch nach einer 0,5-%-Leitzinssenkung der Fed und weltweit zahlreichen geopolitischen Krisenherden könnte diesbezüglich schon viel im aktuellen Goldpreis eingepreist sein.
Gleichzeitig wird der Aktienmarkt ungemütlicher: Gewinnenttäuschungen bei größeren Unternehmen oder ungünstige Konjunkturdaten könnten die globalen Aktienmärkte bald erneut unter Druck setzen. Wenn aber die Unsicherheit steigt, ist es kostengünstiger, eine temporäre Portfolio-Absicherung durchzuführen, als ein ganzes Portfolio im Falle aktivierter Stopps umzuwälzen. Um Aktien- oder Goldbestände richtig abzusichern, können passende Hebelzertifikate eingesetzt werden, deren Vorteile in einer guten Skalierbarkeit von Ordergrößen und einer großen Auswahl nach Merkmalen wie Hebel und Abstand zur Knock-out-Schwelle liegen. Hinzukommen steuerliche Aspekte: Hebelzertifikate unterliegen als verbriefte Derivate mit eigener ISIN der KESt von 27,5 %, die auf österreichischen Depots automatisch abgeführt wird. Dem stehen Emittentenrisiko und Knock-out-Schwelle als Nachteile gegenüber. Wird Letztere erreicht, droht meist ein Totalverlust.
Die richtige Selektion
Bei der Absicherung lautet die wichtigste Frage: Mit welchem Index weist der abzusichernde Teil die höchste Korrelation (Gleichlauf der Wertentwicklung) auf? In nur seltenen Fällen sind ausschließlich ETFs auf Standard-Indizes wie Dax oder S&P 500 im Portfolio. Deshalb kommt hier eine Proxy-Hedge-Strategie auf Basis passender Aktien-Cluster ins Spiel: Letztere sind Gruppen von Aktien mit gleichen Merkmalsausprägungen wie zum Beispiel in Fonds oder Einzelaktiendepots enthaltene US-Standardwerte, die man beispielsweise mit einem Short-Hebelzertifikat auf den S&P 500 absichern könnte, oder europäische Aktien, für die Short-Hebelzertifikate auf den Euro Stoxx 50 in Frage kämen.
Ist das geklärt, erfolgt die konkrete Auswahl anhand von Hebel und Abstand zwischen Indexstand (oder Goldpreis) und Knock-out: Je kleiner Letzterer ist, desto größer sind in der Regel der Hebel und das Risiko. Je schwankungsintensiver (volatiler) der betreffende Index als Underlying für das Hebelzertifikat ist, desto niedriger sollte der Hebel und desto größer der Abstand zum Knock-out sein. Trotz eines kurzfristigen Absicherungshorizonts von maximal mehreren Wochen, sollte idealerweise der Abstand im Bereich der aktuellen Zwölf-Monats-Volatilität liegen.
Absicherung von Goldbeständen
Gleiches Schema gilt auch für Gold-Investments, insbesondere physische Goldbestände. Angenommen, diese liegen bei 10 Unzen, deren Wert auf Spotpreis-Basis insgesamt 25.875 USD bzw. 23.176 Euro beträgt. Die Volatilität des Goldpreises liegt bei 17 %. Als Beispiel käme der von der Société Générale emittierte Turbo-Unlimited-Short-Optionsschein mit der ISIN DE000SW80BM6, unbegrenzter Laufzeit (open end) und einem Hebel von 6,61 in Frage. Dieser weist per 19. September bei einem Goldpreis von 2.587,465 USD eine Knock-out-Schwelle von 2.976,281 USD auf. Das ist ein Abstand von rund 15 %. So stark müsste der Goldpreis steigen, damit es zum Knock-Out käme. Anleger, die damit Goldbestände im Wert von 23.200 Euro hedgen, müssen zur optimalen Absicherung (betreffendes Volumen von 23.200 Euro/Hebel von 6,61) 3.510 Euro einsetzen.
Risikomanagement und Glattstellung
Die Wertentwicklung der Hedge-Position sollte täglich verfolgt werden, und aufgrund der Gefahr eines Overnight-Gaps im Falle eines Short Squeeze sollte spätestens 5 % vor der Knock-out-Schwelle die Absicherungsposition glattgestellt werden. Geht es beim Hedge in die richtige Richtung und man gewinnt in etwa damit jenen Betrag, den man in diesem Fall mit den Goldbeständen verliert, dann sollte man ab einem bestimmten Punkt Kasse machen, vor allem dann, wenn Gold bereits überverkauft ist und eine technische Gegenreaktion zunehmend wahrscheinlicher wird. Letzteres kann anhand einschlägiger Indikatoren gut erkannt werden.
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All-Time-High beim Gold
Die Fed-Entscheidung lässt die Märkte jubeln – Preis springt auf 2.626 USD.
Andreas Fastl, Commodity Trader. Obwohl durchaus erwartet, löste die Zinssenkung von 50 Basispunkten (am 18.9.) eine weitere Kaufwelle im Goldmarkt aus. Am Tag selbst sah man extreme Volatilität (die schon das Schlimmste befürchten ließ), aber nach heftigen Schwankungen zwischen 2.600 und 2.574 USD (Spotgold) stieg das gelbe Edelmetall auf ein neues Allzeithoch von 2.626 USD.
Diese Euphorie sah man jedoch nur im Gold, denn der Silberpreis schwankte zwischen 31,30 und 29,70 USD und verbesserte sich hinterher nur marginal auf 31,50 USD. Platin lief die drei Tage bis zum Wochenende zwischen 990 und 965 USD auf und ab und schloss bei vergleichsweise schwachen 975 USD. Palladium war zuvor, ab 9.9. von 905 auf 1.127 USD extrem gestiegen, aber nach der Zinsentscheidung ging es für das Katalysatormetall bergab in den Bereich von 1.050 USD.
Das ist erstaunlich, da ja gerade die Platingruppe (wie Silber) konjunkturorientiert reagiert und der S&P 500 selbst ebenso einen Freudensprung vollführte (von 5.615 auf 5.733). Aber offenbar ist die industrielle Anwendung eines Edelmetalls ein anderer Aspekt als die Psychologie niedrigerer Leitzinsen.
Die Kommentare sind naturgemäß extrem bullish und reichen von „Goldrallye gerade erst begonnen“ bis „Jahrzehnt-Rohstoffzyklus gestartet“. Die Idee dahin-ter geht weit über den traditionellen Ansatz „niedrige Leitzinsen vermindern Konkurrenz zum zinslosem Gold“ hinaus und ziehen auch in Betracht, dass es mit der Wirtschaft nicht unbedingt so gut weitergehen könnte.
Während man üblicherweise am Narrativ „Jetzt wird‘s besser, denn die Zinsen fallen!“ nicht rütteln darf, erinnert der Gedanke vom Rohstoff-Superzyklus daran, dass es einen Grund gibt, die warum die Fed zurückrudert, und dass es ihr eventuell nicht gelingen wird, der Konjunktur so schnell auf die Sprünge zu helfen.
Die Rohstoffpreise stehen im Verhältnis zu Aktien aktuell auf einem historischen Tief. Sollten wirklich die Aktienkurse einbrechen, so die Idee, dann würden viele auf Rohstoffe als Werterhaltung setzen.
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Optimismus und proaktive Ansätze dominieren CEO-Agenda 2025
• Gute Zukunftsaussichten unter CEOs weltweit: Fast sieben von zehn bewerten das globale Wachstum im nächsten Jahr positiv
• Die zuversichtlichsten Führungskräfte sind viermal häufiger bereit, Übernahmen zu tätigen
• Aufstrebende Technologien und geopolitische Unsicherheiten prägen nach wie vor das Themenfeld der CEOs
(16.09.) Weltweit zeigen sich CEOs zuversichtlich hinsichtlich der Wachstumsaussichten für die nächsten zwölf Monate. Fast sieben von zehn (69 %) Unternehmensleiterinnen und Unternehmensleiter sehen die globale Entwicklung im kommenden Jahr positiv, obwohl das Geschäftsumfeld nach wie vor komplex und unvorhersehbar ist. Aufstrebende Technologien, ein verändertes Verbraucherverhalten und eine unsichere geopolitische Lage prägen die Wirtschaft. Viele CEOs berichten von Herausforderungen, die es ihnen erschweren, mit dem dynamischen externen Umfeld Schritt zu halten und auf Veränderungen in der Branche zu reagieren. Nur knapp vier von zehn (38 %) CEOs betrachten sich als führend im Umgang mit externen Einflüssen. Bei den zuversichtlichsten Führungskräften steigt dieser Anteil auf 54 Prozent, während er bei weniger zuversichtlichen deutlich niedriger bei nur acht Prozent liegt.
„CEOs erkennen die Chancen und Risiken, die mit den disruptiven Kräften, welche die Geschäftswelt prägen, einhergehen. Ein Mix aus vorsichtigem Optimismus und der Sorge, den Anschluss zu verlieren, wird voraussichtlich die Investitionen und strategischen Maßnahmen in den kommenden Monaten bestimmen. Es wird erwartet, dass Geschäftsführerinnen und GEschäftsführer zunehmend von einer reaktiven zu einer proaktiven Herangehensweise wechseln, um eben diese disruptiven Kräfte zu nutzen und ihre Marktposition zu stärken“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY Österreich. Dafür wurden 1.200 Führungskräfte weltweit befragt.
CEO-Optimismus treibt M&A an
Der positive Ausblick der CEOs dürfte die M&A-Aktivitäten im kommenden Jahr antreiben: Mehr als drei Viertel (78 %) der optimistischsten Führungskräfte überprüfen ihr Portfolio proaktiv und strategisch im Einklang mit den Kernzielen ihres Unternehmens. Darüber hinaus planen 98 Prozent innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Form von Transaktion. Insgesamt hat mehr als ein Drittel (37 %) der CEOs Übernahmen im nächsten Jahr im Blick, wobei 59 Prozent der optimistischsten CEOs den Erwerb von Vermögenswerten planen, im Vergleich dazu nur 16 Prozent der weniger zuversichtlichen.
M&A geprägt von der Notwendigkeit, der Konkurrenz voraus zu sein
Angesichts der aktuellen Marktlage stellen CEOs fest, dass herkömmliche Methoden zur Portfolio-Überprüfung oftmals veraltet sind und die traditionelle strategische Planung sowie das Portfoliomanagement zunehmend an Effektivität einbüßen. Nahezu ein Viertel (24 %) der Befragten gibt an, dass ihre Portfolio-Überprüfungen nicht konsequent genug durchgeführt werden, und 23 % empfinden den Prozess als zu reaktiv. CEOs setzen daher zunehmend auf flexiblere und proaktivere Strategien, um Innovation und Transformation voranzutreiben und so der Konkurrenz einen Schritt vorauszubleiben.
Die Transaktionsaktivität wird in den kommenden Monaten voraussichtlich stabil bleiben, getragen von strategischen Allianzen, Joint Ventures und Veräußerungen. Beinahe die Hälfte (47 %) der CEOs beabsichtigt, in den nächsten zwölf Monaten aktiv strategische Partnerschaften mit externen Partnern einzugehen. Zudem planen 44 % Veräußerungen oder Börsengänge, während 37 % M&A-Aktivitäten zur Priorität machen.
Zu den wichtigsten Investitionszielen zählen in den kommenden Monaten die USA, Großbritannien, Kanada, Mexiko und Deutschland. Die attraktivsten Sektoren umfassen Banking, Asset Management, Medien und Unterhaltung, Konsumgüter sowie Versicherungen.
Prioritäten der CEOs: Technologie vor Klimawandel und Talentmanagement
Ganz oben auf der Agenda von CEOs stehen aufstrebende Technologien, um Innovationen voranzutreiben, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern (38 %). Weitere wichtige Themen sind die veränderten Kundenbedürfnisse (36 %), das unsichere globale wirtschaftliche und geopolitische Umfeld (35 %), neue regulatorische Herausforderungen (35 %) und der zunehmende Druck auf die Lieferketten (33 %).
Weniger als ein Drittel (29 %) der Führungskräfte sehen den Klimawandel und Umweltfragen als eine der größten disruptiven Kräfte. Ebenso betrachten nur 29 Prozent der CEOs den Zugang zu Talenten als eine der bedeutendsten Herausforderungen für die nächsten zwölf Monate.
„CEOs stehen an einem Wendepunkt, an dem die traditionellen Ansätze nicht mehr ausreichen, um den Herausforderungen eines sich schnell verändernden Marktes gerecht zu werden. Mit einem klaren Fokus auf proaktive Strategien und durch die Nutzung disruptiver Kräfte werden die optimistischsten CEOs ihre Positionen festigen und Wachstumspotenziale ausschöpfen. Wichtig ist es, einerseits Transaktionen mit größerer Flexibilität zu begegnen, um sich rasch an Gegebenheiten anzupassen, andererseits ist die Planung möglicher Szenarien unumgänglich, um strategische Entscheidungen zu treffen, die auf eine Reihe unterschiedlichster Marktbedingungen abgestimmt sind – Balance ist gefragt. In einem Umfeld, das von Unsicherheiten und schnellem Wandel geprägt ist, ist dies der entscheidende Faktor für nachhaltigen Erfolg“, so Reimoser abschließend.
Bessere Rahmenbedingungen schaffen!
Politiker aller Parlamentsparteien (v.l.: Axel Kassegger, FPÖ, Martin Margulies, Die Grünen, Karin Doppelbauer, Neos, Andreas Minnich, ÖVP, und Kai Jan Krainer, SPÖ) diskutierten über Möglichkeiten, den vorbörslichen Kapitalmarkt in Österreich zu stärken.
Marius Perger. Invest.Austria, das Investoren-Netzwerk für den vorbörslichen Kapitalmarkt, die Startup-Plattform AustrianStartups, die Interessenvertretung heimischer Jungunternehmer Junge Wirtschaft und Startup Now, das Startup-Service der Wirtschaftskammer, haben im Hinblick auf die Nationalratswahlen ihre „Vision 2030“ vorgestellt, die konkrete Maßnahmen enthält, um die Rahmenbedingungen für Unternehmer und Investoren in Österreich zu verbessern und unternehmerisches Wachstum zu fördern und auszubauen.
In der Vorwoche lud nun Invest.Austria Politiker aller Parlamentsparteien zur „Investors Lounge“ in die Säulenhalle der Wiener Börse ein, um zwei Kernpunkte dieses Programms zu diskutieren: die Gründung eines Dachfonds für institutionelle Anleger und die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags.
Rund 290 Milliarden Euro würden hierzulande auf Sparbüchern von Kleinanlegern liegen, weitere 280 Milliarden Euro bei institutionellen Anlegern wie Pensionskassen, Versicherungen, Banken und Stiftungen, so Invest.Austria. Für dieses Kapital mangle es an Investmentangeboten, weshalb die öffentliche Hand mit einem Dachfonds ein Investmentvehikel schaffen solle, welches das Investmentkapital österreichischer institutioneller Investoren bündeln und als Ankerinvestor für österreichische Investmentfonds fungieren sollte. Diese Fonds wieder sollten Eigenkapitalfinanzierungen für österreichische Startups sowie klein- und mittelständische Unternehmen in der Wachstumsphase zur Verfügung stellen, so die Idee.
Risikokapital soll in Österreich bleiben
Ganz klar für einen solchen Dachfonds sprach sich in der Diskussion ÖVP-Nationalratsabgeordneter Andreas Minnich aus. Mit einem rot-weiß-roten Dachfonds, der Risikokapital in großem Maße anziehen könnte, solle man KMU und Startups die Möglichkeit geben, durchzustarten. Und gleichzeitig würde dies sicherstellen, dass österreichisches Risikokapital „nicht nur im Silicon Valley“ landet. Ein Unternehmen zu gründen, „soll Freude machen“, betonte NEOS-Nationalratsabgeordnete Karin Doppelbauer. Dafür müssten die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Um das Land nach vorne zu bringen, seien ein starker, wettbewerbsfähiger Standort, „beste Bildung für alle“ und eine einfachere Mitarbeiterbeteiligung nötig, so Doppelbauer. Ein „klares Bekenntnis zum Eigentum“ gab FPÖ-Nationalratsabgeordnete Axel Kassegger ab: Es brauche Rahmenbedingungen, um Eigentum zu schaffen, zu erhalten und weitergeben zu können.
Kritischer zeigt sich der grüne Wiener Landtagsabgeordnete Martin Margulies: Es sei nicht Aufgabe des Staates, jene zusätzlich zu unterstützen, die in der Lage sind zu investieren, sondern jene, „die es brauchen“. Man solle den Staat nicht „hineinzwingen“, bürokratische Hürden sollten aber aus dem Weg geschafft werden, sagt Margulies. Und SPÖ-Nationalratsabgeordneter Kai Jan Krainer meinte zwar in Richtung Dachfonds: „Ja, bitte machen, gründen“, er „weiß aber nicht, was soll der Staat machen“. Es sei nicht primäre Aufgabe des Staates, ins Risiko zu gehen. Wenn das Risiko im Rahmen bleibt, sei es aber denkbar, dass auch Pensionskassen, Banken oder Versicherungen in einen solchen Dachfonds investieren dürfen.
Investmentanreize für Private fehlen
In den vergangenen beiden Jahren seien Finanzierungen für Unternehmen stark eingebrochen, betont Invest.Austria. Während aber in anderen europäischen Ländern Programme etabliert wurden, um privates Risikokapital zu aktivieren, würden in Österreich Anreize für Privatpersonen fehlen, in Startups, KMUs und Venture-Capital- oder Private-Equity-Fonds zu investieren. Vorgeschlagen wird deshalb die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags bei der Frühphasenfinanzierung von Startups und KMUs durch Investoren.
Zustimmung zu dieser Idee kam von Minnich: Der Staat müsse in Vorlage gehen, um Kapital in Österreich zu halten, und es sei nötig, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um Eigenkapital attraktiver zu machen. Ebenfalls positiv äußerte sich Kassegger, der betonte, dass es beim Eigenkapital in Österreich „Luft nach oben“ gebe; ein solcher Freibetrag wäre ein Anreiz, das Feld nicht den Fremdkapitalgebern zu überlassen. Und für Doppelbauer könnte er ein Hebel sein, Innovation, Leistungsfähigkeit, Jobs und Sozialsystem zu finanzieren.
„In einer anderen Welt hätte ich nichts dagegen“, meint dagegen Margulies. In der jetzigen Situation habe der Staat aber nichts zu verschenken. Und auch Krainer ist der Meinung, dass es kein Geld für einen solchen Freibetrag gebe: Vorrangig müssten Bildung, Gesundheit und Pensionen als Kernthemen des Staates sichergestellt werden.
Foto: Börsen-Kurier
Keine Angst vor Turbulenzen!
Mit Zertifikaten kann man selbst von höheren Schwankungen profitieren.
Raja Korinek. Der vergangene Monat August jagte so manch einem Anleger einen gehörigen Schrecken ein. Die Zinswende in Japan und Rezessionsängste in den USA führten zu gröberen Kursrücksetzern an den Börsen. Schwächer als erwartete Zahlen des US-Chipherstellers Nvidia gossen weiteres Öl ins Feuer.
Wie hoch die Nervosität der Anleger letztendlich war, lässt sich etwa auch anhand eines Indikators messen, so zum Beispiel des Volatilitätsindexes VIX. „Der Index drückt die vom Markt erwartete zukünftige Schwankungsbreite – oder implizite Volatilität – des US-Aktienmarktes über 30 Tage aus. Die Berechnung erfolgt auf Grundlage der Kurse der Call- und Put-Optionen des S&P 500 Index“, erklärt Heiko Geiger, Zertifikate-Spezialist bei der Bank Vontobel, im Interview mit dem Börsen-Kurier.
Dieser schnellte Anfang August auf die Marke von knapp mehr als 38 Punkten, wobei zwischenzeitlich an dem Tag sogar ein „Intra-Day“-Hoch von gut 66 Punkten erreicht wurde. Inzwischen ist der Index wieder gesunken und notierte zuletzt bei 16,9 Punkten (per 13.9.).
Auf Erwartungen setzen
Freilich, besonders risikobereite Anleger können auf einen erneuten Anstieg setzen. Denn weitere Turbulenzen werden von Marktbeobachtern nicht ausgeschlossen. Geiger verweist in diesem Zusammenhang etwa auf Chancen mit Turbo- und Faktorzertifikaten sowie mit Mini-Futures. Der Vontobel-Experte zeigt jedoch auch einen wichtigen Aspekt auf: Anleger setzen mit solchen Produkten nicht direkt auf den Index, sondern auf den börsengehandelten „Future“. Es handelt sich um ein Derivat, mit dem künftige Kurserwartungen gehandelt werden – in diesem Fall auf den VIX.
Die Wertentwicklung des Futures kann dabei vom Index abweichen. Auch müssen Anleger beachten, dass der Index, und somit der Future, nach einem steilen Anstieg in der Regel wieder genauso rasch sinkt. Einzig, selbst die Korrektur bietet Chancen für Anleger. Sie können mit den zuvor genannten Produktgruppen auch auf fallende Kurse setzen.
Weniger Risiko mit Teilschutz
Bei Anlageprodukten wie Bonus-Zertifikate oder Aktienanleihen nutzten Anleger die Volatilität indirekt, indem sie Neuemissionen zeichneten oder handelten, um dadurch höhere Kupons und/oder tiefere Barrieren zu erhalten, ergänzt Geiger. Solche Zertifikate sind weniger riskant, da es sich um Teilschutzprodukte handelt. Sprich, solange Barrieren nicht durchbrochen werden, winken interessante Renditechancen. Wird die Barriere jedoch durchbrochen, sind Verluste möglich.
Geiger verweist auf weitere Trends: So dürften angesichts sinkender Zinsen Aktieninvestments wieder verstärkt in den Fokus rücken. Die Chancen darauf könnten vorsichtigere Anleger gerade mit Teilschutzprodukten nutzen.
Dabei stehen derzeit einige Megatrends an den Aktienmärkten hoch im Kurs. „Bei den Themeninvestments dominieren nach wie vor die großen Technologiethemen wie Künstliche Intelligenz, Cyber Security und Robotics.“ Tatsächlich gibt es kaum noch einen Wirtschaftsbereich, der ohne den Einsatz von KI arbeitet. Die zunehmende Digitalisierung und virtuelle Vernetzung verdeutlichten obendrein die Notwendigkeit nach mehr Sicherheit im Netz.
Rüstung rückt in den Fokus
Doch damit ist noch nicht Schluss. Der Vontobel-Experte meint: „Obendrein ist aufgrund steigender globaler Krisen das Thema Sicherheit und Rüstung wieder auf der Agenda der Anleger.“ So zähle Rheinmetall zu einem der beliebtesten Basiswerte etwa in Österreich.
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Chinas Deflationsrisiko signalisiert eine Zeitenwende
Vermögensverwalter: Hohe Wachstumsraten sind Vergangenheit.
Roman Steinbauer. Es mag schon etwas paradox anmuten, in aktuellen Zeiten das Wort „Deflation“ zu nennen. Die (vor allem durch enorme industrielle Überkapazitäten) vom Rest anderer Industriestaaten abweichende Wirtschaftslage Chinas brachte das Thema dennoch wieder ins Rampenlicht.
Die Finanzmarkt-Korrespondentin für China des US-Wirtschaftskanals CNBC, Evelyn Cheng, führte in einem Beitrag bereits am 14. August aus, Chinas Behörden würden am Anleihemarkt intervenieren – ein Umstand, der Sorgen um die Finanzstabilität offenbare. Die Maßnahmen der Notenbank zielten darauf ab, eine ausgebrochene Rallye am Anleihemarkt zu bremsen, um ein weiteres Drücken des Zinsniveaus zu verhindern. Im Gegensatz zu den USA oder Europa liegen die Renditen 10-jähriger chinesischer Staatsanleihen aktuell nur noch bei 2,07 %, während Peking bei zweijährigen Titeln sogar Schuldscheine mit Kupons um 1,36 % am Markt unterbringt. Aufsehen erregend ist dabei das Tempo der Abnahme der Anleiherenditen bzw. des Kursanstiegs der Bonds. Warfen doch Verbindlichkeiten mit Laufzeit über eine Dekade hinweg im diesjährigen Jänner noch 2,58 % ab.
Zunehmende politische Brisanz
Vordergründig mag das Umfeld historisch niedriger Zinsen vorteilhaft erscheinen, wird der Staat doch dadurch in die Lage versetzt, zu günstigen Konditionen Staatsanleihen zu begeben. Doch die Geschwindigkeit der Flucht der Anleger in den festverzinslichen Sektor schafft unter Chinas Wirtschaftslenkern Unruhe. Resultiert aus dieser Entwicklung immerhin eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Konsumenten, die das Wirtschaftswachstum insgesamt bedrohe. Die Ökonomin Cheng wies in diesem Zusammenhang insbesondere auf eine (in Europa noch kaum vernommene) Jugendarbeitslosigkeit im Reich der Mitte hin, die unterdessen 14,9 % erreicht habe. Somit baue sich Potenzial eines sozialen Sprengstoffes auf. Die Korrespondentin zitierte am 6. September bereits unter anderem jüngste Aussagen des ehemaligen Chefs der chinesischen Zentralbank, Yi Gang, wonach sich die Entscheidungsträger in Peking auf die Ankurbelung der Binnennachfrage konzentrieren sollten. Die Bekämpfung des Deflationsdrucks mit einer extrem
lockeren Geldpolitik sei dabei der vorrangige Ansatz. Denn nach Worten Gangs bewege sich der Verbraucherpreisindex (VPI) der zweitgrößten Volkswirtschaft bis zum Jahresende Richtung Null-Linie. Nach Daten des chinesischen Nationalen Statistikamtes hielt sich die Teuerung bereits 2023 mit +0,2 % gerade noch über der Null-Linie.
Alte Maßstäbe nicht mehr heranzuziehen
Der Schweizer Finanzkanal Moneycab brachte Ende August zum Thema eine Lageeinschätzung des Bondstrategen der Vermögensverwaltung Abrdn (2017 aus der Fusion von Standard Life und Aberdeen Asset Management entstanden), Edmund Goh. Dieser umriss die heikle wirtschaftliche Situation, in der sich China derzeit befindet, dramatisch: „Die Vermögenspreise sinken, die Wirtschaft schwächelt. Dabei stellen die niedrigen Anleiherenditen eine Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems dar.“ Die Verkettung der Gegebenheiten im gegenwärtigen Trend seien unverkennbar. Denn durch sinkende Renditen hätten Chinas Versicherungsunternehmen die Anlagegelder vorwiegend auf den Anleihemärkten geparkt. Druck durch die Kunden, Fix-Renditen zu garantieren, führten zu-dem zu einer Trendverstärkung. Laut Goh werde die asiatische Wirtschaftsmacht generell nicht mehr in der Lage sein, die hohen Wachstumsraten Jahrzehnte fortzusetzen. Denn selbst im Zuge eines fiskalischen Stimulus-Eingriffes, erwartet dieser nur noch eine Expansion von 2 bis 3 % p.a.
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Globale Konjunkturrisiken
Faktoren, die das weltweite Wirtschaftswachstum beeinträchtigen.
Michael Kordovsky. Die globale Entwicklung ist das Ergebnis des Zusammenspiels aller wirtschaftlichen Aggregate in allen Regionen der Welt, wobei wesentliche Konjunkturtrends in den USA, dem Euroraum und in China sowie dem gesamten asiatisch-pazifischen Raum am meisten ins Gewicht fallen. Die Weltwirtschaft soll laut aktuellen Prognosen des IWF in den Jahren 2024 und 2025 um 3,2 bzw. 3,3 % wachsen. Ein Wachstum der US-Wirtschaft von heuer 2,6 und nächstes Jahr 1,9 % (und lediglich von 0,9 bzw. 1,5 % im Euroraum) soll 5,4 % in 2024 bzw. 5,1 % in 2025 in den asiatischen Entwicklungs- und Schwellenländern gegenüberstehen. Es scheint aber alles in geordneten Bahnen zu laufen, gäbe es nicht individuelle konjunkturelle Schwachstellen.
Steigende Staatsausgaben beflügeln US-Wirtschaft
Ein zuletzt starker Einzelhandel und Servicesektor ließen jüngste Rezessionsängste in den USA wieder abklingen. Aber es bleiben strukturelle Faktoren, die zu denken geben. Die Staatsschuldenquote stieg in den Jahren 2019 bis 2023 von 107 auf 123 %. Mit den Zinsanstiegen 2022/23 steigen auch die Kosten der Refinanzierung ablaufender Staatsanleihen. Bereits von 2019 bis 2023 weitete sich das Haushaltsdefizit von 4,6 auf 6,3 % aus. Dass in einem derartigen Umfeld die Staatsausgaben eine treibende Kraft des BIP-Wachstums sind, stimmt bedenklich. Laut der zweiten BIP-Schätzung der US-Statistikbehörde Bureau of Economic Analysis lag im ersten und zweiten Quartal 2024 das BIP-Wachstum (im Vergleich zum Vorjahresquartal) bei jeweils 2,9 bzw. 3,1 %. Die Staatsausgaben stiegen dabei noch um jeweils 3,9 bzw. 3,7 %, während der Warenexport mit +3,6 % Stärke zeigt. Letzterer kann sich in einem eintrübenden globalen konjunkturellen Umfeld schnell verschlechtern. Bezüglich der Staatsausgaben wird der Kongress früher oder später zu einer Budgetkonsolidierung angehalten sein. Dass eine Rezession derzeit kein Tabu ist, zeigen folgende Einschätzungen: Die Analysten von J.P. Morgan Research beziffern die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA und global bis Ende 2024 mit 35 %.
Kaum Wachstum im Euroraum
In den ersten zwei Quartalen 2024 lag das BIP-Wachstum im Euroraum lediglich bei je 0,5 bzw. 0,6 %. Eine rückläufige Wirtschaftsleistung meldeten im zweiten Quartal die Länder Finnland, Lettland, Irland, Estland und Deutschland. Österreich verzeichnete ein Nullwachstum. Zwar zeigt sich der Dienstleistungssektor solide, doch der HCOB-Einkaufsmanager-Index Industrie Eurozone (von S&P Global) reflektiert ein anderes Bild: Die Auftragseingänge verzeichneten im August das höchste Minus seit Jahresbeginn. Bereits seit 26 Monaten steckt die Industrie in der Rezession. Eigentlich müsste das für starke Leitzinssenkungen sprechen, gäbe es laut Index-Daten nicht seit Juni einen Anstieg der Einkaufspreise und den Umstand, dass es den Industrieunternehmen im Euroraum gelungen ist, im August erstmals seit April 2023 ihre Verkaufspreise anzuheben. Bleiben aber die Leitzinsen der EZB zu lange auf zu hohem Niveau, erhöht dies die Rezessionsgefahr.
China bleibt unberechenbar
Die wirtschaftlichen Aktivitäten in China sind etwas schwächer als ursprünglich angenommen. Der Dienstleistungssektor wächst auf Sparflamme, zumal sich dessen Unternehmen in einer Preis-Kosten-Schere befinden. Die verarbeitende Wirtschaft steht kritischer da, zumindest laut offizieller Statistik des National Bureau of Statistics of China.
Der NBS Manufacturing fiel (im August) im Kontraktionsbereich (unter 50) von 49,4 auf 49,1 Punkte weiter zurück. Die Markterwartungen von 49,5 Punkten wurden dabei verfehlt. Der aus einer Befragung von rund 650 Privatfirmen und Staatsunternehmen resultierende „Caixin China General Manufacturing PMI“ drehte im August vom Kontraktionsbereich wieder leicht ins Plus. Was dabei vorsichtig stimmt, ist der Umstand, dass erstmals in acht Monaten die Exporte rückläufig waren. Staatsprogramme unterschiedlicher Art werden zwar immer wieder medial thematisiert. Doch der große konjunkturelle Schub bleibt weiter aus, während vom chinesischen Immobilienmarkt noch immer gewisse Risiken ausgehen.
In punkto China kommen noch geopolitische Risikofaktoren in Bezug auf den Konflikt mit Taiwan ins Spiel. Diese Gemengelage macht China unberechenbar, während eine mögliche neue Pandemie, klimawandelbedingte Naturkatastrophen und weitere geopolitische Krisenherde (Ukraine, Kosovo, Nahost) weltweit betrachtet schwer einschätzbare konjunkturelle Risikofaktoren darstellen.
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Rüstung, Raumfahrt und Cybersecurity
Derzeit krisenfeste Segmente mit teils noch günstig bewerteten Aktien.
Michael Kordovsky. Ähnlich wie im Kalten Krieg fließen immer mehr staatliche Gelder in Rüstung und Raumfahrt. Eine Wachstumsbranche ist dabei auch die Cybersicherheit. Die Bereiche Landesverteidigung und Cybersicherheit sind miteinander verflochten, denn ein Teil zukünftiger Kriegsführung besteht auch in Cyberattacken. Darüber hinaus haben viele Rüstungsfirmen auch Standbeine in der Luft- und Raumfahrt. Nicht umsonst nennt man den Sektor „Aerospace & Defense“, dessen Aktien entsprechend performen.
Der 29 Werte enthaltende „MSCI World Aero and Defense Index“ liegt seit Ende 1994 (bis 30. August 2024) mit 11,62 % pro Jahr im Plus, verglichen mit 8,04 % p.a. im MSCI World. In den vergangenen drei Jahren waren es sogar 16,07 % p.a., verglichen mit 6,90 % p.a. im MSCI World. In dem Segment steckt also Momentum und das hat triftige Gründe, denn der seit 24. Feber 2022 tobende Ukraine-Krieg veranlasste die NATO-Länder ihr Verteidigungsbudget aufzustocken. 23 der 32 NATO-Staaten werden 2024 das Ziel von 2 % des BIP für Verteidigungsausgaben erreichen. Die NATO-Staaten geben insgesamt rund 1,35 Billionen Euro (davon fällt der Löwenanteil auf die USA) für Verteidigung aus, was einem Anstieg von 10,9 % entspricht. Laut Zion Market Research sollte der globale Aerospace&Defense-Markt von 2022 bis 2030 um 8,2 % p.a. auf umgerechnet 1.249,2 Milliarden Euro wachsen. Noch dynamischer wächst der Cybersicherheitsmarkt, und zwar laut Grand View Research von 2023 bis 2030 um 12,3 % p.a.
Wachstumsdynamik bei US-Rüstungskonzernen
Während die Rheinmetall-Aktie zwischenzeitlich mit +106 % auf Jahressicht bereits heiß gelaufen ist, sind diverse internationale Rüstungs-Blue-Chips noch einigermaßen bodenständig bewertet. Ein Klassiker der Rüstung, Luft- und Raumfahrt ist RTX. 90 % aller kommerziellen Weltraumflüge des US-Verteidigungsministeriums werden von Produkten des Unternehmens unterstützt. Das Produktspektrum reicht von der Raketenabwehr, Militärfahrzeugen, Raketen, Sensoren, Elektronik für die Raumfahrt bis hin zu Flugzeugtriebwerken und Flugzeugteilen. Laut Analystenkonsens von Zacks Investment Research sollte von 2024 auf 2025 der Gewinn/Aktie um knapp 18 % steigen und das für 2025 geschätzte KGV liegt per 4. September bei akzeptablen 18,8.
Starke Ertragsdynamik zeigt der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungskonzern Lockheed Martin. Bei 9 % Umsatzsteigerung im zweiten Quartal konnte der freie Cashflow um rund 95 % verbessert werden und aufgrund eines erfreulichen Geschäftsverlaufs hat das Management den Umsatz- und Gewinn-Ausblick für das Gesamtjahr 2024 nach oben revidiert. Ein wichtiges Produkt des Unternehmens ist das Mehrzweckkampfflugzeug F-35, das sich einer starken Nachfrage erfreut. Laut Zacks lagen in den vergangenen vier Quartalen die veröffentlichten Gewinne/Aktie permanent über den Analystenprognosen und ein für 2025 erwartetes KGV von 19,9 ist akzeptabel.
Mit einem für 2025 geschätzten KGV von 18 etwas günstiger ist General Dynamics, die neben Panzer, Schiffen und U-Booten auch Geschäftsflugzeuge (Gulfstream Aerospace) herstellt. Im zweiten Quartal konnte das Unternehmen bei 18 % Umsatzanstieg den Gewinn/Aktie um 20,7 % steigern.
Eisenbahninfrastruktur auf dem Mond
Über ein besonders interessantes Raumfahrtprojekt verfügt Northrop Grumman, bekannt für Drohnen, den Tarnkappenbomber B-2 sowie das Kampfflugzeug F-14. Northrop Grumman soll für die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) das Konzept für ein Eisenbahnnetz auf dem Mond erstellen, denn bis zum Jahr 2035 soll eine Mondinfrastruktur entstehen, die Energieversorgung, Transport und Kommunikation gewährleistet. Mit einem KGV von 18,9 hat die Aktie noch Luft nach oben.
Aufgeteilt auf die Standbeine Luft/Raumfahrt, Rüstung und Digitale ID/Cybersicherheit ist Thales, deren Auftragseingänge im ersten Halbjahr 2024 um 26 % auf 10,77 Milliarden Euro stiegen. Bei 8,9 % Umsatzanstieg konnte der Nettogewinn um 57 % auf 1,02 Milliarden Euro gesteigert werden. 2023 hat Thales das Cybersicherheitsunternehmen Imperva übernommen. Damit erweitert Thales sein Cybersicherheitsportfolio und ermöglicht eine Kombination von Lösungen zum Schutz von Anwendungen, Daten und Identitäten im gesamten digitalen Ökosystem der Kunden. Diese Übernahme sollte bis 2027 bei einem organischen Umsatzwachstum von 6 bis 7 % eine deutliche Rentabilitätsverbesserung ermöglichen. Laut Analystenkonsens unter finanzen.net sollte der Gewinn/Aktie von 2024 bis 2028 um 10,2 % p.a. wachsen und das für 2026 geschätzte KGV liegt auf Basis eines Aktienkurses von 146 Euro bei günstigen 13,7.
Auswertungen großer Datenmengen und Spezialsoftware für Geheimdienste und Regierungen bietet indessen Palantir Technologies, deren Lösungen Menschenhandel, Terror und Betrug bekämpfen. Aufgrund der besonderen Ausrichtung ist wegen „Seltenheitswert“ durchaus eine höhere Bewertung gerechtfertigt.
Die erwähnten Einzeltitel sind Investmentmöglichkeiten. Doch kompakt in 28 Titel des Bereichs Landesverteidigung inklusive Cybersecurity können Anleger über den „VanEck Defense UCITs ETF“ investieren, der per 4. September auf Jahressicht rund 43 % im Plus liegt.
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Krise bei den Autoherstellern
Die Nachfrage im Luxussegment bleibt aber teils beachtlich stark.
Roman Steinbauer. Die Lage in der Autoindustrie spitzt sich zu. Sahen Analysten im Frühjahr bei Herstellern aus dem EU-Raum nur eine holprige Transformationsphase zu E-Modellen, spricht das Management von VW unterdessen vom „Wegbruch“ der Kundennachfrage zu ganzen Modellreihen. Die Aktionäre deutscher Kfz-Produzenten hatten seither Kurseinbrüche bis zu mehr als 40 % hinzunehmen. Dass (abgesehen von Hyundai Motor) die Aktien weiterer Produzenten wie Toyota Motor, Nissan, Mazda Motor oder Ford ebenso Federn ließen, mag kein Trost sein. Ein Aufwind ist derzeit bloß bei chinesischen Mitbewerbern wie Geely zu registrieren, deren Papiere binnen vier Wochen um 14 % anzogen.
Krisenmodus erfasst Hersteller in rascher Abfolge
Zur Diskussion um Werksschließungen bei VW gedeihen bereits Spekulationen einer Einbringung durch das Land Niedersachsen (hält 20 % der VW-Stammaktien) oder gar der Bundesregierung in Berlin. Stellantis wiederum schob als Muttergesellschaft der Volumenmarken Chrysler, Fiat, Peugeot, Opel und Citroen kürzlich den Bau eines geplanten Werks in Illinois auf, weshalb die US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) aufgrund von Verletzung zu vereinbarten Tarifverträgen zu klagen droht. BMW sieht sich indes mit einem Entscheid der US-Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) konfrontiert, 721.000 Fahrzeuge (Kurzschlussgefahr durch eine Steckverbindung an der Wasserpumpe, Anm.) zurückzurufen. Des Weiteren schockte der US-Autoriese Ford die Märkte mit einem Verlust von 1,14 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal, wobei nur noch Modelle mit Verbrennungsmotoren schwarze Zahlen schrieben. Beeinträchtigungen im Zollstreit mit China sind indes im Euro-Raum noch kaum abzuschätzen.
Verschärfung der Lage
Die Daten des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) für August rütteln auf: So sanken die Inland-Pkw-Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um 28 %, jene deutscher Hersteller um 23 %. In hohem Tempo nehmen Konsumenten dabei von reinen E(BEV)-Autos Abstand. Im Vormonat wurden mit 40.600 Stück um 60 % (!) weniger als 2023 abgesetzt. Noch stabil zeigen sich die Exportzahlen des Nachbarn, die heuer mit 2,116 Millionen Einheiten um 2 % im Plus liegen.
Die Europäische Automobile Manufacturers Association (ACEA) zeichnete für Juli für den EU-Raum (durch die niedrige Vergleichsbasis im Vorjahr) noch ein günstigeres Bild. Mit 6,5 Millionen Einheiten wurde eine Steigerung um 3,9 % erzielt. Spanien führte das Feld mit +5,6 % vor Italien (+5,2 %), Deutschland (+4,3 %) und Frankreich (+2,2 %) an. „Deftiger“ sind die ersten Zahlen für Frankreich im abgelaufenen Monat: Die Neuanmeldungen kollabierten um satte 24,3 %. Der Branchenausblick des deutschen Ifo-Instituts lässt kurzfristig keine Erholung erwarten. Im August brach dieser um 6,2 auf -24,7 Punkte ein. Dass im Zuge dieser Entwicklung die Autohersteller die österreichischen Zulieferer noch stärker unter Preisdruck setzen werden, liegt auf der Hand.
Luxussegment als Alternativanlage?
Spektakulär verlief seit dem Börsengang im Herbst 2020 hingegen die Kursnotiz von Ferrari. Anteilscheine für den Hersteller aus Maranello (Modena) kletterten, ausgehend von 148 Euro, seitdem um das knapp Dreifache auf 436 Euro. Das Ergebnis je Aktie zog seither von 3,73 Euro auf 6,91 Euro (2023) mit, die Umsatzerlöse schnellten von 3,46 auf 5,97 Milliarden Euro. Die Zunahme der Mitarbeiter (4.988 zu Ende 2023) lag mit +9 % hingegen in einem „normalen Verhältnis“. Das Rückschlagpotential ist unterdessen hoch. Auf Basis der Gewinnprognosen 2024 zeigt der Titel ein KGV von 55.
Völlig konträr kamen hingegen die Aktionäre der britischen Nobelsportwagen-Marke Aston Martin unter die Räder. Nach dem Börsengang im Jahr 2019 bei umgerechnet 40 Euro per Aktie liegt der Kurs der (auch an der Stuttgarter Börse notierten) Wertpapiere gerade noch bei 1,75 Euro. Die Briten mit Firmensitz Gaydon (südwestlich von Birmingham) haben attraktive Sportwagen anzubieten, eine Profitabilität lässt aber bereits seit 2017 auf sich warten. Von einem Konsortium um Investor Lawrence Stroll kontrolliert, zogen die Verkäufe vom Beginn dieses Jahrzehnts von 3.394 auf 7.000 Einheiten und die Erlöse von umgerechnet 710 Millionen Euro auf 1,89 Milliarden Euro in 2023 an. Die Quartalsergebnisse blieben mit einem Cashflow von -71 Millionen Euro in Q1 und -12,1 Millionen Euro in Q2 aber weiterhin negativ. Der Aktienkurs hob sich seit 8. August immerhin wieder um 10 %.
Eine Diskrepanz zum starken operativen Geschäftsverlauf ist bei den Vorzugsaktien der Porsche festzustellen. Trotz einer am oberen Erwartungsende erreichten Umsatzrendite in Q2 von 17 % verfolgen die Anteilseigner eine laufend abdriftende Börsennotiz, die im August mit 38 Euro einen weiteren Tiefstand markierte. Die Eckdaten sind unterdessen reizvoll. Auf Basis der erwarteten Gewinne 2024 ergibt sich ein niedriges KGV von 2,66 und eine Dividenden-Rendite von 6,27 %.
Abgesehen vom Umstand, dass derzeit wohl nur antizyklisch agierende Investoren bei Auto-Aktien zugreifen, haben Anleger nur passiv die Möglichkeit am Erfolg weiterer Luxusmarken zu profitieren. Maserati fungiert in der Stellantis-Gruppe, Lamborghini und Bentley sind unter dem Dach von Audi bzw. VW, während Rolls Royce Auto von BMW gesteuert wird.
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Ab in den Hohen Norden
Klimafreundlich und anlegerfreundlich präsentieren sich die nordischen Börsen.
Christian Sec. Der Trend zur Investition in den Norden ist nicht nur auf das noch halbwegs erträgliche Klima zurückzuführen. Immerhin hat der OMX Copenhagen, der Leitindex der dänischen Börse, in den vergangenen fünf Jahren eine Gesamtperformance von fast +74 % erzielt. Auch der schwedische Leitindex mit +63 % (ohne Währungsbereinigung) performte in diesem Zeitraum deutlich besser als der ATX und der Dax.
Ein Grund, warum die nordischen Börsen die wirtschaftliche Schwäche in Europa besser bewältigten als viele andere europäische Börsen, liegt in der globalen Ausrichtung der skandinavischen Unternehmen, erklärt Johannes Rogy, Nordea-Vertriebschef für die CEE-Länder. Diese globale Ausrichtung führt dazu, dass Analysten ihren Fokus auf die Exportmärkte in Nordamerika und Asien legen. Ein weiteres Merkmal der nordischen Börsen ist ihre hohe Liquidität, so Kevin Legind-German von SEB International Asset Management gegenüber dem Börsen-Kurier, was auf die Reife des Aktienmarktes zurückzuführen ist. Ein wichtiger Unterschied betrifft auch die flacheren Hierarchien und dezentralen Strukturen in den skandinavischen Unternehmen, betont Legind-German. Besonders in innovationsgetriebenen Branchen bringt dies Vorteile, wie Studien zeigen.
Zykliker in Helsinki und Stockholm
Die vier Börsen (Stockholm, Helsinki, Kopenhagen, Oslo) weisen unterschiedliche Schwerpunkte auf. So sind die Handelsplätze in Stockholm und Helsinki stark von zyklischen Werten, wie der Industrie, geprägt, erläutert Legind-German. In Stockholm dominiert der Industriesektor, der 42 % des Leitindex OMX Stockholm 30 ausmacht, während er beim OMX Helsinki 28 % beträgt. Zu den Schwergewichten in Stockholm zählen Industriekonzerne wie Atlas Copco und Ericsson. Atlas Copco, ein Unternehmen, das Kompressoren und Vakuumpumpen für die Bauwirtschaft herstellt, verzeichnete einen Kursanstieg von 28 % in den letzten zwölf Monaten, wobei Asien der größte Absatzmarkt ist. In Helsinki sind Unternehmen wie der Aufzughersteller Kone und das unverwüstliche Nokia tonangebend. Der ehemalige Weltmarktführer bei Mobiltelefonen hat sich neu erfunden und ist nun ein bedeutender Anbieter von 5G-Netzinfrastrukturen für Telekommunikationsunternehmen, weltweit.
Pharmazie in Dänemark
An der Börse in Kopenhagen ist der Gesundheitssektor mit rund 37 % der stärkste Sektor, was sich gerade während der Covid-Krise im Jahr 2020 als vorteilhaft erwies und dazu führte, dass die Kopenhagener Börse in einem Jahr, in dem viele europäische Märkte wie der ATX negativ abschnitten, um fast 34 % zulegen konnte. Der mit Abstand größte Einzelwert in der dänischen Hauptstadt ist der Pharmariese Novo Nordisk, ein weltweit führender Insulinhersteller, dem das 2021 eingeführte Antidiabetikum Semaglutid ein hohes Umsatzwachstum bescherte. Der Umsatz des Unternehmens stieg 2023 im Vergleich zu 2021 um 65 %, die Forschungsausgaben im gleichen Zeitraum gar um 81 %. Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht und trug maßgeblich zur Überperformance des Index bei. Ein weiterer bedeutender Titel im dänischen Index ist Møller-Maersk, die größte Container-Reederei der Welt.
An der Börse in Oslo beherrscht der Energiesektor naturgemäß mit über einem Drittel der Marktkapitalisierung den norwegischen Leitindex. Der Erdgaskonzern Equinor ist der größte Einzelwert, wobei 67 % der Anteile vom norwegischen Staat gehalten werden. Anleger müssen das Risiko des hohen Rohstoff-Exposures an dieser Börse einkalkulieren. Mit einer Performance von rund 20 % in den letzten fünf Jahren liegt die Osloer Börse knapp vor dem OMX Helsinki mit +16 %.
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Der nächste Sargnagel für „grüne“ Investments
EU-Aufsichtsbehörde ESMA: Wo „grün“ draufsteht, soll auch „grün“ drinnen sein.
Andreas Dolezal. Mitte August hat die europäische Markt- und Wertpapieraufsicht ESMA ihre Leitlinien zu Fondsnamen, die ESG- oder nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden, in allen Amtssprachen der EU veröffentlicht. Damit steht fest, dass die Bestimmungen am 21. November 2024 in Kraft treten. Die ESMA schließt damit eine regulatorische Lücke.
Regulatorischer Alleingang der ESMA
Die EU-Offenlegungs-Verordnung SFDR legt fest, wann sich ein Finanzprodukt nachhaltig nennen darf („hellgrün“ = Artikel 8, „dunkelgrün“ = Artikel 9), vergisst aber, dafür Schwellenwerte festzulegen. Das führt zur skurrilen Situation, dass in Artikel-9-Finanzprodukten manchmal nur 1 % nachhaltige Investitionen enthalten sind. Diese Lücke schließt die ESMA mit ihren Leitlinien.
Experten fragen sich jedoch, ob es überhaupt in den Kompetenzbereich einer Aufsichtsbehörde fällt, solche Regeln festzulegen. Deren Aufgabe ist es eigentlich, geltende Regeln zu beaufsichtigen – und nicht, nach eigenem Gutdünken, ohne parlamentarische Kontrolle, eigenmächtig Regeln zu erlassen.
Bemerkenswert ist, dass es sich um einen Alleingang der EU-Markt- und Wertpapieraufsicht handelt, und nicht um gemeinsame Leitlinien der drei Aufsichtsbehörden EBA (Banken), EIOPA (Versicherungen) und ESMA. So gelten die neuen Regeln nur für Investmentfonds, nicht aber für Bank- und Versicherungsprodukte.
Wo „grün“ draufsteht, soll „grün“ drinnen sein
Die ESMA betrachtet eine lange Liste an „grünen“ Schlüsselbegriffen für Fondsnamen als relevant:
• Transformationsbezogene Begriffe wie „transformierend“, „Transformations-“, aber auch „Fortschritt“, „Entwicklung“, „Netto-Null“ usw.
• Umweltbezogene Begriffe wie „grün“, „ökologisch“, „Klima“, „ESG“ usw.
• Sozialbezogene Begriffe wie „sozial“, „Gleichstellung“ usw.
• Governance-bezogene Begriffe wie „Unternehmensführung“, „Governance“ usw.
• Auswirkungsbezogene Begriffe wie „wirkungsvoll“, „Impact“ usw.
• Nachhaltigkeitsbezogene Begriffe wie „nachhaltig“, „Nachhaltigkeit“ usw.
Fonds mit solchen Begriffen in Namen müssen mindestens zu 80 % im Einklang mit diesen nachhaltigen Aspekten investieren. Werden in einem Fondsnamen mehrere relevante Begriffe kombiniert, gelten die jeweiligen Bestimmungen kumulativ. Dann wird es also doppelt und dreifach kompliziert.
Folgt eine Welle an Namensänderungen?
Neue Fonds müssen die Leitlinien ab 21. November 2024 anwenden. Fonds, die vor diesen Stichtag aufgelegt wurden, erst ab 21. Mai 2025. Das heißt, dass sich Fondsgesellschaften überlegen müssen, ob und welche „grüne“ Fonds sie eventuell umbenennen. Denn der bürokratische Aufwand, um relevante Begriffe in Fondsnamen zu rechtfertigen, ist erheblich und mit aufsichtsrechtlichen Risiken behaftet.
Eingriff ins Asset Management
Dazu kommt, dass die Bestimmungen einen massiven Eingriff ins Fondsmanagement darstellen. Stets zu mindestens 80 % „grün“ investiert zu sein – unabhängig von der Marktphase -, schränkt den Handlungsspielraum von Asset Managern erheblich ein. Die Auswahl an geeigneten Investments ist nach wie vor eingeschränkt, die Datenlage weiterhin mangelhaft, und Cash gilt nicht als nachhaltiges Investment.
Bärendienst an nachhaltigen Finanzprodukten
Schon die missglückte Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen vergällt vielen Anlegern die Lust am nachhaltigen Investieren. Viele „grüne“ Fonds haben sich in den vergangenen zwei, drei Jahren nicht als Performancebringer herausgestellt. Und nun legt eine Aufsichtsbehörde Investmentfonds auch noch praxisferne Fesseln an. Das Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten wird weiter schrumpfen.
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Turbulente Zeiten am japanischen Aktienmarkt
Ein Marktkommentar der Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking.
(30.08.) Der Boom bei japanischen Aktien war im ersten Halbjahr 2024 ein Topthema an den Finanzmärkten. Anfang August dieses Jahres ist Japans Aktienmarkt allerdings auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt, schreiben die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking im jüngsten Marktkommentar. Zwischen dem Höchststand von rund 42.000 Punkten Mitte Juli und dem Absturz am 5. August (31.500 Punkte) klafft ein Minus von rund 25 Prozent. Ausgelöst wurde der „Schwarze Montag“ durch die Zinserhöhung der japanischen Zentralbank, die ein Ende einer Phase von Kreditkosten nahe Null markierte. Der Index hat in den letzten 3 Wochen jedoch bereits einen Großteil des verlorenen Bodens wieder wettgemacht und lag Mitte dieser Woche rund 10% unter seinem Allzeithoch.
Ein Rückblick auf die 1980er und 1990er Jahre
Japan erlebte in den 1980er Jahren ein Wirtschaftswunder, das durch riesige Fortschritte in Produktionsprozessen angetrieben wurde. Der Export in westliche Industrieländer boomte, während der Technologietransfer von US-amerikanischen Unternehmen zu japanischen Firmen den Prozess noch beschleunigte. Auch die verbesserte Effizienz und Modernisierung des japanischen Bankensektors trug zu einem enormen Wachstum bei. Um 1990 trat im Land aber das ein, was als die verlorenen Jahrzehnte bezeichnet wird. Die Konjunktur verlangsamte sich im krassen Gegensatz zum Boom der 1980er Jahre. Ein wichtiger Auslöser waren steigende Zinsen, die eine Blase platzen ließen, die sich zuvor aufgrund von äußerst großzügigen Kreditvergaben der Banken entwickelt hatte. Das Vertrauen in die japanische Wirtschaft war im In- und Ausland erschüttert. Die Börse brauchte bis zum Jahr 2024, um wieder das Niveau vom Ende der 1980er Jahre zu erreichen.
Fundamentale Gründe
Für den starken Anstieg der Aktienkurse in diesem Jahr gibt es eine Reihe an fundamentalen Gründen. Zunächst fielen eine Reihe von Unternehmensergebnissen überraschend gut aus und die Gewinnprognosen konnten nach oben korrigiert werden. Auch die Schwäche des japanischen Yen – Stichwort niedrige Zinsen – unterstützte die Nachfrage nach Aktien. Außerdem entwickelten japanische Unternehmen im Laufe der Zeit eine bessere Corporate Governance, die sich nach und nach den Standards in den USA und Europa annähert. Nach Reformen, die auf Vorschläge der Tokioter Börse zurückgingen, werden nunmehr die Interessen der Aktionäre besser berücksichtigt, was deren Vertrauen fördert.
Wird der japanische Aktienmarkt weiter steigen?
Die laufenden Corporate-Governance-Reformen sind natürlich keine Garantie für weitere Kurssteigerungen. Viel wird von den vorherrschenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie der Inflation und den Zinsen abhängen. Japan leidet wie auch viele westliche Industrieländer unter einer überalterten Bevölkerung und einem Arbeitskräftemangel. Das führt zu einem Aufwärtsdruck auf die Löhne, während die Unternehmen diese gestiegenen Kosten über die Preise für ihre Produkte weitergeben. Geopolitische Entwicklungen kommen Japan hingegen zugute. So haben zuletzt zum Beispiel im Zuge von Spannungen im asiatisch-pazifischen Raum globale Halbleiterproduzenten vermehrt in Japan investiert.
Diversifikation
Ein Hauptgrund, warum sich ausländische Anleger für eine Investition in Japan entscheiden, ist die Diversifizierung. Als Anlageklasse weisen japanische Aktien andere Eigenschaften auf als US-amerikanische oder europäische. Die Aktien könnten sich anders entwickeln als ihre Pendants auf der ganzen Welt. Dies bietet den Anlegern eine sogenannte Diversifikation. Die Auswahl einzelner Aktien birgt aber ein erhebliches Risiko und erfordert Expertenwissen. Die meisten Anleger sind besser bedient, wenn sie einen Fonds kaufen, der ein Engagement in der Anlageklasse bietet. Die Steiermärkische Sparkasse ist mit ihren eigenen Fonds zu rund 1 bis 5 Prozent am japanischen Aktienmarkt engagiert.
Die Forderungen des IVA
Anlegerschützer mit Vorschlägen für den heimischen Kapitalmarkt.
Tibor Pásztory. Am 29. September finden Nationalratswahlen statt. Die Regierungskonstellationen, die sich danach ergeben werden, scheinen noch nie so offen wie heute. Es ist anzunehmen, dass sich die Verhandlungen zur Regierungsbildung einige Zeit hinziehen werden, und Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Von den zur Wahl stehenden Parteien glänzen einige Parteien durch Desinteresse, wenn nicht feindseliger Grundhaltung gegenüber dem Kapitalmarkt. Andere wiederum tun zumindest so, als seien sie interessiert.
Ohne direkten Zusammenhang mit den kommenden Wahlen, jedoch vom Zeitpunkt her gut getroffen, wiederholt der Interessenverband der Anleger (IVA) seine Vorschläge für eine Belebung des heimischen Kapitalmarktes anlässlich einer Pressekonferenz von IVA-Vorstand Florian Beckermann. Gründe für eine Belebung gibt es genug, hat doch die Inflation der letzten Jahre einiges an Vermögen – gerade von kleinen Sparern – vernichtet. Auch wird die private Vorsorge angesichts der eigentlich sattsam bekannten Pensionsproblematik vom Staat zu wenig gewürdigt.
Behaltefrist statt Kontomodell
Ganz vorne im Katalog, der höflicherweise als „Vorschläge“ und nicht wie üblich als „Forderungen“ tituliert wird, stehen steuerrechtliche Aspekte: In erster Linie wird hier das wirklich nicht neue Thema einer Kapitalertragssteuerreform wiederholt. Im Gegensatz zu Finanzminister Magnus Brunner hält Beckermann allerdings wenig von einem – wie er meint, komplizierten – Kontomodell, sondern plädiert für eine simpel gestaltete Behaltefrist.
Die Forderung (hier handelt es sich tatsächlich um eine solche), dass „Übergewinn“-Steuern abzuschaffen seien, gehört sowieso zur DNA des IVA, ebenso ein Nein zu Vermögenssteuern.
Entbürokratisierung
Breiten Raum wird im IVA-Vorschlagskatalog der Entbürokratisierung gewidmet. Erwähnt werden unter anderem eine Reduktion der Nebenkosten beim Erwerb von Eigenheimen sowie eine Abschaffung der Eintragungsgebühr von Eigentum (derzeit 1,1 %), Pfandrechten (1,2 %) und generell von Vertragserrichtungsgebühren.
Zweite und dritte Säule
Nachgedacht wird beim IVA auch über eine Reform der steuerbegünstigten Zukunftsvorsorge. Hintergrund ist hier die allzu kostenintensive Kapitalgarantie. Dem IVA zufolge sollte es auch eine Variante ohne Kapitalgarantie geben. Ein hoher inländischer Aktienanteil sollte forciert werden.
Die betriebliche Mitarbeitervorsorge sollte von 1,53 auf 2 bis 3 % erhöht werden und die Auszahlung als Zusatzpension nach Pensionsantritt gestaltet werden. Dazu sollten die Mitarbeitervorsorgekassen zusammengelegt werden, um Verwaltungskosten zu sparen.
Schlussendlich wird ein Gewinnfreibetrag für Investitionen in Beteiligungen an börsennotierten Infrastrukturunternehmen mit einer öffentlichen Körperschaft als Kernaktionär angeregt. Auf gut Deutsch werden hier die ÖBAG-Beteiligungen sowie EVN, Burgenland Holding und Flughafen Wien angesprochen.
Es bleibt abzuwarten, wie sehr sich – und ob überhaupt – die künftige Bundesregierung mit diesen Themen auseinandersetzen wird. Als gelernter Österreicher kann man auch einen Weg in die Gegenrichtung nicht ganz ausschließen.
Foto: Wiener Börse
Oberbank-Chef liest Politikern die Leviten
Die Österreicher sparen und sorgen wieder vermehrt vor.
Rudolf Preyer. „Wir haben hierzulande keine Wirtschaftspartei und wir sind ein Hochsteuerland.“ Dass in seinem Fall nicht mehr mit Altersmilde zu rechnen ist, unterstrich CEO Franz Gasselsberger (Foto) zuletzt in der Pressenkonferenz der Oberbank eindrücklich.
Weitere Stationen seiner Tour de Force: „Wir haben keine Arbeitsmarkt-, keine Kapitalmarkt-, keine Pensions-, keine Verwaltungsreform bekommen.“ Und: „Die Menschen erhalten keine Hilfe für den langfristigen Vermögensaufbau. Sie glauben auch nicht mehr an die Garantie staatlicher Pensionen.“ Daher boomen das Sparen und die private Vorsorge, so der Bankchef, dessen Fazit lautet: „Ich bin mit der politischen Situation und dem Reformstau alles andere als zufrieden. Es herrscht überall Stillstand, wohin das Auge reicht.“
Erstmals setzen lassen – der Blick auf die Halbjahresergebnisse der Oberbank überzeugt auch von Gasselsbergers Managementfähigkeiten.
Historisches operatives Ergebnis
Vorneweg: Die Oberbank weist das beste operative Ergebnis in der Geschichte des Instituts auf. Unterm Strich blieb jedoch ein leichter Rückgang des Periodenüberschusses nach Steuern, dieser verringerte sich um 12,3 % auf 201,4 Millionen Euro. Verantwortlich dafür sei die Beteiligung an der Voestalpine gewesen, an der die Bank rund 8 % hält. Nach einem Sondereffekt in der Vorjahresperiode entspreche das aktuelle Beteiligungsergebnis wieder dem „langjährigen Durchschnitt“.
Die Sparquote in Österreich liege bei hohen 9 %, dementsprechend verzeichnete die Bank seit Jahresbeginn ein Plus von 3,2 % bei den privaten Spareinlagen auf 39,1 Milliarden Euro. Bei Versicherungsprodukten und Fondssparplänen sei gar ein Plus von 10 % erzielt worden. Bei den Privatkrediten kam es allerdings zu einem Einbruch um 8,3 % auf 3,66 Milliarden Euro. Das Firmenkreditvolumen stieg um 5,8 % auf 16,9 Milliarden Euro, das Zinsergebnis legte um 17,1 % auf 329,4 Millionen Euro zu. Der Gesamtbestand an Leasingforderungen erhöhte sich um 9 % auf 2,8 Milliarden Euro. Das Kreditrisiko habe sich – nach dem Corona-bedingten Stillstand im Insolvenzgeschehen – „normalisiert“ so Gasselsberger. Auch wenn die Firmeninsolvenzen über dem Vor-Corona-Niveau liegen, blieben doch die Privatinsolvenzen unter diesem Wert. Wohnbaufinanzierungen haben bei der Oberbank im ersten Halbjahr sogar um 17 % zugelegt, was durchaus „kein Strohfeuer“ sei, so der CEO. Auch das internationale Kreditgeschäft – Deutschland +8 %, Ungarn +7 %, Tschechien +4 – laufe „gut“. Die gesamten Risikovorsorgen seien um 9,3 % auf 402 Millionen Euro gesunken. Das Eigenkapital habe sich um 6,8 % auf 3,96 Milliarden Euro erhöht, damit sei die Kernkapitalquote von 17,2 auf 18,3 % gestiegen.
Expansionsstrategie fruchtet
Wachstumspläne hat die Bank, die 175 Filialen in Österreich, Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Ungarn betreibt, weiterhin in Deutschland. Gasselsberger: „Die Oberbank verträgt in Deutschland locker einen zweistelligen Filialzuwachs.“ Den Schwerpunkt hat die Bank mit derzeit rund 50 Filialen bei den nördlichen Nachbarn vor allem im Firmenkundengeschäft, das Wachstum in diesem Segment bezifferte der CEO mit 8 %. Vom in Deutschland „überaus kostspieligen Privatkundengeschäft“ möchte man dort weiter absehen.
Und schließlich: „Man muss auch die positiven Dinge betonen.“ Gasselsberger versprühte in der Pressekonferenz auch Optimismus: Der Inflationsrückgang und erwartbare Zinssenkungen seien „Vorboten für eine Stimmungsaufhellung in Österreich“. Die gegenwärtige Lage sei folglich „besser als die Stimmung“.
Zuletzt schrieb Gasselsberger der Politik ins Stammbuch: „Es wären klare Signale notwendig, wie der Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig gestärkt werden kann. Ich sehe aber zurzeit niemanden, der so etwas sagen könnte.“
Foto: Peter Rigaud
KI trifft auf Tradition
KI wird sowohl Beratung als auch Produktgestaltung in der Vorsorge verändern.
Christian Sec. Der österreichische Versicherungsvertrieb ist trotz aller technologischer Revolutionen ein klassischer Vermittlermarkt geblieben. Der Prämienanteil digitaler Abschlüsse im Versicherungsgeschäft lag 2022 bei gerade einmal 0,5 %. Im Vergleich dazu liegt dieser Anteil in Großbritannien bei rund 30 %. Auch mittelfristig wird der „Digitale Abschluss“ in Österreich nicht über ein Marktvolumen von 5 % steigen, prognostiziert Arno Schuchter, ehemaliger Vorstandsdirektor der Generali, während eines Symposiums.
Daher wird es künftig darum gehen, neue Technologien wie die Künstliche Intelligenz (KI) in den Prozess der klassischen Beratung zu integrieren. „Die Frage wird sein, wie gut es gelingt, eine Veränderungsbereitschaft in einer Organisation zu erzeugen“, erklärt der Change-Manager Kurt Mayer gegenüber dem Börsen-Kurier. Eine Studie von Roland Berger wagt einen Blick in die nahe Zukunft und zeigt dabei auf, wie die vertriebliche Realität im Jahr 2028 aussehen wird.
KI in Kundengesprächen
Einfache Beratungsgespräche, wie Fragen über Abrechnungen, werden dann rund um die Uhr über einen Chat-Bot bzw. virtuellen Assistenten ablaufen. Bei manchen Versicherern in Deutschland läuft mittlerweile die KI schon bei Kundengesprächen mit, sodass diese bereits während des Kundengesprächs dem Berater Hinweise darüber geben kann, welche anderen Produkte dem Kunden vorgeschlagen werden können – und zwar in Abhängigkeit davon, welche Antworten der Kunde gibt.
Beim Beratungsprozess wird die KI bei der Vorbereitung von Kundenterminen, aber auch bei der Nachbereitung (z. B. für die Erstellung eines neuen Angebotes) eingesetzt werden, erläutert Claudia Fell von Roland Berger.
„Es geht darum, die Berater mittels Datenanalyse in der Beratung bestmöglich zu unterstützen und eine großartige Beratungserfahrung zu bieten“, so Wolfgang Gerlach, Vorstand für Operations, Data und IT bei der Uniqa, auf Börsen-Kurier-Anfrage. In einem Pilotprojekt entwickelte die Uniqa einen KI-Chatbot, der per Knopfdruck Auskunft darüber gibt, ob eine gewisse Kundensituation gedeckt ist, welche Rahmenbedingungen gelten oder ob ein zusätzlicher Versicherungsbaustein benötigt wird.
99 % aller Organisationen, die KI-basierte virtuelle Agenten nutzen, erfahren eine verbesserte Kundenzufriedenheit, erklärte auch Aldo de Rubertis von IBM-Senior Consultant auf einer Veranstaltung.
Individuellere Modelle
Mittelfristig hat mit dem Aufkommen der KI das One-Size-Fits-All-Produkt ausgedient, sind sich Experten einig. Noch basiert z. B. die Lebensversicherung auf statistischen Durchschnittswerten bzw. auf Risikogruppierung. Nun werden jedoch schon „Pay as you live“-Modelle auch für die Gesundheitsversicherung heiß diskutiert. Die Nutzung von Wearables in Kombination mit KI erlaubt die systematische Analyse von Aktivitäten und gesundheitsbezogener Daten einzelner Personen in Echtzeit und damit die Berücksichtigung von Echtzeitdaten in der Tarifgestaltung.
Zu Ende gedacht, wäre das Ergebnis in letzter Konsequenz ein dynamisches Preismodell: mit kontinuierlicher Prämienanpassung. Dieser Anreize würde den Versicherten motivieren und gute Risiken belohnen sowie das versicherungstechnische Risiko, schlechte Risiken einzukaufen, ausschalten. Die Frage ist, ob der Kunde die dafür nötigen Daten der Versicherung zur Verfügung stellen würde. Hier ist wohl die Vorsicht in Kontinentaleuropa größer als global. Eine Studie von Remark zeigt, dass zwei Drittel der befragten Konsumenten weltweit dem Teilen von Wearables-Daten nicht ablehnend gegenüberstehen, vor allem dann, wenn eine günstigere Prämie als Lohn lockt.
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Die transformative Rolle der Tokenisierung in der Vermögensverwaltung
Die Blockchain verändert die Vermögensverwaltung und hat den Branche der Branche von Papier zu digitalen Vermögenswerten zufolge. Zu den Vorteilen zählen Geschwindigkeit, niedrigere Kosten und optimierte Betriebsaufzeichnungen.
In der Finanzwelt ist ein bedeutender Wandel im Gange. Tokenisierung und Blockchain verändern die Vermögensverwaltung und haben in nur wenigen Jahrzehnten den Umstieg von Papier zu digitalen Vermögenswerten bewirkt. Schroders Expertin Marita Mcginley, Head of Digital Asset Strategy, und Stephanie Magnus, Principal bei Baker McKenzie Wong & Low erläutern die relavanten Aspekte.
Liquidität: So funktionieren die Mechanismen neuer Fonds, die in Private Markets investieren
Da sich immer mehr Privatanleger für eine Allokation an den Private Markets entscheiden, beleuchten wir heute die Liquiditätsmechanismen neuer Fondsstrukturen.
Private Markets sind von Natur aus weniger liquide als öffentliche Märkte und die Bindung von Geldern über einen längeren Zeitraum ist für viele Privatanleger ungewohnt.
Zudem sind Aufsichtsbehörden weltweit besorgt über die potenziellen Risiken, die mit Privatanlagen in Zeiten von Marktstress verbunden sind. Private Vermögensverwalter suchen jedoch nach Möglichkeiten, diese Liquiditätsherausforderung zu bewältigen, wie beispielsweise durch die Umstellung von Fonds mit fester Laufzeit auf flexiblere Fonds mit unbegrenzter Laufzeit, die Einführung offener halbliquider Fonds sowie durch neue regulierte Strukturen.
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Dieser Inhalt richtet sich an professionelle Anleger.
Harris oder Trump? – Die Börsen im Bann von Wahlen
Anleger sollten sich auf verstärkte Volatilität einstellen, meint die Steiermärkische Sparkasse Private Banking.
Red. Die Börsen-Turbulenzen der letzten Zeit haben viele Anleger überrascht, sind aber angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen nicht ganz unlogisch. Für die nächsten Wochen sollte man sich auf eine verstärkte Volatilität einstellen, da die schwache globale Wirtschaftsentwicklung, die weitere Perspektive bei den Leitzinsen sowie das Superwahljahr 2024 – insbesondere die US-Wahlen – einiges an Unsicherheiten in die Finanzmärkte bringen, wie die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking im jüngsten Marktkommentar schreiben.
Wahlergebnisse erfolgreich vorherzusagen, ist schwierig. In den letzten zehn Jahren haben Meinungsforscher und politische Analysten einige bemerkenswerte Prognosefehler gemacht. Bestes Beispiel ist die US-Präsidentschaftswahl 2016, bei der Schätzungen die Wahrscheinlichkeit eines Sieges von Hillary Clinton auf 71 bis 99 % bezifferten. Die Wahl gewann aber Donald Trump. Ein klarer Vorsprung und ein wiederkehrender Amtsinhaber verringern in der Regel die Unsicherheit und die Volatilität an den Finanzmärkten – beides fehlt derzeit.
Welche Wirtschaftsagenda verfolgt Kamala Harris?
Nach dem Rückzug des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden konzentriert sich nun alles auf die derzeitige Vizepräsidentin Kamala Harris, die im November 2024 in der Wahl zum US-Präsidenten als demokratische Kandidatin gegen den Republikaner Trump antritt. Die ersten guten Umfrageergebnisse für Harris sprechen für die Entscheidung der Demokraten, „mitten im Rennen die Pferde zu wechseln“. Während Trump seine geplante Wirtschaftspolitik bereits recht deutlich kommuniziert hat, ist allerdings über die wirtschaftliche Agenda der neuen Kandidatin bislang nur wenig bekannt.
Arbeitnehmer, Klima und Frauen
Die Einwanderungsproblematik und das Abtreibungsrecht waren bisher ihre Themen, als Wirtschaftspolitikerin hat sich die 59-jährige bislang nicht profiliert. Ihre Laufbahn kann aber Hinweise auf ihre mögliche Agenda geben. Es wird erwartet, dass sie die Wirtschaftspolitik von Biden im Großen und Ganzen weiter fortsetzen und eigene Akzente hinzufügen wird. Harris gilt wie Biden als arbeitnehmerfreundlich, setzt sich für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung sowie für die gleiche und faire Bezahlung von Frauen ein. Sie hat sich oft als Unterstützerin der Mittelschicht und der unteren Einkommensschichten hervorgetan. Dazu passt, dass sie die unter der Präsidentschaft von Trump eingeführten Steuererleichterungen als „Geschenk für Reiche“ kritisierte und sich für eine Erhöhung der Unternehmenssteuern auf 35 % aussprach, was sogar über dem Vorschlag von Biden mit 28 % liegt. Zudem wollte sie die Erbschaftssteuer für Reiche anheben. Es ist daher denkbar, dass sie eine höhere Besteuerung von Unternehmen und Reichen und im Gegenzug Erleichterungen für schwächere Einkommensklassen in die Wege leiten wird. Harris unterstützt den von Biden auf den Weg gebrachten Inflation Reduction Act, ein de facto Subventionspaket für die Industrie, um erneuerbare Energien zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen. Es ist davon auszugehen, dass sie dieses Programm weiterführen oder sogar erweitern wird.
Harte Haltung gegenüber China
Belastungen für die Märkte ergeben sich aus der weiterhin angespannten Lage des US-Haushalts und den schwierigen Handelsbeziehungen zu China. Bei beiden Themen sind von Harris kaum große Veränderungen zu erwarten. Möglicherweise wird die Vorgehensweise gegenüber China etwas gemäßigter und die Gefahr einer weiteren Zuspitzung des Handelskonflikts geringer. Am protektionistischen Kurs der US-Wirtschaftspolitik wird sich allerdings auch unter Harris wenig ändern. Bereits Biden hat an vielen, von seinem Vorgänger eingeführten Zöllen – auch gegenüber anderen Ländern außer China – festgehalten oder sogar weitere Handelshemmnisse für bestimmte Branchen angeordnet. Harris dürfte diesen Weg fortsetzen – im Gegensatz zu Trump, der 10 % Zölle auf alle importierten Waren verhängen möchte, was aber die Kosten für die täglichen Ausgaben in die Höhe treiben und damit untere Einkommensschichten stärker belasten würde.
US-Haushalt und Zinspolitik
Trumps Wirtschaftspolitik dürfte günstige Auswirkungen auf die Öl- und Waffenindustrie, Gesundheits- und Finanzunternehmen sowie mittelgroße Unternehmen, die von der „Back to America“-Politik und Steuersenkungen profitieren würden, haben. Technologiewerte, erneuerbare Energien und Elektromobilität könnten Vorteile durch eine Wahl von Harris generieren.
Die Auswirkungen von Wahlen auf die Finanzmärkte sind grundsätzlich launisch. Zuletzt zeigte sich bereits ein sprunghafter Anstieg des Volatilitätsindex VIX, der als Maß für die Unsicherheit herangezogen werden kann. Insgesamt dürfte die Verunsicherung an den Märkten zunehmen, bis die Wahlen entschieden sind. Auch andere geopolitische Konflikte, die Zinspolitik sowie die abgeschwächte globale Konjunktur könnten weiter für unruhige Marktphasen sorgen.
Kursstürze nach der Richtungsentscheidung
Mittel- und langfristig sehen Experten die in den USA erfolgte Zulassung von Ethereum-ETFs jedoch positiv.
Patrick Baldia. In der Zwischenzeit hat sich der Kurs zwar wieder etwas erholt, aber der Sturz, den die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum Anfang August erlebte, hatte es in sich. Am 5. August setzte es ein Minus von 20 % gegenüber dem US-Dollar. Bekanntlich sind an besagtem „schwarzen Montag“ auch der Bitcoin und andere digitale Währungen sowie im Übrigen auch die globalen Aktienmärkte unter Druck geraten. Allerdings weniger stark als Ether.
Bernhard Wenger, Head of Northern Europe bei 21Shares, führt den Ether-Kurssturz unter anderem auf die Korrelation zu Tech-Aktien, die am besagten „schwarzen Montag“ besonders litten, zurück. „Die Korrektur ist aber auch auf andere Faktoren zurückzuführen, wie makroökonomische Daten aus Japan und den USA sowie geopolitische Spannungen zwischen Israel und dem Iran“, erklärt er im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Nachsatz: „Daher haben viele Investoren Risiko aus ihren Portfolios genommen oder auch einfach Gewinne realisiert.“
Für Lukas Enzersdorfer-Konrad, Deputy CEO bei Bitpanda, bestätigt der Kurssturz, dass „Krypto erwachsen geworden ist bzw. in der Mitte des etablierten Finanzsystems angekommen ist“. „Die zunehmende Korrelation des Kryptomarktes mit dem Aktienmarkt und makroökonomischen Faktoren ist eine Folge der stärkeren
institutionellen Beteiligung und wachsenden Marktkapitalisierung“, meint er gegenüber dem Börsen-Kurier. Krypto-ETFs wie der neue Ethereum-ETF würden diese Entwicklung fördern, indem sie Kryptowährungen weiter in die traditionellen Finanzmärkte integrieren und die Reaktion auf globale wirtschaftliche Trends verstärken.
Zunehmendes institutionelles Interesse
Stichwort institutionelle Beteiligung: Experten gehen davon aus, dass die Genehmigung von Ethereum-ETFs verstärkt institutionelles Kapital anziehen wird, wie das auch seit der Zulassung von Bitcoin-ETFs zu Jahresbeginn zu beobachten war. Das würde die Volatilität weiter verringern und den Preis von Ethereum stützen. Enzersdorfer-Konrad glaubt, dass nach der „Richtungsentscheidung für die gesamte Branche“ noch viele „spannende Entscheidungen und Entwicklungen“ folgen könnten. „Das Interesse institutioneller und privater Investoren an der Anlageklasse Krypto wird weiter steigen – auch jenseits von Bitcoin und Ethereum.“ Während der Bitcoin als Wertspeicher bzw. digitales Gold betrachtet wird, hat Ethereum einen anderen Investment-Case. Enzersdorfer-Konrad spricht von „vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und einer anderen Positionierung“. Wenger sieht die Kryptowährung als „dezentrale Plattform, die Smart Contracts ausführt und als digitaler App-Store für Anwendungen dient, die ohne zentrale Kontrolle laufen“. „Man investiert in eine ganze Infrastruktur von Geschäftsmodellen“, hält er fest. In Europa ist es aufgrund der UCITS-Richtlinie jedenfalls nicht möglich, einen Ethereum-ETF zu lancieren. Dasselbe gilt auch für Bitcoin-ETFs. Allerdings haben Anleger, die nicht direkt in eine Kryptowährung investieren möchten, die Möglichkeit, auf einschlägige ETPs (Exchange Traded Products) zu setzen. Dazu gehören passiv gemanagte börsengehandelte Wertpapiere wie ETFs, ETCs (für „Exchange Traded Commodities“, Anm.) und ETNs (Exchange Traded Notes). Experten raten allerdings von einem ausschließlichen Fokus auf Kryptowährungen ab. In einem traditionellen Anlage-Portfolio sei ein Anteil von rund 5 % sinnvoll.
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AI goes MAD: Künstliche Intelligenz begeht Inzucht
Je mehr KI mit KI-erzeugten Daten trainiert wird, desto seltsamer sind die Ergebnisse.
Andreas Dolezal. Large Language Models (LLM) wie ChatGPT schlugen bei ihrer Präsentation vor gut zwei Jahren ein wie eine Bombe. Die Begeisterung über die zuvor noch nie gesehenen Fähigkeiten, verbunden mit der Fantasie zukünftiger Einsatzmöglichkeiten, war riesengroß. Künstliche Intelligenz werde die Welt verändern, waren (und sind) sich Experten einig.
Mittlerweile ist der Hype abgeebbt. Zwar halten KI-Systeme mehr und mehr Einzug in alltägliche Anwendungen, doch Kritik und Skepsis nehmen zu. Künstliche Intelligenz unterstützt Ärzte beim Auswerten medizinischer Daten, Asset Manager durchforsten mit KI Unternehmensberichte (beide Berufsgruppen treffen aber letztendlich menschliche Entscheidungen), um nur zwei sinnvolle Beispiele zu nennen. Fraglich ist andererseits, wie viele (vor-)wissenschaftliche Arbeiten und Hausaufgaben noch dem menschlichen Gehirn entstammen.
KI ist ein Datenstaubsauger
Für ihr Training und ihre Antworten benötigt Künstliche Intelligenz riesige Mengen an qualitativ hochwertigen menschengemachten Daten, die sie sich aus dem Internet holt (und dabei auch Urheberrechte verletzt). Derzeit sind die meisten dieser Daten noch menschlichen Ursprungs und verfügen – dank den enormen Fähigkeiten unseres Gehirns – über unübertroffene Einzigartigkeit. Mit der vermehrten Nutzung von KI steigt jedoch auch die Anzahl der KI-generierten Texte, Bilder und Videos im Internet. Und je mehr KI mit KI-generierten Daten trainiert, desto seltsamer werden die Antworten und Ergebnisse.
KI wird verrückt
Wie das US-Magazin Futurism schreibt, passieren seltsame Dinge, wenn man Künstliche Intelligenz mit Daten füttert, die von KI-Systemen erzeugt wurden. In Experimenten von Datenforschern dauerte es nur fünf Durchgänge, bis die KI „verrückt“ wurde. Sowohl Bild- als auch Sprachmodule lieferten groteske Ergebnisse, wenn sie mit ihren eigenen Erzeugnissen gefüttert werden. US-Forscher haben für diese Art der Dateninzucht den Begriff „Model Autophagy Disorder“, kurz „MAD“, geprägt. Ein weiterer Effekt ist, dass bestimmte Charakteristika und Vorurteile weiter verstärkt werden.
KI verzehrt sich selbst
Die Studie „Self-Consuming Generative Models Go MAD“ betrachtet was passiert, wenn beliebte Bildgeneratoren wie Midjourney oder DALL-E immer wieder mit eigenen Daten gefüttert werden. Es kommt zu einer autophagen – also selbstverzehrenden bzw. selbstverstümmelnden – Feedbackschleife. Das Fazit: Erhalten die Modelle nicht genügend echte (menschengemachte) Daten, entstehen mit jedem Durchlauf zunehmend schlechtere Ergebnisse.
Entweder nimmt die Bildqualität ab oder es entsteht nur mehr Einheitsbrei. Bilder von Menschen sind meistens mit einem Lächeln versehen, der Himmel strahlend blau und Büros saubere, strahlend weiße Orte. Damit kennt die Künstliche Intelligenz nur lächelnde Menschen, blaue Himmel und saubere Büros – besonders, wenn sie immer wieder mit den eigenen Daten gefüttert wird. Ausgebeutete Fabrikarbeiter und Müllhalden werden kaum noch generiert.
KI steht zunehmend in der Kritik
Kunstschaffende und Autoren kritisieren beispielsweise, dass ihre Bilder und Texte im Internet als Basis für KI-Erzeugnisse dienen. Dazu kommt der enorme und weiterwachsende Energie- und Wasserbedarf der für den Betrieb von KI-Systemen erforderlichen Rechenzentren. Eine Suchmaschinenanfrage, die mithilfe von KI beantwortet wird, benötigt etwa zehnmal so viel Energie wie eine herkömmliche Antwort. Selber denken spart Energie. Ganz zu schweigen vom KI-Einsatz in der Kriegsführung (der übrigens im EU-AI Act ausgespart wird).
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Insolvenz: Aktionäre dürften leer ausgehen
Die heimische Biotech-Firma hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt.
