Was für China, Indien, Korea und Taiwan in einem EM-Portfolio spricht

Aktuell interessante Länder und welche Auswirkungen die angekündigten Zölle haben könnten.

Franklin Templeton/Red. In der Vergangenheit wurden die Allokationen in Schwellenländer überwiegend durch Kapitalzuflüsse nach China bestimmt. Nach Covid und angesichts der geopolitischen Fragmentierung, des harten Durchgreifens gegen Tech-Unternehmen und der immobilienbezogenen Herausforderungen in China haben viele Anleger, insbesondere in den USA, ihr Engagement in China überdacht. Die Europäer haben einen pragmatischeren Ansatz gewählt, aber dennoch ihr Engagement reduziert. Die Abflüsse aus chinesischen Aktien wurden teilweise von Indien und einigen anderen Ländern aufgefangen, aber nicht vollständig. Ende 2020 lag beispielsweise das Gewicht Chinas im MSCI ACWI-Index bei fast 5 %, das Indiens bei etwa 1,2 %. Ende vergangenen Jahres lag China bei 2,5 %, während Indien auf 1,9 % kletterte.

Das gestiegene Gewicht Indiens ist auch auf die hervorragende Wertentwicklung zurückzuführen, da die Strukturreformen der Regierung erste Früchte tragen und das Land auf der globalen Bühne immer mehr an Bedeutung gewinnt – sowohl politisch als auch wirtschaftlich.

Auch in China ist wieder ein verstärktes Interesse zu beobachten. Die großen und gezielten Konjunkturpakete in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 haben das Vertrauen der Investoren gestärkt, und die jüngste Veröffentlichung von DeepSeek hat China im globalen KI-Wettlauf fest etabliert.

Wir haben also gesehen, dass Investoren ihr strategisches Engagement in Schwellenländeraktien beibehalten, aber innerhalb dieses Bereichs waren die letzten Jahre von erheblichen Verschiebungen geprägt. Es wächst auch das Bewusstsein, dass diese Märkte einen differenzierten Ansatz erfordern, sodass das Thema „Disaggregation“ – die Betrachtung einzelner Länder statt der Schwellenländer als Ganzes – stark an Bedeutung gewonnen hat, ebenso wie Strategien außerhalb Chinas, beispielsweise in Form von ETFs. Diese vermitteln nicht unbedingt eine negative Sicht auf China, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass China als Volkswirtschaft wichtig genug ist, um eine separate Allokation zu rechtfertigen. Dies kann Anlegern auch dabei helfen, das spezielle Profil des Landes besser zu managen.

Chancen innerhalb der heterogenen EM-Gruppe

Strategisch sind wir nach wie vor von Indien überzeugt. Die Märkte haben in letzter Zeit eine Korrektur durchlaufen und die Bewertungen haben sich deutlich abgeschwächt. Sie liegen jetzt im Rahmen oder leicht unter den langfristigen Durchschnittswerten. Das starke demografische Profil, die Regierungsreformen und die technologische Innovation im Land sind anderswo kaum zu finden, schon gar nicht in dieser Kombination. Bevorzugte Sektoren sind Konsumgüter und Finanzen. Letztere werden benötigt, um das rasante Wachstum zu fördern, und werden davon profitieren. Der indische Anlagemarkt ist jedoch nicht so groß. Von Tausenden börsennotierten Unternehmen sind nur wenige hundert wirklich relevant. Anleger sollten also auch nicht zu eng gefasst vorgehen, um diversifiziert zu bleiben und wirklich alle Aspekte der vielschichtigen Möglichkeiten auf dem Markt abzudecken.

