Warum Anleger die Gewinner der letzten Zyklen vermeiden sollten
(02.11.) Die Aktienmärkte auf der ganzen Welt sind in eine Baisse eingetreten, viele Anleger konzentrieren sich nun auf die Wahrscheinlichkeit einer Rezession. Lisa Thompson, Portfoliomanagerin bei Capital Group, ist jedoch der Meinung, dass diese Rückgänge auch Chancen für Anleger schaffen, wenn diese die Gewinner des letzten Zyklus vermeiden.
„Märkte haben lange Zyklen“, sagt Thompson. „Ich glaube, dass die Pandemie das Ende des Zyklus nach der globalen Finanzkrise markierte – ein Zyklus, der von Schuldenabbau, Nachfrageschocks und wachsender Globalisierung geprägt war.“ Diese Bedingungen hätten zu einer lockeren Geld- und Steuerpolitik, niedrigen Kapitalkosten und einer Inflation der Aktienkurse geführt.
Heute stünden wir am Anfang eines neuen Zyklus, der Thompsons Meinung nach durch Deglobalisierung, ein schrumpfendes Arbeitskräfteangebot und Dekarbonisierung gekennzeichnet sein werde. Diese Bedingungen führten zu einer Verlagerung von der Inflation der Vermögenspreise zur Inflation der Güterpreise. „Gewinnmargen und hoch bewertete Aktien werden weiterhin unter Druck stehen“, erläutert Thompson. „Da ich in diesem Zeitraum mit einer allgemein höheren Inflation rechne, möchte ich viele der wachstumsstarken, hauptsächlich amerikanischen Unternehmen meiden, die zu den Gewinnern des letzten Zyklus gehörten.“
Die Rache der Nerds
Wenn sich die Zyklen verschieben würden, ändere sich auch die Marktführerschaft. Daher konzentriere Thompson sich im heutigen Umfeld steigender Zinssätze auf Gelegenheiten, in preisgünstige Unternehmen zu investieren, die einen starken Cashflow generieren. Sie bezeichnet dieses Thema als „die Rache der Nerds.“ Im Allgemeinen halte sie sich von den coolen Kids des letzten Jahrzehnts – den glitzernden Technologie- und Medienunternehmen – fern und suche nach Gelegenheiten bei den unbeliebten Kids in diesen Branchen, die unter den niedrigen Kapitalkosten, der schlechten Kapitalallokation und nachteiligen Vorschriften leiden würden. Einige Beispiele hierfür seien führende Telekommunikationsunternehmen in Märkten wie Europa, Mexiko und Japan.
„Meines Erachtens haben viele US-Unternehmen stärker von der Globalisierung und den niedrigen Kapitalkosten profitiert als ähnliche Unternehmen in anderen Märkten“, analysiert sie.
Angesichts der jüngsten Befürchtungen über eine Deglobalisierung und steigende Inflation schaue sich Thompson Unternehmen in Europa und Japan sowie in den Schwellenländern an, die sie schon seit Jahrzehnten beobachte. Dazu würden beispielsweise Geschäftsbanken und Basiskonsumgüter in China, aber auch in Italien, Frankreich, Japan und Lateinamerika gehören.