Patrick Baldia. Auch wenn es bekannt war, dass die Marinomed Finanzierungsbedarf hat und bis auf Weiteres keine schwarzen Zahlen schreiben wird, so kam die Nachricht vom vergangenen Dienstagabend, dass das Unternehmen ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, wohl für viele Aktionäre überraschend. Erst im Juni bei der HV erklärte CEO Andreas Grassauer, dass man zwar eine negative Eigenkapitalquote habe, dafür aber eine positive Fortbestehungsprognose. Damit habe man Kapitalgeber wie die Europäische Investitionsbank (EIB), die den Zinsendienst der Biotech-Firma gestundet hat, überzeugen können.
„Die benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft konnten kurzfristig nicht aufgebracht werden und eine Zahlungsunfähigkeit droht. Weiters konnten Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2024 bisher nicht wie angenommen realisiert werden“, begründete die Marinomed nun den Antrag auf die Einleitung eines Sanierungsverfahrens. Konkret wären die Umsätze aus dem Verkauf der Carragelose-Produkte gesunken, und auch der Abschluss weiterer Partnerschaften für die Marinosolv-Produkte habe sich verzögert. Mit dem Sanierungsverfahren soll das Unternehmen nun nachhaltig finanziell stabilisiert werden.
Laut Marinomed belaufen sich die Verbindlichkeiten und Rückstellungen per 31.07.2024 zu Buchwerten auf insgesamt rund 25 Millionen Euro. Im Liquidationsfall und einer Abwicklung im Konkurs sei von Passiva von rund 31 Millionen Euro auszugehen. In diesem Fall rechnet die Creditreform mit einer Quote von 13 %. „Das Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine Sanierungsquote von 20 %, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Inwieweit diese Quote angemessen und erfüllbar ist, wird von dem zu bestellenden Insolvenzverwalter noch geprüft werden“, so Peter Stromberger vom KSV 1870. Von der Insolvenz betroffen wären jedenfalls 48 Mitarbeiter.
Geschäftsmodell nicht risikofrei
„Man darf nicht vergessen, dass das Geschäftsmodell der Marinomed nicht risikofrei war“, sagt IVA-Präsident Florian Beckermann im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Über den „klassischen Nischenwert mir geringer Marktkapitalisierung“. Es sei äußerst zeitaufwändig und mit hohen Kosten verbunden, die Arzneimittel und Medizinprodukte aus dem Bereich Virologie und Immunologie auf den Markt zu bringen. Laut dem Anlegerschützer können die Aktionäre nach dem aktuellen Stand nicht davon ausgehen, dass sie zumindest einen Teil des von ihnen investierten Kapitals wiedersehen werden. „Bekanntlich sind Eigenkapitalgeber im Insolvenzfall schlechter gestellt als die Fremdkapitalgeber.“
Was passiert mit den Aktien der Marinomed? Nachdem der Handel mit den Papieren der Gesellschaft am vorvergangenen Mittwoch bis 14:05 Uhr ausgesetzt war, informierte die Wiener Börse zu Mittag per Aussendung, dass mit Wirkung vom Donnerstag, den 15. August 2024, die Aktien der Korneuburger Biotech-Firma aus dem Prime Marktet in das Marktsegment Standard Market Continuous verschoben werden würden. Wie geht es weiter? „Der Handel wird bald einschlafen und die Wiener Börse die Notiz beenden“, meint Beckermann.
Gegründet wurde die Marinomed 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Der Börsengang erfolgte 2019.
Auf Basis des aus der Rotalge gewonnenen Wirkstoffs Carragelose wurde ein Portfolio von Produkten zur Behandlung viraler Atemwegsinfektionen entwickelt. Im Vorjahr wuchs die Produktpalette im Bereich Immunologie um ein allergenblockierendes Nasenspray und ein allergenblockierendes Nasenspray und feuchtigkeitsspendende Augentropfen. Weiters soll die aktive Pipeline mehrere Produktkandidaten in der Spätphase der Entwicklung umfassen.
Warum Wandelanleihen in den Fokus rücken
Chancen mit Aktien kombiniert mit einem Verlustpuffer: Die Eigenschaften sind wieder gefragt.
Raja Korinek. Die Volatilität hat auf den globalen Märkten jüngst wieder schlagartig zugenommen. Die US-Wirtschaftsdaten deuten auf eine Verlangsamung. Geopolitisch verschlimmert sich die Lage in der Ukraine sowie im Nahen Osten. Für Jan Viebig, CIO bei ODDO BHF, steht fest: „Typischerweise nimmt die Volatilität unmittelbar vor und zu Beginn einer militärischen Auseinandersetzung zu. Es sind vermehrt Kursausschläge nach unten, als auch nach oben zu beobachten, womit das Risiko an den Finanzmärkten steigt.“
Doch ganz sollte man sich von den Aktienmärkten nicht abwenden. „Sehr langfristig steigen Aktienkurse.“ Eine Möglichkeit, weiterhin auf einen Aufschwung zu setzen – mit einem Puffer nach unten – bieten Wandelanleihen.
Solche Papiere sind mit einem fixen Kupon ausgestattet, der geringer als bei „normalen“ Anleihen ist. Dafür sind sie zusätzlich mit einer Kaufoption ausgestattet. Sie berechtigt Anleger, das Papier während der Laufzeit in Aktien des Emittenten – zu einem fixen Wandlungskurs – zu wandeln. Je weiter der Aktienkurs darübersteigt, desto wertvoller wird die Kaufoption, somit die Wandelanleihe. Lösen Anleger dann nämlich die Kaufoption ein, kommen sie günstiger an die Aktie heran als mit einem Direktkauf. Hinzu kommt folgender Aspekt: Korrigieren die Aktienmärkte kräftig, verliert auch die Kaufoption an Wert. Im schlimmsten Fall kassieren Anleger den Kupon und können die Wandelanleihe bis Fälligkeit behalten.
Einzig, die wachsende Korrekturgefahr ist nicht das einzige Argument. Arnaud Brillois, Leiter des Global Convertibles-Teams bei Lazard AM, meint, die Aussichten auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft erhöhten die Chancen auf eine Zinssenkung im zweiten Halbjahr. Grundsätzlich profitieren Anleihen von solch einem Schritt. Dann sind bestehende Papiere besser verzinst als jene, die erst nach der Senkung begeben werden, und gewinnen an Wert.
Aufholpotenzial nicht unterschätzen
Zudem würden Wandelanleihen Brillois zufolge meist von mittelgroßen Emittenten aus dem Wachstumssegment emittiert werden. Für sie ist es eine interessante Finanzierungsmöglichkeit, da die Kuponzahlungen verhältnismäßig niedriger sind als bei normalen Anleihen und andererseits, weil Wandelanleihen oft kein Rating haben, wodurch Emissionen rascher und günstiger erfolgen. „Dennoch haben sich angesichts eines global hohen Zinsniveaus die Aktien dieser Unternehmen schlechter entwickelt als der breite Markt“, so der Lazard-Experte. Viele kleinere Wachstumsfirmen benötigen eine Menge Fremdkapital für ihre Wachstumspläne. Dieses wird im Lichte sinkender Zinsen wieder leistbarer. Brillois räumt entsprechenden Aktien – somit den Wandelanleihen – in solch einem Umfeld reichlich Potenzial ein.
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Marktturbulenzen – Folgen für Anleger
Obwohl die Märkte aufgrund der jüngsten US-Wirtschaftsdaten ins Trudeln geraten zu sein scheinen, ist es nach Ansicht von Stephen Dover vom Franklin Templeton Institute zu früh, um daraus auf eine Rezession in den USA zu schließen
(06.08.) Das ganze Jahr über haben wir davor gewarnt, dass die Bewertungen am US-Aktienmarkt überzogen sind und wenig Spielraum für Enttäuschungen lassen. Unser ständiges Jahresendziel für den S&P 500 Index lag bei 5.250, also nur geringfügig über dem Wert, mit dem der Index gestern eröffnete. Wir bleiben vorsichtig. Auf der Grundlage historischer Analysen von Phasen wirtschaftlicher Verlangsamung sind wir der Ansicht, dass sich Wachstumswerte besser entwickeln werden als Substanzwerte und dass Qualität ebenfalls gerechtfertigt ist. Wir sind besorgt über Gewinnenttäuschungen – vor allem bei Aktien mit geringerer Kapitalisierung.
Allerdings berücksichtigen wir auch, dass Positionierung, Momentum und quantitativer Handel entscheidend sein können, wenn es zu Marktverwerfungen kommt. Obwohl die implizite Aktienvolatilität in die Höhe geschossen ist (der VIX stieg am 5. August auf 65 – den höchsten Stand seit vier Jahren), sind die Marktbewegungen möglicherweise noch nicht abgeschlossen. Es werden sich letztendlich Gelegenheit bieten, aber wir glauben, dass es für alle außer den langfristigsten Anlegern zu früh ist, um nach Werten zu suchen.
Die Märkte außerhalb der USA wurden besonders hart getroffen, und der japanische Nikkei verlor an seinem zweitschlechtesten Handelstag in der Geschichte über 12 %. Dies erinnert uns daran, dass es nahezu unmöglich ist, das Aktienrisiko während größerer Korrekturen oder Bärenmärkte nach Regionen (oder nach Sektoren oder Stilrichtungen) zu diversifizieren. Unserer Meinung nach ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, um einzugreifen.
Rezessionsrisiko nimmt zu
Das Risiko einer Rezession in den USA nimmt eindeutig zu, was sich in den starken Schwankungen der Marktpreise widerspiegelt. Steigende Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, ein schwacher Beschäftigungsbericht für Juli und Anzeichen für einen möglichen Rückgang des verarbeitenden Gewerbes haben das Bild verändert.
Andere Indikatoren sind jedoch weniger besorgniserregend, darunter die jüngste Umfrage des Institute for Supply Management für das nicht-verarbeitende Gewerbe, der Bericht über das US-Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal und vereinzelte Hinweise aus dem Einzelhandel.
Unserer Ansicht nach ist es noch zu früh, um den Schluss zu ziehen, dass die USA auf eine Rezession zusteuern. Doch selbst eine stärkere Verlangsamung kann zu Gewinnenttäuschungen führen, auf die ein überbewerteter Aktienmarkt nicht vorbereitet war.
Die Fed wird die Zinssätze im September und danach sicherlich senken. Die Markterwartungen für die September-Sitzung liegen derzeit bei einer Senkung um 50 Basispunkte, und eine Senkung zwischen den Sitzungen (“Notfall”) ist nicht auszuschließen. Die Anleger werden die Sitzungen der Fed im August in Jackson Hole, Wyoming, aufmerksam verfolgen, um Hinweise auf ihre Politik zu erhalten.
In der Vergangenheit haben die Aktienmärkte in dem Jahr, in dem die Fed mit Zinssenkungen beginnt, positive Renditen erzielt. Dies gilt unabhängig davon, ob die Wirtschaft in eine Rezession eingetaucht ist oder eine solche vermieden hat. Die durchschnittliche Rendite ein Jahr nach der ersten Zinssenkung liegt in Rezessionszeiten bei 4,98 % gegenüber 16,66 % in Nicht-Rezessionszeiten. In Rezessionszeiten nach der ersten Zinssenkung waren die Rückschläge größer, wobei der durchschnittliche maximale Rückschlag 20 % betrug gegenüber 5 % in Nicht-Rezessionszeiten.
Weltweit gibt es keine „weißen Ritter“ für den Fall, dass eine Rezession eintritt. China hat wenig Neigung gezeigt, die Art von Stimulierung zu wiederholen, die es vor 15 Jahren während der globalen Finanzkrise angeboten hat. Europa und Japan sind ebenfalls nicht willens oder in der Lage, die Weltwirtschaft mit einer “Lokomotive” zu unterstützen. Die Wahlen in den USA schließen schnelle finanzpolitische Maßnahmen aus.
Die Märkte könnten daher angesichts dieser globalen Beschränkungen langsamer auf gute Nachrichten reagieren, wenn die Fed die Zinsen senkt, wenn sie denn kommt.
Trotzen Small Caps dem Markt?
Aktien von kleinkapitalisierten US-Firmen zogen bis Ende Juli überproportional an.
Roman Steinbauer. Ob in Tokio, New York oder an führenden Handelsplätzen Europas: Die Kursschwankungen und auch die Rückgänge an den Weltbörsen nahmen jüngst eklatant zu. Der Volatilitätsindex VIX sprang binnen zweier Wochen von 12 auf teils mehr als 18. Und noch ist für Investoren und Anleger nicht auszumachen, ob bloß eine Korrektur stattfindet oder bereits ein negativer Wendepunkt an den Märkten eingeleitet wurde.
„Abverkauf“ bei Tech-Aktien
Abseits der Schlagzeilen um bisher favorisierte, gewichtige Aktien sticht Beobachtern indes eine unterschiedliche und interessante Charakteristik der Chart-Verläufe der Index-Kategorien ins Auge. Jene Aktienkorb-Register, in denen während der vergangenen Quartale vorrangig gesuchte, schwer gewichtete Tech-Unternehmen beinhaltet sind, büßten kürzlich Tagesabschläge von mehr als 3 % ein. Indizes, in denen kleinere Gesellschaften zusammengefasst sind (Small Caps), verhielten sich hingegen weit stabiler.
Abzulesen war diese Entwicklung bereits seit Anfang Juli an der Stärke des Russell-2.000-Index. Diese Signalwirkung lässt einen Trendwechsel zu geringer kapitalisierten Werten vermuten. So legte der Russell, indem die nach Marktwert 2.000 kleineren der 3.000 bedeutendsten US-Unternehmen gelistet sind, im Vormonat von 2.050 um knapp 8 % auf 2.210 Punkte zu. Der S&P 500 (der Index der gewichtigsten 500 US-Titel) konnte hingegen gerade noch um 1,2 % auf 5.520 Punkte steigen.
Aktuell lässt sich diese Rotation allerdings nicht an deutschen Börsen beobachten. So büßte der 70 Titel umfassende SDax im genannten Zeitraum 1 % auf 14.300 Punkte ein, während der Dax 40 (trotz deutlicher Auf- und Abschläge) insgesamt auf der Stelle trat.
Überzeugung contra Abneigung
Der US-Sender CNBC thematisierte Ende Juli die entstandene Diskrepanz und den sich abzeichnenden Trendwechsel. In einem Interview gestand der Chefanalyst des Finanzforschungsinstitutes Fundstrat Global Advisors, Tom Lee, Small Caps für August noch ein kräftiges Aufwärtspotenzial um 15 % zu. Konträr war hingegen die Sichtweise des Kollegen Sameer Samana, er ist Senior Global Marktstratege des Finanzdienstleisters Wells Fargo. Er bremst einen vermuteten „Hype“ um eine bevorstehende Anlagerotation. Samana glaubt eher an ein Strohfeuer und argumentiert: „Hinter Small Caps stehen oft Gesellschaften alter Prägung wie Textil oder Fast Food. Warum sollten die plötzlich gekauft werden und das den KI-Hype aushebeln?“
Abgrenzung zu Mikro-Aktien
Keineswegs ist die resistente Entwicklung gering gewichteter Aktien im Juli mit „Microcap“-Papieren (das sind Mikro-Aktien, die oft unter 1 Euro oder US-Dollar notieren, Anm.) gleichzusetzen. Häufig werden mittels jener Aktien Kursschwankungen bei Unternehmen spekulativ ausgenützt, obwohl diese eine dünne Kapitalausstattung aufweisen.
Darüber hinaus trat eine Situation ein, die im Zuge der starken Aktienmärkte zu denken gibt. Nach Angaben von S&P Global Market Intelligence Data notierten am 25. Juli in Summe 448 an US-Börsen gelistete Aktien unter 1 USD. Noch vor einem Jahr war dies bei 108, vor zwei Jahren bei 67 Titel der Fall. Experten orten ein „explosives Wachstum an Penny Stocks“ – Forderungen strengerer Listing-Kriterien an die Securities and Exchange Commission (SEC) werden bereits lauter.
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Diskussionen befeuern den Uranmarkt
Internationale Aktien aus dem Atomenergiebereich im Vergleich.
Roman Steinbauer. Die Konzeption von Atomkraftwerken neuer Bauart ist im Laufen, der Bedarf an Uran wächst. Potente Persönlichkeiten wie Bill Gates oder Warren Buffett sind in der Implementierung neuer Technologien (wie berichtet, soll das Projekt Terra Power in Wyoming kleine Reaktoren in Modulform produzieren) involviert. Derartige Kraftwerke sollen örtlich flexibler aufzubauen und logistisch rascher zu installieren sein. Im Zuge der Wandlung zu einer Nutzung nicht-fossiler Energieträger gesellt sich dazu eine weitere Erkenntnis: Die globale Nachfrage an Stromkapazitäten durch den exponentiellen Anstieg des Energiehungers durch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) und deren Erfordernissen an immensen Rechenleistungen wurde weit unterschätzt.
Unter dem Titel „Weltenergie Investments 2024“ erstellte die Internationale Energie Agentur (IEA) im Juni den jüngsten „Flagship Report“. Demnach erhöhte sich die globale Stromnachfrage im Vorjahr um 2,2 %. Doch bereits ab heuer rechnen die Experten der Forschungs-, Entwicklungs- und Anwendungsplattform von Energietechnologien mit einem erheblichen Anstieg des Elektrizitätsbedarfs. Jährlich soll die Nachfrage bis inklusive 2026 um 3,4 % anziehen. Der Anteil der direkten Elektrizitätserzeugung zum gesamten Energieverbrauch werde den Prognosen nach von 20 % in 2023 bis zum Jahr 2030 auf 30 % zusteuern.
Temporäre Rücksetzer im Zuge der Hausse
Trotz hoher Kursschwankungen des Materialpreises glänzen indes die Perspektiven für Uranförderer. Neben der Reaktivierung stillgelegter Kernkraftwerke befinden sich derzeit 60 Reaktoren in Bau. An den Rohstoffmärkten kam seit Feber der Preis des Urandioxids U308 je 250 lb (113,4 kg) zwar von umgerechnet 97 auf 78 Euro zurück. Doch ging dem seit August 2021 zuvor ein dramatischer Anstieg um 250 % voraus.
Nicht nur Aktien des US-Atomkraftwerksbetreibers Entergy (die Titel stehen seit Jahreswechsel 20 % im Plus) sprangen zuletzt deutlich an. Fulminante Kursanstiege verzeichneten in jüngster Vergangenheit Papiere jener Unternehmen, die in der Exploration von Uranlagerstätten rasch vorankommen. So katapultierte sich die Notiz der kanadischen Bedford Metals (sitzt ebenso auf Claims mit Goldvorräten) an der Canadian Exchange von April 2023 bis zuletzt von 0,14 CAD (0,22 Euro) auf 2,13 CAD (3,20 Euro). Einen Blick wert sind aktuell die Valoren des zweitgrößten Uranförderes, Cameco, aus Saskatoon. Denn nach mehr als drei Jahren an Anstiegen, kam der Kurs seit Ende Mai an der Frankfurter Börse von 51 auf 38 Euro zurück.
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Bei Fresenius wirkt das neue Erfolgsrezept
Der Gesundheitskonzern richtet sich konsequent auf zwei Geschäftsfelder aus.
Stefan Riedel, München. Der Gesundheitskonzern Fresenius (ISIN: DE0005785604) hat mit seinen Quartalszahlen den in diesem Jahr eingeschlagenen Aufwärtstrend bestätigt. Und auch an der Börse spricht sich langsam herum, dass sich der Ende 2022 eingeleitete Umbruch inzwischen auf Umsatz und Profitabilität positiv auswirkt. In den vergangenen vier Monaten hat die Fresenius-Aktie um 20 % zugelegt.
Erfolgreich verschlankt
Unter dem neuen Konzernlenker Michael Sen konzentriert sich Fresenius auf zwei Geschäftsfelder, den Krankenhausbetreiber Helios und der Arzneihersteller Kabi. Das Produktsortiment von Kabi enthält Generika, injizierbare Arzneien und klinische Ernährung. Fresenius investiert dabei vor allem in Biosimilars zur Behandlung von Krebs- und Autoimmunerkrankungen, das heißt Nachahmerprodukte von auf Protein- und Antikörperbasis entwickelten Arzneien, deren Patentschutz abgelaufen ist. Zugleich wurde die eigenständig gelistete Dialysetochter Fresenius Medical Care, kurz FMC (DE0005785802), ausgegliedert und in eine AG umgewandelt.
Im zweiten Quartal 2024 kletterte der um währungs- und akquisitionsdingte Sondereffekte bereinigte Umsatz um 8 % auf 5,4 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) legte um 1 5% auf 660 Millionen Euro zu. In derselben Größenordnung ging es mit dem Konzerngewinn nach oben, der 457 Millionen Euro erreichte. Besser als erwartet entwickelt sich vor allem der vom Umsatz kleinere Geschäftsbereich Kabi. Hier ging es beim Ebit um 17 % auf 334 Millionen Euro nach oben. Für das Gesamtjahr erwartet Fresenius beim Ebit ein Ergebnis am oberen Ende der anvisierten Spanne von 6 bis 10 % und dazu ein Umsatzplus zwischen 4 und 7 %.
Fortschritte beim Schuldenabbau
Auch finanziell steht Fresenius immer besser da, weil Schuldenabbau und Kostensenkungen schneller als geplant realisiert werden. Der Free Cashflow erhöhte sich im zweiten Quartal weiter auf 660 Millionen Euro, der operative Cashflow verfünffachte sich gegenüber dem Vorjahr auf 709 Millionen Euro. Eine wichtige Rolle spielt das sehr profitable Krankenhausgeschäft der spanischen Helios-Tochter Quironsalud, die 2016 übernommen worden war. Fresenius ist damit auf dem richtigen Weg, um die zuletzt auf 13,5 Milliarden Euro gesunkene, mit einem Verschuldungsgrad von 3,43 gegenüber dem Ebitda aber immer noch hohe Nettoverschuldung, weiter herunterzufahren. Die für 2025 geplanten Einsparungen von 400 Millionen Euro sollen noch in diesem Jahre realisiert werden.
„Das Geschäftsjahr 2024 ist ein Wendepunkt für Fresenius“, ist Vorstandschef Sen überzeugt. Diesen Optimismus teilen die meisten Analysten. Von einer „strahlenden Zukunft“ schreibt Christian Ehmann von Warburg Research, der sein Kursziel von 41 auf 43 Euro angehoben hat. Richard Felton von Goldman Sachs spricht von „einem weiteren robusten Quartal“, hält aber an seinem Neutral-Rating mit Kursziel 30 Euro fest. Für 2025 rechnen die Konsensschätzungen mit mehr als 20 % Wachstum beim Gewinn je Aktie. Setzt sich der Aufwärtstrend in den nächsten Quartalen fort, ist die Aktie mit einem 2025er-KGV von 9 günstig bewertet.
Foto: Fresenius AG
Ist Bargeld wirklich die sicherste Anlageform?
Investoren mit Fokus auf regelmäßigen Erträgen sollten das Potential abseits von Cash erkennen
Der Anstieg der Zinssätze und der Rückgang der Inflation hat das Thema Cash wieder attraktiver gemacht. Mit Zinssätzen von 5 % in den USA und Großbritannien, und 4 % in Europa scheint Bargeld eine sichere Option für viele Anleger zu sein.
Für langfristige Anleger bietet Bargeld jedoch keine stabile Einkommensquelle. Die Zinssätze schwanken, was das Wiederanlagerisiko erhöht. Diversifikation ist entscheidend – eine zu hohe Konzentration auf Bargeld birgt langfristige Risiken. Anleihen und Aktien bieten höhere potenzielle Renditen sowie Schutz gegen Inflation und Zinsschwankungen. Eine ausgewogene Mischung maximiert Erträge und minimiert Risiken.
Ertragsorientierte Anleger sollten daher über Cash hinausblicken und das Potential anderer Anlageformen erkennen, wie Harry Goodacre von der Schroders Strategic Research Unit in diesem Artikel erläutert:
Drei Wachstums-Bereiche in einem breiter werdenden Markt
Ein Kommentar von Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group.
(23.07.) Nach einer starken Rallye in den ersten sechs Monaten des Jahres gehen Aktien mit kräftigem Rückenwind und noch besseren Aussichten in die zweite Jahreshälfte. Auch wenn das Risiko eines Rückschlags weiterhin besteht, untermauern die gesunden Verbraucherausgaben und die robusten Unternehmensgewinne die optimistische Sicht zur Jahresmitte 2024. „Wir erwarten ein solides Wirtschaftswachstum für den Rest dieses Jahres und bis 2025“, sagt Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group. „Dies dürfte zu steigendem Gewinnwachstum in allen Branchen und Sektoren führen, was wiederum eine breitere Marktrallye zur Folge haben dürfte, da Gewinnwachstum ein Haupttreiber von Renditen ist.“ Im breiter werdenden Markt sieht Braun vor allem in drei Bereichen starke Wachstumschancen:
1. KI-Chancen außerhalb des Tech-Sektors
Mit ihrem Potenzial, ganze Branchen und die Art und Weise, wie Menschen ihre Arbeit verrichten, zu verändern, biete künstliche Intelligenz (KI) überzeugende Investitionsmöglichkeiten. Dies habe zu einem Hype um die Aktien der Tech-Giganten geführt, die Pionierarbeit in Sachen KI leisten würden. „Natürlich ist es wichtig, möglichst frühzeitig die künftigen Gewinner in den Bereichen zu identifizieren, die unmittelbar von KI profitieren: Halbleiter, Infrastruktur, Anwendungen und die KI-Modelle selbst“, sagt Braun. „Die Chancen im KI-Bereich gehen jedoch weit über die Tech-Unternehmen hinaus.“
Die Notwendigkeit eines massiven Ausbaus von Rechenzentren treibe beispielsweise die Nachfrage nach Bau- und Ingenieurausrüstung von Unternehmen wie Caterpillar an. KI-Rechenzentren würden zudem große Mengen an Strom benötigen, weshalb ihr Ausbau die Nachfrage nach Energie ankurbeln dürfte. Da sich mehrere Tech-Giganten verpflichtet hätten, netto keine CO2-Emissionen mehr zu verursachen, könne die Nutzung von Atomstrom zunehmen, mit entsprechenden Auswirkungen auf Energieanbieter. Dazu passe, dass Microsoft im Juni 2023 einen Vertrag mit Constellation Energy abgeschlossen habe, um eines seiner Rechenzentren mit Atomstrom zu versorgen.
2. Vielfältige Anlagegelegenheiten außerhalb des US-Aktienmarktes
Darüber hinaus sieht Braun solide Anlagechancen außerhalb der US-Märkte: „Der Anstieg der Aktienkurse breitet sich aus und durchzieht die globalen Aktienmärkte“, sagt Braun. So hätten beispielsweise die sieben Unternehmen, die 2023 den MSCI EAFE Index angeführt hätten, seit Anfang 2022 um mehr als 40 Prozent zugelegt und damit ihre US-Konkurrenten abgehängt. Diese Unternehmen kämen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Zu ihnen gehören das Gesundheitsunternehmen Novo Nordisk, der Computerchip-Hersteller ASML, der Software-Titan SAP und der Bankenriese HSBC.
Für Anleger auf der Suche nach Unternehmen mit dominanten Marktpositionen und einer starken Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen lohne sich deshalb der Blick über den Tellerrand. Der niederländische Halbleiterausrüster ASML beispielsweise profitiere von der steigenden globalen Nachfrage nach Halbleitern für den Aufbau von Cloud- und KI-Infrastrukturen. Der Pharmariese AstraZeneca investiere aggressiv in Forschung und Entwicklung, was zu einer umfangreichen Pipeline von Therapien für Krebs und seltene Krankheiten in der Spätphase der Entwicklung geführt habe. Dem Luft- und Raumfahrthersteller Airbus und dem Triebwerkhersteller Safran wiederum dürfte die weltweit steigende Nachfrage nach Flugreisen zugutekommen.
3. Technologieführer gestalten die Dividendenlandschaft neu
Auch bei den Dividendentiteln weite sich das Feld, nicht zuletzt deshalb, weil auch unter den Tech-Giganten Dividendenzahlungen zunehmend an Bedeutung gewönnen. Als Beispiele nennt Braun hier Meta, Alphabet und Salesforce, die in der ersten Hälfte des Jahres 2024 Dividenden eingeführt hätten. Insgesamt seien 14,1 Prozent der gesamten Bardividenden, die 2023 von S&P 500-Unternehmen gezahlt worden seien, auf Tech-Unternehmen zurückgegangen. Damit habe der Tech-Sektor in US-Dollar unter allen Sektoren den zweitgrößten Beitrag geleistet.
„Obwohl die Dividendenrenditen vieler Technologieunternehmen bescheiden sind, sind die Dollarbeträge enorm“, sagt Braun. „In dem Maße, in dem sich die Aussichten auf Wirtschaftswachstum verbessern, steigen die Chancen für Ertragswachstum bei dividendenzahlenden Unternehmen. Für dividendenorientierte Strategien erhöhen sich dadurch die Chancen, Erträge zu erwirtschaften und stärker am Aufwärtstrend an den Märkten teilzuhaben.“
Für Anleger auf der Suche nach laufenden Erträgen kämen aus Sicht Brauns unter anderem Unternehmen aus den Branchen Technologie, Luft- und Raumfahrt sowie Energie in Frage, welche zuletzt Dividenden eingeführt bzw. erhöht hätten. Dazu gehörten Halbleiterhersteller wie Broadcom oder Texas Instruments sowie General Electric, das Flugzeugtriebwerke herstelle und warte. Auch das Energieunternehmen Canadian Natural Resources habe seine Dividende trotz der schwankenden Ölpreise zuletzt erhöht.
Fazit
„Angesichts der Aussichten auf ein solides globales Wachstum und gesunder Fundamentaldaten werden die Aktienmärkte breiter“, fasst Braun zusammen. „Die US-Aktienmärkte dürften nicht die einzige Quelle für überdurchschnittliche Renditen sein. Anleger sollten deshalb global denken.“ Angesichts weiter bestehender Risiken rund um Inflation, Zinssätze und Welthandel bleibe jedoch die Einzeltitelauswahl entscheidend.
Potenzial nach Kursabstürzen
60 % Verlust und mehr binnen zwölf Monaten bei Aktien aus dem ATX-Prime.
Michael Kordovsky. Im ATX-Prime triften die Kurse teilweise massiv auseinander. Einem Plus von 77 % über zwölf Monate bei der S-Immo steht ein Minus von knapp 70 % bei Marinomed gegenüber – gefolgt von mehr als 60 % minus bei Pierer Mobility.
Letztere musste am 14. Juni ihren Ausblick an verschärfte globale Rahmenbedingungen anpassen. Ein hohes Zinsniveau in den USA und volatiles Marktumfeld in Europa führten dazu, dass die Verkaufszahlen nach drei überdurchschnittlich erfolgreichen Jahren heuer unter den Erwartungen liegen. Händler bleiben auf hohen Lagerbeständen sitzen, was eine beträchtliche Kapitalbindung bedeutet. Hinzukommen noch steigende Produktionskosten in Europa. Vor allem der Fahrradmarkt steht derzeit unter Druck. Das Management reagiert auf das Marktumfeld mit verschärftem Kostenmanagement und Restrukturierungsmaßnahmen. Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet der Vorstand einen Umsatzrückgang von 10 bis 15 % in den beiden Segmenten Motorrad und Fahrrad. Während im Motorrad-Bereich noch ein ausgeglichenes bis leicht positives Ebit erwirtschaftet werden sollte, rechnet der Vorstand im Fahrradgeschäft mit einem deutlich negativen Ebit von -110 bis -130 Millionen Euro. Eine Ertragsverbesserung ist laut Experten ab 2025 zu erwarten. Ob der Kurs bereits das Tief erreicht hat, entscheidet unter anderem der Halbjahresbericht am 26. August.
Ertragsperspektiven bei AT&S und Semperit …
Auf Jahressicht per 18. Juli rund 47 % im Minus liegt auch Semperit. Das Unternehmen ist aus dem medizinischen Handschuhgeschäft komplett ausgestiegen und fokussiert sich auf Industrieprodukte wie Hydraulik- und Industrieschläuche, Fördergurte oder Rolltreppenhandläufe. Erfolgreiche Kostensenkungsprogramme und infolge einer Entspannung der Rohstoffpreise rückläufige Materialaufwendungen wirken bereits positiv. Die Semperit-Gruppe hat in den ersten drei Monaten 2024 einen stabilen Umsatz in Höhe von 176 Millionen Euro erzielt. Das Ebitda konnte um 9,4 % auf 23 Millionen Euro gesteigert werden. Laut Analystenschätzungskonsens sollte der Gewinn/Aktie von 2024 auf 2025 von 1,10 auf 1,71 Euro steigen, woraus bei einem Kurs von 10,76 Euro ein für 2025 günstiges KGV von 6,3 resultieren würde.
Fast 35 % im Minus (auf ein Jahr) liegt der Hersteller von IC-Substraten und Leiterplatten AT&S. Infolge zyklischer Schwankungen in diversen Kundensegmenten, wie mobile Endgeräte, Server und Industrieapplikationen, war im Geschäftsjahr 2023/24 der Umsatz um 13 % auf 1,55 Milliarden Euro rückläufig, während das Konzernergebnis ins Minus drehte. Mittlerweile hat bereits in einigen von AT&S bedienten Industrien eine Stabilisierung stattgefunden. Für 2024/25 geht das Management von einem Jahresumsatz zwischen 1,7 und 1,8 Milliarden Euro und einer um Sonderposten bereinigten Ebitda-Marge zwischen 25 und 27 % aus. Mittelfristig soll AT&S auch vom KI-Trend profitieren und laut MarketScreener sollte der Gewinn/Aktie von 2024/25 auf 2025/26 von 0,805 auf 3,478 Euro steigen, woraus bei einem Kurs von 20,20 Euro ein für 2025/26 erwartetes KGV von relativ günstigen 5,8 resultieren würde.
… und bei Schoeller-Bleckmann
Ebenfalls interessant erscheint Schoeller-Bleckmann, die Spezialkomponenten für die Öl- und Gasexploration liefert und für ihre Richtbohrwerkzeuge weltbekannt ist. Trotz eines Rekordjahres 2023 ist der Aktienkurs auf Jahressicht mehr als 30 % im Minus. Heuer setzt das Unternehmen den Ausbau der Niederlassung in Saudi-Arabien weiter fort und im Bereich Geothermie konnten Kunden in mehreren Ländern gewonnen werden. Laut MarketScreener ist in den kommenden Jahren mit Gewinnzuwächsen zu rechnen.
Foto: Wiener Börse / Daniel Hinterramskogler
„Nutri-Score“ für nachhaltige Anlageprodukte
Aufsichtsbehörden schlagen simple Klassifizierung für „grüne“ Finanzprodukte vor.
Andreas Dolezal. Seit März 2021 soll die EU-Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation SFDR) dazu beitragen, Nachhaltigkeitsmerkmale von „grünen“ Finanzprodukten transparent darzustellen. Im Herbst 2023 startete die EU-Kommission eine Konsultation der SFDR, um deren Nutzen für Anleger zu überprüfen. Die europäischen Aufsichtsbehörden für Banken, Versicherungen sowie Markt und Wertpapiere (gemeinsam kurz ESAs) haben dazu im Juni 2024 eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht.
Hürde für Investoren
Die ESAs räumen ein, was Finanzmarktteilnehmer und Anleger in der Praxis bereits festgestellt haben, dass nämlich der gesetzliche Rahmen verbessert werden könnte. Die Offenlegungen sind für Investoren komplex und schwer zu verstehen, insbesondere für Kleinanleger. Verbrauchertests und Rückmeldungen von Verbraucherverbänden zeigen, dass es Anlegern auf Basis der SFDR-Informationen schwerfällt, zu verstehen, wie nachhaltig Finanzprodukte sind.
In ihrer Stellungnahme schlagen die Aufsichtsbehörden die Einführung eines einfachen Kategorisierungssystems oder eines simplen Nachhaltigkeitsindikators für Finanzprodukte vor. Vereinfachte Offenlegungen sollen es Kleinanlegern ermöglichen, das Nachhaltigkeitsprofil eines Finanzprodukts besser zu verstehen und sich im breiten Spektrum nachhaltiger Produkte besser orientieren zu können.
Ähnlich dem Lebensmittelbereich
Die Kategorien sollten aus Sicht der ESAs einfach sein und klare objektive Kriterien oder Schwellenwerte enthalten, anhand derer Anleger feststellen können, in welche „grüne“ Kategorie das Anlageprodukt fällt. Ein simpler Indikator, ähnlich dem „Nutri-Score“ für Lebensmittel, könnte sich auf die ökologische Nachhaltigkeit, die soziale Nachhaltigkeit oder beides beziehen – und diese nachhaltigen Merkmale eines Finanzprodukts in einer bunten Skala veranschaulichen.
Der „Nutri-Score“ ist eine vereinfachte Darstellung von Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen. Er wird derzeit in einigen wenigen EU-Staaten (Frankreich, Belgien, Deutschland, Luxemburg, Niederlande und Spanien) verwendet. Der Nutri-Score für Lebensmittel ist allerdings der-maßen vereinfacht, dass viele Lebensmittelproduzenten an ihm laute Kritik üben.
Ein „Nutri-Score“ für Anlageprodukte könnte laut den ESAs komplexe Informationen zur Nachhaltigkeit in einem Format vereinfachen, das für Anleger besser verständlich ist. Ähnlich einfache Indikatoren finden Verbraucher heute bereits mit dem synthetischen Risikoindikator in den „Beipackzetteln“ von Anlageprodukten, oder dem Energieverbrauch im Energieausweis eines Gebäudes.
Die Bewertungsskala könnte auf Buchstaben und Farben basieren, wie eben auch beim „Nutri-Score“ für Lebensmittel. Buchstaben und Farben würden die Kategorie widerspiegeln, zu der ein Finanzprodukt gehört. So könnten beispiels-weise die klima- und umweltschädlichsten Produkte durch rote Farbe gekennzeichnet werden, während grüne (für Umweltthemen) und blaue Farben (für soziale Themen) die nachhaltigsten Produkte anzeigen könnten. Zur feineren Abstufung könnten verschiedene Schattierungen derselben Farbe dienen.
Vorschläge
Um sicherzustellen, dass es sich um einen vertrauenswürdigen Indikator für Investoren handelt, sollte sich das Klassifizierungssystem auf klare und objektive Kriterien stützen. Dafür bieten sich laut den ESAs unter anderem die EU-Taxonomie, die Dekarbonisierungsziele oder die Treibhausgasintensität der im Finanzprodukt getätigten Investments an.
Foto: AdobeStock / Studio v-zwoelf
Empfehlungen der OECD für finanzielle Bildung
Umfragen zur Finanzkompetenz zeigen, dass es vielen Menschen an grundlegenden Kenntnissen mangelt.
Arno Tippow. Auf Vorschlag des Ausschusses der Versicherungen und privaten Altersvorsorge (IPPC Insurance and Private Pensions Committee) und des Ausschusses für Finanzmärkte (CMF Committee on Financial Markets) war auf Ministerebene vom OECD-Rat die Empfehlung zur Finanzkompetenz im Oktober 2020 angenommen worden. Es stelle ein einziges, umfassendes Instrument zur Finanzkompetenz dar, das Regierungen, andere öffentliche Behörden und relevante Interessensgruppen bei ihren Bemühungen zur Gestaltung, Umsetzung und Bewertung von Richtlinien zur Finanzkompetenz unterstütze, so die OECD. Finanzielle Bildung sei in vielen Ländern und Volkswirtschaften zu einer langfristigen politischen Priorität geworden und werde als wichtige Ergänzung zu Marktverhalten, aufsichtsrechtlicher Regulierung und finanzieller Inklusion anerkannt.
Empfehlungen der OECD
Die Empfehlung (Recommendation of the Council on Financial Literacy) der OECD wurde ursprünglich im International Network in Financial Education (INFE) in den Jahren 2017 und 2018 entwickelt. Das INFE ist ein Netzwerk von mehr als 280 öffentlichen Institutionen mit Fachkenntnissen in Finanzkompetenz aus mehr als 130 OECD-Mitglieds- und Nichtmitgliedsländern und Volkswirtschaften. Es wurde 2008 gegründet und spielt eine große Rolle für das Arbeitsprogramm von CMF und IPPC zur Finanzbildung. Dabei werden Aufklärung im Finanzbereich, die Verbesserung des Risikobewusstseins, das Verständnis bei Versicherungsfragen, Altersvorsorge und Kreditanträgen in den Fokus gestellt.
Im Mai 2020 waren laut OECD mehr als 70 Länder und Volkswirtschaften weltweit dabei, nationale Strategien zu Finanzkompetenz zu entwerfen und umzusetzen. Ein wichtiges Instrument dazu stellen die statistischen Erhebungen der Schulbildung dar, wie sie mittels der weltweiten Pisa-Studien vorgenommen werden.
Eigenverantwortung stärken
An der Pisa-Studie während des Abklingens der Covid-19-Pandemie 2022 beteiligten sich 700.000 15-jährige Schüler und Schülerinnen und repräsentierten damit rund 29 Mio Schulbesucher in 81 Ländern. Fast 100.000 Schüler aus 20 OECD-Mitglieds- und Partnerländern nahmen an der optionalen Bewertung der Finanzkompetenz und Finanzbildung teil, darunter in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) auch Österreich und die Schweiz. Aufgrund der zunehmenden Belastung der öffentlichen Mittel wird von den privaten Haushalten eine stärkere Eigenverantwortung für das eigene finanzielle Wohlergehen erwartet. Das bedeutet, dass die nächste Generation ihre finanzielle Kompetenz und Bildung weiter ausbauen müsse, so die Empfehlung der OECD. Schlecht hinterfragte Finanzentscheidungen könnten nachhaltige Auswirkungen auf die Verbraucher als auch auf die Gesellschaft haben. Die Konsumenten, insbe-sondere aus gefährdeten Gruppen, müssten auch die finanziellen Risiken prekärer Karriere- und Verdienstmöglichkeiten tragen. Diese Risiken ließen sich durch ein vorausschauendes persönliches Finanzmanagement planen und abmildern.
Österreich ganz vorne
Österreich zählt zu den Ländern, die in Bezug auf Financial Literacy über dem OECD-Durchschnitt liegen, so die Studie. Ebenfalls dazu zählen die flämischen Provinzen in Belgien, Teile Kanadas, Tschechien, Dänemark, die Niederlande und Polen.
Im OECD-Durchschnitt erreichten 11 % der Schüler den Top-Level 5; das bedeutet, sie waren in der Lage komplexe finanzielle Produkte zu analysieren und nicht-routinemäßige finanzielle Fragen zu lösen.
Auf oder unter dem niedrigsten Level 1 kamen in der OECD durchschnittlich 18 % der Schüler. Sie können bestenfalls den Unterschied zwischen Bedarf und Wunsch erkennen, einfache Entscheidungen über tägliche Ausgaben treffen und die Bedeutung alltäglicher finanzieller Dokumente wie Rechnungen erkennen.
Wie in fünf weiteren OECD-Ländern schnitten Schüler in Österreich besser ab als Schülerinnen; in vier Ländern zeigten Mädchen bessere Ergebnisse, in zehn Ländern gab es keinen signifikanten Unterschied. Sowohl unter den Bestperformern als auch unter den Schwächsten waren im Schnitt mehr Schüler als Schülerinnen.
Was die OECD empfiehlt
Die Regierungen sollten sicherstellen, dass alle Schüler unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund die gleichen Chancen erhalten, in der Schule finanzielle Bildung zu erwerben, so die OECD. Gefördert werden solle die Finanzkompetenz auch im Umfeld der Schüler. Ebenfalls sei es wichtig, Einstellungen der Schüler zu finanziellen Angelegenheiten zu stärken, um das Interesse an Geldangelegenheiten zu wecken. Auch müssten der Zugang zu und die Nutzung von Finanzdienstleistungen sicher und altersgerecht sein. Dies betreffe insbesondere den Online-Zugang. Und schließlich gehe es auch darum, Maßnahmen zum Verbraucherschutz im Einklang mit den Grundsätzen der G20 und der OECD zu fördern.
Sozioökonomische Gerechtigkeit
Viele Länder haben erhebliche Fortschritte bei der allgemeinen Sekundarbildung gemacht, die für die Ermöglichung von Chancengleichheit und voller Teilhabe an der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist, zum Beispiel hat Rumänien im letzten Jahrzehnt die Bildung auf bislang marginalisierte Bevölkerungsgruppen ausgeweitet.
In zehn Ländern und Volkswirtschaften verfügte ein großer Anteil aller 15-Jährigen über Grundkenntnisse in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften, womit ein hohes Maß an sozioökonomischer Gerechtigkeit erreicht wurde. In Europa beispielsweise Dänemark, Finnland, Irland, Lettland und das Vereinigte Königreich.
Starker Leistungsrückgang
„Gleichzeitig kam es bei der Pisa-Erhebung 2022 im OECD-Durchschnitt zu einem beispiellosen Leistungsrückgang“, so OECD-Generalsekretär Mathias Corman. „Der Rückgang der Mathematikleistungen ist dreimal so groß wie bei allen vorherigen aufeinanderfolgenden Veränderungen.“
Tatsächlich gilt im OECD-Durchschnitt mittlerweile jeder vierte 15-Jährige als leistungsschwach in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Dieser Trend ist in 18 Ländern und Volkswirtschaften ausgeprägter, wo mehr als 60 % der 15-Jährigen zurückfielen.
Ein direkter Zusammenhang mit den pandemiebedingten Schulschließungen sei nicht erkennbar. Die mathematischen Leistungen waren bereits vor der Pandemie abgesunken. Negative Trends gab es 2018 neben anderen europäischen Ländern auch in Finnland und den Niederlanden.
Engagement der Eltern
Drei Viertel der Schüler geben an, dass sie sich im Umgang mit verschiedenen Technologien sicher fühlen. Lernmanagementsysteme, schulische Lernplattformen und Videokommunikationsprogramme verwenden heutige Jugendliche spielerisch.
Die einstündige Verwendung digitaler Geräte in der Schule pro Tag verbesserte die Punkteanzahl in Mathematik. Dagegen scheinen Geräte, die in der Freizeit eingesetzt werden (Mobiltelefone) oft zu schlechteren Leistungen zu führen, so die Studie. Manche Schüler fühlen sich durch die digitalen Geräte ihrer Mitschüler abgelenkt oder gestört.
Insgesamt zeigen Bildungssysteme mit positiven Trends bei Engagement der Eltern beim Lernen der Schüler und Schülerinnen zwischen 2018 und 2022 eine größere Stabilität oder Verbesserung der Mathematikleistungen. Das gilt besonders für benachteiligte Studierende. Die aktive Unterstützung der Eltern am schulischen Lernen kann einen entscheidenden positiven Einfluss haben.
Im Durchschnitt der OECD-Länder ist allerdings der Anteil der Schüler in Schulen, in denen die meisten Eltern Gespräche über die Fortschritte ihres Kindes mit einem Lehrer initiieren, zwischen 2018 und 2022 um 10 % gesunken.
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Warum semiliquide Fonds für Investitionen in erneuerbare Infrastruktur wählen?
Große institutionelle Anleger profitierten viele Jahre lang von Investitionen in illiquide Vermögenswerte, während Privatanleger das Nachsehen hatten und diese hochwertigen Chancen nicht nutzen konnten.
Dazu gehören Investitionen wie direkte Beteiligungen an Infrastrukturprojekten im Zusammenhang mit der Energiewende, die das Potenzial für höhere Renditen, Portfoliodiversifizierung und materielle Vorteile für Umwelt und Gesellschaft sowie Energiesicherheit bieten. Heute eröffnen neue Strukturen Privatanlegern den Zugang zu Investitionen in die Energiewende. Die Experten von Schroders erläutern in diesem Artikel, warum dabei eine „semiliquide“ Struktur sinnvoll ist.
Ist Gold ein stiller Nutznießer des 3D Reset?
Geopolitische und fiskale Fragilität – Trends, die direkt mit der Demografie und der Deglobalisierung (Aspekte des 3D Reset) zusammenhängen – bewirken heute eine anhaltende und globale Nachfrage nach Gold. Dies könnte unserer Meinung nach eine der stärksten Haussen auslösen, seit Präsident Nixon im November 1971 das Goldfenster schloss.
Zwar hat sich der Goldpreis erholt, die Goldaktien sind jedoch dahinter zurückgeblieben. Trotz starker finanzieller Fundamentaldaten, bedingt durch diese vom Osten angeführte Goldhausse, liegen die Bewertungen nahe an den 40-Jahres-Tiefs, was auf den Pessimismus des Westens in Bezug auf Gold und die schlechte operative Performance einiger Sektorführer zurückzuführen ist. Was könnte das ändern?
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Mittelstand im Sog der Rezession – Kein Lichtstreifen am Horizont
Die Creditreform KMU-Umfrage für Österreich bringt wenig Erbauliches.
(09.07.) Die mittelständische Wirtschaft erwartet keine spürbare Konjunkturerholung im Jahr 2024. Das zeigt die aktuelle Frühjahrsstudie der Creditreform Wirtschaftsforschung in der 1.700 Unternehmen befragt wurden. Demnach haben sich die Geschäftserwartungen im Mittelstand während der letzten sechs Monate kaum verbessert und bleiben mehrheitlich pessimistisch.
„Die Geschäftslage war im vergangenen Winterhalbjahr mehr als unbefriedigend, vor allem im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe. Die Ertragslage kann sogar als katastrophal bezeichnet werden, über der Hälfte der Unternehmen meldete rückläufige Erträge“, fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse zusammen. So sinkt das Creditreform Geschäftsklima-Barometer, das die Ist-Lage, die Erwartungshaltung und als Conclusio daraus die aktuelle Stimmung darstellt, auf minus 5,0 Punkte. Im Vorjahr waren es noch plus 9,7 Punkte. Solch einen schlechten Wert gab es weder am Höhepunkt der Corona-Pandemie noch während der Finanzkrise 2009.
Die Umfrageergebnisse zeigen: Auch in den ersten Monaten des Jahres verzeichnete der Mittelstand eine insgesamt schwache Konjunkturlage. Überwiegend wurden gesunkenen Auftragsbestände gemeldet, die Umsätze entwickelten sich deutlich schwächer als üblich zu dieser Jahreszeit. Nur wenige Unternehmen verzeichneten ein Umsatzplus (18,4 Prozent der Befragten), während 43,6 Prozent der Unternehmen einen Rückgang meldeten.
Erwartungen bleiben pessimistisch
In allen Wirtschaftsbereichen werden die Geschäftserwartungen erheblich von der Rezession beeinflusst und sind größtenteils pessimistischer als im letzten Frühjahr. Der Erwartungsindex des Mittelstandes bleibt im negativen Bereich und lässt eine weiterhin schlechte Geschäftslage in den kommenden Monaten erwarten. Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe und der Handel sind pessimistisch. Im Baugewerbe wird der übliche positive Saisoneffekt im Frühjahr dieses Mal von der Krise überlagert.
„Die Erwartungen im Mittelstand sind so zurückhaltend wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Bei den Unternehmen herrscht eine große Unsicherheit, bedingt durch den Ukraine-Konflikt, möglichen Veränderungen in der Geldpolitik und der allgemein schlechten Konjunkturlage“, sagt Weinhofer. Derzeit rechneten nur 17,7 Prozent der befragten Unternehmen mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 26,7 Prozent), mehr als jeder Dritte (34,1 Prozent) erwarte Umsatzrückgänge.
Investitionsbereitschaft historisch niedrig
Die österreichischen KMU haben im letzten Winter mehr Personal abgebaut als neue Stellen geschaffen. Auch dies ist auf unsichere Wirtschaftsaussichten und eine schlechte Auftragslage zurückzuführen. 29,5 Prozent der Unternehmen meldeten eine verkleinerte Belegschaft (Vorjahr: 21,0 Prozent), im Verarbeitenden Gewerbe fast jeder Zweite (45,1 Prozent). In den kommenden Monaten dürfte sich der Personalabbau zudem fortsetzen. Jedes 4. Unternehmen will Personal abbauen.
Hohe Finanzierungskosten und pessimistische Konjunkturaussichten bremsen auch die Investitionsbereitschaft, die auf den niedrigsten Stand seit 1997 gesunken ist. Nur noch 30,7 Prozent der Unternehmen planen Investitionen. „In allen Bereichen des Mittelstandes sinkt die Investitionsbereitschaft. Entsprechend gering ist aktuell die Kreditnachfrage der Unternehmen“, erläutert Weinhofer. Aufgrund der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wachse gleichzeitig die Sorge vor einer Kreditklemme. 50,9 Prozent der Befragten befürchten, keine Finanzierung mehr zu bekommen (Vorjahr: 38,0 Prozent).
Eigenkapitalschwäche im Handel
Der Anteil eigenkapitalschwacher Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent ist zuletzt gestiegen. Besonders im Dienstleistungsgewerbe und im Handel haben viele Unternehmen eine Eigenkapitalschwäche. Gleichzeitig meldeten mehr Unternehmen als im Vorjahr eine solide Quote von über 30 Prozent. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe lag der Anteil eigenkapitalstarker Unternehmen deutlich höher als im Vorjahr.
Conclusio
Die heimische Wirtschaft befindet sich im Sog der negativen Wirtschaftsentwicklung des wichtigsten Handelspartner Deutschland. Zusätzlich bringt eine der höchsten Teuerungsraten in der Euro-Zone wichtige konjunkturtreibende Branchen wie die Immobilienwirtschaft, den Bau sowie die Industrie in Bedrängnis. Dazu kommt angesichts der allgemeinen Verunsicherung durch Polykrisen ein Rückgang im Binnenkonsum. Es wird an der neuen Bundesregierung liegen, die bekannten Themen wie Pension, (Wirtschafts-)Bildung, Integration und Standortsicherung anzugehen und Österreich zukunftsfit zu machen. Ebenso müssen bürokratische Hemmnisse (kein Gold Plating, weniger Berichtspflichten) endlich abgebaut werden, der Staat nach dem Ende der Pandemie schlanker und effizienter werden. Die Exportwirtschaft als wesentliche Konjunkturlokomotive muss durch faire Freihandelsabkommen gefördert werden. In der Steuerpolitik sollte ein Grundsatz gelten: Fleiß und Leistung müssen belohnt werden.
Wenn Künstliche Intelligenz Vermögen verwaltet
Bei Pictet lässt man seit Kurzem Algorithmen bei einem Fonds entscheiden.
Raja Korinek. Die Künstliche Intelligenz (KI) wird in immer mehr Bereichen eingesetzt. Und das offenbar mit Erfolg. Laut einer Auswertung des US-Beratungsunternehmens EY treibt der KI-Höhenflug den Wert der 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen weltweit zunehmend nach oben. Dieser stieg in den ersten sechs Monaten 2024 um 17 % auf knapp mehr als 42 Billionen US-Dollar. An der Spitze steht das US-Softwareunternehmen Microsoft mit einem Börsenwert von 3,32 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen integriert unter anderem die KI in seiner Suchmaschine Bing und hat sich obendrein an Open AI, aus dessen Haus Chat GPT stammt, beteiligt. Den zweiten Platz im Ranking belegt Apple, gefolgt vom Chip-Konzern Nvidia.
Mit der Einführung des Chatbots Chat GPT Ende November 2022 wurde das Potenzial der KI erstmals auch einer breiten Öffentlichkeit sichtbar gemacht, konstatiert Gabriele Susinno, Senior Client Portfolio Manager bei Quest (Quantitative Equity & Solutions Team) von Pictet Asset Management, gegenüber dem Börsen-Kurier. Dabei würde die KI schon länger zum Einsatz kommen, wenn auch vielen Menschen deren Einsatz oftmals gar nicht bewusst sei. „Sie wird beispielsweise bei Spamfilter in E-Mails, in GPS-Geräten sowie in Streamingvorschlägen eingesetzt.“
KI wird herausgefordert
Dabei nehme die Fehlerhäufigkeit bei der Datenauswertung ab, je komplexer die Programmierung gestaltet werde, verweist Susinno auf Fortschritte.
Die Anwendung in der Finanzindustrie stelle jedoch eine besondere Herausforderung dar, meint der Experte in Zusammenhang mit dem KI-Einsatz in der Vermögensverwaltung. „Schließlich geht es nicht um die Gesichtserkennung oder um autonomes Fahren, wo die Parameter gleich bleiben. So verändern sich die Finanzmärkte ständig, weshalb die KI regelmäßig angepasst werden muss.“
Sie wird beispielsweise im „Pictet-Quest AI-Driven Global Equities Fund“ angewendet. Das zugrundeliegende Universum ist der MSCI-Weltindex, es besteht somit aus 1.600 Aktien. Sie alle werden von der KI streng durchleuchtet. Zu den Selektionskriterien zählen beispielsweise das aktuelle Analystensentiment, das Preismomentum, aber auch Kalendereffekte. Susinno verweist in diesem Zusammenhang mit dem französischen Luxuskonzern LVMH auf ein konkretes Beispiel hin. Die Aktie ist im Fonds derzeit übergewichtet. Der Quest-Experte erklärt weshalb und verweist unter anderem auf den langfristig positiven Ausblick von Analysten für die Aktie.
Kurzfristig falle hingegen – aufgrund des Kalendereffekts – das Votum gemischt aus. Konkret war die bevorstehende Veröffentlichung von Quartalsdaten gemeint, ein Umstand, der manch einen Analysten etwas vorsichtiger stimmte. Zu den weiteren Investments im Fonds zählen etwa Microsoft, Visa, Apple sowie Mitsubishi.
Laufendes „Tuning“ notwendig Gabriele Susinno verweist im Gespräch mit uns obendrein auf weitere Details beim Investmentansatz. So werde das Portfolio einmal wöchentlich neu balanciert, sprich Gewichtungen angepasst, und das KI-Programm grundsätzlich einmal im Quartal adjustiert. Auch die Nachhaltigkeit spielt im Übrigen eine Rolle. So werden bei diesem Fonds ebenfalls Ausschlusskriterien bei der Selektion angewendet. Obendrein gibt es eine positive Ausrichtung gegenüber Unternehmen, die etwa auf Umwelt und Soziales bei ihren Geschäftsmodellen achten. Insgesamt wird in rund 600 Titel investiert.
Verluste sind jedoch auch bei diesem Produkt nicht ausgeschlossen.
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Einiges spricht weiterhin für Aktien
Auch wenn die Bewertungen überzogen erscheinen, bleiben Experten positiv gestimmt.
Patrick Baldia. Die gut performenden Aktienmärkte und vor allem der anhaltende Höhenflug der großen US-Tech-Unternehmen, wesentlich getrieben vom KI-Trend, haben zuletzt immer mehr Experten auf den Plan gerufen, die vor einer Korrektur bzw. schlimmstenfalls sogar vor einem Crash in den kommenden Wochen und Monaten warnen. „Dass etwa Nvidia im bisherigen Jahresverlauf 31 % zum Wachstum der Marktkapitalisierung des S&P 500 beigetragen hat, bereitet uns Unbehagen“, sagt etwa Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management.
Nicht wenige Beobachter fühlen sich derzeit an die späten 1990er Jahre erinnert, als Internetaktien einen rasanten Höhenflug erlebten, um dann ab dem Frühjahr 2000 jäh abzustürzen. Stichwort: Dotcom-Blase. Für Karin Kunrath, CIO von Raiffeisen Capital Management, hinkt dieser Vergleich. Viele der damals gehypten Internetaktien wären erst kurz am Markt gewesen, ohne nennenswerte Umsätze oder gar Gewinne aufzuweisen. „Die heutigen, nun auch im KI-Bereich dominierenden großen Tech-Unternehmen sind seit Jahren bzw. Jahrzehnten am Markt, verfügen über starke Geschäftsmodelle und Marktpositionen sowie einen langen Track-Record in der Umsatz- und Gewinnentwicklung“, stellt die Expertin klar. Auch sei der Markt heute deutlich breiter bzw. werde der Aufwärtstrend von wesentlich mehr Sektoren und Einzeltiteln getragen.
Aktien weiterhin übergewichtet
Wie sollen Anleger im Aktienbereich vorgehen? Sowohl bei Raiffeisen Capital Management als auch Pictet bleibt man in der Anlageklasse weiter offensiv positioniert bzw. übergewichtet. Dennoch scheint etwa bei US-Aktien etwas Vorsicht angebracht. Bei Raiffeisen Research wird etwa von einer allzu starken Übergewichtung abgeraten. Auch ein Sektoren-Shift könnte Sinn machen. Bei Picet Asset Management reduziere man etwa derzeit die IT-Positionierung. Insgesamt spreche für Aktien das stetige Wirtschaftswachstum, die sich verbessernden Aussichten für Unternehmensgewinne sowie mögliche Zinssenkungen, so Paolini. Auf Sektorenebene habe man Versorger und Kommunikationsdienste übergewichtet und Immobilienaktien untergewichtet. In geographischer Hinsicht bleiben Aktien der Eurozone, der Schweiz und Japans übergewichtet. Zwar hätten die vorgezogenen Neuwahlen in Frankreich Europa zugesetzt, dennoch biete die Region Zugang zu einer nachhaltigen zyklischen Erholung zu einer attraktiven Bewertung.
„Auch wenn es derzeit insbesondere an geopolitischen Spannungen nicht mangelt und gewisse Risikofaktoren für temporäre Marktkorrekturen zweifelsfrei bestehen, sehen wir weiterhin ein insgesamt konstruktives Marktumfeld für ‚risky assets‘“, so auch Kunrath. Vor allem an den entwickelten Aktienmärkten wären die Rahmenbedingungen positiv.
Auch bei Invesco bleibt man im „Risk-on“-Modus. „Angesichts des positiven makroökonomischen Umfelds sind wir in risikoreicheren Anlagen übergewichtet, halten die Risiken jedoch unter Kontrolle, da die sehr ausgereizten Bewertungen das Aufwärtspotenzial für risikoreiche Anlagen begrenzen“, erklärt Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist. So sehe man etwa ein nennenswertes Risiko, dass die Märkte zu optimistisch sein könnten und mögliche Probleme nicht vollständig eingepreist hätten. Auf der Rechnung hat man bei der US-Investmentgesellschaft etwa Nicht-US-Dollar-Anlagen sowie zyklischere Aktien, Value-Aktien und Small-Caps. Sie würden von einem stärkeren globalen Wachstum am meisten profitieren.
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Photovoltaik: Aktienkurse hinken hinterher
Ein Erfolgszug der Photovoltaik, der sich in den Kursen nicht widerspiegelt.
Roman Steinbauer. Die hohen Wachstumsraten für Wind- und Photovoltaik-Module spiegeln sich keineswegs an den Börsennotizen. Nach einer Phase des starken Aufschwungs bis zum Erreichen eines Peaks im Jänner 2021 mit 2.115 Punkten erodierte der „S&P Global Clean Energy Index“ ungebremst. Mit aktuell 875 Zählern steht dieser (vorwiegend westliche Gesellschaften beinhaltende Index) um 59 % tiefer.
Vor allem in der Photovoltaik ist die mangelnde Profitabilität europäischer Anbieter gegenüber den oft preisgünstigeren Produkten aus Fernost augenscheinlich. Die Enttäuschung zieht sich bis zum jüngsten Geschehen um das Schweizer Solartechnik-Unternehmern Meyer Burger. Zuletzt an der Börse SIX Swiss nur noch als „Penny-Stock“ geführt, wurde mit 1. Juli ein Reverse Split von 750:1 vollzogen. Das Unternehmen mit Geschäftssitz Thun erzielte im Jahr 2023 mit 1.200 Mitarbeitern Erlöse von 135 Millionen Schweizer Franken (139,73 Millionen Euro) und konnte seit 2019 keine Gewinne mehr erzielen. Aber auch die Kurse von Enphase Energy, Sunrun, SolarEdge, Array Technologies oder Canadian Solar bewegen sich entlang neuer Tiefststände.
Überschrittener Wendepunkt
Solarpaneele dürften bei grünen Energievarianten dabei in Zukunft die Dominanz übernehmen. Das Fachmedium Ingenieur.de, das Entwicklungen in Technik und Wissenschaft publiziert, berichtete bereits im Oktober 2023 von einem überschrittenen Wendepunkt. Die Autorin Nicole Lücke berief sich dabei auf eine Studie der University of Exeter, die den Siegeszug der Photovoltaik als „sehr wahrscheinlich“ einstufe. Noch vor dem Jahr 2050 werde diese die führende Rolle bei Energieträgern übernehmen, ohne dass es einer „ehrgeizigen Klimapolitik“ bedürfe.
Der Zusammenhang mit Wasserstoff treibe den Sektor zusätzlich an und direkt Sonnenenergie nutzende Systeme würden immer effizienter. Falls der rasche technologische Fortschritt Bestand habe, reiche die globale Verfügbarkeit der Solarenergie, die Windkraft und Geothermie dauerhaft auszustechen. Das Fachmagazin zitierte den Wissenschaftler Femke Nijsse, der einen Zyklus ausmachte. Dieser bewege sich in einem Kreislauf zwischen der Einführung von Technologien und der Erkenntnis der Unternehmen, zu einer kostengünstigeren wirtschaftlichen Nutzung. Schreibe man diesen Zyklus fort, sei das künftige Tempo des Wachstums der Solarenergie relativ darstellbar.
Dass die Power Construction Corp. of China im Juni in der Provinz Xinjiang die mit 200.000 Hektar weltgrößte Solarfarm in Betrieb nahm (jährlich sollen mehr als 6 Mrd kw/h Strom produziert werden) kann als weiterer Beleg des Trends gesehen werden.
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„Magnificent Seven“ driften auseinander
Ein Marktkommentar von Peter Bates, Portfoliomanger Global Equities bei T. Rowe Price.
(21.06.) In den letzten Jahren wurde der US-Aktienmarkt von den „Magnificent Seven“ dominiert, aber es gibt Anzeichen dafür, dass sich diese einst homogene Gruppe von Large-Cap-Wachstumsunternehmen aufzulösen beginnt. Die überdurchschnittliche Performance der „Magnificent Seven“ trieb den S&P 500 Anfang des Jahres auf neue Höchststände und führte dazu, dass sich der Index in einem noch nie dagewesenen Maße konzentrierte.
Seit Ende Mai haben NVIDIA, Meta, Microsoft und Amazon den Markt weiterhin übertroffen, während Apple, Alphabet und Tesla ins Hintertreffen geraten sind. Da es unwahrscheinlich ist, dass sich die Vorteile der KI-Technologie gleichmäßig auf die Mitglieder der “Magnificent Seven” verteilen werden, ist eine weitere Streuung innerhalb der Gruppe zu erwarten.
Weniger Zinssenkungen dürften Value-Aktien begünstigen
In der Zwischenzeit könnten Value-Aktien für ein Comeback bereit sein, da die Anleger versuchen, ihr Engagement über die „Magnificent Seven“ hinaus zu diversifizieren, insbesondere angesichts der wachsenden Erwartung, dass das Umfeld höherer Zinsen anhalten wird. Wenn die Fed nur wenige oder gar keine Zinssenkungen vornimmt, dürften Value-Unternehmen davon profitieren, da sie tendenziell eher zinsempfindlich sind und in der Regel in einer Welt, in der die Zinssätze länger höher blieben, besser abgeschnitten haben. Und obwohl Value-Aktien in den letzten Monaten besser abgeschnitten haben, werden sie weiterhin mit einemerheblichen Abschlag gegenüber Wachstumswerten gehandelt. Wenn die Bedingungen weiterhin Value-Aktien begünstigen – und wir glauben, dass dies der Fall sein wird – könnte die Dominanz der Growth-Aktien allmählich schwinden.
Die Chancen werden größer
Small-Cap-Aktien werden momentan mit einem erheblichen Abschlag gegenüber größeren Unternehmen gehandelt, nachdem sie mehrere Jahre lang mit einer hohen Inflation und einem steilen Anstieg der Kreditkosten zu kämpfen hatten. Während das Anhalten eines höheren Zinsniveaus den Aufwärtstrend von Small-Cap-Aktien begrenzen könnte, dürften sich die Erträge kleinerer Unternehmen verbessern, wenn die Zinsen sinken.
Obwohl wir glauben, dass Value- und möglicherweise Small-Cap-Aktien die Dominanz der Large-Cap-Wachstumswerte anzufechten beginnen, ist es wichtig, den Unterschied zwischen einer Ausweitung der Marktchancen und einer Rotation zwischen Marktstilen, Sektoren oder Kapitalisierungen zu betonen. Wir sagen nicht den baldigen Untergang der „Magnificent Seven“ voraus, sondern rechnen mit einer kontinuierlichen Ausweitung der Chancen auf mehr Unternehmen und Sektoren im gesamten Markt, die in der Vergangenheit möglicherweise zurückgeblieben sind.
Mehr als nur eine Blase
Angefeuert von Megatrends kennen die Tech-Aktienkurse fast nur eine Richtung.
Christian Sec. Die Wachstumsfantasien scheinen in der Tech-Branche, nicht zuletzt aufgrund der KI-Revolution, grenzenlos. Der Nasdaq 100, als wichtiger Indikator für die Performance von Technologieunternehmen in den USA hat in den vergangenen zwölf Monaten rund 32 % zugelegt. Aber auch längerfristig performt die Technologiebranche besser als der gesamte Aktienmarkt. Der MSCI World Information Technology, weist für die letzten zehn Jahre eine annualisierte Rendite von 19,3 % auf. Die Performance ist damit doppelt so hoch, wie die des MSCI World (+9,13 %). Angesichts dieser hohen Kursanstiege stellt sich die Frage, wie lange dieser Boom noch anhalten kann. Denn immerhin liegt das KGV des MSCI World IT bei rund 39 (KGV MSCI World: 21,7).
Die Branche sorgt sich jedoch nicht allzu sehr über die hohe Bewertung. So liegt der erwartete Gewinnanstieg pro Aktie beim MSCI World IT bei fast 15 % für das nächste Jahr, und damit um einiges höher als in den meisten anderen MSCI-Branchen-Indizes. Dieses beschleunigte Gewinnwachstum im Tech-Bereich werde die Bewertungen wieder normalisieren, ist Bernhard Ruttensteiner, Manager des „Erste Stock Tech“-Fonds, überzeugt. Weiters sorge die kontinuierliche Innovation in diesem Sektor für stabile Gewinnmargen und viele Unternehmen haben daher auch eine gute Preissetzungsmacht. Von der Aufrüstung in der KI profitiert der Marktführer bei KI-Chips Nvidia ganz besonders. Als Meta bekanntgab, um 3 Milliarden US-Dollar mehr in KI zu investieren, stiegen die Aktien von Nvidia im selben Atemzug um 3 %.
US-Zentrierung
Egal ob MSCI World IT oder aktiv gemanagte Tech-Aktienfonds, die Top-Werte sind die üblichen Verdächtigen. Microsoft, Apple und Nvidia gehören in jedem weltweiten Tech-Fonds zu den Top-Werten. Beim MSCI IT bilden die drei Werte 54 % des Gesamtvolumens des Index. Beim „Erste Stock Techno“ und dem „Raiffeisen High-Tech ESG“ sind es derzeit rund
25 %. Nicht verwunderlich ist die starke US-Konzentrierung bei den globalen Tech-Fonds sowie im Index. Beim MSCI-Tech-Index liegt der US-Anteil bei 89 %, beim „Erste Stock Tech“ sowie beim Fonds von Raiffeisen bei 81 %.
Richtung Asien
Wer daher ein wenig von der US-Zentrierung Abstand gewinnen und z. B. exklusiv in den Technologiesektor Asiens investieren möchte, der könnte den „Wellington Asia Technology Fund“ ins Auge fassen. Die Fünf-Jahres-Gesamtperformance des Fonds liegt bei mehr als 100 %. Japan und Taiwan sind am stärksten gewichtet, mit etwa 37 respektive 26 %. Danach folgt China mit 18 %. Der größte Wert des Fonds ist dabei Taiwan Semiconductor Manufactoring. Der weltweit größte Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte profitiert vom KI-Boom und der damit großen Nachfrage nach Chips. Beim „Raiffeisen High-Tech ESG“ ist dieser Wert auch der stärkste Nicht-US-Wert im Portfolio.
Wer über einen Fonds in europäische Tech-Werte investieren möchte, hat viele verschiedene ETFs zur Auswahl. Zum Beispiel könnte man in den MSCI-Europe-IT Index-investieren. Die Performance lag 2023 bei 39 %, das KGV bei rund 33. Der stärkste Titel im Index ist das niederländische Halbleiterunternehmen ASML. Übrigens ist dies auch der stärkste europäische Titel im Erste-Stock-Tech-Fonds.
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Fondssparpläne kritisch betrachtet
Die Chancen und die Grenzen des Cost-Average-Effektes.
Michael Kordovsky. Schritt für Schritt Vermögen aufbauen und dabei durch den Cost-Average-Effekt den Einstandskurs systematisch optimieren – das sind die großen Vorteile von Sparplänen. Der sogenannte „Cost-Average-Effekt“ (oder Durchschnittskosteneffekt) ist eine Anlagestrategie, bei der regelmäßig feste Beträge in einen Investmentfonds investiert werden, unabhängig vom aktuellen Kursniveau. Diese Methode kann die Auswirkungen der Marktschwankungen glätten und potenziell zu einer Verringerung des durchschnittlichen Kaufpreises der Fondsanteile führen.
Der Hauptvorteil des Effekts liegt somit in seiner Fähigkeit, das Timing-Risiko zu minimieren. Anleger müssen sich nicht darum kümmern, den Markt zu „timen“, da sie kontinuierlich investieren. Dies ist besonders vorteilhaft in volatilen Märkten, da mehr Anteile gekauft werden, wenn die Preise niedrig sind, und weniger Anteile, wenn die Preise hoch sind. Diverse historische Auswertungen haben gezeigt, dass diese Methode langfristig zu einer positiven Rendite führen kann. Auch Überrenditen sind möglich, wenn über volatile Seitwärtsbewegungen oder Bärenmärkte günstig akkumuliert werden kann, sofern der betreffende Markt auch wieder schnell nach oben dreht: Das hat sich beispiels-weise von Anfang Jänner 2011 bis Ende Mai 2024 im „Amundi MSCI World II“ (ISIN: FR0010315770) in Euro gezeigt: Die Sparplan-Performance von 11,9 % steht einer Einmalerlag-Performance von 11,3 % p.a. gegenüber.
Grenzen des Effekts
Der Cost-Average-Effekt verliert jedoch an Wirksamkeit bei stark ausgeprägten Abwärtstrends mit niedriger Volatilität. Geht es kontinuierlich bergab, besteht das größte Risiko darin, dass Volatilität und Marktrückgänge den durchschnittlichen Kaufpreis weniger effektiv senken, wenn die Märkte nicht wieder rechtzeitig anziehen. Ein Einmalerlag zu einem niedrigeren Einstiegszeitpunkt kann dann häufig die bessere Alternative sein. Hinzukommt noch, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Volatilität der bereits angesparten Fonds viel stärker ins Gewicht fällt als der zusätzliche Effekt weiterer Sparraten.
Als Beispiel nehmen wir einen ETF-Sparplan im „Amundi MSCI World II“ über die vergangenen fünf Jahre bis Ende Mai 2024. Monatlich werden 100 Euro angespart. Nach fünf Jahren belaufen sich die monatlichen Einzahlungen auf 6.000 Euro und das angesparte Vermögen liegt bei 8.331 Euro. Die nächste Sparrate wären nur noch 1,2 % des bereits ansparten Betrags. Dem steht eine Volatilität von 13,3 % p.a. in den vergangenen drei Jahren gegenüber. Im Gegensatz dazu würde unter Annahme einer Nullperformance nach zehn Sparraten die nächste Sparrate noch 10 % des angesparten Betrags ausmachen. Da fällt der Cost-Average-Effekt noch ins Gewicht.
Wo ist dann die Grenze, die Anleger zum Stopp des Sparplanes veranlassen könnte? Hier eine Orientierungshilfe: Zumindest sollten die nächsten zwölf Monatssparraten betragsmäßig so hoch sein, dass sie das Ausmaß der Volatilität abdecken. Im Falle des Beispiels wären es 13,3 % von 8.331 Euro, also 1.108 Euro. Damit wäre alles
noch im Rahmen (zwölf Sparraten machen 1.200 Euro aus). Doch sobald die Grenze erreicht ist, bestehen zwei Möglichkeiten: entweder den Sparplan beenden oder entsprechend aufstocken.
Zusätzlich kann nach mehreren Jahren der Ansparung der angesparte Teil abgesichert werden. Wird die 200-Tage-Linie im Chart des betreffenden Fonds oder ETFs nachhaltig unterschritten, kann eine Reduktion der Position um beispielsweise die Hälfte erfolgen.
Geeignete Fonds für Sparpläne
Für Fondssparpläne eignen sich besonders breit diversifizierte Aktienfonds und ETFs (Exchange Traded Funds). Diese bieten eine Streuung des Risikos über viele Einzelwerte und Märkte. Insbe-sondere globale Aktienfonds und ETFs sind für langfristige Sparpläne geeignet, da sie das Risiko über verschiedene Länder und Branchen streuen. MSCI World ETFs oder S&P 500 ETFs sind Beispiele für Produkte, die aufgrund ihrer Diversifikation und langfristigen Wachstumschancen für Sparpläne geeignet sind. Aber es ist auch eine Kombination aus Anlagestilen (Value, Growth oder anderes), Regionen, Investmentthemen mitsamt Beimischung von Anlageklassen wie Anleihen, Rohstoffe, Edelmetalle und offener Immobilienfonds möglich. Vorsichtige Anleger können sogar ausgewogene Mischfonds besparen. Wichtig ist zum einen eine gewisse Vola, doch langfristig wird Kapital aufgebaut und das soll dann schon möglichst breit diversifiziert und solide ausgestellt sein.
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Größte Medikamentenklasse ist am Entstehen
Ein Gastkommentar von Christian Lach und Lukas Leu von Bellevue Asset Management. Die beiden Autoren sind die Portfolio Manager des Bellevue Obesity Solutions (Lux) Fonds.
Red. Die renommierte Fachzeitschrift The Lancet hat eine Studie veröffentlicht, die das Ausmaß der Adipositas-Pandemie verdeutlicht: Weltweit leiden bereits mehr als eine Milliarde Menschen an Übergewicht. Im Jahr 2020 waren 38 % der Weltbevölkerung über fünf Jahren übergewichtig oder fettleibig. Bis 2035 wird mit einem Anstieg auf 51% gerechnet, was einem jährlichen Wachstum von 3 % entspricht. Seit 1975 hat sich die Adipositas weltweit fast verdreifacht. Diese Zahlen und Entwicklungen sind dramatisch.
Lösungen zur Prävention und Behandlung von Adipositas sind gefragter denn je. Dank der jüngsten Fortschritte sind wir an einem Wendepunkt angelangt, der eine noch nie dagewesene Dynamik ausgelöst hat. Der Markt für sichere und wirksame Therapeutika ist weit offen, da beispielsweise in den USA nur 2 % der Adipositas-Patienten medizinisch behandelt werden. Die Wachstumsrate des Marktes wird auf 25 bis 30 % pro Jahr geschätzt (CAGR 2022 bis 2030).
Derzeit wird der Markt für GLP-1-Medikamente von Novo Nordisk und Ely Lilly dominiert. Novo Nordisk beeindruckt mit seiner Marktführerschaft im Bereich der Adipositasbehandlung und einem optimistischen Ausblick für seine Pipelinekandidaten. Die Umsatzprognose für den globalen Adipositasmarkt wurde deutlich auf 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 angehoben. Die Zuversicht von Novo Nordisk beruht auf Fortschritten in der Produktion und der Entwicklung von Produkten der nächsten Generation wie CagriSema und Amycretin. Die Pipeline ist voll mit neuen Ansätzen in den Bereichen Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und seltene Krankheiten. Die Novo-Nordisk-Aktie wird derzeit mit einem KGV von 32 gehandelt, was einer Prämie von 60 % gegenüber dem Markt entspricht. Aber das geschätzte Wachstum ist mit 12 % (EPS CAGR 2025 – 2028) viermal so hoch wie im Sektor.
Mindestens sieben biopharmazeutische Unternehmen wetteifern derzeit um den größten Gewichtsverlust. In der zweiten Jahreshälfte werden wichtige Neuigkeiten von Amgen, Structure Therapeutics, Roche sowie Viking Therapeutics erwartet. Für die Kostenerstattung ist entscheidend, dass die Medikamente einen positiven Einfluss auf Gesundheitsparameter haben. Im Fokus stehen dabei Sicherheit und Verträglichkeit, die für den zukünftigen Markterfolg immer wichtiger werden.
Über den Tellerrand schauen
Für einen nachhaltigen Erfolg bei der Gewichtsreduktion ist jedoch ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Die Wertschöpfungskette ist daher deutlich breiter als man auf den ersten Blick vermuten könnte und geht über die GLP1-Medikamente hinaus. Sie reicht von der Prävention über die Diagnostik und Behandlung bis hin zur Therapie von Folgeerkrankungen.
Die Unternehmen zeichnen sich durch ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum, hohe Bruttomargen, eine attraktive Pipeline und ein solides Finanzierungsprofil aus. Die Obesity-Wertschöpfungskette umfasst die folgenden Bereiche:
Ernährung und Bewegung: Unternehmen mit klarem Bezug zur Behandlung und Prävention von Adipositas in den Bereichen Ernährung, Fitness und Sport. Ein erwähnenswertes Unternehmen ist Smartfit, das viertgrößte Fitnessstudio der Welt mit Sitz in Brasilien. Trotz 4,8 Millionen aktiven Mitgliedern ist die Marktdurchdringung in Südamerika noch gering. Ein EPS-Wachstum von 30 % ist daher möglich.
Diagnostik und Therapie: Biopharmazeutische Unternehmen mit klarem Fokus auf die Behandlung von Übergewicht bzw. Adipositas und Begleiterkrankungen sowie Medtech-Unternehmen für Diagnostik, chirurgische Lösungen oder Therapieüberwachung sowie Produktions- oder Vertriebsunternehmen.
Begleiterkrankungen: Biopharma- und Medtech-Unternehmen, die in der Diagnostik und Behandlung von Folgeerkrankungen aktiv sind, sowie Dienstleistungsunternehmen wie Krankenhäuser mit ganzheitlichem Diabetes-Management, Rehabilitations- oder Dialysezentren.
Die Aussichten für Investoren sind vielversprechend, denn das Umsatzwachstum im Bereich der Adipositas-Therapie soll jährlich um mehr als 20 % steigen.
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Dekarbonisierung Europas – wie Net Zero den europäischen Aktien Energie verleiht
Ein Kommentar von Niall Gallagher und Chris Legg von GAM Investments.
(17.06.) Die Erfüllung der Netto-Null-Verpflichtungen bis 2050 wird eine große Herausforderung sein, die alle Wirtschaftszweige betrifft und weitaus mehr Ressourcen erfordert, als viele politische Entscheidungsträger schätzen oder ihren Wählern gegenüber zugeben wollen. Doch für Anleger bietet das ehrgeizige Streben nach Dekarbonisierung bei einer Reihe von europäischen Unternehmen attraktive Chancen.
Von den Vereinten Nationen bis zur Europäischen Union ist die Verpflichtung, bis 2050 Netto-Null-Ziele zu erreichen, scheinbar in Stein gemeißelt.
In der Praxis wird das Erreichen dieser sehr ehrgeizigen und sehr lobenswerten Ziele jenseits der Schlagworte viel leichter gesagt als getan sein. Als Manager der Ersparnisse unserer Kunden sind wir jedoch davon überzeugt, dass die Dekarbonisierung eine große Chance darstellt, unseren Anlegern langfristige Renditen zu bieten.
Seit einiger Zeit bietet das Streben nach Dekarbonisierung eine Fülle von Möglichkeiten, und wir haben versucht, unsere Portfolios so zu positionieren, dass sie die unserer Meinung nach überzeugendsten Aussichten auf ein nachhaltiges, langfristiges Ertragswachstum nutzen, die sich aus dem Streben nach Netto-Null-Emissionen ergeben.
Wie Anleger die Chancen nutzen, die sich ihnen durch die Dekarbonisierung und den Investitionssuperzyklus bieten – neben anderen Faktoren, die das neue Zeitalter prägen, wie die Normalisierung der Zinssätze, der Aufstieg der asiatischen Mittelschicht und die digitale Transformation -, wird die langfristigen Renditen bestimmen, die sie von ihrem Portfolio erwarten können.
Erreichen von Netto-Null-Emissionen bis 2050: Eine gewaltige Herausforderung
Die unbequeme Wahrheit ist, dass die Energienachfrage weiter steigen wird. Dieser Nachfrageanstieg wird durch die wachsende Weltbevölkerung, vor allem aber durch den höheren Pro-Kopf-Energieverbrauch in den Schwellenländern angetrieben, wo der Pro-Kopf-Energieverbrauch nur einen Bruchteil des Niveaus der Industrieländer beträgt. Und wenn das Angebot nicht steigt, um die wachsende Nachfrage zu decken, könnten Entwicklungsländer weiterhin die Quelle nutzen, die ihnen am meisten zur Verfügung steht – Kohle oder sogar Holz in den am wenigsten entwickelten Ländern. Kohle ist nicht nur wegen der daraus resultierenden Luftverschmutzung schlecht für die menschliche Gesundheit, sondern setzt auch doppelt so viel CO2 pro erzeugter Energieeinheit frei wie Gas. Wir sind der Meinung, dass die Investitionen in Energie/Ressourcen – insbesondere in Gas, einem wichtigen Übergangskraftstoff und Backup für intermittierende erneuerbare Energien – anziehen müssen. Andernfalls wird die Welt wahrscheinlich höhere Energiepreise und gar Engpässe sowie einen höheren Kohleverbrauch erleben.
