Wachablösung in den USA: Was bedeutet das für Investoren?

Wachablösung in den USA: Was bedeutet das für Investoren?

Nach einem turbulenten Wahlprozess steht nun der Demokrat Joe Biden als Nachfolger von Donald Trump und 46. US-Präsident fest. Was bedeutet der Wechsel im Weißen Haus für Investoren? Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, erwartet, dass Biden in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit eine Reihe von Maßnahmen ergreifen wird:

Erstens: Neustart der US-Wirtschaft
„Mit der Einrichtung eines Beratungsausschusses für öffentliche Gesundheit hat Biden einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen. Er plant auch, den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation rückgängig zu machen. Im Rahmen seiner „Build, Back, Better“-Initiative plant er, die Infrastruktur des Landes mit rund 700 Milliarden US-Dollar zu fördern und „den amerikanischen Einfallsreichtum für den Aufbau einer modernen Infrastruktur und einer gerechten, sauberen Energiezukunft zu mobilisieren“. Diese Mittel werden sich wahrscheinlich auf bestehende Infrastruktur wie Brücken und Rechenzentren sowie Dekarbonisierung und erneuerbare Energien konzentrieren. Ein weiteres Paket in Höhe von 2 Billionen US-Dollar, das für eine „Revolution für saubere Luft“ vorgesehen ist, zielt darauf ab, die Wirtschaft bis höchstens 2050 netto emissionsfrei zu machen.“

Zweitens: Wiederbelebung von US-Allianzen
„Die internationalen Diplomatie-Bemühungen der USA sind unter Präsident Trump schwer erschüttert worden. Biden wird daran arbeiten, dies umzukehren, indem er die Beziehungen zur NATO repariert, dem Pariser Klimaabkommen wieder beitritt und die Beziehungen zu China stärkt.

An der Heimatfront plant Biden eine Zwei-Parteien-Kommission, die das Justizwesen überprüfen und zu weniger Inhaftierungen ermutigen soll. Er hat schon früher Parteigrenzen überschritten und angedeutet, dass er mit dem Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, zusammenarbeiten wird, um Ergebnisse zu erzielen.

Der entscheidende Punkt aus europäischer Sicht ist, dass wieder mehr Normalität in die transatlantischen Beziehungen einkehren dürfte.“

Was bedeutet das für Investoren?
„Der Regierungswechsel dürfte sich positiv auf Investments in chinesische Aktien und festverzinsliche Wertpapiere auswirken, da ein Großteil der Ungewissheit verschwindet und der Renminbi tendenziell aufwerten dürfte. Allerdings dürfte der neu gewählte Präsident sich auch recht sensibel gegenüber den 70 Millionen Wählern zeigen, die Trump bevorzugten. Dies lässt vermuten, dass sich der Druck auf China und in geringerem Maße auch auf Russland künftig verstärken könnte, wenn auch nicht mit einem Tweet nach dem anderen. Da der Renminbi extrem schwach ist, stehen die Chancen gut, dass China ihn aufwerten lässt, um koordinierte Vergeltungsmaßnahmen zu vermeiden.

Wir konzentrieren uns nach wie vor auf einen von China angeführten wirtschaftlichen Aufschwung, der sich auf den asiatisch-pazifischen Raum ausbreiten dürfte und der auf der aufstrebenden Mittelschicht und dem IT-Sektor in der Region fußt. Darüber hinaus dürfte sich der Wechsel im Weißen Haus auch sehr positiv auf neue Energien und aufkommende Technologien auswirken, die durch Initiativen in den USA und der EU unterstützt werden. Wir sind uns jedoch auch bewusst, dass einige der genannten fiskalischen Maßnahmen mit einem republikanischen Senat nur schwer durchsetzbar sein werden.“