Vision 2020 für chinesische Anleihen
Ein Kommentar von Amy Kam, Investmentmanagerin im Fixed Income Team bei GAM Investments.
Chinas inländischer Anleihenmarkt ist der drittgrößte der Welt. Die JP Morgan GBI-EM Indizes zählen zu den meistverwendeten Indizes ihrer Art. Im Februar 2020 werden sich diese zwei Schwergewichte zusammenschließen, wenn JP Morgan beginnt, China schrittweise in seine Indizes für Schwellenländer-Staatsanleihen aufzunehmen. Durch die Anfang September bekannt gegebene Aufnahme werden Erwartungen zufolge Monat für Monat rund 3 Milliarden USD in Chinas Anleihenmarkt fließen.
Die Entscheidung ist keine besonders große Überraschung, stand China doch bereits seit 2016 auf der Beobachtungsliste von JP Morgan, die eine Indexaufnahme von der Entwicklung des Marktes und der Resonanz der Anleger abhängig machten. Im April dieses Jahres wurde China bereits in einen ähnlichen Bloomberg Barclays Index aufgenommen. FTSE Russell entschied sich indes gegen eine Aufnahme Chinas in den wichtigen World Government Bond Index, räumte aber ein, dass Pekings Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu seinen Staatsanleihen für ausländische Anleger «einen bedeutenden Fortschritt darstellen».
Bedeutender Schritt für China und andere Schwellenländer
Wir sind der Auffassung, dass China zwar vor internen und externen Herausforderungen steht, aber fest entschlossen zu sein scheint, Strukturreformen umzusetzen, die inländischen Märkte zu deregulieren und den Yuan (CNY) zu internationalisieren.
In einem bedeutenden Schritt zur Öffnung des inländischen Anleihenmarktes gab die Regierung 2017 den Startschuss für das Bond-Connect-Programm. Die grenzüberschreitende Plattform verbindet Chinas und Hongkongs Anleihenmärkte; ausländischen Anlegern wird der Zugang zum chinesischen Markt dadurch erheblich erleichtert. Im September 2019 hob zudem das staatliche chinesische Devisenamt (SAFE) die strengen Quotenbeschränkungen auf, die bis dahin für die Programme für qualifizierte ausländische institutionelle Anleger (QFII) gegolten hatten.
Insgesamt ist der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen in China in den ersten sieben Monaten des Jahres 2019 um 7,3% gestiegen und dürfte künftig noch schneller zulegen. Wir sind der Auffassung, dass die Aufnahme in die globalen Indizes für China eine wichtige Quelle für Kapitalzuflüsse sein wird.
Chinas Indexaufnahme verändert Grundlagen des Index
Während die Änderungen nach und nach greifen bleibt jedoch die Unsicherheit, wie sich die langfristigen Effekte darstellen. Markus Heider, Investmentmanager im Emerging Market Fixed Income Team von GAM, glaubt, dass Chinas Aufnahme in den JP Morgan GBI-EM Global Diversified Index die Grundlagen des Index verändern wird. Märkte, die auf den Fertigungssektor ausgerichtet sind und relativ niedrige Renditen erbringen, werden an Bedeutung gewinnen, während Rohstoffproduzenten an Bedeutung verlieren. Im Index wird China die maximal zulässige Gewichtung von 10% erhalten, sodass im Gegenzug die Gewichtungen einiger Schwellenländer wie Thailand, Kolumbien und Malaysia um einen Prozentpunkt abnehmen dürften.
Diese Indexaufnahme ist ein wichtiger Meilenstein, nicht nur für China, sondern generell für die Schwellenländer. Auf CNY lautende Anleihen, die für ausländische Anleger zuvor nicht zugänglich waren, werden potenziell so sehr zulegen, dass ähnliche Papiere kleinerer Emittenten in den Schatten gestellt werden. Wir sind zuversichtlich, dass sich für uns dadurch weitere Möglichkeiten ergeben werden, um uns erfolgreich auf dem chinesischen Markt für inländische Anleihen zu bewegen.
Foto: Gam