Pierer Mobility/KTM: Es wird emotional.

Die a.o. HV der Pierer Mobility steht vor der Tür. (15.01.)

Florian Beckermann. Mit der außerordentlichen Hauptversammlung der Pierer Mobility am 27. Jänner findet die Sanierung des Pierer-Imperiums einen vorläufigen Höhepunkt. Eine Kapitalmaßnahme und eine Aufsichtsratswahl sind geplant. Aufgrund der Börsennotiz ein öffentlicher Baustein in einem sonst recht Gerüchte-affinen Verfahren. Die Gefühlslage ist aufgeheizt. Nicht nur dem IVA werden wiederholt Sorgen und Ärger geklagt. Es geht um viel.

Es ist unzweifelhaft, dass der Standort Mattighofen in den letzten Jahrzehnten aufgrund der KTM zu einem Magneten für Know-how geworden ist – mit allen positiven und negativen Effekten. Eine Region hat die Vorteile eines Weltkonzerns gespürt. Lebensentwürfe bauen auf dem Erfolg dieser Unternehmung auf. Ein gewisser Stolz schwingt mit.

Die Kritik am Management reißt nicht ab und wird auf der Hauptversammlung zur Sprache kommen: Warum wurde weiter auf Halde produziert? Warum hat man die Händler vorfinanziert? Warum wurden Qualitätsprobleme nicht erfolgreich beseitigt? Wie passt das alles mit der 2023er Bilanz zusammen? Warum konzentrierte sich die Verantwortung nahezu ausschließlich auf Stefan Pierer? Warum konnte kein Aufsichtsrat Pierer in seinen „Expeditionen“, Leoni/Rosenbauer/IV bremsen? Stichwort: Fokuszeit. Auf mögliche Antworten darf man gespannt sein. Für Emotionen scheint gesorgt.

Zurück zur Tagesordnung, deren Abstimmungsergebnisse aufgrund der mehr als 70 %igen Stimmgewalt der Pierer Bajaj AG eher formal sein werden. Im wirtschaftlichen Mittelpunkt steht die Schaffung von Finanzinstrumenten, wie Wandelschuldverschreibungen oder Genussscheinen mit einem Volumen von bis zu 900 Millionen Euro mit Bezugsrechtsausschluss für die bestehenden Aktionäre. Man erinnert sich an deutlich geringere Notwendigkeiten? Ob diese Summe ausreicht oder überhaupt insgesamt ausgenutzt wird, hängt wesentlich von der Konzerngesamtbetrachtung ab. Eine verlässliche Aussage läßt sich nicht treffen. Der Bezugsrechtsausschluss ärgert, sind doch viele Streubesitzaktionäre interessiert, an der Erholung der Marke KTM mitzuwirken – schade.

Polarisierend wirkt die Nominierung von Stephan Zöchling als Aufsichtsrat für die Pierer Mobility. Dem Ex-Investmentbanker wird Sanierungskompetenz zugeschrieben. Zusammen mit Hans-Peter Haselsteiner kaufte er vor einigen Jahren den Autozulieferer Remus.

Kritischer wiegt jedoch seine Bekanntheit aus seinem Engagement für den sanktionierten russischen Oligarchen Oleg Deripaska und dessen Firmen, sowie seine Nähe zu Siegfried Wolf. Unlängst kaufte er die Abwicklungsreste der russischen Sberbank in Wien. Ferner war er wesentlicher Bestandteil der Struktur „Iliadis“ die Deripaskas Strabag-Anteile mit den RBI-Russland-Anteilen abzutauschen suchte. Dieser Deal wurde nachvollziehbarerweise abgesagt. Eine Klage gegen die großen Raiffeisen-Aktionäre daraus in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro ist in Russland anhängig. Angesichts der unklaren Zukunft des Konzerns ist seine Motivations- und Interessenslage offen.

Autor Florian Beckermann ist Vorstand des IVA – Interessensverband für Anleger