Volatilität im historischen Kontext – warum Ruhe bewahren entscheidend ist
Die Kapitalmärkte haben in den letzten Monaten erneut eine Phase erhöhter Unsicherheit durchlaufen. Makroökonomische Sorgen, geopolitische Spannungen und geldpolitische Kurswechsel führten zu teils starken Kursschwankungen. Für viele Anleger stellt sich angesichts solcher Marktbewegungen die Frage: Wie soll man sich in einem Umfeld vermehrter Volatilität verhalten?
(29.04.) Arne Tölsner, Head of DACH Client Group bei Capital Group, ordnet die aktuelle Situation ein: „Zwischenzeitige Rücksetzer gehören zum Wesen der Kapitalmärkte. Entscheidend ist jedoch, nicht das große Bild aus dem Blick zu verlieren.“ Wie er betont, lohne sich ein Blick in die Geschichte, um aus kurzfristigen Turbulenzen keine falschen Schlüsse zu ziehen.
Marktschwankungen sind die Regel, nicht die Ausnahme
Eine zentrale Erkenntnis aus der historischen Betrachtung: Volatilität sei kein Anzeichen für ein Scheitern der Märkte, sondern ein natürlicher Bestandteil langfristiger Wertentwicklung. Tölsner verweist darauf, dass der S&P 500 allein im Jahr 2022 insgesamt 63 Tage mit Kursverlusten von mehr als einem Prozent verzeichnet habe, im historischen Durchschnitt liege diese Zahl bei 62 pro Jahr. Auch in Jahren mit insgesamt positivem Jahresergebnis würden solche Ausschläge regelmäßig auftreten.
Tölsner betont, dass diese Erkenntnis Anlegern helfen könne, emotionale Reaktionen zu vermeiden: „Volatilität kann beunruhigend wirken. Doch wer erkennt, dass solche Unruhe am Markt historisch normal ist, trifft rationalere Entscheidungen.“
Rückschläge bieten langfristige Chancen
Gerade größere Rücksetzer würden sich rückblickend oft als attraktive Einstiegsgelegenheiten entpuppen. Der S&P 500 habe nach Rückgängen von 15 % oder mehr in den jeweils folgenden zwölf Monaten im Durchschnitt eine Rendite von 52 % erzielt. Selbst nach Rückgängen von über % – also im Bärenmarktumfeld – habe die durchschnittliche Einjahresrendite immer noch bei % gelegen.
„Das zeigt, wie wichtig es ist, investiert zu bleiben – auch wenn die Schlagzeilen etwas anderes suggerieren“, betont Tölsner. Wer in schwierigen Marktphasen aussteigt, riskiere, die stärksten Erholungsphasen zu verpassen und lediglich Verluste mitzunehmen.
Bärenmärkte sind deutlich kürzer als Bullenmärkte
Ein weiterer beruhigender Blick in die Statistik: Seit 1950 hätten Bärenmärkte durchschnittlich lediglich zwölf Monate gedauert, während sich Bullenmärkte über rund 67 Monate erstreckt hätten. Die Erholungsphasen seien also nicht nur häufiger, sondern auch deutlich länger. Dieses Missverhältnis zeige laut Tölsner, dass „Panikverkäufe in Krisenzeiten oft zu spät kommen und langfristig wertvernichtend sein können.“
Diversifikation bleibt das Gebot der Stunde
Neben einem kühlen Kopf sei auch eine ausgewogene Portfoliostruktur zentral. Während viele Aktienindizes im bisherigen Jahresverlauf unter Druck gestanden hätten, habe sich der US-Anleihemarkt stabil gehalten: Der „Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index“ habe bis Mitte April eine Rendite von 1,% verzeichnen können. In der Kombination mit Aktien würden solche Anleiheinvestments ihre stabilisierende Wirkung besonders in volatilen Phasen entfalten.
„Ein gut diversifiziertes Portfolio ist der beste Schutz gegen emotionale Entscheidungen in unsicheren Zeiten“, resümiert Tölsner. „Gleichzeitig ist es der entscheidende Schlüssel, um langfristig Vermögen aufzubauen.“