„Die negative Stimmung kann auch wieder drehen“

Ein Kommentar von Christopher Teschmacher, Multi-Asset Fondsmanager bei Legal & General Investment Management (LGIM).

(27.09.) „Am vergangenen Freitag erlebten wir die drittschlechteste Tagesperformance des Pfund Sterling gegenüber dem US-Dollar seit dem Schwarzen Mittwoch 1992. Die Reaktion mit höheren Renditen und einer schwächeren Währung ist für ein Industrieland ziemlich einmalig. So überrascht es nicht, dass viele argumentieren, das Vereinigte Königreich werde immer mehr zu einem Schwellenland. Vergleiche mit der Krise von 1992 sind leicht zu ziehen.

Die überraschenden Aspekte des Haushaltsplans sind jedoch in Wirklichkeit nicht so schwer zu finanzieren. Außerdem unterscheidet sich die Staatsverschuldung des Vereinigten Königreichs nicht allzu sehr von der in anderen Industrieländern, so dass sich die Reaktion der Devisenmärkte eher auf die Glaubwürdigkeit der Bank of England (BoE) bei der Inflationsbekämpfung und der längerfristigen Haushaltskontrolle bezieht.

Die Währungen der europäischen Länder, einschließlich des Pfunds, haben das ganze Jahr über gegenüber dem Dollar an Wert verloren, obwohl in diesem Jahr mehr Zinserhöhungen eingepreist wurden als in den USA. Aber es gibt einen Unterschied zwischen dem, was eingepreist ist, und dem, was tatsächlich passiert ist. Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen aggressiv angehoben, während die europäischen Zentralbanken im Kielwasser der Fed zögerten, was die Währungen schwächte und wiederum die britischen und europäischen Zentralbanken schließlich zum Handeln zwang.

Wir erwarten, dass die BoE versuchen wird, gegen die Schwäche anzukämpfen. Obwohl die Erklärung vom Montag nicht überzeugend war, wird sie nicht zögern, die Zinsen so weit wie nötig anzuheben. In der Zwischenzeit wird die Regierung bei der Umsetzung ihres Wachstumsplans wohl vorsichtiger sein. Während die Dynamik des Pfunds eindeutig negativ ist, hat sich auch eine negative Stimmung aufgebaut, die unserer Meinung nach auch wieder drehen kann.

In Anbetracht dessen haben wir beschlossen, das britische Pfund gegenüber dem Euro in unseren taktischeren Portfolios moderat positiv zu bewerten. Aber der Umfang unserer Position ist nicht so groß, wie es der Bewertungsaspekt allein aufgrund der höheren politischen Unsicherheit nahelegen würde. Bei einem weiteren Rückgang des Pfunds würden wir die Position wahrscheinlich mittelfristig aufstocken, da sich die Bewertung noch weiter verbessern könnte. Wir glauben, dass eine Unterstützung durch die Regierung oder die BoE dadurch nur noch wahrscheinlicher wird.

Die positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen war in diesem Jahr eine Herausforderung für Multi-Asset-Fonds, da die übliche gegenläufige Performance, die wir in den letzten 20 Jahren gesehen haben, 2022 nicht mehr existierte. Die Schwäche des Pfund Sterling hat unseren Fonds geholfen, einige Verluste abzufedern, da unser global diversifizierter Ansatz zu Beständen in Überseewährungen führt, die an Wert gewonnen haben, insbesondere den US-Dollar. Fonds mit höherem Risiko und typischerweise höherem Fremdwährungsengagement haben stärker profitiert als Fonds mit geringerem Risiko.“