China ist aus Bewertungssicht interessant, und wir sind konstruktiv. Aber Investoren müssen in der Lage sein, die Volatilität zu ertragen. Die staatlichen Anreize sind ermutigend, aber wir müssen die Situation beobachten, um sicherzugehen, dass die Wirtschaft tatsächlich wieder ganz oben auf der Tagesordnung der Regierung steht. Der Markt wird mehr Unterstützung sehen wollen. Und wir rechnen weiterhin mit einem Aufflammen der Volatilität sowohl im Immobiliensektor als auch aufgrund geopolitischer Spannungen mit dem Westen. Die Technologiechancen sind beträchtlich, aber der Sektor birgt auch einzigartige Risiken aufgrund seiner Sensibilität für die nationale Sicherheit und US-Sanktionen. Auch hier gilt: Anleger, die einen breiten Ansatz verfolgen, können ihre Risiken diversifizieren und an der potenziellen Trendwende der Wirtschaft in ihrer Gesamtheit teilhaben, ohne in dem einen oder anderen Sektor übermäßig exponiert zu sein.

Taiwan und Korea

Schließlich sehen wir sowohl Taiwan als auch Korea positiv, aber aus unterschiedlichen Gründen. Taiwan ist bereits ein wichtiger Nutznießer des KI-Themas. TSMC ist derzeit eines der wenigen Unternehmen, das in der Lage ist, KI-fähige Chips herzustellen, die von den großen US-amerikanischen Halbleiterherstellern wie Nvidia in Auftrag gegeben werden. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend die Märkte weltweit weiter antreiben wird und Taiwan davon profitieren wird.

Korea hat in diesem Bereich etwas an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und eine recht schwache Leistung erbracht. Wir sehen hier eine potenzielle Trendwende. Wenn es dem Land gelingt, technologisch aufzuholen, oder der Markt für Unterhaltungselektronik an Fahrt gewinnt, ist das Land gut positioniert. Da sowohl Taiwan als auch Korea Schlüsselelemente der globalen Technologie-Lieferketten besetzen, können wir uns auch vorstellen, dass sie trotz ihrer starken Exportabhängigkeit relativ wenig von der US-Handelspolitik betroffen sein werden.

Die Auswirkungen von möglichen Zöllen

Jeder Markt kann in gewissem Maße betroffen sein, aber die zu betrachtenden Kennzahlen sind die Höhe des Handelsüberschusses mit den USA, der Anteil der Exporte am BIP und die Frage, wo der Markt produktbezogen positioniert ist.

Mexiko ist eindeutig verwundbar. Etwa 40 % seines BIP basieren auf Exporten, und zwar hauptsächlich auf Rohstoffen, Baugruppen und Komponenten. Diese sind für die USA von geringerer strategischer Bedeutung, sodass Mexikos Einfluss minimal ist. Kanada ist ebenfalls sehr verwundbar, aber weniger als Mexiko. Seine riesigen Ölvorkommen sind bei allen Verhandlungen von Vorteil.

Als Nächstes kommt die EU, und zwar vor allem Deutschland, mit einem großen Handelsüberschuss. Aber trotz des schwachen Wachstums ist die EU aufgrund ihrer Größe und Bevölkerung ein beachtlicher Markt, sodass sie erheblichen Widerstand leisten kann.

Auch China wird betroffen sein, nicht nur, weil es einen großen Handelsüberschuss mit den USA hat, sondern auch, weil es als strategischer Konkurrent oder potenzieller Feind angesehen wird. Es handelt sich also um ein vielschichtiges Problem. Aber wir haben während der ersten Präsidentschaft von Trump gesehen, dass die Länder eine funktionierende Beziehung gefunden haben, bevor Covid die Bande vollständig zerriss.

Schließlich sind wir der Meinung, dass Indien in einer starken Position ist. Zwischen Modi und Trump besteht eine persönliche Beziehung, Indien hat bereits die Zölle gesenkt, um der Entwicklung voraus zu sein, und ein Großteil des Wachstums in Indien wird durch den Binnenmarkt angetrieben. Die Exporte wachsen und sind wichtig, aber nicht das entscheidende Element für die Wirtschaft.