Wir müssen auch die politischen Herausforderungen in Betracht ziehen, die sich ergeben, wenn Politiker von ihren Wählern verlangen, ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren – die Kosten dafür sind unmittelbarer als der längerfristige Nutzen für die Umwelt. Da einige Politiker in ihrem Bestreben Netto-Null-Emissionen zu erreichen, bereits mit einem gewissen Widerstand der Wähler konfrontiert sind – und trotzdem noch eine Chance haben, wiedergewählt zu werden -, können wir nicht ausschließen, dass der realistische Zeitplan weiter nach hinten verschoben wird. So bewundernswert das Ziel 2050 auch sein mag, in der realen Welt ist es aus technischen, finanziellen und politischen Gründen eine große Herausforderung. Und wir haben schon viel zu spät begonnen zu handeln!
Die neue Reise der Kapitalanlagen – vom Rost zum Boom?
Nach Angaben der IEA1 müssen sich die jährlichen Investitionen in saubere Energie weltweit bis 2030 auf rund 4 Billionen USD mehr als verdreifachen, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Da die Dekarbonisierung eine der wichtigsten politischen Prioritäten in den USA und Europa ist, müssen die Investitionen in Sachanlagen in der gesamten OECD deutlich ansteigen. Was die Frage aufwirft, wie die bestehende Infrastruktur den Übergang zur Dekarbonisierung bewältigen wird. So ist die Realität, dass die Investitionen nach der globalen Finanzkrise (GFC) über einen längeren Zeitraum zu niedrig waren – wobei die Infrastruktur und der Kapitalstock in vielen Industrieländern sowohl alt als auch in schlechtem Zustand waren.
Unternehmensinvestitionen auf niedrigem Niveau
In den USA belaufen sich der Inflation Reduction Act und andere Massnahmen auf ca. 2 Billionen USD an direkten oder indirekten Mitteln. Europa muss darauf reagieren – sowohl finanziell als auch hinsichtlich der Planung von Reformen – oder es wird weiter zurückfallen.
Die Erleichterung der Energiewende, und die Hoffnung, die Netto-Null-Ziele bis 2050 auch nur annähernd zu erreichen, erfordert einen Investitionsschub in einer Reihe von Sektoren und Branchen – von der Energiewirtschaft selbst über die Elektrifizierung (weit über Fahrzeuge hinaus), die Sanierung von Wohn- und Geschäftsgebäuden bis hin zur Fertigungs- und Prozessindustrie.
Net Zero ist eine große Chance, unseren Investoren Rendite zu bieten
Als Investment Manager ist es unsere Aufgabe, für die Menschen, die uns ihre Ersparnisse anvertrauen, attraktive Renditen zu erzielen. Wir konzentrieren uns auf die Chancen, die das Thema Dekarbonisierung bietet. Und angesichts des Ausmaßes der Ambitionen der politischen Entscheidungsträger und der Schwierigkeiten, mit denen sie sich erst jetzt auseinandersetzen, um diese zu erreichen, erstrecken sich die Investitionsmöglichkeiten auf eine ganze Reihe von Branchen, die alle eine Rolle spielen müssen.
Nutzung von Chancen innerhalb des Energiesystems
Wir glauben, dass viele der überzeugendsten Möglichkeiten, die wir sehen, in bestehenden Unternehmen liegen, die eng mit den Energiesystemen verbunden sind, auf die wir uns heute verlassen. Während einige Befürworter der Netto-Null-Emissionen die bestehenden Energieunternehmen ganz aufgeben oder auf deren Veräußerung drängen wollen, sind wir in der Realität der Meinung, dass die bestehenden großen Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, wenn wir bei der Dekarbonisierung sinnvolle Fortschritte erzielen wollen. Weltweit verfügen diese Unternehmen – von denen wir viele, wie Shell und Total, schon seit längerem in unseren europäischen Portfolios bevorzugen – über das Fachwissen Tausender hochqualifizierter Ingenieure und Projektmanager sowie über eine Marktpositionierung, fundierte Kenntnisse über die Funktionsweise der Energiewirtschaft und Hunderte von Milliarden Dollar an operativem Cashflow pro Jahr, um die Energiewende zu unterstützen und voranzutreiben. Diese Unternehmen sollten bei der Energiewende nicht an den Rand gedrängt werden – sie müssen in der Zukunft der kohlenstoffarmen Energie an vorderster Front und im Mittelpunkt stehen, wenn wir überhaupt Aussicht auf Erfolg bei der Dekarbonisierung haben wollen.
Innerhalb des Energiesystems erweist sich die Übertragung und Verteilung von Elektrizität als ein erheblicher Engpass. Die steigende Elektrizitätsnachfrage (und die erforderliche Komplexität des Systems) werden die Sanierung, den Ausbau und den Ersatz bestehender Systeme erforderlich machen. Die Übertragungs- und Verteilungsnetze müssen um ein Vielfaches vergrößert werden – nach einigen Schätzungen um das Fünffache weltweit. Wir sind der Ansicht, dass Unternehmen wie Prysmian, Schneider Electric, Linde und Atlas Copco – Positionen in unseren Portfolios – gut positioniert sind, um voraussichtlich eine Schlüsselrolle beim Ausbau der Stromnetze und dem erforderlichen Investitionsschub in das Energiesystem zu spielen.
Die hier beschriebenen spezifischen Investitionen stellen nicht alle Investitionsentscheidungen des Managers dar. Der Leser sollte nicht davon ausgehen, dass die identifizierten und besprochenen Anlageentscheidungen profitabel waren oder sein werden. Die hierin enthaltenen Verweise auf spezifische Anlageempfehlungen dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht notwendigerweise repräsentativ für Anlagen, die in der Zukunft getätigt werden.
Stromnetze: Der größte Engpass?
Die weltweiten Stromübertragungsleitungen müssen bis 2050 um das Fünffache erhöht werden, von 7 Mio. auf 35 Mio. Leitungskilometer, da der Strombedarf um das 2,5-fache und die Übertragungsintensität um das 2,25-fache steigt.
Ein weiterer Kostenfaktor bei der Dekarbonisierung des Energiesystems ist das Erfordernis der Ausfallsicherheit, der Energiespeicherung und einer Reservestromquelle. Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe, die häufig aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt werden, können ebenfalls eine Rolle bei der Verringerung der Treibhausgasemissionen spielen, wobei nachhaltiger Flugkraftstoff als wesentliches Element der Verpflichtung der Luftfahrtindustrie zur Erreichung der Netto-Null-Ziele angesehen wird. Grüner und blauer Wasserstoff, die durch Elektrolyse von Wasser mit erneuerbaren Energien bzw. aus Erdgas mit Hilfe von Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) hergestellt werden, können als Kraftstoff für den Verkehr, für industrielle Prozesse und als Energiespeicher verwendet werden. Bislang sind viele dieser neuen Technologien jedoch noch auf staatliche Unterstützung angewiesen, und die Kosten liegen weit über denen der herkömmlichen Technologien. Wir sind daher vorsichtig, hier außerhalb bestehender Unternehmen mit attraktiver Kapitalrendite (ROC) wie Atlas Copco und Linde zu investieren, die von einer schrittweisen Erweiterung ihres Produktangebots in diesen Segmenten profitieren können. Und Erdgas, möglicherweise mit CCS, dürfte eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der intermittierenden erneuerbaren Energien spielen.
Aufbau einer kohlenstoffärmeren Zukunft: Bauwesen, Mobilität und industrielle Prozesse
Moderne Gebäudesysteme werden ständig weiterentwickelt, um eine umweltfreundlichere Zukunft zu unterstützen, die von den sich ständig ändernden Erwartungen der Verbraucher und den Anforderungen an umweltfreundliche Gebäude bestimmt wird. Dies gilt sowohl für den Bau neuer Gebäude als auch für die Renovierung bestehender Anlagen. Um von der Nachfrage nach kohlenstoffarmen Gebäudelösungen einschließlich Isolierung und der Bereitstellung von Mietgeräten zu profitieren, sind Unternehmen wie Kingspan, Saint Gobain und Ashtead in unseren Portfolios seit langem übergewichtet.
Bei der Mobilität spielt die Verkehrsinfrastruktur eine wichtige Rolle, um Fortschritte bei den Klimazielen zu erreichen. In der automobilen Wertschöpfungskette schätzen wir Unternehmen wie Infineon und ST Micro, die Leistungshalbleiter liefern – ein Kernstück von Elektrofahrzeug-Antriebssträngen. Über Elektroautos hinaus tragen die von uns favorisierten Unternehmen – wie der Lkw-Hersteller Volvo – dazu bei, eine nachhaltigere Zukunft bei der Elektrifizierung von Bussen, Lkw und schweren Baumaschinen zu gestalten.
Und schließlich entwickeln sich die industriellen Prozesse, zum Teil angetrieben durch regulatorische Entwicklungen, in Richtung einer kohlenstoffärmeren Zukunft. Die traditionell emissionsintensive Herstellung von Grundprodukten wie Zement, Ziegel und Stahl kann durch Maßnahmen wie die Verwendung von Biomasse, aus Abfällen gewonnenen Brennstoffen oder durch den Einsatz von CCS-Technologien weniger umweltschädlich werden – auch, wenn die höheren Kosten an die Kunden weitergegeben werden. Wir sind in diesem Bereich über Linde und Atlas Copco engagiert. Unternehmen, die unserer Meinung nach ein attraktives Renditepotenzial bieten.
Die hier beschriebenen spezifischen Investitionen stellen nicht alle Investitionsentscheidungen des Managers dar. Der Leser sollte nicht davon ausgehen, dass die identifizierten und besprochenen Anlageentscheidungen profitabel waren oder sein werden. Die hierin enthaltenen Verweise auf spezifische Anlageempfehlungen dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht notwendigerweise repräsentativ für Anlagen, die in der Zukunft getätigt werden.
Die Investition in die Energiewende ist eines unserer wichtigsten Anlagethemen
So wichtig Europas Dekarbonisierungsanstrengungen auch sind, wir glauben, dass die wahren Kosten – und das Ausmaß der Investitionsmöglichkeiten – vielen erst jetzt bewusst werden. Wir denken, dass die Unternehmen, die wir in unseren Portfolios halten, an der Spitze der Entwicklungen im Dekarbonisierungsprozess stehen werden. Wir sind zwar nach wie vor der Ansicht, dass der Zeitplan für das Erreichen des Netto-Null-Ziels eine Herausforderung darstellt, aber die Notwendigkeit, sich dem Netto-Null-Ziel anzunähern, steht außer Frage, und die Investitionschancen, die der Weg der Dekarbonisierung bietet, sind unserer Meinung nach außergewöhnlich. Wir haben uns seit langem bemüht, unsere Portfolios so zu positionieren, dass sie von den wachsenden Ausgaben profitieren.
Wir sind der Ansicht, dass die Dekarbonisierung und der Investitionssuperzyklus die wichtigsten Anlagethemen sein werden, die die Performance europäischer Aktien vorantreiben können.
Gendern kann sich lohnen
Die Berücksichtigung von Diversität in Konzernen kann den Erfolg langfristig steigern.
Raja Korinek. Das Thema Diversität rückt zunehmend in den Fokus, wenngleich es noch viel in Sachen Gleichberechtigung zu tun gibt. Dieses Fazit geht aus dem jüngsten „Global Gender Gap Index“-Bericht des Weltwirtschaftsforums hervor, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Der Bericht misst seit 2006 Ungleichheiten zwischen Männer und Frauen in Wirtschaft, Bildung, Gesundheit sowie der politischen Führerschaft. Ein Indexstand von 100 % würde auf die völlige Gleichstellung deuten. Er liegt bei derzeit bei 68,5 %.
Diversity lohnt sich für Unternehmen
Dabei können sich geschlechtergerechte Teams etwa in Unternehmen lohnen. Sie hätten eine höhere Innovationskraft, träfen die kreativeren Entscheidungen und entschieden sich für nachhaltigere Lösungen, konstatiert Elena Curtillet, Head of Fixed Income Funds beim Vermögensverwalter Ampega, einer Tochter des deutschen Versicherungskonzerns Talanx. Curtillet meint: „Divers aufgesetzte Teams sind attraktiv für Talente, ein Umstand, der im aktuellen Umfeld wichtiger denn je ist.“ Schließlich gibt es einen wachsenden Mangel an gut ausgebildeten Kandidaten. Zugleich senke eine zufriedene Belegschaft die Fehlzeiten und damit die Kosten für die Unternehmen.
All solche Entwicklungen hätten auch positive Auswirkungen auf den Aktienkurs entsprechender Unternehmen, verweist die Ampega-Expertin auf Studien des US-Consulters McKinsey. So wurde im März der „Diversity Matters Even More“-Bericht für Kontinentaleuropa veröffentlicht. Demzufolge hätten europäische Unternehmen mit gemischten Führungsteams eine mehr als 60 %ig höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu agieren.
Bei der Boston Consulting Group hat man sich obendrein die Auswirkungen allein auf deutsche Aktien angesehen, gemessen am „BCG Gender Diversity Index“. Er misst die 100 größten deutschen Unternehmen, die ein Teil der Prime-Indizes (Dax, MDax, SDax) sind. Die Ergebnisse wurden Ende 2023 veröffentlicht: Demnach haben im Schnitt divers geführte Unternehmen in den vergangenen drei Jahren eine um 5 %-Punkte höhere Aktienrendite erzielt als jene Firmen, deren Führungsriege überwiegend männlich besetzt ist.
Sechs Kriterien zur Gerechtigkeit
Doch wo wird der „Ampega Diversity Plus“-Aktienfonds fündig? Für die Selektion habe man sich mit der nachhaltigen Ratingagentur ISS ESG auf sechs Kriterien verständigt, zu denen eine möglichst hohe Geschlechtervielfalt, Chancengleichheit sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance in Unternehmen zählen. Auch Finanzkennzahlen werden durchleuchtet. Dividendenzahlungen spielen ebenfalls eine Rolle. Das Universum ist der Stoxx-600-Index. Fündig wird der Fonds etwa bei Pharmakonzernen wie Novartis und Sanofi. Auch L‘Oreal und SAP zählen zu den Investments.
Eine weitere Möglichkeit bieten börsengehandelte Indexfonds, also ETFs. Der „Lyxor Global Gender Equality (DR) UCITS ETF“ bildet den „Solactive Equileap Global Gender Equality Index“ ab. Dieser investiert in 150 Aktien aus den Industrienationen, in deren Unternehmenspolitik die Gleichberechtigung der Geschlechter eine besonders zentrale Rolle spielt. Dazu zählen etwa die norwegische Storebrand, die australische Mirvac Group sowie Allianz. UBS bietet ebenfalls einen ETF auf diesen Index an, jedoch werden Fremdwährungen zum Euro abgesichert.
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Die Krux mit der Inflation
Experten mahnen vor allzu großen Erwartungen bei den Verbraucherpreisen.
Raja Korinek/Rudolf Preyer. Die jüngste Sitzung der US-Notenbank war mit besonders großer Spannung erwartet worden. Schließlich stieg zuletzt die Nervosität darüber, inwieweit sich die erste Zinssenkung hinaus hinziehen wird. „Zu Jahresbeginn rechneten Marktbeobachter mit sechs Schritten nach unten“, konstatiert Luca Paolini, Chefstratege beim Schweizer Vermögensverwalter Pictet Asset Management, im Rahmen seines globalen Wirtschaftsausblicks. Die Annahmen wurden längst kräftig nach unten geschraubt.
Bislang bleibt der Leitzins unverändert in einer Spanne von 5,25 und 5,5 %. Fed-Chef Jerome Powell merkte auf der jüngsten Sitzung an, dass der Kampf gegen die Inflation nur langsam voranschreite. Tatsächlich hat sich die US-Inflation zuletzt ein wenig beruhigt. Im Mai stiegen die Verbraucherpreise um 3,3 % im Vergleich zum Vorjahreswert und lagen damit leicht unter den Erwartungen. Die Kernrate lag bei 3,4 %. Bei dieser Berechnung werden die besonders schwankungsfreudigen Energie-, Tabak,- und Nahrungsmittelpreise ausgelassen.
Ist die wahre Inflation höher?
Einzig, Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, kommt zu einem anderen Fazit, wie er auf seinem Vortrag im Rahmen des jüngsten Investmentabends der Dadat erläuterte: Seit Jahren besuche er Freunde in den USA, wie er sagt, und stelle alljährlich seinen eigenen Inflationstest – mit Toastbrot und Budweiser – an. Er meint in diesem Zusammenhang, dass die offizielle Inflation nicht stimme. Zuletzt sei Halver auf einen Wert eindeutig über den aktuellen US-Verbraucherpreisen (CPI) gekommen.
Dabei sollte ein wesentlicher Punkt nicht unterschätzt werden. Zu einer höheren Inflation komme es schon allein deshalb, da Trinkgelder bei Restaurantbesuchen automatisch abgebucht würden. Halver sieht darin im Übrigen eine Unsitte, wie er konstatiert. Alles in Allem meint der Kapitalmarktexperte: „Von der höheren Inflation werden wir so schnell nicht mehr herunterkommen.“
Auch die jüngsten Daten aus der Eurozone deuten auf eine hartnäckige Entwicklung. So legten die Verbraucherpreise im Monat Mai um 2,6 % – und damit mehr als erwartet – im Vergleich zum Vorjahreswert zu. Entsprechend vorsichtig gaben sich die europäischen Währungshüter auf der Juni-Sitzung. Der Leitsatz wurde dennoch um 25-%-Punkte auf 4,25 % gesenkt. Allerdings revidierte die EZB ihre Prognosen nach oben. So wurde die Gesamtinflation auf 2,5 % für 2024 und 2,2 % für 2025 angehoben.
Dennoch gehe laut Paolini die Entwicklung in der Eurozone insgesamt in die richtige Richtung. Der Pictet-AM-Experte verweist zudem auf einen weiteren Aspekt in der Eurozone, der ihn zuversichtlich stimmt. So dürfte das Wachstum allmählich anziehen. Das BIP könnte im laufenden Jahr dabei um gut 0,8 % wachsen.
Das Konsumentenvertrauen steigt wieder
Doch was stimmt den Marktexperten derart zuversichtlich? Dazu dürfte unter anderem das steigende Konsumentenvertrauen in der EU beitragen, das von einigen Faktoren beflügelt wurde, zu denen höhere Löhne und gesunkene europäische Gaspreise zählen. Die Gaspreise hatten in der Region einen kurzen, scharfen Höhenflug nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Frühjahr 2022 erlebt.
Ein wenig Vorsicht lässt Halver von der Baader Bank jedoch bei den Entwicklungen in Deutschland walten. Dessen Wirtschaftspolitik hat jüngst für reichlich Schlagzeilen gesorgt, auch da die Energiewende in Richtung Nachhaltigkeit die Strompreise verteuert hat.
Doch auch beispielsweise das drohende Aus der Verbrennermotoren sorgt für Skepsis. Deutschland sei insgesamt auf dem Weg zur De-Industrialisierung, mahnt Halver: „Alle großen Länder lassen das Verbrenner-Auto weiterlaufen. Was Deutschland groß gemacht hat, lassen wir hingegen links liegen.“
Alles in Allem räumt Paolini europäischen Aktien in nächster Zeit dennoch die besseren Chancen gegenüber jenen aus den USA ein, zumal sie derzeit vergleichsweise besonders günstig bewertet seien. Allein im MSCI-Europe-Index lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) per Ende Mai bei 14,92, im MSCI USA hingegen bei knapp 26, wozu freilich zu einem Großteil der starke Kursanstieg der US-Technologieaktien beigetragen hat.
Der Euro könnte aufwerten
Als weiteres „Zugpferd“ sieht Paolini dabei aber auch den günstigen Euro – etwa im Verhältnis zum US-Dollar. Denn damit vergünstigt sich der Einstieg internationaler Investoren bei Aktien in der Eurozone. Überhaupt sei der Dollar derzeit gut 15 bis 20 % überbewertet, ein Umstand, der freilich nicht ewig andauern könne. Paolini begründet solch eine Einschätzung etwa mit dem sehr hohen Budgetdefizit der USA. Halver von der Baader Bank liefert konkrete Zahlen: „Eine Billion Dollar zahlen die Amerikaner jedes Jahr an Zinsdienst.“
Der US-Dollar sollte Paolini zufolge angesichts solcher Entwicklungen deshalb – etwa gegenüber dem Euro – an Wert verlieren. Bis Jahresende könnte die US-Währung rund 3 % nachgeben. Auf die kommenden fünf Jahre könnte der Verlust sogar bis zu gut 10 % ausmachen, so die weitere Prognose.
Als Leitwährung dürfte der US-Dollar seinen Status dennoch nicht verlieren, ergänzt Halver. So nahm etwa der Anteil des Euro an den weltweiten Devisenreserven allein im vergangenen Jahr um 1 %-Punkt auf 20 % ab, wie die EZB erst vor Kurzem mitteilte. Wichtigste Währung bleibe der US-Dollar mit einem um 0,3-%-Punkte gestiegenen Anteil von 58,4 %.
Einzig, auch in den USA gebe es Paolini zufolge derzeit interessante Anlagechancen, die Anleger ebenso wenig außer Acht lassen sollten.
So böten ihm zufolge beispiels-weise US-Unternehmensanleihen mit guter Bonität Potenzial. „Solche Papiere könnten in den kommenden fünf Jahren interessante Erträge abwerfen.“ Denn die Renditen, die sich aktuell erzielen lassen, sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren hoch, das Risiko im Vergleich zu einem Aktieninvestment hingegen ein gutes Stück überschaubarer.
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Vorbildliche Pensionssysteme
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch bei der Ausgestaltung der staatlichen Renten.
Christian Sec. Österreich wird bis zum Jahr 2033 das Pensionsalter der Frauen durch die Anhebung von sechs Monaten pro Jahr, an das der Männer angeglichen haben. Aber dies sollte nur der erste Schritt zu einer weiteren Veränderung des Regelpensionsalters nach 2033 sein, erklärt dazu die Wifo-Pensionsexpertin und Vorsitzende der Alterskommission Christine Mayer gegenüber dem Börsen-Kurier. Mit einer Verzögerung von fast 30 Jahren könnte damit Österreich dem Beispiel Deutschlands folgen. Nachdem dort die Angleichung des Pensionsalters der Frauen, an das der Männer auf 65 Jahre bereits 2004 abgeschlossen wurde, beschloss die deutsche Regierung 2007 die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters auf 67 Jahre. Dieser Prozess der Anhebung ist 2031 abgeschlossen. Man könnte also sagen, dass die Deutschen diesbezüglich nicht nur einen Schritt (Angleichung des Pensionsalters für Mann und Frau), sondern bereits zwei Schritte voraus sind.
Aber es bedarf nicht nur die Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters, sondern auch finanzieller Anreize für einen späteren Renteneintritt, ist Mayer überzeugt. Diese Anreize können z. B. auch die Unterstützung von Unternehmen betreffen.
Hier könnte z. B. Japan als Vorbild dienen. 50 % der 65 bis 69-jährigen gehen in dem Inselstaat einer Erwerbsarbeit nach, obwohl das staatliche Pensionsalter bei 65 Jahren liegt. Fast 40 % der japanischen Unternehmen halten ihre über 70-jährigen Mitarbeiter in Beschäftigung. Die demografische Entwicklung Japans nimmt jedenfalls vorweg, was uns in Österreich um 2040 blühen wird. In Japan kommen auf jeden Pensionisten weniger als zwei Erwerbstätige.
Aber man muss gar nicht so weit in den Fernen Osten blicken, um Regelungen zu finden, wie man mit der steigenden Lebenserwartung in der Bevölkerung umgeht. Während der Lebenszeitgewinn in Österreich faktisch zu 100 % in die Pension bzw. Freizeit fließt, verfolgt Dänemark genau den entgegengesetzten Weg. Dort fließen ab 2030 die Langlebigkeitszuwächse zur Gänze in die Arbeitszeit. Die Anpassung des Rentenalters erfolgt auf Grundlage der durchschnittlichen Lebenserwartung für 60-jährige. Wenn die Lebenserwartung steigt, erhöht sich das das Rentenalter. Derzeit liegt das gesetzliche Rentenalter bei 67 Jahren. Nach aktuellen Prognosen wird das Rentenalter im Jahr 2030 auf 68 Jahre steigen.
Hybride Systeme
In Dänemark sind mehr als 90 % der Erwerbstätigen durch eine betriebliche Altersvorsorge abgesichert. 10 bis 15 % des Gehaltes werden automatisch in der zweiten Säule angespart, zusätzlich zu einer staatlichen Pension.
Auch in Holland liegt der Anteil der Erwerbstätigen mit einer starken kapitalgedeckten betrieblichen Säule bei über 90 %. Die Beitragsbemessung liegt zwischen 15 und 25 %. Zusätzlich garantiert das niederländische Pensionssystem eine Grundabsicherung für jeden Bürger, auch wenn er nie in die Rentenkassen eingezahlt hat. Die Höhe ist abhängig davon, wie lange jemand in den Niederlanden gewohnt oder gearbeitet hat. Den vollen Satz gibt es nach 50 Jahren.
Bei der Diskussion um die Umlagefinanzierung wird immer wieder auf Schweden als Vorbild verwiesen, das nicht-finanzielle Beitragskonten auf Umlagebasis mit einer ergänzenden kapitalgedeckten Vorsorge kombiniert (hybrides System). Vom Pensionsbeitragssatz von 18,5 werden 16 % über das Umlageverfahren auf dem Pensionskonto gutgeschrieben und 2,5 % werden kapitalgedeckt angelegt.
Die Bürger können dabei zwischen unterschiedlichen Fonds wählen. Die Pensionshöhe ergibt sich aus dem Kapital am Pensionskonto, welches auf die erwartete Pensionsdauer aufgeteilt wird. Der Korridor für den Pensionsantritt liegt zwischen 61 und 69 Jahren.
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Tech-Unternehmen steigen in die Dividendenpolitik ein
Ein Marktkommentar von Cameron Shanks, Investmentanalyst bei Aegon Asset Management.
(11.06.) Nach Meta ist nun auch der Tech-Gigant Alphabet in die Dividendenpolitik eingestiegen. Beide Unternehmen gesellen sich zu Microsoft, Apple und Nvidia als „große Tech“-Dividendenzahler. Hinzu kommen weitere Tech-Dividenden, darunter Salesforce und Booking.com mit ihrem Dividenden-Debüt in diesem Jahr. Diese Entwicklung ist von Bedeutung, da die Branche bisher eher auf Rückkäufe gesetzt hat.
Allein die großen Technologieunternehmen werden für das kommende Jahr Dividenden in Höhe von ungefähr 53 Milliarden US-Dollar ausschütten. Diese Zahl liegt nahe an den 60 Milliarden US-Dollar, die vom FTSE 100-Index insgesamt erwartet werden. Eine bemerkenswerte Zahl, wenn man bedenkt, dass der FTSE in der Vergangenheit für seine Erträge bekannt war.
Die Dividende wird jedoch durch die Höhe der Rückkäufe in den Schatten gestellt. Die Unternehmen können in diesem Jahr Aktien im Wert von 315 Milliarden US-Dollar zurückzukaufen, was fast dem Fünffachen der Dividendenausschüttung entspricht. Die Vorliebe für Aktienrückkäufe ist demnach ungebrochen. Dennoch ist der Trend zur Dividende ein wichtiges Signal für Investoren.
Dividenden als Signal für Unternehmensreife
Die klassische Theorie besagt, dass Dividenden positive Nachrichten über den künftigen Cashflow eines Unternehmens vermitteln. Diese Theorie wird durch die positive langfristige Korrelation zwischen Dividendenwachstum und Aktienkursentwicklung gestützt.
In ähnlicher Weise wird in der Wissenschaft die „Reifehypothese“ vertreten. Diese Theorie geht davon aus, dass Dividenden ein Signal für die Reifung des Finanzprofils eines Unternehmens sind, die sich in einem Rückgang des Risikos und einer zunehmenden Generierung freier Cashflows äußert. Die Wahrnehmung eines geringeren Risikos wirkt sich positiv auf die Kapitalkosten des Unternehmens aus, was wiederum zu einer höheren Bewertung der Aktie führt.
Die Berichterstattung in den Medien über den Technologiesektor deutet auf Letzteres hin. Die Schlagzeilen über Metas „Erwachsenwerden“ kommen nach einer Periode der Rationalisierung des Betriebs, der strengen Kostenkontrolle und der neuen Konzentration auf aktionärsfreundliche Erträge. Die Einführung der Dividende kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass diese Disziplin von Dauer ist und dass Meta, wie auch andere Unternehmen aus der Technologiebranche, in eine neue Phase seines Unternehmens eintritt.
Reifere Finanzprofile bieten Spielraum für die Rückführung von Eigenkapital und die Möglichkeit, die Ausschüttungsquoten deutlich zu erhöhen.
United Rentals
Ein aktuelles Beispiel für diese Dynamik ist das Unternehmen United Rentals, der größte Vermieter von Baumaschinen in den USA. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist einfach: Es kauft Baumaschinen, vermietet sie und verkauft sie später weiter. Bei einem beliebigen Baumaschinenverleih werden Anleger wahrscheinlich nicht begeistert sein, doch diese Unternehmen erzielen beeindruckende Renditen, wenn sie in großem Maßstab betrieben werden. United Rentals ist mit 1.600 Niederlassungen und einem Fuhrpark im Wert von 21 Milliarden US-Dollar der größte Akteur in der Branche.
Die Vermietungsbranche ist zyklisch. Während der großen Finanzkrise ging die Bautätigkeit im Nichtwohnungsbau in den USA um etwa 30 % zurück und als sich die Nachfrage nach Mietgeräten verlangsamte, kam es zu einem intensiven Preiswettbewerb. Die sinkenden Mietpreise führten zu einer Beeinträchtigung der Gewinne der Branche, was sich in einer starken Reduktion der Gewinnspanne von United Rentals manifestierte.
Seitdem hat sich die Branche gewandelt: Die zehn größten Unternehmen beherrschen 44 % des Marktes, was einer Verdoppelung im Vergleich zur Zeit vor der Finanzkrise entspricht. United Rentals hat den Markt durch Fusionen und Übernahmen aggressiv konsolidiert und ist als Komplettanbieter auf der Baustelle in neue Kategorien vorgestoßen. Die jährliche Wachstumsrate der Umsätze beträgt 14 %. Im selben Zeitraum konnte eine Verbesserung der Gewinnspannen von 25 % im Jahr 2009 auf heute fast 48 % beobachtet werden.
Die Branche ist konsolidiert, sodass die größten Anbieter einen strukturellen Vorteil in Bezug auf die Kaufkraft der Flotte und den Umfang des Mietangebots aufweisen. Zudem hat sich die Branche den Drittdatenanbieter Rouse zu eigen gemacht, der Einblicke in die Mietpreise und Auslastungsgrade auf lokaler Ebene bietet. Dies fördert die Preisdisziplin und ermöglicht es den Vermietungsunternehmen, ihre Flottenkäufe besser zu planen und zu verteilen.
Die Jahre des rasanten Wachstums von United Rentals scheinen abgeschlossen zu sein. Strukturelle Veränderungen haben jedoch zu einer Weiterentwicklung des Geschäftsmodells geführt, das höhere durchgängige Margen und Cashflow-Generierung unterstützt. Das Unternehmen hat im Jahr 2023 mit der Zahlung von Dividenden begonnen, was ein wichtiges Signal für das Vertrauen des Managements in die Widerstandsfähigkeit der Erträge und des freien Cashflows ist. Dies wiederum führt zu einem höheren Multiplikator für den gesamten Zyklus, was eine entsprechende Aufwertung der Aktie zur Folge hat.
Krebskiller mit Renditepotenzial
Dank neuer Therapieansätze wird Krebs immer besser behandelbar.
Stefan Riedel, München. International bekannt und profitabel geworden ist Moderna mit seinem Covid-19-Impfstoff Spikevax. Die Milliardeneinnahmen geben dem US-Biotechunternehmen ein dickes Cash-Polster, um etliche neue klinische Kandidaten zur Marktreife zu bringen. Eines der spannendsten Projekte ist mRNA-4157, ein Krebs-Impfstoff, den Moderna zusammen mit dem US-Pharmakonzern Merck&Co entwickelt.
Konferenz bewegt die Aktienkurse
Auf der ASCO 2024, dem weltweit wichtigsten Fachkongress für die Krebsmedizin, präsentierten beide Firmen in der Vorwoche vielversprechende Wirksamkeitsdaten. Demnach verringerte mRNA-4157 als Kombinationstherapie mit dem Krebsmittel Keytruda bei Schwarzem Hautkrebs um 49 % häufiger als die alleinige Behandlung mit Keytruda das Risiko, dass sich die Melanome erneut bildeten. Mit dem Aktienkurs von Moderna ging es als Reaktion auf die Resultate deutlich nach oben. Die zulassungsrelevante klinische Studie soll Ende 2029 die entscheidenden Daten liefern. Für Merck wäre das ein Erfolg zur rechten Zeit: 2028 läuft der Patentschutz für Keytruda aus. Mit 25 MrdUSD im Jahr 2023 ist Keytruda das mit Abstand umsatzstärkste Krebsmedikament.
Für Markus Manns, Fondsmanager bei Union Investment, wäre ein Durchbruch umso bemerkenswerter, weil Krebsimmuntherapien aus der Klasse der sogenannten „Checkpoint-Inhibitoren“ wie Keytruda mit einem Problem zu kämpfen haben: „Es ist schwer, die Wirksamkeit weiter zu verbessern, ohne dass sich durch die Kombination mit einem anderen Immunmodulator die Nebenwirkungen erhöhen.“
Zwei Pharma-Pioniere
Von den neuen Therapieansätzen prägten die Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) auf der ASCO 2024 wie im Vorjahr das Bild. ADCs sind ein Killertrio, das Tumorzellen beseitigt, ohne dabei benachbartes Gewebe zu schädigen. Möglich macht es das Zusammenspiel von chemischen Wirkstoffen, die Krebszellen beseitigen, einem Antikörper, der bei einem bestimmten Protein der Tumorzelle angreift, und einem Linker, der die beiden anderen Komponenten verbindet. „ADC-basierte Krebstherapien haben den großen Vorteil, dass sie mit Hilfe der hohen Bindungsaffinität der Antikörper genau bei den Tumorzellen andocken und in diese eindringen, ehe die Zellgifte freigesetzt werden“, erläutert Lukas Leu, Fondsmanager bei Bellevue Asset Management.
AstraZeneca und Daiichi Sankyo sind mit Enhertu die Pioniere. Zugelassen ist die ADC-Therapie bislang bei HER2-positivem Brustkrebs mit Metastasenbildung für Patientinnen, bei denen zwei vorherige Therapien nicht mehr anschlagen. Im Jahr 2020, also drei Jahre nach der Zulassung, erzielte Enhertu Jahresumsätze von 3,1 Milliarden US-Dollar (2,87 Milliarden Euro). Branchenexperten taxieren das jährliche Umsatzpotenzial auf mehr als 10 Milliarden US-Dollar (9,26 Milliarden Euro).
Und wie mit Infimzi und Tagrisso, zwei anderen Krebsarzneien mit Milliardenumsätzen, arbeitet AstraZeneca daran, den Einsatz von Enhertu in andere Krebsarten zu erweitern. Pfizer hat sich durch die Übernahme der Biotechfirma Seagen in gleich drei neue Wirkstoffklassen eingekauft.
Für Anleger lässt sich mit Pharmaaktien das Risiko besser diversifizieren. Biotechfirmen haben dagegen im Erfolgsfall den größeren Kurshebel nach oben – und bei Rückschlägen die größere Absturzgefahr.
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„Risiko, nicht dabei zu sein, ist höher“
Krypto-Experte Wenger über Vor- und Nachteile der Assets in der Portfolioverwaltung.
Klaus Schweinegger. Der gebürtige Grazer Bernhard Wenger ist Head of Northern Europe beim Krypto-Spezialisten 21 Shares. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Banking und Asset Management und war zuletzt als Geschäftsführer beim Assetmanager State Street Global Advisors in seiner Wahlheimat Schweiz tätig. Im Gespräch mit dem Börsen-Kurier versucht er, mit Vorurteilen aufzuräumen und blickt in die Zukunft der Anlageklasse.
Börsen-Kurier: Herr Wenger, beim Thema Bitcoin scheiden sich die Geister. Kritiker der Kryptowährungen warnen vor allem vor der hohen Volatilität. Aber auch der Kontrollverlust durch staatliche Instanzen wird ins Treffen geführt. Was entgegnen Sie diesen?
Bernhard Wenger: Bitcoin baut auf einem dezentralisierten Netzwerk auf, was bedeutet, dass keine einzelne Instanz, einschließlich Regierungen, es kontrollieren oder manipulieren kann. Dies ist ja gerade der Vorteil und das attraktive an Krypto-Assets. Es gibt keine demokratischere Art von Währungen bzw. Vermögensgegenständen. Bitcoin ermöglicht es Einzelpersonen, die volle Kontrolle über ihr eigenes Geld zu haben. Die Gesamtanzahl an jemals verfügbaren Bitcoins ist begrenzt, keine Instanz kann zusätzliche Bitcoins „drucken“ und die Währung so destabilisieren.
Und was die Volatilität betrifft, ist Bitcoin natürlich ein Risiko-Asset, allerdings ist die Volatilität in den vergangenen Jahren stark gefallen und auch die Diversifikationsaspekte in einem gut aufgestellten Portfolio sollte man als Anleger berücksichtigen.
Börsen-Kurier: Welche Rolle können und sollen Kryptowährungen in ausgewogenen Portfolioverwaltung demzufolge spielen?
Wenger: Analysen unseres Research-Teams ergeben, dass eine Beimischung von 5 % Bitcoin zu einem klassischen 60/40-Portfolio das Risiko-Rendite-Profil signifikant verbessert und bei regelmäßigem Rebalancing auch die Volatilität im Gesamtportfolio vernachlässigbar steigt.
Somit kann Bitcoin einen echten Mehrwert für ein professionell aufgestelltes Portfolio liefern. Wer allerdings nicht alles auf ein Pferd setzen will, was die Krypto-Allokation betrifft, für den sind Baskets bzw. Indizes das perfekte Instrument, um in den Markt zu gehen.
Börsen-Kurier: Eine Möglichkeit sind auch die sogenannten „Exchange Traded Commodities“ (ETCs), also börsengehandelte Rohstoffe. Wo liegen hier die Vor- und Nachteile und wo auch mögliche Risiken?
Wenger: Ich sehe eigentlich kaum Nachteile, ETCs oder ETPs, wie sie auch oft genannt werden, für ein Krypto-Investment heranzuziehen. Sie bieten, wie beim Gold, alle Vorteile von ETFs, sind, wenn sauber aufgesetzt, immer zu 100 % physisch hinterlegt und operieren im regulatorischen Rahmen. Der einzige Vorteil von Direktinvestments liegt aus meiner Sicht darin, dass diese zu jeder Zeit handelbar sind und der Investor nicht auf Handelszeiten an traditionellen Börsen schauen muss.
Börsen-Kurier: Es gibt heute in etwa 20.000 Kryptowährungen, wie erkenne ich seriöse Basiswerte?
Wenger: Keine leichte Frage, weil es ja oft nicht klar ist, wer zukünftige Gewinner sind bzw. kommt es natürlich auch auf den Zeithorizont an. Langfristig orientierte Investoren sollten sich jedenfalls auf die größten Werte beschränken, die sind dann auch meistens über ETPs investierbar, mit allen Vorteilen was Qualitätskontrolle und Sicherheit betrifft. Wir gehen davon aus, dass 95 % oder mehr nicht überleben werden, diejenigen, die sich durchsetzen, jedoch ein überdurchschnittliches Kurspotenzial haben und die Welt zum Positiven verändern werden bzw. dies schon tun.
Börsen-Kurier: Und was können Investoren vom Krypto-Markt in Zukunft erwarten?
Wenger: Wir stehen erst am Anfang, sowohl, was die technologische Entwicklung betrifft, als auch Krypto-Assets als Anlageklasse. Beispiele voranschreitender institutioneller Adaption sind die im Jänner zugelassenen Spot-ETFs in den USA und die aktuellen News, dass bereits der ein oder andere große Pensionsfonds über ETFs in Bitcoin investiert hat. Das Risiko, nicht dabei zu sein, schätze ich jedenfalls höher ein, als das Risiko, dabei zu sein.
Foto: 21Shares
ESG – ein Thema für die Börse
IR-Verantwortliche gehen offener mit der komplizierten Materie um.
Tibor Pásztory. Im Rahmen einer Veranstaltung des Circle Investor Relations Austria (CIRA) wurden in mehreren Panels aktuelle, das Metathema ESG betreffende Fragen diskutiert, wobei die drei Buchstaben für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) stehen. Dabei fiel auf, dass im Vergleich zu Diskussionen, die vergangenes Jahr stattgefunden hatten, ein wenig mehr Gelassenheit der Teilnehmer – ESG- und/oder IR-Verantwortliche von meist börsennotierten Unternehmen – zu verspüren war.
Komplexität bleibt
Dies ist keineswegs darauf zurückzuführen, dass sich die Materie etwa vereinfacht hätte – im Gegenteil: die Beschlüsse zur Taxonomie-Verordnung sowie zum Lieferkettengesetz (ð S. 16) werden die Wirtschaft in den nächsten Jahren ordentlich auf Trab halten. Generell wird der Hang zur Regulatorik durch die EU-Instanzen als überbürokratisch kritisiert – und das nicht nur seitens der Wirtschaft -, doch wird es durchaus auch pragmatisch gesehen, dass mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nun wenigstens rechtliche Rahmenbedingungen existieren, nach denen man sich (hoffentlich) orientieren kann. Diese Direktive zur Nachhaltigkeitsberichterstattung soll bereits nächstes Jahr in Kraft treten und wird speziell bei börsennotierten Unternehmen unumgänglich sein.
Ein grundlegendes Merkmal von CSRD wird die Wesentlichkeitsanalyse darstellen. Sie soll nachweisen, welches Thema für welches Unternehmen und dessen Stakeholder von Bedeutung sein wird. So werden zum Beispiel Themen wie „Wasserverbrauch“ oder „Abwasser“ für ein Bankinstitut wohl nicht die wichtigsten Fragen verursachen.
Allerdings werden sich Unternehmen so ziemlich aller Branchen den Kopf über ihre Klimatransitionspläne zerbrechen werden müssen, indem sie ihre eigenen Klima-Fußabdrücke messen und sich diesbezüglich im Anschluss gege-benenfalls neue Ziele setzen müssen. Eine Ebene darüber wird ein ESG-Risiko- und Chancenmanagement eingeführt, das Risken, aber auch Chancen für die Unternehmen aus ESG-Perspektive identifizieren soll. Diese neudeutsch „IROs“ (Impact Risk Opportunites) genannten Analyseergebnisse sollen eine Grundlage für künftige Wertschöpfungsketten darstellen.
Reines Europa-Thema
Ob es sich hier um Wunschdenken handelt oder tatsächlich eines Tages Mehrwerte für europäische Unternehmen (denn nur diese sind von der neuen Regulatorik betroffen) entstehen könnten, bleibt aus heutiger Sicht offen.
Immerhin hört man auch von Investor-Relations-Verantwortlichen im ESG-Diskurs neuerdings immer wieder den Begriff „Wertschöpfung“, einen Begriff, der vor kurzem in Zusammenhang mit ESG noch undenkbar war. Ob die künftige Regulatorik der Menschheit mehr hilfreich oder der (europäischen) Wirtschaft eher schädlich sein wird, muss sich freilich erst herausstellen.
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Positionierung der Märkte in der Halbzeit des Zyklus
Wie zu Jahresbeginn erhofft, ist das Jahr 2024 nach den Turbulenzen der beiden Vorjahre bislang von geringer Volatilität an den Aktienmärkten und sinkender Volatilität an den Rentenmärkten geprägt.
(04.05.) Eine Marktruhe, hinter der sich im Zweifelsfall eine übermäßige Zurückhaltung der Anleger verbergen könnte, die aber bei nüchterner Analyse der Fundamentaldaten die typische Situation in der Halbzeit des Wirtschaftszyklus vorwegnimmt. Das heißt, dass die Wirtschaft und die Märkte, nachdem sie die Ängste der letzten Krise abgeschüttelt haben, ihre übliche Reisegeschwindigkeit erreichen.
In Erinnerung an den erlebten Inflationsschock gibt es bei den Marktvariablen immer noch eine Anomalie, und zwar bei den kurzfristigen Zinssätzen, die jetzt deutlich über der Inflation liegen.
Ebenso schnell wie die Inflation angestiegen war, ging sie auch wieder zurück. Aus diesem Grunde sind die Zentralbanken bei der Rücknahme der geldpolitischen Straffung sehr vorsichtig. Bei einer Inflationsrate von 2,5 % in der ^Eurozone und 3,5 % in den USA dürften die Zinssätze der EZB und der Fed, die bei 4 % bzw. 5,5 % liegen, jedoch nicht lange auf diesem Niveau bleiben.
Langfristige Zinssätze, die unter den kurzfristigen Zinssätzen liegen (invertierte Kurven), spiegeln nicht die Prognosen für eine Rezession wider, die immer weniger durch Makrodaten gestützt werden, sondern vielmehr die Vorläufigkeit des derzeitigen Niveaus der kurzfristigen Zinssätze und diskontieren ihren künftigen Rückgang. Überdies sind die langfristigen Zinssätze auf einem Niveau, das mit der derzeitigen Phase des Wirtschaftszyklus konform geht.
Mit dem Zinsanstieg 2022/23 haben die Anleihezinsen eine Bewertungsanomalie korrigiert, die seit der ersten Hälfte der 2010er Jahre anhielt. Beim derzeitigen Niveau der Staatsanleihen ist es möglich, das nominale Wachstum der jeweiligen
Volkswirtschaften abzufangen, wie dies vor der großen Finanzkrise von 2008 der Fall war, die als Lösung eine lange Phase von Niedrigzinsen verlangte.
Für Rückschlüsse auf die kurzfristige Entwicklung reicht die Beobachtung der Bewertungen nicht aus. Bleibt das wirtschaftliche Umfeld weiterhin überhitzt, sind weitere Phasen nachteiliger Volatilität nicht auszuschließen. Kapitalgewinne über den Kuponfluss hinaus werden erst dann berücksichtigt, wenn sich die Wirtschaft am Ende des Zyklus nähert.
Aus Bewertungssicht weisen die Anleihemärkte jedoch keine Anomalien mehr auf.
Anleihen mit einem höheren Emittentenrisiko weisen ebenfalls Bewertungen auf, die mit dem derzeitigen Wirtschaftszyklus konform gehen.
Die Spreads von Unternehmensanleihen, die sich im Jahr 2022 zeitgleich mit der intensivsten Phase der Zinserhöhungen der Zentralbanken ausgeweitet hatten, haben sich inzwischen wieder eingeengt und bewegen sich in der Nähe typischer Zyklustiefs.
Dies entspricht einem Wirtschaftszyklus, der endlich eine Stabilisierung des Wachstums-Inflations- Verhältnisses und eine Verlängerung der Durationserwartungen verzeichnet. In dieser Zwischenphase des Zyklus stellen Spread-Anleihen eine attraktive zusätzliche Carry-Möglichkeit gegenüber Staatsanleihen mit hoher Bonität dar, auch wenn der Spielraum für weitere Spread-Einbrüche geringer ist.
Eine plötzliche Ausweitung der Spreads hingegen erscheint wenig wahrscheinlich. Ausgenommen ist eine deutliche konjunkturelle Abschwächung; diese Annahme wird durch die aktuellen Daten nicht gestützt und ist in absehbarer Zeit unwahrscheinlich, insbesondere wenn die Zentralbanken einen Zinssenkungszyklus einläuten.
Die Erholung an den Aktienmärkten in den letzten anderthalb Jahren war beträchtlich. Dennoch können die Bewertungen, wenngleich sie weniger attraktiv sind als Ende 2022, nicht als außerordentlich bezeichnet werden.
Insgesamt betrachtet sind die US-Marktmultiplikatoren infolge der Bewertungen des Technologiesektors eher überzogen. Die Bewertungen von Nicht-US-Indizes und von anderen US-Sektoren als dem Technologiesektor entsprechen jedoch den historischen Durchschnittswerten und sind daher nicht allzu hoch.
Aber selbst, wenn man den Technologiesektor in die Analyse aufnimmt, sind die absoluten Bewertungen (Multiplikatoren) weniger angespannt, sofern man den Gewinnschätzungen der Unternehmen für 2025 und 2026 Glauben schenkt.
Letztlich ist die Bewertung der Aktienmärkte als zyklisch korrekt und mittelfristig attraktiv anzusehen. Dies gilt auch im Vergleich zum Anleihemarkt.
Zwar sind die Anleihezinsen im Vergleich zu den Niveaus vor und nach der Pandemie gestiegen und stellen nun eine Chance dar, die im vorangegangenen Zyklus faktisch weggefallen war. Allerdings sind während des Zinssanstiegs auch die Renditen auf Unternehmensgewinne (Aktienerträge) gleichzeitig mit den Zinsen gestiegen, sodass die Risikoprämie für Aktien weiterhin hoch ist.
Die Aktienmärkte sind deshalb nicht mehr mit einem Abschlag bewertet. Sie sind aber auch nicht so überzogen, wie man nach der Erholung der letzten anderthalb Jahre annehmen könnte. Die Fortsetzung der Aufwärtsbewegung kann vor allem durch die Weiterführung des Wirtschaftszyklus und das Gewinnwachstum gestützt werden.
Angesichts der aktuellen Bewertungen ließe sich der Rückschluss ziehen, dass die Märkte die Gewinne des Jahres 2024, also ein halbes Jahr im Voraus, bereits vollständig diskontiert haben. Auf dem Weg zur Einpreisung der Gewinne des Jahres 2025/26 könnten sie jedoch weiter steigen.
Auch dabei handelt es sich um eine für die Mitte des Wirtschaftszyklus charakteristische Situation, bei der wir ebenfalls davon ausgehen, dass sie in nächster Zeit fortdauern wird.
Should I stay or should I go?
Von Russland wegzukommen, ist für viele Unternehmen nicht einfach.
Christian Sec. Die russisch-österreichischen Beziehungen gediehen über viele Jahrzehnte prächtig. Laut einem Bericht des ORF-Wirtschaftsmagazins Eco waren zu Beginn des Überfalls auf die Ukraine mindestens 65 Unternehmen in Russland aktiv, mehr als die Hälfte davon ist es auch heute noch.
Der Ausstieg ist teuer, und daher sträuben sich viele Unternehmen dagegen. Entscheidet sich ein Unternehmen, Russland zu verlassen, muss es einen Antrag bei einer russischen Kommission stellen, mit der Auflage, dass der Marktwert des Unternehmens mindestens halbiert wird. Je höher der sogenannte „Haircut“, also der Abschlag auf den Marktwert, umso größer die Chance, mit der Genehmigung durchzukommen. Hinzu kommen noch Steuern auf den Verkaufspreis. Die Strabag oder Voestalpine warten noch auf die Genehmigung des Kremls, Russland endgültig verlassen zu können, wie aus Eco zu vernehmen war.
Die Strabag hatte mit Ende 2023 noch einen geringfügigen Auftragsbestand in der Höhe von 3,5 Millionen Euro in Russland. Zwei Niederlassungen in Moskau sind von der Abwicklung betroffen. Die Andritz wiederum listet in ihrem Geschäftsbericht drei Niederlassungen auf. In zwei der drei rechtlichen Einheiten wurden zwischenzeitlich alle Geschäftsaktivitäten eingestellt, erklärt dazu CFO Norbert Nettesheim gegenüber dem Börsen-Kurier. Mittlerweile laufen in Russland nur noch wenige Transaktionen, für die der Maschinenbau-Konzern 2022 Liefer- und Dienstleistungsverpflichtungen eingegangen ist, die nicht unter die Sanktionsbestimmungen fallen. „Die Notwendigkeit der Niederlassungen wird regelmäßig geprüft“, erklärt Nettesheim.
„Keine Rückzugsmöglichkeit“
Ähnlich agiert der Fruchtsafthersteller Agrana, der rund 83 Millionen Euro Umsatz in Russland macht. Der Konzern unterhält eine Anlage im russischen Serpuchov, die gute Mengen und Margen produziere, wie das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht schreibt. Die russische Tochter agiere weitestgehend autonom und bleibe auch vorerst in Betrieb, da man keine Rückzugsmöglichkeit sehe, wie der Agrana-Chef Stephan Büttner in der jüngsten Bilanzpressekonferenz erklärte.
Je größer die potenziellen Verluste, umso geringer die Bereitschaft für einen Exit. Wienerberger hatte wenig Probleme, sich aus dem Russland-Geschäft zurückzuziehen. Der Anteil des Russlandgeschäftes betrug weniger als ein Prozent.
Großes Sanktionsrisiko
Die Raiffeisenbank International hadert da schon eher, wenn fast 60 % des Konzerngewinns von der russischen Tochter erwirtschaftet werden. Man prüfe einen Ausstieg aus Russland, heißt es mittlerweile schon seit immerhin zwei Jahren, aber trotz Rüffel der EZB, die die Reduktion der Geschäftstätigkeit in Russland fordert, scheint keine endgültige Entscheidung in Sicht. Immerhin liegt das Eigenkapital der russischen Tochter bei 2,4 Milliarden Euro. Diese will man nicht so leichtfertig in den Sand setzen. Pläne, sich halbwegs schadlos zu halten, wurden geschmiedet – und verworfen.
Aber auch wenn die Furcht vor großen Verlusten viele Unternehmen vor dem Exit abhält: Manchmal hilft Wladimir Putin höchstpersönlich bei der Gewissensentscheidung. Wenn z. B. ein Dekret des Diktators für eine unfreiwillige Entkonsolidierung sorgt. Gemäß diesem Dekret, das seit Ende 2023 am Tisch liegt, soll die OMV ihre Beteiligungen sowie ihre Anteile an russischen Gasfeldern verlieren. Schlussendlich sind Unternehmen auch durch Veranlagungen mit Russland verwoben. Die Uniqa hatte mit Ende 2023 noch russische Unternehmensanleihen in der Höhe von 59,7 Millionen Euro in ihren Büchern. Bei der VIG waren es Buchwerte von 19,2 Millionen Euro.
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Das fulminante Comeback des Kupferpreises
Nach dem Knick 2023 setzte die Notierung zu neuen Höhenflügen an.
Raja Korinek. Die Energiewende steht weltweit erst am Beginn, die Abkehr von fossilen Energieträgern ist kein einfaches Unterfangen, gewinnt aber zunehmend an Fahrt. Doch die Transition erfordert große Investitionssummen – und den Einsatz jeder Menge Industriemetalle, wobei vor allem Kupfer im Vordergrund steht. Benjamin Louvet, Leiter Rohstoffe bei Ofi Invest Asset Management, erklärt gegenüber dem Börsen-Kurier, weshalb: „Allein in einer Windturbine werden 950 Kilogramm bis zu einigen Tonnen Kupfer benötigt, je nach Größe.“
Auch in Solarpaneelen wird das Metall benötigt, ebenso wie für die Elektromobilität. In Elektroautos wird drei- bis viermal mehr Kupfer verbaut als in herkömmlichen Verbrenner-Autos. Auch die Künstliche Intelligenz wird die Nachfrage antreiben. „Die Datenmengen werden damit wachsen, ebenso wie der Bedarf an Rechenzentren“, betont Louvet. Für den Bau wird unter anderem das rötliche Industriemetall gebraucht.
Nachfrage dürfte kräftig steigen
Wie aber lauten die Prognosen? Derzeit liegt die globale Kupfernachfrage bei jährlich rund 28 Millionen Tonnen, hält das US Geological Survey – eine wissenschaftliche Organisation aus den USA – fest. Die Schätzungen deuten kräftig nach oben. Bis 2050 könnte die Nachfrage auf 53 Millionen Tonnen hinaufschnellen, verweist der Ofi-Experte auf Zahlen der International Energy Agency. „Aus aktueller Sicht reicht die Minenförderung nicht aus, ein Umstand, der den Preis antreiben dürfte.“ Schließlich dauert es Jahre, bis Minen ihre Förderung ausbauen oder überhaupt in Betrieb nehmen.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Vor wenigen Monaten forderte die Regierung von Panama das kanadische Bergbauunternehmen First Quantum Minerals auf, seine Kupfermine „Cobre Panama“ zu schließen. Damit falle eine wichtige Angebotsquelle aus dem globalen Markt weg, konstatiert Louvet.
Auch auf der Nachfrageseite gibt es interessante Entwicklungen. „Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe des Westens scheint ihren Boden gefunden zu haben, das Nachfragewachstum in China bleibt robust und die Lagerbestände sind deutlich gefallen“, so Bernd Meyer, Chefstratege Wealth and Asset Management bei der Berenberg Bank.
Kommt eine Korrektur?
Die jüngsten Entwicklungen haben den Kupferpreis kräftig angetrieben. Dieser notierte per 31. Mai bei 9.977 USD je Tonne an der London Metal Exchange und lag damit knapp unter dem Rekordhoch vom Frühjahr 2022. Im Vorjahr war es unter anderem aufgrund Konjunktursorgen insbesondere in China zu einem Preisknick gekommen.
Interessierte Anleger können mit Zertifikaten auf einen weiteren Preisanstieg setzen. So bietet die BNP Paribas ein ETC (Exchange Traded Commodity) auf die künftige Preisentwicklung an. Bei ETCs handelt es sich um besicherte Zertifikate. Anleger, die sich ein höheres Risiko zutrauen, können auf die weitere Preisentwicklung mit einem Faktor-Long-Zertifikat gehebelt setzen. Ein solches Produkt bietet die Société Générale mit einem Faktor von 2 an. Als Berechnungsgrundlage bei Faktor-Zertifikaten wird stets der Schlusskurs des Basiswertes vom Vortag herangezogen. Die aktuelle prozentuelle Kursveränderung darauf wird dann mit dem Faktor multipliziert.
Anleger sollten beachten, dass aufgrund der prozentuellen Berechnung auch größere Verluste entstehen können, wenn der Basiswert in die entgegengesetzte Richtung läuft oder stärker seitwärts schwankt.
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Profiteure der Fußball-Europameisterschaft 2024
Einige Aktien prominenter Ausrüster und Ausstatter könnte das Fußball-Spektakel beflügeln.
Michael Kordovsky. Die diesjährige Fußball-Europameisterschaft 2024 findet vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland statt. Unter den zehn Austragsorten sind unter anderem Berlin, München, Frankfurt und Hamburg. Erwartet werden 2,7 Millionen Besucher in den Stadien und rund 7 Millionen Fans in den Fanzonen. Alleine nach Berlin sollen 1,9 Millionen Besucher aus rund 120 Ländern kommen. Konkret bedeutet dies einen Aufschwung für deutsche Fluglinien insbesondere für die Lufthansa und auch für den Mietwagen-Anbieter Sixt.
Letzterer weist von 2017 bis 2023 ein Gewinnwachstum/Aktie von 9,7 % p.a. auf und ist bei einem Kurs von 73,90 Euro mit einem für 2025 geschätzten KGV von relativ günstigen 9,7 bewertet. Man kann an der Entwicklung der betreffenden Aktien auch über leicht gehebelte Zertifikate partizipieren. Vorteile sind ein etwas geringerer Kapitaleinsatz infolge des Hebels und die günstigen Transaktionsspesen bei zahlreichen Brokern. Der Nachteil liegt im Emittenten-Risiko, das im Falle einer Insolvenz des Emittenten schlagend würde.
Zu den einzelnen Zertifikaten: An Sixt kann mit einem Hebel von 1,47 mit dem von der HSBC emittierten „Open End-Turbo-Optionsschein auf Sixt SE“ partizipiert werden. Per 31. Mai ist die Knock-Out-Schwelle noch 67 % entfernt.
Für Lufthansa gibt es von Goldman Sachs einen „Open End Turbo Optionsschein Long“ mit Hebel von 1,20 und rund 83 % Abstand vom Knock-Out.
Interessant erscheint auch die in Deutschland sehr aktive Hotelkette Accor, für die Analysten auch in den kommenden Jahren ein kontinuierliches Gewinnwachstum erwarten. Hier bietet ein „Open End Turbo Optionsschein Long auf Accor“ (Emittent Goldman Sachs) bei einem Hebel von 1,10 einen Abstand zum Knock-Out von 90 %.
Trikotsponsoren und Bier-Aktien
Ausrüstern, die die besten Mannschaften ausstatten, winken erfolgreiche Verkaufszahlen und Kursgewinne. Dabei stehen vor allem die Sportartikel-Konzerne Adidas, Nike und Puma im Blickpunkt. Nike ist hier mit Mannschaften wie Kroatien, England, Niederlande, Frankreich und Portugal besonders aussichtsreich – und 2027 kommt sogar Deutschland (bisher Adidas) hinzu. Besonders starke „Adidas-Mannschaften“ sind hingegen heuer neben Deutschland noch Spanien, Italien und Belgien, während Puma die Schweiz, Serbien, Österreich und Tschechien ausstattet. Den Matchball für die EM liefert traditionell wieder Adidas. Auf letztere bietet HSBC einen „Open End-Turbo-Optionsschein“ mit moderatem Hebel von 1,28 und einem Abstand zum Knockout von knapp 78 %.
Nur einen Hebel von 1,13 und 88 % Abstand vom Knock-Out hat der „Turbo Unlimited Long-Optionsschein ohne Stopp-Loss-Level auf Nike“ (Emittent Société Générale).
Bier ist während einer EM generell stark gefragt, weshalb Anleger einen Blick auf diverse Brauereititel wie z. B. Heineken werfen könnten. Coca-Cola als Sponsor versorgt wiederum Fans, Offizielle und Freiwillige bei der EM mit Getränken. Da es sich bei Coca-Cola um eine defensivere Aktie handelt, kann durchaus ein Hebelzertifikat mit einem Hebel von mehr als 2 eingesetzt werden. Ein Beispiel wäre der „Open End Turbo Long auf Coca-Cola“, emittiert von Morgan Stanley, mit einem aktuellen Hebel von 2,15 (per 31.5. um 14:45 Uhr) und Abstand zum Knock-Out von rund 46 %.
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Wahlen und Märkte
(24.05.) Analysen zu den bevorstehenden Wahlen in UK und den USA.
Orla Garvey, Senior Portfolio Manager für Fixed Income bei Federated Hermes Limited
Vergangene Woche wurde bestätigt, dass am 4. Juli Parlamentswahlen in Großbritannien stattfinden werden. Obwohl vorgezogene Neuwahlen im Vereinigten Königreich immer ein potenzielles Risiko darstellen, kam diese Ankündigung doch etwas überraschend. Die Konservative Partei hat in den letzten Umfragen nicht zulegen können und liegt derzeit etwa 20 Prozentpunkte zurück. Betrachtet man jedoch, dass sich die Debatte in den kommenden Wochen auf die Erfolge der Konservativen Partei bei der Bekämpfung der Inflation konzentrieren könnte – die sie fast wieder auf das Ziel der Bank of England gebracht haben – und dass sich die Wirtschaft nach der technischen Rezession, die wir Ende letzten Jahres erlebt haben, leicht erholt hat, erscheint das Timing sinnvoller.
Die aktuellen Umfragen deuten darauf hin, dass wir im Sommer eine Labour-Regierung mit Keir Starmer als neuem Premierminister haben werden, aber bis dahin kann sich noch viel ändern, und wir können das Risiko eines unausgeglichenen Parlaments nicht völlig ausschließen. Hinsichtlich der Auswirkungen auf das Wachstum gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Parteien; eine Labour-Regierung würde das Potenzialwachstum wahrscheinlich nach oben korrigieren, hätte aber den gleichen begrenzten fiskalpolitischen Spielraum wie die Konservativen.
Was die Geldpolitik betrifft, so ist die Bank of England politisch unabhängig und wird sich bei ihren nächsten Schritten wahrscheinlich eher von den Daten als vom Wahltermin leiten lassen. Die geldpolitische Sitzung im Juni findet 14 Tage vor dem Wahltermin in Großbritannien statt. Nach den CPI-Daten dieser Woche ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Juni fast auf Null gesunken, während die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im August bei 50 Prozent und im September bei etwa 80 Prozent liegt. Die Veröffentlichung des Haushaltsplans nach den Wahlen könnte ebenfalls einen Einfluss auf diese Wahrscheinlichkeit haben, aber unter der Annahme, dass eine Labour-Regierung sich zunächst an die Haushaltsgrenzen halten würde, sollte der Haushalt nicht von Bedeutung sein.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Bank of England ihren geldpolitischen Lockerungszyklus in diesem Jahr einleiten wird. Die erhöhte Unsicherheit im Zusammenhang mit den Wahlen und dem Haushalt einer möglichen Labour-Regierung dürfte den Druck auf die Zinsstrukturkurve erhöhen.
Stephen Auth, Chief Investment Officer für Equities bei Federated Hermes
Unsere Entscheidung, Aktien im Januar 2023 überzugewichten und diese Position seither beizubehalten, beruhte weitgehend auf unserer Einschätzung eines sehr positiven fundamentalen Umfelds: ein angemessenes Wirtschaftswachstum, ein solides Gewinnwachstum, eine Inflation, die zwar unter ihrem Höchststand liegt, aber stabil ist, und eine Fed, die sich weitgehend zurückhält. Der Anstieg der Aktienkurse um 20 Prozent im vergangenen Jahr und um 12 Prozent seit Jahresbeginn ist zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass der Markt unsere Einschätzung übernommen hat. Die Frage ist nun: „Wie geht es weiter?“ Unseres Erachtens ist es der politische Zyklus.
Da der Wahlzyklus in die letzten fünf Monate geht, werden die Märkte mehr Zeit damit verbringen, die verschiedenen Optionen, die sich ihnen bieten – Trump oder Biden – zu bewerten und zu diskontieren. Obwohl es langfristig weniger wichtig ist, wer Präsident wird, als voll investiert zu bleiben, kann die Regierungspolitik kurzfristig die Märkte und insbesondere bestimmte Sektoren beeinflussen. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die diesjährigen Wahlen aus zwei Gründen von größerer Bedeutung sein könnten als gewöhnlich. Erstens sind die Wahlen zum Repräsentantenhaus und zum Senat so knapp, dass es wahrscheinlich ist, dass derjenige, der die Präsidentschaft gewinnt, auch beide Wahlen gewinnt. Zweitens sind die wirtschaftspolitischen Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten sehr groß, vor allem in wichtigen Marktfragen wie Steuerpolitik, Regulierung und Handel.
Wie bei allen wichtigen Themen, die einen Wendepunkt für die Märkte darstellen könnten, hat Federated Hermes ein Rahmenwerk entwickelt, das uns und unseren Kunden hilft, die Wahlinformationen zu verarbeiten und ihre Auswirkungen auf die Aktienmärkte zu bestimmen. Unsere vorläufige Schlussfolgerung ist, dass ein Wahlsieg der Republikaner das wahrscheinlichste Ergebnis ist, und dies sollte uns darin bestärken, unsere Long-Positionen beizubehalten – und vor allem dafür zu sorgen, dass sich der Markt über Technologieaktien hinaus in Richtung Small Caps, Finanzwerte, Versorger und Energie ausweitet.
„Politische Kraft zur Veränderung fehlt in diesem Land“
Stärkung des heimischen Kapitalmarktes ist für Wiener Börse vorrangig.
Marius Perger. Dass die Wiener Börse im Vorjahr in einem „verhaltenen Marktumfeld“ ihr Ergebnis auf Rekordhöhe halten konnte und auch der Konzernumsatz nahezu das hohe Niveau des Jahres davor erreichte, war beim Jahrespressegespräch mit Börse-Aufsichtsratsvorsitzendem und Wienerberger-CEO Heimo Scheuch sowie Börse-CEO Christoph Boschan nur ein Randthema. Im Vordergrund stand die Bedeutung eines starken Kapitalmarkts für die heimische Wirtschaft und die grüne Transformation.
Doch kurz zurück zum Jahr 2023: Der Rückgang des Aktienumsatzes im Vorjahr bedeutet nicht, dass sich das Handelsvolumen zur Konkurrenz verlagert hätte, so Boschan. Im Gegenteil: Der Marktanteil der Wiener Börse ist sogar leicht gewachsen. Erfolgreich haben sich die anderen Geschäftsbereiche entwickelt, die Diversifikation trage Früchte, wobei Boschan einerseits auf die Erlöse aus dem Central Securities Depository Prag, das für das Verwahrgeschäft in Tschechien zuständig ist, andererseits auf das Anleihensegment verweist. Allein heuer habe man schon fast 5.000 neue Anleihenlistings verzeichnet, für Privatanleger sei das Angebot der Wiener Börse der günstigste Weg, österreichische Bundesanleihen zu handeln, betont der Börse-Chef. Zufrieden zeigt sich auch Scheuch: Die Börse Wien halte allen Vergleichen mit den „Großen“ stand, man solle „nicht jammern, sondern stolz sein auf diese Börse“.
Appell an die Politik
Trotz der Politik und des ständigen Schlechtredens des Kapitalmarktes hätten immer mehr Österreicher Interesse am Kauf von Wertpapieren, betont Scheuch. Doch immer noch würden mehr als 300 Milliarden Euro nicht oder niedrig verzinst hierzulande – salopp gesagt – „herumliegen“. Notwendig sei deshalb eine Stärkung des Kapitalmarktes, wobei Scheuch auch darauf verweist, dass die EU-Mitgliedsstaaten aufgerufen sind, mehr für den gemeinsamen Finanzmarkt zu tun. Und nicht zuletzt zeige sich, dass Staaten mit gut entwickelten Kapitalmärkten schneller, nachhaltiger und mit höheren Wachstumsraten in eine CO2-neutrale Zukunft transformieren.
Gefordert sei die Politik, betont auch Boschan. Sie müsse für „relevante Kapitalsammelstellen“ sorgen, insbesondere durch den Ausbau der zweiten und dritten Säule, deren Volumen in Österreich derzeit nur 7 % des BIP ausmacht – im Vergleich zu rund 100 % in anderen entwickelten Staaten.
„Wir brauchen eine Regierung, die sich dem Finanzmarkt widmet“, sagt Scheuch, „und einen Kapitalmarktbeauftragten, der nicht aus der Arbeiterkammer oder der Wirtschaftskammer kommt, sondern von uns“. Die Börse als Finanzierungsquelle für die Transformation der Unternehmen sei für unser Land „extrem wichtig“. Nicht vergessen dürfe man auch, dass der österreichische Wohlstand auf dem Export aufgebaut ist: „Wir brauchen die internationale Vernetzung und die kommt über den Kapitalmarkt.“
Scheuch fordert auch weitere Privatisierungen: „Wir haben gezeigt, dass diese gut funktionieren.“ Jede neue Regierung habe sich mit damit zu beschäftigen, es dürfe kein Tabu-Thema sein. Und schließlich wünscht sich Scheuch einen „Fonds, der allen Österreichern gehört“. Dazu bedürfe es einer Entpolitisierung der staatlichen Beteiligungen, die in einen Staatsfonds übertragen werden müssten. Dies wäre ein wesentlicher Bestandteil für das Wachstum der Wirtschaft. Es gehe darum, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für den österreichischen Kapitalmarkt zu schaffen. Aber, so Scheuch: „Die politische Kraft zur Veränderung fehlt in diesem Land“.
ESG im Fokus
Verstärken will die Wiener Börse ihren Fokus auf den Bereich nachhaltiger Investmentmöglichkeiten. Bereits heute werde Emittenten das eigens für nachhaltige Anleihen konzipierte „Vienna ESG Segment“ geboten; Inzwischen sind dort mehr als 100 Anleihen von über 30 Emittenten gelistet, deren Volumen von mehr als 27 Milliarden Euro in die Transformation der Wirtschaft fließt.
Und ab sofort stellt die Wiener Börse ESG-Initiativen auf die (virtuelle) Bühne – mit einer Kampagne auf allen Kommunikationskanälen will man zeigen, wie österreichische börsenotierte Unternehmen die ESG-Transformation vorantreiben.
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Verschärfung bei Geldwäsche-Prävention
Zentrale Datenbank für Versäumnisse beim Verhindern von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
Andreas Dolezal. Die Europäische Kommission intensiviert ihren Kampf gegen Geldwäsche (AML; Anti-Money Laundering) und Terrorismusfinanzierung (CFT; Countering the Financing of Terrorism). Erst im Feber 2024 hat sie die finalen Inhalte der kommenden Geldwäsche-Richtlinie und -Verordnung veröffentlicht, die je nach Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU, ab etwa Mitte 2027, anzuwenden sind.
Bereits seit Mai 2024 können europäische Aufsichtsbehörden Namen von natürlichen Personen an EuReCA (European Reporting System for material CFT/AML weaknesses), eine zentrale Datenbank der europäischen Bankenaufsicht EBA, melden.
Zentrale Datenbank für Schwachstellen
EuReCA ist eine EU-weite, zentrale Datenbank bzw. Meldestelle für Schwachstellen hinsichtlich erheblicher Versäumnisse bei der Einhaltung von Anforderungen im Zusammenhang mit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Die gesammelten Informationen beziehen sich auf Schwachstellen, die während der laufenden Aufsichts- und Zulassungsverfahren in Bezug auf Akteure des Finanzsektors festgestellt wurden, sowie auf Maßnahmen, die die Meldebehörden als Reaktion auf diese wesentlichen Schwachstellen ergriffen haben.
Die Daten werden analysiert und gemäß dem „Need-to-know“-Prinzip auf vertraulicher Basis mit den Meldebehörden auf nationaler und EU-Ebene für deren Aufsichtstätigkeiten ausgetauscht. Auch an die nationalen Geldwäschemeldestellen und Justizbehörden sowie die Europäische Staatsanwaltschaft EUStA können Daten einzelfallbezogen weitergegeben werden.
Bereits 1.400 Meldungen
Die EBA (und zukünftig die neue EU-Anti-Geldwäschebehörde AMLA) nutzt die EuReCA-Daten, um sich ein Bild von den Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken im EU-Finanzsektor zu machen. Die Analyse der Daten soll dazu beitragen, dass die EBA ihre Aufsichtstätigkeit gezielter und effektiver gestalten kann. Seit dem Start von EuReCA am 31. Jänner 2022 haben 41 Behörden bereits mehr als 1.400 Meldungen gemacht.
Geheimhaltungspflicht der Behörden
Steht ein schwerwiegender Mangel oder eine Maßnahme mit einer natürlichen Person in Verbindung, wie einem Kunden oder einem wirtschaftlichen Eigentümer, kann die jeweilige Aufsichtsbehörde diese Information an EuReCA melden. Die Behörde kann bei Bedarf auch den Namen von Leitungsorganen (z. B. Vorstände) oder Inhabern von Schlüsselfunktion (z. B. Geldwäsche-Beauftragte) melden, da ein Mangel an Ehrlichkeit oder Integrität zu schwerwiegenden Problemen bei den Governance-Regelungen oder dem Geschäftsmodell führen und letztlich die Präventionsmaßnahmen des Finanzinstituts schwächen könnte.
Alle am Informationsaustausch beteiligten Behörden sind, solange es zu keinem Strafverfahren kommt, an die Geheimhaltungspflicht gebunden. Betroffene Personen erfahren also grundsätzlich nicht, dass sie von der Behörde an EuReCA gemeldet wurden. Wer wissen möchte, ob er oder sie in der Datenbank enthalten ist, kann das Recht auf Auskunft in Anspruch nehmen. Die EBA bewahrt die personenbezogenen Daten für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren nach ihrer Erhebung auf. Danach erfolgt die Löschung.
Rechtsgrundlage für Datenverarbeitung
Die Rechtsgrundlage für das Sammeln personenbezogener Daten, wie Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Wohnsitzland, Staatsangehörigkeit und gegegenfalls Funktion im Finanzsektor, wurde mit einer am 16. Feber 2024 im Amtsblatt der EU veröffentlichten Verordnung – Delegierte Verordnung (EU) 2024/595 – geschaffen.
Es können nur Daten gemeldet werden, die sich auf erhebliche Versäumnisse bei der Einhaltung der Geldwäsche-Bestimmungen beziehen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Verarbeitung von Daten im Umfang begrenzt bleibt und auf das notwendige und verhältnismäßige Maß beschränkt ist.
Verletzung der Grundrechte
Die EBA stellt in ihrer Datenschutz-Folgenabschätzung fest, dass die Verarbeitung der im Zusammenhang mit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung erhobenen personenbezogenen Daten zu erheblichen Auswirkungen auf die Grundrechte der betroffenen Personen führen kann. Ein Verstoß gegen die Datenschutzgrundsätze kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Reputation haben, möglicherweise zum Ausschluss von sozialen und/oder vertraglichen Vergünstigungen führen und sogar unzulässige Gerichtsverfahren zur Folge haben.
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Alte Japaner, neue Wirtschaft
Trotz demographischem Supergau kehren Investoren wieder nach Japan zurück.
Christian Sec. Der japanische Aktienmarkt hat mit einem Plus von rund 15 % in den ersten vier Monaten des Jahres besser performt als alle anderen relevanten Börsenplätze weltweit. Trotzdem gibt es eine Sorge, die den Wirtschaftsstandort Japan plagt – und zwar die demographische Entwicklung. Japan ist die älteste Gesellschaft der Welt. Rund 30 % der Bevölkerung ist über 65 Jahre alt. Auf jeden Pensionisten kommen weniger als zwei Erwerbstätige. Einerseits fehlen jetzt schon Arbeitskräfte, andererseits steigen die Kosten für Sozialversicherungsausgaben rapide an, erklärt Günther Schmitt, Leiter der Abteilung „Aktien, entwickelte Märkte“ bei Raiffeisen Capital Investment, gegenüber dem Börsen-Kurier.
Während Europa den demografischen Wandel durch Einwanderung zumindest bremst, ist dies für das traditionsbewusste Japan bislang keine Alternative. Kein anderes Industrieland ist in der Bevölkerungsstruktur so homogen, mit dem Ergebnis, dass die Bevölkerung nicht nur veraltet, sondern auch im Rekordtempo schrumpft (2023: -0,65 %). Aber wenn es keinen Nachwuchs gibt, so greift der Staat auf die Alten zurück. Japans Regierung hat deshalb die „100-jährige Gesellschaft“ ausgerufen.
Jeder Japaner soll lebenslang aktiv bleiben. Das gilt auch für die Erwerbsarbeit. 50 % der 65 bis 69-jährigen Japaner gehen heute einer Erwerbsarbeit nach. Fast 40 % der japanischen Unternehmen halten ihre über 70-jährigen Mitarbeiter in Beschäftigung. Der Hintergedanke dabei ist, auch das Budget zu entlasten. Denn die demografische Entwicklung belastet auch den Staatshaushalt. Mittlerweile betragen die Staatsschulden mehr als 250 % des BIP. Aufgrund dessen, dass der Staat in der Bank of Japan einen verlässlichen Kreditgeber besitzt, ist die Zinslast jedoch überschaubar. Derzeit liegt die Rendite einer 10-jährigen Staatsanleihe bei 0,9 %.
Strukturwandel zum Besseren
Trotz dieser Rahmenbedingungen haben es japanische Unternehmen geschafft, wettbewerbsfähig zu bleiben, so Schmitt. Japan hat früh erkannt, in Automatisierung und Roboterisierung zu investieren, um so dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Deshalb bietet Japan viele Einstiegsmöglichkeiten in Firmen aus dem Technologiebereich. Das wichtigste Argument für den Einstieg in den japanischen Aktienmarkt ist für Schmitt jedoch der Strukturwandel in der japanischen Wirtschaft. Initiiert wurde dieser durch die Einführung des Corporate Governance Code im Jahr 2014, durch den damaligen Premierminister Shinzo Abe.
Der Kodex verlangt von den Unternehmen, im Interesse der Aktionäre zu agieren, anstatt sich an unterdurchschnittlichem Vermögen und Cash-Beständen festzuklammern. Nach dem Platzen der Vermögensblase 1989 begannen die Unternehmen aus Vorsicht, Cash zu horten und Risiko zu meiden, was zu einer Stagnation der Wirtschaft führte. Auch die Versuche der Notenbank, mit negativen Zinsen den deflationären Tendenzen entgegenzuwirken, wirkten nicht.
Erst die Maßnahmen der Corporate Governance führten wieder zu profitableren Unternehmen, was schlussendlich auch die internationalen Investoren wieder ins Boot holte. Die Reformen sorgen dafür, die Profitabilität und Kapitaleffizienz japanischer Firmen zu stärken, so Schmitt. „Selbst Themen wie Entlassungen oder der Verkauf nicht-rentabler Geschäftszweige sind jetzt kein Tabuthema mehr, und sorgen dafür, dass sich die Kennzahlen vieler japanischer Unternehmen stetig verbessern.“ Für den Einstieg in den japanischen Aktienmarkt spricht trotz der Kursanstiege in diesem Jahr auch die noch immer günstige Bewertung, so Schmitt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei 16,5 – der Dax weist zum Vergleich ein KGV von 20,4 auf.
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Die 5 Lieblingsaktien von … Rebecca Irwin
Rebecca Irwin, Portfoliomanagerin des PGIM Jennison Global Equity Opportunities Fund bei Jennison Associates verrät ihre fünf Lieblingsaktien. (17.05.)
1. Nvidia
Nvidia ist eine unserer größten Beteiligungen und derzeit unserer Ansicht nach die beste Möglichkeit, vom Investitionsboom in KI-Infrastruktur zu profitieren. Nvidia verzeichnete einen beispiellosen Umsatzanstieg im Bereich Rechenzentren von 15 MrdUSD im Vorjahr auf geschätzte 90 MrdUSD im nächsten Jahr. Die generative KI ist der Beginn einer vierten Ära der Datenverarbeitung. Sie wird das tägliche Leben in einer Weise beeinflussen, die wir noch nicht einmal ansatzweise verstehen. Derzeit ist Nvidia KI-pur.
2. Microsoft
Ein weiterer Konzern, von dem wir glauben, dass er stark vom anhaltenden Aufstieg der KI profitieren wird, ist Microsoft. Im Moment ist jedoch nicht Microsofts Investition in OpenAI der ausschlaggebende Faktor, sondern alle drei Hauptbereiche, die ein starkes Wachstum verzeichnen: Office 365, der PC-Markt und die firmeneigene Cloud-Computing-Plattform Azure, die dem Konkurrenten Amazon Web Services Marktanteile abgenommen hat und mit zunehmender Integration generativer KI ein starkes Volumenwachstum verzeichnen dürfte.
3. Ferrari
Führende Luxusmarken haben aufgrund ihrer gut positionierten Marken, ihrer hohen Preissetzungsmacht und ihrer direkten Vertriebskanäle ein starkes Wachstum verzeichnet.
Die Marke Ferrari kann in erster Linie als Luxusunternehmen betrachtet werden, das Autos herstellt. Ferrari verfügt über eine starke Markengeschichte und -tradition, einen äußerst loyalen Kundenstamm und eine Anziehungskraft, die mit der Zeit immer weiter zunimmt. Wie bei anderen Unternehmen im Luxussegment sind die Produkte von Ferrari nicht imitierbar, was dem Unternehmen eine starke Preissetzungsmacht verleiht und es ihm ermöglicht hat, seine Einnahmen und Gewinnspannen auch in einem schwierigen inflationären Umfeld zu steigern.
4. Novo Nordisk
Innovationen im Gesundheitssektor haben zu neuen Behandlungsmöglichkeiten für chronische Krankheiten wie Diabetes und Fettleibigkeit geführt. Das dänische Gesundheitsunternehmen Novo Nordisk ist zusammen mit Eli Lilly der Konkurrenz weit voraus, wenn es darum geht, Lösungen gegen Übergewicht zu finden. Dass ihre Medikamente auch dazu beitragen, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu reduzieren, vergrößert den adressierbaren Markt zusätzlich und macht es wahrscheinlicher, dass Versicherungen und Regierungen die Kosten für den Einsatz dieser „GLP-1“-Medikamente erstatten werden. Für Novo Nordisk zeichnet sich eine Reihe potenzieller Katalysatoren ab, die das Wachstum in den kommenden Jahren weiter vorantreiben könnten. Derzeit besteht die größte Herausforderung darin, dass das Unternehmen einfach nicht genug GLP-1-Medikamente herstellen kann, um die weltweite Nachfrage zu decken.
5. Eli Lilly
Ein weiterer wichtiger Akteur im Gesundheitssektor ist Eli Lilly. Das Unternehmen hat eine starke Produktpipeline und nur wenige seiner Patente werden in den nächsten zehn Jahren auslaufen. Zusammen mit Novo Nordisk könnten sie Umsatzwachstum, Margenausweitung und Gewinnwachstum bieten, die um ein Vielfaches über dem liegen, was ein Pharmaunternehmen traditionell bieten kann.
Viele Investoren unterschätzen sowohl das Ausmaß als auch die Dauer dieses Wachstums. Während die Zahlen auf Einjahresbasis teuer erscheinen, wirken sie bereits auf Zweijahresbasis eher günstig, da das Management ein starkes Umsatzwachstum in Verbindung mit größerer Finanzdisziplin signalisiert.
Weltmeisterliches Österreich
Unser Land ist in vielen Bereichen der Industrie führend.
Christian Sec. Die heimische Exportquote bei Waren und Dienstleistungen von mehr als 60 % zeigt, dass die Unternehmen international bestehen können. Österreich weist mit 161 Unternehmen mehr sogenannte „Hidden Champions“ in Relation zur Einwohnerzahl auf als jedes andere Land der Welt, zeigt eine Studie des Instituts Simon-Kucher.
„Hidden Champions“ sind Unternehmen, die auf einem Gebiet entweder unter den Top 3 in der Welt sind oder Nr. 1 in Europa, weniger als 5 Milliarde Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften und auch wenig bekannt sind, da sie meist im B2B-Bereich tätig sind.
Die vielen österreichischen Weltmarktführer sind für Michael Böheim, er ist Senior-Ökonom beim Wifo, „Evidenz dafür, dass es österreichischen Unternehmen erfolgreich gelungen ist, sich zu spezialisieren und sich am Weltmarkt zu behaupten“. Marktführerschaft impliziert etwas Besonderes, erklärt Böheim weiter: „Es kann eben nur einen Marktführer geben.“ So kennzeichnet Marktführerschaft für Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal und impliziert herausragende Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Konkurrenz.
