Turbulente Zeiten am japanischen Aktienmarkt
Ein Marktkommentar der Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking.
(30.08.) Der Boom bei japanischen Aktien war im ersten Halbjahr 2024 ein Topthema an den Finanzmärkten. Anfang August dieses Jahres ist Japans Aktienmarkt allerdings auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt, schreiben die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking im jüngsten Marktkommentar. Zwischen dem Höchststand von rund 42.000 Punkten Mitte Juli und dem Absturz am 5. August (31.500 Punkte) klafft ein Minus von rund 25 Prozent. Ausgelöst wurde der „Schwarze Montag“ durch die Zinserhöhung der japanischen Zentralbank, die ein Ende einer Phase von Kreditkosten nahe Null markierte. Der Index hat in den letzten 3 Wochen jedoch bereits einen Großteil des verlorenen Bodens wieder wettgemacht und lag Mitte dieser Woche rund 10% unter seinem Allzeithoch.
Ein Rückblick auf die 1980er und 1990er Jahre
Japan erlebte in den 1980er Jahren ein Wirtschaftswunder, das durch riesige Fortschritte in Produktionsprozessen angetrieben wurde. Der Export in westliche Industrieländer boomte, während der Technologietransfer von US-amerikanischen Unternehmen zu japanischen Firmen den Prozess noch beschleunigte. Auch die verbesserte Effizienz und Modernisierung des japanischen Bankensektors trug zu einem enormen Wachstum bei. Um 1990 trat im Land aber das ein, was als die verlorenen Jahrzehnte bezeichnet wird. Die Konjunktur verlangsamte sich im krassen Gegensatz zum Boom der 1980er Jahre. Ein wichtiger Auslöser waren steigende Zinsen, die eine Blase platzen ließen, die sich zuvor aufgrund von äußerst großzügigen Kreditvergaben der Banken entwickelt hatte. Das Vertrauen in die japanische Wirtschaft war im In- und Ausland erschüttert. Die Börse brauchte bis zum Jahr 2024, um wieder das Niveau vom Ende der 1980er Jahre zu erreichen.
Fundamentale Gründe
Für den starken Anstieg der Aktienkurse in diesem Jahr gibt es eine Reihe an fundamentalen Gründen. Zunächst fielen eine Reihe von Unternehmensergebnissen überraschend gut aus und die Gewinnprognosen konnten nach oben korrigiert werden. Auch die Schwäche des japanischen Yen – Stichwort niedrige Zinsen – unterstützte die Nachfrage nach Aktien. Außerdem entwickelten japanische Unternehmen im Laufe der Zeit eine bessere Corporate Governance, die sich nach und nach den Standards in den USA und Europa annähert. Nach Reformen, die auf Vorschläge der Tokioter Börse zurückgingen, werden nunmehr die Interessen der Aktionäre besser berücksichtigt, was deren Vertrauen fördert.
Wird der japanische Aktienmarkt weiter steigen?
Die laufenden Corporate-Governance-Reformen sind natürlich keine Garantie für weitere Kurssteigerungen. Viel wird von den vorherrschenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie der Inflation und den Zinsen abhängen. Japan leidet wie auch viele westliche Industrieländer unter einer überalterten Bevölkerung und einem Arbeitskräftemangel. Das führt zu einem Aufwärtsdruck auf die Löhne, während die Unternehmen diese gestiegenen Kosten über die Preise für ihre Produkte weitergeben. Geopolitische Entwicklungen kommen Japan hingegen zugute. So haben zuletzt zum Beispiel im Zuge von Spannungen im asiatisch-pazifischen Raum globale Halbleiterproduzenten vermehrt in Japan investiert.
Diversifikation
Ein Hauptgrund, warum sich ausländische Anleger für eine Investition in Japan entscheiden, ist die Diversifizierung. Als Anlageklasse weisen japanische Aktien andere Eigenschaften auf als US-amerikanische oder europäische. Die Aktien könnten sich anders entwickeln als ihre Pendants auf der ganzen Welt. Dies bietet den Anlegern eine sogenannte Diversifikation. Die Auswahl einzelner Aktien birgt aber ein erhebliches Risiko und erfordert Expertenwissen. Die meisten Anleger sind besser bedient, wenn sie einen Fonds kaufen, der ein Engagement in der Anlageklasse bietet. Die Steiermärkische Sparkasse ist mit ihren eigenen Fonds zu rund 1 bis 5 Prozent am japanischen Aktienmarkt engagiert.