Zinserhöhungen beflügeln Gewinnentwicklung

Gewinne der europäischen Großbanken steigen deutlich stärker als der US-Banken.

(18.09.). Die kumulierten Nettogewinne der zehn nach Bilanzsumme größten europäischen Banken haben im ersten Halbjahr mit 75 Mrd. Euro einen deutlichen Zuwachs von 80 Prozent erzielt – und liegen damit fast gleichauf mit den kumulierten Nettogewinnen der nach Bilanzsumme zehn größten US-Pendants. Dieser deutliche Anstieg ist vor allem auf den Gewinnsprung bei der Schweizer Bank UBS nach deren Übernahme der Credit Suisse zurückzuführen mit einem Konzernergebnis von 27,4 Mrd. Euro per 30.6.2023. Die zehn größten US-Kreditinstitute konnten im ersten Halbjahr ebenfalls gestiegene Nettogewinne bilanzieren, sie wuchsen um sieben Prozent auf rund 82 Mrd. Euro.

Bei der Profitabilität ist erstmals seit zehn Jahren eine Veränderung zu beobachten: Der Return on Equity (RoE) der europäischen Banken lag per 30.06.2023 bei 15,5 Prozent, ein Plus von 5,9 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt – was allerdings in erster Linie auf das stark verbesserte Ergebnis der UBS aufgrund der Übernahme und erstmaligen Konsolidierung der Credit Suisse zurückzuführen ist (ohne CS-Berücksichtigung liegt der UBS-Nettogewinn im HJ 1/2023 bei knapp zwei Mrd. Euro).

Damit ist dieser Wert der mit Abstand höchste der vergangenen zehn Jahre. Die amerikanischen Banken wiesen zum 30.06.2023 einen RoE von 12,6 Prozent auf – und damit erstmals in den vergangenen zehn Jahren einen niedrigeren Wert als die europäischen Top 10.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer EY-Analyse der Bilanzen der jeweils nach Bilanzsumme zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa.

Bestverdiener unter allen zwanzig analysierten Banken war im ersten Halbjahr 2023 die UBS mit einem Nettogewinn von 27,4 Mrd. Euro, gefolgt von der US-Bank JPMorgan Chase mit 24,8 Mrd. Euro.

Steigende Börsenwerte in Europa, eher sinkende in den USA
Auch die Marktkapitalisierung der Top Banken dies- und jenseits des Atlantiks spiegelt die insgesamt gute Entwicklung der europäischen Banken wider: Seit Jahresbeginn bis Ende Juni 2023 verzeichneten die europäischen Institute insgesamt einen Anstieg um 14 Prozent auf 522,5 Mrd. Euro. Der kumulierte Börsenwert der US-Banken sank im gleichen Zeitraum hingegen um sechs Prozent auf 1,15 Billionen Euro.

Herausforderungen bleiben – weitere Zinsentwicklung maßgeblich
„Die großen Banken in Europa haben von den jüngsten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank erheblich profitiert, genauso wie ihre amerikanischen Pendants. Diese Maßnahme hat negative Auswirkungen wie den Ukraine-Konflikt, Inflation und das langsame Wirtschaftswachstum in Europa mehr als ausgeglichen“, so Armin Schmitt, Leiter Banking bei EY Österreich.

Gunther Reimoser, Leiter Financial Services bei EY Österreich, dazu: „Obwohl höhere Zinsen die US-Banken begünstigt haben, haben andere Faktoren ihre Erträge beeinträchtigt. Insbesondere Probleme wie der Bankrott der Silicon Valley Bank, Unruhen im Technologiesektor und eine schwache Performance im Bereich Börsengänge und Fusionen & Übernahmen hatten einen negativen Einfluss, wie die Eigenkapitalrenditen belegen.“

Ausblick: politische und makroökonomische Unsicherheiten bleiben
„Die Zukunft des Bankensektors ist unsicher und wird maßgeblich von der Zinspolitik in den USA und der EU sowie von der wirtschaftlichen Lage in beiden Regionen beeinflusst. Während die Wirtschaft in den USA weiterhin stark wächst, stehen europäische Zentralbanken vor der Herausforderung, mit stagnierender Wirtschaft und gleichzeitig hoher Inflation umzugehen. Diese unterschiedlichen Entwicklungen haben direkte Auswirkungen auf europäische Banken, vor allem wenn es an wirtschaftlichen Wachstumsanreizen fehlt“, analysiert Schmitt.

Reimoser ergänzt: „Für Banken in den USA und der EU wird effizientes Kosten- und Risikomanagement entscheidend sein. Viele Banken, einschließlich einiger großer Institute in den USA, haben bereits Schritte unternommen, um ihre Kosten zu senken und ihre Gewinne zu steigern. Es ist zudem zu erwarten, dass Banken weiterhin bestrebt sein werden, ihre Eigenkapitalquoten zu verbessern.“