Die Marktführerschaft ist ein Versprechen, ein sehr gutes Produkt zu liefern, erklärt ein Sprecher von Rosenbauer, einem Weltmarktführer für Feuerwehrausstattung, auf Anfrage des Börsen-Kurier. Sie ist also so etwas wie eine sichere Bank für die Kunden, die dann auch gerne bereit sind, einen Mehrpreis zu zahlen: Höhere Margen als Preis für den Weltmeistertitel. Oftmals ist daher die Steigerung von Marktanteilen wichtiger als die Umsatzentwicklung.
So kann sich der Faserproduzent Lenzing trotz schwacher Nachfrage und steigender Kosten mit der Marktführerschaft bei Spezialfasern im Bereich Lyocell- sowie Modalfasern trösten.
Zurück aber zu Rosenbauer. Bei neuen Feuerwehrhelmen liegt der globale Marktanteil bei 40 %, bei Feuerwehrfahrzeugen bei 11 %. Häufig haben sich die heimischen Betriebe aus einer langen Unternehmensgeschichte heraus, in der sie Know-how und Vertrauen am Markt aufbauten, zu Weltmarktführern gemausert. Rosenbauer wurde bereits 1866 gegründet.
Kapsch TrafficCom benötigte von der Unternehmensgründung bis zur Weltmarktführerschaft im Bereich Mautsysteme mehr als 100 Jahre. Der Ziegelhersteller Wienerberger, 1819 gegründet, ist in den frühen 2000er-Jahren zur weltweiten Nr. 1 aufgestiegen. Geschafft wurde dies auch unter anderem durch zahlreiche Übernahmen und den Markteintritt in den USA im Jahr 1999.
Palfinger, 1932 als kleine Werkstatt für landwirtschaftliche Anhänger gegründet, wurde in den späten 1990er Jahren Weltmarktführer bei hydraulischen Ladekränen. 2014 wurde das Unternehmen mit dem Kauf der Lifting Machines Group auch zum weltweit größten Hersteller bei Forst- und Recyclingkränen und bei Abrollkippern.
Der Maschinenbauer Andritz, 1852 gegründet, ist gegenwärtig die weltweite Nr. 1 bei Maschinen im Zellstoffbereich und im Bereich der Metallumformung. Aber auch in allen anderen Geschäftsbereichen, wie Wasserkraft oder Metallverarbeitung, zählt das Unternehmen zu den Weltmarktführern.
Aber auch Europameister gibt es zur Genüge, wie z.B. Mayr-Melnhof als führender Kartonproduzent. Pierer Mobility wiederum ist mit Marken wie KTM Europas führender Hersteller für motorisierte Zweiräder mit Marktanteilen zwischen 10 und 12 %. Auch in Nordamerika konnte der Zweiradhersteller zweistellige Marktanteile erobern. Aber das Ziel liegt höher. Mit Innovation will man bei elektrischen Zweirädern im Leistungsbereich von 250 W bis 15 kW Weltmarktführer werden.
Foto: AdobeStock / josepperianes (mit KI generiert)
„Österreicher heute deutlich aufgeschlossener“
Christian Nuschele von Standard Life im Interview über Rendite-Chancen in der Altersvorsorge.
Klaus Schweinegger. Standard Life ist der letzte verbliebene britische Lebensversicherer in Österreich und feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Wir baten Christian Nuschele, Head of Distribution von Standard Life, aus diesem Grund zum Gespräch.
Börsen-Kurier: Herr Nuschele, was waren die Gründe für den Eintritt in den österreichischen Markt und ist der österreichische Markt unverändert interessant?
Christian Nuschele: Es waren zwei zentrale Gründe. Zum einen war deutlich sichtbar, dass das staatliche Pensionssystem an seine Grenzen stoßen wird und Konsumenten privat vorsorgen müssen, um der Pensionslücke zu entgehen. Zum anderen war das Produktangebot von konservativen Produkten dominiert und wir haben sehr gute Chancen für innovative, renditeorientierte Vorsorgeprodukte gesehen. Und auch nach 25 Jahren sehen wir sehr großes Potenzial. Private Vorsorge ist notwendiger denn je und die Österreicherinnen und Österreicher sind heute deutlich aufgeschlossener gegenüber investmentorientierten Vorsorgeprodukten. Mit unseren Lösungen sind wir sehr gut positioniert und machen immer noch den Unterschied für eine erfolgreiche Pensionsvorsorge.
Börsen-Kurier: Standard Life arbeitet ausschließlich mit unabhängigen Beratern zusammen. Warum?
Nuschele: Es ist richtig, dass Standard Life ausschließlich mit unabhängigen, hochqualifizierten Beraterinnen und Beratern zusammenarbeitet – und zwar nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern weltweit. Dahinter steckt die feste Überzeugung, dass gerade die Professionalität und Unabhängigkeit der Berater sowie die Produktauswahl aus der gesamten Breite des Marktes das beste Ergebnis für den Kunden bringt. Dass unabhängige Berater einen wertvollen Beitrag zum Konsumentenschutz leisten, wird leider noch zu oft übersehen. Wir möchten unseren Beitrag leisten, dass sich das ändert.
Börsen-Kurier: In den vergangenen Jahren hatten Berater viel mit der Regulatorik zu tun. Wie beurteilen Sie die anhaltende Diskussion rund um ein Provisionsverbot?
Nuschele: Ich halte die Einführung eines Provisionsverbots für nicht notwendig. Die Fehlanreize oder gar Provisionsexzesse sind in der Breite des Marktes nicht zu erkennen. Entsprechend ist ein so schwerwiegender Eingriff aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt. Dies scheinen die Politiker in Brüssel aktuell glücklicherweise inzwischen auch so zu beurteilen. Die Umsetzung der regulatorischen Vorgaben hat in den vergangenen Jahren für die Beraterinnen und Berater wie natürlich auch für die Versicherer sehr viel Aufwand bedeutet. Es wäre jetzt an der Zeit, der Branche vielleicht einmal eine kleine Verschnaufpause zu gönnen.
Börsen-Kurier: Standard Life bietet seit einigen Jahren ausschließlich Fondspolizzen ohne Garantien an. Wie wird das von den eher konservativen Österreichern angenommen?
Nuschele: Es wird sehr gut angenommen. Bei den Konsumenten setzt sich immer mehr durch, dass es für den Erfolg der Pensionsvorsorge wichtig ist, dass bei der Veranlagung eine ausreichend hohe Rendite erwirtschaftet wird und Garantien die Renditeaussichten einschränken. Noch nicht hinreichend bekannt sind hingegen die großen steuerlichen Vorteile, die die Fondspolizze gerade auch gegenüber Fonds hat. Die moderne Veranlagung, steuerliche Vorteile gepaart mit der Absicherung des Langlebigkeitsrisikos und hoher Flexibilität machen die Fondspolizze zur passenden Vorsorgelösung.
Börsen-Kurier: Die Inflation sinkt, der Höhepunkt bei den Zinsen scheint erreicht zu sein. Wie geht es aus Ihrer Sicht mit der privaten Pensionsvorsorge weiter?
Nuschele: Die enorm hohen Inflationsraten haben verständlicherweise zu einer gewissen Zurückhaltung bei den Konsumenten geführt. Wir sehen aber, dass sie sich wieder verstärkt um die private Pensionsvorsorge kümmern, neue Investitionen tätigen und von Beitragsferien oder -reduzierungen wieder zum regulären Ansparen zurückkehren. Dies ist sehr positiv. Was die Zinsen anbetrifft, rechnen wir noch in diesem Jahr mit ersten Senkungen. Dies wird Bankprodukte wieder etwas weniger attraktiv machen. Ich erwarte keine Renaissance klassischer Versicherungsprodukte, sondern weiterhin einen Aufschwung bei Fondspolizzen.
Börsen-Kurier: Welche Pläne hat Standard Life?
Nuschele: Standard Life steht für innovative Vorsorgelösungen und versucht, dem Markt immer einen Schritt voraus zu sein. Dies bedeutet aber auch, das Angebot regelmäßig zu überprüfen und zu verbessern. Und genau das tun wir aktuell. Im kommenden Jahr werden wir mit einem überarbeiteten Produktangebot an den Markt gehen. Zusätzlich investieren wir gerade in die Modernisierung unserer IT- und Verwaltungsinfrastruktur, um sie leistungsfähiger zu machen und unseren Kunden einen besseren Service zu bieten. Beides wird uns dabei unterstützen, auch in den kommenden Jahren in Österreich weiter zu wachsen.
Foto: Standard Life
Mit ETFs in den Emerging Markets investieren
Gute Ausgangssituation für Anleihen und Aktien mit Schwellenländerfokus.
Michael Kordovsky. Zahlreiche Emerging Markets weisen im Vergleich zu den entwickelten Ländern einen Bewertungsabschlag auf. Dabei ist deren Wachstum langfristig noch dynamischer als jenes in unseren Breiten. Hinzu kommt in vielen Ländern eine demographisch relativ junge Bevölkerung, und das bei niedriger Staatsverschuldung. Von 2004 bis 2023 stieg laut Daten des IWF die Bruttostaatsverschuldung der entwickelten Volkswirtschaften von 76,6 % des BIP auf 112,1 %. Im gleichen Zeitraum ist der Schuldenlevel der Entwicklungs- und Schwellenländer trotz Pandemie von 46,4 % der Wirtschaftsleistung auf nur 67 % gestiegen. Ein für die entwickelten Länder erwartetes BIP-Wachstum von 1,8 % im Jahr 2025 steht 4,1 % Wachstum der Entwicklungs- und Schwellenländer gegenüber.
Während in Europa die Mittelschicht dünner wird, hat sich in zahlreichen Schwellenländern bereits eine solide Mittelschicht etabliert. Unter diesen genannten volkswirtschaftlichen Aspekten erscheint es sinnvoll, verstärkt in Anleihen von Schwellenländern zu investieren.
Und während eine österreichische Bundesanleihe mit drei Jahren Laufzeit per 17. Mai 2,925 % Rendite abwirft, bieten laufzeitkongruente Anleihen aus Brasilien, Indien und Mexiko 10,8 %, 7,1% bzw. 10,4 %.
Günstige EM-Bond-ETFs
Eingesparte Spesen sind ein Ansatz für Mehrertrag. Die Vorteile breiter Streuung und niedriger laufender Kosten bieten EM-Bond-ETFs wie beispielsweise der „L&G ESG Emerging Markets Government Bond (USD) 0-5 Years UCITS ETF“, der per Ende März 2024 mit 97 % des Volumens in Laufzeiten zwischen 0 und 5 Jahren investiert ist, woraus geringere Zinsrisiken resultieren, die beispielsweise im Falle weiterer Leitzinsanhebungen der Fed schlagend werden könnten. Trotzdem liegt die Portfolio-Rendite auf Verfall noch immer bei 6,17 %. Rund 52 % des Fondsvolumens sind im Investmentgrade-Bereich angesiedelt. Am stärksten gewichtet sind Saudi-Arabien (5,7 %), Indonesien (5,0 %), Vereinigte Arabische Emirate (5,0 %), die Türkei (4,9 %) und der Oman (4,1 %), gefolgt von Brasilien (4,0 %). Die laufenden Gebühren betragen 0,25 % pro Jahr.
Wer mit längeren Laufzeiten auf Zinssenkungen spekulieren möchte, sollte einen Blick auf den „Vanguard USD Emerging Markets Government Bond UCITs ETF“ werfen, dessen Durchschnittslaufzeit per 31. März 2024 bei 10,7 Jahren liegt, und das bei einem durchschnittlichen Credit-Rating von BBB-. Die Rendite für den schlimmsten Fall ist mit 6,71 % angegeben. Die stärksten Gewichtungen fallen auf China (10,4 %), Saudi-Arabien (9,5 %), Mexiko (7,9 %), Vereinigte Arabische Emirate (7,0 %) und Indonesien (6,3 %). Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,25 %.
EM-Aktien-ETFs
Per Ende April 2024 lag das Forward-KGV im 1.375 Titel enthaltenden „MSCI Emerging Markets Index“ (USD) bei 12,2, verglichen mit 17,9 beim MSCI World. Nur 0,14 % p.a. an laufenden Kosten weist dabei der „Amundi MSCI Emerging Markets II UCITs ETF“ auf. Am stärksten gewichtet sind China (26,7 %), Indien (18 %), Taiwan (17,2 %) und Korea (12 %).
Zu den Top-Aktien zählen unter anderem Taiwan Semiconductor, Tencent, Samsung und Alibaba. Ebenfalls günstig mit einer Gesamtkostenquote von 0,18 % ist der „iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF“, der den „MSCI Emerging Markets Investable Markets Index“ (mit 3.170 Positionen!) abbildet.
Für ESG-orientierte Anleger interessant erscheint der „Fidelity Sustainable Research Enhanced Emerging Markets Equity UCITS ETF Acc“, dessen laufende Kosten pro Jahr bei nur 0,30 % liegen. Berücksichtigt werden eine Vielzahl ökologischer und sozialer Anforderungen wie z. B. CO2-Intensität, Energieeffizienz, Wasser- und Abfallmanagement, Lieferkette, Gesundheit und Menschenrechte.
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Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven auf dem europäischen Immobilienmarkt
Ein Kommentar von Vincent Nobel, Head of Asset Based Lending, Federated Hermes.
(14.05.) Die jüngsten Daten zu den Immobilientransaktionen in Europa deuten auf ein neues Rekordtief für das erste Quartal hin, das auf das bisherige Rekordtief im ersten Quartal des Jahres 2023 folgt. Meiner Meinung nach steht dies im Gegensatz zur verhalten positiven Stimmung auf der MIPIM, der jährlichen Immobilienmesse im März. Letztes Jahr war die Konferenz von der Hoffnung auf Zinssenkungen geprägt. Da diese jedoch ausblieben, schienen sich viele auf ein Umfeld einzustellen, in dem die Zinsen noch länger steigen werden. Auf der diesjährigen Konferenz wurde das Thema Zinssenkungen nicht so oft erwähnt, aber in der Praxis scheinen die meisten Investoren immer noch auf die Zentralbanken zu warten. Die Zentralbanken haben nun angedeutet, dass Zinssenkungen in diesem Jahr geplant sind. Worauf warten also die Immobilieninvestoren?
Viele Investoren konzentrieren sich nach wie vor auf ihre Bestandsimmobilien. Dazu gehört auch der Refinanzierungsbedarf, wenn Kredite fällig werden. Es klafft eine Lücke zwischen der bestehenden Verschuldung und der Bereitschaft neuer Kreditgeber, Kredite zu vergeben. In den meisten Fällen muss diese Lücke mit Eigenkapital geschlossen werden, was teuer und in manchen Fällen schlicht nicht möglich ist. Dort, wo es möglich ist, können Kreditverlängerungen mit hohen Tilgungsraten eine vorübergehende Entlastung bringen. Für diejenigen, die nachrangiges Fremdkapital benötigen, um diese Lücken zu schließen, können die Kosten für Fremdkapital ein Schock sein. Eine teure Mezzanine-Finanzierung zusätzlich zu einer teureren vorrangigen Finanzierung mit einem geringeren Darlehensbetrag ist für viele Investoren eine unangenehme – wenn auch nicht völlig unvorhersehbare – Überraschung. Vor diesem Hintergrund muss die Suche nach neuen Schnäppchen möglicherweise warten, bis die bestehenden Probleme gelöst sind.
Externe Schocks werden unterschätzt
Wie das Klima und die Geopolitik die Weltwirtschaft prägen.
Michael Kordovsky. Börsianer holen ihre entscheidungsrelevanten Zahlen, Daten und Fakten primär aus Publikationen über Investments und wirtschaftliche Entwicklungen. Das erscheint auch logisch. Doch immer wieder treten Ereignisse ein, die sämtliche Prognosen über Bord werfen. Es geht hier um einschneidende Ereignisse in Form von Naturkatastrophen, Kriege und Pandemien. Die Wirkung dieser externen Schocks auf Wirtschaft und Börsengeschehen wird vollkommen unterschätzt, und dennoch sind dies Meilensteine der Wirtschaftsgeschichte. Dazu gibt es jede Menge Beispiele.
Rezessionsfaktor und Kapitalvernichtung durch Krieg
So hatte der verlorene Erste Weltkrieg (1914 bis 1918) infolge nicht mehr leistbarer Folgekosten und einer übermäßigen Bedienung der Notenpresse in der Weimarer Republik 1923 eine Hyperinflation zur Folge. Dieses Chaos ebnete radikalen Kräften den Weg an die Macht, woraus 1939 bis 1945 der Zweite Weltkrieg resultierte.
Danach folgte eine lange Phase der Prosperität, anfänglich her-vorgerufen durch Wiederaufbau, dann ab den 90er-Jahren infolge neuer Märkte im Osten, angefangen in der Ex-DDR, den ehemaligen Ostblock-Staaten bis hin zur gesamten Ex-Sowjetunion. Rüstungsausgaben wurden auf breiter Front hinuntergefahren und flossen über niedrigere Steuern in die zivile Realwirtschaft.
Ab September 2001 (9/11) wurde die Welt wieder unruhiger. Nach den Terroranschlägen in den USA war in New York zwischen dem 11. und 14. September 2001 die Börse für vier Handelstage geschlossen, und nach Wiedereröffnung am Montag, dem 17. September, brachen die Kurse um 7,1 % ein. Das Platzen der damaligen Technologieaktienblase beschleunigte sich.
Den Ukrainekrieg mit Beginn 24. Feber 2022 hatte kaum jemand vorhergesagt. Er überraschte, führte zur Preisexplosion bei Erdöl und Erdgas und bremste die Erholung der Wirtschaft von der Pandemie. Infolge steigender Zinsen wurden Investitionen für Unternehmen und Eigenheime für Privatpersonen immer schwerer leistbar. Vor allem in Europa wirkte sich dies negativ auf das BIP-Wachstum aus. Vom zweiten Quartal 2022 bis hin zum dritten Quartal 2023 verlangsamte sich in der EU27 das BIP-Wachstum von 4,2 auf 0,1 %, ehe im 1. Quartal 2024 wieder eine leichte Erholung auf 0,5 % folgte.
Ein anderer Krieg in der Geschichte, der Wirtschaftswachstum kostete, war der Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973. Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Feiertag griffen Syrien und Ägypten Israel an und wollten die von Israel besetzten Golanhöhen und die Sinai-Halbinsel zurückerobern. Begleiterscheinung war auch eine Drosselung der Ölförderung durch die Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Staaten (OPEC) um 5 %, um die westlichen Länder für ihre Unterstützung Israels unter Druck zu setzen. Die Folgen waren: eine Vervierfachung des Ölpreises, eine US-Inflationsrate von bis zu 12,3 % (Dezember 1974), in den USA eine schwere Rezession von November 1973 bis März 1975, die einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,2 % mit sich brachte. Ebenfalls Co-Faktoren einer US-Rezession waren der Erste Golfkrieg (1979/80) und die Kuwait-Krise (2. August 1990 bis 17. Jänner 1991).
Eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft mit dem Titel „Kiel Policy Brief – The Price of War“ vom Feber 2024 analysierte die ökonomischen Auswirkungen von Kriegen und verwendete dazu einen Datensatz mit mehr als 150 Kriegen seit 1870. Ergebnis im O-Ton: „Alleine auf den unmittelbaren Kriegsschauplätzen sinkt das reale BIP fünf Jahre nach Kriegsbeginn durchschnittlich um 30 %, während die Inflation um bis zu 15 %-Punkte steigt. Weitere Kriegskosten kommen auf Nachbarländer und weiter entfernte Länder hinzu, die mit zunehmender Distanz sinken.“ Daraus leiten die Autoren für die Ukraine bis 2026 einen kumulativen BIP-Verlust von umgerechnet 111,1 Milliarde Euro und einen Rückgang des Kapitalstocks um umgerechnet 880 Milliarde Euro (EUR/USD 1,08) ab. Schäden für Drittländer werden mit umgerechnet 231,5 Milliarde Euro kalkuliert.
Unterschätzte (Natur-)Katastrophen
Auch die Corona-Pandemie ist von vielen Seiten in den ersten Wochen unterschätzt worden. Doch letztendlich brach 2020 die Weltwirtschaftsleistung um 3,1 % ein. Die Spanische Grippe von 1918 bis 1920, die weltweit mindestens 25 Millionen Todesfälle verursachte, würde heute rund 4,8 % der globalen Wirtschaftsleistung kosten.
Mittlerweile alltäglich ist der Klimawandel. Heuer gingen bereits reihenweise regionale Temperaturrekorde durch die Medien. Dürren und Waldbrände, gefolgt von schweren Regenfällen und Überschwemmungen prägen die Witterung, während immer mehr Ernten ausfallen und die Preise betroffener Agrargüter emporschnellen. Doch was hat der Klimawandel für wirtschaftliche Auswirkungen?
Anhand von Prognosen aus 33 globalen Klimamodellen hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Paul Waidelich von der ETH Zürich eine bahnbrechende Studie durchgeführt, die in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurde, um solche Auswirkungen auf BIP weltweit zu quantifizieren. Die Ergebnisse: Die Studie ergab, dass bei einer Erwärmung des Planeten um +3 ºC das globale BIP um bis zu 10 % sinken würde. Wichtig ist die Erkenntnis, dass Schwankungen und Extreme die Kosten des Klimawandels auf der ganzen Welt erhöhen. Niederschlagsveränderungen und starke Temperaturschwankungen richten hohe Schäden an.
Eine globale Erwärmung um 3 ºC erhöht auch das Risiko extremer Niederschläge weltweit, wodurch das globale BIP im Durchschnitt um 0,2 % sinkt. Ein Großteil dieser Kosten entsteht in den USA und in China, die im Gegensatz zu den wärmeren tropischen Regionen weniger an extreme Niederschläge gewöhnt sind. Unter den betrachteten Extremereignissen haben jedoch Hitzewellen die stärksten Auswirkungen. Die Studie deutet darauf hin, dass fast die Hälfte der weltweiten wirtschaftlichen Schäden bei einer globalen Erwärmung von 3 ºC auf extreme Hitze zurückzuführen sein könnte.
In der jüngsten Zeit häufen sich aber Medienberichte über Hitzewellen und weltweit wachsen die Risiken von Ernteausfällen, die wiederum mehr Inflation bedeuten. Mehr Inflation hat aber eine restriktivere Geldpolitik und höhere Zinsen zur Folge und kostet somit auch Wirtschaftswachstum.
Fazit
Zunehmende Klimakapriolen und erhöhte geopolitische Risiken infolge des China-Taiwan-Konflikts, eines eskalierenden Ukrainekriegs und des aktuellen Gaza-Konfliktes erfordern, dass Anleger über den Tellerrand blicken, um sich mit wesentlichen Faktoren auseinanderzusetzen, die auch die zukünftigen Wirtschafts- und Börsenentwicklungen prägen können, obwohl sie nicht unbedingt Tagesthemen der Börsenberichterstattung sind.
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Auftritt für die erste digitale Anleihe
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau begibt im Sommer erstmals Krypto-Bonds.
Roman Steinbauer. Die überraschende Pressemeldung der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vom 6. Mai verbreitete sich nicht nur auf Blockchain-affinen Plattformen umgehend: Die führende Förderbank der bedeutendsten Volkswirtschaft Europas begibt die erste vollwertige digitale Anleihe nach dem eWpG (Gesetz über elektronische Wertpapiere des Bundesamtes für Justiz). Die Vorbereitungen zur Emission starteten bereits, die Begebung werde noch in der Sommerperiode erfolgen.
Erwartete Abwicklungsvorteile
Als Motivation, den Krypto-Markt einzubinden, führt die KfW an: Die Digitalisierung sei entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Finanzmarktes. Der Diskurs zu Krypto-Wertpapieren solle dadurch intensiviert und Marktteilnehmer gewonnen werden. Dass generell die Akzeptanz der Blockchain-Obligationen für Anleger und Großinvestoren erhöht werden soll, geht zudem aus den Worten Melanie Kehrs, Mitglied des Vorstands der KfW-Bankengruppe, zur Produktpräsentation hervor: „Für Transaktionen dieser Technologie wird der künftige Weg damit geebnet.“ Tim Armbruster, Verantwortlicher Schatzmeister der KfW, ergänzte dazu: „Die Kombination aus Fortschritt und gesetzlich reguliertem Umfeld biete der KfW gute Rahmenbedingungen, um diesen nächsten Schritt zu gehen.“ (Anm. der Red: Digitale Schuldscheine in Form von Zentralregisterwertpapieren wurden bereits begeben.) Ziel sei ebenso, Lernprozesse zum Produkt und die Verbesserungspotenziale zu erkennen. Laut Armbruster werde der Schub zur Digitalisierung der KfW vorteilhafte Effizienzsteigerungen und eine erhöhte Skalierbarkeit bringen. Ergänzend hält der Emittent dazu aber auch fest: „Die betreffenden Wertpapiere wurden und werden nicht gemäß dem U.S. Securities Act von 1933 in der jeweils gültigen Fassung registriert und dürfen in den Vereinigten Staaten weder angeboten noch verkauft werden.“
Marktreife in wenigen Wochen
Die am 18. November 1948 gegründete Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wird in erster Linie als nationale Förderbank wahrgenommen. Sie etablierte sich aber durch die über die Jahre ausgeweitete Tätigkeit zu einer der führenden Beteiligungsbanken der Welt. Zur Liquiditätsbeschaffung für die operativen Tätigkeiten der drei Tochterunternehmen, der KfW Capital, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) und der IPEX-Bank GmbH (IPEX), refinanziert diese sich im überwiegenden Ausmaß über die internationalen Finanzmärkte selbst. Es werden daher keine eigenen Filialen und Kundeneinlagen beansprucht. Das deutsche Bundesfinanzministerium (übt die Rechtsaufsicht über die KfW aus) definiert die Aufgaben der in Frankfurt am Main ansässigen KfW auf ihrer Plattform: „Die Kreditanstalt für Wiederaufbau setzt in Deutschland, Europa, aber auch weltweit Impulse für Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie.“ Im Blickpunkt stünden der Mittelstand, Existenzgründer und die Bildungsförderung. Dabei liege der Fokus zudem beim Umweltschutz, der Wohnungswirtschaft, der Infrastruktur sowie die Projekt- und Exportfinanzierung und eine Entwicklungszusammenarbeit.
In einer mehrwöchigen Vorbereitungsphase werde nun umgehend mit institutionellen Investoren ein Wissensaustausch stattfinden, um sich mit Eventualitäten, Unsicherheiten oder Zweifel ausei-nander zu setzen. Mit an Bord ist an vorderster Front bereits die Union Investment, die reichlich Erfahrung mit Krypto-Wertpapieren mitbringe. Der Weg zur Emission werde aus einem Konsortium aus DZ Bank AG, Deutsche Bank AG, LBBW und Bankhaus Metzler begleitet werden. Details werden folgen.
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Warum sind „grüne“ Fonds Technologie-lastig?
Nachhaltige Finanzprodukte eignen sich oft nur für dynamische Anleger.
Andreas Dolezal. Die Finanzbranche soll, dem Auftrag der EU folgend, Anlagegelder verstärkt in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten bzw. Unternehmen lenken. Auf Basis der EU-Taxonomie können sich nachhaltige Finanzprodukte wie Investmentfonds, ETFs und Lebensversicherungen mit dem Attribut „Artikel 8“ („hellgrün“) oder „Artikel 9“ („dunkelgrün“) auszeichnen. Ein Blick in die Asset Allokation zeigt, dass sich in „grünen“ Anlageprodukten fokussiert Technologie- und Finanztitel wiederfinden. Warum ist das so?
CO2-Ausstoß als Messgröße
Im Sinne der EU-Taxonomie wird eine Wirtschaftstätigkeit nur dann als nachhaltig bewertet, wenn sie heute bereits CO2-arm im Verhältnis zum Unternehmenswert ist. Über die Idee, dass auch Unternehmen, die heute noch „schmutzig“ produzieren, Kapital benötigen, um morgen „sauber“ zu sein, denkt die EU-Kommission gerade erst nach.
Das Konzept trägt den Namen „Transition Finance“. Bis zu dessen Umsetzung gilt als nachhaltig nur, was bereits klima- und umweltfreundlich ist.
Investitions-CO2-Fußabdruck
Die EU-Berechnung des CO2-Fußabdrucks einer Investition (durch Kauf von Aktien oder Anleihen) bzw. eines Portfolios setzt den jeweiligen Unternehmenswert, sprich die Marktkapitalisierung, ins Verhältnis zu den Gesamt-CO2-Emissionen des betreffenden Unternehmens. Großer Wert und verhältnismäßig geringe CO2-Emissionen machen Investments „grün“ im Sinne der EU.
Dieser Berechnungsmodus, der in den Technischen Regulierungsstandards zur EU-Offenlegungs-Verordnung gesetzlich vorgegeben ist, bevorzugt insbesondere große, global tätige Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Namhafte Vertreter dieser Gruppe sind Amazon, Microsoft, Meta (Facebook, WhatsApp) und Alphabet (Google).
Ebenso sind globale Finanzdienstleister wie Mastercard, Visa sowie Bankenkonzerne und Börsenplätze quasi automatisch nachhaltig im Sinne der EU.
Fokus Tech & Finanz
Damit Fondsanbieter ihre Finanzprodukte mit dem Attribut „Artikel 8/9“ schmücken können, müssen sie nachhaltig im Sinne der EU investieren. Je „grüner“ ein Fonds oder ETF ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den größten Positionen im Portfolio Technologie- und Finanzwerte befinden. „Schmutzige“ Sektoren – deren CO2-Emissionen im Verhältnis zur Marktkapitalisierung hoch sind – wie Rohstoffe, Energie und Industrie finden sich erst auf den hinteren Rängen wieder.
Nachdem die globalen Tech-Konzerne wie Microsoft & Co. mehrheitlich in den USA angesiedelt sind, haben Investmentfonds mit Anlagefokus Europa oft ein Übergewicht (fallweise 40 % und mehr) im Finanzwesen. Global investierende „grüne“ Finanzprodukte kommen in der Länderallokation vielfach auf einen USA-Anteil von mehr als 50 %.
„Grünes“ Geld für die USA
Europa möchte bekanntlich bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. Ob dies mit verstärkten Investments in US-amerikanische Technologie- und Finanzkonzerne erreicht wird, darf bezweifelt werden. Eher zeigt sich hier ein grundlegender Konstruktionsfehler der EU-Taxonomie, der augenscheinlich mit dem Konzept „Transition Finance“ korrigiert werden soll.
Achtung: Risiko!
Investoren in nachhaltige Finanzprodukte sollten die Dynamik dieser Investitionen im Auge behalten. So erfreulich sich Technologie- und Finanztitel zuletzt entwickelt haben, so spürbar können sie auch korrigieren und schöne Kursgewinne wieder abgeben.
Sicherheitsorientierte Anleger tun sich bei der Suche nach geeigneten „grünen“ Anlageprodukten schwerer als dynamische.
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BIP in Eurozone verzeichnet stärkstes Wachstum seit eineinhalb Jahren
Ein Kommentar von Guy Wagner von Banque de Luxembourg Investments.
(06.05.) Ausnahmsweise war das Wachstum der europäischen Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres die positive Überraschung. So stieg das Bruttoinlandsprodukt der gesamten Eurozone im Quartalsvergleich um 0,3 Prozent und verzeichnete damit das stärkste Wachstum seit eineinhalb Jahren, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
„Die vier größten Volkswirtschaften des Euroraums, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, übertrafen alle die Erwartungen der Analysten und trugen zu dem günstigen Wachstum bei“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI – Banque de Luxembourg Investments. In den USA verlangsamte sich das BIP-Wachstum im ersten Quartal leicht und betrug annualisiert plus 1,6 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal des Vorjahres. „Dennoch war die Verlangsamung vor allem auf niedrige Lagerbestände und höhere Importe zurückzuführen, wobei das zugrundeliegende Wachstum stärker war, als es die Leitzahl vermuten lässt.“ In China deutet der BIP-Anstieg um 5,3 Prozent im Jahresvergleich darauf hin, dass die Wirtschaftstätigkeit in etwa ein Wachstumstempo verfolgt, das mit dem offiziellen Ziel von fünf Prozent übereinstimmt.
Inflation: Rückkehr zum Zwei-Prozent-Ziel könnte etwas schwieriger werden
„Nachdem sich die Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks in den vergangenen 18 Monaten erheblich verlangsamt hat, könnte die Rückkehr zum Zwei-Prozent-Ziel etwas schwieriger werden“, glaubt der luxemburgische Ökonom So stieg in den USA die Gesamtinflationsrate im März auf 3,5 Prozent. In der Eurozone blieb die Gesamtinflationsrate im April unverändert bei 2,4 Prozent.
Leitzinsen in den USA und Europa bleiben unverändert
Wie erwartet ließ die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am 1. Mai ihre Leitzinsen unverändert. Nach den jüngsten enttäuschenden Inflationsdaten dämpfte Präsident Jerome Powell jedoch die Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik und räumte ein, dass es in letzter Zeit keine Fortschritte in Richtung des Inflationsziels von zwei Prozent gegeben habe. Der oberste Währungshüter der USA bleibt bei seiner Meinung, dass die nächste Zinsbewegung eine Abwärtsbewegung sein wird, deren Zeitpunkt von der Entwicklung der veröffentlichten Zahlen abhängt. In der Eurozone ließ die Europäische Zentralbank auf ihrer April-Sitzung die Leitzinsen ebenfalls unverändert. Allerdings deutete die Präsidentin Christine Lagarde an, dass eine erste Senkung der Leitzinsen auf der nächsten Sitzung Anfang Juni sehr wahrscheinlich sei, wenn keine ungünstigen Inflationsdaten veröffentlicht würden.
Deutlicher Anstieg der langfristigen Zinsen
Die Verschlechterung der Inflationsstatistiken in den USA löste einen deutlichen Anstieg der langfristigen Zinsen aus. Die europäischen langfristigen Zinsen folgten dem Trend ihrer US-amerikanischen Pendants, obwohl die Inflationszahlen in Europa günstiger blieben. So stieg der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien jeweils an.
Aufwärtstrend an den Aktienmärkten vorläufig gestoppt
Nach fünf aufeinanderfolgenden Monaten mit steigenden Kursen gingen die Aktienmärkte im April leicht zurück. Guy Wagner: „Die hartnäckige US-Inflation, die einen Anstieg der langfristigen Zinsen auslöste, und die Unsicherheit über den Beginn der geldpolitischen Lockerung durch die Federal Reserve unterbrachen zumindest vorübergehend den seit November 2023 etablierten Aufwärtstrend der Märkte.“ Die Berichtssaison war bislang eher günstig, da viele Unternehmen von der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit profitierten. Insgesamt ging der in Euro ausgedrückte Weltaktienindex MSCI All Country World Index Net Total Return zurück, nachdem er in den Vormonaten mehrere Rekorde in Folge erzielt hatte. „Auf Sektorenebene erzielten Versorger, Energie und Basiskonsum die beste Performance, während diskretionäre Konsumgüter, Technologie und Immobilien die größten Rückgänge verzeichneten.“
Die hohe Marktkonzentration verunsichert
Der Diskurs über eine Blasenbildung an den Aktienmärkten lebt auf.
Roman Steinbauer. Nach Angaben der britischen Wirtschaftstageszeitung Financial Times (FT) repräsentiert der gesamte Aktienmarkt der USA aktuell 60 % an Kapitalisierung des Weltindex MSCI ACWI. Zuletzt wurde eine derartige Dominanz US-amerikanischer Gesellschaften im Jahr 2004 beobachtet. Für auf den globalen Markt ausgerichtete Fondsmanager führt dieser Umstand zu herausfordernden Entscheidungen. Stieg doch seit 2023 der Druck, in die Leitaktien der Tech-Rallye (ungeachtet der Bewertungsrelationen) engagiert zu sein, erheblich. Nach Meinung etlicher Marktprofis steige dadurch zunehmend die Fragilität an den Märkten. Zudem merkte die FT jenen volkswirtschaftlichen Faktor an, wonach die Vereinigten Staaten über das größte Netto-Defizit relevanter Wirtschaftsräume verfügten.
Wellensyndrom in Zeiten der Umbrüche
Das Londoner Finanzmedium strebte zuletzt in mehreren Beiträgen an, die Lage einzuordnen. Die Redakteurin Rhoula Khalaf thematisierte insbesondere die Zuspitzung der Anlagegelder in wenige Aktien der haussierenden Technologiesparte. Khalaf führte unter anderem die Expertise von Goldman Sachs Global Investment Research (GS) an, wonach der Börsenwert der zehn höchstkapitalisierten US-Gesellschaften die Schwelle von 30 % im breiten S&P-500-Index überschritten hat. Diese Dominanz der aktuellen Zugpferde sei seit dem Jahr 1970 (erste Erhebungen) noch nie eingetreten.
Bezogen auf den US-Gesamtmarkt hat die London Business School mit 28 % im Vormonat ebenso eine Topbildung wie seit 1966 nicht mehr errechnet. Trotzdem relativiert die FT: eine hohe Sektor-Konzentration sei dennoch keine Anomalie. Innerhalb der vergangenen Dekaden hätten derartige Anlageschwerpunkte, die in der Folge durch neu aufgelegte Finanzprodukte (wie Fonds, ETFs, Zertifikate, Derivate) eine Sogwirkung entfalteten, den Trend verstärkt.
Dabei sei die zugespitzte Entwicklung an den Aktienmärkten stets durch jene Wirtschaftssektoren angetrieben worden, die zur aktuellen Zeit die Realwirtschaft am stärksten beeinflussten und veränderten. Wurde der Wertpapiermarkt im 19. Jahrhundert von Versicherungen, Bank- und Immobilienwerten beherrscht, hätte sich im 20. Jahrhundert insgesamt der Transportsektor an die Spitze gesetzt. Khalaf sieht im heutigen Informationszeitalter das Übergewicht der mächtigen Aktienfavoriten des Technologieuniversums über das Maß der 1950er-Jahre als nicht hinausschießend. Damals entstand durch das enorme Aufkommen der Haushaltsgeräte an den Börsen ein goldenes Jahrzehnt für Energiekonzerne und Materialhersteller. Die FT führte zudem die Perspektive des GS-Chefstrategen für globale Aktien, Peter Oppenheimer, an. Laut dem Investmentbanker verfügten die wichtigsten Unternehmen der Technologiebranche heute über höhere Margin-Quoten und eine gute Kapitalausstattung.
Eine „Blase“ bleibt eine Vermutung
Nach Oppenheimers Worten bauten sich zudem während der Epoche der „Nifty Fifty“ (50 führende Aktien an der New Yorker Börse, die zugleich für eine Kaufen- und Halten-Strategie standen) in den 1960er und 1970er Jahren ähnlich hohe Bewertungen auf. Diese hätten aber ebenso nicht unmittelbar mit einer Blase zu tun gehabt. Bereits 1973 habe das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der „Nifty-Fifty“-Aktien im Median den Faktor 34 betragen, im Jahr 1990 sei für japanische Standardwerte sogar der 67-fache Kurs zum Gewinn akzeptiert worden. Verunsicherten Anlegern rät GS dennoch, teils günstige Aktienbewertungen kleiner Unternehmen in Betracht zu ziehen. Viele Gesellschaften seien mit einer soliden Bilanzstruktur, profitablen Dividendenausschüttungen oder mit Aktienrückkaufprogrammen attraktiv.
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Chipindustrie: Kommt der nächste Aufschwung?
Trotz der KI-Euphorie erlitt die Branche jüngst einen Dämpfer. Experten erwarten nun eine Trendwende.
Raja Korinek. Der Markt für Halbleiter gewinnt weltweit an Bedeutung. Schließlich wächst das globale Datenvolumen und damit verbunden der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Für den KI-Einsatz werden entsprechend immer leistungsfähigere Halbleiter gebraucht.
Dennoch gibt es auch Rücksetzer. „Trotz des aktuellen KI-Hypes war 2023 ein schwieriges Jahr für die Halbleiterbranche“, konstatiert Hagen Ernst, Stellvertretender Leiter Research und Portfoliomanagement bei DJE Kapital AG. Er verweist auf Zahlen der „Semiconductor Industry Association“ (SIA) aus den USA, denen zufolge der Markt für Maschinen zur Halbleiterfertigung – WFE (Wafer Fab Equipment) – um 8 % schrumpfte. Der gesamte Halbleitermarkt brach sogar um 16 % ein.
Trendwende noch heuer in Sicht
Die Gründe sind mehrfach. Unter anderem gab es noch Überkapazitäten am Markt. Obendrein machten die hohen Zinsen grundsätzlich vielen Wachstumsunternehmen, somit auch aus dem Technologiesektor, zu schaffen. Das Blatt könnte sich nunmehr wenden, auch da der Zinszenit erreicht sein dürfte.
Die SIA-Daten deuten jedenfalls auf eine Trendwende im laufenden Jahr hin. Ihnen zufolge dürfte der Halbleitermarkt um 5,1 % und im kommenden Jahr um 6 % wachsen. Ernst verweist auf mehrere Faktoren, die hier zusammenkommen, wie er sagt. „Neue Produktionskapazitäten für KI-Chips werden benötigt. Zudem dürfte die Erholung im Speicherchip-Segment nach Jahren geringer Investitionen der Speicherchip-Produzenten zu einer starken Nachfrage vor allem beim Kapazitätsausbau für schnelle DRAM-Speicherchips führen.“
Neue Speichertechnologien gefragt
Auch anderswo räumt man dem Sektor Chancen ein. Noch seien die Wachstumsraten schwach, von einer echten, kräftigen Erholung sei man weit entfernt, betont Robert Schramm-Fuchs, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors. Schramm-Fuchs nennt einige Wachstumstreiber für den Chipsektor. „Die stark steigende Nachfrage nach neuen Speichertechnologien und der sich abzeichnende KI-Server-Megatrend versprechen einen Zyklus von Technologie-Upgrades für PCs und Smartphones. Das stimmt uns optimistisch für die nächsten Jahre.“
Schramm-Fuchs verweist auch auf die Wertentwicklung der Branchen-Benchmark: Der Philadelphia PHLX Semiconductor Index verzeichnete seit seinem Höchststand Anfang März bei rund 4.905 Punkten eine 17 %ige Kurskorrektur. Zugleich aber hätten mehrere Unternehmen entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette gute Quartalsergebnisse und zuversichtliche Prognosen vorgelegt, zeigt Schramm-Fuchs einen weiteren positiven Aspekt auf.
Zertifikate als Chance
Anleger, die jüngste Rücksetzer zu einem Einstieg in ein Brancheninvestment nutzen wollen, können dies zum Beispiel mit dem „Alphabeta Access Products Chip Power Indexzertifikat“ von Morgan Stanley. Der Index umfasst 15 Branchentitel, zu denen unter anderem die Chiphersteller Texas Instruments aus den USA und Infineon Technologies aus Deutschland sowie die niederländische ASML gehören. Letzterer Konzern ist der weltweit größte Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie.
Das „Vontobel Solactive Global Semiconductor Leaders Indexzertifikat“ umfasst ebenfalls 15 Titel aus der globalen Welt der Halbleiter. Zu den Indexmitgliedern zählen Nvidia und Advanced Micro Devices (beide aus den USA) sowie TSMC aus Taiwan. Aus Europa sind keine Titel enthalten. Wie immer der Hinweis: Verluste sind bei beiden Produkten möglich.
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Begehrte Industriemetalle
Mit Zertifikaten am nächsten Rohstoffpreisschub partizipieren.
Michael Kordovsky. Weltweit sind die hohen „Sicherheitslagerbestände“ aus der Pandemiezeit weitgehend abgebaut. In China zeigt die Industrie bereits starke Impulse. Vor allem Batteriemetalle wie Nickel, Lithium und Kobalt sind aussichtsreich. Aluminium könnte von begrenztem Kapazitätswachstum und periodischen Stromunterbrechungen in Chinas primärem Produktionssektor profitieren. Darüber hinaus führen Trends zur Leichtbauweise in der Autobranche und beim Flugzeugbau zu steigender Nachfrage. Laut einer Schätzung des Research-Hauses „Fortune Business Insights“ sollte der Weltmarkt für Aluminium von 2024 bis 2032 jährlich um 6,2 % wachsen.
Kupfer und Silber aussichtsreich
Über besondere Chancen verfügen auch Kupfer und Silber. Der Aufbau der modernen Stromversorgungsinfrastruktur und grünen Mobilität erfordert beide Metalle. Eine Publikation von Sprott Wealth Management (mit Daten von BloombergNEF) beinhaltet eine Prognose, wonach die Silbernachfrage der Photovoltaik-Branche von 2022 bis 2030 von 140 auf 273 Millionen Unzen steigen sollte. Das Silber-Angebotsdefizit sollte dann bei 260 Millionen Unzen liegen – verglichen mit jeweils 51 bzw. 238 Millionen Unzen in den Jahren 2021 und 2022.
Auch Kupfer könnte knapp werden, denn: Für jede Windturbine werden zwischen 950 Kilogramm bis 5 Tonnen Kupfer benötigt. Bereits jetzt gibt es klare Tendenzen: So stieg die Kupfernachfrage 2023 in China um mehr als 9 % und weltweit um 4 %, trotz des verlangsamten Wachstums. Immer mehr Umweltinitiativen in Lateinamerika verhindern neue Kupferminen und Goldman Sachs rechnet bereits für 2024 am Kupfermarkt mit einem Angebotsdefizit von 428.000 Tonnen. Der Ausbau der Stromnetze in China und die grüne Energiewende in Europa erfordern reichlich davon. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass zur Deckung des durch die Energiewende entstehenden Kupferbedarfs 80 neue Minen eröffnet werden müssten (nur ein Bruchteil davon ist in Planung aktuell).
Die passenden Zertifikate
Während Gewinne aus CFDs und Futures (nicht verbriefte Derivate) dem progressiven Einkommensteuertarif unterliegen, fallen bei Zertifikaten nur 27,5 % KESt an. Allerdings sollten bei den genannten Rohstoffen Partizipationszertifikate oder Knock-Out-Zertifikate mit moderatem Hebel bis maximal 3,5 eingesetzt werden. Auf den Kupfer-Futures hat beispielsweise die Société Générale ein Open-End-Zertifikat emittiert. Per 2. Mai 2024 einen Hebel von 2,39 auf den Kupferpreis bei rund 42 % Abstand zum Knock-Out bietet wiederum ein von Morgan Stanley emittierter „Open End Turbo Long“. Eine Partizipation am Silberpreis ermöglicht indessen ein Open-End-Index-Zertifikat auf Silber – ebenso emittiert von Goldman Sachs. Alternativ gibt es reihenweise leicht gehebelte Knock-Out-Zertifikate.
Ein Index-Zertifikat auf den Primär-Aluminium-Future (Open End) hat die Deutsche Bank emittiert, und mit einem Hebel von 3,3 gibt es den von Vontobel emittierten Long-Mini-Future auf den „Primary Aluminium Future“ (Composite), dessen Abstand zum Knock-Out am 2. Mai bei rund 26 % lag. Und als Nickel-Future-Open-End-Partizipations-Zertifikat (Quanto, das heißt währungsgesichert) gibt es last but not least ein Produkt der Deutschen Bank.
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Hohe Renditen mit Fokus auf Innovation
In Innovation zu investieren, heißt vor allem in die Tech-Branche und die USA.
Christian Sec. Mit der KI-Revolution werden die Karten wieder neu gemischt. Dementsprechend geht ein wenig die Angst um. Denn eines scheint gewiss: Marktanteile werden sich verschieben. Die Unternehmen investieren in KI, nicht zuletzt in der Angst, dass sie, wenn sie es nicht tun, vom Markt gefressen werden könnten. Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne steigerten die 500 innovativsten Top-Konzerne der Welt ihre F&E-Ausgaben um 12 %. Insgesamt zeigt sich, dass sich die Ausgaben immer stärker in die USA verschieben, wo die Forschungsausgaben gar um 13 % zulegten, während der Anstieg in Europa nur 7 % betrug. Damit droht die Schere zwischen den USA und Europa weiter auseinanderzugehen.
Auch im „MSCI Innovation Index“ ist die USA mit fast 80 % Länderanteil die dominierende Region. Dabei zeigen sich mit dem Chiphersteller Nvidia und dem Softwaregiganten Microsoft zwei Unternehmen an der Spitzenposition im Index, die in den vergangenen Jahren im KI-Bereich die Innovationstreiber geworden sind. Der Marktführer bei KI-Chips, Nvidia, profitiert von der Aufrüstung in diesem Bereich ganz besonders. Als Meta bekanntgab, seine Kapitalausgaben statt von bis zu 37 auf 40 MrdUSD zu erhöhen, um stärker in KI zu investieren, stiegen die Aktien von Nvidia im selben Atemzug um 3 %. Der Wettbewerb werde weitere Investitionsausgaben antreiben und Investitionen in KI binden, sind sich die Experten sicher. Nvidia liefert KI-Chips für Unternehmen in den Zukunftssegmenten autonomes Fahren, Robotik, Cloud Computing usw.
Microsoft wiederum glänzte schon sehr früh als Risikokapitalgeber von OpenAI, dem Gründer des KI-Pioniers ChatGPT. Der Softwarekonzern integriert ChatGPT mittlerweile in seine Produkte. So steckt nun viel ChatGPT-Know-how in der Microsoft-Suchmaschine Bing.
Hohes KGV
Auch der „Franklin Innovation Fund“ legt seinen Schwerpunkt einerseits auf die IT-Branche und andererseits auf die USA. Das Portfolio ähnelt auf dem ersten Blick dem „MSCI Innovation Index“. Auch hier sind Nvidia und Microsoft die stärksten Werte. Mit fast 10 respektive 7,7 % sind die Gewichtungen dieser beiden Schwergewichte jedoch noch höher als beim MSCI-Innovation. Trotzdem ist Matt Moberg, Portfoliomanager des Fonds, überzeugt, dass innovationsorientierte Anlagen ein aktives Management erfordern: „Innovationen sind oft fehlbewertet, weil sie häufig länger anhalten und schneller übernommen werden als erwartet.“ Daher achtet Moberg neben guten Fundamentaldaten auf die Entwicklung der Marktanteile, die durch neue Wege erobert werden, um rechtzeitig die starken Innovatoren zu identifizieren.
Insgesamt zeigt sich, dass der „MSCI Innovation Index“ mit einem KGV von 55 im Vergleich zu seinem Pendant, dem „MSCI AC“ mit einem KGV von 21, deutlich höher bewertet ist. Der Markt honoriert das höhere Risiko mit höheren Renditen. Grundsätzlich seien die hohen Bewertungen im Tech-Bereich nicht übertrieben, erklärt Bernhard Ruttensdorfer, Fondsmanager des „Erste Stock Techno“, in einem Pressegespräch. Auch in seinem Produkt sind Nvidia und Microsoft die Top-Unternehmen. Mittelfristig werde das beschleunigte Gewinnwachstum die Bewertungen normalisieren. Jedenfalls sorge aber auch kontinuierliche Innovation für stabile Gewinnmargen, so Ruttensdorfer.
Der „MSCI AC World Innovation Index“ hat seit Mai 2013 um mehr als 450 % zugelegt, und übertrifft damit den „MSCI AC World“ in seiner Performance um das Doppelte. Auch der „Franklin Innovation Fund“ erzielt seit Auflage vor rund 4,5 Jahren eine Performance von rund 71 %.
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Rüstungs-Lieferkette bietet Chancen
Investments entlang der Wertschöpfungskette statt reiner Rüstungsaktien.
Michael Kordovsky. Die weltweiten Rüstungsausgaben stiegen von 1.842 MrdUSD im Jahr 2018 bis 2023 auf 2.443 MrdUSD – ein Anstieg um jährlich 5,8 %. Weitere Erhöhungen (vor allem bei den Nato-Ländern sowie in Russland und China) zeichnen sich ab.
Die Performance des 28 Werte der Bereiche Rüstung sowie Luft- und Raumfahrt enthaltenden „MSCI World Aerospace and Defense Index“ (USD) lag in den vergangenen drei Jahren bis 29.3. bei 13,7 % p.a. verglichen mit 8,6 % p.a. im MSCI World. Allerdings ist das Forward-KGV dieses Index mit 22,6 bereits relativ hoch. Aber auf Umwegen kann man auch über teils wesentlich günstiger bewertete Aktien der Rüstungs-Wertschöpfungskette an diesem Trend mit- partizipieren.
Elektronikfirmen profitieren vom Rüstungsboom
Ein Unternehmen, das Kampfflugzeuge mit Flug-Kontrollsystemen, Navigations- und Kommunikationsausrüstung ausstattet und auch wichtige elektronische Komponenten liefert, ist die französische Thales, die über Thales Alenia Space Satelliten baut und Komponenten für die zivile und militärische Raumfahrttechnik entwickelt. Ein weiterer Bereich ist Digital Identity & Security. Laut Konsens unter finanzen.net erwarten Analysten von 2024 bis 2028 ein Gewinnwachstum/Aktie von 11,2 % p.a. Auf Basis eines Kurses von 159,20 Euro liegt das für 2025 geschätzte KGV bei 16,9.
Noch weiter hinten in der Wertschöpfungskette angesiedelt sind Chiphersteller, die laufende Aufträge von der Rüstungsindustrie erhalten. Ein aktuelles Beispiel ist AMD. Als KI-Speziallist und Anbieter von Graphik-Prozessoren in den USA mit dem Militär arbeitet auch Nvidia zusammen. Das Unternehmen mit einem von Zacks ausgestatteten „Buy“ ist laut Schätzungskonsens per 26. April mit einem für 2025/26 geschätzten KGV von 32,2 bewertet. Doch tendenziell revidieren die Analysten ihre Gewinnerwartungen/Aktie nach oben – in den vergangenen 90 Tagen sogar um 19,6 %.
Flugzeugtriebwerke und Stahl
Ein wichtiger Zulieferer in der Produktion von Militärflugzeugen ist die deutsche MTU Aero Engines AG, die nicht nur Systempartner für nahezu alle Luftfahrtantriebe der deutschen Bundeswehr ist, sondern auch eine Schlüsselrolle in den wichtigsten militärischen Triebwerksprogrammen Europas spielt – von der Entwicklung, Produktion bis hin zur Instandhaltung. Ein weiteres Standbein sind Industriegasturbinen. Im Zeitraum 2018 bis 2023 konnte das Unternehmen den Umsatz um 6,7 % p.a. auf 6,33 Milliarden Euro steigern, während sich der freie Cashflow um 11,6 % p.a. auf 352 Millionen Euro verbesserte. Auf Basis eines Kurses von 223,10 Euro liegt das von Analysten erwartete KGV 2025 bei 16.
Als Stahlzulieferer der Rüstungsindustrie fungiert der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor Mittal, der allerdings ein großes Spektrum an zahlreichen Branchen wie Bau, Automobil, Verpackung und Transport abdeckt. Bei der Größe und Diversifikation spielt derzeit der „Defense-Trend“ daher nur eine untergeordnete Rolle und die zyklischen Schwankungen der Erträge erinnern an die Natur klassischer Zykliker.
Seltene Erden
Militärstrategisch von Bedeutung sind auch seltene Erden – eine Metallgruppe, deren Angebot von China dominiert wird. Vor allem wenn die Produktion außerhalb Chinas liegt, wird es aber interessant. Ein Beispiel ist die australische Lynas Rare Earths Ltd., die Metalle für die moderne Infrastruktur inklusive grüne Energie, E-Autos, Automatisierung, Smartphones und diverse E-Komponenten in ihren Lagerstätten hat und bereits schwarze Zahlen schreibt. Laut MarketScreener liegt das für 2025/26 geschätzte KGV der Aktie bei 13,1.
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Womit Europas Zinslandschaft lockt
Bei Pictet sieht man gute Gründe für Euro-Unternehmensanleihen.
Raja Korinek. Das Ende der lockeren Geldpolitik vor rund zwei Jahren führte zu Turbulenzen auf den globalen Anleihemärkten. Die Zinsen wurden in Europa sowie in den USA zügig angehoben, wodurch bestehende Bonds an Wert verloren. Denn sie waren dann schlechter verzinst als jene Papiere, die nach den Anhebungen begeben wurden.
Dieser Umstand traf auf Unternehmensanleihen in einem größeren Ausmaß als auf Staatsanleihen zu. Manch ein Konzern konnte die höheren Finanzierungskosten nicht ganz einfach wegstecken. Vor allem Emittenten aus dem Hochzinsbereich schmerzten die höheren Zinsen. Darin haben Emittenten ein Rating von einem BB+ oder darunter. Das obere Bonitätssegment, der Investment Grade-Bereich, beginnt bei einem BBB-.
Lukratives Zinsniveau
Inzwischen haben die Renditen etwa bei Unternehmensanleihen in Euro ein durchaus interessantes Niveau erreicht, betonen Experten. Noch knapp vor der Zinswende lagen die Renditen bei rund 0,3 %. Sie haben zuletzt ein Niveau von gut 4 % erreicht.
Hinzu kommen die erwarteten Zinssenkungen in der Eurozone. „Der Markt rechnet derzeit mit zumindest drei Senkungen zu jeweils 0,25 %-Punkten. Die Annahme erscheint vernünftig, zumal sich die Wirtschaft teils abschwächt und die Inflation in der Region rückläufig ist“, konstatiert Manesh Mistry (Foto), Senior Client Portfolio Manager bei Pictet Asset Management, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Tatsächlich stieg die Inflation in der Eurozone im März um 2,4 % im Jahresvergleich. Im Feber lag die Zahl noch bei 2,6 %. Sinkende Zinsen sollten die Kurse bestehender Anleihen unterstützen. Solche Papiere sind dann besser verzinst als jene, die nach der Senkung begeben werden.
Breite Palette nutzen
Die Marktchancen sind breit gefächert. Im „Pictet – EUR Income Opportunities Fund“ setzt man auf ein breites Spektrum insbesondere an Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade- und High-Yield-Segment. Zusätzlich wird das Portfolio mit Staatsanleihen und Geldmarktinstrumenten ergänzt. Damit sollen Schwankungen in stressigen Marktphasen verringert werden, erklärt Mistry. Mit knapp 40 % machen Papiere mit einem „BBB“-Rating zudem den größten Anteil im Fonds aus.
Grundsätzlich würden dabei eher defensiv als zyklisch ausgerichtete Unternehmen bevorzugt. Zudem sehe man derzeit interessantere Chancen bei Finanztiteln in Relation zu Unternehmen aus anderen Branchen. Tatsächlich haben viele Banken von den höheren Zinsen stark profitiert. Damit verbesserte sich deren Zinsmarge.
Kurze Laufzeiten im Fokus
Auch der Blick auf die durchschnittliche Restlaufzeit offenbart Interessantes. Rund 71 % des Fondsvermögens sind derzeit in Papiere mit einer Restlaufzeit von ein bis drei Jahre veranlagt. Das besondere an solchen Papieren: Weil deren Fälligkeit in greifbarer Nähe ist, schwanken deren Kurse grundsätzlich weniger als bei Anleihen mit langen Laufzeiten.
Tatsächlich könnte Unerwartetes bei den prognostizierten Zinssenkungen bzw. der Inflationsentwicklung zu herben Enttäuschungen führen. So könnte insbesondere die Entwicklung beim Ölpreis dem erwarteten Vorhaben der EZB im Juni einen Strich durch die Rechnung machen, falls sich der geopolitische Konflikt im Nahen Osten verschlechtert und die Notierung hinaufschnellt. Solch eine Entwicklung sieht man bei Pictet Asset Management allerdings nicht als Basisszenario. Mistry verweist auf die Hausmeinung, der zufolge letztendlich mit einer Deeskalation gerechnet wird.
Foto: Pictet Asset Management
Wie nachhaltig ist die Renaissance der japanischen Aktien?
Eine Einschätzung von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.
(22.04.) Nach über 34 Jahren hatte es der Nikkei am 28. Februar endlich geschafft: Der japanische Aktienindex erreichte ein neues Allzeithoch und erklomm im März sogar die Marke von 40.000 Punkten. Nach einem starken Performance-Jahr 2023 mit einer Wertentwicklung von 28 Prozent stürmten japanische Aktien auch in diesem Jahr an die Tabellenspitze der Aktienmärkte und stiegen in Lokalwährung um über 10 Prozent. Bietet Japan auch weiterhin Potenzial für Anlegerinnen und Anleger? Aus Sicht von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, ist aus makroökonomischer Sicht in Japan in den letzten Jahren tatsächlich etwas in Bewegung geraten. Dazu zählen die Rückkehr der Inflation und ein deutlich höheres Wachstum als in der Vergangenheit. Doch auch unternehmensspezifische Faktoren haben sich verbessert und damit ein positiveres Umfeld für Aktionäre geschaffen. „Trotz der attraktiven Rahmenbedingungen in Japan gibt es aber einen Wermutstropfen“, erklärt Ökonom Galler. Demnach könnte eine Erholung des Yen bremsend wirken. Japanische Aktien ohne Währungssicherung seien daher eine interessante Option.
Veränderte makroökonomische Faktoren
Nachdem es zwei Jahrzehnte keinen nennenswerten Preisauftrieb gab, ist die Inflation in Japan zurückgekehrt: „Die Verbraucherpreise sind bereits seit sieben Quartalen über die Marke von zwei Prozent gestiegen und erfüllen damit eine der geldpolitischen Zielsetzungen der Bank of Japan“, stellt Tilmann Galler fest. Die vorläufigen Ergebnisse der Frühjahrslohnverhandlungen zeigten, dass der erwartete durchschnittliche Lohnanstieg bei 5,28 Prozent liegen würde – und damit zum ersten Mal seit 33 Jahren über der 5 Prozent-Marke. „So war es keine große Überraschung mehr, dass die japanische Notenbank seit 17 Jahren den Leitzins von -0,1 Prozent auf +0,1 angehoben hat. Die Zinswende findet in Japan also mit anderen Vorzeichen statt“, sagt Galler.
Die Rückkehr der Inflation aufgrund verbesserter Nachfrage spiegelt sich auch im Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) Japans wider. „In den letzten beiden Jahren ist das BIP um jährlich 3,5 Prozent gestiegen, während das Wachstum in den 20 Jahren zuvor nur jährlich 0,2 Prozent betrug. Für die Umsatzentwicklung ist das eine gute Nachricht, da 52 Prozent des Umsatzes japanischer börsengelisteter Unternehmen auf dem Heimmarkt erzielt wird“, erklärt Kapitalmarktexperte Galler. Das aktuell kräftige Lohnwachstum verspreche auch in den kommenden Quartalen eine robuste Nachfrage.
Besseres Umfeld für Aktionäre
Noch viel entscheidender sind für das positivere Momentum japanischer Aktien die unternehmensspezifischen Faktoren. Um die Unternehmensführung stand es in der Vergangenheit im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittlich. Doch in den letzten zehn Jahren hat Japan schrittweise das Umfeld für Aktionäre verbessert. Die jüngste Maßnahme der Tokyo Stock Exchange fordert Unternehmen auf, Ineffizienzen der Kapitalallokation anzugehen. Denn über 40 Prozent der Unternehmen im MSCI Japan Index verfügen über positive Nettoliquidität – viel mehr als in den USA (15 Prozent) oder Europa (19 Prozent). Die Folgen davon sind eine niedrige Eigenkapitalrentabilität (RoE) und ein Bewertungsabschlag japanischer Aktien. 28 Prozent der Unternehmen im MSCI Japan haben einen Kurs-Buch-Wert unter eins und 39 Prozent einen RoE unter 8 Prozent. In den USA beispielsweise liegt der Anteil mit 3 Prozent sowie 22 Prozent deutlich darunter.
„Die Auswirkungen der Reformen sind bereits sichtbar. Sowohl die Dividendenausschüttungen als auch die Aktienrückkäufe sind in den letzten Jahren stark gestiegen“, erklärt Tilmann Galler. Das Volumen der angekündigten Aktienrückkäufe hat 2023 einen historischen Höchststand erreicht. Der weitere Abbau der Barmittel und der Verkauf von Überkreuz-Aktienbeteiligungen zur Finanzierung von Aktienrückkäufen dürfte nach Einschätzung von Tilmann Galler zukünftig den RoE japanischer Unternehmen verbessern. Die Eigenkapitalrendite Japans könnte von 9,9 Prozent auf bis zu 12 Prozent steigen, wodurch japanische Aktien weiteren Auftrieb erhalten.
Yen als Wermutstropfen
Gleichzeitig hat jedoch der Yen in den letzten vier Jahren fast ein Drittel seines Werts gegenüber dem Euro und dem US-Dollar verloren. Dies lieferte einen kräftigen Rückenwind für den japanischen Aktienmarkt. „Die Aussicht auf tiefere Zinsen in Europa und den USA und leicht steigende Zinsen in Japan dürften zukünftig den Yen als Währung wieder attraktiver werden lassen“, sagt Tilmann Galler. Die negative Korrelation zwischen Wertentwicklung des Yen und des TOPIX der vergangenen Jahrzehnte ließe damit einen bremsenden Effekt für die zukünftige Aktienperformance erwarten. „Wir präferieren deshalb Investments in japanische Aktien ohne Währungssicherung“, führt Galler aus.
Fiesta an der Börse Madrid
Die Konjunktur in Spanien boomt – und mit ihr auch der Aktienmarkt in zahlreichen Branchen.
Stefan Riedel, München. Spaniens Wirtschaft blickt weiter sonnigen Zeiten entgegen. Der IWF prognostiziert für die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone 2024 ein Wachstum von 1,5 %. Das ist deutlich mehr als die für die Eurozone prognostizierten 0,9 % und die 0,2 %, die für Österreich erwartet werden. Bereits 2023 hatte Spanien mit einem 2,5-%-Plus beim Bruttoinlandsprodukt die meisten Industriestaaten abgehängt. Das Land ist einer der größten Profiteure des Wiederaufbaufonds der EU. Und weil die Inflation früher sank als in der restlichen EU, haben auch die Privatverbraucher mehr Geld in der Tasche. Der robuste Arbeitsmarkt und der wieder boomende Tourismus stützen den Binnenkonsum.
Boombörse Madrid
Der Leitindex der Börse Madrid, der Ibex 35, hat seit Jahresanfang um 5 % zugelegt. Damit hat er den Wiener ATX überholt und fast so gut abgeschnitten wie der S&P 500. Im Index am höchsten gewichtet sind Konzerne aus dem Finanz-, Energie- und Bausektor. Weil in diesen Branchen traditionell hohe Dividenden ausgeschüttet werden, liegt die durchschnittliche Dividendenrendite aller im Ibex 35 enthaltenen Blue Chips mit 4,4 % weit über dem europäischen Durchschnitt.
Zur Auswahl haben Anleger einen breiten Branchenmix. Vom Ende der steigenden Zinsen profitieren zum einen Firmen aus defensiven Branchen wie Versorger, zum anderen zyklische Sektoren wie Immobilien und Infrastruktur, die in Spaniens Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Gut aufgestellt ist Spanien auch bei erneuerbaren Energien. Dank der vielen Sonnenstunden und freien weiten unbewohnten Flächen für Windparks ist das Land prädestiniert für die Produktion von grünem Strom. Ein weiterer Pluspunkt ist die Verflechtung vieler spanischer Unternehmen mit Absatzmärkten in Lateinamerika.
Fonds und ein attraktives Aktientrio
Der „Xtrackers Spain UCITS ETF“ ist ein kostengünstiges Vehikel, um an der Performance des Ibex 35 in der Breite zu partizipieren. Anleger müssen sich dabei immer vor Augen halten, dass Versorger, Banken und Telekom hoch gewichtet sind. Der im Oktober 1990 aufgelegte „Fidelity Iberia Fund A“ hat mit seiner Dreijahresperformance besser abgeschnitten als die beiden zugrundeliegenden Benchmark-Indizes. Neben den Blue Chips enthält der Fonds auch etliche Nebenwerte. Demgegenüber hat der „Mediolanum Challenge Spain Equity L“ ein deutlich kleineres Fondsvolumen von 45 Millionen Euro. Die Kosten sind mit 3 % vergleichsweise niedrig. Das mit rund 30 Position konzentrierte Portfolio hat in drei Jahren eine Performance von rund 20 % erzielt.
Bei den Einzelwerten bleibt der weltweit umsatzstärkste Modekonzern Inditex ein Top Pick. Mit seinen Topmarken Zara, Bershka und Massimo Dutti sollte Inditex in den nächsten zwei Jahren ein Gewinnwachstum im unteren zweistelligen Bereich schaffen. Die operative Marge von 25 % ist in der Branche top und rechtfertigt eine höhere Aktienbewertung.
Ein weltweiter Branchenchampion ist die auf Software für Reise- und Hotelbuchungen spezialisierte Amadeus IT Group. Das Unternehmen profitiert weiter von Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie und baut das organische Wachstum über Zukäufe in neuen Marktnischen konsequent aus.
Unter den Banken ist Banco Santander bei der Relation von erwartetem Wachstum zu Aktienbewertung ein klarer Kauf. Das Geldhaus erwirtschaftet rund 45 % seiner Erträge in Europa und den USA, expandiert aber immer stärker nach Lateinamerika. Diese Strategie zahlt sich aus. Anleger können sich dank üppiger Ausschüttungen auf hohe Dividendenrenditen freuen.
Foto: Pixabay / Karabo Spain
Chinas steiniger Weg zurück
Der Exportsektor wird zu einer wichtigen Wachstumsstütze, der Konsum könnte bald folgen.
Raja Korinek. Das globale Umfeld ist nicht einfach. Die geopolitischen Konflikte spitzen sich zu, in den USA bleibt die Inflation hoch. Dennoch erhöhte der Internationale Währungsfonds kürzlich seine Wachstumsprognosen. Ihm zufolge dürfte heuer die globale Konjunktur um 3,2 % wachsen. Auch für das Reich der Mitte gibt es eine Wachstumsprognose, sie liegt bei 4,6 %. Und damit ein Stück unter den angestrebten 5 % der Regierung in Peking.
Erfolgreicher Jahresstart
Immerhin verlief das erste Quartal bereits positiv: Die chinesische Wirtschaft wuchs mit einem Plus von 5,3 % im Vergleich zum Vorjahr stärker als erwartet. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Zuwachs von 4,6 % gerechnet. Denn die harten Lockdowns aufgrund der Covid-Pandemie hatten selbst nach dem Ende vor knapp mehr als einem Jahr noch lange auf der Wirtschaft gelastet – ebenso wie die Immobilienkrise. „Damit das Verbrauchervertrauen wiederhergestellt wird, braucht es Zeit und staatliche Maßnahmen“, konstatiert Peter Becker, Investment Director der Capital Group. Er ist jedoch zuversichtlich, dass dies mit der Zeit gelingen werde.
Zuletzt war es vor allem der Exportsektor, der überraschend an Schwung gewonnen hat. Dabei sticht insbesondere die Energiewende hervor. Denn China verkauft unter anderem jede Menge Solarmodule, Halbleiter, Batterien und Elektroautos am Weltmarkt, und das zu sehr günstigen Preisen. Damit hat sich das Land zugleich eine Vormachtstellung gesichert, ein Umstand, der der EU zunehmend ein Dorn im Auge ist. Becker zufolge werde China auch weiter-hin eine zentrale Rolle in den globalen Handelsbeziehungen spielen, trotz aller Bemühungen Europas, den USA und anderer Länder, sich unabhängiger von China zu machen.
Chinas Börsen unter Druck
Die Vorsicht rund um Chinas Wirtschaftsentwicklung hat auch tiefe Spuren an den Aktienmärkten sowohl am Festland als auch in Hongkong hinterlassen. Der Shanghai-Index hat etwa auf ein Jahr einen Wertverlust von rund 10 % verzeichnet. Das Minus ist beim Hang-Seng-Index in Hongkong mit gut 20 % weitaus größer.
Doch wie könnte es weitergehen? Noch immer werde Anlegern ein wenig positives Bild von China vermittelt, dass sich deutlich von der vor Ort zu beobachtenden Realität unterscheide, betont John Malloy, Co-Head of Emerging & Frontier Markets beim Assetmanager Redwheel. Malloy verweist auf die erheblichen Fiskalmaßnahmen und geldpolitischen Anreize der Regierung.
So wurde zum Beispiel am 5. Feber der Mindestreservesatz um 0,5 %-Punkte gesenkt, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen. Weitere Stützungsmaßnahmen werden erwartet, um das Marktvertrauen zu stärken, wie es heißt. „Die Schritte werden sich vermutlich auf die Unterstützung der Kapitalmärkte, die Stabilisierung der Immobilienpreise und die Ankurbelung der Wirtschaftstätigkeit konzentrieren.“
Anlagechancen mit Konsum und IT
Anleger, die auf einen Aufschwung an Chinas Börsen setzen wollen, können dies etwa mit dem „Vitruvius Greater China Equity Fund“ tun, der sich auf zehn Jahre besonders gut halten konnte. Die größte Gewichtung entfällt auf den Konsumsektor, etwa mit der Anhui Gujing Distillery, gefolgt vom IT-Sektor. Dazu zählt Netease, das unter anderem Online-Spiele anbietet.
Netease ist auch Teil des „Alphabeta Access Products WANT“-Indexzertifikats von Morgan Stanley. Auch Tencent, Alibaba und Weibo sind Teil davon. Anleger müssen bei beiden Produkten beachten, dass auch größere Verluste möglich sind.
Foto: Pixabay / Ilama2014020
Kreislauf statt Müll
Im Spannungsfeld zwischen Produktionssteigerung und Abfallreduktion.
Christian Sec. Wenn es nach dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft der EU geht, soll die Wegwerfgesellschaft bald der Vergangenheit angehören, genauso soll die Abfallmenge nicht mehr eins zu eins von der Produktionsmenge abhängen. Insbesondere die Lebensdauer von Produkten und ihre Wiederverwendbarkeit zu erhöhen, steht daher im Zentrum der politischen Anstrengungen.
Bei Wienerberger soll der Anteil von Produkten mit extrem langer Lebensdauer bis 2026 auf mehr als 80 % und jener von recycelbaren Produkten auf 90 % ansteigen. Das Nachhaltigkeitsprogramm von Wienerberger sieht infolgedessen bis 2026 eine 15 %ige Reduktion des an den Produktionsstätten anfallenden Abfalls vor. Bei Betonflächenbefestigungen werden so Kies und Sand durch sekundäre Zuschlagsstoffe aus eigenem Produktionsabfall ersetzt. Insgesamt lag das Abfallaufkommen von Wienerberger 2023 bei 95.336 Tonnen. Dabei zeigt sich auch ein Trend zu sogenannten weniger gefährlichen Abfällen (schädigend für Gesundheit und Umwelt). So stieg der Anteil an nicht gefährlichen, recycelbaren Abfällen von 67 auf 76 %.
Gute Auftragslage, steigende Abfälle
Der Bausektor gehört zu jenen Branchen, die besonders viele Ressourcen in Anspruch nehmen und Abfälle verursachen. Porr hat sich auf die Aufbereitung von Bau- und Abbruchabfällen sowie Bodenaushüben spezialisiert, die laut Porr rund 75 % des gesamten Abfallstroms in Österreich ausmachen. In eigenen Anlagen sowie durch gezielte Forschung werden diese und auch industrielle Abfälle so aufbereitet, dass sie erneut genutzt werden können. Wie die Ökodesign-Verordnung der EU vorsieht, wird bereits in der Planung von Bauprojekten die Einbeziehung von Abfall und Recycling mitberücksichtigt. Eine kontinuierliche Reduktion des Gesamtabfallaufkommens gestaltet sich herausfordernd, da die Abfallmengen je nach Auftragslage und durch Umbauten von Betriebsstandorten stark schwanken können, schreibt der Baukonzern in seinem Nachhaltigkeitsbericht. So stieg das Abfallaufkommen im Vorjahr auf rund 10.650 Tonnen und war damit rund 1.500 Tonnen höher als im Jahr zuvor. Um das Abfallaufkommen zu minimieren, nutzt das Unternehmen innovative Softwarelösungen. Dabei führt der Konzern überschüssiges Materialangebot mit entsprechender Nachfrage zusammen.
Reduktion des Abfallziels
Mit dem Ziel, gefährlichen Abfall zu vermeiden, sowie eine schonende Verwendung von Kupfer zu gewährleisten, hat der Leiterplattenhersteller AT&S ein Kupferrecyclingprojekt initiiert. Nach der Implementation des Recyclingprozesses können mit dieser Methode 75 % des eingesetzten Kupfers zurückgewonnen werden.
Bei Semperit werden derzeit Abfälle aus dem Post-Industrial-Bereich, die nicht wiederverwertet werden können, verbrannt. Daher forscht das Unternehmen derzeit an Möglichkeiten, diese Recyclingprozesse zukünftig abdecken zu können. Mit Hilfe von externen Partnern werden Produktionsabfälle von Fenster-, Tür und Fassadendichtungen devulkanisiert und das daraus gewonnene Rezyklat zurück in den eigenen Produktionskreislauf der Profilfertigung integriert.
Insgesamt betrachtet wurde aber mit dem Medizinsektor der Geschäftssektor mit dem größtem Einsparpotenzial im Bereich Energie und Abfall verkauft. Bei den verbliebenen Bereichen gibt es vergleichsweise nur ein geringes oder gar kein Einsparpotenzial. Durch die Adaption der Ziele nach dem Verkauf der Medizinsparte wurde das Abfallreduktionsziel auf 7 % zurückgesetzt, zuvor lag es bei 30 %.
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Positive Signale für Emerging Markets
Ein Kommentar von Peter Becker, Investment Director bei Capital Group.
(16.04.2024) Die Situation der Emerging Markets (EM) hat sich nach der Corona-Pandemie neu geordnet. Die nächste Wachstumsphase von EMs wird anders verlaufen als in den letzten 20 Jahren: Chinas Wirtschaft durchläuft eine schwierige Phase der Reformen. Geopolitische Spannungen und die Energiewende treiben Investitionen immer mehr in Richtung der EMs, um dort zu produzieren und den Bedarf an natürlichen Ressourcen zu decken. Peter Becker, Investment Director bei Capital Group, erklärt die Trends und Chancen, die sich aus dieser Entwicklung ergeben.
„In vielen Schwellenländern schwächt sich die Inflation momentan ab, was die jeweiligen Zentralbanken zu Zinssenkungen bewegen könnte“, erläutert der Experte. Unter anderem Brasilien, Chile, Ungarn und China hätten damit bereits begonnen und dürften ihren Volkswirtschaften damit Auftrieb verleihen. Das sollte sich auch positiv auf die jeweiligen Aktienmärkte auswirken.
Im Vergleich zu früheren Zeiten stünden viele Schwellenländer außerdem wirtschaftlich deutlich solider da. Zwischen 2019 und 2021 habe sich die Summe der Bilanzüberschüsse aller Schwellenländer mehr als verdreifacht. „Reformen haben die Geschäftstätigkeit in Ländern wie Indien erleichtert. Die indische Regierung hat unternehmensfreundliche Reformen und ein digitales Identifizierungssystem eingeführt, die das Wachstum beschleunigt haben, indem sie die Ausweitung der Kreditvergabe erleichtert und große Teile der Wirtschaft in den formellen Sektor gebracht haben“, sagt Becker. „Indonesien wiederum hat mehr Flughäfen, Straßen und Seehäfen gebaut, mehr Industriezweige für ausländische Investitionen geöffnet und versucht, durch Änderungen des Arbeits- und Steuerrechts Bürokratie abzubauen.“
China ist der Elefant im Raum
Der rasante Aufstieg der chinesischen Wirtschaft hätte seinen Höhepunkt im Jahr 2020 erreicht. Die Wachstumsraten dürften sich in den nächsten Jahren verringern und China müsse in höhere Stufen der Wertschöpfungskette in Produktion und Technologie aufsteigen. In Bereichen wie der Robotik und der Batterietechnologie für Elektrofahrzeuge beweise China bereits seine Fähigkeiten als High-End-Hersteller. Der Aufstieg der chinesischen Elektroauto-Industrie könne sogar die Dominanz der deutschen Autohersteller gefährden, was jedoch auch davon abhängig sei, wie sich der chinesische Konsumentenmarkt entwickele. „Das Vertrauen der Verbraucher ist durch die strengen COVID-Sperren und die Probleme im Immobiliensektor erschüttert worden und wird sowohl Zeit als auch staatliche Maßnahmen benötigen, um wiederhergestellt zu werden. Dennoch bleiben wir optimistisch, dass dies mit der Zeit geschehen wird“, so Becker.
China wird laut Becker weiter eine zentrale Rolle in den globalen Handelsbeziehungen spielen, trotz aller Bemühungen von Europa, den USA, Japan, Indien und anderer Länder sich unabhängiger von China zu machen. In den letzten Jahren hätten sich viele Investoren von China abgewandt. Der Ausverkauf chinesischer Aktien seit 2021 habe Anleger anfällig für Volatilität gemacht, insbesondere diejenigen, die über ein passives Indexvehikel in China investiert gewesen seien. Peter Becker sieht darin eine gute Gelegenheit für aktive Manager: „Es ist die Aufgabe von Vermögensverwaltern und anderen Anlegern, aus erster Hand zu untersuchen und zu kalibrieren, welche Bereiche, Branchen und Unternehmen am besten positioniert sind, um von diesen säkularen Verschiebungen und Trends zu profitieren.“
EMs könnten von geopolitischen Spannungen profitieren
Länder wie Indonesien, Indien, oder Mexiko seien nicht mehr abhängig von einer ökonomischen Supermacht, sondern könnten sowohl mit den führenden westlichen Industrienationen als auch mit China handeln. Der Wunsch nach einer Diversifikation der Lieferketten bei vielen multinationalen Unternehmen komme den Emerging Markets ebenfalls zugute. „Wenn ein multinationales Unternehmen eine Produktionsstätte baut, zieht dies häufig Investitionen anderer Unternehmen aus dem Ökosystem der Zulieferer nach sich, die ebenfalls eine physische Präsenz in dieser bestimmten Region aufbauen”, erklärt Becker.
Indonesien versuche sich als wichtiger Nickelverarbeiter zu einem integralen Bestandteil der Lieferketten für Elektroauto-Batterien zu entwickeln. Das locke bereits Milliarden an Investitionen aus China in den Inselstaat und habe Vereinbarungen über Beteiligungen an der Nickelverarbeitung mit multinationalen Unternehmen wie dem südkoreanische Autokonzern Hyundai, dem deutschen Chemiekonzern BASF und dem US-Automobilhersteller Ford gebracht.
Mexiko habe vor Kurzem China als größten Handelspartner der USA verdrängt. Die Investitionen in das Land würden sich heute nicht mehr weitestgehend auf die Automobilbranche und die Herstellung von kleinen Elektrogeräten beschränken, sondern hätten sich auf medizinische Geräte, komplexere Elektronik, Möbel und allgemeine Industriegüter erweitert. Ausländische Direktinvestitionen von Autoherstellern wie Tesla oder BMW und Herstellern von elektronischen Bauteilen wie Bosch oder Continental hätten stark zugenommen.
Indien habe seine Produktionskapazitäten für Mobiltelefone, Haushaltsgeräte, Computer und Telekommunikationsgeräte ausgebaut. Im Ausland habe Indien einige große Unternehmen davon überzeugen können, in diese Kapazitäten zu investieren, darunter Apple, Foxconn, Daikin und Mitsubishi Electric. Die indische Strategie sei zweigleisig: Zunächst sollen die Kapazitäten zur Versorgung der eigenen Bevölkerung ausgebaut werden, um über einen längeren Zeitraum auch ein größerer Akteur auf den Exportmärkten zu werden. Der groß angelegte Ausbau der Infrastruktur solle die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums fördern.
Die Energiewende könne ein weiterer Rückenwind für das Wachstum sein. „Mit dem weltweiten Bestreben, energieeffiziente Fahrzeuge, Stromnetze und Gebäude zu bauen, steigt die Nachfrage nach Kupfer, Nickel, Eisenerz und Lithium. Wir gehen davon aus, dass dies zu größeren Investitionen in neue Bergbauprojekte in Teilen Afrikas, Südamerikas und Asiens führen wird“, prognostiziert Becker.
Stabilisator aus dem Südosten
Der CEE-Markt hat für heimische Immobilienentwickler eine stabilisierende Wirkung.
Christian Sec. 2023 sah sich der Immobilienmarkt mit massiven Zinserhöhungen konfrontiert, was zwar die Immobilienrenditen in allen Anlageklassen erhöhte, sich aber negativ auf die Immobilienwerte auswirkte. So verzeichneten die Bestandsimmobilien des Immobilienentwicklers Immofinanz Abwertungen von 186,8 Millionen Euro. Dabei war der Euroraum stärker von den Abwertungen betroffen als der CEE-Raum. Die Renditen in den Jahren davor waren aufgrund der niedrigen Zinsen und der hohen Aufwertungen der Immobilien stark gestiegen. Der Effekt in Westeuropa war dabei stärker als im CEE-Raum, erklärte die Immofinanz auf Anfrage des Börsen-Kurier.
Bei der CA Immo beträgt der CEE-Anteil am Gesamtportfolio des Büroimmobilienspezialisten etwa 27 %, jedoch betrafen nur rund 16 % der gesamten Abwertungen, rund 87 Millionen Euro, im vergangenen Jahr diese Region. Aktuell sind in den CEE-Märkten die Immobilienwerte stabiler im Vergleich zu den steigenden Finanzierungskosten, zieht die CA Immo einen Vergleich zu Westeuropa. Viele Analysten gehen davon aus, dass die Finanzierungskosten in der CEE-Region wohl noch für längere Zeit deutlich höher liegen werden als in der Eurozone. Hohe Inflationsraten von bis zu 20 % im CEE-Raum haben zu höheren Leitzinsen der CEE-Notenbanken im Vergleich zur EZB geführt.
