Die Wahl der Indizes wird wichtiger

Seit Beginn des Jahres zählen die US‐Aktienmärkte gerechnet auf Eurobasis zu den Top‐Performern. Standard‐Indizes wie der MSCI USA oder der S&P 500 kletterten um bis zu 13 %. Noch besser lief es für Unternehmen des NASDAQ 100. Der Index stieg um 22,7 %. (15.11.)

Nach allgemeiner Ansicht befinden sich die US‐Märkte nun im Spätzyklus. „In einer solchen Phase sind in der Regel weiterhin Chancen vorhanden“, sagt Heike FürpaßPeter vom französischen ETF‐Anbieter Lyxor. „Sie sind allerdings nicht mehr breit über alle Sektoren verteilt. Ein selektives Vorgehen wird damit noch wichtiger.“ Für ETF‐Anleger bedeute dies, stärker auf die Indizes zu schauen, die ihren Investments zugrunde liegen bzw. ihren Anlagepräferenzen entsprechen.

Hierbei bieten sich zwei Methoden an. Zum einen lassen sich die Indizes daraufhin abklopfen, in welchem Umfang sie verschiedene Sektoren gewichten. Gehen Investoren davon aus, dass etwa der Sektor der Informationstechnologie weiterhin die Nase vorn haben wird, so sollten sie einen Index auswählen, der entsprechende Titel stark berücksichtigt. In Frage kämen dann etwa der NASDAQ 100 oder der Russell 100 Growth. Während im ersten Index Unternehmen der Informationstechnologie mit 59,8 % gewichtet sind, macht ihr Anteil beim Russell 100 Growth 42,1 % aus. Erwarten die Anleger, dass sich in den kommenden Monaten Finanztitel besonders gut entwickeln werden, so steht ihnen mit dem S&P 500 Banks ein Index zu Verfügung, der zu 100 Prozent in Finanztitel investiert ist. Investoren, die ein solches Klumpen-Risiko scheuen, können zum Beispiel den FTSE USA EPRA/NAREIT wählen. Hier ist die Gewichtung mit 43,6 % deutlich geringer. Stehen hingegen Versorgungsunternehmen im Fokus der Anleger, so sollten diese einen Bogen um Standardindizes wie zum Beispiel den Morningstar US Large‐Mid‐Cap oder den MSCI USA machen und stattdessen auf den FTSE USA Core Infrastructure setzen. Letzterer berücksichtigt Versorgungsunternehmen zu fast 50 %.

Unabhängig von der Betrachtung einzelner Sektoren lassen sich Indizes auch dadurch unterscheiden, wie stark sie zyklische oder defensive Branchen gewichten. Zyklische Branchen schneiden vor allem in starken Konjunkturphasen gut ab. Defensive Branchen wie zum Beispiel der Gesundheitssektor hingegen entwickeln sich relativ unabhängig von Konjunkturschwankungen. Allerdings ist ihr Kurspotenzial geringer. „Gerade jetzt, da sich Investoren eine Meinung bilden müssen, wie lange der Zyklus in den USA noch anhält, kann die Wahl des richtigen Index je nach Einschätzung eine wichtige Rolle spielen“, so Fürpaß‐Peter.

Neigt der Investor eher zur Vorsicht, sollte er einen Index wie den FTSE USA Core Infrastructure wählen. Hier machen defensive Titel mit 61,7 %  die Mehrheit des Underlyings  aus. Nahezu ausgewogen ist das Verhältnis hingegen beim FTSE USA Qual/Vol/Yield‐Index. Glaubt der Anleger an die Fortsetzung der positiven Konjunkturentwicklung in den USA, kann er zyklische Branchentitel etwa mit dem Russell 2000 oder dem Dow Jones Industry Average‐Index übergewichten.

 

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