Zeitenwende am Aktienmarkt

Ist die Ära der passiven Investments vorbei?

(28.11.) Das turbulente Aktienjahr 2022 hat zu deutlichen Veränderungen in der Anlegereinschätzung geführt. Etablierte Anlagemuster wie Value versus Growth oder passiv versus aktiv stehen auf dem Prüfstand. Es ist daher ein guter Zeitpunkt, um einen Blick auf den einen übergreifenden Parameter zu werfen, der die Preisgestaltungsmacht und die Erträge von Unternehmen tatsächlich bestimmt: Innovation. „Insbesondere wenn die Märkte in Turbulenzen geraten, konzentrieren sich Anleger stärker auf aktiv verwaltete Fonds. Mit unserer Erfahrung im Bereich angewandter Innovationsinvestitionen können wir zeigen, dass innovative Unternehmen gerade unter wirtschaftlich anspruchsvollen Bedingungen eine bessere Ertragsentwicklung aufweisen”, erklärt Evelyne Pflugi, CEO und Mitbegründerin von The Singularity Group (TSG). „Dies führt im Portfolio zu starken Charakteristiken – und zwar über den gesamten Zyklus hinweg. Das ist die Art von langfristigem Wertpotenzial, den passive Vehikel wie Exchange Traded Funds nicht bieten können.” Passive ETFs gewannen aufgrund ihrer hohen Liquidität und Handelbarkeit sowie der Vielfalt der verfügbaren Produkte in der Vergangenheit auch bei institutionellen Anlegern an Beliebtheit. In letzter Zeit haben Fondsmanager jedoch eine Verschiebung der Nachfrage festgestellt. „Anleger nutzen passive ETFs als praktisches Instrument für die Portfoliosteuerung, aber langfristig suchen vor allem institutionelle Investoren nach Qualitätsprodukten zur Ergänzung ihrer Kernportfolios“, sagt Pierre Guillier, CIO von TSG.

Angewandte Innovation sorgt für stabile Erträge Der Investmentansatz von TSG basiert auf der Überzeugung, dass angewandte Innovation der Haupttreiber für ein stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum ist. „Die Anleger scheinen die Preisgestaltungsmacht von innovativen Unternehmen komplett zu unterschätzen“, stellt Pflugi fest. „Sie assoziieren Technologie mit Risiko und Volatilität. Angewandte Innovation bietet jedoch das Gegenteil: überdurchschnittliche Erträge – über den gesamten Zyklus hinweg.“ Für den Aufbau aktiver Long-only-Aktienportfolios wendet TSG ein proprietäres Innovations-Scoring-System auf ein globales Aktienuniversum an. Der Schlüssel zum Innovations-Scoring liegt in der engen Zusammenarbeit mit dem Singularity Think Tank, einem Netzwerk von Unternehmern, Führungskräften und Akademikern mit tiefem Einblick in die Wertschöpfungsketten von Innovation. Der resultierende Singularity Score quantifiziert das Engagement eines Unternehmens anhand des Umsatzes in Innovationsbereichen weltweit über alle Marktkapitalisierungen und Branchen hinweg.

Seit ihrer Einführung im Jahr 2017 hat die Singularity-Strategie eine annualisierte Gewinnwachstumsrate von 18 Prozent erzielt, während der Referenzindex MSCI ACWI nur 9 Prozent erreichte. „Interessanterweise gelang es den innovativsten Unternehmen, ihre Gewinne während der Pandemie zu halten oder sogar zu steigern – ein starker Beweis für ihre Widerstandsfähigkeit“, so Guillier.

Inwieweit ist dieses überlegene Wachstumsprofil der Hauptgrund für die vergangene Performance? Wie viel von der künftigen Performance ist bereits eingepreist? Die Antwort liegt in einem detaillierten Blick auf die Entwicklung der Gewinne und des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV).

Langfristig ist das Gewinnwachstum der Motor der Performance, während die Ausweitung oder Verringerung von Bewertungsmultiplikatoren einen Frühindikator für die Markterwartungen darstellt und für die kurzfristige Performance verantwortlich ist. „Der Markt hat auf die COVID-Krise mit einer Korrektur der Bewertungsmultiplikatoren reagiert. Er erholte sich dann stark, indem er über die Pandemie hinausschaute, nachdem die Anleger von Regierungen und Zentralbanken beruhigt worden waren“, erklärt Guillier. „Der Markt hat seit Anfang 2021 Gewinnrückgänge erwartet, was sich seither in einem Bewertungsrückgang zeigt. Derzeit preist der MSCI ACWI immer noch mehr Gewinne ein, als er liefern konnte. Der Singularity Index hingegen zeichnet ein anderes Bild: Das innovationsgetriebene Portfolio wurde durch Bewertungsrückgang übermäßig belastet, während die Gewinnentwicklungen der Unternehmen mehr Spielraum nach oben lassen.” Was diese Analyse auch zeigt, ist der Unterschied zwischen der Entwicklung des Gesamtmarktes und einer aktiven Strategie, die auf Innovationserträge setzt: Der Filter trennt die Spreu vom Weizen.

Innovative Unternehmen setzen höhere Preise durch „Insgesamt sind die Fundamentaldaten der Unternehmen im Portfolio trotz des schwierigen Umfelds weiterhin stark. Unser Portfolio besteht nach wie vor aus hochprofitablen Unternehmen mit einem durchschnittlich niedrigen Verschuldungsgrad und einem soliden Wachstumsprofil“, sagt Guillier. „So weist das Portfolio beispielsweise 20 Prozent höhere Margen und Eigenkapitalrenditen auf als der Referenzindex. In Verbindung mit dem überragenden Wachstumspotenzial von Innovationen ist dies ein starker Motor für die Wertschöpfung.“

Angesichts höherer Zinsen, Inflation und möglicherweise einer globalen Rezession können Unternehmen ihre Position in einem selektiven Portfolio nur halten, wenn sie ein Alleinstellungsmerkmal bieten können. „Im aktuellen Marktumfeld ist Preissetzungsmacht von großem Vorteil“, sagt Pflugi. Wer nach Preisgestaltungsmacht sucht, findet diese in angewandter Innovation: „Unternehmen mit echten Innovationen können beständig höhere Preise erzielen“, fügt sie hinzu. „Da die KGVs für unsere Strategie auf einem historischen Tiefstand sind, sehen wir sehr gute Einstiegsmöglichkeiten in ein Portfolio innovativer Unternehmen, die langfristig überdurchschnittliches Wachstum und Renditen zu einem attraktiven Einstiegspreis bieten“, ergänzt Guillier.

Ist die Ära der passiven Anlagen also tatsächlich vorbei? „Aktives und passives Investieren können friedlich koexistieren“, resümiert Pflugi. „Wenn Anleger jedoch starke Portfoliomerkmale schätzen, ist angewandte Innovation der richtige Ort. Und der einzige Ort, an dem man angewandte Innovation finden kann, ist ein aktiv verwaltetes Portfolio.“