Höhere Renditen
Zum Unterschied zu den reiferen Immobilienmärkten in Westeuropa bieten die CEE-Märkte höhere Renditen bei geringeren Transaktionsumsätzen, so die Immofinanz. Dabei bestehe in Zentral- und Osteuropa nach wie vor Aufholbedarf in puncto nachhaltiger und innovativer Office- und Retail-Lösungen. Die Spitzenrenditen liegen in den großen CEE-Metropolen Budapest (6,75 %), Prag (5,40 %), Warschau (5,85 %) über denen von Wien (5,0 %) oder den deutschen Städten, wie die Zahlen des CA-Immo-Geschäftsberichts zeigen.
Für Warimpex, den Immobilienentwickler von Büros und Hotels, ist Polen mit einem Portfolio-Anteil von mehr als 40 % einer der wichtigsten Märkte. Das Unternehmen sieht gerade in der höheren Wachstumsdynamik der Gesamtwirtschaft die Attraktivität des Marktes. „Das wirkt sich positiv auf den Büromarkt aus“, so die Warimpex. Vor allem auch deswegen, weil das dynamischere Wachstum auf ein knappes Angebot stößt. Viele Büroprojekte wurden während Covid eingestellt, hört man aus der Branche.
Unterschiedliche Schwerpunkte
Für die CA Immo liegt der Fokus in den CEE-Ländern auf gewerblichen Klasse-A-Gebäuden in den jeweiligen Hauptstädten. In den CEE-Ländern bedeutet dies nach dem angekündigten Marktausstieg aus Ungarn: Konzentration auf Prag und Warschau im Prime-Bürobereich. Bei der Immofinanz liegt der CEE-Anteil im Bestandsportfolio bei rund drei Viertel, wobei im Gegensatz zu ihrem Bestand in Österreich und Deutschland ein stärkerer Fokus auf das Einzelhandelssegment gelegt wird. So steht die Stärkung des Einzelhandelsportfolios durch Eigenentwicklungen sowie selektive Zukäufe im Fokus. In Kroatien entstehen der-zeit sechs neue Retail-Parks. Die Warimpex wiederum konzentriert sich auf hochqualitative Büro-Developments in mittelgroßen Städten Polens.
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Trendwende bei den Security-Aktien
Sicherheit ist in schwierigen Zeiten gefragt – die Investoren profitieren von steigenden Kursen.
Roman Steinbauer. Die Aktiennotiz des prominenten schwedischen Vertreters der Sicherheitsbranche, Securitas, war eine der Enttäuschungen des Vorjahres: Von Juli 2021 bis zum Sommer 2023 halbierte sich diese an der Frankfurter Börse bis auf 7 Euro. Seit November streben die Kurse nun wieder kräftig nach oben. In der Vorwoche waren bereits 9,65 Euro für einen Anteilschein aufzuwenden. Securitas ist als Sicherheitsdienstleister auf persönliche Überwachungen samt individueller Lösungen spezialisiert. Aber auch Alarmsysteme für Unternehmen, Eigenheime und Privatpersonen ergänzen das Angebot. Die Kundenstruktur der Gesellschaft mit Sitz in Stockholm umfasst den Einzelhandel, die Energieversorgung, das Gesundheitswesen, die Finanzbranche als auch öffentliche Veranstaltungen. Das zu 100 % im Eigentum stehende Tochterunternehmen Pinkerton Consulting & Investigations bietet außerdem Sicherheitsberatungen und Ermittlungsdienste an.
Völlig anders sieht die Charakteristik des Kursverlaufs der US-Aktien der The Brink’s Company aus Virginia aus. Ein steiler Aufwärtstrend hält bereits seit 16 Monaten an, der das Papier (ebenso in Frankfurt gelistet) von 50 auf 85 Euro hob. Vorwiegend in Nordamerika und Europa tätig, bietet das Unternehmen aus Richmond Sicherheits- und Autotransporte, ebenso aber auch ein Cash Management (wie Bargeldversorgungen und Serviceleistungen für Geldautomaten) an. Speziell liegt der Fokus zudem auf dem Transport von Diamanten, Juwelen, Edelmetallen und Pharmazeutika. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit dem Faktor 47 sehr hoch, die Dividenden-Rendite mit 1,07 % niedrig. Die hohe Bewertung liegt unter anderem aber an einem hohen Cash-Bestand der Firma, der für sich bereits 26 USD (24,05 Euro) per Aktie ausmacht.
Etablierter, starker Aufwärtstrend
Unter Investoren zogen seit Dezember besonders auch die Titel der britischen Synectics die Aufmerksamkeit auf sich. Die Notiz katapultierte sich seitdem von umgerechnet 1,25 auf 2,05 Euro nach oben. Die Gesellschaft aus Sheffield implementiert Elektronik- und Softwaresicherheitssysteme.
Als Aufsteiger präsentierten sich seit August ebenso die Aktien der Geo Group (Sicherheitslösungen bis allgemeine Dienstleistungen für Liegenschaften). Die Valoren des Anbieters aus Florida verbuchen seitdem ein Plus von 115 % auf 14,60 Euro (KGV derzeit 22).
Ein weltweit bedeutender Mitbewerber ist hingegen seit April 2021 nicht mehr börsennotiert: Die Anteile der dänisch-britischen G4S Gruppe (global mit mehr als 800.000 Mitarbeitern in mehr als 85 Staaten aktiv) wurden vor drei Jahren vom US-Konkurrenten Allied Universal (Allied selbst ist nur mit Anleihen an den Märkten gelistet) aufgekauft.
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Wenn die Schwankungen zunehmen
Die Inflation ist hartnäckig, geopolitische Konflikte verschärfen sich: Gezielte Strategien sind gefragt.
Raja Korinek. Das neue Börsenjahr ist bislang gut gestartet. In den USA bleibt die Künstliche Intelligenz (KI) tonangebend und zieht entsprechend die Branchenaktien nach oben. In Europa gibt es weitere Treiber. So legten in Deutschland etwa Rüstungsaktien kräftig zu und Bankenwerte profitierten von höheren Zinsen. Damit verbessert sich deren Marge, da höhere Zinsen meist nur an Kreditnehmer, jedoch nur in geringem Ausmaß an Sparer weitergereicht werden.
Zuletzt waren auch Hoffnungen auf sinkende Zinsen ein breiter Markttreiber, so vor allem für Wachstumsaktien. Denn damit vergünstigen sich deren Finanzierungskosten, da solche Unternehmen oftmals noch keine Gewinne schreiben. Doch mittlerweile gibt es wachsende Zweifel rund um den Start der geldpolitischen Lockerungen, allen voran in den USA. Allein im März stieg die Inflation um 3,5 % und damit stärker als erwartet. So richtig Öl ins Feuer gossen jüngst zudem Aussagen regionaler Mitglieder der US-Notenbank, so etwa von Lorie Logan aus Dallas. Sie äußerte sich skeptisch über eine allzu frühe Senkung und verwies nebst der hartnäckigen Inflation auf das anhaltend hohe Wirtschaftswachstum.
Konflikte spitzen sich zu
Hinzu kommen weitere Faktoren. Auf sie verweisen die Private-Banking-Experten der Steiermärkischen Sparkasse. Alexander Eberan, Leiter Private Banking in Wien, hebt etwa die bevorstehende US-Wahl sowie die geopolitischen Konflikte hervor. Allein im Nahen Osten sowie in der Ukraine spitzen sich die Ereignisse zu. Eine Verschärfung könnte letztendlich den Ölpreis weiteren Rückenwind verschaffen, ein Umstand, der die Inflation wiederum kräftig anheizen würde. „Dass der aktuelle Höhenflug an den Börsen in eine stärkere Volatilität übergeht, ist sehr wahrscheinlich“, so das Fazit. Die Frage sei nur, wann dies passieren werde.
Ein guter Indikator können Volatilitätsindizes sein. So misst der VIX die erwartete künftige Schwankung – die implizite Volatilität – des S&P 500 auf die jeweils kommenden 30 Tage anhand von Optionen. Zuletzt lag der VIX bei 16,28 Punkten (per 11.4.). Zum Vergleich: Als die Börsen zu Beginn der Corona-Pandemie einbrachen, schnellte der Index auf knapp 83 Punkte. In Europa misst wiederum der VSTOXX die vom Markt erwartete Schwankungsbreite des Euro-Stoxx-50-Index auf die jeweils kommenden 30 Tage. Hier verharrt der Index derzeit ebenfalls auf sehr niedrigem Stand.
Strategien gegen Schwankungen
Anleger, die mit einem Anstieg rechnen, können darauf etwa mit dem Indexzertifikat der Société Générale setzen. Eine weitere Möglichkeit bieten Low-Volatility-Fonds, so etwa das „AB SICAV I – Low Volatility Equity Portfolio“. Dabei wird auf Qualitätsaktien gesetzt, die nach Meinung des Fondsmanagements geringere Schwankungen als der Gesamtmarkt aufweisen. Beinahe 40 % des Fonds entfallen derzeit auf IT-Unternehmen, etwa auf Microsoft und Alphabet, gefolgt von Finanzen und dem Gesundheitswesen. Dazu zählt beispielsweise der US-Pharmakonzern Merck. Überhaupt entfällt regional der größte Anteil auf die USA, gefolgt von UK und Kanada.
Im „Invesco Euro Stoxx High Dividend Low Volatility UCITS ETF“ liegt der Fokus auf den 50 dividendenstärksten europäischen Unternehmen mit möglichst geringer Volatilität. Unternehmen aus Italien und Deutschland sind besonders hoch gewichtet, so etwa Mercedes-Benz oder Intesa-Sanpaolo. Verluste sind jedoch auch bei all diesen Produkten möglich.
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Fünf Gründe für Anleger optimistisch zu bleiben
Von Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group.
(09.04.2024) Angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, der schwelenden Spannungen zwischen den USA und China und eines umstrittenen US-Präsidentschaftswahlkampfs sind viele Anleger weiterhin verunsichert. Aber es gibt auch positive Trends, die häufig von negativen Ereignissen überschattet werden. Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group, identifiziert fünf Gründe für Anleger, optimistisch in die Zukunft zu blicken.
1. Die USA sind stärker als gedacht
Die erwartete Rezession habe sich in den USA nicht eingestellt. Trotz einer hohen Inflation und steigenden Zinsen sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um 3,3 Prozent gestiegen. Mohr glaubt, dass diese Entwicklung nachhaltig ist: „Der amerikanische Verbrauchersektor lässt weiterhin seine Muskeln spielen. Im Januar kreierte die Wirtschaft 353 000 neue Arbeitsplätze. Dazu stiegen die Löhne im Jahresvergleich um 4,5 Prozent – ein robustes Tempo, das sich wahrscheinlich verlangsamen wird. Dennoch können anhaltende, wenn auch moderatere Arbeits- und Einkommenszuwächse das Wachstum der Verbraucherausgaben weiterhin unterstützen. Auch die nachlassende Inflation dürfte das reale Einkommenswachstum, insbesondere bei Arbeitnehmern mit geringem Einkommen, unterstützen.“
Darüber hinaus scheine sich der US-Wohnungsmarkt angesichts sinkender Hypothekenzinsen zu erholen und es gebe erste Anzeichen für eine Belebung der verarbeitenden Industrie, da die Unternehmen damit beginnen würden, ihre Lagerbestände aufzufüllen. Auch die Bemühungen der US-Notenbank Fed, die Inflation zu senken und zeitgleich das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten würden dazu beitragen, dass die USA die Krise stärker überwunden habe, als zunächst angenommen.
2. Künstliche Intelligenz (KI) wird Produktivität weiter steigern
Mit der Einführung von ChatGPT und anderen KI-Tools sei das enorme Potenzial, das diese Technik für die Produktivitätssteigerung haben könne, offensichtlich geworden. Es gebe bereits erste Beispiele dafür, wie KI für mehr Effektivität in Unternehmen sorgen könne. Mastercard setze beispielsweise generative KI ein, um die Mitarbeiterrekrutierung zu optimieren und Zahlungsbetrug zu erkennen. Amazon nutze KI in seinen Amazon Go-Filialen, um den Verbrauchern zu ermöglichen, Artikel mitzunehmen und über die Amazon-App zu bezahlen, ohne an der Kasse anstehen zu müssen. Und Krankenhäuser würden mit Hilfe von KI Verwaltungsaufgaben rationalisieren und so Personalengpässe beheben.
„Natürlich überschätzen wir oft die kurzfristigen Auswirkungen neuer Technologien und unterschätzen ihre langfristigen Folgen. Für Anleger ist es wichtig zu unterscheiden, was ein Hype ist und was eine greifbare Investitionsmöglichkeit darstellt. Etwas mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung von ChatGPT ist KI jedoch nicht mehr nur ein Schlagwort“, resümiert der Experte.
3. Weitere Aktien werden an Wert gewinnen
Im vergangenen Jahr hätten die Aktienmärkte überraschend robuste Rendite erzielt. Zu einem überwältigen Anteil seien dafür die „Magnificent Seven“, also Apple, Meta, Microsoft, NVIDIA, Amazon, Alphabet und Tesla, verantwortlich gewesen. Die verbesserte wirtschaftliche Situation der USA dürfte laut Mohr dafür sorgen, dass auch die restlichen 493 Unternehmen im S&P 500 an Wert gewinnen. Die Analysten der Wall Street erwarteten in diesem Jahr ein gesundes Wachstum an allen wichtigen Märkten.
„Es gibt in allen Märkten und Branchen Innovatoren, die Strategien zum Wachstum ihrer Unternehmen anwenden. In den USA verzeichnete der Klimaanlagenhersteller Carrier Global angesichts der Rekordtemperaturen in Regionen auf der ganzen Welt eine steigende Nachfrage nach seinen energieeffizienten Systemen. In Japan ist SMC ein führender Hersteller von Komponenten für die Fabrikautomation“, erklärt Mohr.
4. Schwellenländer profitieren von Neuausrichtung des Welthandels
Die eskalierenden Spannungen zwischen den USA und China hätten für Zölle und Handelsbeschränkungen gesorgt, welche sich negativ auf die weltweiten Warenströme ausgewirkt hätten. Verstärkt worden sei dies durch die COVID-19-Pandemie, die ernsthafte Schwachstellen in den Lieferketten aufgedeckt habe, da Betriebsstillstände und Arbeitskräftemangel zu Engpässen und Verzögerungen geführt hätten. Mohr sieht in dieser Entwicklung jedoch auch positives: „Der Welthandel ist nicht tot, er ist nur im Wandel. Um das Risiko einer übermäßigen Abhängigkeit von einer einzigen globalen Lieferkette zu verringern, entwickeln Regierungen und Unternehmen mehr Handelsbeziehungen, viele davon regional.“
Gerade für Schwellenländer würden diese Veränderungen Chancen bieten. So habe Mexiko China als wichtigsten Handelspartner der USA abgelöst. Das Land profitiere dabei von niedrigeren Arbeitskosten, reichlich im Land vorkommenden natürlichen Ressourcen und der geographischen Nähe zu den USA. Mohr glaubt, dass ähnlich wie Mexiko auch andere Schwellenländer, wie etwa Indien, Thailand, Indonesien oder Singapur, von der Umstrukturierung globaler Lieferketten profitieren könnten.
5. Große Innovationen im Health-Care-Bereich
„Pharma- und Biotechnologieunternehmen sind in den letzten Jahren in ein goldenes Zeitalter der Arzneimittelentdeckung eingetreten, indem sie Therapien für ein breites Spektrum wichtiger Krankheiten entwickelt und Leben verlängert und verbessert haben“, sagt der Experte. Viel Aufmerksamkeit hätten dabei die neuen Medikamente zur Bekämpfung von Fettleibigkeit erfahren. Hinzu kämen innovative Blutzuckermessgeräte mit eingebauter Insulinpumpe und die berechtigte Hoffnung, dass mit Hilfe der genetischen Sequenzierung zelltherapeutische Krebstherapien bald mit traditionellen Behandlungsmethoden konkurrieren könnten.
Bei all der Aufbruchsstimmung im Gesundheitsbereich mahnt Mohr jedoch: „Innovation ist zwar ein wesentlicher Werttreiber im Gesundheitssektor, aber nicht alle Innovationen werden erfolgreich sein. Investoren müssen andere Faktoren berücksichtigen, darunter das Potenzial der gesamten Entwicklungspipeline eines Unternehmens, die Qualität des Managements und den potenziellen Markt für die Therapien.“
Wohin steuert der Ölpreis?
Die Ölnotierungen legen derzeit zu. Für Anleger gibt es neue Chancen.
Raja Korinek. Die Entwicklungen beim Ölpreis sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Anfang März trafen sich die Mitglieder des internationalen Ölkartells Opec samt ihren Verbündeten, zu denen etwa Russland zählt. Dabei wurde die freiwillige Produktionsdrosselung bis Juni verlängert.
Grund für die Entscheidung war der gesunkene Ölpreis. Allein die Nordseemarke Brent hatte im März 2022 ein Zwischenhoch von knapp 130 USD je Fass erreicht, nachdem in der Ukraine Krieg ausgebrochen war. Aufgrund zahlreicher Maßnahmen, so etwa das Anzapfen der strategischen Reserven in den USA, sank die Notierung Monate später wieder und verharrte danach in einem breiten Seitwärtstrend zwischen 70 und kurzzeitig bis zu 90 USD.
Geopolitik treibt den Preis an
Zuletzt gewann die Notierung jedoch wieder an Schwung. Binnen weniger Tage war der Brent-Preis auf mehr als 90 USD zügig geschnellt. Grund für den Auftrieb sind aktuelle geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. Meldungen zufolge wurden jüngst zwei iranische Generäle in Syrien durch israelische Luftangriffe getötet, Teheran kündigte umgehend Gegenmaßnahmen an.
Die Sorge rund um die globale Ölversorgung wächst damit. Schließlich ist der Iran einer der weltweit größten Ölproduzenten und fördert rund 3,8 Mio Fass pro Tag. Auch könnte das Land die Straße von Hormus blockieren, ein Umstand, der weitreichende Folgen für die Versorgung haben könnte. So wird über diese Schiffsroute rund ein Fünftel der globalen Ölversorgung transportiert.
Die US-Nachfrage steigt
Doch wie sehen die Entwicklungen auf der Nachfrageseite aus? Hier zeichneten sich jüngst Zuwächse ab. Allein Mitte März wurde bekannt, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche zuvor – überraschend – um 1,5 Mio Fass gesunken waren. „Die Entwicklung lässt auf eine starke Nachfrage beim weltweit größten Ölverbraucher schließen“, konstatiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Der Experte meint, dies, gepaart mit den geopolitischen Spannungen, dürfte den Ölpreis vorerst hochhalten. Er mahnt jedoch auch, die US-Ölproduktion nicht zu unterschätzen. Sie erreichte im Dezember mit durchschnittlich 13,3 Mio Fass pro Tag einen Rekordwert. Damit könnte ein allzu kräftiger Preisanstieg ein wenig im Zaum gehalten werden.
Begrenztes Potenzial nutzen
Anleger, die dem Brent-Ölpreis noch ein wenig Spielraum nach oben einräumen, können auf solch eine Entwicklung mit einem Discount-Zertifikat setzen. Mit diesem Produkt kauft man sich in den Basiswert günstiger ein, als dieser an der Börse kostet. Doch dafür profitiert man von Kursanstiegen des Basiswertes nur bis zu einem fixen Cap. Nach unten gibt es einen Verlustpuffer in Höhe des Diskonts, zu dem man den Basiswert günstiger erworben hat. Erst wenn der Kurs des Basiswertes derart kräftig sinkt, so dass der Puffer aus dem Diskont aufgebraucht ist, erleidet man auch mit dem Zertifikat einen Verlust. Dann ist zugleich der sogenannte Break-Even-Punkt unterschritten worden.
Ein solches Produkt bietet die BNP Paribas an (ISIN: DE000PC3RMF0). Der Cap liegt bei 90 USD, der aktuelle Break-Even-Kurs (per 4. April) bei 82,56 USD. Bewertungstag ist am 26.7.2024. Die Société Générale bietet ein Discount-Zertifikat (DE000SU9EEN1) mit einem Cap von 92 USD an. Der aktuelle Break-Even-Kurs liegt bei 83,37 USD. Bewertungstag ist ebenfalls am 26.7.2024. Bei beiden Produkten sind Verluste möglich.
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Die Ruhe vor dem Bitcoin-Halving
Wie man mit Zertifikaten auf das Potenzial der Kryptowährung setzen kann.
Patrick Baldia. Dass mit Investments in Bitcoin bzw. Kryptowährungen hohe Volatilität verbunden ist, konnten Anleger einmal mehr im März erleben. Nachdem die größte digitale Währung zur Monatsmitte mit fast 74.800 USD ein neues Rekordhoch erreichte, ging der Kurs auf 60.700 USD zurück, nur um Ende März wieder die 70.000-USD-Marke zu durchbrechen. Dahinter stehen für Experten hohe Abflüsse aus den Bitcoin-Spot-ETFs, die ja erst im Jänner von der US-Börsenaufsicht SEC zugelassen wurden – der Börsen-Kurier berichtete umfassend. Viele Anleger hätten nach den starken Kursanstiegen davor einfach nur Kasse machen wollen.
Insgesamt soll sich die Zulassung von Bitcoin-ETFs jedenfalls positiv auf den Bitcoin-Kurs auswirken und vor allem der Krypto-Branche zu mehr Akzeptanz und Institutionalisierung verhelfen. Maßgeblich verantwortlich für die starke Kursentwicklung seit dem Vorjahr – für die vergangenen zwölf Monate steht ein Plus von rund 145 % zu Buche – soll allerdings das bevorstehende „Halving“ sein. Zur Erinnerung: Alle vier Jahre wird die Belohnung, die die Miner für das Schürfen von Bitcoins erhalten, halbiert. „Die so künstlich herbeigeführte Verknappung führt zu einer abnehmenden Wachstumsrate der Bitcoin-Menge und stellt das Grundprinzip des deflationären Charakters des Bitcoins dar“, erklärt Manuel Schleifer, Finanzmarktstratege bei Raiffeisen Research, in einer aktuellen Analyse.
Tatsächlich folgten auf die letzten drei Halvings außergewöhnliche Kursanstiege. Schleifer empfiehlt den Event, den er für den 20. April prognostiziert, jedenfalls nicht unter-, aber auch nicht überzubewerten. „Wir sehen es als durchaus wahrscheinlich an, dass ein Gutteil des Aufwärtspotenzials bereits eingepreist ist und raten davon ab, das Halving als primären Grund für den Bitcoin-Kauf heranzuziehen“, meint er.
Investieren ohne Krypto-Broker
Neben einschlägigen ETFs kann man auch mit Zertifikaten das Thema Bitcoin spielen.
Im Dezember 2023 hat etwa die Raiffeisen Bank International (RBI) ein einschlägiges Produkt auf den Markt gebracht. Konkret basiert das Index-/Partizipations-Zertifikat „Long Bitcoin Future“ auf dem Bitcoin Future in US-Dollar, der an der US-Optionsbörse CME gehandelt wird.
„Wir wollten für Anleger die Möglichkeit schaffen, wertpapier-basiert an der Entwicklung des Bitcoin-Future zu partizipieren“, sagt Philipp Arnold, Head of Department Certificates Sales & Marketing bei der RBI, zum Börsen-Kurier.
Bei den Kunden sei das Zertifikat jedenfalls gut angekommen, so Arnold, der auf einen entscheidenden Unterschied gegenüber einem direkten Investment in den Bitcoin hinweist: Anleger benötigen keinen Zugang zu einem Krypto-Broker bzw. ein einschlägiges Wallet, um in das Potenzial der digitalen Währung investieren zu können. Das trifft zwar auch auf die US-Bitcoin-Spot-ETFs zu. Nur sind diese in den meisten europäischen Ländern aufgrund der UCITS-Richtlinien nicht zugelassen. Der hohen Schwankungsbreite des Bitcoin-Kurses könnten sich Anleger freilich auch mit dem Index-/Partizipations-Zertifikat nicht entziehen, warnt Arnold. Dazu komme das Währungsrisiko. Der Hintergrund: der Future notiert in US-Dollar, das Zertifikat in Euro.
Partizipationszertifikate auf den Bitcoin bietet auch Vontobel an, etwa das Open „End Partizipationszertifikat (EUR) I“, ebenso wie eine Vielzahl an Mini-Futures. Mit letzterem Hebelprodukt haben Anleger die Möglichkeit, bereits mit kleinen Beträgen überproportional am steigenden oder fallenden Kurs des Bitcoins zu partizipieren. Eine Stop-Loss-Barriere soll wiederum Schutz vor einem Totalverlust bieten.
Zu weiteren interessanten Produkten gehören unter anderem „21Shares Bitcoin“ und „21Shares Bitcoin Core“, die beide zu 100 % physisch mit der Cyberwährung unterlegt sind und dessen Performance abbilden.
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Wenn Sicherheit an Wert gewinnt
Der Bedarf an Schutz nimmt weltweit zu. Das eröffnet langfristige Investmentchancen.
Raja Korinek. Die geopolitischen Konflikte spitzen sich weiter zu: Sowohl zum Nahostkonflikt als auch zu dem Krieg in der Ukraine mehrten sich in der Vergangenheit die Schlagzeilen. Damit verbunden steigt die Nachfrage nach mehr Rüstung, ein Umstand, von dem etwa deutsche Waffenproduzenten derzeit profitieren. Entsprechend haben zuletzt deren Aktienkurse an der Börse kräftig zugelegt.
Auch Patrick Kolb, Fondsmanager des Credit Suisse (Lux) Security Equity Fund, beobachtet die Entwicklung genau. Einzig, Rüstungsaktien kommen für sein Portfolio nicht in Frage, wie er im Gespräch mit dem Börsen-Kurier festhält. Denn bei der Selektion werden strenge Nachhaltigkeitskriterien angewendet. „Dazu zählt unter anderem der Ausschluss solcher Produzenten.“
Sicherheitsbedarf wächst weltweit
Doch grundsätzlich setzt der Fonds auf den wachsenden Sicherheitsbedarf weltweit und das in unterschiedlichsten Bereichen. So könnte beispielsweise ein Cyberangriff wichtige Infrastruktur wie etwa die Wasser- oder die Energieversorgung eines Landes lahmlegen. Es könnten aber auch Autoschlösser per Fernfunk „geknackt“, Alarmanlagen ungewollt abgeschaltet oder medizinische Geräte, wie zum Beispiel Herzschrittmacher, gehackt und manipuliert werden. „Wir sehen das Thema Sicherheit deshalb als einen Megatrend, der langfristig stärker als der Gesamtmarkt wachsen dürfte“, konstatiert Kolb.
Er zieht dazu ein klares Fazit. Hinter all solchen Beispielen steckten ihm zufolge letztendlich drei große Treiber: Dazu zählen die wachsende Weltbevölkerung sowie die zunehmende Migration. Mit der Digitalisierung wachse zudem der Bedarf an Datenschutz. Auch Regulierungen und Vorschriften werden immer strenger, etwa zur Einhaltung von Sicherheitsstandards. „Zudem kann sich ein Unternehmen einen erfolgreichen Cyberangriff erst gar nicht leisten. Allein die entsprechende Berichterstattung kann einen großen Reputationsschaden zur Folge haben.“
Das Marktpotenzial ist groß
Der Markt ist jedenfalls längst kein Nischenbereich mehr. Wie groß das Potenzial tatsächlich ist, haben sich die Analysten beim deutschen Datenanbieter Statista näher angesehen: So erreichte der globale Umsatz allein am Markt für Cyberlösungen und Sicherheitsdienste im Jahr 2020 bereits 106,82 Milliarden Euro und könnte den Prognosen zufolge bis zum Jahr 2028 auf gut 250,80 Milliarden Euro wachsen. Das ist immerhin mehr als eine Verdoppelung.
Doch wie setzt Kolb all solche Themen in dem Fonds konkret um? Er verweist in diesem Zusammenhang auf sein Aktienuniversum, das gut 220 Titel umfasst. Es handelt sich dabei um „Pure-Player“, wie er sagt. „Die Unternehmen müssen daher zumindest 50 % ihres Umsatzes im Bereich Sicherheit und Schutz erzielen.“
Fünf Themenblöcke im Fokus
Doch damit ist längst nicht Schluss, es gibt noch weitere Kriterien, auf die der Experte verweist: So wird das Fondsvermögen auf insgesamt fünf Themenblöcke aufgeteilt, wobei IT-Sicherheit mit rund 25 % den größten Anteil ausmacht.
Dazu zählt beispielsweise Cyber-Ark Software aus Israel. Das Unternehmen bietet IT-Sicherheit sowie Identitätsmanagement an. Der Schutz der Gesundheit, etwa durch Wasser- und Lebensmittelkontrollen, nimmt weitere 20 % ein, ebenso wie der Schutz vor Kriminalität und Umweltsicherheit. Die restlichen 15 % entfallen auf Transportsicherheit. Umgesetzt werden solche Themen zum Beispiel mit Thermo Fisher Scientific und Idexx Laboratories.
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Magnificent 7: Wer könnte Tesla bald ersetzen?
Ein Kommentar von Roman Przibylla, Head Public Solutions bei CAT Financial Products
(03.04.) Die Magnificent 7 haben in den vergangenen Monaten für Furore gesorgt. Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla dominieren den US-Aktienmarkt. Die sieben großen Tech-Werte haben mittlerweile eine Relevanz erreicht, der sich die Anlegenden nicht mehr entziehen können.
Doch nun werden erste negative Stimmen laut. Während Nvidia unaufhaltsam weiter steigt, sind es Apple, Google und vor allem Tesla, die seit Jahresbeginn schwächeln. Betrachtet man Tesla als Autohersteller, so wächst das Unternehmen längst nicht mehr so schnell wie früher. Die kürzlich veröffentlichten Verkaufszahlen zum ersten Quartal in 2024 waren enttäuschend und sind nicht nur hinter den Erwartungen des Marktes geblieben, sondern auch weit unterhalb der Rekordzahlen aus dem vierten Quartal des vergangenen Jahres. Tesla hat hinzu ein immer grösser werdendes Margenproblem. Diese liegt mit rund 8 Prozent mittlerweile auf dem Niveau eines Universalanbieters wie Toyota. Elon Musk muss Lösungen finden oder durch neue technologische Innovationen die Investoren wieder begeistern. Solange dies nicht geschieht, befindet sich Tesla in einer längeren Konsolidierungsphase und droht den Anschluss an die Magnificent 7 zu verlieren. Elon Musk sollte zwar nicht abgeschrieben werden, aber andere Unternehmen wie Broadcom oder Eli Lilly stehen bereit, um Teslas Platz unter den Glorreichen Sieben einzunehmen. Der Markt für die „Abnehmspritze” ist riesig, und Partnerschaften wie die kürzlich bekannt gegebene mit Amazon sollen Eli Lilly nun helfen, diesen Markt auch flächendeckend zu bedienen. Dazu hat das Unternehmen mit LillyDirect eine eigene Plattform für den Direktvertrieb geschaffen, die den Zugang nun weiter vereinfacht. Eli Lilly ist damit auf dem Weg, sich zu einem Plattformunternehmen im Gesundheitsbereich zu entwickeln, das in Zukunft noch höhere Umsätze und Margen erzielen wird. Es zeigt sich somit immer mehr, dass die eigentliche Performance am Markt von wenigen Aktien gemacht wird, die ihre Dominanz immer weiter ausbauen.
Für Anlegende, die auch in Zukunft auf die Magnificent 7 setzen wollen, gibt es jetzt eine einfache Lösung: Mit dem ETP auf den Magnificent 7 Index (CH1272477154) haben Anlegende erstmals die Möglichkeit, ganz einfach in die Glorreichen Sieben zu investieren. Der Index erlaubt es, die sieben Aktien unterschiedlich zu gewichten oder sogar eine Aktie auszutauschen, wenn zum Beispiel Tesla durch eine andere Aktie wie Eli Lilly oder Broadcom ersetzt werden würde. Emittent ist CAT Financial Products. Der ETP ist zusätzlich mit einer Besicherung der Swissquote ausgestattet und an der SIX Swiss Exchange kotiert sowie täglich handelbar. Einfacher kann man in den nächsten Jahren nicht in die Magnificent 7 investieren.
Bitcoin-Kurs vor „Wirbelsturm nach oben“?
Angesichts der Dynamik seit Mitte Feber halten Experten ein Kursfeuerwerk für möglich.
Patrick Baldia. Viel deutet darauf hin, dass die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC Mitte Jänner tatsächlich der von vielen lang erwartete „Gamechanger“ für die Assetklasse war. Bereits in der ersten Woche nach der Auflage der ersten Produkte stieg das Veranlagungsvolumen auf mehr als 1 Milliarde USD. Zuletzt lag es bereits bei knapp 30 Milliarde USD. Der Bitcoin-Kurs hat seitdem mehrmals ein neues Allzeithoch erreicht, zuletzt Mitte März, als die Schwelle von fast 74.000 USD durchbrochen wurde. Nun mehren sich die Stimmen, dass bis zum Jahresende die 100.000-USD-Marke deutlich übertroffen werden könnte.
Auch Bernhard Wenger, Head of Northern Europe bei 21Shares, hält nun einen „Wirbelwind nach oben“ für möglich. Beim Schweizer Pionier für Krypto-Investments sei man selbst überrascht gewesen über die Dimension der Zuflüsse an Kundengeldern in die hauseigenen Produkte innerhalb so kurzer Zeit bzw. seit der Bitcoin-Spot-ETF-Zulassung. Er verweist darauf, dass Analysten mit einem „Supply-Squeeze“ rechnen und in weiterer Folge, in Kombination mit anderen Faktoren, auch mit potenziellen starken Kursanstiegen.
Tatsächlich steht hinter dem jüngsten Höhenflug der Krypto-währung nicht nur die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs, sondern etwa auch der mittlerweile klarere regulatorische Rahmen. „Verordnungen wie MICA in Europa heben die Branchenstandards an und ebnen den Weg für die Integration von Bitcoin in die etablierte Finanzwelt“, sagt Lukas Enzersdorfer-Konrad, Deputy CEO von Bitpanda.
Kurstreiber „Halving“
Den Preis weiter beflügeln sollte auch das voraussichtlich im April anstehende sogenannte „Halving“. Darunter versteht man, dass rund alle vier Jahre die Belohnung, die die Miner für das Schürfen von Bitcoin erhalten, halbiert wird. „An den historischen Daten kann man ablesen, dass die bisherigen Halvings den Preis immer langfristig unterstützt haben“, sagt Enzersdorfer-Konrad zum Börsen-Kurier. Zur Erinnerung: Nach dem letzten Termin am 11. Mai 2020 legte der Bitcoin-Kurs bis Ende 2020 von 5.300 auf 30.000 USD zu. Im Jänner 2021 schoss er sogar auf 42.000 USD. Und auch die heuer erwartete Zinssenkung sollte sich positiv auf den Bitcoin auswirken.
Lohnt es sich zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch einzusteigen? „Das Risiko nicht dabei zu sein, scheint derzeit höher als das Risiko dabei zu sein“, hält Wenger angesichts des „hohen Potenzials signifikanter Kursanstiege“ fest. Dass die Bitcoin-Kursentwicklung rund um das Halving im April volatiler verlaufen könnte und durch-aus auch eine Korrektur möglich ist, sieht der 21Shares-Experte als Chance für einen Einstieg. „In der Vergangenheit hat es immer etwas gedauert, bis nach einem Halving deflationäre Tendenzen einsetzten“, erklärt er den Hintergrund. Bei allem Optimismus warnt Wenger allerdings auch vor Risiken, wie etwa, dass keine Zinssenkung stattfindet, ETF-Käufer ausbleiben oder zu viele Anleger auf einmal Profite realisieren und verkaufen.
Neben Direktinvestments in die Cyberwährung, die Branchenplayer wie Bitpanda, Coinbase, Coinfinity oder Kraken offerieren, bieten sich auch eine Reihe von börsengehandelten Wertpapieren bzw. ETPs (für Exchange Traded Product, Anm.) an. Dazu gehören unter anderem „CoinShares Physical Bitcoin“, „VanEck Bitcoin“, „21Shares Bitcoin“ und „21Shares Bitcoin Core“. Besonders spannend wirkt im aktuellen Umfeld ein weiteres Produkt des Schweizer Krypto-Pioniers: Der „21Shares Bytetree BOLD ETP“ kombiniert die beiden „Wertspeicher“ Bitcoin und Gold, wobei die Gewichtung von der Höhe der Volatilität abhängt.
„Auch für Gold ist das Umfeld sehr konstruktiv“, so Wenger. Ehrlich gesagt: Wer hätte gedacht, dass das Edelmetall auch bei steigenden Zinsen so gut performt wie 2023 (+13 %). In der Vergangenheit sei das bislang stets Gift für Gold gewesen. Nachsatz Wenger: „Dass nun in den nächsten Monaten voraussichtlich die Zinsen gesenkt werden sollen, ist positiv für Gold.“
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Nachhaltigkeit: Auch Kleinere werden berichten müssen
Berichtsstandard für nicht-börsengelistete kleine und mittlere Unternehmen geplant.
Andreas Dolezal. Banken, Versicherungen und börsengelistete Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsberichte ab 2024 erst-mals auf Basis des „European Sustainability Reporting Standards“ ESRS erstellen. Die zugehörige EU-Verordnung umfasst stolze 284 Seiten. Entsprechend herausfordernd und aufwendig (und teuer) sind die Vorbereitungen der betroffenen Unternehmen. Von Jahr zu Jahr werden die Berichtspflichten sukzessive auf kleinere und nicht-börsengelistete Betriebe ausgeweitet. Im Jahr 2029 werden schließlich auch Unternehmen aus Drittstaaten umfasst sein, wenn sie in der EU 150 Millionen Euro oder mehr Umsatz machen.
KMU indirekt betroffen
Um die Nachhaltigkeitsberichte gesetzeskonform erstellen zu können, benötigen direkt verpflichtete Unternehmen eine Fülle an Daten und Informationen. Diese müssen sie unter anderem bei ihren Lieferanten einholen – und dazu zählen auch KMU. Daher sind bereits heute viele kleinste, kleine und mittlere Unternehmen indirekt vom ESRS betroffen. Beliefern KMU große, berichtspflichtige Unternehmen (und sei es nur ein einziges), landen umfangreiche ESG-Fragebögen auf den Schreibtischen. Das Beantworten sollte ernst genommen werden, denn sonst droht im schlimmsten Fall das Ende der Geschäftsbeziehung.
Das von Verfechtern der umfangreichen Nachhaltigkeitsberichterstattung oft angeführte Argument, dass die gesetzliche Pflicht ohnehin nur große Unternehmen trifft, geht in der Praxis ins Leere. Durch den weit gefassten Berichtsstandard sind auch viel kleinere Betriebe mittelbar umfasst.
VSME soll KMU entlasten
Die EU-Kommission hat die „European Financial Reporting Advisory Group“ EFRAG beauftragt, neben dem ESRS für große Unternehmen auch einen freiwilligen Berichtsstandard für KMU zu erstellen. Der erste Entwurf des „Voluntary ESRS for non-listed small- and medium-sized Enterprises“, kurz VSME, wurde am 22. Jänner veröffentlicht und steht noch bis 21. Mai 2024 zur Konsultation. Der im Vergleich mit dem ESRS deutlich schlankere VSME soll es KMU ermöglichen, ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -ziele freiwillig zu ermitteln und zu dokumentieren.
Dabei ist die Hoffnung auch, dass der VSME jene Daten und Informationen vereinheitlicht, die große Unternehmen bei ihren kleinen Lieferanten einholen müssen. Derzeit sieht nämlich so gut wie jeder ESG-Fragebogen anders aus, wodurch das Beantworten für KMU alles andere als einfach und effizient ist. Dafür steht jedoch noch die Entscheidung aus, dass große Unternehmen mit den auf Basis des VSME erhobenen Daten das Auslangen finden, um ihre Berichtspflichten zu erfüllen.
Tatsächlich freiwillig?
Sollte sich der VSME tatsächlich als Standard für das Erheben von nachhaltigkeitsbezogenen Daten und Informationen bei KMU etablieren, ist es mit der Freiwilligkeit wahrscheinlich vorbei. Gut möglich, dass große Unternehmen dann statt den Antworten auf ihre individuellen ESG-Fragebögen einen Bericht nach VSME verlangen. Kleinste, kleine und mittlere Unternehmen, die große, berichtspflichtige Unternehmen zu ihren Kunden zählen, tun also gut daran, die weitere Entwicklung im Auge zu behalten.
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Investieren in Gold, Silber und Platin
Edelmetalle zeigten zuletzt starke Impulse, und bei Silber und Platin überwiegt die Nachfrage.
Michael Kordovsky. Der Goldpreis stieg infolge geopolitischer Spannungen und zunehmender Ängste vor einer Eskalation mit Russland bis zum 20. März auf ein vorläufiges Allzeithoch von rund 2.186 USD pro Unze. Per 27. März (13.00 Uhr) liegt der Goldpreis auf Jahressicht knapp 12 % im Plus. Unterstützend bleiben die Aussichten auf rückläufige Leitzinsen der EZB. Letzteres ist auch positiv für Platin und Silber.
Angebotsdefizit am Platinmarkt
Der Platinpreis liegt auf Dreijahressicht noch um rund 24 % im Minus, sollte jedoch von zunehmender Umstellung in der Produktion von Autokatalysatoren profitieren, wo Firmen bestrebt sind, teures Palladium durch günstiges Platin zu ersetzen. 2023 hingegen erholte sich die Autoindustrie von den Lieferkettenunterbrechungen der Pandemie und jener infolge des Ukrainekriegs. Die Platinnachfrage aus der Autobranche, die rund 41 % der gesamten Platinnachfrage ausmacht, stieg von 2022 auf 2023 um 16 %. Die globale Platinnachfrage stieg von 6,406 auf 8,009 Millionen Unzen, wodurch sich ein Angebotsüberhang von 899.000 Unzen in ein Angebotsdefizit von 878.000 verwandelte. Laut dem Researchhaus Metals Focus ist auch 2024 mit einem Angebotsdefizit zu rechnen.
Gemäß einer Jänner-Publikation des World Patinum Investment Council rechnen Experten damit, dass die Minenproduktion von Platin von 2024 bis 2027 lediglich nur noch von 5,734 auf 5,918 Millionen Unzen steigt, ehe es 2028 wieder auf 5,8 Millionen Unzen abwärts geht. Die globale Nachfrage sollte hingegen von 2024 bis 2028 von 7,663 auf 8,24 Millionen Unzen steigen. Zwar sollte das Recycling-Volumen kräftig ansteigen, doch per Saldo bleiben von 2025 bis 2028 jährliche Angebotsdefizite im Bereich von 500.000 bis 612.000 Unzen. Aber noch immer liegt der Platinpreis bei nur noch 43 % des Goldpreises – einem historisch betrachtet extrem niedrigen Wert. Hinzu kommen noch gewisse Platinversorgungsunsicherheiten, denn Südafrika, bekannt für häufige Stromausfälle und Streiks, ist 2023 mit einem Welt-Minen-Produktionsanteil von rund 70 % der größte Produzent, gefolgt von Russland und Zimbabwe.
Silber profitiert von Energiewende
Silber hat im Vergleich zu Gold laut vielen Tradern und Marktbeobachtern noch Aufholpotenzial. Fakt ist, dass der Silbermarkt schon seit 2021 ein permanentes Angebotsdefizit (Market Balance) aufweist und 2024 mit einem weiteren Angebotsdefizit-Jahr zu rechnen ist. In jeder Solarzelle befinden sich rund 111 Milligramm Silber und ein E-Auto enthält rund drei Unzen Silber. Eine aktuelle Publikation von Sprott Wealth Management (basierend auf Daten von Bloomberg) zeigt eine Prognose, wonach die Silbernachfrage der Photovoltaik-Branche von 2022 bis 2030 von 140 auf 273 Millionen Unzen steigen sollte. Das Silber-Angebotsdefizit (Market Balance) sollte dann bei 260 Millionen liegen, verglichen mit 51 bzw. 238 Millionen Unzen in den Jahren 2021 und 2022. Viele Financial-Influencer begründen mit ähnlichen Zahlen einen starken Optimismus bezüglich des zukünftigen Silberpreises.
Steuerliche Aspekte
Wer tradet und innerhalb eines Kalenderjahres kauft und verkauft, ist mit besicherten ETCs und (Hebel-)Zertifikaten unter steuerlichen Aspekten aufgrund des besonderen Steuersatzes von 27,5 % und automatischem Abzug auf inländischen Depots in der Regel besser dran. Doch im Falle niedrigerer Einkommen können auch umsatzsteuerbefreite Bullion-Goldmünzen und -Barren oder in einem Zollfreilager in der Schweiz befindliche Silber- und Platin-Barren generell die bessere Alternative sein. Werden hier Gewinne innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr realisiert, fällt auf den realisierten Gewinn der individuelle progressive Einkommensteuertarif an. Im Falle einer Behaltedauer von mehr als einem Jahr sind die Gewinne hingegen steuerfrei.
Zu beachten ist allerdings, dass Silber- und Platin-Käufe in Österreich der Umsatzsteuer von 20 % unterliegen. Der Ausweg liegt in Zollfreilagern in der Schweiz, wo beim Ankauf von Silber, Platin oder Palladium die Umsatzsteuer zu-nächst vermieden werden kann. Als Zollfreilager werden Warenlager bezeichnet, die zur unversteuerten und unverzollten Zwischenlagerung von Produkten aller Art dienen. Die Nutzung eines Zollfreilagers ist kostenpflichtig. Die Kosten sind aber bei der Ermittlung von Spekulationseinkünften als Werbungskosten steuerlich absetzbar. Die Umsatzsteuer kann vermieden werden, indem das Edelmetall das Lager nicht verlässt.
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Huber Automotive AG Anleihe 2019/2024
Mehr Liquidität durch Prolongation?
Tibor Pásztory. Der Automobilzulieferer Huber Automotive AG schlägt eine Prolongation samt Zinsanpassung der am 16. April fälligen Anleihe 2019/2024 vor. Was steckt dahinter? Der Börsen-Kurier befragte dazu Martin Huber, CEO des Unternehmens.
Börsen-Kurier: am 16. April wird eine 6 %-Anleihe (ISIN: DE000A2TR430), ausstehend in Höhe von 20,460.000 EUR, zur Rückzahlung fällig. Nun arbeiten Sie auf eine Verlängerung der Laufzeit hin und sind auch bereit, Anpassungen am Zinscoupon vorzunehmen. Salopp gefragt, geht Ihnen das Geld aus?
Martin Huber: Sie müssen sich die Bedingungen der Branche ansehen, in der wir uns bewegen. Da sind CAGR (Compound Annual Growth Rates) von mehr als 20 % per anno üblich und jede Aktivität in diesem Markt ist eine Investition in die Zukunft. Huber Automotive kann hier über einen größeren Zeitraum jährliche Werte von mehr als 30 % vorweisen. Das kostet viel Geld, ist aber unerlässlich, um die Marktposition des Unternehmens in einem begehrten Markt weiter auszubauen. Wir wollen ja nicht in einem Umsatzbereich von 50-100 Mio EUR p.a. stehen bleiben.
Börsen-Kurier: Das sind Werte, die erinnern eher an die Start-up-Welt…
Martin Huber: Das ist tatsächlich so, auch weil unser Tätigkeitsbereich – im weitesten Sinne, die Elektrifizierung der Fahrzeuge – von vielen Außenstehenden immer noch stark als Start-up-Szene wahrgenommen wird. Dabei besteht unser Unternehmen schon seit fast einem Vierteljahrhundert und wir betätigen uns seit 2010 in dem Thema Elektromobilität.
Börsen-Kurier: Können Sie unseren Lesern Ihr Geschäftsmodell näher skizzieren?
Martin Huber: Das Unternehmen mit rund 260 Mitarbeitern hat drei wesentliche Geschäftsbereiche: Die allgemeine Automotive Electronics, den Bereich Batteriemanagement-Komponenten und E-Drive/Hybrid-Systeme. In allen Bereichen bieten wir nicht nur die Produktion an, sondern auch die Hard- und Software Entwicklung. Wir beliefern sowohl OEMs (Fahrzeughersteller; Anm.) als auch Tier 1-Zulieferer. Wir beliefern auch einen der weltweit größten Fahrzeughersteller. Wir bedienen andererseits auch Spezialmärkte und bauen Prototypen und Kleinserien. Als Referenzprojekt dient hier etwa der von uns elektrifizierte Toyota Land Cruiser J7, welcher im Untertagebau eingesetzt wird.
Börsen-Kurier: Muss die Entwicklung Ihrer Produkte durch Sie vorfinanziert werden?
Martin Huber: Ja, das ist die Regel. Es gilt daher die Kunst des Spagats zu beherrschen und die Balance zwischen einem ständig bezuschussungsbedürftigem Start-up Wachstum und dem Bedürfnis Ertrag zu generieren, wie das im klassisch finanzierten Industriebetrieb mit moderatem Wachstum von 5-10% der Fall ist. Aber nur mit einem überproportionalen Wachstum kann in einem stark wachsenden Markt die eigene Position weiter ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang muss man sich auch intensiv mit dem wachsenden Bedarf an Elektronik bei chinesischen Batterieherstellern auseinandersetzen, die in zunehmendem Maße Batteriewerke in Europa planen und errichten.
Börsen-Kurier: Ihr Argument lautet also: Um diese erforderlichen Investitionen besser bewerkstelligen zu können, hilft Ihnen eine durch Prolongation der Fälligkeit Ihrer Anleihe entstandene höhere Liquidität?
Martin Huber: Ein weiterer Wachstumskurs über dem marktüblichen wird eine Stärkung des Eigenkapitals erforderlich machen. Um die Anleger für eine Prolongation um drei Jahre zu gewinnen, bieten wir einen marktkonformen Coupon und haben den Zins von 6 % auf 7,5 % per anno angepasst.
Börsen-Kurier: Auffällig und ungewöhnlich ist, dass es seit 2018/19 keine testierten Jahresabschlüsse gibt. Gibt es dazu eine Erklärung?
Martin Huber: In den Wirtschaftsjahren 2019/2020 und 2020/2021 gab es diverse Bewertungsthemen, bei denen wir mit den für diese Jahre zuständigen Wirtschaftsprüfern keinen Konsens finden konnten. Im Dezember 2022 erklärte man uns, dass man für eine going concern-Betrachtung zum Testatstag eine 18-monatige Betrachtung machen muss und ein Testat nur erteilt werden kann, wenn wir die Refinanzierung der Anleihe nachweisen. Es wurde deshalb beschlossen, die Wirtschaftsjahre 2021/2022 sowie 2022/2023 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton prüfen zu lassen, um die zeitnahe Fertigstellung aller Jahresabschlüsse zu forcieren. Aber auch hier gilt, die Refinanzierung bzw. die Prolongation der Anleihe stellt eine Grundvoraussetzung für das Testat dar.
Börsen-Kurier: Wie sieht das geplante Procedere nun aus?
Martin Huber: Bei der Anleiheemission 2019 handelte es sich um ein Private Placement mit qualifizierten Investoren und einer Mindestzeichnungssumme von 100.000 EUR. Durch Sekundärverkäufe an der Börse gibt es aber inzwischen auch Anleihegläubiger, die mit kleineren Beträgen investiert sind. Nachdem nun im Bundesanzeiger sowie auf unserer Website eine Aufforderung zur Stimmabgabe veröffentlicht worden ist, erhalten alle in die Anleihe Investierten von 2. bis 4. April die Möglichkeit per Post, Fax oder E-Mail ihr Stimmrecht zu nutzen. Es ist eine Abstimmung ohne Versammlung. Wird unser Vorschlag wirksam angenommen, kommt es nicht nur zu einer Prolongation um drei Jahre, sondern auch zur Erhöhung des Coupons auf 7,5 % in ebendiesem Zeitraum. Darüber hinaus wird damit einem Kündigungsverzicht seitens der Anleger zugestimmt, wenn und soweit bestimmte zur Kündigung berechtigende Umstände vorliegen, die bis einschließlich zum 15. Mai 2024 eingetreten sind.
Börsen-Kurier: Das Abstimmverhalten wird wohl auch vom Ausblick Ihres Unternehmens abhängen…
Martin Huber: Die Regularien im Kapitalmarkt sind streng, und wir können aus Haftungsgründen keine Wachstumsprognosen abgeben. Potenzielle Kunden können wir namentlich sowieso nicht benennen. Zählt man aber das Gesamtvolumen aller Ausschreibungen zusammen, an denen wir aktuell teilnehmen, so ist das tief im 3-stelligen Mio. Euro-Bereich. Wobei ich klarstellen möchte, dass abgegebene Angebote nichts darüber aussagen, welche Chancen man letztendlich hat als Lieferant final nominiert zu werden. Marktpotenzial für weiteres überproportionales Wachstum gibt es jedenfalls genug.
Börsen-Kurier: Wir danken für das Gespräch.
Small Caps: Sieben Anlagechancen in 2024
(19.03.) In den letzten Jahren konnten sich Small Caps nicht so kräftig entwickeln wie Large Caps. Sollte die US-Notenbank jedoch wie erwartet 2024 die Zinsen senken, könnten sich ihre Aussichten verbessern. Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, sieht sieben Bereiche, in denen sich noch in diesem Jahr für Small Caps erhebliche Chancen ergeben dürften.
Nr. 1: Ausbau der globalen Infrastruktur
Die Bereitschaft der US-Regierung, die zum Teil marode Infrastruktur in den USA zu modernisieren, sowie der Wunsch vieler Unternehmen, ihre Lieferketten stärker abzusichern, hätten dem Industriesektor neues Leben eingehaucht. Erhebliche Investitionen von Regierungsseite sowie von multinationalen Unternehmen dürften in den kommenden Jahren für eine anhaltende Nachfrage sorgen. Interessant seien beispielsweise Unternehmen, die Installationsdienste für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) anbieten. „Dies ist ein Wachstumsbereich, in dem sich kleinere Unternehmen Marktanteile und schwer zu reproduzierende Vertriebsnetze gesichert haben, was ihnen eine starke Preissetzungsmacht verleiht“, erklärt Braun.
Nr. 2: Europäische Industriekonzerne
„Akquisitionsstarke Industriekonzerne, die mehrere Unternehmen unter einem Dach vereinen, können echte Wertschöpfer sein. Wir sehen das vor allem in Nordeuropa“, sagt Braun. Diese Unternehmen könnten profitabel skalieren und durch eine Kombination aus Dividenden, organischem Wachstum und erworbenen Gewinnen aus Fusionen und Übernahmen (M&A) über längere Zeiträume überzeugende Gesamtrenditen erzielen. „Die Philosophie dieser Konzerne ist recht einfach: Sie erwerben in der Regel Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 10 Millionen US-Dollar für einen Betrag, der geringer ist als das Zehnfache des Gewinns vor Steuern und Zinsen. Nach der Übernahme halten sie diese Unternehmen in einem dezentralen Betriebsmodell unabhängig voneinander“, so Braun. Da sie nur kleine Übernahmen tätigen würden, stünden diese Industriekonzerne weniger in Konkurrenz mit Private-Equity-Käufern und könnten niedrigere Bewertungsmultiplikatoren zahlen.
Nr. 3: KI eröffnet Chancen
Chancen böten sich auch in Branchen, die von künstlicher Intelligenz (KI) profitierten. So treibe KI nicht nur das Wachstum in der globalen Halbleiterindustrie voran, weil Hochleistungs-Computerchips benötigt würden, um KI-Anwendungen zu betreiben. Auch die Hersteller von Spezialchemikalien, Gasen und Klebstoffen, die in der Halbleiterproduktion und -verpackung verwendet werden, würden profitieren. „Dieser Bereich wird von einigen wenigen japanischen Unternehmen beherrscht“, sagt Braun. „Hier sehen wir monopolähnliche Strukturen, weshalb diese Unternehmen kaum zu verdrängen sind.“ Auch IT-Dienstleistungsunternehmen würden einen Anstieg der Aufträge verzeichnen, weil große Unternehmen ihre bestehende Technologie mit KI aufrüsten wollten.
Nr. 4: Indien ist ein fruchtbarer Boden für Small Caps
Indiens boomende Wirtschaft, der wachsende Wohnungsmarkt und die digitale Infrastruktur machen das Land aus Sicht des Experten zu einem attraktiven Jagdrevier auf der Suche nach schnell wachsenden Unternehmen. Die Bandbreite sei groß: von Getränkeherstellern über Chemielieferanten bis hin zu privaten Krankenhausbetreibern. Auch im Finanzsektor gebe es mehr Anlagemöglichkeiten. Diese sind auf eine neue Generation von Vermögensverwaltungsfirmen, Anbieter von Hypothekenkrediten und mobilfunkbasierte Finanzplattformen zurückzuführen. Zudem habe die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen, die ihre Aktien an den öffentlichen Aktienmärkten anböten, zugenommen.
Allerdings notiere der indische Aktienmarkt derzeit auf einem Rekordhoch; die Bewertungen seien in einigen Fällen teuer geworden. „Wir gehen deshalb selektiv vor“, so Braun. „Wir erkennen aber auch an, dass es sich um einen Markt mit starkem Wachstum handelt. Wenn ein Unternehmen das Potenzial hat, seinen Gewinn in absehbarer Zukunft deutlich zu steigern, ist die Aktie möglicherweise auf lange Sicht doch nicht so teuer. Um dies beurteilen zu können, ist umfangreiches Bottom-up-Research unerlässlich.“
Nr. 5: Griechische Banken
Chancen sieht Braun auch auf dem griechischen Geschäftsbankenmarkt. Dieser habe sich in den letzten Jahren stark verändert: Von etwa 25 Banken habe nur eine Handvoll überlebt. Die verbleibenden Banken seien überkapitalisiert, und es gebe weniger Wettbewerb um Kredite, was im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu einer kostengünstigen Einlagenbasis geführt habe. „Insgesamt werden die griechischen Banken auf relativer Basis zu attraktiven Bewertungen gehandelt“, urteilt Braun. „Zudem besteht Potenzial für Dividenden, was die Gesamtrendite der Aktien erhöhen könnte.“
Nr. 6: Biotechnologie könnte sich 2024 erholen
Im Biotechnologiesektor könnten die Bewertungen aus Sicht Brauns ihren Tiefpunkt erreicht haben, was wiederum Chancen mit sich bringen würde. „Die Aktienkurse im Biotech-Bereich neigen dazu, sich mit den Finanzzyklen zu bewegen. Sobald die Zinssätze sinken, könnte sich dies entsprechend positiv auswirken“, so Braun. Die Zunahme der Fusions- und Übernahmetätigkeit in den letzten Monaten wertet er als erstes positives Signal. „Wir sind auf der Suche nach Unternehmen, deren Bewertungen durch den Zinsanstieg in den Keller gegangen sind“, sagt Braun. „Wir glauben, dass der Innovations- und Produktzyklus für Medikamente zur Behandlung einer Reihe von Krankheiten, darunter Alzheimer, sehr dynamisch ist.“ Ein weiterer potenzieller Wachstumsbereich seien Unternehmen, die spezialisierte Werkzeuge und Materialien liefern, welche von globalen Pharmariesen benötigt werden.
Nr. 7: Chancen durch wiederbelebten IPO-Markt
Börsengänge könnten Anlegern 2024 ebenfalls Gelegenheiten bieten, zu vernünftigen Bewertungen in vielversprechende Unternehmen zu investieren. „Angesichts der Erwartung, dass sich die großen globalen Zentralbanken dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähern, besteht die Hoffnung, dass sich die IPO-Aktivität nach ein paar ruhigen Jahren wieder erholen wird“, sagt der Aktienexperte. Dies eröffne Chancen. Denn die Erfahrungen der Vergangenheit hätten gezeigt, dass nach Zeiten mit weniger Börsengängen oft qualitativ hochwertigere Unternehmen als erste auf den Markt gebracht würden. Diese Unternehmen würden zudem in der Regel zu günstigeren Bewertungen angeboten werden als in Zeiten, in denen der Markt für Börsengänge heiß gelaufen sein und weniger reife Unternehmen auf den Markt drängten.
Fazit
„Wir konzentrieren uns im Small-Cap-Bereich auf Unternehmen mit einzigartigen Geschäftsmodellen, die von langfristigen Wachstumstrends profitieren dürften“, resümiert Braun. „In diesem Jahr sollten sich zahlreiche Gelegenheiten ergeben, um vielversprechende Unternehmen zu kaufen, und dies zu Bewertungen, die im historischen Vergleich insgesamt sehr angemessen sind.“
Neue Impulse für britische Aktien
Die Regierung in London will Steuererleichterungen beim Kauf von Aktien einführen.
Roman Steinbauer. Angesichts eines global starken Börsenumfelds erschien der britische Aktienindex FTSE 100 bisher blass. Im Jahresvergleich zog der Londoner Leitindex nur um 5 % an. Die Messlatte, der S&P 500, stieg während dieses Zeitraums hingegen um 31 %, der Dax 40 um 21 % und der Pariser CAC 40 um 17 %. Das Nachhinken ist aber keinesfalls auf ein einheitliches Kursverhalten britischer Aktien zurückzuführen. Ganz im Gegenteil: Seit zwölf Monaten ist bei vielen Aktien einerseits eine steile Aufwärtsbewegung, und andererseits aber auch ein starker Abwärtstrend zu beobachten.
Nach Angaben des Datenlieferanten Siblis Research betrug per 31.12. der durchschnittliche KGV-Multiplikator der im FTSE 100 enthaltenen Aktien 10,5. Binnen Jahresfrist führen die Liste der Gewinner die Papiere des Triebwerkherstellers Rolls Royce mit einem Zugewinn von 175 % an. Zu den absoluten Aufsteigern gesellen sich weiters Sage (+66 %), Marks & Spencer (+65 %), BAE Systems (+44 %), Next (+33 %), Barclays (+29 %) oder ConvaTec (+28 %). Die Verliererliste wurde von Burberry (-43 %), Vodafone (-24 %), WPP 2012 (-22 %) Diageo (-16 %) und Rentokil (-12 %) geprägt.
John Stepek von Bloomberg thematisierte zuletzt die im Median günstige Bewertung des britischen Aktienmarktes. Demnach lägen die Gründe in schwachen Investitionen aufgrund einer skeptischen Grundhaltung gegenüber der Volkswirtschaft und einer kleinen Quote an Technologie-Titeln. Stepek fasste Äußerungen der Analysten wie folgt zusammen: „Die attraktiven Bewertungen werden erkannt, aber um zu kaufen fehlen Investmenthäusern noch zündende Ansätze.“
So ein Ansatz zeichnet sich aber nun ab. Nach Worten des konservativen Abgeordneten Jeremy Hunt sei ein neues ISA (Individual Savings Account)-Gesetz in Vorbereitung, das Bürger-Steuererleichterung für den Investitionsumfang von bis zu 20.000 GBP (23.400 E) pro Jahr vorsieht. Dabei werde implementiert, dass ein (noch nicht genannter) Teil davon explizit für den Ankauf von Wertpapieren an britischen Börsen bindend ist.
Volkswirtschaftliche Effekte durch Währungsrelationen schlagen indes kaum durch. Denn das britische Pfund schwankt im Verhältnis zum Euro seit nunmehr drei Jahren in einer Bandbreite zwischen 0,83 und 0,89 GBP. Nachdem die Handelsbilanz Großbritanniens im Feber 2022 mit -26,5 MrdGBP (-31 MrdE) einen Rekordabgang darstellte, geht dieser seitdem kontinuierlich zurück. Neben Deutschland (-0,3 %) schwächte sich allerdings das Wirtschaftswachstum im 4. Quartal auch in Großbritannien (-0,2 %) erstmals ab. Doch gibt es erfreuliche Vorzeichen zu einem bedeutenden Konjunkturindikator. So zeigt der Halifax-Hauspreisindex für Feber 2024 mit +0,4 % den fünften Monat in Folge nach oben.
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Israel: Folgt dem Krieg ein Wirtschaftswunder?
Die Wirtschaft des Landes leidet unter dem Krieg, Chancen auf Erholung bestehen aber.
Tibor Pásztory. Über den Gaza-Krieg und seine militärischen, politischen und menschlichen Aspekte wird täglich berichtet. Weniger öffentlich beleuchtet werden die Folgen für die israelische Volkswirtschaft.
Mit dem Terror-Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 sowie der militärischen Reaktion Israels fällt so gut wie das gesamte vierte Quartal des abgelaufenen Jahres in die Zeit des Gaza-Krieges. Dies macht sich in einem unübersehbaren Konjunkturrückgang bemerkbar. Wie der internationale Kreditversicherer Coface in einer Studie feststellt, schrumpfte die israelische Wirtschaft – mehr als erwartet – im vierten Quartal im Vergleich zum 4. Quartal 2022 um 5,2 %, der private Konsum sogar um 7,5 %. Die Investitionstätigkeit – traditionell eine der Säulen der Tech-getriebenen israelischen Wirtschaft – brach um ein gutes Viertel ein, die Hälfte davon betrafen Investitionen der öffentlichen Hand. Auch der Handel leidet import- (-13 %) wie exportmäßig (-5 %) unter dem Krieg.
Boom durch Wiederaufbau
So weit, so nicht wirklich überraschend. Oder doch? Schließlich gilt der Krieg seit der Antike als Vater aller Dinge, wie bereits der griechische Philosoph Heraklit (550 bis 460 v. Chr.) vermerkte. Beispiele gibt es auch in jüngerer Zeit zur Genüge, wie etwa die Ära des Wirtschaftswunders in Europa, allen voran Deutschland, während und nach dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg oder zum Beispiel der Koreaboom nach dem Koreakrieg 1950 bis 1953.
Die Logik hinter solchen Booms ist leicht zu durchschauen, denn hier handelt es sich um Wiederaufbau nach entsprechender Zerstörung (in Großbritannien wurde von der Zerstörung Coventrys abgesehen zu wenig zerstört und daher nach dem Krieg zu wenig wiederaufgebaut, daher fand dort kein Wirtschaftswunder statt).
Ein anderes Beispiel liefert uns das gegenwärtige Russland Vladimir Putins, das trotz oder wegen des Ukrainekrieges 2023 ein Wirtschaftswachstum von 3,5 % erreicht haben will. Doch bei diesen Angaben ist Vorsicht geboten, denn erstens stammen diese von gewiss nicht propagandafreier russischer Seite, und zweitens findet der Krieg nicht auf russischem Boden statt. Aber immerhin: eine Umstellung auf Kriegswirtschaft, das heißt eine Konzentration auf die Rüstungsindustrie, galt schon immer als Wachstumstreiber (bzw. Rezessionsmilderung).
Zurück zu Israel
Hier zeigt sich ein Phänomen, das sich in Europa bereits in den beiden Weltkriegen als brandgefährlich erwiesen hatte. In beiden Fällen befand sich ein Großteil der männlichen Bevölkerung an der Front, worauf diese Arbeitskräfte in der Wirtschaft – etwa bei der Ernte – fehlten und die Wirtschaft kollabierte (im Falle Österreich-Ungarns 1918 gleich der ganze Staat). Im Falle Israels, wo 350.000 Reservisten einberufen worden sind, handelt es sich immerhin um 4 % der Gesamtbevölkerung. Verstärkt wird die Misere noch durch weitere einschränkende Maßnahmen der israelischen Regierung (oder in manchen Fällen durch selbstermächtigte israelische Siedler) gegenüber palästinensischen Arbeitskräften aus dem Westjordanland mit desaströsen Folgen für die Bau- und Landwirtschaft. In solch einem Klima kommt begreiflicherweise auch jeglicher Tourismus zum Erliegen, und die einheimische Bevölkerung beginnt beim Konsum zu sparen.
Doch ganz ohne zumindest branchenspezifischem „Kriegsboom“ geht es auch in vorliegendem Fall nicht, hat doch die israelische Regierung einen Nachtragshaushalt von 8 MrdUSD (rund 7,32 Mrd Euro) beschlossen und das israelische Verteidigungsministerium seine Ausgaben im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum dritten Quartal um 4 % erhöht. Dies sollte sich jeden-falls konjunkturrückgangsmildernd auswirken, schätzt man bei Coface ein. Nicht unbeachtet sollte dabei die hohe Bedeutung des israelischen Tech-Sektors sein, einer konkurrenzlosen Start-up-Kultur, die traditionell dem israelischen Militär zuarbeitet.
Kompensationen
Welche Hoffnungen kann sich also die israelische Wirtschaft auf eine Erholung machen? Auf der positiven Seite ist ein nach wie vor komfortabler Leistungsbilanzüberschuss zu erwähnen. Coface schätzt, dass High-Tech-Produkte aus den Bereichen Verteidigung und Cybersicherheit die fehlenden Tourismuseinnahmen kompensieren könnten. Ob die Angriffe der Houthi-Rebellen auf die internationale Seefahrt im Roten Meer dem israelischen Außenhandel ernsthaft schaden könnten, scheint hierbei noch nicht absehbar, ist aber laut der Coface-Studie immerhin als Möglichkeit in Betracht zu ziehen, ebenso wie eine Ausweitung des Kriegs auf weitere Player im nahöstlichen Raum, wie die Hisbollah oder den Iran. Auch die negativen Auswirkungen des Kriegs auf diplomatischer Ebene wie das Aussetzen der Annäherung Israels und Saudi-Arabiens oder die Verschlechterung der Beziehungen zu Jordanien sind nicht als positive Vorzeichen zu nennen.
Auch weist die Studie darauf hin, dass das Wachstum bereits vor dem Krieg bei weitem nicht die durchschnittlichen Raten von 3,8 % der Jahre 2015 bis 2019 aufweisen konnte. Dies sei allerdings vor allem auf die Zinserhöhungen zurückzuführen gewesen, die die israelische Zentralbank ebenso durchgeführt hatte wie die EZB. Solange dies so bleibe, erwartet die Studie klar und deutlich nur ein langsames und bescheidenes Wachstum.
Fazit und Ausblick
In diesem Sinne sollte aus historischer Sicht nochmals auf die erwähnten Boomphasen nach der Beendigung von Kriegen zurückgekommen werden. Erstens ist selbst bei einem dauerhaften Waffenstillstand so lange nicht von Frieden zu reden, bis eine politische Lösung für die Palästinenserfrage umgesetzt wird. An der sind beide Kriegsparteien allerdings in seltener Einigkeit nicht interessiert. Und zweitens befindet sich das große Wiederaufbaupotenzial, das, wie erwähnt, Deutschland, Südkorea oder Japan zu Wirtschaftswundern verholfen hat, im Gazastreifen, einem Gebiet, an dessen Wiederaufbau weder Israel noch sonst ein Land großes Interesse zeigt. Es sei denn vielleicht, der Iran – der Erzfeind Israels schlechthin – wittert hier eine Chance, Einfluss zu gewinnen. Aber das böte gleich genügend Stoff für die nächsten Konflikte.
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Mystery Shopping der AK bei Beratern
AK Wien geht der Frage nach, ob Finanzdienstleister Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen.
Andreas Dolezal. Einmalig 20.000 Euro und optional 200 Euro monatlich sollen bei einem Anlagehorizont von sieben bis zehn Jahren bei mittlerem Risiko investiert werden. Mit diesem Testdesign schickte die Arbeiterkammer Wien Testkäufer zu 55 Finanzdienstleistern (elf Banken, 14 Versicherer, 15 Vermögensberater, 14 Versicherungsvermittler). Insgesamt 93 Termine fanden von Juli bis Oktober 2023 statt.
Im Rahmen des Mystery Shoppings sollten die Finanzberater geeignete Produktvorschläge erarbeiten und anbieten. Für den Fall, dass Nachhaltigkeitsaspekte nicht proaktiv vom Berater thematisiert wurden, erfolgte die Initiative durch den Testkäufer. Zusätzlich wurde die Reaktion auf das Ansprechen des österreichischen Umweltzeichens untersucht.
Komplexe gesetzliche Pflicht
Mit der Studie geht die AK Wien der Frage nach, wie Finanzberater die seit 2. August 2022 bestehende Pflicht zur Abfrage der kundenseitigen Nachhaltigkeitspräferenzen umsetzen. Einfach gesagt, müssen Wertpapier- und Versicherungsberater ihre Kunden fragen, ob, und wenn ja, inwieweit bei der geplanten Investition EU-konforme nachhaltige Investitionen berücksichtigt werden sollen. So einfach das klingt, so kompliziert ist das in der Praxis.
Der EU-Gesetzestext, auf dem die Abfragepflicht basiert, umfasst gerade einmal 133 Wörter. Der vom WKO-Fachverband Finanzdienstleister erstellte Leitfaden, der Finanzberater beim Umsetzen in die Praxis unterstützt, umfasst 26 (sic!) Seiten. Den resultierenden zehn- bis zwölfseitigen Fragebogen müssen nachhaltig orientierte Anleger mit ihrem Berater minutiös abarbeiten. Dass diese Abfrage sehr komplex und umfangreich ist und Kunden die Thematik oft nicht verstehen, hat auch bereits die Finanzmarktaufsicht festgestellt. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht.
Nachhaltigkeit führt Schattendasein
Die Ergebnisse der AK-Studie deuten darauf hin, dass eine „fundierte nachhaltigkeitsorientierte Beratung zu Finanzprodukten eher zufällig passiert“. 60 % der besuchten Finanzdienstleister führten die gesetzlich vorgeschriebene Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen formal durch. Jedoch sprachen neun von zehn Beratern das Thema Nachhaltigkeit nicht aktiv an. Als Gründe dafür erkennt die AK Wien unter anderem generelle Ablehnung der Finanzberater gegenüber nachhaltigen Investments, oder deren nur sehr oberflächliche Behandlung.
Jeder fünfte Berater riet von nachhaltigen Fonds ab. Als Haupt-argumente dafür wurden schlechtere Performance sowie zu kurze historische Wertentwicklungen, die eine fundierte Rendite-/Risiko-Bewertung erschweren, angeführt. Auch die Tatsache, dass die EU-Taxonomie noch nicht ausgereift ist, diente als Begründung.
Das österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte kam in den Beratungsgesprächen praktisch nicht vor. Die Verpflichtung, dieses oder andere Gütesiegel zu kennen oder anzusprechen, besteht für Finanzberater jedoch nicht. Deren Bekanntheit und Relevanz in der Anlageberatung zu steigern, obliegt einzig den jeweiligen Anbietern.
Probleme in der Praxis
Die AK Wien erkennt eine Reihe von Herausforderungen: Neben der unvollständigen EU-Taxonomie sind dies fehlende Standards für Nachhaltigkeitskriterien von Finanzprodukten, Komplexität der Produktanalyse, intransparente Produktzusammensetzung und unzureichendes Produktangebot.
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Rohstoffe 2024 wieder attraktiv
Laut Experten spricht einiges dafür, dass es heuer mit den Preisen bergauf geht.
Patrick Baldia. Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa Gold, das ein Rekordhoch erreichte, war 2023 nicht das beste Jahr für Rohstoffe. Dahinter stehen die Zinserhöhungen, die sich dämpfend auf die Konjunktur ausgewirkt und die Energie- und Industriemetallpreise gedrückt haben. Angesichts der mauen Wirtschaftslage bzw. des globalen Desinflationstrends gehen Experten davon aus, dass es spätestens in der zweiten Jahreshälfte zu ersten Zinssenkungen von Fed und EZB kommen wird. Damit sollte es auch – mit zeitlicher Verzögerung – mit den Rohstoffpreisen wieder bergauf gehen.
Für Tobias Schmidt, Leiter Multi Asset bei Union Investment, spricht derzeit einiges für die Beimischung von Rohstoffen. Anlegern empfiehlt er, selektiv vorzugehen. So biete der Ölpreis kein großes Potenzial – vorausgesetzt, in Russland oder dem Nahen Osten komme es zu keiner weiteren Eskalation. Wesentlich attraktiver für Anleger wären hingegen Industrie- und Edelmetalle. „Die Kombination aus geopolitischer Lage, Wirtschaftsumfeld und strukturellen Trends wie der grünen Transformation und der Digitalisierung schafft ein Marktumfeld, in dem Industriemetalle profitieren“, hält der Experte fest. Die Edelmetallpreise sollten wiederum durch Zinssenkungen beflügelt werden.
Tatsächlich spricht einiges für eine steigende Nachfrage nach Industriemetallen. Schmidt verweist auf den Kampf zwischen China und den USA um die globale Vorherrschaft und damit auch um kritische Mineralien und Metalle, die für zahlreiche industrielle Anwendungen und Technologien benötigt werden, wie Kupfer, Lithium und Nickel. „Im Zuge des grünen und technologischen Wandels wird die Nachfrage nach diesen Rohstoffen weiter steigen – sei es für den Bau von Batterien für E-Autos, für den Betrieb von Windkraftanlagen oder für Netzwerke, die die erneuerbare Energie von A nach B leiten.“
Auch die Rohstoffanalysten der Commerzbank rund um Thu Lan Nguyen haben einen positiven Ausblick für die Preise. Sie sprechen von „Licht am Ende des Tunnels“ und erwarten, dass es, sobald die USA und der Euroraum die Rezession hinter sich gelassen haben und auch die chinesische Konjunktur wieder Fahrt aufgenommen hat, zu „deutlichen Anstiegen“ kommen wird.
Experten legen Anlegern jedenfalls einen Rohstoffanteil zwischen 5 und 10 % im Portfolio nahe. Am einfachsten umzusetzen ist das für private Anleger mit klassischen Fonds bzw. ETFs. Je nach Risikoeinstellung bieten sich hier etwa Produkte an, die breite Rohstoffindizes wie den „Bloomberg Commodity Index“ oder den „UBS CMCI Index“ abbilden, sprich Zugang zu Futures aus den Bereichen Edelmetalle, Energie, Industriemetalle sowie Lebendvieh und Agrarwirtschaft bieten. Ein paar Beispiele, die sich in den letzten Jahren gut geschlagen haben, sind „UBS ETF (IE) CMCI Composite SF UCITS ETF“, „iShares Diversified Commmodity Swap UCITS ETF“ oder der „L&G All Commodities UCITS ETF“. Und wer aus ethischen Überlegungen nicht in landwirtschaftliche Produkte investieren möchte: Etliche Anbieter bieten auch „bereinigte“ Produkte an. Als riskanter gelten ETFs, die einzelne Rohstoffkategorien wie Edel- und Industriemetalle oder Öl und Gas abbilden.
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Mehr als nur ein Posting
Social Media ist zu einem wichtigen Kommunikationskanal geworden.
Christian Sec. In einem Instagram-Post von Porr werden die IT-Klischees mit Humor auf die Schippe genommen. Anscheinend stellt der Abteilungschef sein Büro vor und bedient dabei verschiedene Vorurteile. „Wir sind in der IT, natürlich sind wir alle Männer“, heißt es da unter anderem, während ein Schwenk durchs Büro nur Frauen zeigt. Humor sorgt auch für mehr Engagement bei den Social-Media-Nutzern, wie auch dieses Beispiel zeigt. Natürlich ist man dabei noch weit davon entfernt, „viral zu gehen“, also dass sich eine Information (zumeist Beiträge, Videos, Bilder) rasend schnell verbreitet, aber immerhin.
Für das Bauunternehmen steht dabei im Vordergrund, das positive Image zu stärken und zu zeigen, wie Porr-CEO Karl-Heinz Strauss gegenüber dem Börsen-Kurier erklärt. „Besonders wichtig ist es dabei, uns durch Authentizität abzuheben.“ Porr ist auf LinkedIn, Instagram und YouTube vertreten. LinkedIn hat dabei mit rund 117.000 Followern den höchsten Stellenwert, vor allem, wenn es darum geht, Erfolge und Projekte zu kommunizieren. „Wir schätzen daran speziell die Möglichkeit, auch komplexere Themen wie Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung in der Baubranche vermitteln zu können“, so Strauss. Auf Instagram will sich Porr als interessanter Arbeitgeber in Szene setzen, mit – unter anderem – Geschichten von Mitarbeitern. Zwei Mitarbeiter des Unternehmens sind für das Social Media verantwortlich und sollen fast täglich neuen Content schaffen.
Kommunikation mit Kunden
Die Erste Bank und Sparkasse zählt mehr als 238.000 Follower auf Facebook, und auf LinkedIn folgen ihr rund 50.000 Personen. 14.200 Follower zählt die Erste Bank und Sparkassen auf Instagram. Die Ziele auf den einzelnen Kanälen sind dabei so verschieden wie die jeweiligen Plattformen, erklärt ein Erste-Group-Sprecher auf Anfrage. Grundsätzlich kann man sagen, dass LinkedIn eine B2B-Plattform darstellt, während Instagram und Facebook die Endkunden ansprechen soll. Social Media ist dabei nicht nur Arm der Kampagnen, sondern geht darüber hinaus. Bei der Erste Group werden z. B. Beiträge über Finanzbildung, finanzielle Gesundheit und Unabhängigkeit, Produktinformationen, Tipps und Tricks für private Unternehmenskunden auf Social Media erstellt. Darüber hinaus sind die Kanäle für die Erste Group auch ein wichtiger Kanal für Rückfragen – und teilweise auch für Beschwerden – und informieren das Unternehmen über Störungen und geben den Kunden einfache allgemeine Hilfestellungen.
Bei der EVN wird Social Media bereits seit 2012 auf Facebook und YouTube betrieben. Die wichtigste Plattform für den Energiekonzern ist LinkedIn mit rund 10.000 Followern, gefolgt von TikTok, Instagram, Facebook und X. Die verschiedenen Kanäle werden von zwei Personen betreut. Auf Linked-In spielt vor allem das Thema Employer Branding eine wichtige Rolle. Ziel ist es dabei, sich als Arbeitgeber attraktiv für potenzielle Arbeitnehmer zu machen.
Dies gilt sowohl für die EVN als auch für den Versicherer VIG. Als Holding konzentriert sich die VIG vor allem auf die Plattform LinkedIn, da damit die Zielgruppen am besten erreicht werden können (rund 17.500 Follower). Die VIG hat außerdem einen eigenen VIG-Investor-Relations-Kanal auf LinkedIn, um speziell für Analysten und Investoren relevante Inhalte zielgerichtet zu positionieren. Der Social-Media-Auftritt unterscheidet sich naturgemäß von ihren operativen Gesellschaften wie z.B. der Wiener Städtischen. Während die VIG nicht auf Facebook oder Instagram aktiv ist, hat die Wiener Städtische rund 100.000 Follower auf Facebook und mehr als 9.500 auf Instagram, wobei fast täglich ein Posting abgesetzt wird.
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Megatrends auf dem Genfer Automobilsalon
Das Design der Fahrzeuge kann wettbewerbsentscheidend sein.
Tibor Pásztory, Genf. Das Design- und Engineering-Unternehmen Pininfarina ist das einzige der traditionsreichen italienischen Designhäuser, das – dank Mailänder Börsennotiz und indischer Großinvestoren – noch in relevanter Größe existiert. Vor dem Hintergrund des diesjährigen Genfer Automobilsalons unterhielt sich der Börsen-Kurier mit CEO Silvio Angori (am Foto rechts) über die Zukunft des Automobilmarktes und die Möglichkeiten von Designhäusern, auf diesen Einfluss zu nehmen.
Teilnahme äußerst bescheiden
Zunächst sei ein Seitenblick auf den diesjährigen Genfer Salon gestattet, den hundertsten in seiner Geschichte, der schon alleine aus diesem Grund sowie nach vier Jahren Corona-bedingter Pause ein besonderes Fest hätte werden sollen. Um es kurz zu machen: er war es nicht, weigerten sich doch die meisten Automobilhersteller, an diesem teilzunehmen. Von den großen europäischen Herstellern wagte sich lediglich Renault mitsamt Tochter Dacia aus der Deckung sowie ein paar chinesische Hersteller. Als dementsprechend mäßig erwies sich auch der Ansturm der Besucher. Vielversprechend gestalteten sich jedoch neue Diskussionsformate, die sich um grundsätzliche Fragen drehten.
Alte versus neue Welt?
Autosalons gelten bei den Herstellern derzeit als veraltetes Konzept. Als „hip“ wird alles gesehen, was irgendwie als digital bezeichnet werden kann, und selbst den Automobilverkauf wagen die zahlreichen Newcomer nach dem Vorbild von Tesla selbstbewusst ab Werk und ohne Händlernetz – mit mäßigem Erfolg. Nehmen die Hersteller vielleicht den Mund zu voll?
Pininfarina CEO Angori macht sich erst gar keine Mühe, um den heißen Brei herumzureden: „Es wird heutzutage von den Herstellern zu viel über Technologie geredet“, um gleich ein Beispiel zu formulieren: „Man will uns ‚veganes Leder‘ verkaufen, dabei handelt es sich doch auch nur um Kunststoff.“ Nun, wegen des Facelifts eines Golfs wird heute tatsächlich kaum jemand noch einen Autosalon besuchen. Und interessiert den Durchschnittskunden wirklich jede (echte oder unechte) Innovation, solange seine Bedürfnisse im Alltag, wie etwa Reichweite oder adäquate Platzverhältnisse, nicht erfüllt werden?
Im Umbruch
Zweifellos, die automobile Landschaft befindet sich im Umbruch wie seit 100 Jahren nicht mehr. Damals ging es Pionieren wie Henry Ford, André Citroën und Ferdinand Porsche um die Einführung des Massenautomobils, heute um den umweltverträglichen Umgang mit diesem. Ob die Elektromobilität dabei der Weisheit letzter Schluss ist, ist eine zentrale Frage, doch die (europäische) Politik von der Notwendigkeit einer Technologieoffenheit zu überzeugen, scheint bislang ein schwieriges Unterfangen.
Diese selbstgestellte Falle wird von den chinesischen Herstellern genützt, die derzeit in den europäischen Markt drängen. Doch auch Chinesen begehen strategische Fehler. Aus der Geschichte japanischer und koreanischer Hersteller wissen wir, wie viel Geld und Geduld vonnöten ist, um eine neue Marke im Markt zu etablieren. Statt sich auf jeweils ein bis zwei neue Marken zu konzentrieren, erfinden chinesische Hersteller jedoch gefühlt fast täglich neue, die man sich erst einmal merken muss.
