Der Aufstieg der Wachstumsunternehmen
Auch Unternehmen wie Amazon, UBER, Facebook, Netflix und Google reifen schließlich, wie vor ihnen IBM und Co.
Die US-Wirtschaft bewegt sich üblicherweise in einem kontinuierlichen Erneuerungsprozess, in dem Risikokapital, Private Equity und Börsengänge eine Schlüsselrolle spielen und zur Entstehung neuer, innovativer Unternehmen führen. „Fehlt es aber an geeigneten Rahmenbedingungen, führt das zu einem oligopolistischen Wettbewerb. Dann konkurrieren wenige Marken um den gleichen Kuchen“, argumentiert Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management.
Insbesondere im US-Technologiesektor finde sich Wachstum und technologischer Fortschritt nur in einigen wenigen, verbleibenden IT-Unternehmen. Durch ein explosives Wachstum sei es ihnen gelungen, eine Oligopol-Stellung in einem Sektor zu sichern, den sie mitunter selbst erschaffen hätten. In solchen Fällen nehme der technologische Fortschritt schnell zu, bevor er nach und nach abebbe. „Die Unternehmen bringen nach einiger Zeit die meiste Energie dafür auf, potenzielle Wettbewerber über niedrigere Preise auszustechen“, so Galy. Er verweist als Beispiel auf das Dienstleistungsunternehmen UBER. Nach einem rasanten Beginn gewinne es nun immer langsamer Marktanteile hinzu. Daher nehme UBER Kurs auf weitere Wachstumssektoren. „Angesichts der dominanten Marktstellung von UBER zusammen mit Lyft erwartet der Markt schließlich wieder einen Anstieg der Stückpreise – folglich gewinnen die Anteilseigner durch Kurssteigerungen. Dank neuer Technologien fallen die Preise zunächst, in der Hoffnung auf einen eventuellen Anstieg“, so Galy.
„Unternehmen wie Amazon, UBER, Facebook, Netflix und Google haben die Weltwirtschaft tiefgreifend verändert. Aber auch sie reifen schließlich, wie vor ihnen IBM oder TWA“, erläutert Galy. Dieser kontinuierliche Prozess führe dazu, dass Unternehmen wie beispielsweise TWA, die nicht innovationsfähig seien, von Neueinsteigern aus dem Markt gedrängt würden. „FinTechs zwingen zum Beispiel die Finanzbranche zu schnellen Innovationen, umfangreichen IT-Ausgaben sowie Kosteneinsparungen“, sagt Galy. Werden reife Branchen so in den Wettbewerb gezwungen, erneuerten sie sich zwangsläufig selbst. Dabei wechsele die Finanzierung von reiferen in neue Sektoren und Kapitalgeber fütterten Neuunternehmen an. Gleichzeitig reduzierten sie ihre Beteiligungen in Branchen, die in der Vergangenheit Wertzuwächse verzeichneten.
Oligopolstellungen sieht Galy bei Versorgungsunternehmen und auch in vielen kleineren Wirtschaftssektoren. „Problematisch wird es, wenn das regulatorische Umfeld zulässt, dass ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung aufbaut, die es missbrauchen kann“, warnt Galy. Dann könnten diese Unternehmen den Handel mit Wettbewerbern behindern oder neue, aufstrebende und potenzielle Konkurrenten kaufen. Das falle zusätzlich in einem Marktumfeld ins Gewicht, in dem die Eintrittskosten sehr hoch seien.
Abgesehen von hohen Eintrittskosten sei das größte Problem nach Ansicht Galys der Zugang zum Talentpool. „Nur die erfolgreichsten Unternehmen können sich diejenigen Talente leisten, die hochinnovative Software entwickeln“, unterstreicht Galy. Unternehmen, die bei komplexen und nicht repetitiven Produkten erfolgreich sein wollen, müssten schnell ihren Talentpool verstärken. Das führe zu einem schnellen Anstieg ihrer Ausgaben. „Gelingt es ihnen nun nicht, innerhalb von zwei bis drei Jahren überzeugende Ergebnisse vorzuweisen, kann das gesamte Gebilde zusammenbrechen. Sind sie hingegen erfolgreich, haben sie die Wahl zwischen einem Börsengang oder dem Aufkauf durch einen größeren Wettbewerber“, erläutert Galy. Diese Entscheidung sollte nach Ansicht Galys sinnvollerweise bei den Neuunternehmen liegen und nicht durch Regulatoren gesteuert werden.