G7-Steuerabkommen: große Schlagzeilen aber geringe Auswirkungen
Ein Kommentar von Mark Hawtin, Investment Director bei GAM Investments.
(09.06.) Am 5. Juni 2021 einigten sich die G7-Mitgliedstaaten auf einen globalen Mindeststeuersatz für multinationale Konzerne. Dieses Thema steht bereits seit einiger Zeit auf der Tagesordnung, insbesondere im Hinblick auf die großen Internetkonzerne wie Apple, Facebook und Google (Alphabet). Als globaler Mindestsatz wurde eine Ertragssteuer von 15 % vereinbart, wobei weiterhin Forderungen nach Anhebung dieses Satzes bestehen, zumal er nur geringfügig über dem aktuellen irischen Unternehmenssteuersatz von 12,5 % liegt. Diese Unternehmen weichen in der Regel auf Irland aus, um ihre Steuerrechnungen auf internationale Erträge zu reduzieren. Zu beachten ist, dass diese Maßnahme auf internationale und nicht auf inländische Gewinne abzielt; damit sind etwa 50 % der Gewinne der großen Internetfirmen betroffen.
Die französischen Behörden fordern jedoch einen höheren Steuersatz, und die gezahlten Steuersätze sollten sich an den Ländern ausrichten, in denen die Gewinne erwirtschaftet werden, wobei der Steuersatz in Ländern wie Frankreich und Deutschland bei ca. 30% liegen könnte. Darüber hinaus soll der Steuersatz nur für solche Unternehmen gelten, welche eine Gewinnmarge von über 10 % erzielen. Bei einem solchen Szenario wäre Amazon, das im Jahr 2020 eine Vorsteuermarge von 7 % nach GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) aufwies, ausgeschlossen. Unseres Erachtens dürfte dieser Satz nicht Bestand haben.
Minimale wirtschaftliche Auswirkungen
Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines solchen Abkommens sind jedoch minimal: die Gewinne pro Aktie würden in Zukunft um etwa 2 bis 3% sinken. Sämtliche Maßnahmen benötigen eine gewisse Zeit der Umsetzung. Währenddessen könnten Unternehmen zahlreiche Gegenmaßnahmen ergreifen, um die negativen Auswirkungen abzumildern, beispielsweise durch die Verlagerung von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen und technischen Ressourcen in die betreffenden Länder, was wiederum zu einer Erhöhung der Betriebskosten und einer Verringerung der Rentabilität führen würde. Außerdem müssten bei Einführung eines globalen Steuersatzes, Länder wie Frankreich im Gegenzug auf ihre 3%ige Digitalsteuer auf Einnahmen verzichten. Die Analysten der Bank of America erwarten zudem, dass eine von der Biden-Administration vorgeschlagene Steuererhöhung in den USA –möglicherweise von 21% auf ca. 28% – einen weitaus größeren Einfluss auf die Erträge haben könnte.
Das G7-Steuerabkommen liefert zwar großartige Schlagzeilen – auch angesichts des eher außergewöhnlichen Ergebnisses der Zusammenarbeit verschiedener Länder bei der Gesetzgebung. Dennoch halten wir die wirtschaftliche Tragweite des Abkommens unter Berücksichtigung der bisher bekannt gewordenen Fakten für eher unbedeutend.
Foto: GAM