Wie können solche neuen Marken und deren Produkte nun eine eigene Persönlichkeit erhalten? Angori arbeitet mit den meisten bedeutenden Herstellern zusammen und spricht aus Erfahrung: „Diese Marken müssen sich über Technologie und/oder Design eine Markengeschichte erarbeiten – das benötigt Zeit. Aber die neuen Hersteller lernen schnell. Um die Anforderungen des Marktes zu erfüllen, ist Expertise gefragt. Diejenige unserer 500 Mitarbeiter ist Grundlage unserer Existenz.“
Zur Absicherung des Unternehmens tätigt 25 % des Umsatzes aber außerhalb der Automobilbranche.
Design schlägt Langeweile
„Alle Autos sehen heute gleich aus“, heißt es in der Bevölkerung oft, und die SUV-Monokultur nervt viele Menschen. Kann sich Angori eine größere Artenvielfalt des Automobils vorstellen? Die Antwortet lautet schlicht „ja“. Sogar die Coupé-Form könnte ein Revival erleben, wenn vielleicht auch mehr als 5- denn als 2+2-Sitzer. Auch dieser Weg könne Newcomern zu einer rascheren Etablierung verhelfen. Design werde daher im Wettbewerb an Bedeutung gewinnen, gerade bei Elektrofahrzeugen, bei denen bessere Aerodynamik höhere Reichweiten ermögliche.
Die Bedeutung der Automobilbranche insbesondere für die europäische Wirtschaft kann alleine aufgrund der Arbeitsplätze gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Doch handelt es sich beim Automobil nicht um irgendeinen Gebrauchsgegenstand, sondern um ein emotionales Produkt. Obgleich mindestens ebenso viele Menschen eine Waschmaschine besitzen wie ein Auto, findet man im Zeitschriftenhandel jede Menge Automagazine, aber kein einziges Waschmaschinenjournal. Wird dies auch in Zukunft so bleiben? Auch die jüngeren Generationen blieben im Großen und Ganzen autoaffin, solange ihre Anforderungen erfüllt würden, gibt sich Angori überzeugt. Und solange gutes Design Langeweile bekämpfe. In diesem Sinne trügen auch kleine exotische Sportwagenhersteller zum einzigartigen Nimbus des Automobils bei.
Warum Schweizer Aktien?
Ein Kommentar von Daniel Häuselmann, Investment Director, Aktien Schweiz bei GAM Investments.
(01.03.2024) Für ein Binnenland mit nur neun Millionen Einwohnern und einer Fläche von etwa einem Zehntel der Fläche Deutschlands ist die Schweiz auf der Weltbühne weitaus bedeutender als ihre Größe vorgibt. Und auch die weltweite Reichweite von Schweizer Unternehmen ist nicht zu unterschätzen. Auf dem Schweizer Markt gibt es, neben globalen Megakonzernen wie Nestlé, eine Vielzahl innovativer, effizienter und gut geführter Unternehmen, die zu den Besten ihrer Branche zählen und in allen Teilen der Welt erfolgreich Marktanteile einnehmen. Bei einer Investition in Schweizer Aktien geht es also weniger um den heimischen Markt, sondern vor allem um Unternehmen, die durch starkes Management sowie Innovation auf eine lange Geschichte nachhaltigen globalen Wachstums zurückblicken können – aufgebaut auf dem Fundament eines der stabilsten Länder der Welt.
Um zu verstehen, warum Schweizer Unternehmen international so erfolgreich sind, müssen wir einen genaueren Blick auf den Schweizer „Investment-Case“ werfen:
Gunst im eigenen Land – warum ein stabiler Heimmarkt der Schlüssel zum globalen Erfolg ist
Als einer der ausgewogensten und sichersten Volkswirtschaften der Welt, steht die Schweiz für Widerstandsfähigkeit und Stabilität. Die umsichtige Steuerpolitik und das robuste Finanzsystem des Landes helfen Schweizer Unternehmen, langfristig und sicher zu planen. Das stabile innenpolitische Umfeld (mit Volksabstimmungen, die das Modell der direkten Demokratie untermauern), zuverlässige Eigentumsrechte und ein moderates Steuerniveau stärken das solide und sichere nationale Umfeld, von dem aus Schweizer Unternehmen ihre globalen Strategien planen.
Da es der Schweiz an natürlichen Ressourcen wie fossilen Brennstoffen oder Metallen mangelt, hat sie keinen nennenswerten Energiesektor und seit vielen Jahrzehnten keinen Bergbau mehr betrieben. Doch anstatt sich von diesem Mangel an natürlichen Ressourcen aufhalten zu lassen, hat die Schweiz andere Wege zum Erfolg gefunden und eine Mentalität der Kreativität und Wertschöpfung gefördert. Ihr langfristiges Engagement in Forschung und Entwicklung führt zu neuen Ideen und Produkten in Bereichen wie IT, Finanzen und Pharmazeutika. Dank ihrer Entwicklung durch Innovation hat die Globalisierung vielen Schweizer Unternehmen geholfen, ihren Erfolg auf weltweiter Ebene zu steigern und auf der internationalen Bühne zu gedeihen. Ein wichtiger Innovationsmotor für Schweizer Unternehmen ist der leichte Zugang zu neuen Talenten: Das Schweizer Bildungssystem gehört zu den besten der Welt und verschafft den Schweizer Unternehmen Zugang zu den talentiertesten Nachwuchskräften. Darüber hinaus verbindet die Schweiz ein starkes Identitätsbewusstsein mit einer offenen, multinationalen Mentalität und kann bei der Integration internationaler Kulturen Erfolge vorweisen.
Diversifizierter globaler Einnahmen-Mix
Schweizer Aktien verfügen über eine wahrhaft internationale Mischung von Einnahmeströmen. Weit davon entfernt, von ihrem relativ kleinen Heimmarkt eingeengt zu werden, haben viele Schweizer Unternehmen den Spieß umgedreht und sind ihren Konkurrenten mit einem größeren bindenden Inlandsmarkt voraus. In der Praxis sind viele Schweizer Unternehmen in der Tat global aufgestellt und verfügen über Einnahmequellen, die weit über die Grenzen Europas hinausreichen. Einige konzentrieren sich auf wachstumsstärkere Regionen wie Nord- und Südamerika und Asien, einschließlich der Schwellenländer, was ihr Potenzial für ein attraktives Gewinnwachstum und verbesserte Margen erhöht.
Sektoren wie Pharmazeutika und Basiskonsumgüter, die in den Schweizer Marktindizes durch Unternehmen wie Novartis, Roche und Nestlé gut vertreten sind, werden normalerweise mit defensiven Eigenschaften assoziiert, die dem Schweizer Markt in unsicheren Zeiten widerstandsfähige Eigenschaften verleihen. Doch aufgrund der Stärke der globalen Marktstellung dieser Unternehmen und der schieren Größe der Segmente, in denen sie tätig sind, können selbst diese defensiven, qualitativ hochwertigen Schweizer Schwergewichte ein Wachstumschancen für Anleger bieten.
Etwas weiter unten auf der Kapitalisierungsskala finden sich auf dem Schweizer Markt auch weltweit anerkannte Namen in Sektoren wie Grundstoffe, Industrie, Finanzwerte und Luxusgüter (z. B. Sika, ABB, Zurich Insurance und Richemont). Ergänzt werden diese führenden Namen durch eine wachsende Zahl kleiner und mittlerer Schweizer Unternehmen, von denen einige in Sektoren tätig sind, die viele Anleger nicht sofort mit der Schweiz in Verbindung bringen (z. B. IT und Logistik), und insgesamt stehen Schweizer Aktien für qualitativ hochwertige Wachstumsunternehmen mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz, die den Anlegern langfristig Beständigkeit bieten.
Ein Blick auf langfristig konstante Performance
Die langfristige Stärke des Schweizer Frankens war eine treibende Kraft für die Verbesserung der betrieblichen Effizienz in Schweizer Unternehmen. Schweizer Unternehmen, die an den Gegenwind einer starken Währung gewöhnt sind, können nicht stillstehen und haben sich daher weiterentwickelt, um auf globaler Ebene effizient und äußerst wettbewerbsfähig zu sein. Die Formel der Schweizer Unternehmen für langfristigen Erfolg spricht für sich selbst, denn in den letzten 35 Jahren haben Schweizer Unternehmen besser abgeschnitten als ihre europäischen, US-amerikanischen und globalen Konkurrenten
Bei der Anlage in Schweizer Aktien geht es also nicht so sehr um den Schweizer Markt, sondern vielmehr um die Erschließung globaler Ertragschancen durch Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, die sich durch Exzellenz, Effizienz, Innovation, Nachhaltigkeit und globalen Ambitionen auszeichnen. In dieser Hinsicht stellt der Schweizer Aktienmarkt ein reiches Jagdrevier für Investoren wie uns dar, die auf Wachstum, Qualität und Nachhaltigkeit mit einem mittelfristigen Anlagehorizont abzielen. Unsere Erfahrung zeigt, dass gut geführte Wachstumsunternehmen sowohl in defensiven als auch in zyklischen Sektoren auf dem Schweizer Markt zu finden sind. Wir sind daher der Ansicht, dass der Rückhalt von Unternehmen, die auf die Schweizer Tradition von Wachstum durch geografische Expansion und Marktdurchdringung durch Innovation und Exzellenz setzen, den Anlegern mittel- und langfristig gute Dienste leisten wird.
Die Wolken über der Weltwirtschaft lichten sich bereits. Deswegen glauben wir, dass in diesem Jahr ein neuer Ertragszyklus beginnt und Schweizer Unternehmen, von den Mega-Caps bis zu den Small- und Mid-Caps, gut positioniert sind, um auf der globalen Bühne zu bestehen.
Zu viel Euphorie im Markt?
Die überschwängliche Kauflaune erhöht das Rückschlagpotenzial.
Roman Steinbauer. Signale bezüglich einer bevorstehenden Aktienkorrektur mehren sich. Zuletzt zogen wiederholte Höchststände der Indizes an führenden Börsen in Europa, den USA oder Japan viel spekulatives Kapital an. Obwohl diverse Titel etablierter AGs durchaus günstige Bewertungen aufweisen, wurden seit Jahreswechsel unter den Anlegern weiterhin jene Fonds oder Aktien bevorzugt, die dem Technologiesektor zuzuordnen sind. Da die Gewichtung dieser Sparte vor allem in den US-Indizes anstieg, wird der Gesamtmarkt durch stark gelaufene Tech-Werte dominiert.
Profis des New Yorker Investmentriesen BlackRock Inc. bremsten kürzlich den Optimismus zu den Aktienmärkten. Die Chef-Global-Investment-Strategin des Hauses, Wei Li, ordnete die Betrachtung in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg in der Vorwoche nun neu ein: „Wir sind gegenüber Aktien zu einer neutralen Haltung übergegangen. Für den japanischen und den US-Markt stehen wir zwar immer noch zu einer Übergewichtung. Auch hier glauben wir aber, die Immobilienkrise kann noch unerwartet durchschlagen.“ (Anm. der Red.: Die Lage spitzte sich jüngst in den USA nicht nur bei Gewerbe- sondern auch bei Büro-Immobilien zu.) Den weitreichenden Risikofaktor einer Kehrtwende der japanischen Notenbank (BoJ) mit einer Zinsstraffung und einem steigenden Yen relativierte die 53-jährige gebürtige Chinesin, befindet sich doch der Leitzins in Tokio nach wie vor bei -0,1 % und werden weltweit Finanzierungen in großem Umfang mit der Devise Nippons getätigt. Li: „Die Notenbanker werden behutsam sein, denn sie wissen um die Marktsensibilität. Die Wende wird mit Augenmaß erfolgen.“ Der Vorsitzende von Renaissance Macro Research, Neil Dutta, wies wiederum im selbigen Finanzkanal darauf hin, dass er trotz Fortschritten in der Inflationseindämmung die Chance für eine Zinssenkung in den USA heuer nur noch auf 10 bis 15 % einschätze.
Wie hochgesteckt die Erwartungen sind, aber auch das Potenzial einer Enttäuschung unter Investoren gestiegen ist, wurde anhand der abrupten Kurszäsur eines prominenten Vertreters des Technologiesektors deutlich. Trifft der Jahresausblick nicht die enorme Wachstumsfantasie der Anleger, werden Titel umgehend abgestraft. So setzte es beim Cybersecurity-Unternehmen Palo Alto (ISIN: US6974351057) am 21. Feber einen Abschlag um sagenhafte 28 %, nachdem die Umsatzprognose für 2024 unter den Markterwartungen lag. Noch zuvor wandten sich Investoren geradewegs Aktien dieser „zweiten Reihe“ bevorzugt zu.
Unsicherheit gedeiht 2024 indes nicht nur durch Präsidentenwahlen in den USA. Weitere Wirtschaftskonflikte bahnen sich an. Am Donnerstag der Vorwoche verlautbarte die US-Regierungsadministration, aufgrund von Sicherheitsbedenken Untersuchungen gegen importierte chinesische E-Kfz einzuleiten: Angesichts der Branchenbedeutung und der groß angelaufenen Autoproduktion chinesischer Marken in mexikanischen Werken ein Ungemach mit Potenzial. Dass diese Schritte zum Schutz der US-Autoindustrie gesetzt werden, liegt indes auf der Hand. Unterdessen kommen in Europa von der Inflationsseite kaum stimulierende Signale. Während die Preissteigerung in Deutschland für Feber mit +2,5 % (p.a.) der Erwartung entsprach, überraschte das nationale französische Statistikinstitut mit einer Rate von +2,9 % negativ. Der Volatilitätsindex (VIX) mahnt ebenso zur Vorsicht. Immer noch zeigt er mit 14 Punkten Gelassenheit an.
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Aktienbarometer 2024: Es gibt noch Luft nach oben
Die Österreicher gelten noch immer als Wertpapiermuffel.
Raja Korinek. Eine Umfrage der Industriellenvereinigung (IV), des Aktienforums und der Wiener Börse im Rahmen des „Aktienbarometer 2024“ hat die Entwicklungen für das Jahr 2023 erhoben. Dazu wurden 2.000 Österreicher ab 16 Jahren zwischen dem 2. und dem 22. Jänner befragt, die Ergebnisse wurden vergangene Woche vorgestellt. Der Börsen-Kurier war bei der Pressekonferenz dabei.
Peter Hajek, Chef der Peter Hajek Public Opinion Strategies GmbH (das Unternehmen führte die Studie durch), präsentierte die Auswertungen. Die wichtigsten Erkenntnisse: Demnach besitzen 27 % Wertpapiere (2022 waren es nur 25 %), das Thema werde zudem noch immer von Männern dominiert. Immerhin beschränke sich aber der Wertpapierbesitz nicht nur auf Vermögende, konstatiert Hajek und verweist in diesem Zusammenhang auf eine weitere Auswertung: 17 % jener, die in Wertpapiere investieren, verdienen bis zu 2.000 Euro netto – der Rest der Befragten gab in der Umfrage ein höheres Nettoeinkommen an.
Fonds bleiben gefragt
Doch wie sieht die Auswertung nach Assetklassen aus? Der größte Anteil entfällt auf Fonds und ETFs (20 %), gefolgt von Aktien (14 %) und Anleihen. „Hier stieg der Besitz von 6 auf 9 % im vergangenen Jahr“, sagt Hajek. Der Zuwachs fiel damit prozentuell stärker aus als in den anderen zwei Kategorien.
Schließlich konnten Anleger im Laufe des vergangenen Jahres erstmals wieder höhere Renditen lukrieren, ein Umstand, der selbst auf solide Bonds zutraf. Ein entsprechendes Investment wurde damit wieder umso interessanter.
Heimische Aktien im Fokus
Auch bei Aktien fällt ein Fazit auf: So gaben 40 % der Befragten an, Aktien österreichischer Unternehmen gekauft zu haben. Weitere 32 % haben sowohl inländische als auch ausländische Titel erworben. Als Hauptgründe für den Aktienbesitz wurde dabei der langfristige Vermögensaufbau sowie der Werterhalt genannt. „Wertpapiere sind das neue ‚Normal‘“, sagt IV-Präsident Georg Knill (Foto). Ins-besondere die langfristige Aktienvorsorge komme allmählich in der Mitte der Gesellschaft an. Knill hebt auch den Umstand, dass immer mehr junge Menschen in Wertpapiere investierten, positiv hervor. „Dies wirkt letztendlich wie ein Turbo am Kapitalmarkt.“
Überhaupt seien die Bürger der Politik einen Schritt voraus, die Kapitalmarktoffensive sollte ihm zufolge deshalb „jetzt“ gestartet werden. Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, präzisiert die Forderungen, zu denen etwa der Verlustvortrag gelten solle. Derzeit ist ein Verlustausgleich nur innerhalb eines Kalenderjahres möglich. Auch sollte man Ottel zufolge den Verlustausgleich mit anderen Einkunftsarten geltend machen können. Obendrein wünsche man sich die Einführung eines – steuerbefreiten – Vorsorgemodells, bei dem erst bei Bezug der Erträge Steuern anfallen würden.
Foto: IV
Lichtblicke in der Industrie
Gesunkene Lagerbestände sprechen für einen baldigen Nachfrageschub.
Michael Kordovsky. Aufgrund von Lieferkettenunterbrechungen in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 haben Unternehmen hohe Lagerbestände aufgebaut. Im Laufe des Jahres 2023 haben sie infolge einer Normalisierung der Lieferketten damit begonnen, ihre Bestände wieder abzubauen. Monat für Monat berichteten deshalb vor allem in den USA und Europa die mit diversen Einkaufsmanager-Indexdaten einhergehenden Reports von einem Lagerabbau. Nun aber sind weltweit die Lagerbestände dermaßen gesunken, dass Unternehmen wieder damit beginnen (werden), ihre Läger aufzustocken.
Lager werden aufgestockt
In den USA zeigte sich bereits in den vergangenen Monaten bei rückläufigen Lagerbeständen ein generell niedriges Vorratsniveau. Das lässt sich aus den Daten eines in den USA genau verfolgten Einkaufsmanagerindex tendenziell erkennen. Zudem lässt sich aus den BIP-Daten ablesen, dass die US-Exporte von Gütern und Dienstleistungen bereits im vierten Quartal 2023 um 2,1 % wuchsen. Ermutigend sind auch die Daten des „S&P Global US Manufacturing PMI“, der von Jänner auf Feber 2024 von 50,7 auf 52,2 Punkte anstieg und somit die stärkste Erholung seit Juli 2022 verzeichnete. In einer
Aussendung vom 1. März weist Chris Williamson, Chief Business Economist bei S&P Global Market Intelligence, sinngemäß darauf hin, dass nach einer langen Durststrecke des Lagerabbaus Fabriken wieder vermehrt ihre Lager aufstocken, was die Input-Nachfrage nach oben treibt und die Produktion im stärksten Ausmaß seit Anfang 2022 puscht.
Rohstoffnachfrageschub aus China winkt
Geht es um Industrieproduktion, so sollte unbedingt ein Blick auf die Entwicklungen des bedeutenden Produktionsstandortes China geworfen werden: Der vom National Bureau of Statistics of China (NBS, chinesische Statistikbehörde) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für Unternehmen der verarbeitenden Industrie stieg im Jänner 2024 von 49,0 auf 49,2 % Punkte. Während die Produktion bereits anspringt, hinkt der Rohmaterial-Lagerbestand-Subindex noch hinterher. Er war auf Jahressicht noch von 49,6 auf 47,6 Punkte rückläufig. Allerdings ist ein Index für die Lager fertiggestellter Produkte von Dezember 2023 auf Jänner 2024 von 47,8 auf 49,4 Punkte und somit den höchsten Stand seit April 2023 gestiegen. Gleichzeitig stieg der Index neuer Exportaufträge von 45,8 auf 47,2 Punkte. Chinas Exporte sind nach sechs Monaten der rückläufigen Entwicklung im November 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat erstmals wieder gewachsen. Im November und Dezember 2023 wuchsen die Exporte um je 0,7 bzw. 2,3 %. Bleibt der jüngste Nachfragetrend aufrecht, wird China wieder vermehrt international Rohstoffe einkaufen.
Industrieproduktion im Euroraum wächst im Dezember
In Europa schwächt sich der Abschwung der Industrie seit Jahresbeginn erkennbar ab und noch immer werden die Lagerbestände tendenziell kleiner. Laut dem von S&P Global veröffentlichten „HCOB Eurozone Manufacturing PMI“ hielt im Feber der Lagerabbau weiter an. Allerdings hat sich sowohl bei Vormaterialien als auch bei Fertigwaren der Abbau der Bestände verlangsamt. Der Abbau der Auftragsbestände hat sich hingegen im Feber gegenüber dem Vormonat leicht beschleunigt und das Minus der Neuaufträge verringerte sich bereits den vierten Monat in Folge und fiel so niedrig aus wie seit März 2023 nicht mehr. Das sind Lichtblicke, und auch die Zahlen von Eurostat stimmen optimistisch: War im November die Industrieproduktion noch um 5,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat rückläufig, so folgte im Dezember ein Plus von 1,2 %. Vor allem die Investitionsgüterkäufe sprangen an. Dort lag das Plus bei 9,4 %.
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3 Gründe für Japans starke Performance
Ein Kommentar von Daniel Hurley, Spezialist für Schwellenländeraktien und japanische Aktien bei T. Rowe Price.
(27.02.) Die aktuell starke Performance Japans ist auf drei Schlüsselfaktoren zurückzuführen: Erstens eine robuste Weltwirtschaft und Wachstum, zweitens ein günstiger Wechselkurs, der Exporteuren hilft, und drittens eine Unternehmensreform, welche die Renditen für Anleger steigern lässt.
Die japanische Aktienrally konzentrierte sich bisher auf die Large Caps, allerdings nicht in dem Maße wie bei den amerikanischen „Magnificent Seven“. Der Nikkei 225, der stärker auf Export- und Technologieunternehmen ausgerichtet ist, notiert im Vergleich zum breiteren Topix-Index auf einem Dreijahreshoch. Dies ist zum Teil auf ausländische Kapitalzuflüsse zurückzuführen, die in größere Titel fließen, vor allem aber auf die Fundamentaldaten. Der schwache Yen unterstützt Exporteure und Technologieunternehmen, die aufgrund der Nachfrage nach KI- und Hardware-Technologien und -Produkten eine regelrechte Rallye erleben.
Value-Titel mit hohen Renditen
Auch in Japan haben großkapitalisierte Value-Titel die Renditen angeführt, was zum Teil auf die verbesserte Rentabilität infolge der Yen-Schwäche zurückzuführen ist. Im Topix-Index stammen rund 48 % der Erträge aus Ländern außerhalb Japans und 15 % aus den USA. Zu den Unternehmen, die von dieser Entwicklung profitierten, gehörten einige der größten Exporteure, die ihre Gewinne steigern und die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich ziehen konnten.
Die Gewinne in Übersee wurden vor allem durch die jahrzehntelange Schwäche des Yen begünstigt. Das Ausmaß der Yen-Schwäche war in den letzten zwei bis drei Jahren dramatisch. Die Korrelation zwischen der monatlichen Veränderung des Nikkei und des JPY/USD lag in den letzten 30 Jahren bei 0,51. Von Anfang 2020 bis Januar 2024 ist dieser Wert auf 0,66 gestiegen. Die rasche Abwertung des japanischen Yen hat sich in jüngster Zeit zunehmend auf die Aktienmarktrenditen ausgewirkt.
Darüber hinaus hat die Schwäche des Yen in den letzten zwei Jahren den Value-Aktien zusätzlich geholfen. Diese Entwicklung ist zyklisch und wird von der Politik der Zentralbanken und den Inflationsraten in den USA und Japan bestimmt. Wir gehen nicht davon aus, dass er sich weiter abschwächen wird, wenn die Zinsen in den USA ihren Höhepunkt erreicht haben sollten.
Der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit in Japan liegt vor allem in Reformen der Corporate Governance. Eine kontinuierliche Verbesserung in diesem Bereich wird für die zukünftige Performance des gesamten Marktes von Bedeutung sein.
Vernachlässigte Südhalbkugel
Noch scheuen sich die Unternehmen, den Blick jenseits des Äquators zu richten.
Christian Sec. „Es gibt wenig bis keine Handelsbeziehungen in der südlichen Hemisphäre“, schreibt die Außenhandelskammer in einer Studie. Die Umsatzanteile, die südlich des Äquators lukriert werden, liegen bei österreichischen Unternehmen höchstens im einstelligen Prozentbereich. Neben der geografischen Distanz könnte dies an der Wirtschaftsleistung der Südhalbkugel liegen, die bei weniger als 10 % des globalen BIPs liegt.
Neue Märkte bieten jedenfalls Möglichkeit zur geografischen Diversifikation und damit zur Verbesserung der Resilienz. Der Maschinenbauer Palfinger setzt verstärkt auf Südamerika als Hoffnungsmarkt. 2022 stieg der Umsatzanteil des Geschäftes dort von 4,5 auf mehr als 6 %. Vor allem Kräne für die Land- und Forstwirtschaft und den Bergbau werden stark nachgefragt. Insgesamt stiegen die Direktinvestitionen Österreichs in Brasilien 2022 um mehr als 15 % auf 1,7 Milliarden Euro. Dabei könnte es noch viel mehr sein. Aber Österreich steht beim Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay auf der Bremse. Die Vertreter der Wirtschaft und Industrie würden einen Beitritt befürworten. Landwirtschaftskammer und Arbeiterkammer sind dagegen.
Größte Freihandelszone
Auch Indonesien ist mit mehr als 270 Millionen Einwohnern ein Markt mit großen Chancen. Die Förderung ausländischer Betriebsansiedelungen gehört zur Wirtschaftsstrategie des Landes, mit dem Ziel, vom reinen Rohstoffexporteur zum Produzenten für die Weltwirtschaft aufzusteigen.
2023 trat in Indonesien das neue Freihandelsabkommen RCEP in Kraft, dass durchschnittlich 90 % der Zölle zwischen den Beitrittsländern beseitigt.
Die RCEP wird durch die Vereinigung der zehn ASEAN-Staaten mit fünf weiteren Partnerländern (China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland) zur größten Freihandelszone der Welt. „Dies sollte österreichischen Investitionen in Indonesien zugutekommen, die auf den Export in die RCEP-Partnerländer ausgerichtet sind“, erklärt Sigmund Nemeti, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Jakarta, gegenüber dem Börsen-Kurier.
Lenzing produziert z. B. einen großen Teil seiner Viskosefasern für den asiatischen Markt in Indonesien. Mitglied des neuen RCEP-Raums ist auch Australien. Für Andritz Hydro ist Australien derzeit der aktivste Hydro-Markt der Welt. Einen Großauftrag für ein Pumpspeicherkraftwerk verdankt das Unternehmen auch seiner lokalen Präsenz, wie das Unternehmen erklärt.
Die Pierer AG wiederum verkauft mit seinen Zweiradmarken in Australien rund 33.000 Stück jährlich und sieht das Land gemeinsam mit Südafrika im Bereich der Elektromobilität als wichtige Eintrittsmärkte in ihrer internationalen Expansionsstrategie.
Nicht auf dem Radar
Südafrika ist der wichtigste Zielmarkt Österreichs in Afrika mit rund 700 Millionen Euro Exportumsatz und rund 70 Niederlassungen. Die Agrana betreibt in Südafrika eine Fruchtverarbeitungsanlage in der Nähe von Johannesburg. Die Kapsch TrafficCom konnte in Südafrika den Betrieb des Mautsystems, der bereits seit 2013 läuft, bis Juni 2024 verlängern. Rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt der Mautsystemanbieter dafür. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz aus Südafrika 69 Millionen Euro. „Viele Betriebe haben das Potenzial des Marktes noch nicht auf dem Schirm“, weiß die „Außenwirtschaft Austria“ auf Börsen-Kurier-Anfrage. In kaum einer Region der Welt sind persönliche Präsenz und Kenntnisse vor Ort so wichtig wie in Afrika. „Der Grundsatz: Kenne deine Geschäftspartner zählt hier doppelt“, so die „Außenwirtschaft Austria“.
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Anonymen Barzahlungen drohen Einschränkungen
Bei Barzahlungen ab 3.000 Euro sollen sich Kunden legitimieren müssen. Auch Fußballvereine sind betroffen.
Andreas Dolezal. Schon seit Juli 2021 liegen die Entwürfe zum neuen EU-Geldwäsche-Paket vor. Am 12. und 13. Feber 2024 – also nach gut zweieinhalb Jahren politischer Verhandlung – wurden die finalen Entwürfe zur kommenden EU-Geldwäsche-Richtlinie und -Verordnung veröffentlicht. Einige Inhalte waren zu erwarten, andere überraschen.
10.000 Euro Bargeldobergrenze
Die Bargeldobergrenze von 10.000 Euro steht schon lange im Raum. Im Geschäftsverkehr sollen Barzahlungen ab 10.000 Euro verboten sein. Die einzelnen EU-Mitgliedsländer können national sogar einen niedrigeren Schwellenwert festsetzen. In Italien gilt beispielsweise schon heute ein Barzahlungsverbot ab 5.000 Euro (bis Ende 2022 sogar 2.000 Euro), in Griechenland bereits ab 500 Euro.
Gelten soll das Barzahlungsverbot im Geschäftsverkehr, von privat zu privat können weiterhin höhere Beträge bar bezahlt werden. Aber Achtung: Lukrieren Sie beispielsweise durch den Verkauf eines Pkw 15.000 Euro in bar, und zahlen diesen Betrag anschließend bei Ihrer Hausbank ein, muss diese – weil der Barbetrag über 10.000 Euro liegt – unverzüglich eine Meldung an die Geldwäschemeldestelle abgeben. Diese Pflicht besteht unabhängig davon, ob ein Verdachtsfall vorliegt, oder nicht, sowie bei Auszahlungen ab 10.000 Euro. Damit ist es mit der Anonymität vorbei.
Legitimierung ab 3.000 Euro in bar
Bei Barzahlungen ab 3.000 Euro sollen Verpflichtete zur Geldwäsche-Prävention den Kunden identifizieren müssen, also dessen Identität feststellen und überprüfen. Dies erfolgt in der Regel durch Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises. Anonyme Barzahlungen, wie zum Beispiel beim Kauf von physischem Gold, wären folglich nur mehr bis 2.999,99 Euro möglich.
Wer jetzt denkt, dass er oder sie nirgends mehr im Handel um zum Beispiel 7.000 Euro bar einkaufen kann, irrt jedoch. Des Rätsels Lösung sind jene Gewerbetreibenden, die überhaupt zur Geldwäsche-Prävention verpflichtet sind. Diese Gruppe wird nämlich deutlich kleiner. Sie umfasst zukünftig nur noch Händler mit Edelmetallen, Edelsteinen, Kunst oder anderen hochwertigen Gütern. Was hochwertige Güter sind, ist explizit festgelegt: Schmuck und Uhren mit einem Wert von mehr als 10.000 Euro, Kfz mit einem Wert über 250.000 Euro sowie Luft- und Wasserfahrzeuge mit einem Wert von mehr als 7,5 Millionen Euro.
Beim Juwelier und Autohändler müssen Sie sich also zukünftig ab 3.000 Euro Barzahlung ausweisen, bei allen anderen Händlern, wie etwa jenen mit Elektronik und Baustoffen, können Sie weiterhin bis 9.999 Euro bar und anonym bezahlen, weil diese in den Bestimmungen zur Geldwäsche-Prävention nicht mehr erwähnt werden.
Fußballsektor als Risikobranche
Obwohl schon die letzte gesamteuropäische Risikobewertung den Fußballsektor als Risikobranche nennt, überrascht es doch, dass zukünftig Fußballvermittler und Profifußballvereine zur Geldwäsche-Prävention verpflichtet sein sollen. Die Mitgliedstaaten können jedoch Profifußballvereine aus der ersten Liga mit einem Umsatz von weniger als 5 Millionen Euro und Vereine aus niedrigeren Spielklassen ganz oder teilweise davon ausnehmen.
Frühestens Mitte 2027
Abzuwarten bleibt, ob es tatsächlich alle Textpassagen aus den nun vorliegenden Entwürfen in die endgültige Fassung der neuen Geldwäsche-Bestimmungen schaffen. Die beschriebenen und noch einige mehr erscheinen aus Sicht der Praxis haarsträubend bis skurril. Ob Richtlinie und Verordnung noch vor den Europawahlen im Juni 2024 fertig werden, ist offen. Nach Inkrafttreten haben die Mitgliedstaaten und Verpflichteten 36 Monate Zeit, die Bestimmungen umzusetzen. Bis Mitte 2027 bleibt also voraussichtlich noch alles beim Alten.
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Keine Crash-Szenarien im Immobilienbereich
Nur leichte Konsolidierung der Preise – diese sollten aber relativ stabil bleiben.
Michael Kordovsky. Der „S&P CoreLogic Case-Shiller 20-City Composite Home Price NSA Index“ misst den gleitenden Wohnhaus-Preisdurchschnitt von 20 US-Großstädten bzw. die Veränderung der Wohnhauspreise. Per 30. November 2023 lag die 3-Jahres-Wertentwicklung noch immer bei knapp über 10 % pro Jahr. Auf zehn Jahre sind es genau 6,74 % p.a., und selbst die jüngsten Zinssteigerungen führten nur zu einer kurzen zwischenzeitlichen Preiskorrektur im Jahr 2022. Doch damals lag das gesamte Plus per Saldo noch immer bei 4,8 %, nach einem Anstieg von 18,5 % im Jahr 2021. Von Jänner bis November 2023 sind es wieder plus 6,4 %. Die Arbeitslosenquote in den USA ist auf Vollbeschäftigungsniveau und die Aktienmärkte haben sich schon über einen längeren Zeitraum positiv entwickelt. Fazit: Es ist noch immer genug Geld für Wohnimmobilienkäufe vorhanden.
Auch im asiatisch-pazifischem Raum kein Immobiliencrash
Die Region Asien/Pazifik ist langfristig ein goldener Boden für Immobilieninvestoren. Zwischenzeitliche Volatilitäten sind dabei ganz normal. So gab es beispielsweise zuletzt am australischen Markt eine spürbare Preiskorrektur, die sich auch gut erklären lässt: Die Reserve Bank of Australia hat von Mai 2022 bis November 2023 ihren Leitzins von 0,10 auf 4,35 % angehoben. Aufgrund dessen war der „Real House Price Index“ vom vierten Quartal 2021 bis zum ersten Quartal 2023 von 131 auf 117 Punkte rückläufig (minus 10,6 %) ehe bis zum dritten Quartal 2023 wieder eine Erholung einsetzte.
In Japan erreichte der „Japan Residential Property Price Index“ im September 2023 sogar ein Allzeithoch. Und wie sieht es in China aus? Schließlich gibt es eine Inflation an Medienberichterstattung über den „angeschlagenen chinesischen Immobilienmarkt“. Doch das Ausmaß relativiert sich zumindest gemäß den veröffentlichten Daten zum „China Real Residential Property Price Index“: Vom Hoch bei 113 Punkten im September 2021 folgte bis September 2023 ein Rückgang auf 103 Punkte oder von minus 8,7 %.
In Indien läuft indessen bereits über mehrere Jahre eine schleichende Preiskorrektur im „India Real Residential Property Price Index“, der vom All Time High von 177 Punkten im Juni 2019 bis Juni 2023 auf 160 Punkte, also um 9,8 %, rückläufig war.
Ebenfalls nur moderate Korrekturen in Europa
Von Eurostat liegen erst die Daten bis zum dritten Quartal 2023 vor, während für Österreich von der OeNB bereits der Wohnimmobilienpreisindex für das vierte Quartal 2023 veröffentlicht wurde – mit folgenden Ergebnissen: Die Preise für Wohnimmobilien fielen bundesweit seit ihrem Peak im dritten Quartal 2022 nur um 4,2 %. Marginal stärker war der Preisrückgang in Wien mit -5,4 % verglichen mit nur -3,4 % außerhalb Wiens. Gebrauchte Eigentumswohnungen in Wien haben seit ihrem Peak im zweiten Quartal 2022 (bis zum vierten Quartal 23) mit -8,6 % überdurchschnittlich an Wert verloren. Doch angesichts rückläufiger Baugenehmigungen und einer weiteren Zuwanderung sowie einer bis Jahresende absehbaren Entspannung an der Zinsfront erscheint hier-zulande ein baldiger Preisboden plausibel.
Und auch quer durch Europa fehlen für ein „Crash-Szenario“ jegliche Anzeichen: Im Euroraum 20 entwickeln sich die Wohnimmobilienpreise auf Jahresbasis erst seit dem zweiten Quartal 2023 erneut rückläufig. Im dritten Quartal lag der Rückgang des Hauspreisindex (HPI) bei 2,1 %.
Der Hauspreisindex misst die Preisentwicklungen aller von Haushalten erworbenen Wohnimmobilien (Wohnungen, Einfamilienhäuser, Reihenhäuser usw.; sowohl Neu-als auch Altbauten) unabhängig von ihrer endgültigen Verwendung und ihren bisherigen Eigentümern.
Die Indizes der Mitgliedstaaten werden von den nationalen Statistikämtern erstellt, die Aggregate für den Euroraum und die EU von Eurostat. Von den Mitgliedsstaaten, für die Preisdaten vorliegen, verzeichneten im dritten Quartal 2023 zehn einen jährlichen Rückgang der Hauspreise und 16 einen Anstieg. Die höchsten Anstiege meldeten Kroatien (+10,9 %), Polen (+9,3 %) und Bulgarien (+9,2 %). Seit der Euro-Einführung in Kroatien ist die Nachfrage nach Freizeitwohnsitzen dort enorm. Polen und Bulgarien profitieren indessen von einem volkswirtschaftlichen Aufholprozess. Die höchsten Rückgänge verzeichneten hingegen Luxemburg (-13,6 %), Deutschland (-10,2 %) und Finnland (-7,0 %).
Fazit
Weltweit halten sich die Immobilienpreisrückgänge in engen Grenzen oder der Preisanstieg setzt sich sogar einfach weiter fort. Schließlich führten höhere Inflationsraten zu einem Anstieg der Inflations-indexierten Mieten.
Nehmen wir seit Feber 2021 nur insgesamt 20 % Inflationsanstieg (= Mietpreisanstieg) an. Bei gleichbleibendem Wohnungspreis und einer „Ausgangs-Mietrendite“ von 3,30 % im Feber 2021 würde die Mietrendite mittlerweile bei knapp 4 % liegen. Dieses beschriebene Phänomen macht Wohnungen in punkto Mietrendite im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022 wesentlich attraktiver.
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Fünf Grundsätze für die Geldanlage in 2024
Von Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group.
(20.02.) Das vergangene Jahr hielt für Anleger einige Überraschungen bereit, und auch 2024 verspricht turbulent zu werden – dazu tragen nicht zuletzt die zahlreichen Wahlen rund um den Globus bei. Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group, gibt Anlegern deshalb zum Jahresbeginn fünf Grundsätze für die Geldanlage an die Hand, die ihnen dabei helfen können, mit ihren langfristigen Plänen auf Kurs zu bleiben.
1. Wahlen kommen und gehen. Ihre Auswirkungen werden jedoch häufig überschätzt
Politische Nachrichten dürften auch in diesem Jahr die Schlagzeilen beherrschen. Immerhin wird mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung 2024 an die Wahlurnen gerufen. Insbesondere rund um die US-Präsidentschaftswahlen erwartet Mohr kontroverse Debatten über Einwanderung, internationale Politik und soziale Fragen. Dies dürfte zu erhöhter Volatilität an den Märkten führen. Die gute Nachricht: Volatilität könne geduldigen Anlegern auch Chancen eröffnen. „Qualitativ hochwertige Unternehmen geraten häufig ins Visier der Politik, woraus sich Kaufgelegenheiten ergeben können“, so Mohr.
Zudem gibt er zu bedenken: In den USA hätte der Ausgang einer Wahl in der Vergangenheit kaum Auswirkungen auf die langfristigen Marktrenditen gehabt. Seit 1936 habe die annualisierte 10-Jahres-Rendite von US-Aktien gemessen am S&P 500 in Wahljahren, in denen ein Demokrat gewonnen habe, 11,2 % betragen und in Jahren, in denen ein Republikaner den Sieg davongetragen habe, 10,5 %.
2. Barmittel sind möglicherweise nicht so attraktiv wie angenommen
2023 sei die Risikoaversion der Anleger in Verlustaversion umgeschlagen: Ängstliche Anleger hätten Milliarden in Barmittel und Barmitteläquivalente umgeschichtet. „Wenn die Unsicherheit groß ist, sucht man natürlich Sicherheit, und die attraktive Verzinsung von Geldmarktfonds und Barmitteläquivalenten mag beruhigend wirken“, sagt Mohr. „Aber Bargeld ist möglicherweise nicht so attraktiv, wie man meinen könnte, wenn man die Opportunitätskosten betrachtet.“
Anleger müssten nur einen Blick auf ihre Bilanzen für das vierte Quartal 2023 werfen, um zu erkennen, dass es riskant sein könne, an der Seitenlinie zu verharren. Der S&P 500, ein breiter Maßstab für US-Aktien, sei in den drei Monaten bis zum 31. Dezember 2023 um 11,69 % gestiegen, und der Bloomberg US Aggregate Index, ein breiter Maßstab für den US-Anleihemarkt, um 6,82 %. „Anleger, die weiterhin an der Seitenlinie stehen, verpassen möglicherweise künftige Chancen und gefährden so ihre langfristigen Ziele. Denn langfristigen Anlegern bieten sich wieder attraktive Anlagemöglichkeiten in Aktien und Anleihen“, so Mohr.
3. Innovation ist gut, aber auch Diversifikation ist wichtig
Zuletzt hätten Durchbrüche im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) die Welt in ihren Bann gezogen und die Aktienkurse einer Handvoll Mega-Cap-Tech-Unternehmen in die Höhe getrieben. Einige dieser führenden Unternehmen werden nach Ansicht Mohrs wahrscheinlich auch weiterhin an der Spitze der Innovationsentwicklung stehen. Ihre jüngsten Erfolge hätten jedoch zu einem US-Aktienmarkt geführt, der stärker konzentriert sei als in der Dotcom-Ära. Im Dezember 2023 seien auf die zehn größten Unternehmen des S&P 500 30,9 % der Marktkapitalisierung entfallen, verglichen mit 26,6 % im März 2000.
„Da eine so kleine Anzahl von US-Technologieaktien einen so großen Anteil an den Gesamtmarktrenditen hat, sind die potenziellen Vorteile der Diversifikation im vergangenen Jahr nicht offensichtlich gewesen“, sagt Mohr. „Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten zu Beginn dieses Jahres halte ich Diversifikation jedoch für wichtiger denn je.“ Er sieht vielversprechende Anlagechancen bei führenden US-Technologieunternehmen sowie bei Dividendenzahlern und globalen Spitzenunternehmen. Europa und Asien seien die Heimat von Pionieren in verschiedenen Branchen, von der Luft- und Raumfahrt bis zur Fabrikautomation. Das französische Unternehmen Safran beispielsweise, Weltmarktführer bei Triebwerken für Schmalrumpfflugzeuge, entwickele in Zusammenarbeit mit General Electric Triebwerke, die die Emissionen um 20 % senken könnten. In Japan wiederum sei SMC führend bei Komponenten für Roboteranlagen und die Halbleiterproduktion.
4. Das Comeback der Anleihen könnte gerade erst begonnen haben
Anleihen hätten in den vergangenen beiden Jahren nicht die relative Stabilität und Diversifikation geboten, die sich Anleger erhofft hätten. Zuletzt habe sich das Bild jedoch deutlich aufgehellt. Da die Inflation schneller als erwartet zurückgegangen sei, habe die US-Notenbank angedeutet, die Zinsen nicht weiter erhöhen zu wollen – eine Nachricht, die im vierten Quartal eine Rallye an den Anleihenmärkten ausgelöst habe. Aus Sicht Mohrs ist das Ende eines Straffungszyklus in der Regel ein guter Zeitpunkt, um Anleihen zu kaufen. „Da die Renditen in allen Kreditsektoren deutlich gestiegen sind und jede Konjunkturabschwächung zu Zinssenkungen führen könnte, könnten Anleihen die Comeback-Story des Jahres 2024 werden“, so Mohr.
5. Es gibt immer Gründe, nicht zu investieren. Das muss Anleger jedoch nicht zwingend abhalten
„In meinen 25 Jahren im Investmentgeschäft habe ich noch nie einen guten Zeitpunkt zum Investieren gesehen. Es gibt immer ein Dutzend guter Gründe zu warten“, sagte einst Graham Holloway, der verstorbene Präsident von American Funds Distributors. „Die heutige Zeit bildet da keine Ausnahme: die Zinsen, der Präsident, die anhaltenden Unruhen im Nahen Osten, übermäßige staatliche Regulierung und ein Kongress, der eher Teil des Problems als Teil der Lösung ist. Vorsichtige Anleger könnten versucht sein, unter diesen Umständen nicht zu investieren – es sei denn, sie möchten eine Gelegenheit nutzen.“
Diese Worte hätten aus Sicht Mohrs auch gestern gefallen sein können. Sie stammen jedoch von Mai 1981, als die Märkte ebenfalls von Unsicherheit geprägt waren. „Kurzfristig sorgen Nachrichten für Turbulenzen, aber langfristig bestimmen die Fundamentaldaten der Unternehmen die Märkte“, hält der Experte abschließend fest.
Verpönte Dividendenbringer
Öl- und Tabak-Aktien punkten mit hohen – auch zukünftigen – Ausschüttungen.
Michael Kordovsky. Durch die zunehmende ESG-Orientierung in der Vermögensverwaltung kommt es immer häufiger zum Ausschluss von Öl- und Tabaktiteln. Die betreffenden Aktienkurse hinken in der Folge den Unternehmenswerten immer weiter hinterher. Damit wird der Value-Faktor zunehmend verlockender, insbesondere in einem inflationären Umfeld, dessen treibende Kraft steigende Erdöl- und Erdgaspreise sind. Indessen haben Tabakkonzerne eine hohe Preissetzungsmacht in einem inflationären Umfeld und gerade jene Firmen stehen solide da, bei denen der Zigarettenanteil am Umsatz weniger wird. Dies bedeutet langfristig einen Aufstieg in der ESG-Hierarchie und ein wachsendes Investorenspektrum, weshalb der niedrige KGVs und hohe Dividendenrenditen einen Bonus darstellen könnten.
Als ein Vorreiter für eine rauchfreie Zukunft gilt Philip Morris International (ISIN: US7181721090). Der Tabakriese hat seit 2008 bereits mehr als (umgerechnet) 11,6 Milliarden Euro in die Erforschung und Entwicklung rauchfreier Produkte wie E-Zigaretten investiert. Bis 2030 will Philip Morris bereits zwei Drittel der Umsätze rauchfrei erwirtschaften, 2023 waren es 39,3 %. Im Jahr 2023 konnte der Konzern auf organischer Basis den Nettoumsatz um 7,8 % auf 32,6 Milliarden Euro steigern, während bereinigt um Währungseffekte der Gewinn pro Aktie um 11 % wuchs. Laut Zacks-Konsens errechnete sich am 16. Feber ein für 2025 geschätztes KGV von 12,6. Auf Basis der Jahresdividende für 2023 liegt die Dividendenrendite bei 5,8 % und von 2008 bis 2023 konnte die Dividende pro Aktie um 7,2 % p.a. gesteigert werden.
Ein weiterer lukrativer Dividendenbringer ist die britische Imperial Brands (GB0004544929), die sich in ihrem Transformationsprozess mit diversen ESG-Zielen auseinandersetzt. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei satten 8 %. Für 2024 bis 2026 (das Geschäftsjahr endet per 30.9.) rechnen Experten im Schnitt mit 10,2 % p.a. Gewinnwachstum pro Aktie. Das für 2025 erwartete KGV liegt per 16.2.2024 bei niedrigen 5,5. Ein weiterer Top-Tabakwert, der ebenfalls rauchfreie Produkte forciert, ist Altria (US02209S1033). Dessen um Sonderposten bereinigter Gewinn pro Aktie wuchs von 2018 bis 2023 um 4,4 % p.a. und die aktuelle Dividendenrendite beträgt 9,8 %. Laut Analystenschätzungskonsens liegt das für 2024 geschätzte KGV bei 7,9.
Von 2012 bis 2022 steigerte die französische TotalEnergies (ISIN: FR0000120271) ihre regulären Ausschüttungen pro Aktie von 2,34 auf 2,81 Euro, und für 2023 ist eine Anhebung um 7,1 % auf 3,01 Euro vorgesehen (wodurch bei einem Kurs von 59,82 Euro eine Dividendenrendite von 5 % resultiert). Das Unternehmen konnte den operativen Cashflow von 2018 bis 2023 um 10,5 % p.a. auf 40,7 Milliarden Euro steigern. Von 2024 bis 2027 rechnen Analysten mit einem kontinuierlichen moderaten Gewinnwachstum pro Aktie, und das für 2025 erwartete KGV läge somit bei günstigen 6,5.
Das Highlight ist aber die OMV, die ihre reguläre Dividendenzahlung von 2015 bis 2022 um 16 % p.a. auf 2,80 Euro steigern konnte. 2022 kam die „Sonderdividende“, die damals 2,25 Euro betrug, als neues Instrument für Ausschüttungen hinzu. Im laufenden Jahr will die OMV für 2023 eine Gesamtdividende von 5,05 Euro ausschütten, davon 2,95 Euro regulär und 2,10 Euro Sonderdividende. Bei einem Kurs von 40,66 Euro resultiert daraus eine Dividendenrendite von 12,4 %, und wirft man einen Blick auf die zukünftigen Ertragserwartungen der Analysten, so erscheinen in den kommenden Jahren zumindest Ausschüttungen im Bereich 3,50 bis 3,80 Euro pro Aktie realistisch.
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Pension: Zu viel „Prinzip Hoffnung“
Fürs Alter nicht nur ansparen, sondern auch planen, raten Experten.
Emanuel Lampert. Knapp die Hälfte der Österreicher (45 %) schätzt, dass die „Höhe der Kosten zur Bewältigung des Alltags“ in der Pension „etwa gleich hoch“ ist wie zu Berufszeiten. 29 % gehen von höheren Kosten aus, 27 % von geringeren. Das sind Ergebnisse einer Umfrage, die Christian Nuschele, bei Standard Life Head of Distribution für Österreich und Deutschland, vor Journalisten in Wien präsentiert hat. IFES hat für den Versicherer rund um den Jahreswechsel 1.000 16- bis 75-Jährige befragt. Nuschele sieht darin eine „vernünftige Einschätzung“. Medikamente, Pflege, altersgerechte Wohnraumgestaltung könnten Verteuerungen verursachen.
Geld und andere Sorgen
Neben körperlichen Beschwerden können im Alter noch andere Probleme auftreten, ergänzte Gerald Gatterer, Leiter des Instituts für Alternsforschung an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien: psychische – wie Depressionen, Ängste, „Sinnfrage“ -, soziale wie etwa Vereinsamung oder auch finanzielle. Gatterer charakterisiert die Pensionierung folglich als „mehrdimensionalen Prozess“ – mit Risiken für physische und psychische Erkrankungen, aber auch mit Entwicklungspotenzialen. „Die Planung des Ruhestands muss daher ganzheitlich angegangen werden.“
Eben auch finanziell: Denn während, siehe oben, drei Viertel gleich hohe oder höhere Kosten erwarten, schätzen zugleich 69 % das Einkommen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge als geringer ein als ihr Erwerbseinkommen zuvor. „Sehr gut“ für den Ruhestand abgesichert fühlen sich nur 10 %, weitere 39 % „eher gut“. 28 % fühlen sich eher schlecht, 11 % sehr schlecht abgesichert. 12 % konnten keine Einschätzung abgeben.
Kapitalmarkt nutzen
Ronald Felsner, Vorsorgeexperte von FBP Financial Advisers, plädierte dafür, zur Altersvorsorge den Kapitalmarkt zu nutzen. Ohne diesen werde es „sehr, sehr schwer“ gehen. Von der seit langem angekündigten Behaltefrist für die KESt-Befreiung für Kursgewinne bei Wertpapieren und Fondsprodukten erwartet er sich nicht viel. Darauf zu warten, sei aber ohnehin nicht nötig.
Mit der fondsgebundenen Versicherung gebe es nämlich schon eine attraktive Lösung – nicht nur aus steuerlichen Gründen, auch weil sie „flexible Änderungs- und Verfügungsmöglichkeiten“, einen „raschen Kapitalzugriff“ für Erben im Todesfall und die Option auf eine lebenslange Rente biete. Es sei ein „häufiger Fehler“, das Kapital auszahlen zu lassen, nur um sich danach zu fragen, wie man das Geld am besten weiterveranlagt.
Nuschele betonte, häufig konzentriere sich die Pensionsvorsorge nur aufs Ansparen; danach herrsche oft das „Prinzip Hoffnung“, dass das Geld bis zum Lebensende reicht. Die Zeit nach der Ansparphase nicht im Blick zu haben, sei riskant. „Deshalb sollte auch die Pensionsphase im Rahmen einer Ruhestandsplanung professionell finanziell geplant werden.“
Wesentliche Faktoren dafür seien Schutz der Kaufkraft des Pensionskapitals und Risikominimierung durch lebenslange Rentenauszahlungen.
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GAR: Die neue „grüne“ Kennzahl
Banken müssen den Anteil ihrer nachhaltigen Investments offenlegen.
Andreas Dolezal. Finanzmarktteilnehmer sollen, so die Vorgabe der EU, verstärkt nachhaltige Investitionen tätigen. Um vergleichen zu können, welche Bank oder Versicherung wie „grün“ investiert, muss ab 2024 die Green Asset Ratio – frei ins Deutsche übersetzt: Quote grüner Investitionen – berechnet und publiziert werden.
Rechengröße GAR
Die Green Asset Ratio, kurz GAR, ist sozusagen der CO2-Fußabdruck aller Investitionen einer Bank, Versicherung oder Fondsgesellschaft. Ganz so aussagekräftig ist die GAR jedoch nicht. Der direkte Bezug von nachhaltigen Investitionen zur EU-Taxonomie beschert der Kennzahl erhebliche Unschärfen.
Im Grunde ist das Berechnen der GAR einfach. Alle im Sinne der EU-Taxonomie nachhaltigen Investitionen, wie Veranlagungen in Aktien und Anleihen, sowie Kredite werden addiert und durch das gesamte Investitionsvolumen dividiert. Das Ergebnis soll den Anteil an „grünen“ Investments repräsentieren.
Grün = Taxonomie-konform
Die EU-Taxonomie kennt nur etwa 100 Wirtschaftstätigkeiten. Banken finanzieren jedoch nicht nur diese kleine Auswahl, sondern die gesamte Wirtschaft. Geschäftsaktivitäten, die die EU-Taxonomie nicht kennt – und seien sie noch so nachhaltig -, fließen nicht in die GAR-Berechnung ein. Die EU-Taxonomie ist blind für sie, also finden sie keine Berücksichtigung. Ebenfalls ignoriert werden Investitionen in Klein- und Mittelbetriebe sowie Unternehmen, die ihren Sitz nicht in der EU haben. Denn all diese sind nicht verpflichtet, die Taxonomie-Konformität ihrer Wirtschaftstätigkeit zu ermitteln und zu veröffentlichen. Je höher das Engagement einer Bank gegenüber KMU und Nicht-EU-Unternehmen ist, desto geringer wird die Green Asset Ratio sein, die sie ausweisen wird. Ausgeschlossen sind auch Kredite an Private sowie Engagements in Staatsanleihen.
Irreführendes Rechenergebnis
Das Investitionsvolumen im Zähler schrumpft durch die auf wenige Wirtschafstätigkeiten beschränkte Regulatorik, während im Nenner das gesamte Investitionsvolumen aufsummiert wird. „Aufgrund ihrer Struktur und ihres eingeschränkten Erfassungsbereichs hat sie (Anm.: die Green Asset Ratio) jedoch nur einen sehr begrenzten Informationswert“, kritisiert die Europäische Bankenvereinigung EBF. Ein einfacher Vergleich der GAR-Zahlen zwischen Banken könne irreführend sein, schreibt die EBF weiter, denn die Nichtberücksichtigung eines großen Teils der Wirtschaft werde, je nach Geschäftsmodell, Kundenstamm und geografischer Ausdehnung einer Bank, zu unterschiedlichen Werten für die grünen Vermögenswerte führen.
Eingeschränkte Vergleichbarkeit
Den hohen Ansprüchen hinsichtlich Vergleichbarkeit „grüner“ Portfolios von verschiedenen Finanzmarktteilnehmern wird die Green Asset Ratio nicht gerecht werden können. Auch als Kennzahl für Fortschritte beim Finanzieren des grünen Übergangs oder dem Erfüllen von Nachhaltigkeitsverpflichtungen kann die GAR kaum dienen. Angesichts der strikten Fokussierung auf die EU-Taxonomie und den methodischen Schwächen wäre die Bezeichnung Taxonomy Asset Ratio zutreffender.
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Fünf Investments zum Valentinstag
Fondsmanager Zehrid Osmani, Manager des FTGF Martin Currie European Unconstrained Fund, verrät seine Lieblingsaktien zum Valentinstag. Martin Currie ist Teil von Franklin Templeton.
Ferrari
„Der italienische Sportwagenhersteller bietet ein einzigartiges Angebot für vermögende Privatpersonen auf der ganzen Welt. Ferrari konzentriert sich ausschließlich auf den Markt für Luxusautos der Oberklasse. Diese Fokussierung ist wichtig, um den Markenwert zu erhalten. Das Unternehmen arbeitet mit einem strikten Angebots- und Nachfragemodell, das Exklusivität und Knappheit aufrechterhält, was ihm eine überlegene Preismacht verleiht.
Die hohe Nachfrage nach seinen Produkten, die begrenzte Produktion und die Loyalität seines Kundenstamms (der Ferraristi) sorgen für eine konstante Nachfrage. Die verstärkte Nutzung der Plattformen Special Service und Icona gibt dem Unternehmen die Möglichkeit, seinen durchschnittlichen Verkaufspreis zu erhöhen, der bereits einen erheblichen Aufschlag gegenüber anderen Luxusautoherstellern darstellt.“
L’Oreal
„L‘Oreal ist die weltweite Nummer eins im Bereich Schönheitspflege und behauptet seine Marktführerschaft durch starke Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Marketingkapazitäten. Wachstumschancen ergeben sich aus der Führungsposition im wenig durchdrungenen E-Commerce-Markt und aus dem Asiengeschäft, das von der zunehmenden Reisetätigkeit in der Region profitiert. Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit verfolgt L‘Oréal mit dem Programm ,L‘Oréal for the Future‘ quantifizierbare Ziele, um die Auswirkungen auf den Klimawandel und die natürlichen Ressourcen zu begrenzen, sowie sozial ausgerichtete Initiativen.
Das Unternehmen ist gut positioniert, um vom wachsenden Wohlstand in den Schwellenländern und der zunehmenden Reisetätigkeit im asiatischen Raum zu profitieren. Das Unternehmen hat eine starke Präsenz in Haitang Bay in China, dem größten Duty-Free-Einkaufskomplex der Welt, und expandiert in die neue Haikou International Duty-Free City (Eröffnung Ende 2022), die doppelt so groß ist wie Haitang.“
Moncler
„Das italienische Unternehmen Moncler ist weltweit führend im Bereich hochwertiger Daunenjacken. Das Unternehmen verfügt über eine traditionsreiche Firmengeschichte und eine strategische Ausrichtung auf langfristiges, nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Wachstum. Das Unternehmen wächst organisch durch Preissetzungsmacht und geografische Expansion – mit großem Potenzial in den Schwellenländern. Das Unternehmen ist zunehmend in China präsent, das inzwischen die weltweit größte Umsatzquelle darstellt. Das Unternehmen verfügt über ein Netz von 40 Verkaufsstellen und plant die Eröffnung weiterer.“
ASML
„Das niederländische Unternehmen für Halbleiterproduktionsanlagen ist der weltweit führende Hersteller von lithografischen Systemen und seine Technologie ist für die Massenproduktion von Halbleiterchips von grundlegender Bedeutung. Ein Lithographiesystem projiziert Licht durch ein Muster des zu druckenden Chips, das als Maske oder Retikel bezeichnet wird. Die Produkte des Unternehmens sind für die Innovation und Entwicklung in der Halbleiterindustrie von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beitragen, die Größe und Kosten der Chips zu verringern und ihre Energieeffizienz zu erhöhen. Zu den Kunden von ASML zählen einige der weltweit größten Halbleiterhersteller, darunter TSMC, Samsung Electronics und Intel. Wir glauben, dass ASML gut positioniert ist, um von einer Reihe struktureller langfristiger Wachstumstrends zu profitieren, insbesondere vom Übergang zu sauberer Energie.“
Kingspan
„Das Unternehmen passt in den Trend hin zu umweltfreundlicheren Gebäuden, da es eine führende Position im Bereich der Gebäudeisolierung einnimmt. Wir glauben, dass es von den strengeren Vorschriften zur Energieeffizienz profitieren wird. Das Unternehmen kann anderen Unternehmen dabei helfen, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen. Beispielsweise benötigen Lagerhallen, Fabriken und Lagerhäuser alle eine Dämmung, und Kingspan bietet fortschrittliche Dämmplatten an, von denen einige mit integrierten Solarzellen ausgestattet sind.“
Frontier Markets im Aufschwung
Stark aufstrebende Märkte locken derzeit mit reichlich Chancen.
Raja Korinek. Es sind Märkte voller Chancen, wenngleich dafür auch die Risiken höher sind: Die Rede ist von den Frontier Markets. Dabei handelt es sich um aufstrebende Länder, die jedoch noch nicht den Status eines Schwellenlandes erreicht haben, etwa weil deren Kapitalmärkte noch nicht liquide genug sind. Allein der MSCI-Frontier-Markets-Index umfasst aktuell 211 Länder weltweit.
Die Wachstumsaussichten sind intakt und liegen weit über jenen der Industrienationen. Laut dem Internationalen Währungsfonds dürfte heuer beispielsweise das Wirtschaftswachstum in Kasachstan bei 3,1 %, in Ägypten (Bild: Kairo) leicht darunter liegen, während die Konjunktur in Saudi-Arabien um 2,7 % zulegen dürfte.
Anleger sollten in den Regionen aber sehr selektiv vorgehen. Dies tun etwa der leitende Portfoliomanager Stefan Böttcher sowie Portfoliomanager Julius Böttcher – beide für Frontier und Emerging Markets bei Fiera Capital -, im Magna New Frontiers Fund (ISIN: IE00B68FF474). Der Fonds erzielte allein im vergangenen Jahr eine Wertentwicklung von mehr als 25 %, während der MSCI Frontier Markets Index um rund 8 % zulegte. Freilich, die Vergangenheit ist kein Garant für die künftige Wertentwicklung.
Von Autovermietern bis Banken
Das Familienduo ist laufend auf der Suche nach neuen Entwicklungen. Regional sind derzeit Vietnam, Saudi-Arabien und Griechenland am höchsten im Fonds gewichtet. So zählt der Autovermieter Lumi Rental (SA15 SH122J13), der in Riad an der Börse notiert ist, zu den Investments. Eben dort dürfte dem Portfoliomanager zufolge noch in diesem Jahr auch die Metallschmiede Aluminium Bahrain (BH00060 00044) ein Zweitlisting erhalten. „Damit würde die Liquidität und in Folge auch das Interesse an der Aktie steigen.“
In Griechenland ist der Fonds etwa in Alpha Bank sowie Piraeus Financial Holdings (GRS014003032) investiert. Dabei könnte Griechenlands Rettungsfonds bis März Anteile an letzterem Institut aus seinem Bestand privatisieren. „Meist belastet solch ein Schub an weiteren Aktien entsprechend den Börsenkurs. Doch diesmal könnte es anderes sein“, ist Portfoliomanager Böttcher überzeugt und begründet seine Zuversicht mit der aktuell günstigen Bewertung der Aktie, ein Umstand, den ihm zufolge auch der Markt erkennen dürfte. Auch am Börsengang des Athener Flughafens, dem Athens International Airport (GRS536003007), habe man sich beteiligt.
Uran boomt
Ein weiteres Thema, auf das der Fonds einen Fokus legt, ist die Atomkraft. Sie scheint angesichts der Abkehr von fossilen Energieträgern in immer mehr Ländern rund um den Globus eine Renaissance zu erfahren. Frankreich gab etwa zu Jahresbeginn 2024 bekannt, den Ausbau seiner Atomkraft beschleunigen zu wollen. In Großbritannien hegt man ebenfalls große Pläne mit der Atomkraft. Sie soll in spätestens einem Vierteljahrhundert gut ein Viertel des Stromverbrauchs dort abdecken.
Die steigende Nachfrage hat freilich auch den Preis für Uran kräftig angetrieben. Im April 2023 wurde dabei erstmals die Marke von 50 USD je Pfund übersprungen. Zuletzt erreichte die Notierung rund 106 USD je Pfund. Von der Entwicklung profitiert beispielsweise Yellow Cake (JE00BF50RG45). Das Unternehmen kauft Uran von Kazatomprom (US63253R2013) – dem weltweit größten Uranförderer – und verkauft es weiter. Auch diese Titel sind Teil des Fonds.
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Die wahren Profiteure des E-Auto-Booms
Die E-Auto-Wertschöpfungskette bringt an der Börse zahlreiche Gewinner hervor.
Michael Kordovsky. Hohe Investitionssummen sind erforderlich, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Dabei entstehen völlig neue Infrastrukturen und Wertschöpfungsketten, insbesondere im Automobilbereich, wo sich immer mehr eine Aufteilung auf Pkw mit batteriebetriebenem Elektromotor und Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb abzeichnet. Laut den Experten von BloombergNEF sollte weltweit die Elektro-Fahrzeugflotte von Ende 2022 bis 2026 von 27 auf mehr als 100 Millionen E-Pkw wachsen. 2040 sollten es bereits 700 Millionen sein.
Was dabei entsteht, sind völlig neue Wertschöpfungsketten. Am nächsten beim Verbraucher und Endabnehmer sind die Automobilhersteller, die derzeit vor allem im Bereich der E-Pkw im bedeutenden chinesischen Markt regelrechte Preiskämpfe ausfechten. Medienberichten zufolge senkte beispielweise Tesla von Dezember 2022 bis Dezember 2023 vor Ort die Preise für Model 3 und Y um je 6 bzw. 11 %, während BYD über das Jahr 2023 hinweg die Preise einiger Kassenschlager sogar um 10 bis 17 % reduzierte. Das kurbelt den mengenmäßigen Absatz an. Während infolge des intensiven Wettbewerbs noch nicht klar ist, wer langfristig als Sieger hervorgeht, zeichnen sich auf der Zulieferseite der Wertschöpfungskette bereits eine Reihe von Gewinner ab.
Gewinner der Wertschöpfungskette
Es sind innovative etablierte Batteriehersteller wie Panasonic (ISIN: JP3866800000), langjähriger Batteriezellenlieferant für Tesla mit Werken in Japan, China und den USA. Bekannt ist das Unternehmen für die Gigafactory-Kooperation mit Tesla in Nevada, wo Batterien für Tesla Model 3 und Y produziert werden. Die Aktie ist auf Basis eines Kurses von 8,71 Euro mit einem für 2024/25 (das Geschäftsjahr endet per 31.3.) erwarteten KGV von 8,8 günstig bewertet. Der weltweit größte Hersteller von E-Auto-Batterien ist allerdings das chinesische Unternehmen Contemporary Amperex Technology (CATL) mit der ISIN CNE100003662, das am 17. Jänner mit dem chinesischen E-Auto-Hersteller Nio eine Entwicklungskooperation vereinbarte. Allerdings notiert die Aktie des Unternehmens nur in China. Laut Analystenkonsens sollte der freie Cashflow von 2023 bis 2025 um rund 123 % steigen und die für 2024 und 2025 erwarteten KGVs sollten lediglich bei je 13,6 bzw. 11,1 liegen.
Auch in Deutschland notiert die Aktie der koreanischen Samsung SDI (US7960542030), ein Komplettanbieter für Speicherzellen, Batteriemodule und Batteriesysteme für reine E-Fahrzeuge sowie für Hybrid- und Plug-In-Hybridfahrzeuge. Das Batterie-Geschäftsfeld des Unternehmens konnte 2023 den Umsatz und das Betriebsergebnis um je 40 bzw. 93 % steigern, während der Konzernumsatz um 12,8 % wuchs. Der Wachstumskurs der vergangenen Jahre sollte sich weiter fortsetzen und das von Analysten für 2025 erwartete KGV liegt bei 10,3.
Ein E-Auto hat im Vergleich zu Verbrennern doppelt so viel an Elektronik und Halbleiter eingebaut, wovon beispiels-weise Infineon (DE0006231004) profitiert, deren Wachstumstreiber Bauteile sind, die den Energiefluss steuern. Bei Infineon rechnen laut Analystenkonsens von 2024 bis 2027 mit einem Wachstum des Ergebnis pro Aktie von 2,11 auf 3,06 Euro. Das für 2024 geschätzte KGV liegt auf Basis eines Kurses von 33,64 Euro bei günstigen 12,8. Ein E-Auto benötigt aber auch Elektromotoren, und hier kommt als Zulieferer der japanische Elektromotorenhersteller Nidec (JP3734800000) ins Spiel. Analysten trauen dem Unternehmen von 2024 bis 2028 ein Gewinnwachstum pro Aktie von 15,5 % p.a. zu.
Rohstoffe
Als Basis der Wertschöpfungskette werden immer mehr Rohstoffe für Batterien und Elektronik wie Lithium, Nickel und Kupfer benötigt. Im Rohstoff-Bereich wäre somit die Minengesellschaft Vale (Nickel, Eisenerz; ISIN: BRVALEACNOR0) interessant, aber auch die im Kupfer-Bergbau tätige Freeport McMoRan (US35671D8570), deren Gewinne pro Aktie in den vergangenen vier Quartalen kontinuierlich und im Schnitt knapp 22 % über den Analystenschätzungen lag. Im Lithium-Bereich sollte auch ein Blick auf die chinesische Gangfeng Lithium (CNE1000031W9) und Albemarle (US0126531013) geworfen werden. Der Gewinnverlauf dieser Gesellschaften ist aber stark vom Lithiumpreis abhängig.
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Kosten von Anlageprodukten sinken
EU-Aufsichtsbehörde nimmt Anlageprodukte für Kleinanleger unter die Lupe.
Andreas Dolezal. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA macht in ihrem Marktbericht die Kosten und Wertentwicklung von Anlageprodukten für Kleinanleger zum Thema. Die Behörde stellt fest, dass die durchschnittlichen Kosten für Investitionen in die wichtigsten EU-Retail-Finanzprodukte bis Ende 2022 – einem Jahr, das durch hohe Inflation und gedämpfte Renditen gekennzeichnet war – gesunken sind. Gleichzeitig stellt sie jedoch fest, dass die Kosten in den EU-Mitgliedstaaten uneinheitlich sind. „Kosten und Wertentwicklung sind entscheidende Faktoren dafür, ob Kleinanleger von ihren Anlagen profitieren, und obwohl es zu begrüßen ist, dass die den Anlegern entstehenden Kosten langsam zurückgehen, müssen Kleinanleger bei ihren Anlageentscheidungen die Kosten immer noch sorgfältig berücksichtigen“, sagt Verena Ross, ESMA-Vorsitzende, zu den Ergebnissen.
Kosten sind rückläufig
Klassische Publikumsfonds (UCITS-Fonds) sind der größte Sektor für Kleinanleger in der EU. Die ESMA-Stichprobe umfasst Vermögenswerte im Wert von rund 8,4 Milliarden Euro, von denen Kleinanleger im Jahr 2022 rund 5,5 Milliarden Euro hielten. Die Fondskosten, einschließlich laufender und einmaliger Gebühren, gingen weiter zurück und bestätigten damit die Trends aus früheren Jahren. Kostenunterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten blieben weiterhin bestehen.
Obwohl die Kosten für aktiv gemanagte Aktienfonds sanken, blieb diese Fondskategorie – wenig überraschend – teurer als passive Fonds und ETFs, sodass ihre Nettoperformance im Vergleich durchschnittlich niedriger war. Für eine Anlage in Publikumsfonds in Höhe von 10.000 Euro über zehn Jahre zahlten Anleger rund 2.000 Euro an Kosten. Die erzielten Renditen führten nach diesem Zeitraum zu einem Nettowert von 14.850 Euro und zu einem realen Nettowert von 13.500 Euro, wenn die Inflation berücksichtigt wird.
Nicht-ESG-Produkte kurz im Hintertreffen
Fonds mit ESG-Fokus schnitten im Jahr 2022 im Durchschnitt schlechter ab als ihre nicht-ESG-konformen Pendants. Als wahrscheinlichen Grund dafür erkennt die ESMA die Folgen der Energiekrise und der damit verbundenen steigenden Energiepreise. Dennoch übertrafen die ESG-Fonds ihre Nicht-ESG-Äquivalente über den dreijährigen Anlagehorizont. Im Jahr 2022 waren die laufenden Kosten der ESG-Fonds niedriger oder ähnlich hoch wie die der Nicht-ESG-Äquivalente.
Aus der Kategorie Alternative Investmentfonds waren Immobilienfonds die einzigen, die im vorvergangenen Jahr 2022 positive Brutto- und Nettorenditen erzielten. Allerdings, so die ESMA, stehen die Immobilienmärkte seit 2022 vor erheblichen Herausforderungen, was sich angesichts des weiteren Anstiegs der Zinssätze im Jahr 2023 wahrscheinlich auf die künftige Performance von Immobilienfonds auswirken wird.
Klare und umfassende Informationen über Anlageprodukte für Kleinanleger könnten den Anlegern helfen, die bisherige Leistung und die Kosten der in der EU angebotenen Produkte zu beurteilen und die Teilnahme von Privatanlegern an den Kapitalmärkten zu fördern.
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„Die wahren Klimaschutz-Profiteure sind nicht die Wind- und Solarbranche – sondern der Bausektor und Green IT“
Eine Einschätzung von Stephan Wittwer, Leiter Investment-Spezialisten, bei der LBBW Asset Management.
(06.02.) Viele Anleger, die vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren wollen, fokussieren sich auf die Wind- und Solarbranche. Doch den Fokus zu erweitern, kann sich lohnen. Zu den wahren Profiteuren in puncto Klimaschutz gehören zwei andere Branchen: die Sektoren Energetisches Bauen beziehungsweise Sanieren und Green IT. Zu dieser Einschätzung kommt Stephan Wittwer, Leiter Investment-Spezialisten bei der LBBW Asset Management.
„Schauen wir uns den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch in Deutschland und Europa an, dann sehen wir, dass es noch viel Potenzial für Hersteller von Wind- und Solarkraftanlagen gibt“, sagt Wittwer. So betrage der Anteil in Deutschland nur 19 Prozent, in Europa immerhin 22 Prozent. Zum Vergleich: die EU-Staaten Lettland und Finnland liegen bei 42 beziehungsweise 43 Prozent, Schweden sogar bei 63 Prozent. „Sogar die USA liegen mit 22 Prozent vor Deutschland.“
Boom bei Erneuerbaren Energien sorgt für starken Wettbewerb – und Pleiten
„Die entscheidende Frage ist aber, was von dem entsprechenden Boom bei den Unternehmen ankommt“, betont Wittwer. Die hohe Nachfrage nach Wind- und Solarkraftanlagen habe zwar zu hohen Wachstumsraten, aber gleichzeitig auch zu einem intensiven Wettbewerb mit schwachen Margen und Erträgen sowie einigen Firmenpleiten geführt. In Deutschland habe beispielsweise Ende des vergangenen Jahres die Firma Eickhoff, die Getriebe für Windräder herstellt, berichtet, den Betrieb im April einzustellen. Auch der Wind-Getriebehersteller Zimm in Ohorn habe bereits einen ähnlichen Schritt angekündigt. Zuvor musste bereits der Dresdner Windkraftanlagenhersteller Iqron Insolvenz anmelden, wie auch das Werk für Windkraftgeneratoren der Firma Partzsch in Döbeln. „Es scheint, als geht den Herstellern von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus“, so Wittwer.
Anstatt also primär in Aktien von Wind- und Solarunternehmen zu investieren, hält es der Experte für interessant, andere Profiteure des Klimawandels ins Auge zu fassen – insbesondere den Sektor Energetisches Bauen und Sanieren. Zwischen 2011 und 2022 seien die Investitionen in energetische Sanierungen um fast 40 Prozent auf 67 Milliarden Euro gestiegen. „Zwar war die Entwicklung 2023 etwas rückläufig, doch unserer Meinung nach sind wir hier noch lange nicht am Ende der Entwicklung“, resümiert Wittwer
Markt für Green IT könnte sich bis 2029 verdoppeln
Auch im Bereich Green IT sieht Wittwer starke Wachstumschancen: „Wenn wir es mit dem Klimawandel ernst meinen, rückt die IT auf kurz oder lang in den Fokus.“ So liege der Energieverbrauch von Rechen- und Datenzentren auf einer Höhe mit dem gesamten Energieverbrauch Deutschlands inklusive aller Privathaushalte, der Industrie sowie öffentlichen Einrichtungen. Während das Marktvolumen für Green IT in diesem Jahr noch bei etwa 24 Milliarden US-Dollar liegt, könnte diese Zahl bis 2029 auf knapp 50 Milliarden anwachsen.
Rendite mit Gesundheit
Alternde Bevölkerung, zunehmende Fettleibigkeit: in neue Ansätze investieren.
Raja Korinek. Im vorigen Jahr wurde einmal mehr ein Rekord aufgestellt: Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung ist die Zahl der Menschen global auf 8,07 Milliarden angestiegen. Vor allem in vielen Schwellenländern wächst die Bevölkerung. Doch es gibt noch einen weiteren Trend. „Die Bevölkerung altert in vielen Regionen“, konstatiert Cyrill Zimmermann, Head Healthcare Funds & Mandates von Bellevue Asset Management. Dies trifft laut dem „World Population Prospects 2022“-Bericht der Vereinten Nationen vor allem auf den europäischen Kontinent zu. Doch auch in Japan ist diese Entwicklung dem Bericht zufolge stark ausgeprägt.
Gesundheitssystem wird gefordert
Dies stelle das globale Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, betont Zimmermann. Damit steigen der Pflegebedarf sowie die Zahl etwa der Alzheimer- und Krebspatienten. „Für Unternehmen aus der Pharma- und Biotechbranche ergeben sich hingegen Chancen.“ Solche sieht der Branchenexperte etwa bei der japanischen Eisai (ISIN: JP3160400002). Vor rund einem Jahr erteilte die US-Arzneibehörde FDA eine beschleunigte Zulassung für ein Alzheimermedikament, das Eisei gemeinsam mit dem US-Biotechkonzern Biogen Idec (US09062X1037) entwickelt hat.
Doch auch ein weiterer Trend ist auf dem Vormarsch: die Fettleibigkeit. Weltweit tendieren immer mehr Menschen zu ungesunder Nahrung – und bewegen sich weniger. Die Folgen sind sichtbar: Global gibt es 500 Millionen Diabetiker. „Und das nicht nur in den Industrienationen, sondern zunehmend auch in vielen Schwellenländern“, so Zimmermann. Auch hier hat die Medizin große Fortschritte vorzuweisen.
Sowohl Eli Lilly (US5324571083) aus den USA als auch Novo Nordisk (DK0062498333) aus Dänemark sorgen mit ihren Diabetes-Arzneimitteln seit Monaten für reichlich Schlagzeilen, zumal der Gewichtsverlust ein Nebeneffekt ist. Somit werden die Medikamente auch von Menschen gekauft, die lediglich abnehmen wollen. Das Geschäft läuft, wie jüngste Zahlen von Novo Nordisk verdeutlichen. 2023 steigerte der Konzern den Umsatz mit Medikamenten gegen Diabetes und Fettleibigkeit (mit Ozempic und Wegovy) um 42 % auf knapp mehr als 19 Milliarden Euro. Der Nettogewinn schnellte auf 11,27 Milliarden Euro hinauf.
Die moderne Technologie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, etwa mittels Einsatzes der Künstlichen Intelligenz (KI). So können große Mengen an Daten ausgewertet und Diagnosen wesentlich präziser erstellt werden. Doch es gibt noch weitere Anwendungen: Zimmermann verweist auf den US-Biotech-Titel Amgen: Dieser produziert und vertreibt biopharmazeutische Produkte, die anhand von DNA-Technologien hergestellt werden. Amgen (US0311621009) arbeitet derzeit an einer „Generativen KI-Plattform“, die mittels Supercomputer das Verhalten von Molekülen auf atomarer Ebene simulieren soll.
Unterschiedliche Strategien
Chancen für Anleger gibt es zahlreiche. Ein breit gestreutes Investment bietet der „Bellevue Healthcare Strategy Fund“ (LU1477743386). Darin sind globale Unternehmen aus der Pharma- und Biotechbranche bis hin zu den Bereichen Medtech und Gesundheitsdienstleister vertreten. Weitaus fokussierter ist der „Bellevue Obesity Solutions“ (LU0415392249), der den Kampf gegen Fettleibigkeit und Diabetes im Fokus hat.
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Was tun, wenn es turbulent wird?
Manch Marktbeobachter rechnet mit zunehmenden Schwankungen.
Raja Korinek. Das abgelaufene Börsenjahr 2023 verlief für Anleger durchaus erfreulich. Allein die US-Technologiebörse Nasdaq legte rund 50 % zu, wobei die Künstliche Intelligenz (KI) Zugpferd der Entwicklung war. Auch in Europa gab es im Großen und Ganzen ansehnliche Kurszuwächse.
An der Zuversicht hat sich dabei auch im neuen Jahr nichts geändert, zumindest bislang. „Marktteilnehmer sind außerordentlich positiv gestimmt“, konstatiert Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management. Er meint, neben mehreren Zinssenkungen der US-Notenbank werde ein weiterer rascher Rückgang der Inflation sowie ein „Soft-Landing“ der Konjunktur erwartet. „Bemerkenswert ist, dass dieser positive Trend nicht nur auf die USA beschränkt ist, sondern weltweit zu beobachten ist, mit Ausnahme Chinas.“
Vorsicht vor zu viel Euphorie
Doch manch Marktbeobachter mahnt inzwischen auch zu mehr Vorsicht. „Neben einer sich weiter abkühlenden Weltkonjunktur wird 2024 aufgrund der zunehmenden geld- und geopolitischen Unsicherheiten zu einer höheren Volatilität an den Märkten führen“, betont Kent Hargis, Portfolio Manager bei AllianceBernstein. Tatsächlich verschlechtert sich die Lage im Nahen Osten zunehmend. Der Konflikt etwa zwischen dem Iran und den USA droht zu eskalieren.
Sollte zudem auch noch der Suez-Kanal für längere Zeit nicht mehr passierbar sein, würde solch ein Umstand die globale Konjunktur sowie die Inflationsentwicklung negativ beeinflussen. Denn immer mehr Transportschiffe nehmen den teureren Weg rund um das südliche Afrika, um nicht von Huthi-Rebellen angegriffen zu werden.
Wann kommen die Zinssenkungen?
Hinzu kommt, dass die Fed sowie die EZB erste Zinssenkungen wo-möglich erst später im laufenden Jahr vornehmen dürften, als noch vor wenigen Monaten erwartet war. Sollte die Inflation aufgrund der geopolitischen Konflikte wieder stärker steigen, könnten die Währungshüter in eine Zwickmühle geraten. Sehen sie deshalb nämlich länger von einer Lockerung ab, würde solch ein Umstand die Konjunktur weiter belasten.
Ein zusätzliches Warnsignal für die Konjunktur und damit auch die Aktienmärkte liefere Thoma zufolge die sogenannte „Dow-Theorie“ wie er sagt. So hat der Dow Jones Industrial Index vor kurzem ein neues Allzeithoch erreicht, das aber vom Dow Jones Transportation Index, der einen Frühindikator für die Konjunktur darstellt, nicht bestätigt wurde.
Auf die Marktschwankung setzen
Sollten die Marktschwankungen tatsächlich zunehmen, würden auch die Volatilitätsindizes nach oben schnellen. Ein solches Barometer ist beispielsweise der VSTOXX. Dieser misst die vom Markt erwartete Schwankungsbreite des Euro-Stoxx-50-Index auf die jeweils kommenden 30 Tage.
Dabei notiert der VSTOXX derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau von rund 14 Punkten. Zum Vergleich: Nach Ausbruch der Corona-Pandemie, als die Märkte im Frühjahr 2020 abstürzten, schnellte der Index auf knapp über 85,6 Punkte. Anleger, die auf einen erneuten Anstieg setzen wollen, können dies etwa mit dem Indexzertifikat der Société Générale (ISIN: DE000SH755J2) tun.
Gehebelte Chancen – mit mehr Risiko
Eine gehebelte Investmentmöglichkeit bietet das Turbo-Long-Zertifikat der BNP Paribas (DE000PC2UL99). Hier liegt der aktuelle Hebel bei 2,53 (per 1.2.). Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschreitet der Basiswert jedoch die Marke von 9,3814 Punkte, verfällt das Produkt.
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Vorsichtiger Optimismus für globale Konjunktur
Aktuelle Daten in den USA, Europa und China machen etwas Hoffnung im grauen Umfeld.
Michael Kordovsky. Während die jüngste EZB-Entscheidung an den Märkten ein Non-Event war und die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell nach der Zinsentscheidung am 31. Jänner leicht enttäuschten, stellen sich viele Marktteilnehmer jetzt die entscheidende Frage: „Wie sieht es aktuell konjunkturell in den USA, Europa und China aus?“ Wir geben ein Update.
USA: Optimismus in der verarbeitenden Industrie
Getragen von Staatsausgaben und guten Dienstleistungsexporten ins Ausland beschleunigte sich das US-Wirtschaftswachstum von 2022 auf 2023 von 1,9 auf 2,5 %. Seit dem zweiten Quartal 2023 setzte eine Wachstumsbeschleunigung von 2,4 auf 2,9 % im dritten und 3,1 % im vierten Quartal ein. Träger waren im dritten und vierten Quartal die Staatsausgaben mit Zuwächsen von jeweils 4,8 bzw. 4,3 %. Auch die privaten Investitionen jenseits des Wohnbaus zeigten Stärke. Darüber hinaus ist laut Umfragedaten im Rahmen des „S&P Global US-Manufacturing PMI“ die Stimmung der Warenhersteller in den USA im Jänner so positiv wie seit 21 Monaten nicht mehr. Der „S&P Global US-Manufacturing PMI“ ist im April wieder im Expansionsbereich und übertraf die Schnellschätzung sogar um 0,4 Punkte. Die Neuaufträge wachsen wieder, und immer mehr verarbeitende Unternehmen stocken ihre Lagerbestände wieder auf. Im Verlauf des Jahres 2024 bleibt abzuwarten, wie sich die Staatsausgaben entwickeln werden und wie schnell die Fiskalimpulse aus dem Vorjahr abklingen.
Binnenkonsum stützt Chinas Wirtschaft
In China hat die Exportwirtschaft bereits im Dezember mit 2,3 % Steigerung deutlich positive Impulse geliefert. 2023 wuchs die Wirtschaft um 5,2 %. Das verarbeitende Gewerbe und Infrastruktureinrichtungen signalisierten zuletzt ein minimales Wachstum, während der Binnenkonsum vom Fahrzeugverkauf und vom Einzelhandel beflügelt werden. Im Jahr 2023 wuchs in China der Pkw-Absatz um 10,6 % auf 26,06 Millionen Einheiten und bei Nutzfahrzeugen lag der Zuwachs sogar bei 22,1 %. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze lag im Jahr 2023 bei 7,2 % und der private Konsum machte 82,5 % des Wirtschaftswachstums aus – verglichen mit 39,4 % im Vorjahr. Im Dezember 2023 beschleunigte sich der Zuwachs im Einzelhandel sogar auf 7,4 %. Was allerdings bremst, ist der schwache Immobilienmarkt, weshalb ein Konjunkturprogramm der Regierung in Peking nicht auszuschließen ist. Letzteres wäre ein globaler „Konjunkturjoker“.
Stabilisierung in Europa
In Europa sieht es nach Stabilisierung auf Nullwachstumsniveau aus – so die Daten der am 30. Jänner von Eurostat veröffentlichten BIP-Schnellschätzung für das vierte Quartal 2023. Betrachtet man das BIP-Wachstum des Euroraums, war es ein Treten am Stand mit je 0,1 % Plus in den beiden ersten Quartalen und je -0,1 % und 0,0 % im dritten und vierten Quartal 2023. Verfolgt man den Wachstumstrend gegenüber dem Vorjahresquartal, dann kühlte sich das BIP-Wachstum von 1,3 % im ersten auf 0,6 % im zweiten Quartal ab, gefolgt von einem Nullwachstum im dritten und einem marginalen Plus von 0,1 % im vierten Quartal 2023.
In der EU lag nach einem Nullwachstum im Vorquartal das BIP-Wachstum (auf Jahresbasis) im vierten Quartal 2023 bei 0,2 %. Schätzt man auf Basis vorhandener saison- und kalenderbereinigter Quartalsdaten die Jahreswachstumsrate für 2023, so lag diese sowohl in der EU als auch im Euroraum bei 0,5 %. Unter den Mitgliedstaaten, für die Daten für das vierte Quartal 2023 vorliegen, verzeichneten Portugal und Spanien mit je 2,2 bzw. 2 % den höchsten Anstieg. Eine schrumpfende Wirtschaftsleistung mussten hingegen die Länder Irland (-4,8 %!), Österreich (-1,3 %), Tschechien, Deutschland und Lettland (je -0,2 %) ausweisen.
Ein Blick auf den am 1. Februar 2024 veröffentlichten „HCOB Eurozone Manufacturing PMI“ von S&P Global zeigt bereits ein Nachlassen der Abwärtsdynamik im verarbeitenden Gewerbe. Vor allem der Subindex für Auftragseingänge hat sich spürbar verbessert: ein Lichtblick. Und die EZB vermerkte in ihrem geldpolitischen Statement vom 25. Jänner 2024: „Die eingehenden Daten signalisieren kurzfristig weitere Schwäche. Doch einige vorauseilende Umfrage-Indikatoren deuten auf eine Belebung des Wachstums in der Zukunft hin.“
Fazit: Es mehren sich die konjunkturellen Lichtblicke.
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Gesundheitssektor im Fokus der Investoren
Ein Marktkommentar der Steiermärkischen Sparkasse Private Banking.
(26.01.) Der globale Gesundheitssektor befindet sich in einer Phase großer Veränderungen. Demografie, technischer Fortschritt und steigende Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen haben weltweit das Interesse von Investoren geweckt. So hat zum Beispiel der NASDAQ Biotechnology Index (NBI), der Wertpapiere aus der Biotechnologie- und der Pharmaindustrie abbildet, das Jahr mit einer leichten Outperformance begonnen. Mehrere Trends wie Innovationen, Einsatz Künstlicher Intelligenz, Nachhaltigkeit, Integration der Sozialfürsorge, Kostenmanagement und Anpassung der Arbeitskräfte prägen das aktuelle und künftige Umfeld für den Gesundheitssektor, schreiben die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking im jüngsten Marktkommentar.
Steigende Lebenserwartung
Die Bevölkerung in den Industrieländern wird immer älter. Somit wächst auch die Zahl derjenigen, die an altersbedingten Krankheiten wie Demenz und Krebs leiden, rasant. Hinzu kommt, dass die Forschung laufend Durchbrüche erzielt, die die Lebenserwartung- und -qualität nochmals steigern können, zum Beispiel beim Kampf gegen Adipositas (chronisches, starkes Übergewicht) oder bei der Alzheimer-Therapie. So sehr eine älter werdende Bevölkerung wünschenswert ist, so sehr steigen die Anforderungen an die Gesundheitssysteme. Organisationen des Gesundheitswesens auf der ganzen Welt beginnen mit der Implementierung innovativer Technologien wie virtuelle Stationen und KI-gestützte Diagnosetools, um die Kosten für die altersbedingte Versorgung zu senken. Anbieter investieren auch in Technologie, um Diagnosen zu beschleunigen und die Behandlungskosten für chronische Krankheiten zu senken.
KI wird Wettbewerbsfaktor
Der tiefgreifende Wandel im Gesundheitssektor ist auch und unter anderem eine Nachwirkung der COVID-Pandemie, die unter dem Eindruck von Fachkräftemangel und Überlastung der Gesundheitssysteme manche Entwicklungen zwangsläufig – etwa im Bereich der Telemedizin – beschleunigt hat. Künstliche Intelligenz (KI) hat sich aber auch längst bei vielen klinischen Diagnosen und Ergebnissen etabliert und wird ständig weiterentwickelt. KI-Tools spielen eine entscheidende Rolle bei der Rationalisierung von Prozessen, nicht nur bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten, sondern auch in der Verwaltung und bei Lieferketten. Vorausschauende KI könnte sogar das Patientenaufkommen prognostizieren und Krankenhäusern helfen, Personal und Ressourcen anzupassen. KI hat das Potenzial, sich zu einem Wettbewerbsfaktor im Gesundheitswesen zu entwickeln.
Fachkräftemangel und KI
Beim gravierenden Mangel an Arbeitskräften geht eine Schere auf: Einerseits ist das Umfeld für medizinisches Personal durch ungünstige Faktoren gekennzeichnet: Burnout, begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten, demografische Veränderungen und Abwanderung durch Migration führen zu Engpässen. Andererseits steigt laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte die Nachfrage nach Arbeitskräften im Gesundheitswesen in den nächsten zehn Jahren um 29 %. Eine Hoffnung bei der Bewältigung dieser kritischen Herausforderung ruht auf der KI, die gemeinsam mit anderen Technologien das Potenzial haben, Patienteninteraktionen zu personalisieren, Verwaltungs- und Pflegeprozesse zu rationalisieren und Kliniken zu entlasten, damit sie sich auf komplexe Verfahren konzentrieren können. Nachhaltige Investitionen in Technologie sind entscheidend, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen und die Gesundheitsversorgung zu verändern.
Steigende Kosten
Während die Personalkosten ein wesentlicher Treiber für expandierende Gesundheitskosten sind, tragen auch andere Faktoren dazu bei. Steigende Kosten im Gesundheitswesen entstehen generell auch beim Betrieb von Pflegeeinrichtungen. Damit Qualität, Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit erhalten bleiben, bieten technologiegestützte Modelle gute Lösungen für eine effizientere und kostengünstigere Versorgung. Dazu gehören der Einsatz von Telemedizin, Fernüberwachung und künstlicher Intelligenz, um die Ressourcenzuweisung zu optimieren, Prozesse zu rationalisieren und die Patientenversorgung zu personalisieren. Nicht zuletzt werden die Gesundheitssysteme auch an Gerechtigkeit gemessen werden. Rationalisierungen durch Technologie sollten helfen, die berüchtigte 2-Klassen-Medizin zu vermeiden.
Sozialfürsorge und Nachhaltigkeit
Das Thema soziale Gerechtigkeit geht aber noch weiter: Das traditionelle Gesundheitsmodell, das sich auf die Behandlung von Krankheiten nach ihrem Auftreten konzentriert, verlagert sich hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der sich mit Prävention und den sozialen Determinanten von Gesundheit befasst. Dieses integrierte Modell umfasst Sozial- und Gesundheitsdienste, um Krankheiten vorzubeugen, das Wohlbefinden zu fördern sowie die Bedürfnisse unterversorgter Gemeinschaften zu erfassen.
Auch Nachhaltigkeit rückt in den Mittelpunkt. Der Gesundheitssektor muss sich anpassen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Patientenversorgung und die Gesundheitsversorgung abzumildern. Organisationen im Gesundheitswesen werden schrittweise Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen müssen, um ihre Umweltbelastung zu verringern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu verbessern.
Europas Musterschüler
Die Märkte Nordeuropas bestechen durch Innovation und Offenheit.
Christian Sec. Egal ob Innovation, Bildung, Transparenz oder Staatshaushalt: die nordischen Länder sind wahre Musterschüler. Im „Global Innovation Index“ belegen z. B. Schweden Platz zwei und Finnland Platz sechs. Noch besser sieht es im Bereich Bildung aus, wo Dänemark und Finnland laut dem „Global Citizenship for Human Rights Report“ die ersten beiden Plätze belegen. Das hohe Innovationspotenzial zeigt sich daran, dass der Norden regelmäßig Start-ups auf den Markt bringt, die durch das Umfeld sehr gute Entwicklungschancen haben, wie der Head of Sales für Zentraleuropa von Nordea, Johannes Rogy, auf Anfrage von Börsen-Kurier erklärt. Skype, Spotify oder Klarna profitierten dabei auch von einem dichten Netz an Private Equity bzw. Venture Capital und Inkubatoren in den Start-up-Hubs Stockholm oder Helsinki.
Globale Ausrichtung
Auch der MSCI Nordic Countries, der 83 Werte aus den Ländern Dänemark (ca. 41 %), Schweden (38 %), Finnland (13 %) und Norwegen (8 %), erfasst, ist im Vergleich zum MSCI Europe ein Musterschüler. Die annualisierte Rendite des MSCI Nordic Countries liegt bei 6,26 % in den vergangenen zehn Jahren, die des MSCI Europe nur bei 4,74 %. Die großen skandinavischen Unternehmen, wie der Pharmariese Novo Nordisk oder die Container-Reederei Moeller Maersk, haben größtenteils eine globale Ausrichtung, im Unterschied zu österreichischen Firmen, die primär auf Zentral- und Osteuropa konzentriert sind, analysiert Rogy. „Die Kombination von globalen Brands und vielen kleinen hoch-innovativen Firmen ergeben ein sehr dynamisches Wirtschaftsleben“, so Rogy. Die hohe Exportorientierung schlägt sich auch in einer starken Leistungsbilanz nieder. In Dänemark liegt das Leistungsbilanzsaldo bei über 11 % des BIP, in Schweden bei rund 5 %. „Aufgrund der hohen Exportquoten der nordischen Unternehmen liegt der Fokus der Analysten auf den Exportmärkten in Nordamerika und Asien und folglich auch auf den Wachstumsraten in diesen Märkten“, wie Rogy erklärt. In Finnland, Schweden und Dänemark liegt der Anteil der Ausfuhren in die EU mit jeweils knapp über 50 % deutlich unter dem von Österreich, wo rund 70 % aller Exporte in die EU gehen.
Trotz der überschaubaren Größe der Kapitalmärkte im hohen Norden zeigt der MSCI Nordic Countries nur eine geringfügig höhere Volatilität im Vergleich zum MSCI Europe und damit insgesamt ein besseres Rendite-Risiko-Profil in den letzten zehn Jahren. Dazu trägt auch die Branchenvielfalt bei, die die nordischen Märkte sehr widerstandsfähig macht, wie Öyvind Fjell, Fondsmanager bei DNB, in einem Interview mit Das Investment meint.
Risiko der Deglobalisierung
Aber es sind trotzdem einige Risiken für Anleger, die in den hohen Norden investieren wollen, zu beachten. Die Abhängigkeiten von Lieferketten und Handelshemmnissen und der Trend zur Deglobalisierung trifft die Exportmärkte des Nordens stärker als die Märkte Westeuropas. Auch stellen die Rohstoffpreise ein Risiko dar, insbesondere in Norwegen mit den enormen Öl- und Gasvorkommen. Und dann wäre noch das Währungs-Exposure mit der Norwegischen- und der Schweden-Krone zu beachten. Neben einem ETF-Investment gibt es eine Reihe von Möglichkeiten mit aktiv gemanagten Fonds, in diese Region zu investieren. So wäre ein Fonds in Small Caps, wie der „Nordea Nordic Equity Small Fund“ (ISIN: LU0278527428), eine Möglichkeit, in die Innovationskraft kleinerer bzw. jüngerer Unternehmen in Skandinavien zu investieren. Über die vergangenen fünf Jahre konnte der Fonds immerhin eine Performance von rund 83 % erzielen.
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Künstliche Intelligenz als Zugpferd
Auch 2024 räumen Fondsexperten dem Sektor Chancen ein, mahnen aber vor Marktturbulenzen.
Raja Korinek. Das abgelaufene Jahr sorgte durchaus für Überraschungen. So legten zahlreiche Börsenbarometer kräftig zu. Die Inflation hatte sich verlangsamt, allein da die Energiekosten gesunken waren. Damit stieg auch die Hoffnung auf Zinssenkungen im neuen Börsenjahr.
Dass sie womöglich weniger kräftiger ausfallen könnten, als noch zuvor prognostiziert, liegt an den relativ robusten Wirtschaftsdaten. In den USA etwa stiegen die Einzelhandelsumsätze für den Monat Dezember um 0,6 % im Jahresvergleich, damit stärker als erwartet. In der Eurozone legten die Löhne wiederum ein gutes Stück zu.
Künstliche Intelligenz bleibt das Zugpferd
Ein Trend, der jedenfalls andauern dürfte, ist der Hype rund um die Künstliche Intelligenz (KI), die sich bereits im Vorjahr als Zugpferd für Technologieaktien bewährt hat, zeigt Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege beim britischen Vermögensverwalter M&G, im Rahmen des Jahresausblicks 2024 auf. Der Börsen-Kurier war dabei. „Als Nachzügler hatten sich die Gesundheitsbranche sowie der Basiskonsum und Versorger erwiesen“, so der Experte. Auch wenn der KI-Hype bereits länger anhält, sieht Domjanic Chancen in dem Sektor. Jedoch nicht unbedingt bei Anbietern solcher Technologien, bei denen die Aktienkurse bereits stark gestiegen sind, sondern bei Unternehmen, die KI im Alltag anwenden.
Auch bei der DNB Asset Management steht die KI im Fokus. Erling Kise, Co-Portfoliomanager des DNB Fund Technology (ISIN: LU0302296495), meint: „Aus heutiger Sicht dürfte der Technologiesektor als großer Gewinner aus dem KI-Rennen hervorgehen. Der Schlüsselfaktor ist der Zugang zu Daten, der die Spreu vom Weizen trennen wird. Unternehmen mit einzigartigen Datenbeständen und Zugang zu Kapital werden in der Lage sein, ihre eigenen KI-Projekte zu entwickeln.“
Generative KI im Aufwind
Das KI-Wachstum werde dabei weiterhin Hand in Hand mit der Entwicklung von Algorithmen für maschinelles Lernen, Datenanalyse, Cloud Computing und spezialisierter Hardware gehen, ergänzt Kise. Der Fondsmanager räumt insbesondere dem Bereich der generativen KI gute Chancen ein. Dabei geht es unter anderem um die Erstellung von Inhalten oder Vorschlägen. Kise verweist zudem auf Firmen, die durchaus zu den Profiteuren zählen könnten: Er zählt dazu Unternehmen wie Nvidia (US67066G1040) und die Cloud-Giganten Microsoft (US5949181045) mit Azure, Amazon (US0231351067) mit AWS und Alphabet (US02079K3059) mit GCP.
Anleger, die eine etwas defensivere Aktienanlage suchen, könnten einen Blick auf den Bereich Infrastruktur werfen, meint Domjanic von M&G und verweist in diesem Zusammenhang auf den „M&G (Lux) Global Listed Infrastructure Fund“ (LU1665237613). Schließlich gebe es noch jede Menge Unsicherheiten, die zu größeren Schwankungen an den Börsen führen können. Dazu zählt derzeit freilich auch der wachsende Konflikt im Nahen Osten.
Infrastruktur als Stabilitätsanker
Dabei gelten Infrastrukturaktien meist als stabiler als der breite Markt. Denn entsprechende Branchenfirmen lukrieren in der Regel stetige Einnahmen mit ihren Geschäftsmodellen auf viele Jahre, einerlei, wie sich das Umfeld entwickelt. Obendrein sind die Verträge oftmals an die Inflation gekoppelt. Im Fonds selbst wird auf mehrere Bereiche gesetzt, so etwa auf Versorger und Transportunternehmen, aber auch auf Bildungseinrichtungen sowie auf Anbieter von Mobilfunktürmen. Verluste sind jedoch bei all den Produkten möglich.
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„Gibt keinen Grund, aus Investmentfonds auszusteigen“
Trotz schwierigem Umfeld hat der Immobilien-Spezialist Corum seine Renditeziele erreicht.
Patrick Baldia. Während die meisten Akteure in der Immobilienbranche das „Seuchenjahr“ 2023 wohl am liebsten vergessen würden, gibt man sich bei Corum äußerst zufrieden. Kein Wunder: Einerseits wurden mit den Produkten Corum Origin und Corum XL einmal mehr die Renditeziele erreicht. Andererseits wurden die beiden offenen Immobilienfonds des Hauses von Mittelabflüssen in großem Stil verschont. Dazu kommt noch etwas: der Wert der Immobilienportfolios blieb insgesamt stabil, so das Ergebnis der jährlichen Bewertung.
So kam das Flaggschiff „Corum Origin 2023“ (ISIN: FR0013398039) auf eine Rendite von 6,06 % (2022: 6,88 %), der „Corum XL“ (FR0013397692) verzeichnete ein Plus von 5,40 % (2022: 5,97 %). Dass beide Fonds das Jahr mit einer etwas niedrigeren Rendite als 2022 beendeten haben, hat einen guten Grund: die Erhöhung der Anteilspreise im Jahr 2022. Bei gleichbleibenden Mieteinnahmen führt dies im Folgejahr automatisch zu einer geringeren Performance, erklärte das Unternehmen bei einer Presseveranstaltung in Wien. Die Entscheidung, die Anteilspreise zu erhöhen, sei im Übrigen bewusst getroffen worden, um die Wertsteigerungen des Immobilienvermögens an die Anleger weiterzugeben.
„Dass beide Fonds seit der Auflage jedes Jahr die Renditeziele erreichen konnten, ist das Ergebnis unserer Strategie, nur jene Kundengelder anzunehmen, die wir in Immobilien investieren können, die einen Mehrwert für das angestrebte Renditeziel generieren“, so Corum-Gründer Frédéric Puzin (Foto). Investiert werde allerdings nur zu den richtigen Preisen in Gewerbeimmobilien mit stabilen Mietern, die mit großer Wahrscheinlichkeit in der Lage wären, ihre Mieten über lange Zeiträume hinweg bedienen zu können. „Manche meinen es geht um Lage, Lage, Lage; wir sagen es geht um Mieter, Mieter, Mieter“, stellt Puzin die Prioritäten klar.
Starke Zuflüsse im Vorjahr
Von anderen offenen Immobilienfonds unterscheiden sich die aus dem Hause Corum auch insofern, als dass sie nicht mit Abflüssen in großem Stil zu kämpfen hatten. „Wir sind einer der wenigen Immobilienfonds in Europa, die weiterwachsen“, hält Puzin fest, um hinzuzufügen: „Die Anleger haben auch keinen Grund auszusteigen.“ So flossen Kundengelder von knapp 1,1 Milliarde Euro, davon 20 Millionen Euro aus Österreich, in die Fonds, was wiederum dem Fondsmanagement ermöglichte, Kaufgelegenheiten wahrzunehmen. Konkret wurden 2023 rund 1 Milliarde Euro in 25 Objekte in zehn Ländern und fünf gewerblichen Sektoren investiert und damit im Ausmaß von fast 20 % der Gesamtkapitalisierung der Corum-Fonds (6 Milliarden Euro).
Privatanleger bevorzugt
Ein Mitgrund für die Zielerreichung sei die Strategie, nur Privatanleger und keine Großinvestoren zuzulassen. Sie sorgen für eine stabile Entwicklung im kleinteiligen Bereich. Um die 130.000 Anleger sind in die Corum-Fonds investiert. „Will jemand aussteigen, hat das keine Auswirkungen auf die Liquidität“, hält Puzin fest.
Investiert wird weiterhin nahezu in ganz Europa. Heimische Gewerbeimmobilien stehen nach wie vor nicht auf dem Speisezettel. „In Österreich können wir nicht die Rendite erzielen, die wir benötigen“, stellt Puzin klar. Der Markt sei nicht nur zu teuer, sondern auch zu eng. „Da haben wir das Gefühl, bis wir ins Flugzeug steigen, um nach Österreich zu kommen, ist die Immobilie längst verkauft.“
Foto: Corum
Weshalb die USA auch 2024 eine Rezession vermeiden können
Ein Kommentar von Matthias Mohr, Managing Director Intermediaries bei Capital Group.
(23.01.) Die stark gestiegene Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen, die für einen Großteil der Wirtschaft die Grundlage für die Kreditkosten bilden, stellt die US-Notenbank im Jahr 2024 vor eine schwierige Aufgabe. Wie zähmt sie die Inflation, ohne dass die Wirtschaft darunter leidet? Matthias Mohr, Managing Director Intermediaries bei Capital Group, geht nicht nur davon aus, dass die Renditen auf einem Niveau bleiben könnten, das vor der globalen Finanzkrise als normal angesehen wurde, sondern auch, dass die USA eine Rezession auch in 2024 vermeiden können.
„Ich bin optimistisch, dass die Verbraucher die Wirtschaft weiterhin tragen werden, auch wenn die Zinsen für einen längeren Zeitraum höher bleiben“, so Mohr. Das liege zum Teil daran, dass die Löhne und die Immobilienwerte weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie lägen, was die Verbraucherausgaben gestützt habe. Auch die Ausgaben der US-Regierung hätten die Wirtschaft angekurbelt, was sich in einem steigenden Defizit von fast acht Prozent des Bruttoinlanddprodukts (BIP) niederschlage. „Mit Blick auf 2024 glauben wir, dass sich die Renditen auf einem Niveau etablieren werden, welches vor der Finanzkrise als normal angesehen wurde, also zwischen 3,5 und 5,5 Prozent“, erläutert Mohr. Der Zinsanstieg könne die Märkte zwar belasten, aber Mohr glaubt, dass die Anleger sich entsprechend anpassen können.
Keine klassische Rezession in den USA
Dabei helfen könne auch, dass eine klassische Rezession in den USA bislang nicht stattgefunden habe. „Die Rezession, die viele Experten vorhergesagt haben, hat zwar stattgefunden, aber nicht auf einmal“, erläutert der Experte. „In den vergangenen anderthalb Jahren erlebten verschiedene Wirtschaftssektoren in den USA zu unterschiedlichen Zeiten einen Abschwung – ein Phänomen, das Ökonomen als ‚rollende Rezession‘ bezeichnen.“
Dank dieses seltenen Ereignisses sei es möglich, dass die USA trotz der hohen Inflation und der steigenden Zinssätze nicht vor Ende diesen oder sogar im nächsten Jahr eine traditionelle Rezession erleben würden.
„Nicht alle Rezessionen oder Konjunkturzyklen sind gleich, aber ein Blick auf die zugrunde liegenden Bedingungen – mit besonderem Augenmerk auf Technologie, Bankwesen und Wohnungsbau – gibt Aufschluss darüber, wie und warum die USA eine Rezession im Jahr 2023 vermieden haben und wie dies vielleicht auch im Jahr 2024 gelingen kann“, betont Mohr.
Technologie: hohe Bewertungen, reales Wachstum
Der Aufstieg der „glorreichen Sieben“ (Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, NVIDIA, Tesla und Meta Platforms) sei oft mit den Exzessen der Dot.com-Ära in den späten 1990er Jahren verglichen worden. Heute gebe es jedoch wichtige Unterschiede.
„2000 waren die Unternehmen viel stärker überbewertet als die Marktführer heute“, so Mohr. „Auf dem Höhepunkt der Internetblase gab es eine Implodierung. Diesmal gibt es weniger Patzer und die meisten der Mega-Cap-Aktien sind legitime Investitionen.“ Die glorreichen Sieben hätten einen Großteil der Renditen in einem engen Markt eingefahren und Ende 2023 zusammen 59,1 Prozent des Nasdaq 100 ausgemacht. Ihre relativ hohen Bewertungen würden jedoch durch Gewinne und Cashflows gestützt, die ihren Status als Marktführer rechtfertigen würden.
Anleger sollten zwar angesichts der hohen Preise für einige dieser Mega-Cap-Aktien vorsichtig sein. „In Anbetracht des Wachstumspotenzials der heutigen Marktführer können sie jedoch als Bestandteil eines ausgewogenen Portfolios sinnvoll sein“, so Mohr.
Bankwesen: Ansteckungsgefahr wurde eingedämmt
Die Bankenkrise vom März 2023 sei eher ein Zinsproblem als ein Kreditproblem gewesen: ein Ergebnis eines der schnellsten Zinserhöhungszyklen der Geschichte. Als die Zinssätze gestiegen seien, sei der Marktwert der Anleihenbestände der Banken gesunken, was bei den Kunden die Sorge ausgelöst habe, dass die Banken nicht genügend liquide Mittel haben könnten, um ihre Einlagen zu sichern.
„Die Liquiditätsanbieter konnten aufatmen, als die Federal Deposit Insurance Corporation nervöse Anleger daran erinnerte, dass die Einleger keine Verluste erleiden würden“, erklärt Mohr. Außerdem habe die Federal Reserve über das Bank Term Funding Program Liquidität zur Verfügung gestellt. „So wie die Regulierungsbehörden aus der Bankenkrise von 2008 Lehren gezogen haben, die ihnen bei ihrer Reaktion im Jahr 2023 geholfen haben, können die Anleger aus den Befürchtungen des Jahres 2023 lernen, wenn sie sich den Märkten des Jahres 2024 nähern“, resümiert der Experte.
Wohnungsmarkt: Veränderte Dynamik
Anleger, die sich derzeit Sorgen um den US-Immobilienmarkt machen, könnten sich mit der Tatsache trösten, dass sich dieser im Vergleich zum Jahr 2008 stark verändert habe. „Heute haben die Zinserhöhungen der US-Notenbank den Verkauf von Wohnimmobilien gedämpft, ebenso wie die Veränderungen im Wohnverhalten im Zuge der Pandemie“, so Mohr. All dies habe dazu beigetragen, die Volatilität von vor 15 Jahren abzufedern.
Damals sei zu viel gebaut worden, was zu einem Überangebot an Wohnungen geführt habe. Heute sei das Gegenteil der Fall: Viele Jahre sei zu wenig gebaut worden, so dass der Wohnungsmarkt zum Zeitpunkt der Corona-Pandemie ziemlich angespannt gewesen sei. Auch ein stabiler Arbeitsmarkt mit nahezu Vollbeschäftigung und niedrigen Refinanzierunssätzen seien für das aktuelle Umfeld hilfreich gewesen.
Fazit
„Auch wenn die Wirtschaftslage heute im historischen Vergleich solide erscheint, wird es 2024 mit Sicherheit Überraschungen geben“, bilanziert Mohr. Anstatt auf ein Entwarnungssignal zu warten, um wieder in die Aktien- und Anleihenmärkte einzusteigen, sei die Beibehaltung gut diversifizierter, ausgewogener Portfolios über Konjunkturzyklen hinweg ein sinnvoller Ansatz für langfristige Anleger.
Das lange Warten auf den Gamechanger
Die Zulassung von Bitcoin-ETFs sollte sich äußerst positiv auf den Krypto-Markt auswirken.
Patrick Baldia. Während die meisten Akteure in der Immobilienbranche das „Seuchenjahr“ 2023 wohl am liebsten vergessen würden, gibt man sich bei Corum äußerst zufrieden. Kein Wunder: Einerseits wurden mit den Produkten Corum Origin und Corum XL einmal mehr die Renditeziele erreicht. Andererseits wurden die beiden Immobilienfonds des Hauses von Mittelabflüssen in großem Stil verschont. Dazu kommt noch etwas: der Wert der Immobilienportfolios blieb insgesamt stabil, so das Ergebnis der jährlichen Bewertung.
So kam das Flaggschiff „Corum Origin“ (ISIN: FR0013398039) auf eine Rendite von 6,06 % (2022: 6,88 %), der „Corum XL“ (FR0013397692) verzeichnete ein Plus von 5,40 % (2022: 5,97 %). Dass beide Fonds das Jahr mit einer etwas niedrigeren Rendite als 2022 beendeten haben, hat einen guten Grund: die Erhöhung der Anteilspreise im Jahr 2022. Bei gleichbleibenden Mieteinnahmen führt dies im Folgejahr automatisch zu einer geringeren Performance, erklärte das Unternehmen bei einer Presseveranstaltung in Wien. Die Entscheidung, die Anteilspreise zu erhöhen, sei im Übrigen bewusst getroffen worden, um die Wertsteigerungen des Immobilienvermögens an die Anleger weiterzugeben.
„Dass beide Fonds seit der Auflage jedes Jahr die Renditeziele erreichen konnten, ist das Ergebnis unserer Strategie, nur jene Kundengelder anzunehmen, die wir in Immobilien investieren können, die einen Mehrwert für das angestrebte Renditeziel generieren“, so Corum-Gründer Frédéric Puzin (Foto). Investiert werde allerdings nur zu den richtigen Preisen in Gewerbeimmobilien mit stabilen Mietern, die mit großer Wahrscheinlichkeit in der Lage wären, ihre Mieten über lange Zeiträume hinweg bedienen zu können. „Manche meinen es geht um Lage, Lage, Lage; wir sagen es geht um Mieter, Mieter, Mieter“, stellt Puzin die Prioritäten klar.
Starke Zuflüsse im Vorjahr
Von anderen offenen Immobilienfonds unterscheiden sich die aus dem Hause Corum auch insofern, als dass sie nicht mit Abflüssen in großem Stil zu kämpfen hatten. „Wir sind einer der wenigen Immobilienfonds in Europa, die weiterwachsen“, hält Puzin fest, um hinzuzufügen: „Die Anleger haben auch keinen Grund auszusteigen.“ So flossen Kundengelder von knapp 1,1 Milliarde Euro, davon 20 Millionen Euro aus Österreich, in die Fonds, was wiederum dem Fondsmanagement ermöglichte, Kaufgelegenheiten wahrzunehmen. Konkret wurden 2023 rund 1 Milliarde Euro in 25 Objekte in zehn Ländern und fünf gewerblichen Sektoren investiert und damit im Ausmaß von fast 20 % der Gesamtkapitalisierung der Corum-Fonds (6 Milliarden Euro).
Privatanleger bevorzugt
Ein Mitgrund für die Zielerreichung sei die Strategie, nur Privatanleger und keine Großinvestoren zuzulassen. Sie sorgen für eine stabile Entwicklung im kleinteiligen Bereich. Um die 120.000 Anleger sind in die Corum-Fonds investiert. „Will jemand aussteigen, hat das keine Auswirkungen auf die Liquidität“, hält Puzin fest.
Investiert wird weiterhin nahezu in ganz Europa. Heimische Gewerbeimmobilien stehen nach wie vor nicht auf dem Speisezettel. „In Österreich können wir nicht die Rendite erzielen, die wir benötigen“, stellt Puzin klar. Der Markt sei nicht nur zu teuer, sondern auch zu eng. „Da haben wir das Gefühl, bis wir ins Flugzeug steigen, um nach Österreich zu kommen, ist die Immobilie längst verkauft.“
Foto: Corum
Emerging Markets auf der Überholspur
Koppeln sich Schwellenländer wie China und Indien konjunkturell ab?
Michael Kordovsky. Bereits in den Jahren 2013 bis 2019 stand ein durchschnittliches BIP-Wachstum der OECD-Staaten von 2,3 % einem Schnitt von 4,4 % außerhalb der OECD gegenüber. China und Indien brachten es sogar auf jeweils 6,8 % p.a. Trotz Zinsschock im US-Dollar sollten die Non-OECD-Länder 2023 im Schnitt noch immer um 4 % gewachsen sein, gefolgt von jeweils 3,8 bzw. 4,0 % in den Jahren 2024 und 2025. Im Vergleich dazu macht das Wachstum der OECD-Länder voraussichtlich nicht einmal die Hälfte davon aus. Der Euroraum sollte laut OECD-Prognose 2024 und 2025 nur noch um jeweils 0,9 bzw. 1,5 % wachsen.
Für China erwarten die OECD-Volkswirte eine Verlangsamung des BIP-Wachstums von 5,2 % im Jahr 2023 auf je 4,7 bzw. 4,2 % im laufenden Jahr und im Jahr 2025. Indien hingegen werden Zuwachsraten von mehr als 6 % p.a. prognostiziert. Der IWF sagte im Oktober den Emerging Markets und Entwicklungsländern für 2024 ein BIP-Wachstum von 4 % voraus, wobei Indien mit 6,3 % Spitzenreiter sein sollte. Um 4,8 % sollte die Region „Emerging/Developing Asia“ wachsen, und „Sub-Sahara-Afrika“ um 4 %, während Lateinamerikas Volkswirtschaften Brasilien und Mexiko mit 1,5 bzw. 2,1 % Zuwachs sich voraussichtlich verhältnismäßig moderat bewegen.
Lichtblicke in China
In Bezug auf die Schwellenländer hängt dabei viel Dynamik von den Entwicklungen in China ab, wo sich zuletzt die Signale einer Stabilisierung mehren: Obwohl China mit „nur“ 5,2 % BIP-Wachstum für negative Schlagzeilen sorgt, da Analysten von 5,3 % ausgingen, zeigt sich gerade dort der Anfang einer möglichen konjunkturellen Stabilisierung.
Zwar waren aufgrund einer schwächeren globalen Nachfrage und einer verstärkten Regionalisierung von Lieferketten europäischer und nordamerikanischer Firmen Chinas Exporte im Gesamtjahr 2023 um 4,6 % rückläufig. Doch im Dezember 2023 stiegen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder um 2,3 %. Analysten rechneten lediglich mit 1,7 % Wachstum. 2024 könnte es eine Trendwende geben, zumal die Produktionsunternehmen weltweit ihre Lagerbestände drastisch reduziert haben und nun wieder mehr Lieferungen nachbestellen müssen. Das sollte auch zu einem Anstieg der Industrieproduktion in China führen. Lichtblicke zeigten sich im Dezember 2023 bei der Entwicklung des „Caixin China General Manufacturing PMI“ von S&P Global, der auf der Befragung von rund 650 privaten und staatlichen Unternehmen im Riesenreich beruht. Dessen Expansionsschwelle liegt bei 50 Punkten. Von November auf Dezember folgte ein Anstieg von 50,7 auf 50,8 Punkte. Die Auftragseingänge im Dezember haben sich verbessert. Offensichtlich wird von Kundenseite wieder mehr bestellt.
Auch Schwachstellen vorhanden
Ein positives Signal seitens der Binnenwirtschat liefert der chinesische Einzelhandel, der im vergangenen Jahr 7,2 % Umsatzsteigerung verzeichnete. Im Dezember 2023 lag das Plus sogar bei 7,4 %. Vor allem der Online-Handel läuft und wuchs in China 2023 um satte 11 %. Dabei werden schon 27,6 % der Einzelhandelsumsätze mit physischen Waren online umgesetzt. Der private Konsum ist eine klare Konjunkturstütze und trägt bereits 82,5 % zum BIP-Wachstum bei. Chinas Wirtschaft ist im Vergleich zum OECD-Schnitt wachstumsstark, doch es gibt Schwachstellen wie eine kontinuierlich rückläufige Bevölkerungszahl und ein kriselnder Immobilienmarkt.
Staatliche Konjunkturprogramme könnten aber viel Unsicherheit beseitigen und dazu führen, dass China als Konjunkturlokomotive über stärkere Rohstoffnachfrage auch die Schwellenländer in Afrika und Lateinamerika beflügelt.
Unabhängig davon sollte Indien nicht aus den Augen verloren werden, das sich durch eine kräftige Inlandsnachfrage und einen Anstieg der privaten Investitionen auszeichnet. Hinzukommt noch eine wirtschaftsfreundliche Politik unter Premier Narendra Modi.
Fazit
Noch hängt in puncto Konjunktur in den Schwellenländern viel von den Dollarzinsentwicklungen (je niedriger diese sind, umso besser) und der Wirtschaftsentwicklung Chinas ab. Doch mit Indien wächst ein neuer Gigant, der immer mehr zu einem globalen Nachfragefaktor wird, aber mit einem Median-Alter der Bevölkerung von 28,7 Jahren wesentlich solider aufgestellt ist als China mit einem Wert von 38,4 Jahren. Für 2024 könnte es aber ausgehend von China und auch sinkenden Dollarzinsen positive konjunkturelle Impulse quer durch die Schwellenländer geben, deren Wachstumsraten im Schnitt die alten Industrieländer weit in den Schatten stellen.
Foto: Pixabay / ptksgc
Ottakringer-HV: Das Glas ist leer
Rupert-Heinrich Staller strengt übernahmerechtliches Verfahren an.
Rudolf Preyer. Der Wochenbeginn brachte in der außerordentlichen Hauptversammlung der Ottakringer Getränke AG Ernüchterung: Der Traditions-Braukonzern hat das Wiener Börsenparkett verlassen.
Ende Oktober 2023 endete das von der Gesellschaft dem Streubesitz angebotenen Delisting-Angebot. Der Konzern wollte Stammaktien um 85 Euro zurückkaufen, Vorzugsaktien um 70 Euro. Man habe bei beiden Aktienformen einen Aufschlag von rund 20 % vorgenommen, hatten Sprecher beratender Unternehmen damals erklärt.
Daraufhin reduzierte sich der Streubesitz von 3,23 auf 2,24 %. Somit minimierten sich die Stimmrechte des Streubesitzes in der a.o. HV auf lediglich 0,36 %.
Aufsichtsratsvorsitzende Christiane Wenckheim: „Dem Streubesitz wurde eine angemessene Barabfindung angeboten.“ Dies entspreche einer hochgerechneten Barabfindung von insgesamt 220,2 Millionen Euro.
Ende Feber soll der Gesellschafterausschluss wirksam sein und einen Monat darauf planmäßig eingetragen werden. Gesellschafter können innerhalb eines Monats nach Eintragung ins Firmenbuch Antrag auf Überprüfung der Barabfindung stellen (Gremialverfahren). Diesem können sich Aktionäre dann innerhalb eines Monats nach Veröffentlichung der Verfahrenseinleitung anschließen.
Die Barabfindung soll zwei Monate nach der a.o.HV ausgezahlt und bis dorthin mit 2 % p.a. über dem jeweils geltenden Basiszinssatz verzinst werden. Die RBI ist Abwicklungs- und Zahlstelle.
Übernahmerechtliches Verfahren
Die erste Aktionärin in der Generaldebatte (nach 100 Minuten Vorlese-Übungen der Prüfer) regte an, dass die Kostensenkungen aufgrund des Delistings sich direkt auf Preissenkungsmaßnahmen beim Bierpreis auswirken sollten.
„Zur Unzeit verlangt Ottakringer ein Delisting“, begann der lediglich als „normaler Privataktionär“ angetretene Rupert-Heinrich Staller in seinem Redebeitrag, um gleich anzukündigen, er werde das Podium über die ganze Dauer der für zwei Tage anberaumten außerordentlichen Hauptversammlung mit seinen Beiträgen und Fragen beschäftigen.
Gleich fügte er hinzu: „Ich bin Partei eines übernahmerechtlichen Verfahrens.“ Diesbezüglich gebe es noch keine Literatur, die OGH-Entscheidungen dürfen folglich mit Spannung erwartet werden. Auch zitierte Staller den IVA-Präsidenten Florian Beckermann, der im Vorfeld „einen fairen Rückkaufspreis“ eingefordert hatte.
Beckermann erklärte, dass der IVA „selbstverständlich“ auch eine Überprüfung des Übernahmeverfahrens betreiben werde. Anscheinend versuche man sich hier an einem Präzedenzfall: „Wie schafft man ein Delisting vor dem Squeeze-out?“ In Richtung Rechtsberater erklärte Beckermann, dass dies in Deutschland (wohin wohl geschielt werde) „nicht immer erfolgreich“ sei.
„Unfair“ sei es weiters, dass für die Abfindung die Dividende für 2023 nicht berücksichtigt worden sei. Beckermann stellte Spekulationen zur Motivation der AG an: Wolle man möglicherweise in naher Zukunft Vöslauer verkaufen – und den Streubesitz daran nicht beteiligen?
Zu Redaktionsschluss der Print-Ausgabe war die HV noch im Gange. Über das weitere Geschehen und die Abstimmungsergebnisse berichten wir in der nächsten Ausgabe.
Was Anleger im Superwahljahr beachten sollten
Ein Kommentar von Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group.
(15.01.) Am vergangenen Montag begann mit den Vorwahlen in Iowa die heiße Phase des Wahlkampfes in den Vereinigten Staaten. US-Präsidentschaftswahlen können spaltend und beunruhigend sein. Manchmal scheint das Schicksal der Welt auf dem Spiel zu stehen. Aber sind Wahlen wirklich so wichtig, wenn es um Investitionen geht? Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, ist der Meinung, dass langfristig orientierte Anleger unabhängig vom Ausgang der Wahlen gut aufgestellt sind.
„Eine Überreaktion auf kurzfristige Volatilität während der Wahlzyklen kann sich sogar nachteilig auf die Anlagerenditen auswirken“, erläutert der Experte. „In der Tat kann die Politik starke Emotionen und Sorgen hervorrufen, aber die Anleger tun gut daran, den Lärm auszublenden und sich auf das Langfristige zu konzentrieren.“ Denn historisch gesehen hätten Wahlen im Grunde keinen Unterschied gemacht, wenn es um langfristige Anlagerenditen gehe.
Was sind die Lehren aus der Vergangenheit?
Eine Investition von 1.000 US-Dollar in den S&P 500, die bei Amtsantritt von Franklin D. Roosevelt 1933 getätigt wurde, wäre am 30. Juni 2023 über 19 Millionen US-Dollar wert gewesen. In dieser Zeit gab es acht demokratische und sieben republikanische Präsidenten. „Die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen mögen beispiellos erscheinen, aber ein Blick auf vergangene Wahlzyklen zeigt, dass jeder Wahlkampf von Kontroversen und Unsicherheiten begleitet war“, so Braun. „Und in jedem Fall hat sich der Markt im Laufe der Zeit als widerstandsfähig erwiesen.“ Erfolgreiche Anleger würden auf Kurs bleiben und sich eher auf die Zeit im Markt als auf das Timing des Marktes verlassen.
Wie reagieren die Aktienmärkte in Wahljahren?
„Das Ungewisse ist die Vorwahlsaison“, erläutert Braun. „Bei so vielen Kandidaten auf dem Wahlkampftrip – bis Mitte 2023 hatten 14 Republikaner ihre Kandidatur angekündigt – kann die Bandbreite der Ergebnisse beängstigend wirken.“ Diese Unbeständigkeit sei jedoch oft nur von kurzer Dauer. Nach dem Ende der Vorwahlen würden die Märkte in der Regel zu ihrem normalen Aufwärtstrend zurückkehren. Geduldige Anleger, die den Kurs beibehielten, würden oft belohnt. Seit 1932 hätten Aktien in den 12 Monaten nach Abschluss der Vorwahlen (wenn man den 31. Mai als Maßstab nimmt) im Durchschnitt um 11,3 Prozent zugelegt, verglichen mit nur 5,8 Prozent in ähnlichen Zeiträumen in Nichtwahljahren. „Dies sind jedoch nur Durchschnittswerte“, betont Braun. „Anleger sollten nicht versuchen, den Zeitpunkt für den Einstieg in den Markt zu bestimmen.“ Stattdessen könne ein langfristiger Ansatz den Anlegern helfen, der Volatilität zu widerstehen und darauf zu vertrauen, dass sich die Märkte im Laufe der Zeit tendenziell nach oben bewegen, selbst in Wahljahren.
Welche Fehler gilt es zu vermeiden?
„Viele Anleger sind mit Blick auf die Märkte im Jahr 2024 nervös“, resümiert Braun. „Präsidentschaftskandidaten lenken die Aufmerksamkeit oft auf die Probleme des Landes, und Kampagnen neigen dazu, negative Botschaften zu verstärken.“ Es sei also kein Wunder, dass auch die Anleger ein wenig pessimistisch werden. Dies könne zu einem Problem werden, wenn sie zulassen, dass sich ihre Stimmung auf ihr Geld auswirke. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Anleger vor Wahlen häufiger in Geldmarktfonds – traditionell eine der risikoärmsten Anlageformen – investiert haben,“ so Braun. „Im Gegensatz dazu verzeichneten Aktienfonds im Jahr unmittelbar nach einer Wahl die höchsten Nettozuflüsse. Dieser Trend gilt sogar für internationale Fonds.“ Dies deute darauf hin, dass die Anleger in Wahljahren das Risiko minimieren und abwarten wollen, bis die Unsicherheit nachlasse, bevor sie sich wieder riskanteren Anlagen wie Aktien zuwenden würden. Doch Markt-Timing sei selten eine langfristig erfolgreiche Anlagestrategie und könne ein großes Problem für die Portfoliorendite darstellen.
„In einem Wahljahr sollte man sich mit seinen Investitionen nicht zurückhalten”, sagt der Aktien-Experte. „Anleger, die in Wahljahren voll investiert waren oder beispielsweise monatliche Beiträge in einen Pensionsplan einzahlten, schnitten durchschnittlich immer am besten ab.” Diese Anleger hätten über den gesamten Zeitraum höhere durchschnittliche Portfoliobestände und hätten häufiger die Anleger übertroffen, die länger in Bargeld investiert gewesen sein. Das Festhalten an einem soliden langfristigen Anlageplan, der auf den individuellen Anlagezielen basiere, sei in der Regel die beste Vorgehensweise. „Unabhängig davon, ob diese Strategie darin besteht, das ganze Jahr über voll investiert zu sein oder regelmäßig zu investieren, sollten die Anleger in jedem Fall das Markt-Timing im Zusammenhang mit der Politik vermeiden“, bilanziert Braun. Wie so oft beim Investieren gehe es darum, kurzfristigen Lärm beiseite zu schieben und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren.
Ausgebombte Aktien mit Potenzial
Eine Trendwende bei überverkauften Werten ist möglich.
Roman Steinbauer. Trotz einer zuletzt hervorragenden Aktienentwicklung der Gesamtmärkte in Europa und den USA wurden 2023 etliche Wertpapiere gewichtiger Branchenführer eklatant abgestraft. Einige betroffene und bis zum Jahresende unter die Räder geratene Werte erscheinen für einen Einstieg aber hoch lukrativ. Oft standen die abgestraften Anteilsscheine dieser Unternehmen aus schlüssigen Gründen unter Druck und fanden sich im Dezember teils auf Tiefst-Niveaus vergangener Jahre wieder.
Anhand der günstigen Bewertungen und der Betrachtung eines großen Bildes über viele Jahre hinweg sind aber überverkaufte Situationen zu beobachten, die Einstiegskurse signalisieren. Denn die oft dominante Marktstellung in der jeweiligen Geschäftssparte wurde ausgeblendet.
So rutschten Aktien der größten US-Apothekerkette Walgreens Boots Alliance (Dow Jones; ISIN: US9314271084) an der Frankfurter Börse binnen 24 Monaten um 50 % auf 22,60 Euro ab. Hier sind ein hoher Kostendruck im Einzelhandel und eine Halbierung der Quartalsdividende um 48 % auf 0,25 USD (0,29 Euro-Cent) ins Treffen zu führen. Die Analysten der UBS erkennen beim hoch verschuldeten Unternehmen aus Illinois zudem einen schwachen Barmittelzufluss. Dennoch zog die Notiz seit 1. Dezember um bereits 20 % an, nachdem die letzten Quartalsergebnisse um 0,03 Euro/Aktie übertroffen wurden. Der Kurs liegt auf Höhe des Buchwerts, das Preis/Umsatz-Verhältnis befindet sich bei 1 : 6,8. Die Absicht, die britische Apothekenkette Boots abzugeben, nährt nun die Fantasie um eine Schuldenreduktion.
Weitere Gegenbewegungen
Durch den niedrigen Aluminiumpreis bedingt, sticht zudem die Halbierung der Notiz der Alcoa (US0138721065) ins Auge. Vor Weihnachten war sodann binnen Tagen ein Kurssprung um 25 % auf mehr als 34 USD (31,10 Euro) zu verfolgen, nachdem J.P. Morgan auf einen Einstiegszeitpunkt hinwies. Der auch im Bauxit-Abbau tätige Aluminiumriese schreibt derzeit Verluste. Erholen sich die Produktpreise, winkt für Aktionäre eine hohe Hebelwirkung der Notiz.
Als attraktiv stellen sich bei einem erneuten Rückschlag ebenso die Aktien der Roche Holding (Börse SIX SWISS; CH0012032113) dar. Eine Bodenbildung war bereits im November bei umgerechnet 260 E zu beobachten. Seither legte das Papier um mehr als 10 % zu. Das geschätzte KGV 2024 liegt anhand des momentanen Kurses bei 12,9; die Prognose der Dividenden-Rendite bei 3,40 %. Analysten der DZ Bank sehen eine positive Produktentwicklung in der Onkologie und eine faire Bewertung bei 312 Euro/Aktie.
Aufbäumen der Basis-Chemikalien-Vertreter
Institutionelle Anleger wittern offenbar ein Einstiegsniveau bei stark gedrückten Notizen des Chemieriesen BASF (DE000BASF111) sowie beim Branchenmitbewerber Bayer (DE000BAY0017), der auch im Agrar- und Pharmasektor stark positioniert ist. Obwohl der Margendruck vorerst anhält, gaben beide Titel seit sechs Wochen mit +20 bzw. +15 % ein starkes Lebenszeichen von sich, bevor eine Korrektur einsetzte. Neben einem jeweiligen KGV von 7 beeindruckt besonders bei der Ludwigshafener BASF eine Gewinnausschüttung, die zu einem Rückfluss von mehr als 8 % des Einsatzes führt. Und für auf Platin setzende, spekulativ orientierte Investoren eröffnen sich bei den Marktführern Impala Platinum (ZAE000083648) und Anglo American Platinum (ZAE000013181) Chancen. Die Tiefstände von März 2020 sind wieder erreicht.
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Die geldpolitische Lockerung kehrt zurück
Bei J. Safra Sarasin rechnet man heuer mit ersten Zinssenkungen und schwachem Wachstum.
Raja Korinek. Das Ende der Nullzins-Ära, das aufgrund der steigenden Inflation eingeläutet wurde, hat auf den globalen Kapitalmärkten zu einem Paradigmenwechsel geführt. Allein 2022 verloren sowohl die Aktien- als auch die Anleihemärkte an Wert. Seit dem vergangenen Herbst zeichnete sich hingegen eine Abschwächung bei der Inflationsdynamik ab, wenngleich die Teuerung im Dezember im Jahresvergleich wieder zulegte. In der Eurozone lag das Plus bei 2,9 %, in den USA bei 3,4 %.
Müssen Anleger folglich einen Trendbruch befürchten? Der Trend sinkender Inflationsraten sei damit nicht gebrochen, konstatiert Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J. Safra Sarasin, bei der Präsentation seines Jahresausblicks 2024. Der Börsen-Kurier war dabei.
Inflationsrückgang mit Ausreißern
Dennoch verlaufen solche Entwicklungen nicht linear, Gegenbewegungen seien normal. Dabei waren es in den USA insbesondere höhere Wohnkosten, die sich negativ niederschlugen. „Es braucht eben Zeit, bis sich der Trend rückläufiger Immobilienpreise durchschlägt.“ Im Schnitt dürfte heuer die Inflation in den USA auf 2,5 % sinken, in der Eurozone auf 2,3 %.
Die Frage bleibt somit, wann die Zentralbanken die Leitzinsen senken werden. Den ersten Schritt prognostiziert Junius seitens der Fed im Mai oder Juni – um 0,25 %-Punkte. Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 %. In der Eurozone dürfte dem Sarasin-Experten zufolge die Geldpolitik erstmals im Juni gelockert werden, wenngleich dies dem Ökonomen zufolge zu früh sein könnte. „Die Lohnentwicklung in der Eurozone ist stark, deren Auswirkungen auf die Inflation sollten zunächst beobachtet werden.“
US-Dollar dürfte heuer sinken
Junius verweist auf eine weitere Prognose: Weil die Fed die Zinsen heuer stärker als die EZB senken dürfte, werde voraussichtlich der US-Dollar zum Euro an Wert verlieren. Denn eine höhere Verzinsung in der Eurozone im Vergleich zu jener in den USA dürfte entsprechend mehr Kapital – auch aus dem Ausland – anlocken und dem Euro zu einem Auftrieb verhelfen. Im 4. Quartal 2024 sollte der Wechselkurs bei gut 1,10 zum Dollar liegen. Zuletzt lag der Kurs (per 12. Jänner) bei 1,096 US-Dollar zum Euro.
Doch wie könnte es mit der konjunkturellen Entwicklung weitergehen? In den USA rechne man mit keiner Rezession. Das BIP dürfte im laufenden Jahr dennoch um nur 1,1 % wachsen – nach einem Plus von 2,5 % im Vorjahr. Grund für den gedämpften Ausblick liegt unter anderem in der Erwartung, dass staatliche Stützen, die während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen wurden, zurückgefahren werden. Obendrein sind überschüssige Ersparnisse der US-Haushalte, die ebenfalls in jenem Zeitraum angehäuft wurden, schrittweise aufgebraucht.
In der Eurozone wird hingegen mit einem BIP-Zuwachs von 0,5 % gerechnet. Dabei sollte die Binnennachfrage von den steigenden Reallöhnen gepaart mit der Normalisierung der Inflation profitieren, meint Junius. Er räumt deshalb europäischen Aktien im Vergleich zu US-Titeln das größere Potenzial ein. Insgesamt sei man jedoch ein wenig zurückhaltend bei Aktien und Anleihen. Dafür halte man aktuell eine größere Cash-Position, eine opportunistische Entscheidung, betont der Sarasin-Volkswirt. „Sobald sich eine günstige Gelegenheit ergibt, würden wir umschichten.“ Angesichts der aktuellen Spannungen im Roten Meer sind Korrekturen an den Märkten freilich nicht auszuschließen.
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„Grüne“ Standards für die nachhaltige Berichterstattung
Ab 2025 müssen erste Firmen gemäß European Sustainability Reporting Standard berichten.
Andreas Dolezal. Ziel der Europäischen Union ist es, die EU-Wirtschaft auf eine nachhaltige Zukunft auszurichten. „Dazu werden Unternehmen und Finanzinstitute mit ihren Klima- und Umweltdaten offener umgehen müssen, damit die Anleger umfassend über die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen informiert sind“, schreibt die Kommission. Um die Vergleichbarkeit der Informationen zu gewährleisten, hat die „European Financial Reporting Advisory Group“ (EFRAG), ein Beratergremium der EU, neue Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung erarbeitet. Das erste Set dieser „European Sustainability Reporting Standards“ (ESRS) wurde vor Kurzem veröffentlicht. Branchenspezifische Standards, etwa für Land- und Fortwirtschaft, Öl und Gas, Textilien sowie chemische Erzeugnisse, befinden sich noch in Entwicklung und werden folgen.
Von GRI zu ESRS
Schon bisher haben große Unternehmen auf Basis internationaler Standards nachhaltig berichtet, etwa gemäß den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Die EU-Kommission hat sich jedoch nicht für einen seit Jahren weltweit etablierten Berichtsstandard entschieden, sondern mit den ESRS ein neues europäisches Berichtsschema entwickelt. Es orientiert sich an bekannten Standards, geht aber weit darüber hinaus, um den visionären Zielen des Grünen Deals gerecht zu werden.
Die ersten zwölf ESRS-Standards wurden als 284-seitige EU-Verordnung am 22. Dezember 2023 veröffentlicht und gelten bereits seit 1. Jänner 2024. Unternehmen, die schon bisher nicht-finanziell bzw. nachhaltig berichten mussten (Banken, Versicherungen und börsennotierte Unternehmen), müssen erstmals das Geschäftsjahr 2024 gemäß der ESRS berichten.
Kleinere Unternehmen werden schrittweise verpflichtet laut ESRS zu berichten. Letztendlich werden im Jahr 2029 statt aktuell etwa 11.600 EU-Unternehmen knapp 50.000 nachhaltig berichten müssen. Betroffene Unternehmen, in Österreich etwa 3.000, sind gut beraten, sich rechtzeitig darauf vorzubereiten.
Doppelte Wesentlichkeit
Eine zentrale Anforderung ist die Betrachtung von Nachhaltigkeitsaspekten im Sinne der doppelten Wesentlichkeit. Das ist einerseits die Wesentlichkeit der Auswirkungen („Inside-out-Perspektive“), also die Auswirkungen des Unternehmens auf Menschen oder Umwelt innerhalb kurz-, mittel- oder langfristiger Zeithorizonte. Andererseits die finanzielle Wesentlichkeit („Outside-in-Perspektive“), das sind von außen auf das Unternehmen einwirkende Nachhaltigkeitsfaktoren, wie etwa der Klimawandel, die Einfluss auf die künftige Entwicklung und Rentabilität haben.
Weitere Standards beziehen sich auf die nachhaltige Betrachtung der eigenen Belegschaft, der Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette, betroffener Gemeinschaften, Verbraucher und Endnutzer sowie die Unternehmenspolitik.
Bürokratie-Monster?
Sowohl Detailgrad als auch Tiefe der ESRS sind bemerkenswert. Die neuen Berichtsstandards nehmen Unternehmen deutlich mehr in die Pflicht als bisher. Die Anforderungen an IT und Datenmanagement erhöhen sich massiv. Offenzulegen sind die Informationen im „European Single Electronic Format“ (ESEF), das für Mensch und Maschine gleichermaßen lesbar ist. Die nachhaltigen Angaben müssen verständlich, relevant, überprüfbar und vergleichbar sein, und sie unterliegen neuerdings einer externen Prüfpflicht. All dies bedingt erhebliche personelle und zeitliche Ressourcen, die naturgemäß auch ins Geld gehen.
Laute Kritik
Die „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), die festlegt, welche Unternehmen ab wann berichtspflichtig sind, besagt in Artikel 29b, dass die „Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung einen unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand für Unternehmen vermeiden“ müssen. Dieser gesetzliche Auftrag wurde nicht erfüllt, kritisieren Interessenvertretungen und Wirtschaft.
Das Berichtsschema sollte überschaubarer, verhältnismäßiger und praktikabler sind, fordern Kritiker insbesondere im Hinblick auf kleine und mittlere Unternehmen. Sie fürchten um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen, daher sollten die Offenlegungsanforderungen unbedingt vereinfacht und auf das Notwendigste reduziert werden. Bis dato haben sie damit in Brüssel wenig Gehör gefunden.
Apropos „CSRD“: Diese EU-Richtlinie muss, im Gegensatz zur „ESRS“-Verordnung, in allen EU-Mitgliedstaaten bis 6. Juli 2024 in nationales Recht umgesetzt werden. Sonst kann die skurrile Situation entstehen, dass der Berichtsstandard ab 2025 Pflicht ist, aber gesetzlich nicht festgelegt ist, wer überhaupt berichten muss.
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Luxusmarken: Stock Picking wird im Jahr 2024 wichtiger sein als jemals zuvor
Ein Kommentar von Flavio Cereda, Investment Manager, Luxusaktien bei GAM Investments.
(09.01.). 2023 war ein Jahr voller Kontraste für Luxusaktien: Das erste Halbjahr begann sehr lebhaft. Im Gegensatz dazu stellte das zweite Halbjahr im Jahresvergleich eine größere Herausforderung dar und zeigte eine Bewegung zurück zur gewohnten Wachstumsdynamik. Diese wird aller Voraussicht nach auch im ersten Halbjahr 2024 zu beobachten sein. Eine Flucht in die Qualität ist wahrscheinlich, wobei die stärkeren Marken ihre Widerstandsfähigkeit erneut unter Beweis stellen müssen. Das obere Ende der sogenannten Luxuspyramide profitiert von einer wohlhabenderen und loyaleren Kundschaft, einem weniger volatilen Nachfragemuster und einer beträchtlichen Preissetzungsmacht, da das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu seinen Gunsten ausfällt.
Langfristige Perspektiven und Herausforderungen im Sektor
Aktuelle Trends müssen in einen Kontext gestellt werden. Wenn wir die Leistung über den längstmöglichen glaubwürdigen Zeitraum, d. h. zurück bis 1995, verfolgen, sehen wir, dass der Luxussektor mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 6,5 Prozent wächst. Das ist eine bemerkenswerte Zahl, da sie ein Wachstum von 66 auf 343 Milliarden Euro im letzten Jahr bedeutet. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate seit der globalen Finanzkrise bzw. seit 2010 beträgt 6,4 Prozent. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass eine Kennzahl im mittleren einstelligen Bereich nicht nur nachhaltig, sondern auch sehr glaubwürdig ist. Der Sektor ist im Jahr 2020 bekanntlich um 22 Prozent eingebrochen, hat sich aber 2021 wieder vollständig erholt und wird den Gesamtwert von 2019 übertreffen. Genau hier liegt die Herausforderung: Die Erholung nach Covid, die für verschiedene Regionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten angesetzt wurde, war mit +29 Prozent im Jahr 2021 und +21 Prozent im Jahr 2022 ungewöhnlich stark. Diese Kennzahlen sind weder nachhaltig noch gesund, obwohl sie den ungebrochenen Appetit der Verbraucher auf der ganzen Welt auf diesen Bereich unterstreichen. Die sogenannte Normalisierung, d. h. ein jährliches Wachstum von 6 bis 7 Prozent, ist unvermeidlich und wesentlich widerstandsfähiger als anderswo. Und das ist auch gut so, denn ein Wachstum von über 20 Prozent hatte den Markt für die wichtigsten Überlegungen blind gemacht: die Nachhaltigkeit. Unsere Prognosen für den Luxussektor deuten auf ein Wachstum von 9 bis 10 Prozent im Jahr 2023 hin, das 2024 auf 5 Prozent und 2025 auf 6 bis 8 Prozent zurückgeht.
Globale Dynamik im Luxusgütermarkt
Der Konsument von Luxusgütern ist seit einigen Jahren zunehmend asiatisch, wobei der Konsum in den USA weitreichend zunimmt. Währenddessen wird der europäische Käufer immer weniger relevant. Prognosen vermuten, dass der Anteil der Asiaten an den Gesamtausgaben inzwischen bei weit über 50 Prozent liegt und damit ähnlich hoch ist wie 2019, nur dass der Sektor um ein Drittel größer ist. Die bekannten Faktoren, insbesondere in China, wie die demografische Entwicklung, das Wachstum der Mittelschicht und die Bedeutung des sozialen Status, sorgen im Land weiterhin für einen unstillbaren Appetit auf Luxus. Dieser wird durch die Vorliebe der Chinesen für Reisen innerhalb Asiens noch verstärkt. Der US-Käufer war in der Vergangenheit immer unterdurchschnittlich im Luxussegment vertreten, ist aber in letzter Zeit von den unteren bis zu den mittleren 20ern aufgestiegen, da das Interesse an diesem Sektor nach 2020 gestiegen ist. Dies ist nicht nur auf die Rückkehr zur Reiselust und die Suche nach Erlebnissen zurückzuführen, sondern auch auf den Erfolg der besseren Marken, die ihre Reichweite über alle Kategorien hinweg deutlich ausweiten konnten und durch ihr Engagement in Bereichen wie Sport, Musik und Unterhaltung eine viel größere Resonanz bei jüngeren Verbrauchern hervorrufen. Der US-Käufer reiste 2022-23 ausgiebig nach Europa, ebenso wie asiatische (weniger chinesische) und nahöstliche Verbraucher, weshalb Europa als Land für Luxus viel relevanter ist als es die Europäer selbst sind. Die erfolgreichen Marken sind deutlich größer, viel profitabler und finanziell besser aufgestellt als sie es vielleicht jemals waren. Dadurch sind sie in einer starken Position, um mögliche kurzfristige Schwankungen zu bewältigen. Sie haben einen besseren Vertrieb, eine größere Preissetzungsmacht und sind in den sozialen Medien sehr effektiv geworden; all das ist wichtig.
China: ein Risiko oder eine Chance?
China bietet eine unglaubliche Chance mit einem gewissen Risiko. Die Bereitschaft des chinesischen Verbrauchers, Geld für Luxus auszugeben, ist nach wie vor sehr hoch, das wahrgenommene Status-Element ist so wichtig wie eh und je. Die Marken sind viel besser positioniert, um mit dem anhaltenden Wachstum Schritt zu halten, der Preisunterschied zu Europa ist kleiner geworden, die Sparquote der privaten Haushalte ist mit über 40 Prozent sehr hoch (doppelt so hoch wie in Deutschland). Darüber hinaus erholt sich der internationale Reiseverkehr, wenn auch langsamer, die Expansion der Mittelschicht schreitet wie erwartet voran, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Kommunistische Partei Bedenken hat, da das gängige Wohlstandsnarrativ nie gegen Luxus war, sondern eher gegen die übermäßige Zurschaustellung von Reichtum und Opulenz. Wir gehen davon aus, dass China seine Ausgaben für Luxusgüter zwischen 2025 und 2029 um fast 80 Milliarden Euro steigern wird.
Das Risiko würde hier von einer Änderung der Politik ausgehen, aber wir sehen keine Anzeichen dafür, dass dies der Fall ist. Eine Verlangsamung der Ausgaben verglichen zu den anormalen Spitzenwerten ist kein Risiko; wir haben dies bereits einkalkuliert.
Erfolg durch gezielte Markenwahl
Das Wachstum wird unserer Meinung nach im Jahr 2024 unter dem Durchschnitt liegen, die besseren Marken hingegen werden weiterhin überdurchschnittlich abschneiden. Die Dynamik wird zwar in allen Regionen außer den USA positiv bleiben, es wird jedoch immer wichtiger, zwischen den Marken zu unterscheiden, die in den letzten Jahren einfach vom allgemeinen Aufschwung profitiert haben und denjenigen, die im Allgemeinen gut positioniert sind, um ihren Marktanteil weiter auszubauen und überdurchschnittliche Renditen zu erzielen auch, gerade in volatileren Zeiten. Die Aktienauswahl wird daher im Jahr 2024 wichtiger sein als jemals zuvor seit 2016.
Stabile Werte und Inflationsschutz als Schlüsselfaktoren
Die jüngste Abwertung auf breiterer Front scheint das erwartete langsamere Wachstum, wie oben beschrieben, weitgehend aufgefangen zu haben, so dass die Bewertungen im Großen und Ganzen auf das Niveau von 2019 zurückgekehrt sind. Wir glauben, dass es Raum für weitere Anpassungen gibt, aber es sind vor allem die schwächeren Marken, die hier mehr gefährdet sind. Qualität ist und wird immer defensiver und widerstandsfähiger sein, und dennoch sind diese Marken für die allmähliche Beschleunigung, die wir für das zweite Halbjahr 2024 erwarten, hervorragend gerüstet. Der Luxussektor ist nach wie vor eine solide Absicherung gegen die Inflation, gestützt durch eine gute Cash-Generierung, solidere Bilanzen und die Fähigkeit, hohe Margen zu erzielen, die durch die Stärke der Marken und die zugrunde liegende Nachfrage bedingt sind. Kurzfristige Schwankungen sind genau das, weshalb uns die bewährte Erfolgsbilanz und die sehr verlässlichen Grundlagen des Sektors beruhigen. Der Luxuskonsument „ist der letzte, der kommt, und der erste, der geht, wenn die Konjunktur schwankt, wie es jetzt der Fall ist’“, sagte der CEO von Saks Anfang November. Mit anderen Worten, er ist der letzte, der seine Ausgaben einschränkt, und der erste, der zurückkommt – die beste Art von Verbraucher.
Qualitätsmarken als Anker in volatilen Zeiten
Die breitere Definition von Luxusmarken umfasst sowohl die Marken selbst als auch relevante Unternehmen in angrenzenden Sektoren, die sich aufgrund des starken Interesses von Verbrauchern mit einem sehr ähnlichen Profil, sprich wohlhabend, überschneiden. Wir werden uns auf die widerstandsfähigeren Qualitätsmarken konzentrieren, die unserer Meinung nach besser in der Lage sind, die derzeitige Volatilität zu überstehen. Außerdem werden wir nach relevanten verwandten Titeln in anderen Kategorien suchen, die die Möglichkeit bieten, ein größeres Aufwärtspotenzial zu sichern.
Sieben Aktien für 2024
Kontinuierliche Erträge und starkes Gewinnwachstum als Asset.
Michael Kordovsky. Überschaubare Volatilität während der Finanzkrise, gepaart mit kontinuierlichem Gewinnwachstum trotz Corona-Krise sowie eine Performance von mindestens 8 % p.a. über die vergangenen 20 Jahre – in diesem Zusammenhang kann man schon von Qualitätsaktien sprechen. Wir haben für Sie Aktien gefunden, die es bei einem hohen durchschnittlichen Gewinnwachstum pro Aktie in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Schnitt auf eine durchschnittliche Performance (inklusive Dividenden) von 12,7 % p.a. gebracht haben (Stichtag 22.12.2023).
Der absolute Spitzenreiter ist – bei 21,9 % Gewinnwachstum in den Jahren 2016 bis 2022 und einer langjährigen Durchschnittsperformance von 19,8 % p.a. – die Google-Muttergesellschaft Alphabet (ISIN: US02079K1079), die laut
einem Report des Nachrichtendienstes Citywire die „Lieblingsaktie“ der weltweit besten 5 % der Portfoliomanager ist.
Als rentabler Laborausstatter mit einer operativen Marge von mehr als 18 % in den vergangenen vier Quartalen überzeugt auch Thermo Fisher Scientific (US8835561023), deren Gewinnwachstum/Aktie im Beobachtungszeitraum bei 23 % p.a. liegt. Die Aktie brachte es in den vergangenen 20 Jahren auf ein Plus von 16,80 % pro Jahr.
Ein lukrativer deutscher Nebenwert ist MuM (Mensch und Maschine Software SE; DE0006580806), der in den Segmenten Standardsoftware für computergestütztes Design, Fertigung und Technik sowie kundenspezifische Digitalisierungslösungen, Schulung und Beratung für Kunden aus Industrie, Bauwesen und Infrastruktur tätig ist. Das Unternehmen wies im Beobachtungszeitraum 2016 bis 2022 ein Gewinnwachstum pro Aktie von 25,3 % p.a. auf. Die Analysten von SMC Research trauen (per 20.10.2023) dem Unternehmen von 2023 bis zum Jahr 2030 eine Steigerung des Free Cashflow von 35,6 auf 84,7 Millionen Euro zu.
Mit dem Handel mit Auto- und Industriegerät-Ersatzteilen hat es Genuine Parts (US3724601055) auf eine 20-Jahres-Performance von 10,8 % p.a. gebracht. Seit dem Börsengang im Jahr 1948 schüttete das Unternehmen jedes Jahr eine Dividende aus und der Nettogewinn stieg um 10,5 % p.a. Und es geht weiter aufwärts: Auf einer bereinigten und verwässerten Basis wuchs in den ersten neun Monaten 2023 der Gewinn pro Aktie um 12,6 %. Analysten rechnen mit einer Fortsetzung der Wachstumsstory in den kommenden Jahren.
Rare alte Klassiker
Nur noch wenige Top-Marken zeigen sich an der Börse als solide Langzeitperformer. Vor allem Konzerne mit bekannten Haushalts- und Pflegemarken, die von der Macht der Konsumgewohnheit leben, sind diesbezüglich auf der Gewinnerseite. Ein Beispiel dafür ist das Kosmetik-Unternehmen L‘Oréal (FR0000120321), dessen Gewinnwachstum pro Aktie im Beobachtungszeitraum bei 11,6 % p.a. liegt. Die 20-Jahres-Performance beträgt 12,20 % p.a. Allerdings ist die Aktie als „Glamour-Stock“ per 3.1.2024 mit einem für 2024 erwarteten KGV von 33,2 etwas ambitionierter bewertet.
Mit einem für 2024 erwarteten KGV von nur 17,2 bei einem Gewinnwachstum 2016 bis 2022 von 9,3 % p.a. günstiger bewertet ist der Hersteller von Haushaltswaren und Pflegeartikeln Unilever (US9047677045) mit den Marken Dove, Axe, Cif, Knorr oder Omo.
Als defensiver Wert (mit 8,3 % p.a. Gewinnwachstum) interessant ist auch Procter&Gamble (US7427181091) mit Marken wie Pampers, Gillette, Ariel, Always, Braun, Old Spice, Meister Proper oder Blend-a-med.
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Unterschätzte Risiken
2024 lauern vielen Gefahren für die Börsen.
Roman Steinbauer. Die Schlagworte Rezession, Zinsen und Inflation beschäftigen Investoren seit mehreren Quartalen. Die Fixierung auf diese Parameter und deren weitere Entwicklung blenden eine dahinter entstandene Fragilität am Finanzmarkt aber aus. In vielen Branchen steht gerade erst eine Marktbereinigung bzw. ein Ausleseprozess bevor.
Die Einschätzung unzähliger Ökonomen, 2024 sei mit einer weiteren Abschwächung des Preisdrucks zu rechnen, stimulierte die Börsen zu Jahresende deutlich. Eine rezessive Wirtschaftslage trat in Staaten Mitteleuropas zwar bereits ein, doch wird nicht von einer Ausbreitung der Schwäche auf den ganzen Kontinent ausgegangen. Nach überwiegender Meinung gelte es eher, eine temporäre Stagnation auszusitzen. In den USA erwies sich in den vergangenen Monaten zudem die Güter-nachfrage als robust. Diese Sichtweise überdeckte oft den Blick auf die vielen Folgen des teureren Geldes, die laue globale Wirtschaftsdynamik und die politischen Unsicherheiten.
Warnsignal: Haushaltsdefizite
Weitere Aspekte, wie die Rating-Abstufungen vieler US-Regionalbanken seit dem Sommer 2023, werden in der Börsenwelt indes kaum noch beachtet. Dies, obwohl die labile Situation der Geldhäuser in vielen US-Bundesstaaten oder Gemeinden seit dem Jahr 2009 wieder zutage tritt. Dabei wird die kritische Beobachtungsliste wöchentlich länger. So senkte die Ratingagentur Moody‘s die Bonitätsnoten für regionale US-Banken wie Pinnacle Financial Partners oder die M&T Bank. Hier geriet vor allem die Qualität der Gewerbe- und Büro-Immobilen in den Blickpunkt. Laut Moody‘s hätten die Bewertungsanpassungen das Potenzial für unerwartet hohe Abschreibungen und Abstufungen auch für größere Institute.
Es drohe für Geldhäuser zudem durch nicht realisierte Verluste am Bondmarkt ein erhöhtes Unruhepotenzial, da diese in den Kapitalquoten vorab nicht ersichtlich seien. Des Weiteren bleibe die Anfälligkeit für Vertrauenskrisen im Umfeld der derzeitigen Zinsniveaus generell erhöht. Auch die Entwicklung der US-Staatsschulden (der Ausblick wurde im November von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt) könnte sich noch als eine zähe Belastung für die Börsen darstellen. Zu diesem Sachverhalt gab es zwischen der US-Finanzministerin Janet Yellen und Moody‘s zuletzt regelrechte Wortgefechte. Da auch der Branchenmitbewerber Fitch die Verbindlichkeiten des US-Staatshaushalts im Jahr 2025 bei 118 % zum BIP sieht, ist ein Aufflammen des Themas wahrscheinlich.
Fühlen sich Investoren „unantastbar“?
Der (grundsätzlich als Börsenoptimist geltende) Ökonom und Marktanalyst Ed Yardeni wies in der Vorwoche gegenüber Business Insider auf die Gefahrenquellen für die Märkte hin, die verstärkt betrachtet werden sollten. Die rasante technologische Entwicklung hätte eine Stimmung der Unbesiegbarkeit – gleich der 1920er-Jahre – zutage gebracht. Trotz vielfältiger Krisen habe der S&P-500-Index seit Ende 2019 um 48 % zugelegt. Diese Wahrnehmung hätte unter Investoren zu einer Sorglosigkeit geführt. Des Weiteren ist Yardeni der Ansicht, die US-Notenbank werde missverstanden. Eine Lockerung der Geldpolitik werde 2024 nicht erfolgen, da dies den eigenen Fed-Prognosen widersprechen würde. Das negative Überraschungspotenzial an den Finanzmärkten wäre somit hoch. Neben bekannten Krisenherden in Nahost, der Ukraine und um Taiwan sieht Yardeni die wachsenden Spannungen im US-Kongress mit Sorge. Der schwindende Handlungsspielraum zu eminenten Themen könnte sich als folgenschwer erweisen.
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Hebelzertifikate als Portfolioabsicherung
Die Märkte steuern auf kritische Ereignisse zu. Rechtzeitige Absicherung ist Trumpf.
Michael Kordovsky. Die Rekordmargen der Pandemiezeit konnten US-Unternehmen auf Dauer nicht halten. Gewinnwarnungen und ernüchternde Ausblicke mehren sich. Darüber hinaus drohen nach den zuletzt starken Renditerückgängen am Bondmarkt, die mit teils überzogenen Leitzinssenkungserwartungen zusammenhängen, erste Anzeichen dafür, dass die Leitzinsen noch länger hoch bleiben könnten – inklusive von Rückschlägen an den Bond- und Aktienmärkten.
Hinzukommen (geo-)politische Risiken. Doch ein ganzes Portfolio glattzustellen ist mit hohen Transaktionskosten verbunden. Die bessere Alternative liegt in einer temporären Absicherung von Aktien- und Anleihen-Positionen mit Short-Hebelzertifikaten (Knock-outs).
Worauf bei Absicherungen zu achten ist
Der Vorteil von Knock-out-Zertifikaten liegt darin, dass deren realisierte Kursgewinne nicht dem persönlichen Einkommenssteuertarif unterliegen, sondern dass nur 27,5 % KESt abzuliefern sind. Der Nachteil liegt in der Knock-out-Schwelle, bei deren Erreichen das Papier in der Regel wertlos verfällt. Der für eine exakt vollständige Absicherung erforderliche Einsatz errechnet sich dabei wie folgt: Abzusicherndes Portfoliovolumen dividiert durch den Hebel des Zertifikats. Liegt dieser beispielsweise bei 8, erfordert ein 70.000-Euro-Depot zur Absicherung einen Einsatz von 8.750 Euro. Je höher der Hebel, desto geringer wird der erforderliche Einsatz. Das Problem, das dann auftritt, ist der schwindende Abstand zur Knock-out-Schwelle. Auch sollte dabei bedacht werden, dass ein Aktien(-Fonds)-Portfolio, außer im Falle vollständig hedgebarer Index-ETFs, nie 1:1 abgesichert werden kann. Man kann improvisieren, indem man bestimmte Aktienfonds und Einzeltitel in Gruppen zusammenfasst, die mit einem absicherbaren Index, auf den Short-Hebelzertifikate existieren, einigermaßen korrelieren. Dann erfolgt für das betreffende Volumen eine Absicherung über Short-Hebelzertifikate auf diesen Index. Es ist also ein sogenannter „Proxy-Hedge“.
Nehmen wir an, ein Portfolio besteht durchgerechnet aus US-Aktien verschiedener Branchen (Large/Mega Caps) im Wert von 50.000 Euro. Dann käme dafür ein Short-Zertifikat auf den S&P 500 in Frage. Ein konkretes Beispiel wäre diesbezüglich die Selektion eines Short-Knock-out-Zertifikats auf der Webseite von „Onvista“. Der Abstand zum Knock-out sollte bei endloser Laufzeit (open end) idealerweise über der Jahresvolatilität des Index (S&P 500: 12,7 %) liegen (und der Hebel wird auf 10 begrenzt). Im erwähnten Fall gelangt der „Open-End-Turbo-Optionsschein-Short“ auf den S&P 500 (ISIN: DE000GP4GKG9) des Emittenten Goldman Sachs zum Einsatz. Per 5. Jänner (8:41 Uhr) lag der Hebel bei 7,6 und der Abstand zum Knock-out bei ca. 13 %. Um (theoretisch) den 50.000-Euro-Depotteil abzusichern, ist ein Einsatz von 6.580 Euro erforderlich. Weitere gut absicherbare Basiswerte wären beispielsweise der Euro Stoxx 50, der Dax und der Nasdaq 100 (z. B. bei Technologiefonds).
Deutsche Bundesanleihen mit Restlaufzeiten von achteinhalb bis zehn Jahren oder im „Proxy-Hedge“ europäische Staatsanleihenfonds mit Schwerpunkt des genannten Laufzeitspektrums können mit einem Short-Hebelzertifikat auf den Euro-Bund-Future abgesichert werden. Ein Beispiel wäre der von J.P. Morgan emittierte „Open-End-Turbo-Optionsschein (Short)“ mit der ISIN DE000JQ77CN9, der per 5. Jänner (09:15 Uhr) bei einem Abstand zum Knock-out von 10,05 % einen Hebel von 9,95 aufweist.
Schnell reagieren, nur kurzfristige Zeiträume absichern
Die genannten Instrumente dienen nur einer Absicherung über kurze kritische Zeiträume von wenigen Wochen. Beispielsweise über den März, in dem wichtige geldpolitische Entscheidungen fallen sowie die Präsidentenwahl in Russland stattfindet, erscheint dies sinnvoll – ebenso wie jetzt vor der Wahl in Taiwan.
Achtung: Sollte in einem kritischen Szenario die Absicherung funktionieren, dann sollten im Falle besonders schneller Absicherungsgewinne diese mitgenommen werden. Entwickelt sich hingegen der Aktien- und/oder Bondmarkt weiter positiv, sind Stopps zur Absicherungsverlustbegrenzung erforderlich, denn mit dem Hebel ist nicht zu spaßen.
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Europäische Aktien 2024: Chancen und Herausforderungen im Fokus
Ein Kommentar von Niall Gallagher, Investment Director, Europäische Aktien bei GAM Investments.
(14.12.) Die Aussichten für eine weitere Wertsteigerung der europäischen Aktien bis 2024 sind positiv. Der europäische Aktienmarkt (repräsentiert durch den MSCI Europe Index) ist mit dem 12,5-fachen der zukünftigen Gewinne weiterhin attraktiv bewertet und liegt damit unter dem langfristigen Mittelwert. Das erwartete Gewinnwachstum für die nächsten zwei Jahre liegt bei 6 Prozent für 2024 bzw. 9 Prozent für 2025 (Bloomberg, Stand: 6. Dezember 2023). Die voraussichtliche Dividendenrendite ist mit 3,7 Prozent ebenfalls sehr attraktiv (Bloomberg, Stand: 6. Dezember 2023) – und deutlich über dem Medianwert.
Aktienrückkäufe hingegen werden eine immer wichtigere Komponente des europäischen Marktes, angetrieben durch Banken und den Energiesektor, und die Dividendenrendite so um etwa 2 Prozent erhöhen, was zu einer Gesamtausschüttungsrendite von 5,7 Prozent führt. Trotz der negativen Stimmung in Bezug auf die europäische Wirtschaft darf nicht vergessen werden, dass nur 42 Prozent der Erträge des MSCI Europe Index aus Westeuropa stammen, während der Großteil der Erträge inzwischen aus den schneller wachsenden Teilen der Welt stammt. Diese veränderte Exposition dient letztlich dazu, die strukturelle Wachstumsrate der Anlageklasse zu erhöhen. Das Forward-Price/Earnings-Multiple unserer Strategie (ein gewichtetes durchschnittliches Forward-Price/Earnings-Multiple der Bestände der Strategie) entspricht dem MSCI Index, was zeigt, dass es derzeit keine Ausrichtung des Investmentstils gibt, was mit unserem stilunabhängigen und stilflexiblen Anlageprozess übereinstimmt.
Ein breiter Mix von Performancetreibern im Laufe des Jahres 2023 – trotz eines konzentrierten Anlageprozesses – ist ein Beweis für unser Mantra, sowohl die Aktienauswahl als auch die Portfoliokonstruktion durch das Eingehen idiosynkratischer Risiken voranzutreiben und zu vermeiden, dass wir uns in die langwierige Sortierung in Growth- und Value-Boxen hineinziehen lassen. Wir sind überzeugt, dass dies der beste Weg ist, Geld zu verwalten und langfristiges Alpha zu generieren. Dies hilft uns hoffentlich, nicht in kognitive Fallen zu geraten, in denen wir den Besitz teurer Aktien rechtfertigen müssen, oder in Value-Fallen, weil wir an einem proklamierten Style Bias festhalten.
Banken- und Energiesektor mit attraktiven Investments
Mit Blick auf das Jahr 2024 sehen wir die Aussichten für den europäischen Bankensektor nach wie vor positiv. Bei der Bewertung der Aktien am Markt wurde der nachhaltige Charakter des Anstiegs der Erträge/Eigenkapitalrendite (ROE) infolge der Rückkehr zu positiven Zinssätzen nicht berücksichtigt. Wir halten eine Rückkehr zu den extremen Zinssätzen von 2008 bis 2021, die laut der Bank of England ein Jahrhunderttief bei den Zinssätzen darstellten, für höchst unwahrscheinlich, doch ist dies in den Aktienkursen eingepreist. Solange die Zinssätze über 2 Prozent liegen, können die Banken weiterhin attraktive Eigenkapitalrenditen erzielen, die weit über jeder konservativen Schätzung der Kapitalkosten liegen. Dennoch wird der größte Teil des Sektors immer noch mit einem Abschlag auf den Buchwert gehandelt, obwohl die Renditen auf das materielle Eigenkapital bei den meisten Aktien zwischen 12 Prozent und 20 Prozent liegen.
Der Energiesektor weist einige der gleichen Marktcharakteristika auf wie der Bankensektor: sehr niedrige Bewertungen verglichen zur Historie und hohe Cash-Renditen durch Dividenden und Rückkäufe. Wir glauben, dass dies zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass viele Anleger sich weigern, in diesen Sektor zu investieren – entweder weil ihr Mandat dies ausschließt oder weil sie es vergessen haben oder nicht wissen, wie man den Sektor – ähnlich dem Bankensektor – analysiert. Alles schlechte Ausreden. Wir haben in den letzten drei Jahren mehrfach die Ansicht geäußert, dass wir davon ausgehen, dass der Ölpreis in den nächsten zehn Jahren in einer höheren Preisspanne bleiben wird, da die weltweiten Kapitalinvestitionen in die Kohlenwasserstoffförderung deutlich zurückgehen und die Nachfrage immer noch steigt. Dies liegt daran, dass die Entwicklungsländer und die Länder, die nicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angehören, den gleichen Lebensstandard der Mittelklasse anstreben, den wir in der OECD genießen. Wir fügen hinzu, dass es aufgrund unzureichender Kapitalinvestitionen wahrscheinlich zu Engpässen und Preisineffizienzen im gesamten Energiespektrum kommen wird, was in einer ganzen Reihe von Bereichen wie Raffinerie, Handel, Flüssigerdgas (LNG), Marketing und Einzelhandel Gewinnchancen bietet. In der Tat könnte man sich keine schlechter durchdachte und miserabel umgesetzte öffentliche Energiepolitik ausdenken als die, die wir derzeit in Europa erleben, die den Energieunternehmen attraktive Gewinnchancen und attraktive Renditen auf das eingesetzte Kapital bietet. Es ist auch wichtig, daran zu erinnern, dass wir eine sehr große Rolle für europäische integrierte Energieunternehmen bei der Energiewende sehen und in der Tat glauben, dass die Energiewende ohne das technische Know-how und die finanzielle Schlagkraft europäischer Energieunternehmen nicht möglich sein wird. Europäische Unternehmen sind in Bereichen wie Solar- und Windenergie (On- und Offshore), grünem und blauem Wasserstoff, der Einführung von Ladevorrichtungen für Elektrofahrzeuge, Biokraftstoffen, nachhaltigem Flugbenzin, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung aktiv, und wir werden sie weiterhin in ihren Bemühungen um die Dekarbonisierung unserer Gesellschaften unterstützen.
Strategisches Engagement in Wachstumssektoren: Halbleiterindustrie und Technologieunternehmen im Aufschwung
Außerhalb der Bereiche Banken und Energie halten wir ein erhebliches Engagement in Marktsegmenten aufrecht, die von starken strukturellen Wachstumstreibern profitieren, in denen wir bestrebt sind, dass unsere Beteiligungen zu den weltweit besten ihrer Klasse gehören und in denen die Aktien attraktiv bewertet sind. Unserer Meinung nach ist der interessanteste Bereich dieser Art die Halbleiterindustrie und Technologieunternehmen mit hohem Investitionsbedarf, die unsere Beteiligungen an Infineon, STM, ASM International, BE Semiconductor und Atlas Copco umfassen. Der größte Treiber für Infineon und STM ist der Automobilsektor, in dem der Übergang zu Elektrofahrzeugen und die Zunahme der Sicherheit und des autonomen Fahrens den Halbleiteranteil pro Auto (um ein Vielfaches) dramatisch erhöhen wird, so dass die verstärkte Durchdringung dieser Technologien das säkulare Wachstum antreibt. Was uns an automobilen Halbleitern – über alle automobilen Anwendungen hinweg – besonders gefällt, ist die Tatsache, dass, sobald sie einmal in ein Fahrzeug eingebaut sind, typischerweise eine starke Nachfragebeständigkeit besteht, da die Automobilhersteller dazu neigen, Halbleiterkomponenten nicht auszutauschen, es sei denn, das Fahrzeug wird grundlegend umgestaltet. Darüber hinaus sehen wir ein sehr starkes Wachstum durch breitere Elektrifizierungstrends wie erneuerbare Energien und das explosive Wachstum des Energiebedarfs von Rechenzentren. Es ist kaum zu glauben, dass Infineon und STM angesichts ihrer starken Position in ihren jeweiligen Segmenten und der viel höheren Bewertungen der US-Konkurrenten sowie des starken strukturellen Wachstums zu Bewertungen gehandelt werden, die nahe an den Tiefstwerten des Jahrzehnts liegen. Unsere Halbleiter-Kapitaltitel ASM International und BE Semiconductor haben beide im Jahr 2023 einen außerordentlichen Kursanstieg erlebt und werden zu Multiplikatoren gehandelt, die näher am oberen Ende ihrer historischen Spanne liegen, was uns zu einigen Gewinnmitnahmen ermutigt hat. Dennoch sind wir nach wie vor von den sehr starken strukturellen Wachstumstreibern angezogen, die ein Schrumpfen von Halbleitern über die Lithografie hinaus erfordern.
Weitere Bereiche, in denen wir eine attraktive Kombination aus Bewertung, strukturellem Wachstum und angemessenen Renditen sehen, sind Branchen, von denen wir erwarten, dass sie durch die Dekarbonisierung und den Übergang zur Netto-Null einen starken Impuls erhalten. Zu den Aktien, die im Bereich der Elektrifizierung angesiedelt sind, wo bis 2050 eine 2-3-fache Steigerung der Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung erforderlich ist, gehören Prysmian, Schneider (und natürlich Infineon und STM). Zu den Aktien, die im Bereich der Gebäudehülle angesiedelt sind, wo strengere Standards für thermische Effizienz und Neubauten erforderlich sind, gehören Kingspan und Saint Gobain. Und zu den Aktien, die im Bereich des grünen und blauen Wasserstoffs angesiedelt sind, zählen Linde, Atlas Copco und natürlich unsere Energieaktien. Der Übergang zu einer Netto-Null wird einen gewaltigen Anstieg der Sachinvestitionen erfordern – weit mehr als die Politiker ihren Wählern erläutert haben – und dies wird ein starker Nachfragetreiber für viele unserer Portfoliounternehmen mit dem richtigen Engagement sein.
Neben den oben genannten Engagements, die von erkennbaren strukturellen Wachstumstreibern angetrieben werden, haben wir mehrere große Engagements mit starken idiosynkratischen Treibern. Zu diesen Aktien gehören Ryanair, Volvo Trucks, Novo Nordisk und Inditex. Der Hauptgrund für Ryanair ist die sehr starke Marktposition im innereuropäischen Kurzstreckenflugverkehr in Verbindung mit gut kontrollierten und etablierten Kosten und einem engen Zeitplan für die Auslieferung neuer Flugzeuge in einer Zeit, in der das Angebot in der Branche begrenzt ist und sich die Kundennachfrage nach Covid normalisiert. Die Aktie wird zu einer außergewöhnlich niedrigen Bewertung gehandelt und steht kurz davor, aufgrund steigender Flugpreise und sinkender Kapitalintensität einen hohen Cashflow zu erzielen. Das Unternehmen ist im Luftfahrtsektor auch führend bei der Ökologisierung, da es sehr niedrige Kohlenstoffemissionen pro Passagier-KM aufweist und eine klare Strategie für den Einsatz von nachhaltigem Flugkraftstoff verfolgt. Novo Nordisk ist aufgrund der explosionsartigen Nachfrage nach seinen innovativen Medikamenten zur Gewichtsreduzierung und den ausgezeichneten Ergebnissen aus klinischen Studien, die sich auf die Risiken von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen konzentrieren, weiterhin auf dem Vormarsch. Wir glauben fest an das langfristige Potenzial dieser Medikamente zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit, aber der Weg dorthin wird nicht linear verlaufen, und die Bewertungen sind im historischen Vergleich hoch.
Großzügige Aktiengesellschaften
Nicht nur zu Weihnachten: Konzerne haben auch eine soziale Ader.
Christian Sec. Für Unternehmen ist soziales Engagement nicht auf den Advent beschränkt. Seit seiner Gründung 2016 hat etwa das „Social Banking“ der Erste Group fast 425 Millionen Euro in Form von Krediten in die soziale Entwicklung in der CEE-Region investiert. Dabei wird Menschen in finanzieller Not geholfen, sowie das Entrepreneurship durch Mikrofinanzierungen unterstützt. Heuer setzte das Institut einen Spendenschwerpunkt beim Thema Armutsvermeidung und dem Lindern von akuten Notlagen. Die größten Einzelengagements der Bank betreffen aktuell mit dem Ö3-Weihnachtswunder und der Aktion „Ein Funken Wärme“ dieses Thema. Für die beiden Aktionen spendete das Institut 150.000 Euro. Um das tägliche Leben zu erleichtern, unterstützt die Erste Bank auch die Tafel Österreich und ermöglicht damit 100.000 Mahlzeiten.
Essen und Umweltschutz
Die Bawag wiederum bietet ihren Mitarbeitern mehrmals im Jahr im Rahmen von sogenannten „Freiwilligentagen“, ihr Engagement in den Dienst der guten Sache zu stellen. So haben nach Angaben des Konzerns seit Anfang des Jahres mehr als 80 Bawag-Teams mit mehr als 400 Mitarbeitern gemeinsam unter Anleitung eines Kochs für den Samariter-Suppentopf mehr als 20.000 Portionen für Armutsbetroffene gekocht und in Sozialmärkten ausgeschenkt. Die Bank übernimmt dabei auch die Finanzierung der Zutaten. Im Rahmen der Freiwilligenarbeit können sich die Mitarbeiter auch im Kinderbüro der Universität Wien engagieren, wo Mitarbeiter ihr Finanz-Know-how im Rahmen von Workshops an Kinder weitergeben. Und: In Zusammenarbeit mit dem Verein „Oceanblue“ haben mehr als 350 Mitarbeiter in den vergangenen zwei Jahren bereits viermal rund um die Donauinsel die Ufer vom Müll gereinigt. „In Summe haben wir rund 820 Kilogramm Müll davor bewahrt, die Donau – und in weiterer Folge auch die Weltmeere – zu verschmutzen“, erklärt die Bawag dazu.
Gesundheit und Lernen
Beim Versicherer Uniqa liegt der Schwerpunkt des gesellschaftlichen Engagements auf Gesundheit und Bildung. Im Bereich Bildung beteiligt sich die Assekuranz unter anderem bereits seit mehreren Jahren an der Initiative „Kurier Aid Austria“, deren Lernhäuser sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus bildungsfernem Umfeld an selbstständiges und eigeninitiatives Lernen heranführen. Im Rahmen des Projektes „Sindbad“ unterstützen junge Mitarbeiter als persönliche Mentoren Schüler der Mittelschule beim Start in die Ausbildung oder Lehre. Im Bereich Gesundheit unterstützt die „Uniqa Privatstiftung“ mit dem Projekt „Soziale Geburt“ das St.-Josef-Krankenhaus in Wien, das sozial bedürftige Frauen durch Schwangerschaft und Geburt begleitet.
Schulen und Wohnungen
Beim Maschinenbauer Andritz werden die Charity-Aktivitäten von den lokalen Firmen nach deren Gesichtspunkten beschlossen. Eine Tochtergesellschaft in Brasilien hat sich auf die Unterstützung von Kindern in sozial schwachen Schulen konzentriert und unterstützt spezielle Sportmodule, Kulturveranstaltungen und Bibliotheken mit Lese- und Spielmöglichkeiten.
Eine weitere brasilianische Tochter spendet Kleidung, Spielzeug, Möbel usw. für bedürftige Kinder. In China beteiligt sich das Unternehmen an einem Programm, das Menschen mit Behinderung bei der Arbeitssuche unterstützt und Ausbildungsmöglichkeiten anbietet. Die Andritz AG in Österreich hat dieses Jahr wiederum überschüssige, gut erhaltene Büromöbel an eine Schule in Bosnien gespendet, mit dem Ziel, die Lernumgebung vor Ort zu verbessern und durch Wiederverwendung einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
Und der Baustoffhersteller Wienerberger verfolgt bereits seit einigen Jahren eine Partnerschaft mit „Habitat for Humanity“. Durch diese Zusammenarbeit hat die Wienerberger das Ziel, jedes Jahr 200 Wohneinheiten mit Wienerberger-Produkten für bedürftige Menschen in Europa und Nordamerika zu bauen.
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Wie Wahlen und Politik die Wirtschaft beeinflussen
Reine volkswirtschaftliche Prognosen ohne geopolitische Analyse sind 2024 nicht zielführend.
Michael Kordovsky. Bereits seit dem 24. Feber 2022 prägt ein geopolitischer Konflikt das Wirtschaftsgeschehen. Der Ukrainekrieg trug über explodierende Erdgaspreise und eine Verteuerung von Weizen und Düngemittel wesentlich zum Inflationsschock im vergangenen Jahr bei. Im Falle einer stärkeren Eskalation mit der Folge eines möglichen Erdgaslieferstopps Russlands in die EU könnte er für eine weitere Teuerungswelle und Energiekrise sorgen. Russland ist weiters Verbündeter des Irans, Chinas und Nordkoreas, das Medienberichten zufolge die Hamas indirekt über den Iran mit Waffen versorgen könnte.
Taiwan-Konflikt kann eine Rezession auslösen
Besonders gefährlich ist der China-Taiwan-Konflikt. China intensivierte heuer seine militärischen Machtdemonstrationen rund um die Insel und schickt laufend Kampfflugzeuge in die Luftverteidigungszone Taiwans. Die Drohkulisse findet auch anlässlich der für Jänner 2024 geplanten Präsidentenwahl in Taiwan statt. Der Präsidentschaftskandidat und Vorsitzender der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei, Lai Ching-te, wird von Peking als Separatist betrachtet, der Taiwan für unabhängig von China erklären wolle. Lai, der seit 2020 das Amt des taiwanesischen Vizepräsidenten innehat, weist aber darauf hin, dass Taiwan bereits unabhängig ist. China signalisiert nun verstärkt die Entschlossenheit, notfalls Taiwan militärisch zu erobern.
Sollte dieses Szenario eintreten, könnte China den Westen sofort durch eine Sperre der Formosa-Straße, auch Taiwanstraße genannt, unter Druck setzen. Durch diese 180 Kilometer breite Meerenge zwischen der chinesischen Provinz Fujian im Westen und der Insel Taiwan im Osten fährt fast die Hälfte aller Containerschiffe. Eine Sperre dieser Meeresenge würde globale Lieferengpässe und Lieferkettenunterbrechungen zur Folge haben.
Kommt es infolge einer Besetzung Taiwans durch chinesische Truppen seitens der USA, der EU sowie Australiens/Neuseelands zu Wirtschaftssanktionen gegen China, könnte Peking die Ausfuhr an seltenen Erden in diese Länder stoppen, was dort die Halbeiterindustrie lahmlegen würde.
Zumal mit Taiwan ohnehin ein Machtfaktor in der Elektronik-Branche ins Spiel kommt, denn zwei Drittel der für Auftraggeber produzierten Chips stammen im Jahr 2022 von der Insel, wobei Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) einen Weltmarktanteil in der Auftragsfertigung von Halbleitern von 56 % innehat. Bei Halbleitern der neuesten Generation liegt der Anteil sogar bei 92 %. Ein Viertel des Umsatzes macht TSMC dabei nur mit Apple. Sollte China dessen Auslieferungen im Zuge einer Besetzung Taiwans kontrollieren und vorübergehend kappen, könnte alleine dieses Ereignis in der Lage sein, über die Lieferausfälle entlang der Wertschöpfungsketten eine weltweite Rezession auszulösen.
Risikofaktor: Die US-Wahlen im kommenden Jahr
Vom zweiten auf das dritte Quartal 2023 beschleunigte sich das US-BIP-Wachstum von 2,4 auf 3,0 %, da gegenüber dem Vorjahresquartal aber auch das Wachstum der Staatsausgaben von 4,1 auf 4,7 % wuchs. Doch die Republikaner dominieren das Repräsentantenhaus und Präsident Joe Biden kann nur über Kompromisse kostspieligere Projekte umsetzen. Sobald der Fiskalimpuls aus diesem Jahr im Verlauf des Jahres 2024 abklingt, wird es kritisch. Die Wahlen rücken näher und schlechtere Wirtschaftsdaten würden durchaus in die Hände der Republikaner spielen.
Bei den am 5. November 2024 anstehenden Wahlen zum Repräsentantenhaus und zu einem Teil des Senats haben die Republikaner gute Karten. Die finalen Präsidentschaftskandidaten stehen hingegen noch nicht fest. Während die Demokraten voraussichtlich mit Präsident Biden als Kandidaten auf das „Altbewährte“ setzen, würde bei den Republikanern ein Spitzenkandidat Donald Trump das Publikum zu sehr spalten.
Somit steigt die Chance, dass Nikki Haley, Präsidentschaftskandidatin der „Grand Old Party“ wird. Unterstützt wird die frühere Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina vom US-Milliardär Charles Koch. Diese Kandidatin wäre für Industrie und Börse positiv. Wie ein Match Trump gegen Biden verlaufen kann, zeigte sich hingegen schon am 6. Jänner 2021 beim Sturm auf das Kapitol. Würde es Trump sogar erneut zum US-Präsidenten bringen, dann droht wieder ein größerer Handelskonflikt mit China.
Eine Verhinderung der Kandidatur Trumps könnte somit den Präsidentschaftswahlkampf und die Zeit danach viel berechenbarer machen. Trump als republikanischer Spitzenkandidat steht demgegenüber eher für unangenehme Ereignisse und eine erhöhte Gefahr von Marktturbulenzen.
Schlussfolgerung
Da es 2024 noch in zahlreichen anderen wichtigen Ländern wie Russland, Indien, Indonesien, Pakistan, Taiwan, Iran, Mexiko und Südafrika Wahlen gibt und derzeit noch ein eskalierender Nahost-Konflikt und der Ukraine-Krieg im Nachrichtenfokus stehen, kann davon ausgegangen werden, dass das Jahr 2024 ein Jahr der (geo-)-politischen Börsen mit (geo-)politischen Einflüssen auf die Weltwirtschaft wird.
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Etwas Optimismus für 2024
Für Finanzdienstleister-Obmann Hannes Dolzer sind Silberstreifen erkennbar.
Red/ks. Es war ein äußerst herausforderndes Jahr, geprägt von weiterhin hoher Inflation, steigenden Zinsen, Stagflation der österreichischen Wirtschaft, sieben Anhebungen des Leitzinses innerhalb von acht Monaten und den damit einhergehenden enormen Auswirkungen auf Kreditbedingungen. Für den Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der WKO Österreich, Hannes Dolzer (Foto), war 2023 im Rückblick ein herausforderndes Jahr, für 2024 lassen sich aber bereits Silberstreifen am Horizont erkennen.
Chance, in Aktien zu investieren
„Das zurückliegende Jahr war herausfordernd. Vor allem im Bereich der Neuvergabe von Immobilienkrediten. Aber so schlimm, als dass man sagen könnte, mein Gott, was für ein furchtbares Börsenjahr, war es auch nicht. Vielleicht bietet sich jetzt die Chance, in Aktien zu investieren und mit Sparplänen einzusteigen“, betont Dolzer.
Rückblick auf 2023
Das vergangene Jahr war laut dem Fachverbandsobmann von drei großen Herausforderungen geprägt. Da war der starke Rückgang bei neuen (Immobilien-)Krediten, bedingt durch KIM-Verordnung und – bedingt durch die starke Anhebung des Leitzinses – auch gestiegene Zinsen für Kreditnehmer. Beides führte dazu, dass kaum mehr Immobilienkredite bewilligt wurden.
Die Krise der Bauwirtschaft begleitete diese Entwicklung, weil zum einen die Preise für Baumaterialen exorbitant in die Höhe schnellten, aber auch Bauträger in diesem Konfliktfeld zum Teil keine Kredite mehr bekamen bzw. bekommen.
Und dann kam noch dazu, dass der Aktienmarkt von starken Schwankungen geprägt war, mit dem Ergebnis sehr bescheidener Erträge für Anleger. Auch das Wirtschaftswachstum in Österreich und in Europa ging stark zurück, die Gefahr einer Rezession ist noch nicht ausgestanden.
Ausblick für 2024
„Auch wenn die Talsohle noch nicht erreicht ist, für 2024 bin ich in vielerlei Hinsicht wirklich optimistisch. Es wird ein positives Jahr für Anleihen. Während sich der Aktienmarkt im ersten Halbjahr noch volatil zeigen wird, ist hier ab dem zweiten Halbjahr mit einer Stabilisierung zu rechnen“, so Dolzer. Die Anhebungswut des Leitzinses durch die EZB, um die Inflation im Euro-Raum in den Griff zu bekommen, hat im Herbst 2023 einen Stopp erfahren. Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 ist laut dem Experten auch mit ersten Leitzinssenkungen der EZB zu rechnen.
Anleihen wieder lukrativ
Da mit einer weiteren Anhebung des Leitzinses und damit einhergehend höheren Zinsen aktuell nicht mehr zu rechnen ist, wirkt sich das günstig auf den Anleihenmarkt aus. Damit bietet sich die Chance, in Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität zu investieren, sie locken derzeit mit hervorragenden Renditen.
Bei Unternehmensanleihen sind – im Vergleich zu Staatsanleihen – höhere Zinsen zu erwarten, was natürlich auch mit einem höheren Risiko verbunden ist. „Das lässt sich mit Fonds umschiffen. Außerdem gilt immer, nie alles auf eine Karte zu setzen und sich nicht von der Gier steuern zu lassen“, betont Dolzer. Staatsanleihen hingegen gelten als Anlageprodukte, mit denen „risikolose“ Zinsen zu erwarten sind. Allerdings gilt auch hier, derzeit nur bei kurzer Laufzeit. Vorsicht ist bei längeren Laufzeiten geboten, da sich die Zinsen über kurz oder lang wieder normalisieren werden. Grundsätzlich bieten Anleihen die Möglichkeit, das eigene Portfolio zu differenzieren und besser vor Schwankungen zu schützen.
Entwicklung im Immobiliensektor
Spannend wird es sicherlich auch in Bezug auf den Immobilienmarkt. Die Frage ist, wie es in der Baubranche weitergeht, wenn alle offenen Aufträge abgearbeitet sind, es aber – wenn sich die Finanzierungssituation für potenzielle „Häuselbauer“ nicht ändert – kaum mehr Neuaufträge gibt.
„Daher ist es wichtig, an der KIM-VO bestimmte Stellschrauben nachzujustieren – etwa die Randbereiche zu korrigieren“, ergänzt Dolzer.
„Für mich sind auch die Generationenkredite in diesem Zusammenhang noch nicht vom Tisch. Diese brächten vor allem für ältere Kreditnehmer mit Immobilienwunsch viele Vorteile, da sie für die Kreditnehmer tilgungsfrei sind und nur die Zinsen bedient werden müssen. Erst die Erbengeneration muss bei der Übernahme der Immobilie das Darlehen tilgen. Diese Kreditform wird in Österreich aber aufgrund ihrer Bedingungen noch viel zu selten genutzt. Dabei ist bei diesem Kredit, wenn er fix verzinst ist, die Belastung konstant. Vor allem wenn man sich im Vergleichszeitraum die Belastung durch regelmäßig steigende Mieten ansieht“, so Dolzer.
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Leerverkäufe in der Dauerkritik
Für Experten sind sie wichtig für einen funktionierenden Kapitalmarkt.
Roman Steinbauer. Zumeist sind sie verpönt, oft Zielscheibe aus der Politik, um von Unzulänglichkeiten abzulenken, und sie werden moralisch als zweifelhafte Marktakteure angesehen. Short Seller (Leerverkäufer) erscheinen pauschal in einem negativen Licht. Im wöchentlichen Titel-Report der Financial Times widmete sich Chefredakteurin Roula Khalaf zuletzt diesem Thema und stellte dieser Wahrnehmung Argumente entgegen.
Ein Image der „unbändigen Gier“
Vorab: Die Zielsetzung des Leerverkäufers scheint simpel. Die Spekulation steuert einen Gewinn an, sobald der Kurs eines Wertpapiers fällt. Hierfür werden Effekten verkauft, die sich noch nicht im eigenen Depotbestand befinden. Sie werden somit geliehen, um die Aktien oder Anleihen zu einem späteren Zeitpunkt zu einem geringeren Betrag zu kaufen und somit einen Ertrag durch die Differenz zu verbuchen.
Von diversen Hedgefonds wird diese Strategie seit Jahrzehnten angewandt, da in deren Statuten ein hoher Aktionsspielraum gegeben ist, um auf vielfältige Weise Gewinnchancen zu lukrieren. Der Reiz dieser Investmentprofis basiert auf der Erkenntnis: Abwärts gerichtete Börsenphasen vollziehen sich stets rascher als dies in Perioden anziehender Kurse der Fall ist.
Ein breites Publikum erreichte diese Börsendisziplin durch den Hollywood-Spielfilm mit dem Titel „The Big Short“. Der Filmstoff nährte die Ansicht, Leerverkäufer seien moralisch eine schädigende Spezies und „Krisengewinner“, während die Mehrheit der Anleger Verluste erleide.
Missverständnisse und Vorurteile
Ein kürzlich bis Juni 2024 auferlegtes Short-Selling-Verbot durch die südkoreanische Börsenaufsichtsbehörde FSS heizte das Thema erneut an. Ausgelöst durch zwei in Hong Kong beheimatete Investmentbanken, die ungedeckt südkoreanische Wertpapiere im Umfang von 56 Billionen Won (39,5 Milliarden Euro) leer verkauften. Laut der FSS wurde die Markt-Fairness beeinträchtigt, die Entwicklung der Börse und dessen Glaubwürdigkeit untergraben.
Die Financial Times sah sich nun veranlasst, dieser Ansicht zu entgegnen. Leerverkäufe zu verbieten, führe laut Khalaf vielmehr zu verfehlten freien Kursbildungen an den Märkten, dies sei „ineffektiv und schädlich“.
Die Handelsstrategie des Short Selling sei das Herzstück einer gesunden Marktfunktion. Sie schaffe eine erhöhte Liquidität und erleichtere eine Preisfindung. Leerverkäufer nähmen auch das Risiko hoher Verluste auf sich (sofern die Notizen nicht fallen) und hätten zumeist eine intensive Research-Arbeit zu vollbringen.
Zudem rüttle ein entstehender Preisdruck in vielen Fällen erst Marktteilnehmer zu oft irrational hohen Bewertungen wach. Schieflagen rückten am Beispiel von Akteuren wie Hedgefonds-Gründer Jim Chanos (er zweifelte frühzeitig die Geschäftsmodelle von Enron und Wirecard an) rascher und noch in aufstrebenden Börsenphasen in den Vordergrund.
Auch der Begründung, Leerverkäufe würden Verkaufswellen verschärfen, tritt Khalaf entgegen. Vielmehr würden dadurch Blasenbildungen durch einseitigen, ungebremsten Optimismus frühzeitig erkannt.
Short Seller förderten die Transparenz, die Erfassung und Bewertung der Risiken, den Informationsfluss und die Liquidität.
Die Financial Times beruft sich zudem auf Erkenntnisse der Federal Reserve Bank (Fed) wonach durch Verbote des Short Selling maximal eine Verzögerung etwaiger Kursrückgänge im selben Ausmaß eintrete. Durch eine geringere Liquidität würden sich höhere Handelskosten und Preisspannen bilden. Verbote von Leerverkäufen im März 2020 in sechs europäischen Staaten hätten darüber hinaus vor allem Nachteile an kleineren Börsenplätzen bei gering kapitalisierten Werten aufgezeigt.
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Brauchen wir den digitalen Euro wirklich?
Die Diskussion über Kosten und Nutzen nimmt Fahrt auf.
Andreas Dolezal. Am 28. Juni des heurigen Jahres hat die EU-Kommission den Rahmen für die digitale Form des Euro vorgelegt, den die Europäische Zentralbank als Ergänzung zu Bargeld ausgeben könnte. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass EU-Bürger und Unternehmen weiterhin Zugang zu Euro-Banknoten und -Münzen haben. Bargeld und digitaler Euro sollen also parallel existieren. Kritiker monieren daher, dass der digitale Euro überflüssig ist. Es fehle schlicht-weg der Bedarf.
Warum ist die EZB für den digitalen Euro?
„Ein digitaler Euro wäre eine Neuerung, die das Leben erleichtert“, schreibt die EZB auf ihrer Internetseite. Er wäre ein allgemein akzeptiertes digitales Zahlungsmittel, das in Geschäften, online oder zwischen Privatpersonen verwendet werden kann. Mit zahlreichen elektronischen Zahlungssystemen und Bargeld im Portemonnaie bezahlen wir schon heute überall bar oder unbar. Worin die echte Neuerung besteht, die unseren Alltag erleichtert, bleibt offen.
Laut EZB könnte der digitale Euro dazu beitragen, die Abhängigkeit Europas von nichteuropäischen privaten Zahlungsdienstleistern zu verringern, und so deren marktbeherrschender Stellung entgegenzuwirken. Mit einem erfolgreichen digitalen Euro könne Europa eine globale Vorreiterrolle im digitalen Finanzwesen übernehmen.
Indirekt gibt die EZB also zu verstehen, dass sie in das bisher von privaten Banken und Zahlungsdienstleistern beherrschte Geschäftsfeld vordringen will. Um diesen das Geschäft nicht gänzlich zu entreißen, ist eine Obergrenze von 3.000 digitalen Euro pro Person geplant. Auch der Konkurrenz durch Krypto-Assets wie Bitcoin möchte die Zentralbank augenscheinlich etwas entgegensetzen.
Wer trägt die Kosten für den digitalen Euro?
Die grundlegende Nutzung wird kostenlos sein. Banken sollen bei der Bereitstellung des digitalen Euro als zentrale Anlaufstelle für Privatpersonen, Handel und Unternehmen dienen und sämtliche Dienstleistungen für die Nutzer erbringen. Zwar sieht die EZB vor, dass das Eurosystem die Kosten für die Einrichtung eines Systems und der Infrastruktur tragen soll, Banken gehen trotzdem davon aus, dass hohe Kosten auf sie zukommen.
Die Begeisterung der Händler ist ebenfalls gedämpft. Sie wären verpflichtet, den digitalen Euro als Zahlungsmittel anzunehmen, und fürchten die Kosten für die dazu notwendige Infrastruktur. Ausgenommen wären nur sehr kleine Händler, für die die anfallenden Investitionen unverhältnismäßig wären. Diese verständliche Ausnahme konterkariert aber das Ziel der EZB, den digitalen Euro zum allgemein akzeptierten Zahlungsmittel zu machen.
Worin liegt der Unterschied zu Krypto-Assets?
Im Gegensatz zu Krypto-Assets wie Bitcoin wäre der digitale Euro Zentralbankgeld. Zitat EZB: „Daher wäre er risikofrei.“ Und weiter: „Überdies würden Privatsphäre und Datenschutz gewahrt, denn private Emittenten (Anm.: von Krypto-Assets) können personenbezogene Daten auch für kommerzielle Zwecke nutzen.“
Die Befürchtung vieler Kritiker und Datenschützer, dass mit dem digitalen Euro auch die digitale Überwachung sämtlicher Zahlungsströme kommt, räumt die Zentralbank damit nicht aus.
Wann kommt der digitale Euro?
Ob ein digitaler Euro tatsächlich kommt und ausgegeben wird, ist noch nicht endgültig entschieden. Die Vorbereitungsphase hat im November 2023 begonnen, der Rechtsrahmen muss auf europäischer Ebene erst final verabschiedet werden. Geht es nach der EZB, kann man in fünf Jahren mit dem digitalen Euro bezahlen.
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„An der Zeit, sich mit dieser Asset-Klasse anzufreunden“
Assetmanagerin Birgitte Olsen im Interview über das Comeback von Small and Mid Caps aus Wachstumsbranchen.
Börsen-Kurier: Warum haben sich Small and Mid Caps (SMC) in den vergangenen Jahren schwächer entwickelt als Large Caps?
Birgitte Olsen: Die Post-Covid Erholung war für europäische Nebenwerte retrospektiv von kurzer Dauer. Die Bilanz der vergangenen zwei Jahre sieht düster aus: SMC notieren insgesamt 12 % tiefer, während der STOXX 50 rund +17 % an Wert zulegen konnte. Der Krieg in der Ukraine, die Angst um eine Energiekrise, der Kollaps drei mittelgroßer US-Banken, die steigenden Zinsen und hohe Inflation haben in den Aktienmärkten uneinheitliche Spuren hinterlassen. Nebenwerte wurden stark verkauft, so sehr, dass die Bewertungen aktuell auf historisch tiefen Niveaus angelangt sind. In Krisenzeiten, sogenannten „Risk-Off“-Phasen, leiden SMC wegen ihrer geringeren Marktliquidität und ihrem schwierigeren Zugang zu Kapital überdurchschnittlich. Das Derating der letzten zwei Jahre ist jedoch so stark gewesen, dass SMC heute sogar mit einem Abschlag zu Large Caps handeln. Dies ist das letzte Mal während der großen Finanzkrise Ende 2008 geschehen.
Börsen-Kurier: Was spricht dafür, dass es nun zu einer Trendumkehr kommt und SMC gegenüber Large Caps wieder Boden gutmachen werden?
Olsen: Die Abschwächung der Makrodaten und die sich deutlicher abzeichnenden disinflationären Tendenzen untermauern die Erwartung, dass FED und EZB ihren Zinserhöhungszyklus nun abgeschlossen haben. Eine Stabilisierung der Zinssätze ist die notwendige Grundlage für eine Outperformance von Nebenwerten und eine Umkehr der Risk-Off-Phase. Genau das haben wir seit Ende Oktober beobachten können, was zu einer klaren Outperformance von europäischen Nebenwerten (+11,5 %) im Vergleich zum STOXX 50 (+4,3 %) geführt hat. Auch die Stabilisierung in China und das absehbare Ende des Lagerabbau-Zyklus sind unterstützende Faktoren für die erwartete Trendumkehr bei SMC.
Börsen-Kurier: Wie abhängig sind SMC vom Zins- und Inflationsumfeld? Sind sie in Bezug auf die Weitergabe hoher Kosten gegenüber Large Caps im Nachteil?
Olsen: Ob SMC oder Large Caps, die richtige Unternehmensauswahl ist entscheidend. Unser Entrepreneur Investment-Ansatz fokussiert auf qualitativ hochstehende Unternehmen. Diese verzeichnen hohe Margen, eine starke Innovation und überdurchschnittliche Preissetzungsmacht. Auch steht die Cashflow-Generierung im Vordergrund und die Bilanzen sind aufgrund ihrer tiefen Schuldenquote äußerst solide. Das macht diese Unternehmen allesamt weniger abhängig von der Zins- und Inflations-Großwetterlage. In unserem Portfolio ist die Nettoverschuldung im Schnitt gemessen am operativen Gewinn bei 0,6x, was deutlich tiefer als der Durchschnitt von 1,2x bis 1,5x ist. In Zeiten von steigenden Zinsen ist eine tiefe Verschuldung elementar: Niedrigere Kapitalkosten, höhere Cashflows und geringere Refinanzierungsbedürfnisse sind wieder echte Wettbewerbsvorteile.
Börsen-Kurier: Von welchem konjunkturellen Szenario für Europa gehen Sie im Jahr 2024 aus und wo sehen Sie die Risiken?
Olsen: Unser Grundszenario geht von einem Soft Landing in den USA und einer graduellen Verbesserung des Wirtschaftswachstums in Europa in der zweiten Jahreshälfte aus. Jedoch gibt es drei potenzielle Risiken, nämlich eine US-Rezession, geopolitische Disruptionen und ein Comeback der Inflation. Insgesamt darf man aber nicht vergessen, dass europäische Aktien, und SMC im Besonderen, sehr günstig bewertet sind und eine Rezession weitestgehend schon eingepreist ist. In unseren Augen ist eine Menge Pessimismus in den Kursen drin und es ist für Anleger wieder an der Zeit, sich mit dieser Asset-Klasse anzufreunden.
Börsen-Kurier: Auf welche Branchen legen Sie aktuell Ihren Fokus?
Olsen: Unser Fokus liegt auf strukturellen Wachstumsthemen, die uns in das nächste Jahrzehnt begleiten werden. Zu diesen Schlüsselthemen gehören Near- und Reshoring, Digitalisierung, Elektrifizierung sowie die Energiewende, um nur einige zu nennen. Wir bewegen uns auf eine Phase zu, in der höhere Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden, von denen viele SMC erheblich profitieren werden. Beispiele aus unserem Portfolio sind etwa BESI, Wärtsilä, Subsea7 oder CAF.
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Aktienausblick 2024: Die Möglichkeiten für Alpha steigen
Eine Einschätzung von Phil Haworth, Head of Equities bei Aegon Asset Management.
(05.12.) Bei den globalen Aktien gab es im Jahr 2023 zwei herausragende Themen: die Outperformance der so genannten „glorreichen Sieben“ der US-Mega-Cap-Technologiewerte (ohne die die US-Indizes unterdurchschnittlich abgeschnitten hätten) und der japanische Aktienmarkt. Es gab auch zwei Länder, die eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung aufwiesen – China und Großbritannien. Werden sich diese Trends im Jahr 2024 fortsetzen.
Die Chancen scheinen für eine anhaltende Vormachtstellung der Mega-Caps scheinen schlecht zu stehen. Mit einem Anteil von 29 % an der Marktkapitalisierung des S&P500 übertrafen sie den 40-Jahres-Höchststand aus der Zeit vor dem Börsencrash um ganze 5 Prozentpunkte. Nur wenige hatten damit gerechnet, dass diese Aktien in einem Jahr steigender langfristiger Realrenditen und eines überraschend robusten BIP-Wachstums ihre billigeren, kleineren und zyklischeren Pendants übertreffen würden. Wir glauben, dass die „glorreichen Sieben“ weiterhin gut abschneiden werden, vor allem diejenigen wie Nvidia und Microsoft, die die Entwicklung der KI vorantreiben, aber wir sollten in 2024 eine größere Bandbreite des Marktes erwarten.
Auf makroökonomischer Ebene befindet sich die Arbeitslosenquote in der Nähe historischer Tiefststände und wir erwarten, dass sie sich zu normalisieren beginnt, d. h. ansteigt. Die Verbraucher spüren den Druck der hohen Inflation, und ihre Geldbörsen werden nicht mehr durch staatliche Zuwendungen aus der Pandemiezeit gestützt, so dass wir schwächere Konsumzahlen aus den USA sehen werden. In diesem Umfeld könnte die Fed gezwungen sein, die Zinsen zu senken, was sich positiv auf kleine und mittlere Unternehmen auswirken dürfte, die im Vergleich zur Bewertung des Gesamtmarktes bereits sehr günstig erscheinen. Kurzum: Die Möglichkeiten für Alpha steigen.
Die Geschichte spricht auch dagegen, dass Japan seine Führungsrolle beibehält. Jahrzehntelang war dies ein Markt “zum Mieten, nicht zum Kaufen”, aber ist es dieses Mal anders? Japan könnte noch einige Quartale lang besser abschneiden: Das makroökonomische Umfeld ist günstig, da die Zinsen niedrig sind (10-jährige Staatsanleihen rentieren unter 1 %); die Inflation ist nicht so besorgniserregend wie in anderen G7-Ländern; die jüngste Abschwächung der Währung sorgt dafür, dass die Offshore-Gewinne in Yen noch größer sind. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 14 bedeutet, dass der Markt nicht teuer ist und deutet darauf hin, dass kaum Unternehmensumstrukturierungen eingepreist sind. Die Umstrukturierung der Unternehmen findet jedoch statt. Die Unternehmen kaufen Aktien zurück, erhöhen die Dividende und schließen Geschäftsbereiche. Wenn sie dies nicht tun, übt die Tokioter Börse Druck aus, und, was noch wichtiger ist, aktivistische Aktionäre werden immer ermutigender.
Was die Nachzügler des Jahres 2023 betrifft, so ist die schwache Performance Chinas im Nachhinein leicht zu erklären. Zu einer enttäuschenden Wiederaufhebung des Lockdowns kamen geopolitische Bedenken hinzu. Auch die Verschuldungssorgen bei lokalen staatlichen Finanzierungsgesellschaften (LGFVs) und auf dem Immobilienmarkt (Chinas historischer Wachstumsmotor) halten an. Die bisherigen Lockerungsmaßnahmen tragen nicht dazu bei, das Vertrauen der Verbraucher und des privaten Sektors im Allgemeinen zu stärken. Ohne eine Lösung für die Immobilienproblematik, eine direktere Förderung des Konsums und eine Erhöhung der Steuerausgaben wird die chinesische Konjunkturbelebung im Jahr 2024 wahrscheinlich allmählich und holprig bleiben. Ein solcher Moment à la Draghi könnte einen unterbewerteten Markt, der zu Tiefstpreisen gehandelt wird, kräftig aufmischen, aber solange dies nicht der Fall ist, könnten die strukturelleren Geschichten Asiens (Indien, Indonesien, Korea und Singapur) weiterhin attraktiv sein.
Unabhängig davon, auf welchem Markt die Unternehmen tätig sind, wird das Umfeld im Jahr 2024 wahrscheinlich eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringen, die sich von denen der jüngsten Vergangenheit unterscheiden. Die größte Herausforderung ist die Bewältigung des Preisverfalls, in einigen Fällen sogar der Deflation, vor einem Nachfragehintergrund, der die verzögerten Auswirkungen der geldpolitischen Straffung spüren wird. Ein Gewinnwachstum wird nur schwer zu erzielen sein und dürfte die globale Konsensprognose von +10 % sicherlich enttäuschen. Dies deutet darauf hin, dass eine Aktienauswahl, die sich auf Qualität, Bilanzstärke und Rentabilität konzentriert, im Jahr 2024 die beste Strategie sein könnte.
Fundamentale Wiener Schnäppchen
Welche Aktien nach massiven Kursverlusten jetzt interessant sind.
Michael Kordovsky. Nicht alle Unternehmen, deren Aktien massive Kursverluste hinnehmen mussten, haben wirtschaftliche Probleme. Oft führen mangelndes Interesse von Marktteilnehmern bzw. die fehlende Bereitschaft von Anlegern, sich genauer zu informieren, zu ungerechtfertigten Vorurteilen. Doch ein zweiter Blick spricht oft eine ganz andere Sprache.
Im Falle der RBI, die noch immer eine Lösung für das Russland-Geschäft sucht, würde in den ersten neun Monaten 2023 das Ergebnis nach Steuern ohne Russland und Belarus gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 29 % auf 1.186 Millionen Euro steigen (verglichen mit 2.274 Millionen Euro beim Ergebnis aus fortgeführten Geschäftsbereichen). Die harte Kernkapitalquote würde ohne Russland noch immer bei 14,4 % liegen. Das Institut kann gut von den Geschäften außerhalb Russlands leben. Im Ausblick auf das Gesamtjahr 2023 würde ohne Russland und Belarus der Zinsüberschuss anstatt bei 5,6 bis 5,7 noch immer bei 4,2 bis 4,3 Milliarden Euro liegen, und wirft man einen Blick auf den Analystenschätzungskonsens unter finanzen.at, dann würde das Ergebnis pro Aktie bis 2025 nur auf 4,75 Euro sinken, woraus bei einem Kurs von 15,17 Euro ein KGV von 3,2 resultieren würde.
Selbst eine Qualitätsaktie wie die Bawag, die von der Ukraine und Russland nicht direkt betroffen ist, ist auffallend günstig. Der vom Institut angepeilte Gewinn pro Aktie sollte 2023 bei mindestens 8,20 Euro liegen, woraus bei einem Kurs von 47,66 Euro ein KGV von max. 5,8 resultieren würde.
Niedergeprügelte Industriewerte
Die AT&S-Aktie liegt im laufenden Jahr rund 25 % im Minus. Das aktuelle konjunkturelle Umfeld belastet und führte im ersten Halbjahr 2023/24 (endete am 30.9.) dazu, dass bei einem Umsatzrückgang um 23,9 % das Betriebsergebnis um 55 % einbrach. Doch das Unternehmen steuert mit Kostenoptimierungs- und Effizienzprogrammen entgegen. Gleichzeitig laufen die Erweiterung von Produktionskapazitäten in Kulim (Malaysia) und der Ausbau des Standorts Leoben. Für das Geschäftsjahr 2026/27 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro (2022/23: 1,79 Milliarden Euro) und einer Ebitda-Marge von 27 bis 32 % (2022/23: 23,3 %). Laut Analystenschätzungskonsens von MarketScreener sollte von 2023/24 bis 2025/26 der Gewinn pro Aktie von 1,40 auf 7,90 Euro steigen, woraus bei einem Kurs von 24,04 Euro ein für 2025/26 erwartetes KGV von 3,04 resultiert.
Semperit hat binnen drei Monaten rund 31 % an Wert verloren. Zwar ging das Betriebsergebnis in den ersten neun Monaten 2023 um 36,3 % auf 30,9 Millionen Euro zurück, doch die begonnenen Einsparungen entfalten gerade ihre Wirkung. Blickt man auf den Analystenkonsens von MarketScreener, dann sollte nach dem Übergangsjahr 2023 ab 2024 ein Gewinnschub einsetzen und das für 2025 erwartete KGV läge bereits bei 4,9, während das aktuelle Kurs/Buchwert-Verhältnis in etwa 0,7 beträgt.
Zu den „geprügelten“ Werten zählt auch der Beleuchtungsspezialist Zumtobel, der in der Lage war, in den Geschäftsjahren 2018/19 bis 2022/23 den Cashflow aus dem operativen Ergebnis von 56,8 auf 140,2 Millionen Euro zu steigern und somit auch die Eigenkapitalquote von 28,5 auf 42,1 % zu verbessern. Im ersten Quartal 2023/24 sind Rückgänge im Komponentengeschäft infolge voller Kundenlager eine Herausforderung, doch Zumtobel hat die Kosten im Griff. Analysten rechnen damit, dass sich die Gewinne in den kommenden Jahren auf etwas niedrigerem Niveau einpendeln werden. Zukünftige KGVs von rund 6 erscheinen denkbar.
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Gewinnwachstum als entscheidender Faktor
Was hält das neue Jahr für Aktien bereit? Ein Gastkommentar von Investmentexpertin Ritu Vohora von T. Rowe Price.
Red. Die globalen Märkte erholten sich Mitte November, als die abkühlenden Inflationsdaten aus den USA und Großbritannien die Hoffnung der Anleger stärkten, dass die großen Zentralbanken nun mit der Erhöhung der Zinsen fertig sind. Wird jetzt die Weihnachts-Rallye kommen? Und was hält das neue Jahr für die Aktien bereit?
Die veröffentlichten US-Verbraucherpreisindexdaten haben sowohl beim Gesamt- als auch beim Kernverbraucherpreisindex nach unten überrascht. Der Gesamt-VPI lag bei 3,2 %, gegenüber 3,7 % im September, und unter den Prognosen von 3,3 %. Dies führte zu einem drastischen Rückgang der US-Staatsanleiherenditen über die gesamte Kurve hinweg und zu einer Rallye in den meisten Anlageklassen. Es war ein großes Ereignis für die Aktienbullen. Die Zahlen bestätigten die Ansicht des Marktes, dass die Fed ihren Zinserhöhungszyklus abgeschlossen hat.
Die Anleger debattieren nun, ob 2024 das Jahr der Zinssenkungen sein wird – bis Juli nächsten Jahres werden zwei Senkungen eingepreist. Und das, obwohl die Fed-Vertreter bekräftigt haben, dass sie die Zinssätze wahrscheinlich noch eine Weile hoch halten werden, um die Inflation nachhaltig zu senken. Auch wenn der Zeitpunkt und das Ausmaß etwaiger Zinssenkungen noch ungewiss sind, befinden wir uns in einem neuen Regime höherer und längerer Zinsen. Dies bedeutet, dass der Wettbewerb um Kapital zunimmt und die realen Renditen der Portfolios wahrscheinlich niedriger sein werden als im vergangenen Jahrzehnt.
Wir gehen davon aus, dass sich das Gewinnwachstum über alle Sektoren und Regionen hinweg verbreitern wird – mit einer Welle bahnbrechender Innovationen in wichtigen Sektoren und einem verbesserten strukturellen Ausblick für Rohstoffe, die die Chancen für globale Aktien im Jahr 2024 erweitern.
Ein Wendepunkt: Generative KI
Die massive Outperformance der „Magnificent 7“, der Mega-Cap-Technologiewerte, die durch generative KI-Perspektiven angetrieben wird, ist ein bestimmendes Merkmal des Aktienmarktes im Jahr 2023 und hat die extremste Konzentration der Renditen seit den 1960er Jahren bewirkt. Auch wenn die Bewertungen in dieser kleinen Gruppe hoch erscheinen, könnten sie durch die hohe Eigenkapitalrendite dieser Unternehmen (33 % gegenüber 18 % für den S&P 500) einiger-maßen gerechtfertigt sein.
Mit Blick auf das Jahr 2024 wird das Gewinnwachstum ein entscheidender Faktor sein, der über Gewinner und Verlierer entscheidet. Wir glauben, dass viele Unternehmen von KI-Anwendungen im Technologiebereich, in breiteren Sektoren und komplexen Unternehmen mit der Fähigkeit zur Produktivitätssteigerung profitieren werden. Zu den Chancen gehören diejenigen, die das Chip-Ökosystem unterstützen, sowie eine Reihe von Software-, Halbleiter-, Internet- und Rechenzentrumsaktien. Die Gewinner werden wahrscheinlich diejenigen Unternehmen sein, welch die Kern-Technologie entwickeln, um die nächste Innovationsrunde zu ermöglichen, und die einen überzeugenden Weg zur Monetarisierung haben.
Abgesehen von den vorherrschenden Technologiewerten werden die weiteren 493 S&P-Werte mit dem 15,6-fachen der zukünftigen Gewinne gehandelt. Dies entspricht sowohl auf historischer Basis als auch im Verhältnis zu den Zinssätzen dem fairen Wert.
Innovation im Gesundheitswesen
Die Gesundheitsfürsorge wird ein wichtiger Bereich sein, in dem sich Chancen bieten – von therapeutischen Innovationen in der Bioverarbeitung bis hin zur Verwendung revolutionärer GLP-1-Diabetes-Medikamente zur Behandlung von Fettleibigkeit. Die Entwicklung hat das Potenzial, die Ökonomie des Gesundheitswesens zu verändern, indem sie zu einer Verringerung von kardiovaskulären Ereignissen, Schlafapnoe und sogar der Alzheimer-Krankheit führen kann. Wir untersuchen auch die nachgelagerten Auswirkungen, die dies auf den Endwert des Lebensmittel- und Getränkesektors haben könnte, wenn die Menschen ihre Essgewohnheiten dauerhaft ändern.
Energie: steigende Kostenkurven und Investitionsausgaben
Rohstoffzyklen dauern in der Regel zehn bis 15 Jahre und werden von langen Produktivitätswellen angetrieben, die die Preise treiben. Wir befinden uns seit 2011 in einem Bärenmarkt. Möglicherweise stehen wir jetzt aber an der Schwelle zum Wandel. Die Energieproduktivität ist gegen Ende 2022 gesunken und kehrt nun um. Dies führt zu steigenden Kostenkurven, da die Erzeuger höhere Anreizpreise benötigen, um neue Projekte in Angriff zu nehmen und das Angebot auszuweiten. Dies wird wahrscheinlich zu strukturell höheren Energiepreisen führen.
Da die Welt die Dekarbonisierung vorantreibt, wird der Bedarf an umweltfreundlicher Infrastruktur wahrscheinlich die Nachfrage nach Metallen und Materialien erhöhen und einen neuen Investitionsboom auslösen. Für die Schwellenländer als Lieferanten der Welt könnte dies ein starker Rückenwind sein. Die Auswirkungen der geopolitischen Volatilität auf die Energiesicherheit dürften ebenfalls zu strukturell höheren Öl- und Gaspreisen führen.
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Teuerungsausgleich mit den richtigen Produkten
Von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen profitieren.
Michael Kordovsky. Steigende Öl- und Rohstoffpreise sind im Falle nachhaltiger Anstiege die Vorhut höherer Inflationsraten. Wer mit Zertifikaten bereits in konjunkturell schwächeren Phasen, in denen die Nachfrage nach Rohstoffen noch niedrig ist, auf die richtigen Rohstoffe setzt, kann bereits frühzeitig zukünftig höhere Lebenshaltungskosten teilweise durch Kursgewinne kompensieren.
Auf steigende Ölpreise setzen
Steigende Energiepreise korrelieren mit Ölpreisanstiegen, die als ein wesentlicher Teuerungsfaktor gelten. Eins zu eins an der Preisentwicklung der Ölsorte Brent partizipieren können Anleger beispielsweise mit dem Endlos-Indexzertifikat auf den „Brent Crude Oil Future (BRN) – IPE/202401“ mit der ISIN DE000TB7DNU5. Emittent ist HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Etwas riskanter aber bei richtiger Kursrichtung auch lukrativer sind Knock-Out Zertifikate, deren Knock-Out-Schwelle möglichst weit vom aktuellen Preis des Basiswertes entfernt sein sollte. Wählt man beispielsweise den vom genannten Anbieter emittierten Open-End-Turbo-Optionsschein auf den „Brent Crude Oil Future (BRN) – IPE/202401“ mit der ISIN DE000HG0DS85, so liegt bei einem Hebel von knapp 2,5 deren Abstand zum Knock-Out 40,55 % entfernt (erst bei einem Einbruch des Ölpreises auf 32,533 USD).
Wenn die Konjunktur anspringt
Das klassische Konjunkturmetall ist Kupfer, dessen Preis im Einklang mit dem Konjunkturzyklus schwankt. Doch in der grünen Wirtschaft mit E-Autos und Windparks steigt der Kupferbedarf noch zusätzlich, weshalb Experten für die kommenden Jahre von einem permanenten Angebotsdefizit ausgehen.
In Ruhe an der Preisentwicklung in gleichem Ausmaß partizipieren können Anleger bei-spielsweise mit dem von der Société Générale emittierten Open-End-Rohstoff-Zertifikat auf den „Copper Future (HB) – CXE/202403“ mit der ISIN DE000SH755F0.
Nickel gilt als wichtiges Batteriemetall und sollte zukünftig eben-falls an Bedeutung gewinnen. Deshalb sollte hier ein Blick auf den „RICI Enhanced-(SM)-Nickel-(TR) ETC“ mit der ISIN DE000PB8R1N4 geworfen werden, der von BNP Paribas rolloptimiert und besichert angeboten wird. Eine anspringende Konjunktur ist auch positiv für Zink. Hinzukommt ein Sonderfaktor im Haupt-Produktionsland China, wo die Zink-Produktion aufgrund der Probleme im Immobiliensektor seit März deutlich zurückgenommen wurde.
Als Investment in Frage kommt hier beispielsweise das nicht gehebelte, von der Deutschen Bank emittierte Open-End-X-pert-Zertifikat auf den „Zinc Future (Composite) (ZS) – LCO/20231220“ mit der ISIN: DE000DB5ZNC8.
Aber es besteht auch die Möglichkeit, auf ein Portfolio bestehend aus mehreren Metallen zu setzen. Beispielsweise im „RICI Enhanced(SM) Industrial Metal Total Return Index“ sind Aluminium, Kupfer, Blei, Nickel, Zinn und Zink enthalten, und mit dem von BNP Paribas emittierten ETC mit der ISIN DE000PB8REM3 kann besichert, währungsgesichert und rolloptimiert an diesem Index partizipiert werden.
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Niedrigere Zinserwartungen begünstigen „Weihnachtsrallye“
Lewis Grant, Senior Portfolio Manager for Global Equities bei Federated Hermes Limited.
(24.11.) „Zu Beginn des Dezembers sind die Anleger positiver gestimmt als in weiten Teilen des Jahres 2023. Unser firmeneigener Risikoaversions-Indikator hat eine deutliche Wende hin zu einer risikofreudigeren Stimmung vollzogen, was in erster Linie auf die geringere Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen zurückzuführen ist. Die Zentralbanker versuchen weiterhin, die Botschaft „Higher for Longer“ zu vermitteln, aber die Märkte hören nicht darauf: Der einzige Weg ist der nach unten. Die Aktienanleger sind bereit für die Weihnachtszeit, und die niedrigeren Zinserwartungen werden ein wichtiger Katalysator sein, um die „Weihnachtsrallye“ bis Weihnachten fortzusetzen. Schwache makroökonomische Daten werden die Aktienindizes weiter anheizen. Mit den Rechnungen – und dem möglichen Kater – können wir uns im neuen Jahr beschäftigen.
Unsicherheiten auf dem Ölmarkt
Dringlicher ist möglicherweise die Volatilität auf dem Ölmarkt. Unstimmigkeiten zwischen den OPEC+-Ländern haben zu einer Verschiebung des Treffens geführt, das nun mit dem Beginn der COP28 zusammenfällt. Niedrigere Energiepreise werden zwar allgemein begrüßt, aber Unsicherheit ist nie gern gesehen. Zu einer Zeit, in der die Welt zusammenkommt, um über den Klimawandel zu diskutieren, könnte das Öl aus den falschen Gründen im Mittelpunkt stehen.“
Security und Cybersecurity boomen
(Internet-)Sicherheit boomt – wenige Spezialprodukte decken das Thema ab.
Michael Kordovsky. Mit zunehmenden geopolitischen und sozialen Spannungen wächst der Bedarf an der Bewachung von Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen wie auch an Flughäfen. Inklusive des militärischen Bereichs wird laut Grand View Research der globale „Sicherheitsmarkt“ von 2023 bis 2030 um 8,0 % p.a. (CAGR) wachsen.
Doch es gibt einen eigenen Spezialbereich der Sicherheitsbranche, der darüber hinaus boomt und mit der zunehmenden Digitalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt: die Cybersecurity. Großunternehmen, Banken, öffentliche Institutionen aber auch Einzelpersonen geraten immer mehr ins Visier von Cyberkriminellen. Zu deren Angriffsmittel zählen u.a. schädliche Software, Phishing-Mails und DDoS-Attacken von koordinierten, kompromittierten Geräten. Weltweit werden die Kosten der Cyberkriminalität von 2021 bis 2027 von umgerechnet 5,5 auf 21,9 Billionen Euro steigen (Quelle: Statista). Somit sollte auch der Weltmarkt für Cybersicherheit laut den Researchern von Spherical Insights von 2022 bis 2030 (CAGR) um 11,6 % p.a. wachsen. Cloud Security und der KMU-Bereich sollen dabei besonders stark zulegen.
Security-Investmentfonds
Per 22. November 2023 auf zehn Jahre mit bereits 138 %, auf fünf Jahre mit 43 % und im laufenden Jahr mit 9 % im Plus liegt der „Pictet-Security P“ (ISIN: LU0270904781). Der Fonds investiert in Anbieter von Sicherheitstechnik für Systeme, Personen und Unternehmen. Sicherheitsdienstleistungen sind mit rund 40 % gewichtet, IT-Sicherheit mit 36 % und physische Sicherheit mit 23 %. Top-Positionen sind Equinix (Rechenzentren), Palo Alto Networks (Cloud-Sicherheit, Endpunktsicherheit, Firewalls der nächsten Generation), der Maschinendaten-Spezialist Splunk, aber auch Johnson Controls (Zutrittskontrolle, Einbruchsmeldung, Videoüberwachung) und Steris (Sterilisation, Desinfektion und Dekontamination).
Interessant erscheint auch der „CS(Lux)Security Equity Fund“ (LU0909471251), der auf USD-Basis auf fünf Jahre gesehen per 21. November 2023 knapp 63 % im Plus liegt; auf zehn Jahre sind es sogar 150 %. Die Euro-Tranche mit der ISIN LU2042518436 überzeugt im laufenden Jahr mit knapp 13 % plus. Per Ende Oktober 2023 waren die Bereiche IT-Sicherheit und Umweltsicherheit mit je 27 bzw. 20 % im stärksten gewichtet, gefolgt von Verbrechensvorsorge und Gesundheitsvorsorge mit je 18 % und Transportsicherheit. Zu den Top-Positionen zählen der Spezialist für analytikbasierte Software für Betrugserkennung, Fair Isaac, das Datenanalyse-Unternehmen Verisk Analytics, Steris und der Laborausstatter Thermo Fisher Scientific.
Ausgewählte Cybersicherheits-ETF
Momentumsstark ist der „First Trust Nasdaq Cybersecurity UCITS ETF“ mit der ISIN IE00BF16M727, der im laufenden Jahr auf USD-Basis per 22. November 25 % im Plus liegt. Dieser bildet den 33 Cybersecurity-Aktien enthaltenden „Nasdaq CTA Cybersecurity Index“ ab, der per 29. September auf Zehn-Jahres-Sicht 12,9 % p.a. im Plus liegt. Die fünf Top-Positionen des Index sind die indische Infosys Ltd und IT-Klassiker wie Fortinet, Cisco und Broadcom, aber auch Palo Alto Networks.
Wer eine breitere Diversifikation bevorzugt, sollte einen Blick auf den „iShares Digital Security UCITS ETF“ (IE00BG0J4C88) werfen. Dieser bildet den „STOXX Global Digital Security Index“ ab, der 105 Werte enthält. Der ETF ist auf USD-Basis im laufenden Jahr per 22. November mehr als 21 % im Plus. Zum gleichen Stichtag heuer sogar 24,7 % (USD-Basis) im Plus ist der „L&G Cyber Security UCITS ETF“ mit der ISIN IE00BYPLS672. Er deckt den 42 Werte enthaltenden „ISI Cyber Security UCITS Index Net TR“ ab. Die Top-Positionen sind der bedeutende Anbieter von Endgeräteschutz-Plattformen, Crowdstrike, Palo Alto Networks, BroadCom, Check Point Software Technologies und Splunk.
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Zwei Schwellenriesen auf dem Vormarsch
Indien und Indonesien haben für Anleger einiges zu bieten.
Christian Sec. Indien und Indonesien gelten unter den Top-20-Wirtschaftsnationen laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) als die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt bis 2028. Indiens Wachstum wird laut IWF in den kommenden fünf Jahren 6,3 % betragen, Indonesiens Wachstum rund 5 %.
Diese Ausgangslage macht die beiden Emerging-Markets-Länder zu interessanten Anlagemärkten. Gemeinsamkeiten gibt es dabei viele. Indonesien hat in den vergangenen Jahren hunderte Wirtschaftssektoren für ausländische Eigentümerschaften geöffnet. In Indien sind unter der Regierung von Narendra Modi die meisten Beschränkungen für Auslandsinvestoren gefallen. Um die Beschäftigung im Land anzukurbeln, unterstützt der indische Premierminister durch sogenannte „Production-Linked Incentives“ die Neuansiedlung von Unternehmen im Produktionsbereich. Andere Strukturmaßnahmen, wie die Einführung einer einheitlichen Mehrwertsteuer, führten zu einem positiven Sentiment in der Wirtschaft, so Jürgen Maier, Fondsmanager für Emerging Markets, bei der RBI. „Der Produktionsbereich ist ein neuer Wachstumstreiber (neben IT-Outsourcing und der Pharmabranche) und werde in den kommenden Jahren deutlich wachsen.“ Allein die Elektronikproduktion soll sich bis 2026 auf 300 MrdUSD verdreifachen. So wird das Apple-Smartphone seit 2022 nicht mehr nur in China, sondern auch in Indien produziert. Bis 2027 sollen bereits die Hälfte aller iPhones aus Indien stammen.
Indonesien wiederum ist u.a. der größte Nickelabbauproduzent weltweit. Ein Glücksfall, denn Nickel ist ein zentraler Rohstoff in der Erzeugung batteriebetriebener Fahrzeuge. Um die Beschäftigung im eigenen Land zu halten, ist die Ausfuhr von ausgewählten reinen Rohstoffen wie Nickel verboten. Wer Nickel haben will, muss den Rohstoff in Indonesien weiterverarbeiten. Damit will Indonesien die Stufen in der Wertschöpfungskette weiter hinaufaufsteigen und ein globaler Hub für die Batterieerzeugung werden. Beiden Ländern gemein ist auch ein großangelegter Ausbau von Infrastrukturprojekten. Indien erhöht sein Straßennetz alljährlich um 10.000 Kilometer und Indonesien hat während der Amtszeit von Joko Widodo u.a. 18 Seehäfen, 21 Flughäfen gebaut.
Neue Wachstumslokomotive
Indonesien weist ein BIP pro Kopf von 5.100 USD auf, Indien gar nur 2.600 USD, und somit ist beiden Ländern ein riesiges Aufholpotenzial gemein. In den vergangenen zehn Jahren erzielte der MSCI-Indien ein annualisiertes Wachstum von 11,8 %. Der MSCI-Indonesien hinkt mit einem Wachstum von 2,4 % etwas hinterher. Das KGV des MSCI-Indien ist mit 26 fast doppelt so hoch, wie der indonesische Counterpart. „Dies liegt auch an der Indexzusammenstellung“, so Maier zum Börsen-Kurier. Der indische Index wird von privaten Banken, IT-Outsourcing-Unternehmen und Konsumunternehmen, die alle ein vergleichsweises hohes Gewinnwachstum aufweisen, dominiert. Damit ist auch die höhere Bewertung zu erklären, so Maier. Der MSCI-Indonesien hat neben Bankenwerten auch viele Rohstoffunternehmen gelistet, die aufgrund der volatilen Gewinnentwicklung eine niedrigere Bewertung aufweisen.
Auch wenn beide Aktienmärkte attraktive Investitionsmöglichkeiten sind, ist Maier längerfristig gerade für Indien positiver gestimmt, auch weil Indien China immer mehr als Wachstumslokomotive ablösen wird. Eine ähnliche Einschätzung trifft Harald Holzer, CIO und Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank, der jedoch zu bedenken gibt, dass die politische Situation und hier vor allem der zunehmende religiöse Nationalismus unter Modi, im Gegensatz zur inklusiven Regierungsform in Indonesien ein Risiko für eine nachhaltige Entwicklung darstellt.
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Kurskapriolen im Segment Luxusuhren
Mehrere Faktoren stoppten Preissteigerungen bei gebrauchten Luxusuhren.
Roman Steinbauer. Andy Hoffman, ein Reporter der Finanzmarktagentur Bloomberg, wies in der Vorwoche auf den hauseigenen „Bloomberg Subdial Watch Index“ hin. Der Preisbarometer, der Marktwerte für den Wiederverkauf der 50 meistgehandelten Luxuszeitmesser berücksichtigt, gab seit zwölf Monaten um mehr als 19 % nach. Als Ursache führte Hoffman das auf einen historischen Höchstwert gewachsene Angebot an. Betroffen seien vor allem Modelle der Schweizer Spitzenmarken Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet, deren Preisniveau zum Teil auf ein Zwei-Jahres-Tief fiel.
Laut dem Lifestyle-Magazin Robb Report aus Los Angeles wies das „Royal Oak Jumbo Ultra Thin“-Modell von Audemars Piguet mit einem Abschlag von 35 % (auf umgerechnet 66.000 Euro) die negativste Entwicklung auf. Die eidgenössischen Exporterfolge der teuren Chronometer reichten allerdings bis ins Frühjahr 2023 hinein. So konnte die Vereinigung der Schweizer Uhrenindustrie noch für März eine Zunahme der Ausfuhren um 24 % auf 2,48 Milliarden Euro zum Vergleichsmonat 2022 melden. Das Exportvolumen zog um 300.000 Stück auf 1,5 Millionen Exemplare an. Nach Aussagen des Investmenthaus Morgan Stanley habe aber eine „Richcession“ unterdessen den Markt erfasst.
Rares Wertpapierangebot zur Uhrenbranche
Die jüngste Aufwärtsbewegung an den Finanzmärkten zog die (primär in London gelistete aber ebenso an der Stuttgarter Börse notierte) Aktie der Watches of Switzerland Group (ISIN: GB00BJDQQ870) mit. Die Titel der britischen Einzelhändlerkette (1775 in Leicester gegründet), die Uhren der wertvollen Kategorie zudem in der EU und den USA anbietet, vollzogen während der vergangenen Wochen einen Anstieg um 27 % auf 6,8 Euro. Zuvor hatten die Aktionäre seit Jahresbeginn allerdings einen Einbruch – von 14 Euro ausgehend – zu erdulden. Dass der Hersteller Rolex im August seinerseits bekannt gab, den größten Verkäufer von Rolex-Uhren in Großbritannien, Bucherer, zu übernehmen, erhöhte den Abgabedruck. Zogen die Umsätze der Watches of Switzerland im (am 30. April endenden)
Geschäftsjahr 2022/23 noch rasant um 24 % auf 1,77 Milliarden Euro an, droht derzeit eine Stagnation. Luxus-Uhrenhersteller sind nicht eigenständig an Börsen notiert, da sie entweder als Privatunternehmen oder unter einer Dachholding oder Stiftung operieren. Im gemäßigtem Preissegment werden an der SIX Swiss Exchange die Inhaber-Aktien der Swatch Group (CH0012255151) gehandelt, die aktuell mit umgerechnet 248 Euro heuer um 7 % im Minus stehen.
Fondsanbieter decken umfassend die Luxusbranche ab
Die allgemein hohe Schwankungsbreite der Wertpapiere der Luxusgüter-Hersteller schlägt auch in einer Anlageform wie jener der Fonds gedämpfter, aber relativ deutlich durch. Dies ist auch am Chartbild der ETF-Produkte erkennbar. So tauchte der auf Euro lautende, thesaurierende Aktien-ETF „Amundi S&P Global Luxury“ (LU1681048630; berücksichtigt zu 86 % zyklische Konsumgüter, hier wiederum zu 38 % aus den USA und zu 42 % aus Frankreich, Deutschland und Italien) seit Juli zeitweise um mehr als 15 % ab. Die auf US-Dollar basierende Variante (LU1681048713) führte teils zu einer Reduzierung um 19 % des Depotpostens. Der Zugewinn war seit Monatsbeginn wiederum mit jeweils 8 bzw. 7 % beachtlich. Etwas träger präsentierte sich die Fonds-Variante von GAM („Multistock – Luxury Brands Equity“, LU0329429897, thesaurierend). Hier liegt der Anlageschwerpunkt auf Bekleidung (42 %), dahinter Getränke (17 %), Konsumgüter
(15 %) und Pflegeprodukte (7 %).
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Investmentopportunitäten für 2024
(21.11.) Nachstehend drei aktuelle Einschätzungen der Investmentexperten von T. Rowe Price, wo Anleger 2024 Investmentopportunitäten finden können.
„Die glorreichen Sieben” mittlerweile eigene Anlageklasse
Tim Murray, Kapitalmarktstratege, Multi-Asset, T. Rowe Price
• Das globale Marktumfeld befindet sich derzeit in einem Zustand des Fegefeuers, mit anhaltender Ungewissheit über Inflations- und Rezessionsrisiken, während die Fed ihren nächsten Schritt überlegt.
• Die Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen sind ständig in Bewegung. Die Anleger müssen sich entsprechend absichern, indem sie von attraktiven Zinsen profitieren und gleichzeitig ihre Aktien-, Anleihen- und Sachwertallokation klug wählen.
• Mega-Cap-Tech-Aktien – „Die glorreichen Sieben“ (Apple, Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft, NVIDIA und Tesla) – haben die Bewertungsmetriken so stark verzerrt, dass sie faktisch zu einer eigenen Anlageklasse geworden sind.
• Taktische Positionierung: Diese Trends spiegeln sich in den Multi-Asset-Portfolios von T. Rowe Price wider, die derzeit zu vier Themen positioniert sind:
– Ungewissheit über die Rezession: Übergewichtung von Barmitteln aus Gründen der Liquidität und Flexibilität
– Attraktive Zinserträge: Übergewichtung von Hochzins-, variabel verzinslichen und Schwellenländeranleihen
– Absicherung gegen Inflation: Übergewichtung von Realwerten als Absicherung gegen hartnäckige Inflation; Rohstoff- und Realsektoren zu attraktiven Preisen
– Selektive Möglichkeiten: Übergewichtung von Small Caps bei sich stabilisierenden Gewinnschätzungen und attraktiven Bewertungen
Investmentcase: KI-Chip-Markt wächst jährlich um 50 Prozent
Dom Rizzo, Portfoliomanager, Global Technology Equity Strategy, T. Rowe Price
• Künstliche Intelligenz wird sich in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens ausbreiten. Diese einzigartige Technologie hat das Potenzial, die größte Produktivitätssteigerung für die Weltwirtschaft seit der Elektrizität zu werden. Wir richten unsere Strategie so aus, dass wir in diesem sich schnell verändernde Umfeld verantwortungsvoll navigieren können.
• Das digitale Halbleiter-Ökosystem ist nach wie vor der attraktivste Ort für Investoren in der Technologiebranche. Der gesamte adressierbare Markt für KI-Chips könnte in kürzester Zeit von 30 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 150 Milliarden Dollar im Jahr 2027 wachsen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von etwa 50 % entspricht. Diese KI-Entwicklung revolutioniert den 1-Billionen-Dollar-Markt für Rechenzentren vollständig. Digitale Halbleiter sind die Schlüsseltechnologien, die diese Revolution der künstlichen Intelligenz vorantreiben werden.
Im Anlegerblick: Halbleiter, KI-Infrastruktur, Adipositas-Medikamente
Peter Bates, Portfoliomanager, Global Select Equity Strategy, T. Rowe Price
• Aktien sind auf lange Sicht immer noch die beste Anlage, aber die Strategie, die in den vergangenen zehn Jahren funktioniert hat, wird in den nächsten 10 Jahren nicht mehr funktionieren. In einem unsichereren Umfeld werden die Bewertungen noch wichtiger werden.
• Ein vernünftiger Investmentansatz zur Erzielung von Überschussrenditen in der neuen Situation besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Wachstums- und Value-Faktoren zu finden, in dauerhafte Wachstumsthemen zu investieren und Rezessions- und Makrorisiken auszugleichen, und um Unternehmen zu finden, die einen positiven Katalysator für den Wandel darstellen
• In einer unsicheren Welt bieten sich Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen künstliche Intelligenz (Halbleiter-Ökosystem und KI-Infrastruktur), Innovation im Gesundheitswesen (Adipositas-Medikamente und Bioprozesse) sowie Wohn- und Gewerbebau.
Ist der Goldpreis am Zenit?
US-Zinssenkungen erst 2024 könnten den Goldpreis bremsen.
Raja Korinek. Die jüngste US-Notenbanksitzung wurde mit großer Spannung beobachtet. Schließlich hatten Marktbeobachter im Vorfeld damit gerechnet, dass FED-Chef Jerome Powell die Zinsen nicht noch weiter anheben wird. Genauso kam es auch, nach elf Anhebungen war zuletzt Schluss. Der Leitzins liegt aktuell in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 %. Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets, zieht ein klares Fazit: „Je länger Powell auf der Sitzung sprach, desto mehr hörte der Markt aus seinen Worten heraus, dass die FED den Zinserhöhungszyklus abgeschlossen haben dürfte.“
US-Inflation sinkt
Die Zuversicht wurde vor wenigen Tagen bestärkt, als neue US-Inflationsdaten veröffentlicht wurden. Denen zufolge ist die Teuerung im Oktober im Vergleich zum Vorjahreswert um nur 3,4 % gestiegen, damit weniger stark als erwartet. Die Folgen waren an den globalen Märkten weitreichend.
So reagierten Wachstumsaktien, die meist einen hohen Anteil an Fremdkapital haben, um ihr junges Geschäftsmodell zu finanzieren, mit besonders großen Kurssprüngen.
Selbst die Anleihekurse reagierten mit einem Plus, weshalb die Renditen sanken. Allein die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen fielen zuletzt auf rund 2,6 %.
Wie lange steigt der Goldpreis?
Auch der Blick auf den Goldmarkt offenbart Interessantes: Dieser hatte nach den überraschend guten US-Inflationsdaten endlich wieder zugelegt, konstatiert Barbara Lambrecht, Rohstoffanalystin bei der Commerzbank. Sie geht auf die jüngste Entwicklung näher ein: Mit 1.985 USD je Feinunze notiert dieser rund 40 USD höher als vor der Datenveröffentlichung. „Schließlich ist damit eine – letzte – Zinserhöhung der US-Notenbank im Dezember unwahrscheinlich geworden.“ Dies nährte bei manch einem Investor auch die Hoffnung auf Zinssenkungen. In der Regel sind tiefe Zinsen positiv für ein zinsloses Goldinvestment.
Bei der Commerzbank warnt man aber vor zu viel Euphorie. „So dürfte es dauern, bis der Markt gänzlich dreht und auf nahe Zinssenkungen in den USA spekuliert. Damit dürfte sich die Erholung am Goldmarkt kaum fortsetzen“, meint Lambrecht. Zumindest unmittelbar. Sie glaubt, dass der Goldpreis erst Mitte des Jahres 2024 die Schwelle von 2.000 USD nachhaltig überwinden werde.
Zertifikate als Chance
Anleger, die in nächster Zeit eben-falls mit einer verhaltenen Entwicklung rechnen, können Chancen etwa mit einem Discountzertifikat nutzen. Mit diesem Produkt kauft man sich in den Basiswert günstiger ein, als dieser an der Börse kostet. Dafür profitiert man von möglichen Kursanstiegen des Basiswertes nur begrenzt, und zwar bis zu einem fixen Cap. Nach unten hin gibt es einen Verlustpuffer in Höhe des Diskonts, zu dem man den Basiswert günstiger erworben hat. Erst wenn der Kurs des Basiswertes derart kräftig sinkt, so dass selbst der Puffer aus dem Diskont aufgebraucht ist, erleidet man mit dem Zertifikat einen Verlust. Dann ist zugleich der sogenannte „Break-Even-Punkt“ unterschritten worden.
Solch ein Produkt bietet die Bank Vontobel an (ISIN: DE000VU9PKU4). Der Cap liegt bei 2.000 USD, der aktuelle Break-Even-Punkt bei 1.809,293 USD. Letzter Handelstag ist der 20.12.2024.
Besonders pessimistische und sehr risikobereite Anleger können auf Kursrücksetzer etwa mit einem Turbo-Short-Zertifikat gehebelt setzen. Solch ein Produkt bietet zum Beispiel die Société Générale an (DE000SV2ED44). Der aktuelle Hebel liegt bei rund 2,33, die Knock-out-Schwelle ist bei 2.757 USD angesetzt.
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„Langfristig hat der Finanzmarkt recht“
Private Banker Alexander Eberan über Investmentstrategien und Sorgen um Europas Zukunft.
Marius Perger. In der derzeit schwierigen, allgemeinen Gemengelage sei eine spannende, wenn auch nur vermeintliche Abkoppelung des Finanzmarktes von der Realwirtschaft zu beobachten. Das sagt Alexander Eberan, Leiter Private Banking der Steiermärkischen Sparkasse in Wien, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Viele Menschen, die den konjunkturellen Rückgang sehr stark verspüren, würden nicht verstehen, dass der Finanzmarkt anscheinend „anders tickt“. Tatsächlich handle es sich allerdings nur um eine kurzfristige Abkoppelung: „Mittel- bis langfristig hat der Finanzmarkt doch wieder recht“, so Eberan.
Hauptgrund sei, dass die Finanzmärkte der Realwirtschaft zwölf bis 18 Monate vorauseilen. Und die aktuelle Entwicklung antizipiere die starke Vermutung, dass der Zinszyklus sowohl in den USA als auch in Europa seinen Höhepunkt überschritten hat. Diese Aussicht beflügle in erste Linie den Technologiesektor, aber auch Zykliker würden von einer sinkenden Inflation profitieren. Eberan: „Man glaubt, es handelt sich um eine Abkoppelung, in Wirklichkeit werden Dinge nur vorausgenommen.“
Viele Kunden derzeit verunsichert
Viele seiner Kunden seien derzeit aber skeptisch und verunsichert, sagt der Private Banker. Dies betreffe insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung in Europa, die zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit des alten Kontinents führe. Manche politischen Schnellschüsse in der jüngeren Vergangenheit seien „nicht positiv“ gewesen.
Probleme bereite den Unternehmen nach wie vor das Thema Lieferketten. Die zu Corona-Zeiten angedachte Rückholung der Produktion aus China nach Europa sei eine „absolute Illusion“ gewesen, China habe nach wie vor einen hohen Stellenwert und zeichne sich durch hohe Verlässlichkeit aus. Andererseits sei derzeit eher eine Auslagerung europäischer Produktion in Richtung USA zu beobachten, was auf die wirtschaftliche Stärke und eine gesicherte, günstige Energieversorgung zurückzuführen sei.
Klassisches Portfolio wieder möglich
Nachdem es zehn Jahre lang keine Zinsen gegeben habe, habe „Geld Gott sei Dank wieder einen Preis“. Zwar würden die hohen Zinsen den einen oder anderen, der hoch verschuldet ist, zum Straucheln bringen, dies sei aber ein vernünftiger Aussonderungsprozess und marktwirtschaftlich zu begrüßen.
Für die Geldanlage bedeute dies aber, dass Anleihen wieder einen guten Gegenpol zum Aktienmarkt bilden und einen Puffer für Aktienfluktuation darstellen: Man könne Kunden nun auch im Anleihebereich wieder eine gute Beratung anbieten, so Eberan. Bei Anleihezinsen von 3 bis 4 % wäre es auch im Sinn der Diversifikation gut, ein „klassisches Portfolio“ wiederherzustellen. Und bei einer weiter sinkenden Inflation sollte es auch wieder zu einer positiven Zinsstruktur kommen. Eberan rechnet damit, dass Anleihen auch wieder zu Ertragsbringern werden. Und er rät Kunden, sich jetzt Zinssätze von 3,5 oder 4 % für die nächsten Jahre zu sichern.
Was Aktien betrifft, wäre antizyklisches Investieren heuer nicht möglich gewesen. Eine Konzentration auf Value-Titel hätte im laufenden Jahr keine Performance gebracht, ohne Tech-Werte wäre es ein Nullsummenspiel gewesen: „Wer hätte 2022 gedacht, dass der Technologiesektor wieder anspringt?“ Die Anlagestrategie seines Instituts sei aber grundsätzlich sehr breit aufgestellt und man sei auch im Technologiebereich investiert, weshalb man bisher eine „ansprechende Rendite“ erzielen konnte. Ganz wichtig sei es aber, in qualitativ gute Unternehmen investiert zu sein; das gelte auch für den Anleihebereich.
Für Europas Zukunft skeptisch
Für das kommende Jahr rechnet Eberan mit einer starken Entwicklung in den USA: „Wir sind sehr positiv für die Vereinigten Staaten eingestellt.“ China werde sich aufgrund der Demografie und der Immobilienkrise schwach entwickeln, für die Emerging Markets sind seine Erwartung „gedämpft“.
Probleme erkennt Eberan aber in Europa, insbesondere in Deutschland, das immerhin einen Anteil von rund 5 % am globalen Wirtschaftswachstum habe: Wenn Deutschland schwächelt, sei das ein massives Problem. Unser nördliches Nachbarland habe sich in eine schwierige Position manövriert und sei dabei, „alle Tugenden abzuschaffen“.
Dazu komme, dass Europa seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den anderen Kontinenten verloren habe, auch wenn einige Länder in Osteuropa einen „guten Job machen“. Vor allem würde Europa zu teuer produzieren, viele Länder hätten die Euro-Einführung auch dazu genutzt, Löhne über die Maßen anzuheben. Mitauslöser der problematischen Entwicklung sei es auch, dass die Themen, die sich die EU gesetzt hat, nicht die richtigen sind, ist Eberan überzeugt: „Wir blockieren das Unternehmertum und untergraben damit unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
Echte Themen, die wir angehen müssten, wären das Pensionssystem, Gesundheit und Pflege, Bildung sowie eine Strukturreform in den Ländern. Und über dem allen müsse das Thema Rechtsstaatlichkeit stehen. Schließlich gehe es aber auch darum, dass Leistung wieder belohnt wird, so Eberan abschließend.
Bild: Thomas Raggam
Versicherer müssen Selbstbestimmung ermöglichen
Zu Besuch in Graz: Merkur-CEO Ingo Hofmann im großen Vorsorge-Talk mit dem Börsen-Kurier.
Marius Perger. Angesichts hoher Inflation, steigender